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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.12.1894
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-12-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18941201029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1894120102
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1894120102
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-12
- Tag1894-12-01
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Ve-«s».Vrets A h» Hnnntigtzihlllo, od«r da» ftn Stadt. htgül «ch h» Barvrtr» errichtete» «>«. gndchill«, ah,,h»lt: dierlelj-hrtich^s-chch bck Pveftnalla« Ützlicher Zuftell,,, t»S Hans D«ch dienst bezoaen für Deutschland »ad Oesterreich: viertel,ädrttch 8»— Dirrrt» täglich» Krevzbandseadimg «M «vstand: «oaatllch es 7chO. DteMorzea-Aurgeb« erfcheint tügltch '/,7 Uh^ di» Ubead-AasgLb« vocheatag» b Utzr. XÄ«tto» »atz Lr»e-tti»: La Hannesgasse A. HttPrvedttiv» ist Wochentag« »«»»trrbroch«» ^sft-t vv, srsh 8 dt« Ad«ch» 2Uhr. FM,le»: vtt» Ae»»'« Gart«». («fr,» Hgtzlüh Uaiversitüt-ftrahr 1, Laut« Läsche. lathartaeastr. 1«. pari. iu»d KSn«a«p1atz 2^ Abend-Ausgabe. UchMerIllAMav Anzeiger. Organ fSr Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. A»zeige«H)ret» die «gespaltene Petitzeile »0 Phg. Neelame» u»ter de»Nedactivasstrich («»» spalte») 50-ü- vor de» Faaüllennachrich»» (8,espaltev) «0-ch. GrSharr Schriften laut aasere» PveiS- »ert«ichaib. Tabellarischer und gtffsnsatz noch htchere« Tarif. Ertra-Veilag«« (gesalzt), »ur «it der Morgen« Au«gabe, ohne Postbef-rdernng es SO.—, mit Postdesorderuu, es TO.—. Am»atz«rschl»k fSr Anzeige»: Adead-Autgab«: Bormittag« lO Uhr. Marge »«Ausgabe: Nachmittag« «Uhr. Sonn« and Festtag« früh '/,» Uhr. Vet den Filiale» and »aaahmestellea i« «i« halb« Staad« früher. Anzeige« sind stet« ,, dir Ggpedttt*» za richte». Drack «ad Verlag vo» E. Pol» t» Leipzig A4. Sonnabend den 1. December 1894. 88. Jahrgang. Zur gefälligen Beachtung. Unsere Expedition ist morgen Sonntag, den S. December, Bormittags nur bis Vstt Uhr geöffnet. Lxpeältlou Äea L.e1pr1xer l'Lxedlalttz«. Politische Tagesschau. * Leipzig, l. December. Die im amtlichen Berichte über die letzte Sitzung des Bundesrath« verzeichnet ist, sind u. A. in derselben die Ausschußanträge zu den Anträgen Preußen- und Bayern« auf Adänprrnng »er «etverbearsnung angencmmen worden. Was die preußischen Anträge auf diesem Gebiete betrifft, so ist nicht ohne Weitere- klar, welche derselben vom Plenum de- BnndeSrathS die Genehmigung erbalten haben, denn Preußen hat seit dem Zustandekommen der letzten Gewerbeordnungs-Novelle mehrere solcher Anträge beim BundeSrathe eingcbracht. Wir erinnern daran, daß e« den tz. 35 der Gewerbeordnung dabin unitzrstaltet sehen wollte, daß die Wiederzulassung zur BetriebSeroffnung für bestimmte GewerbSzweige erleichtert würde, daß eS eine Aenderung der Bestimmungen über die Schauspiclunternehmunar», daß e« Adhilsemaßnabmen gegen da- Anfertigen von Recepten in den Droguengcschäften herbrigesührt seben wollte. Ob alle diese Anträge oder nur einzelne derselben und welche vom Bunde-ratb-plenum angenommen sind, wird sich erst später Herausstellen. Ohne Weitere« ist dagegen klar, wa« unter der von Bayern beantragten und nunmehr angenommenen Aeudcrung der Gewerbeordnung zu verstehen ist; denn Bayern hat nur eine solche Aenderung im November 1892 beantragt und diese betrifft den Gewerbebetrieb im Umberziehen. Der in dieser Beziehung von Bayern beim BundeSrathe ge stellte Antrag bezweckte im Wesentlichen drei Neuerungen. Einmal wiederholte er die schon in dem Entwürfe zur GewerbeordnungSnovelle von 1882 enthaltene Forderung, daß Gewerbetreibende oder Hanbel-reisende, welche aus Grund des 8. 14 der Gewerbeordnung ihr Gewerbe ohne Wandergewerbeschcin ausüben, Bestellungen auf Maaren nur bei solchen Personen suchen dürfen, in deren Gewerbebetrieb die angeborenen Waaren Verwendung finden. Sodann verlangte er, daß der gesammte wandernde Geschäfts betrieb, der von Hau- zu Haus oder an öffentlichen Orten stattfindet, als Gewerbebetrieb im Umherziehen be handelt werde, daß also für den einheimischen Hausirer dieselbe Ueberwachung wie für den fremden platzgreife. Und schließlich sollte der Gewerbebetrieb im Umberziehen allgemein nur insoweit gestattet werden, al- ein Bcdürsniß für diesen Gewerbebetrieb in den Bezirken, für welche die Erlaubniß nachgesucht wird, vorhanden ist. Ueber diese bayerischen Vorschläge haben innerhalb der BundeSratbS- Au-schüsse eingehende und langwierige Berathungen statt- gesunden. ES ist auch eine Anzahl vou Aenderungcu vor genommen worden. Man dürste aber wohl in der Annahme kaum sehlgeben, daß die vom Bunde-ratb nunmehr an genommene Aenderung des Titel- III der Gewerbeordnung sich i« Großen und Ganzen an den bayerischen Antrag anschließt. Welcke Aenderungen und Ergänzungen de- Strafgesetz buches der VuiidcSratb angenommen bat, ist gleichfalls noch unbekannt Hoffentlich seklt eine Ergänzung nicht, die schon wiederholt in der Presse als dringend nöihig bezeichnet worden ^st. Sie betriff, die Verherrlichung von Vrrdrcchcn. Unser Strafgesetzbuch enthält keine Strasvorschrist gegen dieses Delict, wie die- in der Gesetzgebung anderer Länder rer Fall ist. So z. B. wird nach französischem Rechte die apolngio ,I'»u oi inie schlechthin bestraft und nach Art. 217 de- italienischen Strafgesetzbuches zieht die öffentliche An preisung einer gesetzlich als Verbrechen charakterisirien Handlung Gcfänguiß von drei Monaten bis zu einem Jahre und Geldstrafe von 20—1000 Lire nach sich. Ueber die Nvtbwcndigkeit der Einführung entsprechender Straf» vorschriften sür da« deutsche Reich kann kein Zweifel be stehen. Die Verherrlichung, welche die anarchistischen Ver brechen bei un- gesunden haben, sind bekannt, und kein Vernünftiger wird leugnen, daß diese Glorificirungen, ab gesehen von ihrer moralischen Verwerflichkeit und ihrem juristischen Ebarakter al- Verbrechen, insofern eine Gefahr für Staat und Gesellschaft bilden, als erwiesen ist, daß durch sie der Trieb unreifer, von, Größenwahn befangener Köpfe zur Vollsührung ähnlicher Unikaten Nabrung findet. Anderer seits kann auch der fortgeschrittenste Liberalismus keine principiellen Bedenken gegen die Bestrafung vo» Leuten hegen, welche Handlungen verherrlichen, die von der Gesetzgebung wie von der Gesittung gleichermaßen als verbrecherisch ge- brandmarkl sind. Im Uebrigen enthält da« deutsche Straf recht, wenn auch nicht im Strafgesetzbuch selbst, so doch im Gesetz gegen den verbrecherischen und gemeingefährlichen Ge brauch von Sprengstoffen die Anfänge zu einer Be» strasung der Verherrlichung von Verbrechen, tz. 10 des selben lautet: „Rer öffentlich vor einer Menschenmenge oder wer durch Ber« breitung oder öffentlichen Anschlag oder öffentliche Ausstelluag von Schriften oder anderen Darstellungen oder wer in Schriften oder anderen Darstellungen zur Begehung einer der in den 5 und 6 bezeichneten strafbaren Handlungen oder zur Theilnahme an Len« selben auffordert, wird mit Zuchthaus bestraf«. Gleiche Strafe trifft denjenigen, welcher aus dir vorbezrichneie Weise zur Begehung der im Absatz 1 gedachten strafbaren Handlungen, insbesondere dadurch anreizt oder verleitet, daß er dieselben anpreisl oder al- etwas Rithmliches darstellt." Die Verbrechen, auf welche hier Bezug genommen wird, sind: ». di« vorsätzlich»durchAaweadung vonSprengstoffen herdei- gesührte Gefahr für da-Eigenthum, da-Leben oder die Gesund heit eines Anderen; 1>. dieselbe Handlung, wenn du.ch se »<-,« schwere Körperverletzung verursacht wurde; o. dieselbe Handlung, wenn Lurch sie der Tod eine- Menschen verursacht wurde und der Thäler diesen Erfolg hat vorau-sehen können stz. 5, Absatz 1, 2 und 3); cl. die von Mehreren getroffene Verabredung zur Verübung eines solchen Verbrechens oder die Verbindung Mehrerer zur fortgesetzten Begehung derartigerHandlungrn. Für die Anwendung der Strafbestimmung ist es gleickgiltig, ob cS bereits zu einem Anfang der Ausführung gekommen ist oder nicht. Danach setzt sich also Jeder der Bestrafung mit Zuchthaus au-, der Strafthaten öffentlich verherrlicht, welche niittelst Sprengstoffs begangen sind. ES ist aber absolut nicht cinzusehen, weshalb Dem, der z. B. einen Mord durch Dolch verherrlicht, nicht recht sein soll, wa- Dem nach dem Gesetze billig ist, der ein Bombenattentat als nachahmenSwerthe Thal preist. Es ist ein Widersinn, daß Derjenige, welcher die Dynamit-Attentate in Paris. Barcelona u. s. w. glorificirt, dem Strafrichter verfällt, während Der jenige straffrei auSgeht, der z. B. das Attentat Nobiling'S, die Ermordung Carnot'S verherrlicht, nur weil diese Ver brechen nicht mittelst Sprengstoffs auSgesübrt worden sind. Wenn das 1881 erlassene Dynamitgesctz nur an die mit Sprengstoffen verübten Verbrechen gedacht bat, so geschah cS einmal, weil die Gefahr, welche mit einem Ver brechen verbunden ist, bei der Anwendung eine- Sprengstoff- ungleich erheblicher ist, al- bei dem Gebrauch de- Messer« oder Dolches, sodann aber, weil zur Zeit der Entstebuuz de« Gesetzes die Propaganda der Tbat sich ausschließlich der Sprengstoffe bediente. Aber seitdem bat sich die anarchistische Taktik geändert, man verschmäht die Anwendung de- bis zu einem gewissen Grade stets unsicheren Sprengstoffs und be dient sich lieber de- Messers, das, von einer feste» Hank geführ-, stets den Erfolg verbürgt. Weshalb sollte» die deutschen Gesetzgeber Anstand nehmen, der veränderten Taktik der Umstürzler Rechnung zu tragen und einen Widerspruch au- der Gcictzgcbung zu beseitigen, der logisch unhaltbar ist? Nachdem der französische Minister de - AuSwärtigen, Hanoteaux, dem »rutschen Botschafter offen sein Bedauern über die Angriffe der französischen Presse ausgesprochen hat, kann ja der Zwischenfall vorläufig als auf diplomatischem Wege abgeschlossen betrachtet werden. Ueber den Kernpunct der Frage aber, ob, wie e- den Anschein bat, die Pariser Presse, welche in Dinge» der auswärtigen Politik bekanntlich säst ohne Ausnahme den „Weisungen von maß gebender Stelle" folgt, ihre Informatiouen einer ge wissen Stelle im französischen Ministerium verdankt, ist die Discussion noch nicht abgeschlossen, und man wird aament lich darauf gespannt sein dürfen, wie der Krieg- minister General Mcrcier, den der „Figaro' in die Afsaire verwickelt bat, sich berau-ziehcn wird. Der militairische Mitarbeiter des „Figaro", ein Herr Leser, halte mit dem Minister eine Unterredung über den Fall DreyfuS, die er in seinem Blatte witergab, und die ibm zwar ein kleines Dementi Mercier'« zuzog — der General wolltd nickt gesagt haben, daß DreyfuS '.schuldige habe — deren Inhalt aber im Uebrigen von dem Interviewer vollinhaltlich als durchaus wahrheit-gemäß aufrecht erhalten wird. Au« dieser Unterredung theilte Monsieur Leser u. A. mit, im großen Generalstabe wisse man aus sicherer Quelle, daß Eapitain DreyfuS seit mehr al- drei Jahren in Bezichunaenzu den Agenten einer fremden Regierung gestanden habe. Ta es weder die italienische, noch die österreichisch-ungarische gewesen sein soll, so ist kaum zu bezweifeln, daß die« ein Hinweis aufDeu 1 sckland ist. Auch von einem „hohen Beamten de« Krieg-ministerium«" ließ sich Leser Eutbüllunge» über dir Art machen, wie von deutscher «Seite Spionage getrieben wird. Der „hohe Be amte des Krieg-minister,um«" sagte ihm u. A.: „Deutsch ftz N d hat fast täglich erfahren, wa« wir für die bevorstehende N.., pandluag unsere« Material« der Feldartillerie thaten, und bei den Manövern von 1893 mußt» die militairische Polizei mehr al- einige dreißig Individuen vom Terram ent ferne», die um die Munition-wagen umherstrichen, vergessen Sie nickt, daß man damals sich zum ersten Male der mit rauchlosem Pulver geladenen Geschosse bediente." Nach Au deutnngen de- „Figaro" dürste der KriegSminister mit der „hohen Person im Krieg-ministerium" identisch sein. Jetzt wird General Mercier zu den „Figaro"-Artikeln Stellung nehmen müssen, wenn ander- er nickt die Note der „Agence Lava«", daß die Angaben der betreffenden Blätter jeder Begründung entbehren, auch al« gegen ihn selbst gerichtet anerkennen will. Wie dem auch fei, hoffentlich zeitigt der Vorfall in den Kreisen, welche öffentliche Meinung in Frank reich machen, da- Bewußtsein, daß sie ihre Regierung wieder einmal in eine höchst peinliche Lage gebracht haben, und daß sie bei der Fortdauer ihrer Hetzerei gegen die Vertreter fremder Mächte diese Unannehmlichkeiten zu Schwierigkeiten und Gefahren steigern werden. Bei einem ähnlichen Anlaß ist in früherer Zeit einmal ein mehr oder weniger allgemeiner Exodu- der ausländischen Vertreter aus Frankreich in An sicht gestellt worden, ein Mittel, da« sich auch für die Zukunft als wirksam erweisen dürfte. Denn ein Land, dessen Presse die Grundregeln de- internationalen Anstande- verletzt, kann nickt darauf Anspruch machen, daß dir also beleidigten Staaten ihre Beziehungen zu ibm über das geringste Maß de- durch aus Erforderlichen auSkchnen. Auch jetzt ist keine-weg- die deutsche Botschaft allein der Zielpunkt der Angriffe gewesen, ähnliche Beleidigungen sind bekanntlich auch gegen de» Militairattachs Schweden- und Norwegen- geschleudert worden In Portugal bat sich die Lage von Tag zu Tag ver schlimmen und Alle- steuert auf eine neuerliche Krise hin. Die nächste Veranlassung zu der »ine äis erfolgten Ber tagung der Eorte« »nd dem unmittelbar darauf zusam menberusenen Ministcrrath ist au- den bi- jetzt vorliegenden Telegrammen nicht ersichtlich, doch wird mau nicht fehl gehe,:, wenn man sie mit den „M. N. N." in de» fiuanzielleu Nölbe» Portugal« und den zu ihrer Beseitigung vom Eadinei vorgeschlagcnen Maßregeln sucht. Der frühere Finanzminister FuSchini Halle einen Struerplan auSgearbeilet» wonach außer dem Grundbesitz besonder- die ohnehin noch in den Windeln liegende portugiesische Industrie und der durch die Schutzzölle gelähmte und behinderte Handel durch eine lästige Stempel fteucr auf die Hantelsbücher höher besteuert werden sollten Dieser Steuerplau Fuschini'S stieß im Lande auf den heftig sten Widerspruch, aber der alsbald erfolgte Rücktritt de» Finanzministers hängt damit nicht zusammen, er ist »ur eine Folge von Uneinigkeiten der Minister unter einander geweft», und so bat denn Hintze Ribeiro, der bei der Vervollstän digung seine- Eabiuels im September das Finanzporteseuillc selbst übernahm, sich nickt bedacht, trotz de- heftigsten Wider spruche« der Bctbeiligteu, Fuschini'S verhaßte Steuerpläne wieder auszunebmen. ES ist früher schon berichtet worden, daß die Geschäftsleute sich persönlich in großer Anzahl im Sitzungssaale der Kammer eingesunken hatten, um gegen- die neuen Steuern ;» protestiren. Ader die« revolutionaire Am treten scheint ebenso wenig von Erfolg gewesen zu sein, w>e die an den König und die Eorte« gerichteten Bittschriften. —- Das Ministerium ist freilich in einer unbequemen Lage, seil es sich durch eine unehrliche Fiuauzpolilik der Möglichkeit be raubt bat, neue .'li lciben im AnSlaiide unterzudringen. Das nothwendigc Geld muß alio »u Lande ausgebracht werde»; zu einer aus zirlbewnßte Entwicklung der Hilfsquellen des Landes gerichteten Resormpolilik scbtt e« an Zeit und neben bei wohl auch au der Fähigkeit der Regierenden wie der Regierten E- ist schwer abzusehen, wohin da« abwärts gleitende Land endlich gelangen wird. Im englischen Ministerium herrscht, wie die „Times' au«fübren. über die Oberhau-frage Heller Zwiespalt und große Wirrniß Wie will nun, fragt da- Eilyblatt, Lord Rosrbery diese Frage» Uder dir er mit seinen Eolleaen selbst nicht im Reinen ist, als Schlachtruf bei den Wahlen ver wenden? Bereits haben ihm zum lleberstuffe die Nachwahlen in Linlithyowshire. Forsarshirr, Berwickfhire und Leith be wiesen, daß die Stimmung auch io Schottland keines wegs dazu augethan ist, feine Zuversicht zu stärken. Ende der nächsten Woche, meint da« Blatt, werde die Nach wahl in Lincolnfhire diesen Beweis hoffentlich noch vc»- stärken. Am beredtesten sei das anhaltende Schweigen Sir HarcourtS, des besonnenere» Politiker«, welcher mit Lord Rosebrry's sanguinischem Wesen gar nicht harmonire. An dererseits greift auck unter den Radicalen, welchen Lord Rosc- berv viel zu zimperlich gegen da« Oberhaus vergeht, die Schilderhebung um sich. Sir EbarleS Dilke hat dieser Tag in einer zu Turstall in Nord-Stasfordshire gehaltenen Rede erklärt, Lord Roscbery sei nicht der geeignete Mann, die Parte, zur Wahlurne zu führen. Er gehöre zu den Halbe» und könne, die« war der Rede kurzer Sinn, auf seinem Postcu nur schaden. Es gewinnt somit fast den Anschein, al« ob Lord Rosebery noch vor der Auflösung de« Unterhauses, falls er sich mit dieser nicht beeilt, zwischen den verschiedenen Fei-illetsn. Der Tag -er Vergeltung LVI Bon B. K. Green. N,»dr»S verdeim. (Schluß.) ,D>aS Lager ist ein elender Ort, aber wir sind dort sicherer al< in den Bergen. Soll unser Reichtbum un- je Genuß und Ehre bringen, so müssen wir Alle« daran setzen, bei Kräften »u bleiben, bi« Hilfe kommt. Wollen wir Kameraden sei» ?" So sprach der Eine wieder eifrig. „Ja, laß un« beide zusammenstehe». Geht un« die Nah rung au«, so sättigen wir un« am Golde, hurrah, hurrah!" war die schnell folgende Antwort de« Andern. Der Freudenrnf hatte einen matten Klang, denn der einst so starke Mann war nahe daran, zu erliegen. Sein Kopf sank auf die Brust herab und er schlummerte ein neben dem Gefährten. Draußen hatte sich der Sturm gelegt, e- herrschte Todtenstillc und immer langsamer fielen die schweren Schnee flocken zur Erde. Drei Tage später erschienen die beiden wieder im Lager, Weit schwächer, al- da sic e- verließen; in ibren Augen aber funkelte eine unnatürliche, wilde Gier, denn eia Dämon war eit jener Stunde in ihre Brust eingezogen, al« sie den Gold- chatz in der Felsenböble entdeckt batten. So träumte mir. Oder war eS vielleicht kein Traum — bntt« ich die Stimmen wirklich gehört, die draußen an der Hütteawand gebeimnißvoll flüsterten? Die Thoren! Sie fürchteten jedes lauschende Odr und kachle» dock nickt an die Spalten und Risse der rob zusammengefiizten Bretter. Sie sprachen von großen Schätzen Goldes, die sie auf dem Wege durch die Schlucht iu einer Höhle entdeckt batten, aber ich achtete io jener Stunde wenig auf ihre Worte; ich horchte nur auf die regelmäßigen Atbemzügr meine« kleinen Sohnes, der, um Mick zu erwärmen, am Fußende meine- Lager« eingeschlummert war, und bald umfing der Traum mich Wieder. Plötzlich schreckte ich empor. Laute, zornige Worte klangen dnrch den Hültenraum und dazwischen ein kläglicher Schrei «M Bernhard s Munde. Roch Lag« znvor hatte ich «ich kan» rühren können ans dem Laaer, jetzt sprang ich in die Höhe und sah, wie jene beiden Wüthcriche um ein Stück Brod rangen, da« der Hand des Knaben entfallen war. Sie batten ihn überrascht, al« er eS aus dem Versteck im Winkel aufgrub. Dem Verhungern nahe, aber wahnsinnig vor Angst um ihr Leben, dem der ar- funbene Schatz goldenen Glanz verlieb, hatten sie sich auf ihn geworfen und ihn zu Boden geschlagen. „„Er hat eS gestohlen!" brüllte der Eine, „den gemein samen Vorrath hat er beraubt", kreischte der Andere. Aber die zitternde Kindrrstimme tönte schwach dazwischen: „Nein, ick babe cS für meinen Vater ausgespart. ES ist mein Brod; ich habe es nicht gegessen!" „Großer Gott — e« waren seine letzten Worte. Die Bösewichte hatten den Knaben umgcbracht. Wenige Minuten später starb er vor meinen Augen. Umsonst wirf ick mich über den zarten, kleinen Körper und schrie zum Himmel, mir da« geliebte Leben zu lassen. Er war tobt, seine freundlichen Augen auf immer erloschen. Ich mußlc sie ihm rudrückcn — jene Elenden saben cS und tödteten sich nicht auf der Stelle aus Entsetzen vor ibrer Untbat, die solchen grenzenlosen Jammer über mich gebracht batte. „Zwei Stunden später kam ber Entsatz; alle erhielten Brod zu essen, soviel sie begehrten. Ich aber saß Tag und Nacht neben meinem erschlagenen Liebling und verlangte nack keiner Speise. Ich wartete mit Ungeduld, daß den Mördern ihre Strafe würde. „Ich versammelte da« ganze Lager nm den Leichnam meine« Sohne« — mit der Sckaar, die un« Hilfe gebracht hatte, waren eS dreinndzwanzig Männer — und verlangte, daß man Gericht ballen und den Mifsetbätern ihr Urtbcil sprechen solle. Zwar war kein Richter zugegen, aber zwölf ehrenhafte Männer wurden erwählt; ich trua meine Klage vor und der Spruch lautete: die Mörder hatten den Tob verdient. So wollte r» da- Gesetz im Lnger, da- jeder Gerichtshof anerkannte, sonst wären Leben und Besitz völlig schutzlos gewesen, und Mord und Todt schlag an der Tages ordnung. „Die Männer vernahmen ibr Urthril in hoffnung-losem Schweigen, sie wußten, es geschah ihnen nur nach Verdienst. Man lieferte sie mir au«, dran e« war beschlossen, daß sie sich mit eigener Hand den Tod geben sollten, und mir ward -ufgrtragrn, Zeuge zu sei, bei diese« Act der Wieder- Vergeltung. „Mit eiabrechender Nncht h«ß«h«, wir «« a» «ine» ein samen Ort, wo die letzte Scene de« Trauerspiels vor sich geben sollte. Als wir den Pfad betraten, der in die Schlucht führte, wo ihr Goldschatz verborgen lag. erwachte ibr Wunsch zu leben noch einmal mit voller Stärke. „Gewähre uns eine Frist, Deering", flehten sie, „wir haben große Reick- tbümer entdeckt in einer Felsenhöhle und wollen den Fund mit Dir theilen". „„Ich kenne den Ort", lautete meine ruhige Antwort, „und nicht für alle« Gold der Welt lasse ich die Mörder meine- Sohne« ihrer Strafe entrinnen." „Aber während ich so sprach, suhlte ich den giftigen Stachel im Herzen, der sich immer tiefer und schmerzhafter eingrub. Ich fragte mich, welchen Ersatz für meine» lebens langen Verlust mir denn der Tod dieser Männer bieten könne! Sie wurden rasch aller Qual entrückt, allem Mangel und Elend, mit dem wir ringen und kämpfen mußten, um vielleicht endlich doch zu erliegen. War denn ihr Tod über haupt eine Strafe uud nicht vielmehr eine Wohlthat, eine Erlösung von furchtbaren Leiden? „Während ich mich Tag und Nacht in Sehnen und Jammern verzehrte nach einem liebevollen Blick, einem Händedrück meine« Knaben, würden sic friedlich, wie er, unter der Schneedecke im Grabe ruhen. „Der Gedanke schien mir unerträglich. In öder Leere lag da« Leben vor mir Ick wollte ihm einen Inhalt geben, wollte Sorge tragen, daß die beiden grausamen Menschen, die mein unschuldige« Kind gelobtet hatten, auch einer wirk lich gerechten Strafe verfielen. Sie liebten da« Gold; der eine, weil eS ihm Ehre und Ansehen versprach, der andere, weil e« ibm Genuß und Behagen bot. Sie sollten ihren Willen haben, Besitz und Einfluß erwerben, sich an ihren Kindern erfreuen. Aber gerade auf dem Gipfel des Glückes, wenn ihnen das Dasein am köstlichen erschien, wollte ick ihnen den Freudenbecher von den Lippen reißen und sie die Bitterkeit der Verzweiflung schmecken lassen, di« auch mein Leben vergällt hatte. „Bevor wir noch den Richtplatz erreichten, hatte ich Alle» wohl überlegt und mein Entschluß stand fest. Ich begann zuerst einen Holzstoß zu bauen und Feuer anzuzüaden. Sie saben mir verwundert zu, wagten jedoch keine Frage zu stellen, bi« ich selbst da« Schweige« brach. „Als die Flamme prasselnd emporschlug, trat ich vor dir Männer hi». „Der Aufschub, um de« ihr mich gehrte» habt, soll euch werdrn", sagte ich mit fester Stimme, „doch nur. wenn ihr mir den Schwur leistet, welchen ich euch vor schreibe. Ihr müsset feierlich bekennen, daß ihr den Tot verdient habt, und geloben, die Strafe an euch selbst zu voll ziehen, sobald der bestimmte Tag erscheint und ich ruck aufsordcrc, eure« Eide« zu gedenken. Tbut ibr die«, so gewähre ich euch eine Frist von 12 Iabren wenigcr 1 Monaten — so alt war mein kleiner Knabe! „Sie starrten mich an, al« sei ibnen in dunkler Nacht plötzlich ri» blendendes Lickt ausgegangen, sie schwankten wie Trunkene und vermochten sich kaum zu fassen. »--Zwölf Iabre!" schrie der Mann, der hier vor »»« steht, „da- ist Zeit genug, um sein Leben zu genießen, wenn man Gold in Fülle besitzt!" „White batte sich hoch ausgerichtet: .Habe ick» recht vc> standen, Deering? Zwölf Jahre lang soll da« Urthril, kaS heute über uns gesprochen ward, unvollzogen bleibe» und an einem fcsigcsetzlen Tage sollen wir u»S mit eigener Hand tödten?' „,Ia, ich schenke Euck ein Jahr sür jedes Jahr von meine« Sohne« Leben. Nehmt Ihr cS an?' „.Ja. ja — da- tbun wir', erwiderten Beide wie au« einem Munde. .„So bört den Eid!' Ich sprach ibnen die Worte vor uud sie schworen Beide mit erhobener Hand, im Angesickl der ewigen Sterne. „Wdite war der Erste: ,Ich, Samuel Wiche', sagic er. .gelobe, am 13. Juli >803, gerade zwölf Iabre weniger vier Monate, vom heutigen Tage an gerechnet, Robert Deering an einem von ikni z» bestimmenden Qrle zu lresfrn und daselbst mit eigener Hand an mir da- TokeSurtheil »u voll ziehen, da« beule verdientermaßen über mick ausgesprochen worden ist'. „AIS auch der andere Mann denselben Schwur geleistet halte, ließ ich mir ibrc Pistolen au-händigen und schoß sie in die Luft, daß der Klang in den Bergen widerballte. Dann hielt ick» dir beiden Waffen mit der Mündung in- Feuer und al« diese rotdglüdend geworden war, reichte ick, die Pistolen ihren Eigentbümcrn und sagte: „Lun, Beweis, daß ibr Much genug besitzt, den Schwur zu erfüllen, nehmt die« glühende Eisen und brennt damit rin Kreuz in Eure linke Hand al« Zeichen künftiger Vergeltung' „Sie wichen schaudernd zurück, aber ich war taub gegen ihre Bitten und Widerreden. Nach kurze« Sträub» gs»
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