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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.11.1894
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-11-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18941115025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1894111502
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1894111502
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-11
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Das Ergebniß ist vor Allem den bäuerlichen Wählern zu verdanken, deren ver- stiudigeg Verhalten diesmal auck von der Berliner Leitung d«s Buudr» der Landwirthe nicht beirrt worden ist. «»dann hat sich eine große Anzahl der Freisinnigen an die nickt geradezu aber doch sehr verständlich ergangene Nickler'scke Aufforderung, socialdemotratisch zu wählen, nickt gekehrt und dem dürgerlickrn Canvidaten ihr« Stimmen gegeben- Zeigten dergestalt die „Agrarier" und di« Volkspartei in Bernburg-Cölbe» ein schärferes Auge für die Zeichen der Zeit als bei trn beiden vorhergeganaenen Nachwahlen, so haben die Agitatoren der sogenannten Miitclstandsparlei — in Plauen Deutsch- Sociale, in ElmShoru Antisemiten genannt—diesmal wirksamer al» jemals für die Socialdemokratie gearbeitet. Die Wahlziffern zeigen, daß die im ersten Wahlgang für den .Mittelstand» candidaten" abgegebenen 2600 Stimmen in der Stichwahl zum großen Tbeil dem Socialdemvkraten zugefallen sind. Es bedars fedoch zur Kennzeichnung der Wirksamkeit der beiden „Mitlel- staad«sührer", die im Kreise tbälig gewesen sind, gar nicht der Berechnung, denn der Eine von ihnen bat direct, der Andere in einer an Doppelzüngigkeit ihre» Gleichen suchenden Sprache zur Wahl de» Socialdrmokraten aufgefordert. Der Erster«, «in in Leipzig ansässiger B«rus»agitator, erklärte io einem Aufrufe, daß man den «ocialdemokraten „mit größerem Rechte unseren Bruder nennen dürfe, al» den volk»unkundigen Nationalliberalen", und daß „die politische Welt die Wähler nur dann für Männer halten und politisch mündig erklären" werde, wenn sie den Socialdemokralen ge wählt habe» würden! Der „Volk-kundige", der hier dem volk-wirtbschaftlich hochgebildeten Professor Friedberg gegenüber gestellt wird, ist jetzt socialdemokratischer Redakteur und verkaufte früher Bier und Branntwein an „Genoffen". Herr Fischer au» Berlin war der andere Agitator, der einen soc>aldemokrakischrn Sieg noch besten Kräften vorzubereite» suchte. Er war al» Can didat nach dem Wahlkreise gekommen, um, wie er sagte, socialvemo- kratischr Wähler für die MittelstandSpartei zu gewinnen und mit dieser „zweifellos" durchzudringen. Die Candibatur Halle er auf Grund eine» Programm» angenommen, da» ihm nach seinem eigenen Geftänviitß unbekannt gewesen war, und er zeigt sich beläufig bemerkt, in seinem Flugblatt ungehalten auf da» .Leipziger Tageblatt", welches diesen bisher bei Mandat» dewrrdungen unerhörten Umstand registrirt hat. Da« Er gebmß jene» Siezeszuge» waren die 2600 Stimmen (von rund 24 000 abgegebenen) im ersten Wahlgange. Bor der Stichwahl zu «iurr unumwundenen Erklärung für den bürgerlicken Eandidaten aufgcsordert, kam der„Miltelstandsmann" diesem Verlangen mit einem Flugblatt nach, in dem er die national liberale Partei al- eine .nur aus Großcapiialisten bestehende" bezeichnet, ein Eintreten für den nationalliberalcn Canvidaten nicht nur verweigert, sondern nach Aeußerung de- „Wunsches" Professor Friedbcrg möge durchdringen, gerade beraussagt .Sollte derselbe (der nationalliberale Cantidat) durckfallen, so verschlägt e» nicht»." Einige Sätze weiter erklärt sich das Flugblatt dwect gegen Friedberg. BrmerkenSmerth und für die conser vat ive Partei lehrreich ist außer den Angriffen auf den Bund der Landwirthe die von den .MittelstankSparleilern" in der Stichwablagilatioa auf» Schärfste betonte Unterscheidung zwischen Großgrund- und bäuerlichem Besitze. Ter Zweck, dru Socialdemokraten bäuerliche Stimmen zuzuführen, wurde allerdings nicht erreicht, aber die Conservativen müssen er kennen, daß die auf da» Kleindürzerihum speculirente Demagogie zwischen Großgrundbesitz und dem industriellen Capital, welchem letzteren auch die ostelbischen Herren gern Ein» anbängen, überall nicht unterscheidet. Diese .Mittelstandsparteien" oder wie sich die bei den letzten Wahlen hervorgetretenen Neubildungen sonst nennen, sind eben ihrer und ihrer .Führer" Natur nach allem Bestehenden feindlich. Außer Stande, die bürgerlichen Parleien selbst zu verdrängen, bereiten sie überall die Ausdehnung der Social- temokratie vor. Und zwar dies nickt unbewußt. In einen« vor der anbaltischen Stickwabl erlassene» Wahlaufruf an den Mittelstand beißt e«: .Verlacht das Amnicni»ä,chcn der Bürgerpflicht", der Pflicht nämlich, der Umsturzpartei Wider stand enlgegenzusetzen. Die Mintsterkrift«, soweit sie offenkundig war, ist becnrigt. Der .Reichsanzeiger" veröffentlicht die .in Gnaden" ersol tr Entlassung de» IustizniinisterS Dr. von Schilling und die Uebertragung seines Amte- an den OberlandcSgericki» Präu- kenten Schönstedt. Ueber die etwas ausfälligen Umstände de- Rücklritts eeS unmittelbar vor der Beendigung einer f »iszig- jährigen Dienstzeit stehenden siebzigjährigen Minister«, sowie da- Wenige, was außerhalb de- Kreises der Ministerialbeamien über seinen Nachfolger bekannt ist, haben wir bereit- berichtet. Mit Herrn von Schilling scheidet rin al« Fachmann vocd geschätzter Beamter aus dem Staatsdienst, der vor Ueber »ahme de- Ministerium- als Unterstaatssecretair im Justiz Ministerium und Staat-secretair im ReichSjustizamt die höchsten Aemter bekleidet hat, die der Kaiser und König nächst dem Ministerium im Iustizdienst zu vergeben bat. In seinen früheren Stellungen war Herr v. Schilling an wichtigen Gesetzgebung-Werken hervorragend betdeiligt, während unter seiner obersten Leitung auf diesem Gebiete eine Stagnation bemerkbar war. die zu beseitigen der nunmehr in de» Ruhestand Tretende erst in der letzten Zeit und für seine Person zu spät begonnen bat. Wie viele von seinen Vorschlägen seine Amtszeit überleben werten, steht dahin. In der Justizverwaltung knüpft sich an die Acra Schilling die Erinnerung an rühmenSwertbe Versuche, ge wissen unliebsamen Neuerungen, die bei der Leitung von Gerichtsverhandlungen hervor getreten waren, rntgegenzutreten. Wie ein ziemlich drastische« Beispiel zeigte, bat der Minister hieriu keinen vollen Erfolg erzielt, woraus jedoch bei dem geringen Einflüsse, den da« Gesetz der Justizverwaltung aus die Rechtspflege einräumt, kein Billigbcnkender dem Minister einen Vorwurf gemacht haben wird. Dagegen war man vielfach geneigt, den Verzicht aus die volle AuSnützung der zur Bekämpfung der revolutionairen Propaganda fcho» jetzt gebotenen strafgeseylichen Mittel aus Herrn v. Schilling zurückznfübren. Angriffe politischer Art hat der unparteiisch feines Anne« waltende Minister nur von Seilen der A»ii- semile» erfabrc», die ihn gern für schwurgerichttiche und andere Urtheile, die ihnen nicht betagten, verantwortlich gemacht hätten Die fraiijösischr Madagaskarexpedition und die politische Lage Europas sind anscheinend zwei ganz heterogene Dinge. Das Irissl indessen keineswegs zu, wie der sranzönsche Miiiistcr des Auswärtigen, Hanvteaux, in der DienSlagssiynng der Kammer bei Vertretung der diesbezüglichen Creditvorlagc durchaus einleuchtender Weite nachwic«. Frank reich« Händel mit der Hovaregicrung haben einen so ernsten Charakter angenommen, daß das Cadinet, wenn es seine Pläne auf die Eindeziekung Madagaskar« in die französische Macdtspdäre nicht unter den Tisch sallen lassen will, sich zu einer imposanten Krastenlsaliung den widerspenstigen HovaS gegenüber entschließen muß. Der Zug gegen Madagaskar ist kein so ganz leichte» und einfaches Beginnen und die Bezeichnung eine« „militairischcn Spazierganges" trifft aus ih» nickt zu. Wenn nun Frankreich sich aus ein überseeisches Beginnen von der Bedeutung de« madagassischen einläßk, wo cS vermutblich schwere Opfer an Geld und Menschen bringen und einen nicht ganz unbedeutende» Tbeil einer nationalen Kraft auf eine porläusig nickt absehbare Frist sestlegen muß, so wird es dazu natürlich nicht einen Zeitpuncl wählen, wo der internationale Horizont voller Wolken hängt Frankreich bat es in Tonkiu erlebt, was es beißt, ..I« coeur lözzer" aus überseeische Abenteuer auSgeken. und will een dort gemachten Fehler nickt znm zweite» Male begeben. Also Hai Hanvteaux sich vergewissert, daß ihm ans Mada gaskar Niemand einen Strich durch die Rechnung macht, ^peciell »ul Bezug auf Deutschland und England konnte er einen Zuhörern mit den beruhigendsten Versicherungen a»s- warlen unk im Anschluß daran wiederholt seiner rnversichl- lichen Auslassung von dem entschieden friedlichen Cbaralier der europäischen Lage Ausdruck leiben. Die Kamincr spen dete de» AuSsükrunzen vom Ministerlisch allseiligen Bei fall. Wenn, was wohl keinem Zweifel unterliegt, die RegierunaSoorlagc wegen der Madagaskar-Expedition in der zu ihrer Begutachtung niedergesetzten Commission und dem nächst auch im Plenum glatt oder dock ohne größere Be anstandung durchgebt, so wird man diesen Erfolg der fran zösischen Cvlonialpolitik in der Depulirtenkammer zugleich als ein charakteristisches, der politischen Zukunft unteres Welt- tdeil« gespendetes Vertrauensvotum regitlriren können, daS nicht nur sür denke und morgen Geltung haben dürste, sondern für einen längeren Zeitraum. Indem Frankreich« Regierung und Frankreichs Volk die LandeSslagge zu ernstem Werk in fernen Oceanen entsalten, deuten sie indirect an, daß Frank reichs europäische Politik nicht gewillt ist, sich von der Politik der übrigen Mächte, welche ausnahmslos die Er Haltung des Frieden« betreiben, abzusondern. Damit ent fallen also auch gewisse Vorbeballe, welche bei Abwägung der Krieg«- und Frietenschancen wohl mit einem Seitenblick au Frankreich gemacht zu werden pflegen. Somit erweist sich die MadagaSkarcxpedition Frankreichs als ein sebr brauch bare- Barometer sür die politische WilterungSprognosr in Europa. Die am 6. d. M. erfolgte Temissi«« de» ökumenischen Patriarchen Re«phyt«» VIH. kam den eingeweibten Kreisen durchaus nicht überraschend. Schon seit langer Zeit arbeitete eine starke Oppositionspartei an dem Sturze de» Patriarchen und wartete nur auf eine günstige Gelegenheit, um dessen Demission zu erzwingen. Die erste Gelegenheit dazu bol sich anläßlich der seitens der Psorte dem bulgarischen Exarcbat gewährten Zugeständnisse in Makedonien, dock verstand eS der Patriarch durch seine kluge Haltung, die geheimen Angriffe seiner Feinde wirkungslos z» mache». Er fügte sich dein Dränge» der Majorität in der heiligen Synode, indem er bci der Pforte wiederholt im Namen und nach Beschluß der heiligen Synode gegen die dem Cxarcbal verliehenen Berate sür zwei neue bulgarisch Bischöfe in Macctonie» Schrille tbal und schriftliche und mündliche Proteste dagegen einlegle, obwohl er persönlich von deren Wirkungslosigkeil überzeugt war. Alle diese Schrille blieben auch lhaliäcklich erfolglos. Die erwähnte Majorität wollte nun die Aciion gegen da- Exarcbat nickt ohne Weiteres in den Sank verlausen lassen und agitirte daher dafür, daß da» Patriarchal diesbezüglich noch eine öffentliche Kundgebung erlaffe, »änilich eine Denkschrift an die auiokcphalen orthodoxen Kirchen richte, in welcher der Slandpunct beö Patriarchats und der Widerstand der Pforte in dieser Angelegen heit auSgesübrl und gegen alle künftigen Zugeständnisse der türkischen Regierung an die „schiSmatische" bulgarische Kirche im Vorhinein protestirl werden sollte. Schon die Abfassung dieser Denkschrift gab wiederholt zu scharfen Meinungs verschiedenheiten zwischen dem Patriarchen und der Oppo sition Anlaß. Tic Unterzeichnung derselben wurde dabei von, Patriarchen in die Länge gezogen, indem er ersten- den Wunsch berücksichtigen wollte, den ihm der Sultan am :t l. August, am Jahrestage der Thronbesteigung, persönlich au« Prack, nämlich die von der Pforte enbgiltig erledigte Angelegen heit nickt mehr aus« Tapet zu bringe», und zweiten-, indem er vo» der Nutzlosigkeit auch diese- Schritte« überzeugt war. Wegen der Unterzeichnung und Ausfertigung der Denkschrisl kam es nun in den letzte» Sitzung«» der Synode zu de» heftigsten Auftritten. Angeblich war die Opposition gegen den Patriarchen auch deshalb noch besonder- erbilter', weil derselbe wünschte, daß das Memorandum, welche- da« Patriarchat gegen die päpstliche Encyklika bezüglich der Kirche »Vereinigung zu erlassen gedenkt und welche- von dem gelebrte» Metropoliten Msgr. NicepboruS au-gearbeilet wird, i» demselben milden und friedliche» Tone gehalten sein soll, wie die besagte Kundgebung de- Papste- Leo XIII. Die durch Intriguen gesteigerte Erbitterung gegen Neopbytos erreichte am 6. t. M. ihre» Höbepunct. Tie heilige Svnote trat in der Abwesenheit des Patriarchen zusammen und faßte de» Beschluß, NeoplwtoS aufzusordcrn, seine Demission zu geben, waS er auch lhat. Es ist jedoch noch fraglich, ob die Psorte die Demissio» de- Patriarchen auuebmen w^rdc. Jedenfalls wäre der Rücktritt des Patriarchen, der sich durch seine Milde »nd Versöhnlichkeit voribcilhast von manchem seiner Vorgänger unlcrscheidet, in mancher Hinsicht nicht im Interesse der Pforte gelegen. Seit 1867 besteht zwischen Russland und Ilapai» ei» Handelsvertrag, welcher den russische» Unterlbanen srsicii Hantel i» Japan gewährt Ter lb8ll »ach dem Vorgänge DeulscblaiidS, Englands und Frankreichs von Len beiderseitige:! Bevollmächtigte» unlerzeichiietc neue Vertrag kam nicht zur Aussübrung, weil dessen Bcüim»,ungen, daß die Ausländer in Japan Grundbesitz sollten erwerben dürft'», und daß bel Aburtbeilnng solcher wegen auf japanischem Boden begangener Verbrechen und Vergeben immer ei» lluierlhan des Staate«, dem der Angeschuldigte angebörk, im japa nischen Gerichte den Vorsitz führen solle, eine außer ordentliche Gäbrung im japanischen Volke liervorriesen. I» diesem Jahre hat nun aber bekanntlich England einen neuen Handelsvertrag mit Japan abgeschlossen, und in Folge dessen bat jetzt auch die russische Regierung die Wieder ausnahme der HandelSverlragSliiiterbandlunge» mit Japan begonnen. Es ist eine Conimftsion eingesetzt, in der rulsischcr- seiis Vertreter der Ministerien des Auswärtigen und der Finanzen sitze», während Japan durch seinen Gesandten in PclerSburg vertreten ist. Tie Frage wegen der Gerichts barkeit Japan- soll, dem englischen Vorgang entsprechend, ft sorinnlirt werden, baß sich Japan verpflichtet, in 5 Jahren nach Abschluß de« Vertrage« seine Slaatsgcsetzgebung »ach europäischem Vorbiltc zu reformircn. — Der Abschluß eines neuen Handelsverlragcö zwischen Rußland und Däne mark, auf der Grundlage der Meistbegünstigung, steht nabe bevor. In Phtna ist die Panik allgemein, und wie die Londoner „Central News" bestätige», treffen die europäischen Gesandten Anstalten, Peking z» verlassen. Unter diesen Umständen wäre e« kein Wunder, wen», wie bcrichict wurde, der Kaiser und der Hos sich in Sicherheit zu bringen suchen. Al« Rebellen habe» die Chinesen noch immer jene Widerstandskraft be währt, die sie al« reich-treue Truppe» in jeder Weise vermisse» ließen. Allerdings kämpften sic dann nur immer gegen ihres gleichen. Daß ein Ansstand gegen die Mandschu-Tynastic nicht zu unterschätze» ist, habe» die Revolutionen der letzten Ferrillrtsn. Ver Tag der Vergeltung. 71 Bon «. K. Green. (Fortsetzung.) Nachdruck «ertöte». Flora sah ihn verwundert an. War er nicht der Sohn de« großen Staatsmannes, der dem Mädchen, da- er lieble, alle Güter der Welt zu Füßen legen durste, — kannte er seine persönlichen Vorzüge nicht? — „Und wäre sie die Tochter de- besten und reichsten Bürger» ihre» Lande» — der Antrag hätte sie geehrt", sagte sie. „Für Die, welche wir lieben, verlangen wir nicht Ehre, sondern Glück", erwiderte Stanbope ernst. Welche leidenschaftliche Zärtlichkeit sprach jetzt au» seinen Mienen. Kein Mädchen, da» er liebte, hätte ihm die Gegen liebe verweigern können. „Wohnt sie noch an jenem Ort — hat sie eine Mutter — einen Vater?' „Ich weiß nicht, aber ich sollte e» bald erfahren. Die Lehrerin, in deren Schulanstalt sie war, hatte mir versprochen, mich an ihrem 18. Geburtstag wissen zu lasten, wo ich sie aufsuchen könne. Im November — ich weiß da» Datum — aber jetzt darf ich mich ihr nicht naben. Alle solche Hoffnungen sind für mich zu End«, doch der Traum wird mich stet« umschweben." „Und wird auch sie Ihrer gedenken? Trauern Sie auch um ihren Schmerz?" „Ich weiß e« nicht. Sie war so jung — ich habe ihr nie -esaat " „Sahen Sir sie zu verschiedenen Malen?' „Ja, häufig; doch stet» in Gegenwart der Lehrerin. Ich mußte wissen, ob die» liebreizende Kind auch eine ebenso schöne Seele hätte." „Fanden Sie, wa» Sie suchten?' „Urtbeilen Sie selbst. Dort in der Schule war ein ver wachsen«» Mädchen, Krankbeit und Trübsinn hatten ibre Züge entstellt, sie war fast abschreckend Läßlich. Mary, so heißt mein süßer Liebling, schloß da» elende Kind in ihr Herz, vssegle sie und sorgte für sie, bi» sie wieder lernte, sich zu freuen. Sie ging mit ihr spazieren, fl« ersand Spiele und Beschäftigungen, welch« di« Krank« nicht ermüdeten, und ent sagte manchem Vergnügen, weil e» Sofie nicht theilen konnte. Ich habe selbst gesehen, wie sie von einer Ausfahrt zurück- blieb, um Sofie ihren Platz im Wagen zu überlassen." „Wie selbstlos", murmelte Flora, „und wie liebenSwertb " „Vielleicht würde ich die Trennung weniger schwer ein piinten", fuhr Slauhope gedankenvoll >ort, „wenn ich gewiß wäre, daß sie in guten Händen ist. Ich fürchte, ihr Loo« war kein glückliche». Manchmal sah ihr Blick so sorgenvoll auS, daß e« mich peinlich berührte bei ihrer sonst so kind lichen Heiterkeit. WaS sie beunruhigte, habe ick nie erfahren, aber eS quält mich jetzt, weil mir alle Mittel genommen sind, ihr beizustehen." Flora war aufgesprungen, ihr Antlitz glühte. „Wie heißt sie, Slanhope, sagen Sie eS mir!" „Mary — Mary Evans." „Und wo ist ibre Heimath — von wo kam sie?' „Aus Philadelphia, glaube ich." „Sie wissen eS nicht bestimmt?' „Die Lehrerin sagte mir, daß ihre» Vater» Briefe meisten» von dort kämen; aber der Vater wechselte den Wohnort häufig; Mary batte keine eigentliche Heiinald, so viel ich weiß " „Aber Sie können ihren jetzigen Aufenthaltsort ersahren ?" „Durch die Lehrerin, ja." „Dann thun Sie e», Stanbope; wenn Sit sich ihrer nicht annebmen können, so will doch ich ihr eine treue Freundin sein — verlassen Sie sich darauf." „Ihr Wunsch soll erfüllt werden", sagte er, im Innersten gerührt durch diese unerwartete Großmuth, indem er ibre Hand an seine Lippen zog und mit ehrerbietigem Dank küßte. Zwischen ihnen war jetzt ein neue« Band geknüpft, da« erkannten sie beide. .Wa» soll denn da» bedeuten?" rief Jack, der ohne Weitere« bei Stanbope rintrat und ihn über einen offenen Koffer gebückt sah. „Ich muß fort. Schon morgen früh gedenke ich abznrrisen; dir Luft hier bedrückt mich, ich di» unfähig zu Allem. — Wa» bringst Du mir?' „Ich war in dem bewußten Laden; der Gehilfe erinnerte sich noch genau, daß er diese Pistole verkauft hat und zwar letzten Dien-tag Nachmittag." — Jack legte ein Päckchen aus den Tisch. „Am Tage vor meine« Vater« Tode? Hat er sie denn selbst gekauft?" „Nein. Man beschrieb mir den Käufer als einen großen Mann vo» stattlichem Wuchs niit pockennarbigen« Gesicht." Iosephine wurde gerufen. Eie mußte wissen, ob da» Aeußerc jene- sremden Mannes zu der Beschreibung paßte. Ihre Aussagen ließen keinen Zweifel mehr über diese Thatsache auskommen So batte den» Herr Wbite die Pistole schon tag» zuvor durch einen besonderen Bolen kaufen lassen. — AuS diesen« Umstand konnte man die verschiedensten Schlüsse ziehen, er brachte kein Lickt, sondern nur noch mehr Dunkel in das ohne hin schon undurchdringliche Geheiinniß. Wie gering auch stanbope « Hoffnung war, die Wabrheil je zu ergründen, so beschwor er doch Jack, nick»» unversucht zu lassen, um die Spur de» pockennarbigen Manne» aus- zufinten. Er geleitete seinen Freund die Treppe hinunter und tbeilte ihm mit, wohin er zu reisen gedenke. Vor der Thür der jungen Wiltwe blieb er unwillkürlich steken. „Jack", sagte er mit tiefem Ernst, „sollte cS Dir in späteren Jahren noch gelingen, jene« stolze Herz zu erobern, so würdest Du einen Schatz besitzen, dessen eigentlichen Werlh Du dis jetzt kaum ahnst." Der Freund maß ihn mit ungläubigem Blick. „Denkst Du so über Flora Häsling»?" fragte er ver wundert. Ein schwache- Lächeln flog durch Stanhope'S Züge. „Nein, über Flora White", erwiderte er. „der Schmerz hat ihr eine Seele gegeben; möchte es Dir beschieven sein, sie ri«st Dein eigen zu nennen." Am nächsten Morgen fuhr Stanbope ans dem kürzesten Wege nach Bay Ridge hinüber. Bei Fort Hamilton »erließ er die kleine Fähre und ging an dem schönen Herbsttag zu Fuß weiter aus dem schmalen Heckenwege zwischen den -ra«- bedeckien Abhängen, da« Herz voll köstlicher Erinnerungen Bald stand er wieder in dem geräumigen, altmodischen Wohn zimmer. wo er vor einem kurzen Jahre da» liebe Gesichlcdrn seiner Mary so oft gesehen batte, und ein bittere» Web preßte ihm die Brust zusammen Während ei noch die Blicke in dem ihm so bekannten, trauten Raume umbrrschweisen ließ, ging hinter ihm die Thür auf und Fräulein Grazia, dir Lehrerin, trat ein. Ihr gute» freundliche» Gesicht mit den vielen Fällchen zeigte bei seinem Anblick einen bekümmerte» Au«bruck, und nur zögernd erwiderte sie seinen Gruß. „Sie kommen wobl", stammelte st«, „mich nach der Adresse zu fragen, welch« ich Ihnen vor einem Jahr versprach?" Er verbeugte sich stumm und war keine« Worte- mächtig. „Ich tan,, sie Ihnen nickt geben", sulir sie mit ängstlicher Miene sort, „wir haben Mary ganz aus dem Gesicht ver loren. seil drei Monate» sind unsere Briefe unbeanlwortct geblieben." „O, warum haben Sic mich nicht srüber davon unter richtet". ries er jetzt ungestüm. „ich bätte sie gesunden und vielleicht gerettet Wer weiß, ob sie nicht krank ist oder tokl.', „Es war unrecht von nur", gestand sic, „aber ich hoffte von Tag zu Tag, Rachricht zu erhalten. Sic wollte mir jede Woche schreiben, und zuerst kamen die Briese auch ganz rcgel mäßig Allmählich aber blieben sie au», und unsere Briese erhielte» wir meist zurückgeschickl." „Bon wo a»S Kat sie zuletzt geschrieben?" „Aus Philadelphia: hier ist die Adresse, aber in jener Wohnung ist sie nicht mehr auszusinden. Ick habe mich durch dortige Freunde nach ihr erkundigt und den Bescheid erhalten daß eine junge Dame de- Namens nie in jenem Hause ge wohnt Kat." Er steckte die Karte, auf welcher Straße und Nummer verzeichnet waren, mit zillerntcr Hand in seine Brusttasche. „Nehmen Sic meinen herzlichsten Dank", sagte er, „sür alle Güte "nd Freundlichkeit, welche Sic dem jungen Mädchen erwiese» haben, auch sür Ihren Antheil an meinem Kummer. Mary ist mir da« Tbeucrste aus Erden. Zwar bat sich meine Lage, seit wir uns zulcyl sähe», gänzlich geändert, und !ch muß die Möglichkeit, daß sie meine Gail,» wird, als völlig ausgeschlossen bkiracklen, aber ihr Wohlergehen liegt mir doch vor Allem am Herze» " „Der Tod Ihres VaterS —" begann Fräulein Grazia. „Hat meine Verhältnisse plötzlich umgestallet", siel ihr Stanbope in» Wort. „Ick tbeile Ihnen eie« mit, weil ich früher gegen Sir andere Absichle» geäußert habe. Mary ist für unS verloren, wir sehen sie vielleicht niemals wieder, doch möchte ich von Ihnen nicht mißverstanden werden. Ich liebe und ehr« sie, wie nur je ein Mann die Gattin seiner Wahl geliebt und perhrt bat; aber heiralben darf ich sie nicht. Gr» wichtige Grund« verbieten eS mir." Er sab ihr die Enttäuschung ain Gesicht an und seufzte. Wir sehr sie sich auch «nul te, fteiiiitl ^ und tbc,lnebmend zu erscheinen, innerlich war sie gewiß eiiltüstct Ter Gedanke lag nur zu nabe, daß, nun er da» väterliche Vermöge» geerbt batte, da» junge Mädchen vo» dunkler Herkunft seinen An sprüchen nicht mehr genügte. Alle«, wa» er hätte sagen können, um seinen verändert«
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