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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.11.1894
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-11-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18941116026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1894111602
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1894111602
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-11
- Tag1894-11-16
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Gröstere Echrislen laut nnserem Preis- verzelchllih. labellarischer und Zifferujatz auch höherem Tarif. Gptr«-Vellage» (gesalzt», nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Poslbesorderung 60.—, mit PosidesSrderuog 70.—. Iinnahmeschluk fir Anzeigen: Abend-Ausgabe: Vormittag« lO Udr. Morgen-Ausgabe: Nachmittag« 4 Uhr. tzonu- und Festtag« früh '/,9 Uhr. Bei den Filialen und «nnatzmestellea je ein« halbe Stund« sruher. Ntljrigeo sind stet« an die Expedition za richte«. Druck und «»lag von E. Polz tu Leipzig Freitag den 16. November 1894. 88. Jahrgang. Die Unterwerfung Hendrik wilboi's. Ueber die letzten Kämpfe mit Hendrik Witboi liegen »»»- mcbr im .Deutschen Colonialblatt" die Berichte de« Major« Leutwein vor, die am 14. November hier eingegangen sink; sie tragen da- Datum: Winbhoek, den 7. October. Es ist schwer, aus der Schilderung ein übersichtliche« Bild der Einzelheiten zu gewinnen, da die Skizze über die Oert- lichkeit, welche dem Berichte beigegeben war, noch nickt mit dem Berichte gleichzeitig erscheinen konnte. Am 20. August halte Major Leutwein im Hauptlager vor der Nauklust die gcsammte Mannschaft vereinigt. Die mit Witboi eingcleilclcii Bcrhandlungcn ergaben, daß an eine Unterwerfung von seiner Seite nicht zu denken war und daß nur Waffengewalt entscheiden konnte. Wäbrend der Verhandlungen batte Major Leutwein die ganze Stellung Witboi'S »och einmal umritten und sünszcbn Adsverrungs- posten festgelegt. Die Eintbcilung der Truppe für ren Feld zug war folgende: Führer: Major Leutwein. Adjutant: Premierlieutenant Dicstei. l. Feldcompagnie: Hauptmann von Estorfs, Secontclieutenant Bol km ann. 2. Fcld- compagnie: Hauptmann von Sack. Secondelieulenant Troost (später eingelroffen). 3. Feldcompagnie: Premier- lieutenant von Perbandt, Secondelieulenant Schwade. Selbstständige« Süptclachement:Premierlie»lcnant v. Burg S- dorsf. Führer der Artillerie: Secondelieulenant Lampe. Die Kämpfe nahmen nun, wie Major Leutwein berichtet, folgenden Verlaus: Die 3. Compagnie war gegen den Scklüsselpunct der Stellung dirigirt; sie fand aber in dem GebirgSgeländc unendliche Schwierigkeiten und gelangte erst an» Abend de- 27. August zum Eingreifen Während dessen erstürmte die l. Compagnie unter der außergewöhnlich tapferen Führung de« Hauptmanns v. Estorfs, sprungweise vergehend und mit Hurrab, in der unglaublich kurzen Zeii von einer Stunde die starke Stellung de« Feinde« an, Eingang der Nauklusl. Unterstützt wurde sie hierbei durch da- Geschützseucr, da» mit Tagesanbruch 800 m vom Feinde entscrnt eröffnet worden war. Die Ver luste der Compagnie betrugen an Verwundeten einen Osficier (Hauptmann v. Estorff), einen Unterosficier und mehrere Reiter. Lieutenant Volkmann, der nack» der Verwundung de- Hauptmann« die Führung der Compagnie übernommen batte, folgte dem stiebenden Gegner nach, säst zu eilig, da die Höhen recht« und link« noch im Besitze de- Feindes waren. Auf die bezügliche Meldung blieb mir nicht- übrig, wenn ick Rückschläge verhüten wollte, als die einzige mir zur Verfügung sichende Reserve, nämlich die beiden Geschütze, sofort der Compagnie nachzusiibren. Gegen 12 Uhr stieß die Compagnie aus eine zweite stark besetzte Stellung, welche der Feind zum Schutze der Hauptwcrfl Wilboi's einge- noiiiinen halte, um der augenscheinlich durck unser schnelles Vorgeben überraschten Werst (Weiber, Kinder, Vieh) Zeit zum Abzüge zu rerschaffen. Nachdem ein Theil der Compagnie unter dem Sccondclieutcnant Volkmai», die beherrschenden Höhen links erklettert, und daö herangeholte Geschütz einige Cbrapnels abgescbosse» batte, räumte der Feind nach etwa einer Stunde die Stellung. Die Com pagnie bemächtigte sich nun gegen l»/» Udr der jetzt vollständig leeren Hauplwerft Wnboi'S. Bon der eiligen Flucht des Feinte« zeugt, daß mir hier die ganze Correspondenz des Letzteren in die Hände fiel. Nach kurzer Pause befabl der Hauptmann von Estorff, welcher mit verbundenem Fuß zu Pferde zurückgekehrt war, die Compagnie aus den nach- aesührlcn Pferden beritten zu macken und dem Feind in der Richtung, in welcher man die Hauptwerft hatte abziebcn sehen, weiter zu solgen. Lieutenant Vollmann ging mit etwa 30 Reitern in rer ihm sbezeichnclen Richtung, die Pferde an der Hand führend, vor. Wäbrend die Abtheilung die steile Höbe biiiausklcttene, erbiet» sie plötzlich von drei Seiten auf 300 bis 500 »i Schnellfeuer. Ter Feind batte sich »ach seiner Gewohnheit derart in seiner Stellung verborge», daß er u»s durchaus unsichtbar geblieben war; dafür war iiikcssen auch sein Feuer obne Wirkung geblieben. Hinter der Al-ilieilung kommend, börte ich mebrmats da« Coiiinianto de« Lieutenants Volkmann: .Recht- ver längern!" Nack kurzem Ucberblick bemerkte ick, daß ohne die Ausführung dieser Anordnung die Abtheilung in die schlimmste Lage komme» müsse, sainmeltc die recdtSrückivärlS in de» Büsche» besindlick cn Mannschaften und führte sie i» die von dem Lieutenant Volkmann inS Auge gefaßte Stellnng. Die Mannschaften ginge» jetzt lapser vor, namentlich nach dem ich demjenigen, der al« Erster in der Stellung sein würde, die Eingabe zur Dccorirung in Aussicht gestellt batte. Es traf dies ren Unterosficier Herz. Ein zweiter Untxr- ossicier (Polet), brr sich gleichfalls bemüble, den Preis zu erringen, wurde durch* eine schwere Berwundung am Fuß daran verbinde»t, und äußerten» wurden hierbei noch zwei Reiter getroffen. In der jetzt gewonnenen Stellung blieb d»e Abtheilung dis zur Dämmerung. Nun besaht »ch dem Lieutenant Volkmann, zum Verbleib wäbrend der Nackt eine noch weiter reckt« gelegene, die gegenwärtige Stellung beherrschende Andöde einzunebmen, welche die Hottentotten zuerst besitzt, bann aber unerklärlicher Weise wieder ver lassen hatten. E« wurde die« in kleineren Abtbeilungen theil« kriechend auszcjübrl. Al« Lieutenant Volkmann, der mit der letzten Abtheilung hinaufkrock, oben angekonimen war, bemerkte er. daß eine aus etwa loo Meter vor ibui liegende Schanze nock besetzt sei, und erkannte mit Recht, daß unter solchen Umständen ein Lagern an diese,» Platze nicht möglich sei. Er überschüttete rasch entschlossen die Schanze mit Schnellfeuer und nahm sie dann mit Sturm, wobei die Reiter Bartsch und Bock fielen. Die Hottentotten batten inzwischen, seitwärts kommend, iy tenKlippen derSckluchte» und Berge sichwicderfcslgcseyt und ge fährdeten auf diese Weise die Verbindung zwischen der Adlheilung de-Lieutenants Volkmann und der Werst Wilboi's. In letzterer standen die Geschütze, und ich gedachte vorläufig daselbst da- Hauptquartier aufzuschlagen. Es war inzwischen gegen Abend dort neben dem Hauplmann v. Estorff der Reiter Roch er lurch einen Schuß aus den Klippen getödtet worden, Wa den Ersterrn endlich dock verantatzl hatte, sich weiter zurück znm Hauptverbandplatz z» begebe». Während ich nun, von der Abtbrilung de« Lieutenants Volkmann kommend, der Hauplwerft zustreble, konnte ich wahrnebmen, daß die Hotten totten einen deftigen Angriff aus da« Lager unternommen und cS augenscheinlich auf die Geschütze abgesehen halten, wäbrend von der 3. Compagnie noch nichts zu sehen war. Nunmebr von» Lager abgescbnitlen, versuchte ick, lediglich von einem Trompeter begleitet, eS auf einem Umwege über die Berge zu erreichen, stieß aber nach einem mühseligen Umber- kctlcrn in den steile» Klippen aus einen Hottenlottenposten von vier Mann, welcher sofort zu feuern begann. Nachdem ick indessen den Zudringlichsten nictergeschossen batte — glücklicherweise batie ich vorher den Carabincr eine- Verwun deten an mich genommen —verhielten sied die Anderen rubig, und standen wir uns aus 200 d>« 300 Schritte in stillschwei gender Waffenruhe bis gegen Morgen gegenüber, ick keines wegs in fröhlicher Stimmung, da ich um da« Schicksal de« Lager- ernstlich besorgl war. An einen Versuch, dasselbe beule Nacht »och zu erreichen, war unter den vorliegenden Umständen nicht zu denken. Ter Trompeter war mir mittler weile gleichfalls adbanden gekommen, und ich batte nur noch drei Patronen im Laufe. Am anderen Morgen war der inir gegenüberstchende und überbaupt der ganze zwischen der Ab- theilung des Lieutenant« Volkmann und tcm Hauptlazer cin- gedrnngene Feind ebenso plöplich, wie er gekommen war. wieder verschwunden. Mich dem Lager vorsichtig »ädernd, enikeckic ich zu meiner Freude, daß daselbst »och Posten von »ms standen, »nd stieß auch bald aus die 3. Compagnie, welche am Abend vorher gerade noch zeitig genikg—izekommc» war, »u» de» Angriff des Feinte« adzuweisc». Nun regelte sich das Weitere am Morgen de« 28. August einfach. Gegen l l Uhr Mittags wandten sich die Hottentotten zum Rückzüge. Im Norden zog die 2. Compagnie unter Hauptmann Sack sich mrbr nach der Nauklust zusammen, am Morgen de« 30. August kam von Prcmierlieuteiiant von BurgSdorff, der das Süttetachement führte, die Nachricht, daß er vor gerückt sei. Der 31. August und 1. September waren Marsch tage hinter dem stiebenden Feinde, der bei GamS, der letzten Wasserstelle, die im Gebirge war, am 2. September Stellung ciiiiiah»,. Ein 30stü»digeS Fcucrgesecht brachte hier die Ent scheidung: 70 deutsche Gewehre standen gegen die doppelte Anzahl. Dazu komint noch, daß bei rem schwierigen Ge- birgSniarsch die Versorgung mit Proviant nicht immer regel mäßig glückte und daher manche Leute ein bis zwei Tage ohne solchen geblieben waren. Was die Spitze betrifft, so war dieselbe in der Tbat be dauerlicherweise zum größten Theil gefallen, einschließlich de- Preiiiierlieuienants Diestel, welcher sich seit seinem Ein treffen stets freiwillig zu derselbe» gemeldet batte. Die Hottentotte» batten nach ihrer Gowobnbeit die kleine Ab- tbeiluiig durch ihre Stellung hindurch marschiren lassen und dann niedergeschosien. Premierlieutenant Diestel siel, während er augenscheinlich gerade mit Abjassen einer Melkung be- scbäsligt war. Im Ganzen batte da« Geseckt an Verluste» 6 Tobte und mehrere Verwundete gekostet. Neben der Leiche des PreiiiierliculenantS Diestel lag rin Brief Wilboi's vom 3. September an mich, der solgenvermaßen lautete: Gurus, 3. September l89l. „Viel edler Herr Major Le» Iw ein, hierdurch gebe ich Ihnen diese Zeilen bei Ihren 5 Todicii. Mci» lieber edler Herr, ick bitte Sie, lassen Sic »»ich doch endlich sichen, verlvlgen Sic mich nicht weiter. Sic sehe» ja, daß ich fliehe. Ich bin doch nicht so schuldig für Sic. In der Hoffnung, daß Sie dies thun, bin ich der Capilain Hendrik Witboi. Ich bitte Sic, hören Sie doch mit bei» Blutvergießen auf, lassen Sic ferner kein Blut mehr stießen." Die Kriegslage war jetzt folgende: Witboi war, ge drängt durch d»c 1. und 3. Compagnie, am 4. September Nachmittag- aus dem Gebirge bcrauSgelreten. Von der Ab- sperrung-abtbeilung gefaßt, war er westlich in da« Gebirge zurückgcwichcn und saß nun, total erschöpft und zersplittert, mil siiiier Werft an den Südwcstabhängcn desselben. Ocst- lich davon, gleichfalls am Südwestrande des Gebirges und nicht nnnder erschöpft, stand die diesseitige Hauvt- adtheiluna. Taktisch würde e« nun da« Richtige gewesen sein, die Letztere in das Gebirge zurückzusühre», um Witboi abermals die Norbfront adzugewinnen und ihn auch ferner zwischen zwei Feuer zu halten. Als ich jedoch diese durch ungeheure Strapaze» erschöpften Mannschaften sah, welche schwer unter dem Wassermangel litten, so empsand ich die Unmöglichkeit, den Befehl dazu zu geben. Wie spätere Er kundigungen ergaben, war Witboi infolge de« ZurückwersenS in das Gebirge bewegungsunfähig geworden, zumal da er zwei bi« drei Tage sich säst obne Walser behelfen mußte. Von dieser Verfassung de« Feinde« erhielt ich indessen erst später Kenntlich, und zwar zum Tbeil mittelst einer gewaltsamen Erkundung am 7. September am Fnße de- Gebirge« entlang, zum Tbeil mittelst Kunb- schastcrdicnstc de- Gefreite» Melchior vom Truppen stade. Zugleich sandte ick die vcrbältnchmäßig noch frische 2. Compagnie über die Nauklust zurück in da« Ge birge mit dem Befehl, den Gegner nicht über diese binauS nördlich Vorbringen zu lassen, sich im klebrigen aber lediglich verihcirigniigsioeise zu verhalten. Am 9. September folgte ich mit der l. und 3. Compagnie ebendahin, rückte bis GamS vor und gewann mit den Vorposten wieder enge Fühlung mit dem Feinde. Leider fielen in Folge allzu kühnen Vor gehens als Patrouille hierbei die Reiter Lange und Fleischer als letzte Opser de« Feldzuges. Während des Vormarsches erhielt Major Leutwein von Witboi eine Botschaft, worin dieser zum ersten Male ein ernsthaftes UiiterwerfungSangkbol machte. Der Be richt fährt nun fort: Nunmehr trat die wichtige Entscheidung über die Frage beran, ob ich de» Krieg bi« zur Vernichtung Witboi'« fort- setzen ober dem Letzteren die Rückkehr auf den Boden de« geordneten StaatSivesinS ermöglichen sollte. Im Interesse de« Schutzgebietes und de- Landeshauptmann- sagte ich mir Folgende-: Wenn ich Witdoi in seiner derzeitigen un günstigen Stellung bei TsamS angreife, so wird er zweifel los eine weitere Niederlage erleiden. Gelingt e- Witdoi, mit nur 30 bis 40 Reitern, die sich »»schwer einzeln bei Nacht zwischen unseren Absperrung-Posten durchichleichen können, zu entkonimen, so ist mit den» Siege, der gewiß weitere Opfer kosten wird, nicht« erreicht. Witboi, der dann nicht» mcbr zu verliere,, bat, wird seine Leute vollständig zu einer schwer faßbaren Räuberbande aus bilden, welche allmäblich wieder durch Zulauf verstärlt werden wird. Uns bliebe dann nur ein fernerer opser voller Kampf in Aussicht. Und daß Witboi bei dem Angriff entkonimen wird, ist nabezu al« sicher anzunehmcn. Wenn dadcr Witboi die ernste Absicht dal, sich der deutsche» Re gierung zu unterwerfen, so ist es nützlich, auf sein Anerbieten eiiizugehen und seinen Einflnß nutzbar zu machen, um seine bi» jetzt lediglich an Jagd, Krieg und Raub gewöhnten Leute zur Fricdciiöarbeil zu erziehen. Unter solchen GesichtSpuncten beschloß Major Leutwein, wie bereit« mitgetbeilt, die Unterwerfung Witboi'« an- zunehmen. Er begab sich persönlich zur weiteren Verhandlung in da» Lager Will oi's. Na l> dreimaliger Zusammenkunft gab Witboi die sörmlicke Erklärung ab. daß er sich und sein Voll der deutschen Schiltzherrscbafl unterwerfe. Als z« künftiger Wohnort wurde ihm Gideon angewiesen, wo eine Ab lbeiliing der Schuytruppe stationirt wird. Gegenwärtig ist Witdoi nach Gideon in Marsch gesetzt und wird dort, da er nur langsam marschiren kann, gegen Anfang der Regenzeit rin treffen. »Daß Witboi", so schließt der Bericht, „noch einmal kriegerische Neigungen zeigen sollte, ist nicht zu erwarte» Einerseits baden seine Leute jetzt eingehendere Bekanntschaft mit der Schärfe der deutschen Waffen gemacht, ankererscii. aber auch gesellen, daß sie von uns nicht unter allen U»> ständen todtgeschvssen werden. Und Letztere« glaubten sie dis jetzt, wie sie mir selbst sagten, und hatten siw daher, anstatt sich von Witboi loSzureißen, immer näher an denselben angcschloffen." Eine weitere telegraphische Nachricht Major Leutwein'S meldet, daß er Hendrik Witdoi mit einem JahreSgehal» von 2000 in den Dienst der deutschen Regierung ge nommen habe. Politische Tagesschau. * Leipzig, lk. November. Ans dem letzten s-rialdrmokrattschen Parteitage erinnerte der Abgeordnete v. Bollmar an da« Wort, da- Bebel aus dem Parteitage in Erfurt bei dem Ltreit über die Takt»! gesprochen batte: „Wird Vollmar Recht gegeben, dann wählen Sic ihn in den Vorstand, aber ich gehe hinaus in da« Laue, um die Kahne der Rebellion zu erheben." Und Bebel Feirilletsn. Der Tag der Vergeltung. 8s Boa A. K. Green. Nachdruck vrrdoim. (Fortsetzung.) Sie sab ihn mil verstörten Blicken an. Stall der Antwort schwebte Stanhopc eine Frage aus den Lippen, die er für sein Leben gern gestellt hätte. Doch fürchtete er, sie zu kränken. „Wie ist denn das Aeußere Ihre- BaterS —" sagte er endlich; „können Sie ihn mir beschreiben — ist er groß ?" „Nein, eher klein und schmächtig, nicht so groß wie Sie." „In der Zeitung ist eine Narbe erwähnt, die er an der linken Hand hat. Trägt er sonst kein bemerkcnSwertheS Kennzeichen?" „Ich versiebe nickt, waS Sie meinen." „Hat er nie die Blattern gehabt, ist er nicht pockennarbig?" „Bewahre, wie kommen Sie daraus ?" Mein Vater hat schöne und seine Züge, da« Gesicht eine« Gelehrten; aber er siebt oft sorgenvoll aus." Stanhope sab ein, daß er auf einer falschen Fährte ge wesen war. Dieser Mann batte also nicht die Pistole für seinen Valer gekauft. Er war enttäuscht, faßte sich jedoch schnell. „Wie schien denn seine Stimmung, ehe er verschwand? War sie gedrückter als gewöhnlich?" Die Tbränen, die in ihren Wimpern gezittert hatten, rollten ihr jetzt langsam über die Wangen. „O ja; aber ich darf Ibnen nicht- davon sagen, er hat mir immer verboten, von seinen Angelegenheiten zu reden; er muß einen furchtbaren Schrecken gebadt haben, denn sein Gesicht —" sie stockte, die bloße Erinnerung machte sie schaudern. Aber Stanhope durfte sie nicht schonen; nicht nur um seinetwillen, sondern auch in ihrem eigenen Interesse mußte er da» Verhör forisetzen. „Wenn Idr Haler gefunden werden soll, Fräulein Evans (der Name Dalton wollte ibm nicht über die Lippen), so dürfen Sie nicht« vor mir verbergen", sagte er eindringlich. Sie zögerte und schwankte, offenbar wurde ihr der Entschluß schwer. Doch plötzlich ermannte sie sich »Sie sollen Alles wissen", ries sie. „Wie kann ich schweigen, wenn sein Wohlergeden, vielleicht sein Leben aus dem Spiele siebt — er selbst würde da« nicht verlangen. Nickt wahr, Sic werden mein Vertrauen ebrcn und weder die Polizei unter richte». noch —" Sie bielt plötzlich inne und deutete nach dem HauSgang. „Die WirlhSleute horchen", flüsterte sie. „Sprechen wir leiser", rieth er, „ich möchte die Thür nicht schließen. Tic Alte hat einen bösen Ausdruck im Gesicht und Sie sind zu schutzlos, um ihre üble Nachrede gering zu achten." „Wohl wahr", sagte sie errötbend. „Könnte ich nur zu Fräulein Grazia geben. Aber mein Vater würde da« nicht wünsche». Er glaubt sicher, mich hier zu finden bei seiner Rückkehr — wenn er je wieberkommt." Stanhope hegte andere Pläne für sie, aber er beschloß, noch nicht damit bervorzutrelen. Er hatte sich so gestellt, daß er de» Gang übersehen konnte. „Wollten Sie mir nicht sagen —" drängte er. „Was meinen Vater erschreckt hat? Wenn ich e« nur selber wüßte! Er saß hier am Tisch, — sie deutete aus den alten grünen Ledersessel — ich börte ihn plötzlich ausspringcn, eilte aus dem hintern Zimmer herbei und fand ihn an dem Platz s wo Sie jetzt sieden, zitternd wie Espenlaub. Ich hatte ihn schon oft in ähnlichem Zustand gesehen, aber niemals in solider Angst und mit so wilden Blicken. Noch che ich genug Fassung wicdergewonnen hatte, um ihn zu fragen. waS ihm fehle, zog er einen Schlüssel au« der Tasche, warf ihn mir zu und Itürzte zur Thür hinaus. Al« ich ihm nacheilte, war er schon fort au« dem Hause, und ich konnte ihn unter der Menge aus der Straße nickt mebr entdecken. Seitdem ist er verschwunden; e« scheint mir so seltsam, so schrecklich." „Aber", warf Stanhope ein, „ist er denn barhaupt fort gegangen? Wissen Sie, ob er Geld bei sich batte?" „Damit war mein Vater immer reichlich versehen", de- theuerte sie im Flüsterton und mit einem Seitenblick nach der Zimmer-cke, wo ein alter Kasten stand. Den Hul Halle er im Vorbeigehen vom Tisch genommen, wo er ihm stclS zur Hand lag; ict! durste ihn niemals forthängen, auch sonst nicht« aus dem Tisch anrühren." Stanhope betrachtete die Gegenstände genau, welche methodisch aus dem Tisch geordnet waren. „Ihr Vater hat sich mit elektrischen Versuchen beschäftigt", sagte«. „So — meinen Sie? Dann ist die« wohl auch «ine elektrische Maschine? Sehe» S,e, bitte!" Sie war leicht wie eine Else durch da« Zimmer geglitten, wo sie in der dunkelsten Ecke einen langen Vorhang zuriickzog, den er bisher nicht bemerkt batte Er folgte ihr und beugte sich vor, um den enthüllten Gegenstand näher zu betrachten. „Fassen Sie cs nicht an", ries sic schreckensbleich und streckte die Hand aus, um ihn zurückzuhalten; dabei entglitt ibr der Vorbang und schloß sich wieder, so daß er den Gegen stand ihrer Furcht auf« Neue verbarg. „Verzeihung", stammelte sie, „ich war zu bastig — aber mein Vater —" „Es ist dock nichts geschehen, — ich glaubte einen Schrei z» bören", tönte jetzt eine dünne Stimme hinter ihnen; die lahme Alte stand in der Thür. „Fräulein Dalton bat sich rin wenig erschreck», al« sie mir ihres Vater- Apparat zeigen wollte", erklärte Stanbope mit rascher Geistesgegenwart. „Wir sind alte Bekannte, da« Fräu lein und ich." „DaS ist ja schön; vielleich' können Sie ihr etwa« Drost zusprecken", versetzte die Alte mil erheuchelter Gulmüthigkcil und hinkte wieder hinaus. Mary atbmetc erleichtert aus. „Ick bin froh, baß sie die Maschine nicht gesebcn hat. Vater wurde einmal sehr böse al« sic hereinkam, wäbrend der Vorbang aufgezogen war. Er hat sie nie Jemand gezeigt, und wenn Leute im Zimmer waren, mußte ich immer acht geben, daß keiner in die Nabe kam Ich fürchte mich selbst davor und vermeide jene dunkle Ecke so viel wie möglich. Wo ich den Mulb hcrgenommen habe, sie Ihnen zu zeigen, weiß ich selbst nickt." Stanbope hätte die Maschine gern noch einmal gesehen, doch wagte er nicht, darum zu bitten. „Sie haben so lange hier mit Ibrcm Vater allein gelebt, da» ist der Grunv Ihrer nervösen Acngsllichkcil", sagte er. „Wohl möglich", murmelte sie und versank in träumerische« Sinnen. Wie sie so dastand in ihrem einfachen Kleide, konnte er die Augen uicht abwenden von der zarten, lieben Gestalt. Dir reine weiße Stirn, umrabmt von einer Küste krausen Golkhaar», der kindlich sanfte Blick der Augen, d>e fein geschwungenen Linien um Nase und Muab, die dem Gesicht einen so vor nehmen, geistvollen Ausdruck verliehen, die weiche Rundung von Kinn und Wange — kurz, die ganze entzückende Er scheinung, bald schelmische Anmuth, halb weibliche Würde, sesselle ibn unwikersteblich. Ja ibrem Innern schien rin Kamps vorzugeben. „Warum haben Sir mich nur gefragt", flüsterte sie nach eiuer Weile, „ob mein Vater Blatternarben im Gesicht hätte? Ist Ihnen ei» solcher Mann bekannt?" Er fühlte, wie ibm die Röthe in die Wangen stieg. War ihm denn ganz entfallen, was ihn eigentlich in diese« Han« aesübrt hatte? Dachte er nur noch an sie und ihren Kummer? „Erst möchte ich wissen, ob Sie einen solchen Mann kennen", erwiderte er vorsichtig. „Nein, aber sobald mein Vater fort war, kam ein Pocken narbiger Herr hier in« Zimmer und fragte nach ibm. Ick dachte, Sie hätten vielleicht davon gehört und vcrmuthet, daß er mit meinem Vater in Verbindung stehe." Bei diesen überraschenden Worten batte Stanhope Müde, seine Fassung zu behaupten. „Sic haben ganz recht", sagie er und seine Stimme bebte; „wie sab denn der Mann sonn au«, können Sie ihn mir beschreiben?" „Er war sehr groß und breitschulterig. Seine Augen Ware» zum Fürchten — ich glaubte, ich müsse vergehen vor seinem Blick." „Ging er gleich wieder fort, al» er Ihren Vater nichl fand?" „Ja, doch schaute er sich erst im ganzen Zimmer um. auch mich sab er an und verzog sein Gesicht zu einem häßlichen Lachen." „Und gleich nachdem Ihr Vater verschwunden war, kam er?" „Jawohl; ich traf ihn schon hier, als ick wieder eintrat; Frau Braun war bei ihm; die Alte, welche Sie eben saden." „Also war er schon im Hause, als Ibr Vater eS so eilig verließ. Vielleicht —" Er stockte. Sollte er Furcht und Argwvbn in de« Mädchen« Brust erwecken? „Hat er irgend einen Auftrag hinterlassen oder gesagt, er würde wiedrr- tvmmen?" forschte er weiter. „Nein, er blieb nur noch einmal auf der Schwelle stehen und lachte höhnisch Mir war sein Besuch sedr unheimlich, und al« mein Valer gar nichl wiedrrkam. fing ich an zu fürchten —* „Sie dürfen nickt hier bleiben", fiel ihr Stanbope eifrig in« Wort. „Ick würde eS mir nie verzeiben, wenn ick Sie mit Ihrer Angst allein ließe. Packen S>e Ihre ncthigsten Sacken zusammen —" Sie schüttelte jedoch den Kopf. „Ich darf nicht von hin fort", erklärte sie traurig und soraenvoll. „Ihnen mochte ich den Grund sagrn^aber r« wäre gefährlich, wenn sonst Iemaa»
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