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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.10.1894
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-10-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18941006014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1894100601
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1894100601
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-10
- Tag1894-10-06
- Monat1894-10
- Jahr1894
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Bezugs-PreiS H> der tzaupteppedltion oder de» kn Stadt bezirk und d«a Vororten errichteten «,s» ooöeflellen abgeholt: vi»rkrliShrIlch^I4.80l bei zweknaliger täglicher Anstellung t«1 Hau» >i 5 50. Durch die Post bezöge» kür Deutschland und Oesterreich: vierteliüdrlich ^ 8.—. Direkte täglich« Dreuzdandieudung int Ausland: mauatltch 7.50. LteMorgen-Aus-abe erscheint ttgllch'/»7 Ugr, di» Adeud-Au-gab« Llrcheutagt 5 Uhr. LeLerlioa und LrseVtioa: Jotzanue-gaffe 8. Dte Enxditlo» ist Wochentag» aauatarbrochr» »edffuet vo» früh 8 bi» Abends 7 Uhr. Filialen: v«, Kknmu's »ortt«. («f-ü» Uuiversität-ftraß» 1« Lont« Lösche. » Muthartueustr. 1t, Port, und -Sulgsplatz V. Morgen-Ausgabe WpMtr.TMblaü Anzeiger. Legan für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Nnzeigeir-PreiS die sigespaltme Petitzeile 20 Psg. Nrtlame» Mit« de«NedaUlou«strich (4ßd« fpalten) 50-E, »°r de» Famtlteunachrlchü« (6 gespalten) 40-ch. Größere Schriften laut unserem Vreis» vorzeichuiß. Tabellarischer uud Ztfsmujutz »ach höhere« Tarif. Ertr«»veil«>e» (grsal»t). "» »kt da Morgen-Au-aad«. »hu« Paslbesördernug SO.—, «it PoftbesSrdreung ^l 70.-> A»»atz«schl«ß fir Lnzeize»: »dend »»«gab« vormittags 10 Uhr. Morgrn-Aulgatzr: Nachmmngs t Uhr. Sou», uud Aesttaas früh '/»S Uhr. Bei de» Filiale» und Auuahmestelle» je «i»e halb, Stund« früh«, sind stet« a, dt» Ez»«tz1t4n> >» richt«». Druck uud vrrkaq da» G. Pol» in L«t»»i, Sonnabend den 6. Oktober 1894. 88. Jahrgang. Zur gefälligen Beachtung. Unsere Expedition ist morgen Sonntag, den V. Oktober, Vormittags nur bis Vsv Uhr geöffnet. Lxpoältlon 6es L-elprlxer l^xodiattes. Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. Nach dem Einkommensteuergesetz-- vom 2. Juli 1878 und dem Abänderung-gesetze vom 10. März 1894, sowie den dazu gehörigen Au-sührung-verordnnngen »om 11. October 1878 und 80. Juni 1884 werden au» Aniah der Ausstellung de» Einkommensteurr- kataster» sür da- Jahr 1885 die Hau-besitzer oder deren Stellvertreter hiermit aufgesordert: dir ihiic» brhändtgtkn HanSltftrnformulare nach Maft- gäbe der varauf «dgctzruckte» vrftimmunarn aus- zufnllen und htnne» 8 Tagen. n-n »er SufteUnng a» gerechnet, bet Vermeidung einer Grltzstrafe bis ,u So Mark entweder persönlich oder durch Perfunrn, »eiche zur Beseitigung etwaiger Mängel sichere tzlostunft zn erthetirn »erwöge», an den ans den Hau-lisiensormularen anargevenen Eteuerstellen adzugeben. Die Ausfüllung der vausiiftrn hat ml« loa I-wockd, ua »»ol» i» nach de« Persuneiiftandr «am L». «vte»I»vr zu grfchehen. Es können deshald HauSllften re»r dem IL.Lclader unter keinen Uwttändrn angenommen werden. Aristübrrschrcitunge» sind nach v. 7s de» Ein- kammenstcuergefeTe» mit »eldftras» unnachsicht- Itch zu ahnden. Um Uedriaen wird aus ß. 35 des ongezoaenen Gesetze-, wonach sowohl der Besitzer eines Hansgrnnkftucks für die Ticuer- hrtrSge. welche in Folge »on t»,n verschuldeter unrichtiger oder nuvoNstandiger Angaden dem Staate entarhen, hast»», wie auch jede« Familirntzaupt für dle richtige Angatc aNrr z» seine« Hausstände gehörigen, ein eigrue» Einkommen habende» Personen, rinschltrtzllch der Aftermietder und Schlafftrllrnmtethkr, verantwortlich ist, iowie »arans besonder« bingewiesen, dah di« aus der Irtztr» Seite der HauSttsieniormular« defindlich« Bescheinigung von dem Hau-besitzer, dez. dessen Stell« Vertreter untcrschrtftltch zu vollziehen ist. Wenn Hau-besitzer oder deren Stellvertreter Hau-Iislcnformular« nicht oder nur in unzureichender Zahl «halten haben, können sie dergleichen an den detr. Gteuerslellen in Empfang nehmen. Leipzig, am b. October 1884. Der Math der Stadt Letdrig. De. Georgt. Koch. Lkkanntmachung. Die Herstellung rin« Schleiche S. Tlaff« im ThomaS-Gäßchen soll an «inen Unternehmer verdungen werden. Di« Bedingungen und Ausschreibungsunterlagen für diele Arbeit liegen i» unserer Ticsbau - Verwaltung, Ralbdaus, 8. Stockwerk, Zimmer Nr. 23 au- und können dort eingesehen oder gegen Ent richtung von 50 di« auch in Briesmarken ringesendet werden können, entnommen werden. Bezüglich« Angebote sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Schitlchenbau im Thomnl-Bäßchen" verseben in dem oben bezeichn«»»« Geichäst-zimmrr dis zu» 11. d. MtS. b Ubr Nachmittag» »inzureichen. Der Rath drdäit sich da» Recht vor, sämmtliche Angebote ab» zulrbnen. Leipzig. Len 4. October 1884. De» Math« »er Stadl Lei»,lg le. 4786. Etratzendandedutation. Bekanntmachung. In Gemäßheit de- tz. 1 der Boejchriüen sür di« Au»sShrung von Anlage» zur Benutzung der ftädtisll>en Wasierwerke vom 6. Februar 1888 machen wir hierdurch bekannt, dah der Klempner Herr Oscar Hnntzald, Johannisgasse Nr. 28, zur Uebernahme solcher Arbeiten bei un« sich angemrldet und den Besitz der hierzu erforderlichen Vorrichtungen nachgrwiesen hat. Leipzig, den 3. October 1884. Der «akh der Stadt Leidstg. X. 6344. vr. Georgi. Wolfram. Gesucht wird der om 18. October 1866 in Erfurt geboren« Kaufmann Earl Hellgreve, welcher zur Fürsorge für sein Kind anzuhalicn ist. Leipzig, den S. Oclober 1894. Drr Rat» der Stadt Leihst,, «rwen-Amt, «dth. IV». X. k. IVa. Nr. 1044 c 84. H«Nischel. Hr. Gesucht wirb drr am 25 October 1849 zu Achern in Baden geborene Stell, macher Leopold Köppel, welcher zur Fürsorge sür seine Familie anzuhalten Ist. Leipzig, den 4. October 1884. Der Math der Stadt Leihst,. Armrftamt, Ahttz. 1l. X.A.II1.lS68d Hrntschel. »Lhpel. Steinbruchs-Berpachtung. Der in Klingaer Flur — in der Nähe vo» Naunhof bei Grimma — gelegene fi-ralische Cleinbruch mit dem dabei befind lichen H«ufe und Ackerland« soll Montag he» 1L. kctoder hss. )s.. varmtlta,» 1v Nhr in der Ezvedillon drr mllnnierzeichneien Bauvenvalierei. Bahnhof, siroi« 17, 2 Treppen unter den daselbst rlazuiehenden Bedingungen ans di« 8 Jahre 1895 bis mit 1900 an de» Meistbietenden per- »achtrt werden. Leipzig, am S. October 1894. K»n»,licht Ltratzen- n«h Biosserhan-Znshertton. Kö»«>lich« -anverwaltrrei. Vor der Entscheidung. * Wie der Telegraph au» Berlin meldet, bat sich hkute der Reichskanzler Graf Caprivi nach HubertuSstock zum Bortrage beim Kaiser begeben. Mit diesem Bortrage, der sich zweifellos auf da« Thema der Bekam pf un aber Um sturzbewegung bezieht, da» in den letzten Wochen im Mittelpunkte der Preßerörterungeu gestanden und den Gegen stand mehr vorläufiger als abschließender Berathungen in den Ministcrialinstanzen gebildet hat, tritt die Frage, „was werden soll", in ein neue« Stadium: in da» Stadium der Verhandlungen zwischen dem Reich-oberbauple und dem ersten Beamten de» Reichs. Bon der Entscheidung, dir in dem einsamen Jagdschloßchen fällt, wird wohl die Richtung und da» Maß der Arbeit abhängen, welch« noch bewältigt werden muß, bevor der Reichstag seine neue Cam pagne beginnt. In diesem Stadium ist e- von besonderem Interesse, sich zu vergegenwärtigen, wie Graf Caprivi bisher zu jener Frage sich gestellt hat, wir er sich seinem ganzen Wesen und seiner Vergangenheit nach voraussichtlich demnächst zu ihr stellen wird und von welcher Seile ihm die meisten Schwierig keilen bereitet werden. Durchaus zutreffend wird dies in einem Artikel drr Münchener ,Allgem. Zig." erörtert, drr von einem bekannten nationalliberalen ReichStagSabqeordoeten herrühren dürste und jedenfalls die von un» bereit« zurück- gewiesene Auffassung de- genannten Blatte», man baue in nationalliberalen Kreisen dir kühnsten Luftschlösser, als ein« durchaus irrige erscheinen läßt. Der Artikel führt auS: Bon Dem, was der Reichskanzler sür wünschenSwerth wenigsten« bis vor Kurzem gehalten hat »nd vielleicht auch noch jetzt hält, hat sich Jeder rin leidlich klares Bild machen können, der au« den Blättern, die dem Grasen Caprivi am nächsten stehen, dir Abneigung de« Letzteren gegen eine Actwn im Reichstag, hingegen sein Einverständniß damit herau«zultsen vermochte, daß in Preußen mit einer Revision der Gesetzgebung im Sinne einer Berstärkung der Machtmittel des Staate» gegenüber der Umsturzpropaganda vorgegangen werde. Wer aber den Grasen Caprivi einigerniaßen kennt, sagt sich schon jetzt, daß e» gar nicht ausgeschlossen sei, daß drr Reichskanzler in der entscheidenden Stunde aus feinem Standpunct nicht beharre. Wie verdällnißmäßig leicht der drrmalige erst« Ratbgeder de« Kaiser», sobald Seine Majestät spricht, Auffassungen prei-zugeben bereit ist, an denen er lange mit Zähigkeit fcstgehallen bat, konnte man in den Augusttagen de» Jahre» l892 wahrnehmen, als die Actio» sür die Berstärkung der deutschen Wehrmacht unter gleichzeitiger Concebirung drr zweijährigen Dienst zeit vorbereitet wurde und der Kaiser nach der Truppcn- desichtigung ans dem Temprlhofer Felde eine Ansprache dielt, auS welcher berau-gelesen wurde, der oberste Krieg-Herr sei so gut wie entschlossen, im Wesentlichen an dem bisherigen Status festzubaltcn und die Resorm mindestens zu vertagen. Nachdem bi» dahin in den dem Reichskanzler näckststebenden Blättern mancher inspirirtr Artikel zu Gunsten der zweijährigen Dienstzeit dir Bekanntschaft mit drr Druckerschwärze gemacht batte, druckten, sobald der Kaiser gesprochen hatte, di« Caprivi- Blätrer sofort Stellen au« srüberen Reden de« Reichskanzler» wieder ab, in denen derselbe sich mehr gegen als sür die zwei jährige Dienstzeit anSgesprocheu hatte. Liegt eS also durchaus in der Wahrscheinlichkeit, daß der Kanzler ohne Weitere« derjenigen Austastung sich anschlicßen werde, welche beim Kaiser vielleicht schvn vor dem Bortrage zum siegreichen Durchbruch gelangt ist, so ist e» gewiß doppelt und dreifach deplacirt, wenn die Caprivi-Ossiciosen neuerdings den Richter- und Nickert'schcn FähnleiuSsührcrn Recht geben zu wollen scheinen mit ihrer Behauptung, die An hänger BiSmarck'S rechneten darauf, der Kanzler werte beim nächsten Bortraste dri Sr.Majestät dem Kaiser dieCabinrtSsrage stellen »nd damit eine Entscheidung herbeisühren, die im Sinne der sogenannten .Fronde" läge. In drr Thal, e» gehört wenig Scharfblick dazu, um zu erkennen, daß die Freisinnigen durch solche Mittel den Grafen Caprivi lediglich vor dem Wciler- schreiten aus dem vo» ibm seit Woche» und Monaten betre tene» Wege de« Befürworten« einer Berstärkung der Macht mittel de» Staate« gegenüber derUmsturzpropaganda abschrecken wollen. Derjenige Theil der Presse, welcher die Traditionen de« Fürsten Bismarck bochbält und vertritt, hat sich bekanntlich säst ausnahmslos erfreut über den Beginn eines Umschwung» in der Austastung der leitenden Kreise ausgesprochen und hat, indem er sein sachliche» Einverständniß mit den letzteren kund gab, den Gedanken einer parteilichen Stigmatistrung der Inauguratoren de» neuesten CurseS vollständig zurücktrelen lasten. Im Gegensatz hierzu kennt die Caprivi-Pressr. wie e« den Anschein hat, nach wie vor keine wichtigere Aufgabe, als da» Mißtrauen de« jetzigen Reichskanzler- gegen die BiSmarckianer rege z» halten und damit die Schwierigkeiten drr Stellung de» Nachfolger» de- Fürsten Bismarck lediglich zu vergrößern. Denn je länger sich die Parteigruppen al« die eigentlich dem Grasen Caprivi nächststebeiiden fühlen und geriren dürfen, deren A und O ist, daß mit der Erbschaft Bismarck'» aufgeräumt werden müsse, und die erst letzter Tage wieder ibrer Besorgniß, Graf Caprivi konnte über kurz oder lang aufhoren, Reichskanzler zu sein, in dem bezeichnenden Satze Ausdruck geliehen haben, r» sei sür da» Wohl de« Reiche« unbedingt WünschenSwerth, daß an seiner Spitze «in Mann stehe, der kein Sondrrinterefle weder für seine Person noch für seinen Stand verfolge, um so weniger lriwt wird r« sein die Periode der Irrungen und Wirrungen de« »falschen Ber söhnungSstrebens" zum Abschluß zu bringen und die Linie zu gewinnen, auf der sich die Anhänger de» Alten und de» Neuen Curses zusammensinden können im Interesse der Sache, ohne Ansehen der Person. Bon solchen Erwägungen fühlt sich die Caprivi-Presse frei Indem sie fortgesetzt in BiSmarck und dessen Anbängerschast die Feinde de» Kaiser» und des Reich» siebt, wie sie sick diese vvrstellt, uud nach wie vor eine Art Boykott über taS Bismarck'schr Lager zu verhängen sür dir wichtigste Reich« angeleaenbeit zu halten schein«, vrrrätb sie nur «hre ganz liche Verkennung de« Zusammenhang« der Dinge, die bei Beurtbrilung des Wesen» der Umsturzpropaganda am schwersten ins Gewicht fallen, und wächst sich überdies immer mehr zu einer persönlichen Gefahr für den jetzigen Reich kanzler aus. Deutsches Reich. K Berlin, 5. Oclober. Ter volkSparteiliche Delegirlentag mit seinen socialpolitischen AnstandSdepensen ist vorbei und die »Freisinnige Zeitung" kann sich wieder ihrer alten Liebe widmen. Sic Ibut die« mit Inbrunst, indem sic in ihrem politischen Theil au- dein Wochenbericht eine« Bankgeschäft« einen in eine »Beurtheilung" der Wirkung drr Ävrsrnsteuer eingewickelten Ablaßzettrl sür demnächft zu begehende Börsensünden wiedrrgiebt. Es heißt da: „Jene gkietzgeberii'chtn Maßnahmen (wie Börsensteuererdöhnnq) haben da- BörfengeschLst fast ein halbe- Jahr lang ganz lahm gelegt und den Uiiternebnmng-geist gewaltiam unterdrückt. Kein Wunder, daß. al- sich endlich »ine äußere Veranlassung bot — di« Einsüdrung der deutschen Rrich«anleid« in London —, di« Speculaiion mit der ganzen ihr innewohnenden Spannkrost da- Versäumte nachzubolen sucht und daß sie dabei hier und da Gefahr läuft, in das Uebermaß zu verfallen. Hätte di« Börsenslruer nicht eine ganze Reiht solider Element« dem Markte, wenn auch nur zeitweise, entfremdet, o würde da- Geschäft «tnen regelmäßigen legitimen und ruhigen Gang genommen haben. Heute dagegen will dt« Speculaiion di« erzwungenen Monate der Ruhe wieder wett machen, und ihre Träger müßten keine Menschen sein, wenn es dabei ohne Uebertreibung und ohne Ueberspannuug des Bogens vergehen sollte. Daß die Bürsensteuer die Ver minderung der kleinen soliden Lagessptculatlon zur Folg« habe n, daß aber dir groß« Spekulation dadurch in keiner Weije beeinträchtigt und daß, je enger der Kreis gezogen werde, die Lour-bewegungen desto hastiger, unvermittelter und uncontrolirbarer austrrten, die Gefahr rascher uud gewalt samer Rückschläge um so näher gerückt würde: da« Alle» haben di» Gegner der Börsensieiier s. oft genug bervorgehoben, und gerade der Verlaus der letzten Wochen hat die Richtigkeit ihrer Warnungen bestätigt." WaS die Börsenintereffenten gegen dir Erhöhung der Börseusteuer vorgedracht habe», ist noch Wohl erinnerlich, da« Gcdächtniß reicht aber weiter zurück, und man weiß, daß die Hauplursachen der bisherigen Depression die furchtbare Schädigung und langwirkende Abschreckung des Publicum« durch die vorauSgegangenr wilde Speculalion, die Emission fauler Papiere und große Betrügereien gewesen sind. Nach der Erböbung drr Börsrnsteurr spielten dann die Schwierigkeit, Bankiers und Makler über die Berthrilung der Mehrbelastung zn einigen, die tobte Saison und auch die Absicht, etwa« gegen die Steuer zu demonstriren, eine Rolle. Wa« Herrn Richter so gut gefällt, daß er es durch Sperr druck hervorhebt, die Bcbauplung nämlich, daß die beginnende «Uebertreibung und Ueberspannuug" eine Folge drr Steuer- erböhung sei, ist der „Gipfel" — sagen wir unrichtiger In- ormalion. Die höhere Börsensteuer soll Schuld an dem erwarteten Schwindel tragen! Wie aber war eS denn, um nicht weiter zurückzugreisen, 1889/80? Waren damals die CourSbewegungen nicht auch „hastig" und namentlich »un- controlirbar"? Und batte etwa die Börsensteuer von 1894 in jene Periode der Volksausbeulung durch die Börse ihre Schatten vorausgeworfen? Wenn ein Geschäftshaus, das lediglich Privatinteressen verfolgt, solche Ungeheuerlichkeiten verbreitet, so ist das zunächst die Sache seine» Kundenkreise«, daß aber die „Freis. Ztg." dergleichen wiedergiebt, ist eia werthvoller Beitrag zur Würdigung rer neuerdings häufiger (cdörten Versicherung, dir Freisinnige Volksparte» sei keine ijörsenpartei. ID Berlin, 5. October. Die socialdemokratischea Blätter mache» seit den Vorkommnissen in drr hiesigen Oberfeucrwcrkerschnle die größten Anstrengungen, der Welt den Glauben beizubringen, daß die Socialdrmokratir nicht nur nicht im Heer zu agitiren such«, sondern auch stets die »Genossen" davor gewarnt habe. Auch »Der Sociab demokrat" stößt heute in diese» Horn und citirt al« Beweis Nicke Artikel des eingegangencn Züricher »Socialdemokrat" Die Socialtemokralie bat aber wiederholt versucht, in der Easernc sür ibrc Ideen Propaganda zu machen und den Soldaten rebellische Gesinnung rinzuslvßm, wir folgend« Thatsachen beweisen: In den ersten deutschen Hoch- verralbSproceß (l88l) war ein hiesiger Handlungsgehilfe verwickelt, der mehreren socialdemokratischen Vereinen an- gehört«. Er hatte revolutionaire Schriften in der Caserne tc« hiesigen Nlepander-Garde-Greiiadier-Ntgimeiits verbreitet und wurde dafür vom Reichsgericht mit 2>/, Iabren Zucht- hau« bestraft. Der Agitator, Schriftsteller Christensen, be kannt an» dem Ihring Mablow-Proceß» verbreitete nach seiner Ausweisung ans Berlin socialdemokratische Schriften unter den Soldaten in Plauen, was ibm 6 Monate Gesängniß rin trug. Christensen war »nd blieb auch sehr angesehen bei der Parteileitung, di« ihn dann bei drr Ersatzwahl im ersten Berliner Reichstagswahlkreise al» Candidaten aufstcllrn ließ Später erhielt er da» Geld zur Uebrrsiedelung nach Amerika und «inen Posten am »Ehicagoer Vorboten" Hieraus ist zu ersehen, daß die Parteileiiung mit der Agitation Christensen « völlig einverstanden gewesen ist. Vor etwa zwei Jahren wurde, ein dritte- Beispiel, ein Reserve- Unterosficier und Maurer zur Uebung eingezogen. Vor seiner Abreise nach dem Bestimmungsort ging der Eingezogene rum Cigarnnhändler ReichstagSabarordneten Schultz« ,n Königs berg und nahm von denen Ehefrau ein für ihn bereit ge haltenes Packet sortirter sociatdemokratischer Drucksachen in Emvfang, die er an seinem Bestimmungsorte theil« in der Caserne, theil« auf der Maurer-Herberge vrrlbeilte. Dafür erhielt er hohe Strafe, die er jetzt im Gesängniß »u Breslau verbüßt. Welch« Hoffnungen die focialdemokratische Partei aus das Mililair setzt, da- spricht der »Socialdemokrat" in seiner gestrigen Nummer folgendermaßen au». „ . . . Drr Soldat geht au» dem Volk hervor und ec athmet dl« Lust des Volker. Tritt er al» Socialdemotrat unter dle Fahne, so zledt er den Eorlaldemokraten nicht aa«. indem er de» ,,K«nlg« Rock" anzieht — und dir Rohheit a»d Ungerechtigkeit, weich« et um sich sieht und dir er selber Iadre lang zu erdulden bat. «erden lhu >» seiaen soeialdemokratischen Anschauungen nur desiarken, ihn da- herrschende System, da» ohne den menschenevtwürdigenden Mili- lattemu« nicht bestehen kann, nur um so grimmiger Hallen lehren. Und je mehr unsere Feinde Im Bewußtsein der steigenden Geiobr ihrer Lag« den Mtlilari-mu- aulbilven, je mehr Soldaten sie schaffen, desto mehr Socialhemokraten kommen auch in die Armer. Und ist einmal drr soclaldrmokratifchr Grdantr io mächtig und so verbrrilet grwordrn, daß rr In die breiten Massen de- Volke« eingedrnugen ist und ihr Fühlen und Handeln dederrsckt. dann bederrscht er «nch die Armee: di« Soldaten werden sich nicht mehr zur Unterdrückung de» Volke« gebrauchen lallen, und dt» Säule. aus welcher drr heutige Elasten- uud Eewaltftaat beruht, bricht zusammen nebst dem blutgekitteten Vau, de» sie trug. Das ist mit zwingender Nothwrndigkeit da« Ergebniß der socialdemokralischen Bewegung und der modernen Entwicklung — »in Ergebniß, da« unsere Feind« durch kein« List und keine Brwaltthat abweuden, da- sie tm Gegentbeil gerade durch ihr« Liste» uud Gewaltstrrich« uur beschleunigen käanen." 6. N Berit«, 5. October. (Privattelegramm) Der Kaiser bat den Bicepräsidcnten von Paraguay Morinigo al« im Besitz der Regieruagsgrwalt befindlich anerkannt. (-) Berlin, 5. October. (Telegramm.) Dem V««steS rath sind, der »Nordd. Allgem. Ztg." zufolge, die Etat« de» Reichskanzlers, der Reichskanzlei, der Reichsjustiz- vrrwaltung und der Reichsriseabahnen pro l895/8V zugegangen. -- Berlin, 5. October. (Telegramm.) Im Beisein des RcichSkanzlcrS Grafen v. Cavrivi und de» aesammten Staat»Ministerium» fand heute Mittag dir Beisetzung der Leiche de» UnterstaalSiecretairs Homeyer statt. Der Kaiser hatte durch seinen Adjutanten den Angehörigen sein Beileid aussprechen und .einen Kranz auf den Sarg airdrr- legen lasten. H. Berlin. 5. October. (Privattrlegramm.) Der deutsche Botschafter in Petersburg, General drr Infanterie ». Werder, ist beute Mittag aus Rom inten hier emgetroffru. L. Berlin, 5. October. (Privattrlegramm.) In einer beute abzehaltencn Versammlung der ausgesPerrle» Bremerri- ardetter wurde mitgetbeilt, daß die Unterstützung-gelber bi« auf einige Kundert Mark zusammengeschrnmpft seien und die Streikenden sich so schnell wie möglich andere Arbeit verschaffen sollen. Bon den Arbeitsnachweis-' drstimmungrn soll trotzdem nicht abgelassen werden.^ U. Berlin, 5. October. (Privattelrgramm.) Der Magistrat-asseflor l)r. Freund, von dem die „Bert. Börs.-Ztg." bekanntlich gcmeldet batte, rr habe die an der Beilegung des BtrrboyeoNs bethciligten Factcren zu einer Zusammen- kunsl cinbcruscu. ersucht das geuaniitc Blatt, diese Meldung dahin zu berichtigen, daß er lediglich in seiner Eigenschaft al» Vorsitzender de» CentralverrinS sür Arbeitsnachweis einzelnen Interessenten den Vorschlag gemacht Hab«, den neu zu regelnden Brauer-Arbeilsnachwei« an den Centralardrits- nachweis anzugliedern. — In dem conservativen „Volk" weist ein evangelischer Geistlicher darauf hin, daß iu diesen Tagen ein Teppich für die Gnadenkirchc durch den Generalsuperintendenten geweiht worden sei. Der evangelische Geistliche knüpft daran folgende sür die preußische Landeskirche recht bittere Bemerkungen: „Man muß sich ln der Thal wundern, daß rin euaugeltscher Generalluverinttndrnt e« mit der Würde selne» Amte- sür »er- elnbar halten kann, »in so untergeordnete» Stück der kirchlichen Ausrüstung mit einer so hohen kirckuichen Feier zu umrahmen, wie st« ein durch den Generalsuperintendenten vollzogener Weibe- act darstellt. Ist es einer Kirche, die im Geist und in der Wahr- heit anbetct, würdig, on dieseu tobten Stoff solch »tne Fülle von Geist zu verschwenden, und damit aus da« Niveau der römischen Kirche heruntrrzusinken, in deren Wesen es freilich liegt, den todtcn Stoff mit drr Glorie de« Hetlioenschelus z» um- weben und von also geweihtem und geheiligtem Stoff Segen-ftröine göttlichen Leben« zu erwarten? Oder war etwa von dem weltllcheu Glan, drr Geber diele« kostbaren Stoffe« solch eine Würde auf den Teppich geflossen, daß er dadurch der Weihende eine- evangelischen Generalsuperintendenten wrrld und würdig wurde? E« widerstrebt un-, solche» anznnehmrn, obschon die Anwesenheit auch des Lull»«- minister« bei diesem Act ähnliche Gedanken säst nahe zu legen scheint. Nächsten« werden wir vielleicht von der Weihe der Altar- ftrzen hären, die der Ehre theilhastig werden. In der Gnodeukirch« zu brennen! Gott bewahre unsere Kirche vor dergleichen katho lischem Buchstabendlensll" Der evangelische Geistliche giebt seiner Einsendung die Ueberschrist: „Sind wir katholisch?" — Eine sehr bedeutsame Rede bat auf dem Inter- nationationalen Congreß für Arbeilcrversicherung in Mai land drr Präsident de« deutschen Versicherung«- amte» Herr I>r. Bödikrr gehalten; sie ist in dem tele graphische» Bericht nur obenhin gestreift, nach einem Berichte der „Köln. VolkSzlg." war ihr Gcdankengang folgender: Gern habe man die Pilgerfahrt in diese« Land alter Lultur, die von hier au« ihren Weg nach dem übrigen Europa genommen Hab», augeleetcu, um an einer eminenten Lultnrarbeit mit ldättg zu sein. Er beglückwünsche di» Stadt und da« Land, dos aus dem Gebiet« der Rechts- und Staat-Wissenschaften bahnbrechend war, dos dem modernen Verkehrs-, Handel«, uud Wechselrecht dle Formen gab und auf dem Feld« der höchsten Kunst- und Gewerbe-Thätigkeit jahehnndertelang unübertroffen dastand, zu dem Entschlüsse, dt« all« Welt bewegende Frag» der Arbriterversichrrung aus seine Fahne zu schrttben. Wen» man die Ausbreitung und Ausartung »erderbltcher Lehren hindern wolle, müsse man dem, was Richtige- in ihnen sel, znm Siege verhelfen, de» gnten Kern herausschilen, das Ander« bekämpfen oder «dslerden lasten. Deutschland habe aus dem Gebiet« der Arbei-eriürsorge diesen Weg mulhig betrete», so daß jetzt dereits, wo anderSw» noch iinmer berathrn und übrriegt würde, werktäglich durchschnitt lich eine Million Frone« sür die Arbeiter ausgedracht würde. Wer schwimmen lerne» «oll», müsse ins Wasser gehen. Di« anwesenden Deutschen seien gern bereit, aus Grund ihrer Urdung und Ersahrung nähere Unterweisung zu aebrn, man möge Nur getrost solgrn und ans wrrk gehen. Er hoff« fest, daß dt» ArdeKer- versichrrung sich verobgemeinern werde zum Wohl« des Ganzen und „zum Besten drr Arbeit«, die unser« Brüder sind". — Di« neue Tabakfabrikatsteuer, welche da« Reichs schatzamt projectirt, soll nach der „Deutschen Tabakzeilung" die Cigarren mit 25 bi« 30 Procent de» Werthe» velastrn. Für Rauchtabake sollen zwei Steuersätze in Vorschlag ge bracht werden. Der Eingangszoll soll, wie im vorjäbrigen Entwurf, aus 4o -E per Doppelcentnrr Rohtadak normirt werden. * Brsunschtvkig. 4 Oktober. Kaiser Wilhelm bat jetzt unserem Regenten mitgetbeilt, daß er dir an ihn er gangene Einladung zu der demnächst stattsindenden Hofjaak in Blankenburg a. H. annebme und Freilag» den 2» d. M, Nachmittag 5»« Uhr dort rintrrsien werde. Dir Jag» findet Sonnabend, den 27., statt; am Abend des Iagdtagr« erfslgt bereit« die Rückfahrt des Kaisers. * itzrauftatzl^ 3. October. lieber die hier zu Tage »relrnde polnischeAgitation wird dem »Pos. Tagdl." grschrirbrn: Durch die vor Kurzem erfolgte Gründung eines polnisch- katholischen Vereins seitens de« vor einigen Monaten
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