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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.10.1894
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-10-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18941013021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1894101302
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1894101302
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-10
- Tag1894-10-13
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Man braucht nur kurze Zeit an Ort und Stelle die Verhältnisse studirt zu haben, um zu erkennen, wie zielbewußt England unser innerasrikanische» Gebiet von allen Seiten zu umklammern und einzuengen und seine Erzeugnisse von den Wegen nach unserer »düste abzulenkc» sucht. Unsere westlichsten Stationen sind bekanntlich von Norden nach Süden gehend: Bukoba und Mnanza am Lictoria-Sec, Tabora und die von Major von Wissmann gegründete Station Langcnburg an der Nord-Ost-Eckc de» Nyassa. DaS ganze Land nördlich und westlich Tabora, sowie das Zwischenland zwischen Bictoria- und Tanganyika-See ist immer noch recht reich an Elfenbein, daS bisher den Haupt. wen» nicht einzige» Ausftthrartitel dieser weiten Länderstreckc» bildet und von dem auf den deutschen Karawancn-Wegen jährlich bis 16000 Frasilah sä 35 Pfd.) an die Ostküste gelangten. Bi» vor einem Jahre war der Aufkauf des Elfenbeins ziemlich das Monopol der an der Ostküste im deutschen Gebiet wohnenden, meist indischen Großhändler. Seit zwei Jahren ist dieser Handel aus die Hälfte seine» Ertrags zuriickgeganzen. den» von Norden her dringen zu beiden Leiten deS Vicloria-SeeS englische Agenten, von Westen die des Eongo-Staate» und von Süden her wiederum englische Agenten in das Gebiet ein und kaufen nicht nur den größten Theil de» Elfenbeins aus, sondern setzen vor Allem auch alle Hebel in Bewegung, um die deutschen Händler einerseits nach Norden zur Ausfuhr über Mombassa, andererseits »ach Westen den Congo hinunter u»v vom West user des Tanganyika den Zambesi entlang »ach Süden zu locken. Mit welchen Mitteln dies erreicht wird, kann Jeder leicht errathen; bier sei nnr erwähnt, daß indische Händler in Bagamoyo sowohl aus Mombassa als aus Natal Wechsel bis zu 150 000 Rupien erballen habe» al- Erlös des Elfenbeins, daS ihre von Bagamoyo aus entsandten Agenten an genannte» Plätzen verkauft haben. Die deutsche Regierung aber sieht von diesem Elfenbein weder Waarc noch Zoll. Weshalb aber leidet dies das Gouvernement von Dcutsch- Ostcchrika? Wenn unsere durch internationale Verträge zu- gestandene Interessen-Sphäre am Ostufer des Tanganyila- TeeS hinausführt und noch ein gutes Stück Land westlich deS Victoria-SeeS umfaßt, weshalb legt daS Gouvernement nicht die Hand auf die Schätze dieses Landes? Weshalb versucht es nicht die Manipulationen der englischen und Congo- Agenten zu durchkreiuen? ES wäre in der Thal unbillig, da- Gouvernement hier für verantwortlich zu machen. ES sind ja nur eine Hand voll Soldaten, mit denen ein Gebiet, daS größer al« da» deutsche Reich ist, beherrscht werden soll. Wenn man be denkt, daß die einzelnen Compagnien auf 20, ja bis 35 Taze- märschc von einander entfernt liegen, daß die einzige Ver bindung untereinander und mit dem Sitz des Gouvernements durch schwarze Boienpostcn hergcstellt wird, die gerade nach den wichtigen westlichen Stationen bis zu 3>, Monat zu laufen baden, — dann wird man zugeben müsscn, daß man denn doch recht vertrauenswürdige Kräfte dort braucht. Wenn ein StationSches 7 Monate auf die Antwort auf eine Anfrage warten muß, kann liegt cS auf der Hand, daß er eine große selbstständige Verantwortung z» tragen im Stande sein muß. Da gilt eS, mit Arabern, Engländer», dem Congo-Staat zu diplomatisirc» und dicS unlcr um so schwierigeren Verhält nissen, als selbst den oft uiidercchtigisten Ansprüche» nur Geduld und diplomalische Kunst eiitgcgeiigestellt werde» können in Erkeiiiitniß der eigenen Schwäche, welche eine Unterstützung der Unterhandlungen durch imponireiide Macktcntfaltung meist ausschließt und so häufig »nr durch geschickte Anwendung deS ..cUvikio et impera" etwas erreicht wird. Wenn cs mit so unzulänglichen Mitteln trotzdem gelungen ist, die Sicherheit des EigeiitlmmS unk Verkehr» in den weit aus meiste» Gegenden innerhalb deS StationSgürtclS festzu stellen, so daß cS hoffentlich nur noch geringer Kämpfe (außer den gegen die Wahche) oedürfen wird. um dies Werk in allen Tbeilen z» vollenden, so muß aber endlich auch an die Sicherung der vor dem StationSgürtel noch liegen de» Interessensphäre gedacht werten. Wir brauchen unbedingt eine Station am Tanganyika in Udjiji und eine weitere Station am Victoria-See bei Kawi- routo, sowie das Vorschieben zweier neuer Stationen »ack Süden und Südwesten gegen den Nyassa-Sce bin, welche die Bindeglieder zwischen Langenburg einerseits »nd Mpwapwa, Kissaki und der Küste andererseits bilden müssen, wenn nicht Laligeuburg und unser Nyaffa-Dampfer gänzlich in der Lust schweben sollen. Ebenso kann die Beschaffung von Dampfern oder mindestens guten Stablbooten aus dem Tanganyika-See und dem Victoria-See nur eine Frage kurzer Zeit sein. Alle Mchrbewilligungen au Geld werden in Zukunft in unserer Colonie segar die höchsten Zinsen tragen, wenn sich der Deutsche nur erst entschließen wollte, dem dortige» reichen, fruchtbaren Bode» sein Geld anzuvertrauen. Leider gehen u»S hierin die Engländer noch immer mit leuchtendem Bei spiel voran. Weitherzig in Bezug auf Anerkennung fremder Ansprüche, fremder Grenzen oder sremder älterer Rechte treiben sie ihre Wurzeln mit erstaunlicher Conseauenz nach allen Richtungen vorwärts. Ihr allmähliche» Vordringen zwischen dem Tanganvika und dem Nyassa unter Errichtung der anscheinend unmokivirtcsten Stationen, ihre freilich „och i» duftiger Ferne liegende telegrapkische Verbindung von Capland bis zum Rortende deS Victoria, ibr IbatkrästigeS Bestreben, alle» Hantel vom Tanganyika und Nyassa von seiner östlichen Richtung ab und den Shire hinunter zur Zambesi-Mündung zu leiten, gehört Alle- in dasselbe Programm. DaS ist aber »och nicht Alle-. Englische Ingenieure bauen im Aufträge englischer Privatgesellschaften die an dom reckten Rowuma- User befinklicken Kohlenlager ab. Eine andere Gesellschaft bat bereits die Concession zum Bau einer Eisenbahn von Ibo nach dem Nyassa von der portugiesischen Regierung erlangt und nutzbar gemacht. Daß der Tag nicht mehr fern liegt, an welchem Portugal seine südostasrikanische Colonie ausgiebt, resp. sür eine geringe Summe IrSzuschlagen gedenkt, wirb selbst in RegicrungS- krciseu bestimmt angenommen. Da» Gebiet bis zum Zambesi ist die naturgemäße Fortsetzung unseres deutschen Besitze- nach Süden. Kommt uns England — Hegebenen Falle» — mit Erwerbung dieses Gebietes zuvor, so stellt eS u»S auf dem Nyassa und dem Tanganyika kalt. Durch die natürliche Grenze des Nyassa, des Schirwa- SeeS und die Linie Shire-Zambesi müssen wir in Zukunft von den Engländern im Süden getrennt werden! Die günstige Wasserstraße, den Zambesi, brauchen wir unbedingt, um die Erzeugnisse unseres Hinterlandes an den Seen aus billige und exportfähige Weise nach der Küste zu schassen! Politische Tagesschau. * Leipzig, l.3. October. Ucbcr die gestrige Sitzung des Prrustischen LtaatS- mtnistcrlnms, die fick mit so hochwichtigen Frage» beschäftigt hat, weiß die ossiciösc Presse nicht ein StcrbeiiSwörlcke» zu melde». Ob daran» z» schließen ist, daß »ock keine Ucberein- stilnmung erzielt worden, oder daß die Osficiösei, auck nickt mehr erfahre» als andere Leute, ist sckwcr zu entscheide». Jeden falls könnte man sich nickt darüber wunder», wenn wenigstens Graf Caprivi im Tiefsten angcckell wäre von dem Treibe» der mit seiner Livree sich schmückenden „Helden der Feder" und ihnen die geistige Nahrung entzöge. In dem Bestreben, ihn in einem unturchsickligcn Fabrwaffcr zu erhalten, welches allerlei Fischern das Fische» im Trüben gestattet, verderben sic idm da» Material, das er braucht, um das in Königsberg und Tborn proclamirtc Programm des Kaisers zur Durch führung zu bringe», verärgern die Mittelparteieu, denen die „Norkb. AUgem. Ztg." vorzuwcrscn wagt, sie seien durch den „Berkebr mit Gistiuitteln" „verseucht", und erregen selbst den Grimm der Conservativcn, deren Organ, die „Conscrvat. Corr.", über diese gemeingefährlichen Treibereien sich folgendermaßen äußert: „In einem großen Theil der deutschen Presse ist, veranlaßt durch die uiigeiiieiiic Fmgersertiakeit der geschäjligen Olficiösen, der Königsbcrger Appell: „Aus zum Kamps« für Religion, Sitte und Orduung gegen die UmsturzparteienI" in das Feldgeschrei: „Für oder wider den Grasen Cavrivi!" umgewandelt worden. Ja in echt dtizaiitinisch.ossiciöjer Manier ist in demokratischen wie in ossicioien Blattern sogar von einer „Fronde ' (?) gegen de» Reickskanzler die Rede. Diese Lemokratisch-osfieiöse Beflissenheit, den KonigSderger Appell aus ein persönliche» Gebiet hinüberzuspielen, »in der sacklicken Erörterung Steine in den Weg zu lege», ist absolut ohn- Berechtigung. Der von Sr. Majestät dem Kaiser proclamirte Kamps wird gesiihrt werden, da» sieht fest. Ob die- mit dem gegenwärtigen Reichskanzler oder ohne ih» geschieht, ist ganz nebensächlich. Selbstverständlich aber flehen die Lonservotive» nach wie vor aus dem Standpunkt», daß eS Sache de« Kaiser» und König» sei, seine Rathgeber zu wählen, daß also unter Umstände» wohl bereu Ansichten, Maßnahmen rc.. ober nicht deren Person z» bekämpfen sei. Der Umstand, daß die gesaminte demokratische Presse — einschließlich der der CentnimSpartei — da» Besireden der Osfieiösen, den KönIaSberger Appell für persönliche -Zwecke auSzubeuten, lebhast unterstützt, läßt ahnen, daß die Spitze der eigentlichen Fronde gegen eine ganz andere Stelle gerichtet ist. Wir sind weit davon entsernt, zu glauben, daß dieses widerliche osfleiöS-deinokratische Treiben dem Geschmack« de» Grasen von Caprivi entspreche. Er wird aber nun doch wohl nicht länger mehr zaudern dürfen, gegen daS aemeinschädliche Lsficiösenthum offen und energisch einzuschrelten. Die Treibereien der obersten Preßleitung hoben sich allgemach zu einer Gefahr sür den inner» Frieden entwickelt, die wahrlich nicht viel «ringer anzuschlagen ist, als die un» durch die Socialdemo- ratie drohende." Man kann nur wünschen, daß alle Parteien de-Reichs- tag-, tie zu einem solchen Urtheil über das officiöse Prcß- treiben und seine nothwendigen Folgen gelangt sind, diesem Urtbeile bei den Berathungen über Kampfmittel gegen die Störer der Ordnung kräftigen Ausdruck geben und auf Mittel denken, welche geeignet sind, auch diesen Störern Zaum und Zügel anzulegen. Wie seinerzeit mitgetheilt worden ist, hat der BundeS- ratb sich in Betreff der Auslegung und Anwendung des tz. 3 Abs. 2 des FretzügigkritSgrsetze» über bestimmte Grundsätze geeinigt. Bei diesen Bcrathungeu ist, wie der „Hamb. Corr." jetzt erfährt, preußischerseit- an der Aus- sasiung scstgeballc» worden, daß aus Grund der betreffende» Bestimmung de» Gesetze» der Aufenthalt in einem Buirrce staatc, die tonstigcn Erfordernisse vorausgesetzt, nur solchen ReickSangebörigen verweigert werden kann, die in einem andercii Bundesstaate entweder Aufenthaltsbeschränkungen unterliegen oder wegen wiederholten BettclnS oder wieder Kolter Landstreicherei bestraft worden sind. In dieser Be ziehung ist aber im BiindcSratb eine Bcrständigung nicht u Stande gekommen, vielmehr eine Verschiedenheit der Aus assungen bestehen geblieben, indem einige Bundesregierungen das Erfordernis) der in einem anderen al» dem Auseni- Halis-Staate verhängten Strafe oder Aufenthaltsbeschränkung bestreiten und sich auch ohne diese Boraussetzung zur Aus weisung nach 8. 3 Absatz 2 deS Gesetze» sür besuzl balle». Nachdem die Verhandlungen im BundeSrath zu diesem Ergeb »iß geführt bade», wird zwar, wie der preußische Minister des Iiilicrn in einer Verfügung an die Regierung-Präsidien erklärt hat, grundsätzlich an der bisherigen Auslegung des Gesetze» scstzuhalten, jedoch den durch die verschiedene Handhabung de» Gesetzes in der erwähnten Richtung ge sckaffenen tbatsäcklichcn Verbältnisscn entsprechende Rech »ung z» tragen sein, um die aus dieser Verschiedenheit sich ergebenden offenbaren Nacktheile ferner zu vermeiden. Es ist deshalb der der preußische» Auslegung de» Gesetze» widersprechenden A»we»duug dis aus Weitere» nicht mebr entgegcnzutreten, sondern den betreffenden Bundesstaaten gegenüber in derselben Weise tbalsäcklich zu verfahren, so daß allen Angehörigen dieser Bundesstaaten bei dem Zu- trcffen der übrige» Erfordernisse de» tz. 3 Absatz 2 dar. Aufciilbalt i» Preußen auch dann zu versagen ist, wen» diese hier A»seiilhalishcschrä»k»»gcn unterworsei, oder hier wegen wiederholten BettclnS oder wiederholter Landstreicherei bestraft worden sind. Dieses Verfahren ist zunächst Bayern, Württemberg und Baden gegenüber, aus die die erwähnte Voraussetzung zutrifft, >n Auwcnvung zu bringen, wahrend die bisherige Halitkahung de- Gesetzes den übrigen Bundesstaaten gegenüber so lange beidcbalten werden soll, als diese sich nickt der von den erstgenannten Bundesstaate» dem Gesetze gegebene» Auslegung und Anwendung Preußen gegenüber anschließen. Im Ucbrigen sind die vom BundeSrath beschlossene» Grundsätze in Anwendung z» bringe», nach denen nunmehr einbcitlich im Reiche verfahren wird, was einen nicht zu vcr- kennende» Vo, theil gegenüber dem bisherigen Zustande bc deutet. Insbesondere ist eS von Werth, daß in Zukunft bc züglich deS Verfabren» bei den hier in Frage kommende» Ausweisungen die bezüglichen Bestimmungen de» Gothaer Vertrage- wieder allgemein beobachtet werken. Die Stellung der enr«pätschen Großmächte zum chineftsch- fapanischcn Kriege wird auch heute wieder in einem halb amtlichen Artikel de» „Hambg. Corr." in demselben Sinne wie in unserer heutigen Morgennumcr erörtert. ES heißt darin zu», Schluß: „Es baden bis jetzt, wie man un» mit theilt, nickt einmal die Vorverhandlungen zwischen den Groß- »läcklen über den gemeinsamen Schutz der Europäer in China bereits zu einer Einigung geführt, wie eine St. Petersburger Meldung versichert, wen» auch der Verlaus der Verhandlungen nicht der Art ist, daß kein Vertrauen erweckendes Ergebniß zu erwarten wäre, wie die „Krcuzztg." darlegt. Wenn man freilich der Ansicht ist, daß sich die Verhandlungen nicht aus den Schutz der Europäer beschränken können, sondern auch die weiteren Feirillet-ir. Der goldene Mittelweg. sss Roman von Erich Rott. dkchdnick v»rb«ic». (Fortsetzung.) „Weißt, wir Beide können unS in kurzen Worten au»- sprechen", bub er an, „wie ick mit Deiner Schwester siebe, daS weißt von srüber der. Mein Herzblut gebe ich sür sie, versiebe mich recht, mein Herzblut, daö ist nickt ein Wort. baS man so berauSspricht und sich nichts dabei denkt. Wenn ick so sage, dann ist» auck so, und als die Eva noch klein war, kaum daß sie ordentlich tappeln konnte» da habe ich eS mir schon vorgcnommen gehabt, daß sie einmal einen ganz anderen Platz im Leben einnehmen sollte wie ich. Damals bade ich mir schon in meinem Sinne auSgedacht, daß sie womöglich des Baron» Sohn zum Manne kriegen sollte, ja, schau nur so, da« war mein Plan und ich habe id» unentwegt verfolgt. Daß an dem alten Baron »ich» viel ist, weiß ich so gut wir Du, aber auf der anderen Seite hat er einen bockberühmten Namen, und den Leichtsinn, den sein Sohn vielleicht von ihm ererbt bat, und er hat ihn ererbt, da» sag' ich Dir im Vertrauen, den wird ihm tie Eva mit ihrer Liebe schon auSIreiben . . er atbmcte tief auf . . . „Und nun, wo ich eS nach langen Jahren bis zum Klappen gebracht bade, wo ich auf meine alten Tage noch schier zum Kaufmanne geworden bin, nur damit ich den Baron fest an mich halte, da kommst Du, willst Deiner Schwester Herzglück rauben, willst niein Lebenswerk vernichten, willst womöglich noch vor der ganze» Gemeinde mich in- Lächerliche ziehen, denn daß das ein Hallob gebe, wenn ich mich so verrechnet bade, kannst Du Dir wobl denken. Da« giebt'S nicht, Erich, da muß e« so oder so zur Entscheidung kommen." Er batte sich ordentlich außer Athen, gesprochen, denn unablässig war er rasch den steilen Pfad auswärt« geschritten, so daß Erich Müde hatte, gleichen Schritt niit ikm zu halten. Jetzt hielt er wieder innr. .Wir wollen ein wenig ver- schnausen, die Senne brennt gar zu heiß Wir kommen zeitig genug nach Hanse, zumal geben wir die Straße wieder hinunter, da können wir dort wieder auSgreifen", sagte er. Erich war tief ernst geworden. Er sab ja rin, daß der Großvater vo» seinem Standpunkte au» ebenfalls recht hatte; daS war heute Alles so überstürzt und plötzlich gekommen, daß er noch nicht einmal über die Geschehniffe nachzudenken und sich die Folgen klar zu machen vermocht hatte, welche au» ersteren sich zeitigen konnten. Nach einer Meile nahm Winkler, der den Eindruck seiner Worte auf den Nachsinnenden wohl beobachtete, wieder das Wort: „Weiß Gott, auch ick habe mich rechtschaffen gefreut auf Deine Ankunft, und als Dein letzter Brief kam, da war eS mir wundersam ui»S Herz — und nun soll'S plötzlich wieder au« und vorbei sein mit un» Beiden, Alles nur, weil Du Deinen Trotzkops aussetzen willst; höre mich an", setzte er dann, die Wanderung wieder ausnehmend, hinzu, als Erich nur schweigend mit dem Kopse nickte. „Es ist ein Un sinn, waS Du Dir mit dem Baron einbildest. Ich kenne ihn durck und durch, er ist viel zu feig, als daß er sich an eines Anderen Leben vergriffe. Nun, daS nnr nebenbei. Der Wittmer ist - gewesen, darauf nehme ich daS Abendmahl, und wäre er eS nicht gewesen, so bat er eS abgebrummt, und das giebt ihm kein Mensch mehr zurück, WaS er früher ver büßt hat. Nun also, soll jetzt darum, weil er sich in seinem Ouerkopf festgesetzt hat, sich zu rächen, eine ganze Anzahl Menschen unglücklich werden, mußt Du jetzt gerate herein geschneit kommen, um allen Denen, die Dich lieb haben, da» Herz zu brechen?" Erich war wieder stehen geblieben. Sie hatten inzwischen den Gipfel des Berge» erreicht. Ties unter ihnen lag da« sonnenbeschienene Thal; ein blaudustiger Dunstschleier hatte sich über dasselbe gelagert, die Essen und Schornsteine rauchten, dampfend fuhr ein Eisenbahnzug eben in die BahnhosSballe rin und ihnen gegenüber, aus halber Berge-höhe, erschienen die trotzigen Mauertrümmer der Burg Thumar. „Großvater, aus diese Weise verständigen wir un- nicht", meinte Erich dann plötzlich, während er lies aufatbmete. „Die Befürchtung, Deinen Liebling-plan scheitern zu seben, macht Dich ungerecht. Ich will mich io meiner Lchwrtter HerzenSbündniß nicht rinmengen, obwohl ich viel darum gäbe, wenn sie einen anderen Mann sich auserkoren hätte, um dessen Schicksal gemeinsam zu tragen. Ich kann nun einmal nicht» BegehreoSwerthr» darin finden, eine» verarmten EdelmanneS Weib zu heißen und diesen au» der eigenen Tasche zu füttern. Aber Du darfst von mir nicht» verlangen, wa« gegen Pflicht vnd Ehre ist!" „Ich glaube, Du träumst bei Hellem Tage", knurrte Winkler. .Wa» gegen Pflicht und Ehre ist", versetzte der junge Mann nochmal-, während er sich stramni aufraffie. — „All die langen Iabre lastete eS wie ein dumpfer Truck auf mir, daß mir damals vor Gericht so wenig geglaubt worden ist, und wenn ich mich endlich entschloß, einmal zurückzukehren, so trieb mich doch die Hoffnung dazu an, vielleicht noch etwa» thun zu können, um die Unschuld de» Bcrurtbeilten an daS Licht de» Tage- zu bringen. Ob mir'S geling), das weiß nur Gott im Himmel allein, jedenfalls aber laß ich mir durch keinen Machtspruch der Erde mein beilig Glück rauben. Mich liebt Gertrud, und ich liebe sie wieder. Findest Du mein Bedenken gegen meiner Schwester zuiünstige» Gatten- schon wurmstichig, um wie viel mebr ist Deine Weigerung unbegreiflich, ein liebe-, brave» Mädel nur darum nicht als Enkeltochter anerkennen z» wollen, weil sic da» Unglück hat, eines bestraften Mannes Tochter zu sein." Der Alte hatte sich gebückt und, während jäbc Röthe ihm bi» unter die Schläfe stieg, einen Stein vom Boden auf gehoben; jetzt warf er ihn gegen den schroff dickt vor ihren Füßen thalwärt« »iederbrechenden Abgrund. Der Stein klirrte auf den nächsten FelSabhang und fiel dann weiter, daS Echo wackrusend, in der Tiefe dann verklingend. Winkler aber warf einen unfreundlichen Blick aus seinen Enkel. „ES bleibt also beim alten Reckt", meinte er dann. „Nun gut, willst Du eS nicht ander«, mir kann e» recht sein! Aber nun giebt « nur einen Ausweg. Ich kann keinen jungen Herrn unter meinem Dach gebrauchen, der mir in» Gesicht schlägt . . . und da» thust Du, wenn Du meinem Willen widerstrebst. Entweder Du fügst Dick, wie eS hierzulande Brauch ist, meinem Willen, dann sollst Du herzlich willkommen sein, und wenn ich die Augen schließe, dann ist die Hälfte meine» Hab und Gut» Dir sicher. Thust Du es aber nicht", fuhr er nach kurzem, starrem, gewittersckwerem Schweigen wieder fort, und seine Augen schossen jetzt grelle Blitze, „dann sind wir heute schon, am Tage Deiner Rückkunft, ge schiedene Leute. Es gilt aber dann für Zeit und Leben. Also — Du thust mir die Schande nicht an — Du nimmst die Dirn' nicht . . . nicht wahr?" Er hatte zuletzt in geradezu dringendem Tone gesprochen und schwieg nun er wartungsvoll Der junge Mann blieb ruhig; aber sein rasch über die Lippen kommender Atbem bewies, daß auch sein Innere» tiefe gährende Unruhe beherbergte. „Großvater, da ist jede» Wort überflüssig. Ich habe ge lernt, aus eigenen Füßen zu stehen, uud spure die Krast in mir, Deinem Willen zu trotze» und auch gegen Dich eia liebendes Weib glücklich zu machen. Soll cS denn zum Bruck zwischen un» komme», so ruse ich den Himmel zui» Zeugen an, daß dies nicht meine Absicht gewesen ist, den Bruch hcrbei- zufübren!" „Worte, Worte!" stieß Winkler ungcberdig hervor, „der selbe Trotz, der mir scko» den Buben verhaßt machte, spricht au» Dir. Es giebt keinen zweiten Willen neben mir. Ja oder nein? Wäkle!" Erich war bleich geworden. „Es giebt da keine Wahl, vnd rbrloS würde ich Handel», wollte ich mich Deinem Willen unterjochen. DaS ist nicht KindeSgcborsam. den Tu ver langst — daS ist die unterwürfige Demutb deS Hunde», der an der Kette liegt und Deine» Hof bewacht. — Ich liebe Gertrud und sie wird mein Weib — ick glaube a» die Un schuld ihres BaterS und werde nicht rasten, bis ich sie vor aller Welt erwiesen habe!" „Tod und Teufel!" suhr Winkler auf, während die ZornS- adern auf seiner Stirn anschwollcu, „ich wollte doch, ick bätte Dick nie wieder gesehen. Gcborchen sollst Du, börit Du?" uud sich selbst vergessend, erhob er gegen de» jungen Mann, während seine Stimme vor Grimm iibcrschlug, die Hand zum Schlag. Da kam ein kurze» Zischen über Erich » Lippen uiid auch seine Adern schwollen bedrohlich an: „Großvater, dafür bin ich zu alt", sagte er, jede» Wort scharf betonend, „neck einmal — ick bin der Bub nimmer, der früher schon vor Deinem Blicke sich ängstlich geduckt bat!" „Dann sind wir Beide scriig uiileiiiander", stieß Winkler hervor, während er die erhobene Hand schlaff zur Erde niedcrsinken ließ: „brauchst gar nicht mehr Euikedr zu Hallen aus meinem Hof. Geb Du zu Deinem Liimpengcsindel, mack, wa» Du willst, eS gilt mir gleich, aber mich laß zufrieden bier und im Himmel!" Er wendete sich und wollte mit weite» Schritten den stcinbesäctcn Weg bergabwärts schreiten Aber Erich vertrat ihm ten Weg, während er ihm beide Hände entgegenstreckte: „Großvater, so soll» nicht au-klingen zwischen »nS". murmelte er, „Du mußt dock cinsehen, daß ein Icker seinen eigenen Willen bat und daß ich um Deinen harten Sinn nicht mein Glück opfern kann!" „Ja oder nein!", sagt« der Alte noch einmal, „da giebt» keinen andern Ausweg — ich brauch' keine» Enkel, der sich mir feindselig gegenüberstcllt, der einreißcn will. waS ich in langen Jahren ausgebaut habe!" Erich athmete tief auf. „Daun freilich, Großvater, müffe»
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