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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.11.1894
- Erscheinungsdatum
- 1894-11-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189411118
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18941111
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18941111
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-11
- Tag1894-11-11
- Monat1894-11
- Jahr1894
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.11.1894
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Bezugspreis tu B» tzaoptrrpeditton odrr den kn Stadt- »«kl «» d«, Vorort»« erri-dtttri, «u«. aadestellei, ,Bg«h,lt: vkrtrljährlich^ 4.50z BÄ Mkmaliger tägltch« Z^aftellu», ta« Hon« Dnrch di« Post bezogen für Leutschtaad uad Oesterreich: vierteliibrlich . Dtrert» täglich« KreuzboniNkadirag tot Laslaad: moaaltich ^4 ?chO. Die viorgen-Ln-gabe »rfcheinttöglich '/,7Uhtz di« Lünd-Inlgab« Wochentag» 5 Uhr. Re-arttoa und LrveLitiorr: Jotzaaae-iaffr 8. Lte Ln-ditio» ist Wochentag« »»«»trrdroch«» geSffnrt »v» früh 8 di« Abend» 7 Uhr. Filiale«: vtt» Me»«'« Porti«. (Alfred Haha), UatversitäUsttohe 1. Laut« Lilcke, Kathariurustr. 14» «art- nnb tö«ig»platz 7. Anzeigen-PreiS die «gespaltene Petitzelle 20 Psq. Reklamen nnter dem Rebactto»»fki>ü ,4g«. spalka) 50-g, vor den FamUtenaachrichlea sögeivaiten) 40^. Gröbere Schriften tont nnserrw Preis- verzeichn iß. Tabellarischer «ad Ziffernsatz »och höherem Tarif. «rtra-vetlage» (gesalzt), »»r mit der Morgen«U»»gade, ohne Postbesörderung SO.—, mit Postbesürdrraag ^l 70.—. Anzeiger. Lrgan für Politik, Localgeschichte, Handels- und GeschSstsverkehr. Iinnahmeschluß fir Anzeige«: Ab«nd-An»gab«: vormittag» 10 Uhr. Margen-Au»gabe: Nachmittag» 4Uhr. Sonn- and Festtag« früh '/,S Uhr. Bet den Filialen und «naahmestellea je ein» halb« Stund« früher. Anzeigen sind stet» an die Expedition zu richten. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig Sonntag den 11. November 1894. 88. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Veffentliche Sitzung der Stadtverordneten. MtMuach, de« 14. R.vr«der 18S4. Abend» «V. Uhr. t» Titzungssaale am -iaschmarktr. Tagesordnung: I. Neuwahlen für die staatlichen EinschStzungScommilsionrn. H. Bericht de« Bau-, Oekonomie- und Finanzau-schusse- über: ». Verlauf de» städtischen Grundstücke» Nr. 22 am Schieubiger Wege in Leipzig-Aleinzschocher und ein Abkommen mit Herrn Förster wegen Verbreiterung de» Schleutziger Wege»; d. Per- kauf de» an der Ecke der Bayerischen und Körnerstrabe ge legenen Bauplatzes Nr. 5; c. ein Abkommen mit den l)r. von Zenker'schen Erben wegen Arealabtretung zur Verbreite rung der Mony'irabe und zur Durchführung der Straße de» alten AintShoses; <1. Aufforstung von Areal de- Noun hofer Wasserwerke« und Erbauung einer Feldscheune auf der Naunhoser Parcelle Nr. 272. III. Bericht de» Finanzausschüsse» über: ». Anlegung eine» Generalzettelreperlorium- für die in die Standesämter H, HI, IV und V vereinigten früheren Standesämter der ein- verleibten Vororte; d. Gründung eine- zweiten Diakonats an der Lukaskirche. IV. Bericht de» OekonomIeauSschusie» über rin Abkommen mit Herrn Baron von Tauchnitz wegen Freigabe de» Lchleutziger Wege» für schwere» Fuhrwerk. V. Bericht de» Oekonomie-und Finanzau-schusse» über: n. Conto S Pos. 27 „Neubau der Rödeibrücke lin Schleutziger Wege" des dietjährigen Haushaltvlanes und rin Abkommen mit Herrn Baron von Tauchnitz: d. landschaftliche Herstellung de» vor- Platze» vor dem Südsriedhofe. VI. Bericht de» StistungSou«schusse» über Einrichtung einer Antiloria-Station im städtischen Aronkenhause zu St. Jacob. VN. Bericht de» Stiftung«, und bez. Finanzauausschusses über verschiedene Stistungsrechaungrn. VN!. Bericht de» Stiftung»- und Finanzausschusses über Ab änderung der projectirten Herstellung von Glasveranden an den Baracken 1 und L de» Krankenhauses zu St. Jacob. H. Bericht de» Stiftung»- uud Oekonomieausschustes über: ». Hrrstrllnag eine» neuen Brunnens u. j. w. im Guls- aeböfte de» Stittergote» Plaußig; d. au«nahm»weise Verwendung de» ersparten Geholie» de« Boten unirr Conto 33 Pos. 4ck zur Bezahlung voll tzilf-arbeit: e. Her stellung eines wasserdichten Brunnenkessels nebsl eiserner Zuslubrohrleituilg auf dem Gut-gebösle Dösen; ck. ein Ab- kommen mit der Gemeinde DöseN wegen eine» Austausches von Areal der Parcellea Nr. 7 und Ä de- Flurbuchs für Dösen. X. Bericht de» Stiftung». und bez. Oekonomie-Aurschusfe* über die Rechnung de» Johannirhospitale» aus da» Jahr 18S2 nebst Anhängen. Bekanntmachung, den diesjährige« Christmarkt betreffend. Wegen de» am 17. Drcrmber beginnenden Christmarktes, auf welchem seilzubieten nur hicfigrn Grmrindemitgtiedern ge- stattet ist, verordnen wir hiermi! Folgendes: 1) Diejenigen, welche Stände aus dem Cdristinarfte zu erhalten wünschen, haben sich bis Sonnabend, drn 24. Novrmdrr d. I.. bei unserem Morkt-Jnspector Sienisch (Naschmarkt 1, 3. Stockwerk) zu melden. Später eingehend« Anmeldungen müssen unberücksichtigt bleiben. Für die Zuweisung eine» Standes und die Ausfertigung de- Scheins hierüber sind 25 4 za entrichten. Wird diese Gebühr nicht sasart entrichtet, so wird über den Stand anderweit verfügt. 2) Wer einen ihm zugewiesenen Stand nicht fpälrstrnS am 18. Derember besetzt hat, ist desselben verlustig, Hai auch zu ge- wärtigrn, daß ihm für spätere Thnstmärkte Stände nicht wieder überwiesen werden, sobald er nicht einen genügenden Behinderung», grund nachweist. .3) Drr Aufbau der Buden aus dem Christmärkte ist am 13. December gestattet, wogeaen das Auspacken der Waaren nicht vor Mittags 12 Uhr de» 15. December beginnen darf. 4) Der Verkauf der Waaren findet bi« zum 24. December 12 Uhr Mitternacht» statt, doch ist am 22. Derember, an dem in den Christmarkt fallenden Adventsonntage, der öffentliche Handel in Läden, aus Straßen und Plätzen erst von I I Uhr Vormittag» ah öt» Abend» 8 Uhr gestattet 5) Dir Inhaber von Lhristmarktständen dürfen nur ihre An- gehSrtge« Mid solche Personen als Verkäufer verwenden, welche ständig tn ihren Diensten odrr hier »ohiihast stn», und e« werde» olle Stände sofort eingrzogen, an denen aus- wärt» wohnhafte selbstständige Personen, welche nicht hiesig» Gemeindewitglieder sind, als vrrkäuser betrossen werden. K) Während der Dauer des Christmarktes (17. bis mit 24. De- rember) bleibt den hiesigen Verkäufern von Töpfer- und Steingut waaren di« Benutzung des Tüpferplatzes wie zeither gestattet 7) SämmUiche Buden und Stände, sowie die auf dein Angustus- platz zum Feilhalten mit Lhristbäumen benutzten Plätze sind von den Inhabern noch am 24. December bi» Mitternacht 12 Uhr zu räumen. Hierbei, sowie bei de» unter 8 erwähnten Arbeiten ist alle» die Ruhe der Tbristnacht störende Geräusch zu vermciden. 8) Es bleibt auch diesmal gestattet, die für drn Christmarkt benutzten Buden auf dem Markte noch am 25. und 26. December stehen zu lassen. Es hoben aber die Miether sowohl, als auch die Verleiher drr Buden dafür zu sorgen, daß sämmlltch« Buden nach Ausräumung der darin befindlichen Waaren sofort gut geschlossen, da» heißt, di« Kloppen zugebolzt, die Tdüren verschlossen oder ver- nagelt, sowie die Budenpianen uebst deu dazu gehörigen Planen stangen beseitigt werden. 9) Sämmtiiche Lhristmarktbuden, soweit dieselben nicht mit Ein- Willigung der Meßbudendeputotiou in der Neujahrsmesse benutzt werden sollen, sind am 27. Derember abz»brechen und deren Fort- schafsung muß noch an demselben Tage erfolgen, auch bi- Abends 8 Uhr beendet sein. 10) Das Legen von Trittbrettern vor den aus dem Marktplatz« ausgestellten Lhristmarktbuden ist nicht gestattet. 11) Der verkauf von Lhristbäumen wird vom 17. December ab auf dem «uguftutplatz» gegen ein Standgeld von 3 für jeden gleichmäßig große» Platz gestattet, jckoch unter ausdrücklichem verbot des Einschlagen» von PiLHIen oder sonstiger Beichädigung der Oberstäche de« Platze». — Wegen Aufstellung der Ehristbäume uad sonst allenthalben ist den bezüglichen Anordnungen unsere» Morkt-Jnspector» unbedingt Folge zu leisten. 12) Zuwlderhaadlungen gegen diese Vorschriften werden mit Geldstrafe bi» zu SO ^l oder entsprechender Hastslrase geahndet werden. Leipzig, am 25. Oktober 18S4. Der Puttz »er Lta»t Leipzig. IX. 11488. Ile Georgi. Stahl. Die städtische Sparkasse Beleiht Werthpapierr umer günstigen B»d,ugungea. Leipzig, de» 10. Januar 1894. Dir Lp»eraffe,»D«p,lati«a. Bekanntmachung. Nach Z. 17 der Kirchenvorslands- und Synodalordnung haben mit Ende dieses Jahre» au« dem hiesigen Kirchenvorstand« folgende Herren auezujcheiden: Kaufmann PtöbtU», Fabriküirector Schwager, Stelniiietzmeister Späte» Landgerichlssrer.tair Tutschke, «auimonn Moh«, ist seit l. Juli d. I. au»geschieden wegen Wegzug nach der Ehnsttanstroße in Ait-Leipzig, deren Widerwahl, außer der de» Herrn Moh», gesetzlich zulässig ist. CS hat daher eine Ergän,ungswahi von fünf Ktrchenvorstehern durch die Kirchgemeinde zu ersoigen. Der Log der Wahl wird pater bekannt gegeben werben. Stimmberechtigt sind nach §. 8 der Kirchenvorstandsordnung alle seidstsländlgen HauSväter, weiche da» 2b. Lebensjahr erfüllt haben, sie seien verheiralhet oder nicht, mit Ausnahme lolcher, di« durch Verachtung des Worte- Gotte« oder unehrbaren Lebenswandel öjjenttichcs, durch nachhaltige Besserung nicht wieder gehobenes Aergerntß gegeben haben, oder vo» der Stimmberechtigung bei Wahlen der politischen Gemeinde, oder endlich nach dem Kirchen- gejctze vom l. December 1876 in Folge Veriäumntß von Trauuag, Taufe ober Lonfirmalion ausgeschiojseu find. Cs wird laoer ausgesordert: Di« Anmeldung zur Eintragung in dir Listen drr Stimm berechtigten, welche von Donnerstag, den 15. November, an: » tu »er »irchenrrpepltlp«. Chausscestratze itL, Wochen- tags von vormittag« 8 bi» Mittags 1 Uhr, Nachmittags von 4—7 Uhr, Sonntag» vo» 11—1 Uhr (Bußtag geschlossen), d. in der Schule »Bereu Thetis, Lstsnatze, zu derselben Tageszeit ausgelegt sein werden, unter Angabe von Namen, Stand, Alter und Wohnung mündlich oder schristiich, im letzteren Falle eigenhändig, di» längsten- Donnerstag, Len 22. November, Nachmittags 6 Uhr, zu bewirten, inöem ausdrücklich daraus hin- gewiesen wird, baß nur Solch« zur Wohl zugeiajjen werden, deren Namen Ausnahme in die Wahicrtisten gesunde» haben. Leipzig-Steudnitz, 10. November 1884. Der «trchenvarstand zu St. Mark«». Ed. -tausch, Pastor. Bekanntmachung. Wegen Reinigung bleiben di« Geschäftsräume de» 3. Baubezirks unserer Hochbau-Berwalluiig im Kramerdause hier am Montag, Ben 12. Btrfc« Monats, für den Verkehr mit dem Publikum ge,chloss«a. Leipzig, den 8. Rovrmbrr 1884. Der Rath der Stadt Lripzig. Id. 5241. Or. Georgi. Lp. Bekanntmachung. Wegen Herstellung einer Gußrohrabzweigung nach dem Grund stück Brühl 46/48 wird von Montag, den 12. d. MtS.» ab drr Vruhl aus der Strecke von der Halleschrn bis zur Nicolaistraße, während der Dauer der Arbeit, ca. 3 Tage, für alle» durchgtheiidtn Fährverkehr gesperrt. Leipzig, am 10. November 1894. IX. 12 248. Drr Rath drr Stadt Leipzig. Ör. Georgi. Stahl Gesucht wird der am 15. November 1858 in Breslau geborene Tischler Georg Friedrich Lsrar Herrmann, welcher zur Fürsorge für seine Kinder anzuhatten ist. Leipzig, deu 8. November 1894. Der Rath der Stadt Leipzig, Armenamt, Abth. IV». k. IV., Nr. 1220a 94.Hentschel.Hr. Gesucht wird der am 18. Juni 1841 in Massenbansen geborene Agent Georg Petrr Hetzet, weicher zur Fürsorge für seine Tochter anzuhatten ist. Leipzig, den S. November 1894. Drr Rath her Stadt Leipzig, ' Armciiamt, Abth. IV». R. iVa., Nr. 13611» A4.Hen tschel, Hr. Erledigt hat sich die unterm 14. Juli diese» Jahre» erlassene Bekannt- machung, den Tischler Heinrich Gustav vurkdardt von hier betreffend. Leipzig, am 2. November 1894. Der Rath der Stadt Lripzig, Armrn-Anit, Abth. II. X. K. II. Abtb. 77. 1929b. Hentschel. Röber. In Gemäßheit von tz. 1? der Leipziger Sparkassen - Ordnung werden u. di« Sparbücher Ser. I Nr. 92328, Ser. II Nr. 209538 und 251870. d. die Ouittiingsscheine über die Sparbücher Ser. 77 Nr. 224185 und 261093 hiermit für ungillig erklärt. Leipzig, drn 8. November 1894. Dt« Verwaltung »r« Lrihhanse« und der Sparraffe. Oppositionelle „Geschichtschreibung". K Die Organe der sc jäh vom platonischen Gouverne- meittalismu» zur Oprosition iibergegangenen Parteien schreiben letzt .Geschichte". Lmmal die Gcichicklc des Fürsten Hoven lobe und gleichzeitig diejenige des Rücktritts seine« Vor gängers. Und obwohl die Tendenz jeder Gruppe natürlich eine andere ist. sic kommen doch alle zu denselben Ergeb nissen. Herr Ratzinger, der glübende Hasser de» Reiche», der Mann de» geistigen und politischen Rückschritt», der in deutschsreisinnige» Augen zugleich ein Wirtbschaft-reaclionair ist, wird in seiner Berurtbeilung der Wirksamkeit de» Fürsten Hobenlobe als bayerischer Ministerpräsident nur an Platt beit, keineswegs an Schroffheit vom .Fränkischen Eourier", dem Organ der ehemaligen deutschen Fortschrittspartei in Bayern, übertroffrn. Rur daß der Preußenfeinb und Ultramontanr conseguent und verständlich ist, während dir .liberale" Nürnberger Zeitung eine höchsten« durch den Einfluß, den Herr Richter notorisch auf ibre Haltung nimmt» erklärliche Unvernunft und Grundsablosigkeit docu- menttrt. Wenn Ra^inger mit Behagen Tbatfachen berichtet und Histörchen auftitcht, die 1870 zum Sturze de» Miinster- präsikeuten Hobeulobe geführt haben, beziehungsweise geführt habe» solle», f» ist da« nickt zu verwuudern. Fürst Hohen lohe hatte, soviel an ihm lag, die Einigung Deutschlands vor bereitet und den Kampf gegen die Uebergriffe deö Ultra- montaniSmu» ausgenommen. Drr .Frank. Eourier" aber und seine Partei hatten auf der Seite drS Ministerpräsi- tentcn gestanden, sie hatten feine deutsche Politik, die Versuche, die Proclamirung de» Unsehlbarkeiisvogma» abznmcnden, die liberale Schulaesctzvorlage seine« Ministercollegen v. Gressrr mit Jubel begrüßt und den Sieg der Ultramontanen und Particu- laristcn bei den Wahlen von >869 lies beklagt. Und dasselbe Blatt we>ß sich vor nachträglicher Schadenfreude über di« damaligen Mißerfolge de- nunmebr Reichskanzler Gewordenen nicht zu lassen! Älle», was die Ideale der Fortschrittspartei auS- machte — denn da« Ministerium Hohenlohe-Hörmann wurde auch wegen seine- politischen Liberalismus von den Klerikalen befehdet — wird verleugnet, um drn taktischen Plänen eines immer irrenden Führers zu dienen. Was wvbl die noch lebenden fortschrittlichen Kampfgenossen Hohenlohe'- au- jener Zeit, was namentlich Frbr. v. Staussenberg dazu sagen mag, daß im eigenen Lager lächerlich und verächtlich gemacht wird, was damals beiß erstrebt und in der Hauptsache später errungen worden ist? Indem der .Fränk. Courier" die ganze Miiiistenbätigkeit HohenIobe'S ein .Stolpern von einem Mißerfolg zum andern" nennt, qiebt er die geschichtliche Auf fassung der Periode von 1867 öiS 1870, wie sie auch seine Partei gehabt, vollständig preis. Man war niemals in Zweifel darüber — die Aeußerungen der ultramontanen Hasser de- Nationalstaat- bestätigen es neuerdings — daß vor Allen» HohenIobe'S Bemühungen i»i Sinne eines Anschlüsse- an Norddeutschland die Dinge in Bayern dahin haben gedeibe» lassen, daß die großen Erfolge von >870 ihre nationalpolitischen Früchte tragen konnten. Auch daß Hobeniobe politische Voraussicht bewiesen, indem er auf die jesuitische Gefahr nachdrücklich hinwieS, ist, nach dem der UltramontaniSmuS die europäische Entwickelung von 1864 bis 1871 mit allen Mitteln rückgängig zu machen begonnen hatte, auch seitens der an dem Jesuiren- gcsey ja so hervorragend betbeiligten Fortschrittspartei immer anerkannt worden. Aber freilich, rin süddeutsche- und angeblich dreibundSsreundliche« Blatt, welche- frohlockt, daß sich Fürst Hohenlohe bei seinem schon l867 gemachten Versuch, Oesterreich mit Preußen zu versöhnen, .einen Korb gebolt", und da- behauptet, erst die „Culturkämpferei" bade den jetzigen Reichskanzler zur Berufung auf den Pariser Botschastcrposten geeignet erscheinen lassen, ein solches in jedem Betracht sich selbst abtrünnig gewordene- Organ an seine Bergangenbeit und die geschichtliche Wahrheit zu er innern. ist zwecklos. Man muß sich daran gewöhnen, diese Sorte von .Liberalen" so lange hinter dem Centrui» und der Socialbemokratie einhermarschirrn zu sehen, bi- sich ihr letzter Anhänger verlaufen hat. Früher sagte man nicht mit Unrecht, die klerikale Presse nähre sich von dem Wiederkäuen de- freisinnigen Heues, jetzt ist da- Umgekehrte die Regel. Den Ton geben dir Klerikalen an, und selbst Herr Richter weiß sein Blatt nicht wirksamer als durch die Aneignung von Manöver» und Urtheilen ver CentrumSprefso zu füllen. Wie sie, um Hohenlobe zu ver kleinern, de» Spuren eines Ratzinger folgen, so leisten die freisinnigen Blätter drr .Köln. VolkSzeituna" eifrigst Hilfe bei dem Beginnen, die EntlassungSgeschichte Caprivi'S zu ver dunkeln. TaS klerikale Blatt halte unter Auszäbiung voo allerband Vorgängen, die sich am 25. October zugelragcn baden könnten, gefragt, ob der Chef de- CivilcabiuctS de« Kaiser-, Herr v. LucanuS, den Kaiser aufmerksam gemacht habe, daß der Schicksals-Artikel der .Köln. Ztg." „ohne alle Beziehungen zum Reichskanzler-Amt geschrieben sein konnte", um dann duräiblicken zu lassen, Herr v. LucanuS habe das Gegentheil grthan und überdies seinen Auftrag überschritte», indem er den Grafen Caprivi gefragt habe, ob dieser die Tendenz de» Artikels billige. Diesen, mit allem jesuitischen Raffinement gemachten leisen Versuch, einen Sünden- bock für die fatale Wendung des 26. October aufzutreiben, ein Versuch, der sogleich dir Billigung de« Herrn Richter fand, setzt nun die Presse der freisinnige» Vereinigung mit der an Herrn Rickert von sein:» Gegner» von jeher geschätzten Plumpheit fort. Nach einer langen ver zwickte» Darstellung, in der das jedem ZeitungSleser bekannte Datum der Entlassung Caprivi'S „aus prakiischeu Gründen" um einen Tag zu spät angegeben wird, kann vie,FZib Corr.", das Amtsblatt Niaert'S, „nur aniichmeii", daß Herr v.Lucan»» den Artikel Ver „Köln. Ztg." dem Kaiser erst vorgelegt bat. Der verstänonißroUe, vielleicht auch verständigte „Vo>- wärlö"spinni den Fade» weiter und erzählt, Herr v. LucanuS „soll" die Antwort des Grasen Caprivi m einer Weise wicder- gegebrn haben, die den Kaiser erbitterte. Bei der Kürze der Zeit eine reckt fleißige Arbeitl Zuerst hatte Herr v. Lucanu« dcn Artikel der „Köln. Ztg." nickt richtig gedeutet, dann hatte er ihn geflissentlich falsch gedeutet und möglicherweise ohne Befugiiiß verfängliche Fragen an den Grasen Caprivi gestellt. Dann bat er den UngliickSartikel überhaupt erst aus ver Bild fläche erscheinen lassen, und schließlich die Antwort de- ge stürzten Kanzler- auf die ibm — da» ist natürlich bereit geschichtliche Wahrheit — böswillig gestellten Fragen gefälscht. „Möglich, daß es wahr," sagt der „Vorwärts" zuerst, kann beißt r» „bekanntlich bat Herr v. LucanuS u. s. w " und binnen weiteren vierundzwanzig Stunden werten die Herren Richter, Rickert und selbstverständlich die frommen Herren vom Centrum sich aus dir Erwerber und Verössentlichcr der gefälschten WelfensondSquittungen als aus unanfechtbare Autoritäten berufen. Diese- Treiben zu erwähnen, empfiehlt sich zur Kenn zeichnung der Freunde ves Grasen Capr.vi; irgend welche Erfolge braucht die Oeffentlichkeit davon so wenig zu be fürchten, wie ihr der Verleumdete Beachtung schenkt. Die Umstände de« Rücktritt» de» zweiten Kanzler- sind völlig aufgeklärt, und der Versuch, den Mann, der durch das Schwer gewicht seiner Unzulänglichkeiten gesallen ist, al« da» Opfer einer Jutrigue hmzusteUen, ist ein au«sicht-lose« Begionen. Deutsches Reich. k Berit«, >0. November. Die „Kreuzzeitung" und andere konservative Blätter haben in jüngster^Ze,t manche- kräftige und «reffende Wort über den Mangel an nationaler Gesinnung bei den Ultramontanen gesprochen, worüber die klerikalen Blätter sehr unwillig geworden sind. Darin tritt wieder einmal der wahre Grund hervor, der ein festeres und engere- Berhältniß zwischen diesen beiden Parteien, dem sonst auf manchen Gebieten unerfreuliche Ergebnisse entsprungen sind, dock in der wich tigsten Grundfrage der Reichspolitik auSschlicßt. Die nationale Gesinnung war stets die beste politische Eigen- chast der Cvnservativcn und knüpft immer wieder da» sonst sehr gelockerte Band mit den gemäßigteren Richtungen. In den großen nationalen Fragen ist nur auf die konser vativen Parteien und die NationaUibcralen Verlaß, und daß diese zur Mehrheit nicht ausreiche», ist eben das Bedauerliche in uiiiern heutigen Zuständen, dasjenige, was die Befestigung und das Fortschrciten unserer nationalen Einrichtungen so unendlich erschwert. Die Erkenntniß, daß mit dem Centrui» nur etliche Maßregeln in reactionärer Richtung zu erreichen i»V, nickt aber die Lösung der wichtigsten nationalen Auf gaben, dringt bei den Conservativen mehr und mehr durch. Wenn trotzdem von gewisser konservativer Seite immer wieder der Rath wiederholt wird, da» Cenlrum möge seine Haltung in nationalem Sinne ändern, so »st das ei» Zeichen für die llnbelehrbarkcit mancher Kreise. Wer kann denn aus seiner Haut Hera»«? Die Ultramontanen ind, so lange e» eine deutsche Geschichte giebl, antinational gewesen und werden eS immer bleibe». Im ganzen Verlauf ver Weltgeschichte baden die Päpste, die Vischöse und die gesammte katholische Geistlichkeit unablässig jeder Er starkung einer deutschen Reichsniacht entgegengearbeitet. Sie haßten cbcn den andern Geist, der das echte Gcrmanen- thum erfüllt. Einen großen Theil der Schuld an unserer jahrhundertelangen nationalen Erniedrigung trägt der KlerikalismuS, und auch beute noch wirken seine An hänger, von den nickt mehr allzuhäusigeii abgesehen, bei denen der patriotische Sinn da- einseitige kirchliche Interesse übcr- wiegt, griindsätzlich und conseguent jeder Erstarkung unseres nationalen Reichs entgegen. Diesen Thalbestaud darj man nicht verdunkeln lassen. O> Verltn, lO. November. Zur Feststellung der Ver hältnisse der im GastwirtbSgewrrbe beschäftigten Personen sind ii» vorigen Jahre amtliche Erhebungen vor- genommen Worten und eS liegt nun das Resultat, vom >Llalist>schen Amt bearbeitet, gedruckt vor. Es gelangten in 530 Orten Deutschlands ?79l Fragebogen zur Vertbeilmig. Aus ^ode Gastwirthschast und jeden Schankbetricb kam nur ein Fragebogen, der abwechselnd vom Arbeitnehmer unk Arbeitgeber ansgcsüllt wnrvc. Nicht nur eine Anzahl Kellner, sonder» auch Gastwirtbr weigerten sich, die gestellten Fragen zu beantworte», ta sic besürchtclcn, daß ilmcn bann neue Lasten irgendwelcher Art auserlcgl werden könnten. Jnlmcrbi» blieben nur 385 von de» alisgegebcnen Fragebogen unbeantwortet. Von den aiidgrsüUicn Fragebogen ivaren 6608 brauchbar. I» den in Bciracht koininenren Gastwirlbsbetrieben waren ll»88 Oberkellner, 4378 Kellner, 4083 Kellnerinnen und 2895 Lehrlinge, zusammen 12 >65 Personen beschäftigt. Tic Arbeitszeit beginnt in einem Drittel der Betriebe uni 7 Uhr Morgens uns »och srüber, in einem Drittel zwischen 7 uud 8 Uhr und in den übrige» Betrieben nach 8 Uhr. In Südtcutschland beginnt »n Durchschnitt der Betrieb srüber al« in Norrreutschlaiid, doch endet er auch früher. Die Halste der Gastböso beginnt ihren Betrieb um 7 Ubr und früher, von den Schank- und Spcise- wirtbschastcn trifft dies our bei einem knappen Drittel zu. Die Lage der im GastwirlbSbetriebc beschäftigten Personen ist in de» Großstädten am günstigsten und in den Landstädten am ungünstigsten. Die Arbeitszeit, die aber oft durch un- regclinägigc und unbcstimntte Pausen unterbrochen wird, be tragt in der Hälfte der Betriebe über l t b,S l6 Stunden, in einem Drittel 14 b,S 18 Stunden, in einem Sechstel der Betriebe 14 Stunde» und weniger und in de» übrigen Betrieben über 18 Stunden. Aus Mittel- und Eüddeulschland liefern die AiiSkünste ein unzuverlässige« Bild, da sich die Angaben der Arbeitnehmer und der Arbeitgeber nicht fetten widersprechen, doch läßt sich annebmcii, daß in Süddeutschland die Arbeits zeit der Kellner eine günstigere ist als eie der Kellnerinnen, während die Verhältnisse in Norddcutschland umgekehrt liegen. In Gasiw>rlh>chaftrtt sind die Angestellten niedr an- gcnrcngt als in Schankwirthschaste». Ans de» Äligaben über die Gewährung von Gckalt in 82 Betrieben ist zu ein nehmen, daß SUddeiitschland de» Vorrang mit 92,80 Prer. einmal, dann folgt Nordwest- und Mitteldeutschland mit 8» Prvcent, während in Norvostdeiitschland nur >» 7l,6 Prve. der Betriebe scster Gehalt gezahlt wird. In Nord- und Mitteldeutschland kommt vielfach eine Gewinnbctheiligung der Angestellte» vor (l5—25 pro 3 Umsatz), auch wird sehr oft das Büffet aus eigene Rechnung eines Kellners gesübrt. Kost und Wohnung gewähren 86,3 Proc. der Be triebe, nur Beköstigung 10,8 Proc. Diese Art der Ab- sinduug überwiegt in Sllvdeutschland. In circa .3 Proc. der Betriebe sind die Kellner resp. Oberkellner verpflichtet, die Putzer und Unterkellner zu besolden, sowie die Ausgaben für die Zeitungen, Streichhölzer, Zahnstocher re. selbst z» bestreiten. Von den Kellnern erhalten 54,7 Proc. ei» monatliches Gebalt von 10 bi» 30 9,9 Proc. em böbereS und 17,9 Proc. rin niedrigeres. 55,6 Proc. der Kellnerinnen erkalte» bis zu lO Geball, 2.3.3 Proc. lO—3o -6, O.l Proc. über 30 Diese» Höchstgehalt kommt vornebmlich in Sütdeulschland vor. lieber die Stellen vermittelung der Commissionaire entbalten die Frage bogen zablreiche Klagen, die übrigen- so bekannt sind, daß es überflüssig ist, darauf näher einzngehen. Durch private und BereinSsteUenvermittelung sind 50,8 Proc. der Kellner unv 57,3 Procent der Kellnerinnen in Stellung gebracht worden Von den besraglea Betrieben beschäftigt rin Diittel Lehrlinge, davon emsallen auf Süddeutsch- laid nur 17,4 Procent. Ausichlicßlich Lehrlinge be schäftigten 652 Betriebe. Tie Lehrzeit beträgt ,n drr Regel zwei Jahre unv darunter. Die Lehrlinge müssen in 50 bi» 60 Proc. der Betriebe l> bi- 16 Stunden, in 24 Proc. lt! bi» >8 Stunden lhätig sein. Am ungünstigsten liegen diese Verhältnisse in Mitteldeutschland. Bei dem dritten Theil der Kellner beträgt die Dauer der Stellung 3 Monate und darüber, bei einem weiteren Drittel 3 bi« 12 Monate und bei dem Rest über ein Jahr. Di« Kellnerinnen wechseln ihr« Plätze viel häufiger. Durch Bi«
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