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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.11.1894
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-11-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18941109024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1894110902
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1894110902
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-11
- Tag1894-11-09
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Bezugs-PreiS A> der Hauptexpeditio-I vd«r d«n im Stadt» bezirk und den Vororten »rricktelen Au». >adeslellen obgrhol«: vierleliadr!>ch.e«4.üO. oei zweimanger täglicher ZusieNung ir-- Hau» «HO. Dur» die Post dezogeu wr Deulichtund und Oetterreich: viertel,atirlich A.—. Dir«»» tägliche Kreuzdandienduag in» Autlsnd: moncUIlch 7.L0. Dt« vroe-en-Auequt« ericheint täglich'/,? Uhr, di« Lb«ud-Lu»gab« Woch«nrog» ö Uhr. Nedarlion and Erpedition: ZahanneSgass« 8. Dl«Ly«hitio» iftGoch«nlags ununterbroche» g«össnet von früh 8 bi» Abend» 7 Uhr. Filialen: vtl« Klemm » Lvrtiin. «llfrev Hahn), Universitutsilrabe I. Laut» Lösche. Katharivlastr. 14, dort und König-platz 7. Abend-Ausgabe. MMer.TascdllÄ Anzeiger. Organ skr Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. AuzeigenPreis dkr 6 gespaltene Petitzrile SO Psg? Nectomen unter d«m Redaction»strtch («>»» spalten) bO^j, vor den Famitinraachttchi«» ik gripaltea) 40^. OrShere Schriften laut unter«» Prris» vrrz«ichniß. Tab»llari1ch«r und Zsssrrnsap nach höhere« Tarif- Grera-Veilan«, (gefall), nur mit d«r M argen. Nnsaod« , ohne Poftd«f»rd«n»g SO—, mit Postdefvrderung 7V-. Iiaaadwkschlak sör Anzeigen: Uh«»d-Bn«gabr: Vormittag» 10 Uhr. Mvrg«n.Ausgabe: Nachmittag- 4 Uhr. Sonn, und Festtag» früh '/,S Uhr. V«i den Filialen und Annahmestrllen ;e ein« halbe Stunde früher. Anzeigen sind siet» an die Expeditim» zu richten. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig 57L Freitag den 9. November 1894. 88. Jahrgang. Politische Lagesschau. * Leipzig, 9. November. Der Aufenlbalt de» Reichskanzler» in Lüvdeutfchland soll nach brr „Magd. Ztg." nicht nur der Erledigung persön licher und geschästiicher Angelegenheiten gellen, sondern auch dazu dienen, die Wirkungen der Ueberraschung zu de seiligen, die der plötzliche Scencnwechsrl in Sükdeutfchland hervorgerusen hatte und auch wohl Hervorrufen mußte, nach dem am Tage vor der Entlassung de» Grasen Eaprivi dir Eonferenz der leitenden Minister der Einzelstaaten die völlige tlebereinstimmung in Bezug aus die zu ergreifenden Matz nahmen ergeben hatte. Man will auf diese Wirkung auch den Entschluß der badischen Regierung zurücksühren, einen besonderen Gesandten in München und Stuttgart zu bestellen. Läßt hierbei auch die traditionelle Politik der badischen Regierung, ebenso wie die Persönlichkeit des neuen Gesandten Freiherrn von Bodmann — er gekört der nalionalliberalen Partei an — den Gedanken an particularistische Be strebungen nicht nuskommen, so ruft die Errichtung der Gesandtschaft gerade in diesem Augenblick doch einige» Er staunen hervor. Nicht zum Wenigsten trägt dazu die Begrün dung bei, die der Maßregel in Karlsruhe in halbamtlicher Weise gegeben worden ist. Danach soll die Errichtung der Gesandtschaft einem Bedürfnisse entsprechen, da« sick schon seit längerer Zeit geltend gemacht habe und durch die außerordentliche Zunahme der zwischen Baden einerseits, Bayern und Württemberg andererseits anwachsenden geschäft lichen Angelegenheiten gerechtfertigt werde; die Erledigung dieser Angelegenheiten werde durch die Gesandtschaft be schleunigt werden. Abgesehen davon, daß wohl einige Zweifel daran gerechtfertigt sein dürsten, ob die Erledigung geschäftlicher Angelegenheiten in Stuttgart schneller oon Statten gehen wirb, wenn sie durch einen in München rcsidireoden Gesandten, als wenn sie von dem viel näher liegenden Karlsruhe aus direct betrieben wird, läßt die halb amtliche Begründung nicht erkennen, weSbalb zur Errichtung der Gesandtschaft nicht die Genehmigung teS erst vor Kurzem geschloffenen Landtage« eingrholt ist. weshalb man viel-- mehr von der Befug,nß, in dringenden Fällen, wenn der Landtag nicht versammelt ist, im BerorduungSwcae Vor gehen zo lönncn, G-br-uch gemacht hat. E» ist feit der Errichtung des Reiche- diese- die erste und einzige Gesandtschaft, die Baben, abgesehen von der in Berlin, besitzt; gerade Baden war 1871 allen übrigen Staaten mit der Einziehung seiner Gesandtschaften vorän- gegangcn. In Karlsruhe selbst sind außer dem preußische» Gesandten noch ein bayerischer, ein sächsischer und ein württem- bergischer beglaubigt, doch wohnt von ihnen keiner in Karls ruhe, der bayerische wohnt in Stuttgart, der sächsische unk württembergische in München, so daß also der württcm- belgische Gesandte, wenn er geschäftliche Angelegenheiten ,n Karlsruhe erledigen will, durch Württemberg hin- durchreiscn muß. Für dir Beschleunigung in der Erledigung der Auzelcgendeiten gegenüber einem dirrcten Verkehre zwischen Karl-rude und Stuttgart spricht baS wahrlich auch nicht. Es ist Lader der Gedanke nicht abzuweisen, daß die von der badischen Regierung halbamtlich angegebenen Gründe nicht die wahren sind, daß vielmehr politische Gründe den Ausschlag gegeben baden. Welcher Art diese letzteren auch sei» mögen, loviel siebt fest, daß die Behauptung der „Ger mania-, die auf den Großberzog selbst zurückgefübrte Neuerung enthalte eine gegen den Kaiser, gegen die Entlassung de« Grasen Eaprivi und gegen die Umsturzgesetzgebung gerichtete Spitze, nicht« al- eine tendenziöse Deutung ist, deren Motive klar am Tage liegen. Die Kassandrarufe unserer Zanzibarer Neider über den unglücklichen Verlaus der Wspehe-Vrpevtttsn des Gouverneur» Freiherr» von Scheele sind — so wird der bisher zuverlässigen „Teuischkn Afrika-Post" au-Dar-eS-Salaam geschrieben — zum Tbcil leider koch nicht unberechtigt gewesen. Von einem Zurück schlagen derselben durch die Wadehe oder Wanii kann natürlich nicht die Rede sein, die Erpedition ist virlmedr. trotz der sorg fältige» Vorbereitung, durch mißliche Verhältnisse zur Umkehr gezwungen worden. Unglücksbotschasten für dir Deutschen schreiten durch die „sreunklichc" Vrrmitteluug der Araber schneller vorwärts, als die Meldungen von den Siegen deutscher Waffen — so war eS auch dieses Mal Wen Vorwürfe wegen dieser mißlungenen, ziemlich kostspieligen Expedition gereckter Weise treffen müssen, darüber kann man jetzt nock nicht gut rin sicheres Urtheil fällen, so lange eö nicht feststem, ob der Gouverneur von der im Piahenge-Gebiet und andere» in Frage gekommenen Land strichen ansgebrochenen Hungersnolh — der Har^tgrund des Mißlingen». außer zahlreichen Erkrankungen in der Truppe — rechtzeitig Meldung bekommen hat oder nickt. Unerwähnt soll jedoch auch hier nicht bleiben. Laß schon circa 8 Wochen vor Abgang ver Expedition allgemein bekannt war, daß da« Hinterland von Kilwa den Nufitji entlang bis zum Ruaha binauf durch Heuschrecke» total verwüstet und daß »i den angrenzenden Gebieten der Zustand wenig von einer HungerSnoth zu unterscheiden sei. Tie sorgfältige Vor bereitung der Expedition bestand hauptsächlich mir darin, daß man Verpflegungsstat >onrn auf der einzuschlagenden Richtung di« zu der nenbegrilndrlen Station Utanga hinauf errichtete, um dadurch den sonst entstehenden im mensen Kosten für Träger und der durch letztere bedingten Schwerfälligkeit einer Expedition au« dem Wege zu gehen. In vorgesehener Weise wurde denn auch eine Etappe nach der ankeren gegründet, wobei die Erfahrungen teS Eompagniefüdrrr» Fromm, die er auf seinen Forschungs reisen auf dem Rufidji gesammelt hat, recht gute Dienste leisteten. Während die Expedition schon unterwegs war, hatte» wir de«, schweren Verlust de- mit der fortlaufenden Berproviantirung der einzelnen Stationen betrauten kleinen Dampfer» „Fromm" und eine» Leichter« zu beklagen; dadurch stoppte plötzlich der ganze Apparat. In- Gewicht falle» vllVslk srr»»** 1)!) »K »«»«» war, daß selbst dir Scat,»» Ulanga, da» Gebiet de» eigent lichen Stützpunkte» der Expedition, von der Heuschrecken plage befallen war, so daß schon die Besatzung derselben von den aufgespeichertrn Vorrätben leben mußte, ohne dafür eine Ergänzung schaffen zu können. Eoinpagniesübrer Ramfäy und die Lieutenant« von PazinSki und von Bergen, die Officiere jener Station, werden doch sicherlich bei den ibne» vorgeschriebe»«, RecognoScirungSzügen durch da« StationSgebiet je« grenzt nördlich an Kisaki und umfaßt den Sitz der kleineren Mafiti-Häuptlinge am Rufidji und Ulanga, sowie Kiwanga», Cchabrunia« und der Wapogvrv) dir heikle Lage erkannt baden. Nach dem unerwarteten AuSgang der Expedition sind hier die Erwartungen gespannt, wir sick die Besatzungen der Stationen Mpwapwa, Kisali und Kilossa verhielten, vb dieselben sich auf größere selbstständige Züge eingelassen haben oder nicht. Da» Mißlingen der Expedition ist gleichbedeutend mit einer zwecklosen Ausgabe von circa 3V0V0V.E und hat auch in moralisch«! Hin sicht nicht zu unterschätzende Verluste für un« zur Folg». In einigen Tbeilrn unserer Eolonir sehen wir einer reckt bewegten Zeit entgegen. Nie zuvor wurde der Sklaven bandet so frei und ungrnirt betrieben wie gerade jetzt. Au» den von der Heuschreckenplage befallenen Gebieten wird gegenwärtig von den Arabern die „schwarze Maare" obnr jede Gefahr ringejagt und von Mikinbani und anderen südlichen Küstenorten nach Zanzibar und Prniba cxpcrtirt Tic meisten dieser cingesangcnen Dascbensi freuen sich sogar nock ihre» traurigen Schicksal-, weil sic wissen, daß sie als Sklaven mehr vor Hunger geschützt find denn als Freie. Großen Einfluß übt aus den jetzt schwunghaft betriebenen schmäblichen Handel auch der Umstand au», daß da« zanzi- hansische Gewässer, infolge des Auistaiidc- an der Delagoa-Bai, von Kriegsschiffen der europäischen Mächte fast gänzlich entblößt ist. Dem Sultan den Zanzibar, der in seinen Ein nahmen von den Engländern immer mebr und mehr be schnitten wird, ist nun wieder einmal die Gelegenheit geboren, den Bedarf an Sklaven für seine Lclniüblen unk Nelken- planlagen auf die billigste Weise zu vervollstäiibigcn, denn Tippo Tipp und Consorlen stellen ibm Au-iiabinSprrise — muuuL lusmrm lavat. Auf alle Falle ist jetzt ausgeschlossen, daß Oberst von Scheele seinen Posten schon diese» Iabr verläßt, oder auch nur auf Urlaub gebt, bevor er nicht die Wahche gezüchtigt bat; was hingegen seine Familie anbctriffi, so wird diese da» Ebrislscst 1884 bestimmt aus europäischem Boden feiern und auch trotz aller gegenseitigen Behauptungen nicht mehr nach Dar-cS-Tataam zurückkchrcn. D.rS Gleiche gilt vo» dem seemännischen Beiratb teS Gouverneur«, von dem Eapitain zur See a d. Hartog und seiner Gemahlin. Zwischen der politischen Taktik der österreichisch-pali,»scheu Polrit und den preußischen StamineSgenoffe» war schon aus dem Polenseste in Lemberg ein merklicher Gegensatz hervvr- geireten Derselbe zeigt sich jetzt wieder recht augenfällig bei der Beurtheilung de« turbulenten Verhaltens de« Abgeord neten Oi LewakvwSki im österreichischen RcichSratbe gelegentlich der Trauerkundgebung de« Parlaments für den abgeschiedenen Kaiser Alexander lll. Di« polnischen Blätter Galizien« tadeln den Heißsporn aufs leb hafteste So girbt die „Gazeia Narvtvwa" in den ent schiedensten Ausdrücken dem Abgeordneten zu versieben, daß er vielleicht seine persönliche Großmannssucht befriedigt habe mit seinem Verhallen, aber polnisch so tböricbt wie nur irgend denkbar vorgeganacn sei. Er scheine ganz vergessen zu haben, daß dir bsterrrichischcn Polen al» ein angrsrbener politischer Factor sich nicht von idren Gefühlen blind dinreißen lassen dürsten und daß sie durch nutzlose De- ,«w^rl,§"^c!ehren" über die russischen Polen aber viel Undeil derausbesckwörrn könnten. In dem Augen blick, da man an den neuen Herrscher Rußland» mit der Bitte und der Erwartung einer gerechteren Behandlung drrantreten wolle, sei der „Patriotismus" de« Vr. Lewakowski zum Mindeste» gefährlich. Auch der „EzaS" sagt dein hitzigen Parteiführer gründlich die Meinung und döbnt über diese Art von Mutb, an der „ungefährlichen Stelle", nämlich auf der Tribüne de« östrrrei t ischen RrichSratb«, den Helden zu spielen, während de» Stammesbrüdern i» Rußland dafür Übel begegnet werben könne. Da« öffentliche Gewissen müsse sich gegen solche Handlungen auflebnen. Auch dir „Resorma" ein srdr an gesehene» Polendlait, tadelt Or. LewakvwSki, aber sie schiebt den größeren Tdeil der Verantwortlichkeit aus den Polenclub und seine Leitung, dir wohl in brr Loge gewesen wäre, „ne solche Scene zu vermeiden. — Ganz anvrr» denken nun, wir die „B. N. N." constasiren, die preußischen Pvlcn- dlätlrr über den Fall. E» scheint, daß Herr von Ko»cielSk> doch noch nicht da» Rechte traf, al» er auf dem Lemberger Polrnbacchanale seinen Landsleuten da« Zeugniß au«st«Ute: „Wir in Posen baden von Euch in Galizien gelernt, zur rechten Zeit zu schweigen." Kür seine Person mögen diese taktischen ErziebungSreiultatr zutreffen, nicht aber für einen großen Tdeil der Partei. So schreibt der „Gonirc", in diametralstem Gegensätze zu den Lemberger», dem Ab geordneten Or. LewakvwSki eine wahre Hymne der Dank barkeit für sei» inannbastes Auftreten. Der Protest bade für alle polnischen Gebiete große Bedeutung. Tie Polen als Nation (!) batten gegenwärtig nur allein im österreichischen Parlament Gelegenheit gehabt, ihre Gefühle Rußland gegen über zu äußern. Der deutsche Reichstag und der preußische Landtag seien noch nicht einberusen, und wenn gleich nian sich überzeugt halte, baß im gegebenen Falle auch die polnischen Abgeordneten in Berlin einen äbn lichen Protest nicht unterlassen würden, so wolle man dennoch erklären, der Leniberger Abgeordnete l)v. LewalowSk, bade seine Pflicht getban, wofür il,m Anerkennung gebühre. Herrn von KoSciclSsi wird diese» Bckcnntniß viel leicht noch in arge Verlegenheit setzen. Wie schon mitgelkeilt wurde, findet der diesjährige Parteitag der schweizerischen Socialdemokratie am l7. und l8. November zu Biel statt. An demselben nehmen die Mitglieder des ParteicomitöS, die Vertrauensmänner der Partei, sowie Delegirte an« den Ortschaften, welche wenigstens 2llGenosse» zähle», Tdeil. Man wird also ein richtiges Bild von der Starte nnd Verbreitung der Socialdemokratie inner halb der Schweiz erhallen. Die Tagesordnung der zu er ledigenden Gegenstände weist gar keine socialpolitischen Fragen allgemeiner Natur auf; dagegen »ebnien die inneren Angelegenheiten der Parle, — wie auch in Deutschland — einen dreiie» Raum ein. So wird da« Verhalten der Züricher „Ardciterstimnie" dem Gewerkschasi-dunke, so wie einzelnen hervorragende» Parieiniitgliekrin gegenüber Anlaß zu Debatten und zum AuStrag persönlicher Reibereien geben Hierher gekört auch ein von Basel au« gestellter, schon erwähnter Antrag: der Parteitag möge beschließen, daß Streitigkeiten i» der Partei nicht niebr an die Leffent- lichkeit gezogen, sondern jewrilen einem Schiedsgericht unter breitet werden sollen Von weilergebendeni Intereffe ist der Antrag de« Genossen August Herter betreffend Gründung einer großen, täglich erscheinenden socialdemo kratischen Zeitung in Zürich. DaS Partcicomit» soll ausgeforiert werden, i» Verbindung mit dem Gi ütlioerein und dem Gtwerlschasisbnnke unverzüglich die einleitende» Schritte zur Durckführuna kieser Idec zu unternehmen. Dem gegenüber bcan- sol?die „Arbeiterstlmme" dem G^wcr^s^a/tVbund«^a?/^^gÄi überlassen und dafür der Baseler „Vorwärts" als Partei- Organ der schweizerischen Socialdemokratie erklärt werden. Dieser Antrag entspricht den tbatsächsichen Verhältnissen; denn in Zürich beslehen schon zwei große socialtcmvkratischc Zeitungen: „Grütlianer" und „Arheikerssiinmc", eine dritte würde kaum ans ihre Rechnung koninie», dagegen ist der Baseler „Vorwärts" weitaus am besten redigirk unv darum geeignet, officielleS Partei-Organ zu werbe». Endlich ist noch ein Antrag Basel zu erwähnen: Es solle eine Untcr- stützungScasse mit obligatorischen Beiträgen gegründet werden zur Unttislützung politisch gemaßregeltcr Genosse». Referate werben gehalten von Steck (Bern) über die Stellung der iocialdrmolraiische» Partei zum Arbciterbund und Arbeiter- secretariat und von Brand (St. Gallen) über die anzu strebende Einführung de- ProportionalwahlvcrfahrenS für den Nationalratb. Dir BeiteidSlnndgebungcn Frankreich» anläßlich der Lrickenseierlichtkiien sur re» veniorbenen Kaiser Alexandr» »an RufflaoP nehmen den Umfang einer» sreilich gemachten, nationalen Trauer an. Im ganze» Lande sink Subscripsione» dekus» der Widmung von Ti auerkränzrii und anderen Spenden im Gange. Alle möglichen Vercine trete» m» Adressen, Auf rufe», Erklärungen in die Oeffentlichkeit. Pan« wird am 21 ver Tag der Vergeltung. Von B. K. Green. - 1!a»trii«k Vers«»,». IFortsetzimq.t „Treten Sie ein, meine Herren", ertönte jetzt eine süßliche Stimme. „Sie komnien aus Washington, nicht war, und Sie aus Buffalo? Es ist schon recht; mein Herr erwartet Sie." In der geöffneten Thür stand ein großer Neger mit böslich lächelnder Miene, derselbe, über dessen Persönlichkeit man sick seit vierundzwanzig Stunden in der Nachbarschaft den Kops zerbrach. Bei seiner Anrede schreckten die beiden Ankömmlinge unwillkürlich zurück und warfen noch einen langen Blick aus den Himmel über ihnen und dir Straße zu ihren Füßen, als wollten sie für immer Abschied nehmen von der Welt und von Allem, wa» sie bietet. Da» Toben und Lärmen de« nabenden Pöbelbausen» schsinen sie nicht zu hören; «ine schlimmere Furcht ängstigte ibre Seele unv nicht draußen, sondern drinnen im Hause lauerte die Gesabr, vor welcher ihnen graute. Jetzt waren sie Beide emgetreten. und der Neger verschloß die Tdür dinier ihnen. Er crwie« sich als ein gefälliger, wohlerzogener Diener. „Mein Herr wird bald hier sein", versicherte er, nachdem er ihnen die Hüte au« der Hand genommen und sie in da« große Vorderzimmcr recht- geführt batte: dann zog er sich geräuschlos zurück. Die Mäuncr waren an der Ttubenthür sieben geblieben und saben sich mit ängstliche» Blicken um. Ei» reich gedeckter Tisch fiel ibnen zuerst in die Augen. Der größere der beiden Männer, in den, wir bereit« Herr» White erkannt haben, trat einen Schritt näher. „Trei!" sagte er mit seltsamem Nachdrucke, aus die Stühle am Tische deutend. Sein G-säkrle, welcher Herrn Philipp« au- Bnffalo aus fallend glich, naoerte sich jetzt gleichfalls unk begann die einzelnen Geralde auf dem Tische mit verwunderten und zweifelnden Blicke» zu mustern. „Er will, daß wir mit ibm speisen", murmelte er. Der Andere starrte die Weingläsrr an, die bei jedem Gedecke standen. .Ein Mahl von mehreren Gängen", bemerkte er. „Dir» Posscnspiel widert mich an", rief Philipp», „weit lieber wäre es mir gewesen, hier nicht- zu finden al« zwei —" Er stvcktr, und rasch dir Hand auSstreckend, hob er den Deckel von der Schüssel, die gerade vor einem der Teller stand „Ich dachte es mir wohl", stammelte er erbleichend. Wbit« bob nun seinerseits den Deckel von einer zweiten Schüssel »nd ließ ihn nach einem raschen Blicke leis« zurück sallen. „Der Mann bat sich rine förmliche Komötir auS- gedacht", sagte er und fügte nach einer Pause hinzu: „Sehen Sie, e« sind nur zwei bedeckte Schüsseln." „Macken wir ein Ende", sagte Philipp» wild um sich blickend und nahm mit kräftigem Griffe au« der ersten Scküffel eine kleine, geladene Pistole herau«. Sein Gesäbrle erhob jedoch Einspruch. „Nein", sagte er, „acht Ubr stand ans dem Zettel, den ich erhielt; e» fehlen noch l5 Minuten bi» dahin." Er zeigte nach der Stutzubr auf dem Kaminsim». „Fünfzehn Minuten? — Eine Ewigkeit!" stöhnte der Andere, dock legte er die Pistole wieder an ihren Platz und Wbite deckte sogleich die Schüssel zu. Die undeimtiche Stille, welche jetzt entstand, wurde durch die Rückkehr de» Neger« unterbrochen, der mehrere Ebampagnrrflaschen brachte. Sein ehrerbietige« Wesen, seine unerschütterliche Ruhe noch länger still anzusehen, schien Wbite unerträglich. ^Haben Sit den Tisch hier gedeckt?" fragte er in rauhem Ton. „Jawohl, Herr" „Ganz allein?" „Gewiß. Herr." Wbite forschte nicht weiter Die Miene de» Schwarzen blieb unbeweglich, und er dielt dem scharfen Blick, der auf ihn gerichtet war, gelassen Stand. „Mein Herr muß jetzt gleich hier sein", wiederholt« er, aus die Uhr schauend, und entfernte sich abermal» Philipp« batte sich während diese» kurzen Zwiegespräch» an den Kamin gestellt »Sie wollten wissen", bemerkte er jetzt Lästig, „ob ich Familie hätte? Ich besitze rin Kink, ein kleine», mutterlose« Mädchen. Um seinetwillen —" Der ankere winkte ihm mit der Hand, nickt weiter zu sprechen Dann zog er rine Pbotdgrapbir an» der Brust- tascke: „Ick Labe eine kränkliche Frau und —" Er dstlt Philipp- da« Bild hin, da« dieser ergriff „Ein Knabe!" ries er mit bebender Stimme. Wie von einem elektrischen Schlag getroffen zuckten beide zusamnicn. White flüsterte kaum hörbar: „Er ist erst zehn Jahre alt. O, — ick verstehe e» jetzt und deSbalb ergebe ich mich in mein Schicksal." Mit unverwandten Blicken sah Philipps noch immer da» Bild an, da« einen mächtigen Reiz aus ibn auszuübrn schien. „Wie schön, wa« für ekle Züge!" rief er. es entzückt betrachtend. Der Vater stieß einen herzzerreißenden Seufzer au« „Seinesgleichen giebt r» nickt auf der ganzen Welt", sagte er, sein Eigrnthum wieder an sich nehmend. Er getraute tick jedoch nicht, da« Bild anzuseden, sondern barg es rasch wieder an seiner Brust. Uiiterdtsitn war es aus der Straße lauter und lauter grw»rdeu; da» Getiffr batte jetzt »inen solchen Grad erreicht, daß r» die Aufmerksamkeit ver Beiten erregen mußte, wie sehr sie auch mit aadrren Dingen beschäftigt waren. „Wa« gebt da vor?" fragte Philipp« verwundert In diesem Augenblick trat der Rrczcr wieder in-Zimmer „Bitte, beunrudigen Sie sich nicht, meine Herren", demerlte er. „Draußen findet «in kleiner Aufruhr statt. Man ist augenblicklich nickt gut aus die Farbigen zu sprechen und der Pöbel bat wabrschrinlick' erfahren. Laß ick dier bin." Erstaunt über seine Gelassendrit angesichts der ihn be- drohonbe» Gefahr, sahen Wbite unv Pdilipp- einander an „Kommen die Aufrührer hierher?" ries letzterer, „führen sie Böse» im Schilde?" ..An der Ecke wohnen nock zwei Familien, welche schwarze Diener haben", rntgcgnrte der Negrr mit unerschrockener Ruhr. „Da wird es noch zweimal zum Kampfe komm»», der, wenn die Polizei rechtzeitig cinschrritrt, lange genug kauern kann, um Ihnen, meine Herren, Zeit zu lassen — Ihre Mahlzeit zu halten " Seine letzten Worte brachten die Rölbr de» Zorne« in Wbite'S Antlitz; Philipps aber schien von neuer Hoff nung beseelt. „Fürchten Sie sick denn nicht?" fragte er, „man sagt, die Ausrükrer schreckten vor keiner Unthat zurück" „Nur ein» macht mir Sorge", lautete de« Diener- Antwort, „mein Herr wollte Lurch die sechste Avenue »ach Hause kommen; leicht könnte er dem Pöbelbausen in die Hände fallen und nicht zur verabredeten Stund« vier sein." Anscheinend ohne daraus zu achten, in welche bestige Er regung diese Mittbeilnnz die beiden Minner rerketzt», wbr der Neger fort: „Hier unten kann ich keinen Fensterladen öffnen, aber wenn Sie e- wünschen, will ich einmal im oberen Stockwerk binausseben." Er verließ da» Zimmer. „DaS ist kein gewöhnlicher Diener", sagte White mit dumpfem Ton, als die beiden wieder allein waren. „Das Werkzeug ist ebenso gefährlich als die Hand, die eS sübrt. Soll!« er, den wir fürchten, nicht komnien, so ist immer noch ein Zeuge da" ./Der Pöbel brüllt: Tod allen Negern! — Wenn rin Zwischenfall rintritt — e« fehlen noch füns Minuten — so kann e« unsere Rettung werten." Neubelebtr Hoffnung klang au« seinen Worten; der Mann schien wir umgewautclt. Wbite't Wesen dagegen batte sich kaum verändert. „Würden wir nicht trotzdem durch unfern Eid gebunden sein?" sagte er kopfschüttelnd. Der Andere fuhr zurück und sah ihn mit entsetztem Blick an. „Ist da« Ihre Meinung?" sragte er. „Sollte jener Mensch verwundet — gelörtet werken — würden Sie dennoch " Er dielt erschreckt inne. Der Neger kam mit unbör» barem Tritt wieder in- Zimmer geschlichen. „Die Sachen sieben schleckt", äußerte er bedenklich. „Deutlich seben kann ich freilich nicht« bei der Dunkelheit, aber man kört vc» allen Seite» Steine stiegen und da zwischen Stöhnen und SchmerzenSaeschrei. Tie Ausrührer versuchen eben in einem der nächsten Häuser die Ivurc rinzurennen. DaS wirk sie noch einige Minuten Hinhalten." Die Herren blickten schweigend nach der Uhr, welche die achte Stunde zeigte. „Wenn Dein Herr zur festgesetzten Stunde nickt hier ist", ries Philipp« in heftiger Aufwallung, „so balle ich mich für ermächtigt, die- Hau- zu verlassen " „Er wird zur Stelle sein", lautete die Antwort» „wenn er am Leben ist." „Aber", ries der Ankere triumpdirend. als der erste Schlag der Ubr ertönte, „es ist schon acht und — —" Die Hausglocke klang scharf und schrill. Philipp» stockte, da« Haupt sank ibm aus dir Brust, er sah wieder alt und verfallen au» „Seben Sie", sagte der Neger, sich ehrerbietig verbeugend, „mein Herr ist ein Mann von Wort" Wädrend er ging, um da» Hau« zu öffnen, traten die
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