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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.12.1894
- Erscheinungsdatum
- 1894-12-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189412260
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18941226
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18941226
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-12
- Tag1894-12-26
- Monat1894-12
- Jahr1894
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.12.1894
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Bezugs-Preis tz, tza H«»ptrkprdittlm oder den tm Stadt- »«irl a»d de» Vororten «richtete» >»s- Aestellr» abgeholt: vierteljährlichXl.ülX ket zwetmoliaer täglich« Zustellung in« kxm» » 5chO. Dtäch di» Post bezogen für Aütschland »nd Oesterreich: vlerleftthrlich >» 6.—. Dirert« täglich» Kreuzbaodieadona ins >n»land: moaatlich 7.HO. DieMorgen-AuSgab« erscheint täglich V,?Uhr, di» Ubend-Äntgab« Wochentag« 5 Uhr. redacttim und Lrnedittoa: 4«ham,e»>asse 8. Die Erpeditio» ist Wochentag» uunnterbroche» geMet vv» früh 8 bi« Abend» 7 Uhr. Filiale«: Vit« «e»»'» Lorti«. (Alfred Hüb»), Universitätsstrast, 1« Looi» Lösch«. ^ Eatharinenstr. 11, pan. und KSalg-pkatz 7. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Auzeigeu-Prei- ^te 6gespaltene Petitzeile 20 Pfg. Leclamea unter de» Redaction-strich (4g»» spalten) 50-H, vor den gamiUennachrichte» <S gespalten) 40-4- Grüßere Schriften laut unserem V>NA» »erzetchni». Tabellarisch« »ad Zifsernsutz nach hoher«« Tarif. Ertr«-Vellage« (gefalzt), nur mit b« Morgen-Ausgabe, ohne Postbefördernng ^ 60.—, mit Postbefördernng 70^-. Annahmeschlnß fir Anzeige«: Abead-Ansgabe: Vormittag» 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittag» »Uhr. Sonn- und Festtag» früh '/,S Uhr. Lei den Filialen und «nnabmefiellen j» ein« halbe Stund« früher. Anzeige» sind stet» an die Ugpedttlan zu richten. Druck und Verlag von <k. Polz t» Leipzig K58. Mittwoch den 26. December 1894. Amtliche Bekanntmachungen. Lreimhch-Äuction. Donnerstag, den 27. December d. Js., sollen von Vor mittag» S Uhr an die ftn Forstreviere ikonnewitz, Abih 33d, 36 b und 37ad, ausbereiteten Brennhölzer, ai»: ca. ILO Hansen harter Abraum und ca. 4b - hartes Schlagreisig (Langhansr») unier den aus dem Holzschlage aushängenden Bedingungen und der üblichen Anzahlung an den Meistbietenden verkauft werden. Zusammenkunft: auf dem Holzschlagt an der Elstrrfluthrinne oberhalb de» Schlrutziger Weges und an der Connewitzer Linie. Leipzig, am 12. December 1894. Des RathS Forst-Drputatton. Nutz- und Lrennholz-Äuclion. Freitag, den 4. Januar 18SS, sollen von Vormittags 8 Uhr an die im Forstrevier Coiiurwit; Abih. 33d, 36d und 37» d aufbereitetea Nutz- und Brennhölzer, als: ca. 25 Rmtr. Eichen - Rutzfchrite 1. u. II. Classe und » 14ü - Eichen- i . : ; : AL?-. - 3 . Pappeln- s unier den aus dem Holzschlage aushüngenden Bedingungen und der üblichen Anzahlung an den Meistbietenden verlaust werden. Zusammenkunft: aus dem Holzschiage an der Elftrrfluthrinnc oberhalb des Schieutziger Weges und an der Connewitz« Linie. Leipzig, am 12. December 1894. Des Raths Forst-Deputation. Vergebung von Erd- und Pflaster-Arbeiten. Die zur Beilegung von Telegraphenkabeln nach den Postämtern in Leipzlg-Lindenau und Leipzig.Connewitz, sowie nach dem Post- amt 8 am Eilenburger Bahnhose hier herzuslellenden Erd-, Pfiasle- rungs» und Chaussirungsarbeiten sind zu vergeben. Cine Zusammen- slellung der Bedingungen kann bei der Lbcr-Posldireciion in Leipzig im Dirrctorialdureau oder im Zimmer 2ü8 während der Geschäfts- stunden eingesehen, auch von der Ober-Postdirection gegen Erstattung der Schreibgebühren von 60 /H bezogen werden. Unternehmer wollen ihre Angebote unter der Aufschrift „Kabel- legung in Leipzig" verschlossen und srankirt bis zum 2. Januar 1895, Vormittag» 11 Uhr, an die Kaiserliche Ober-Posldirection hier ge langen lassen, woselbst die Eröffnung der Angebote zu dem an gegebenen Zeitpunkt» in Gegenwart der etwa erschienenen Anbieter erfolgen wird. Leipzig, 14. December 1894. ^ Der «aiserliche Lster-Poftdirector, Geheime Lbcr-Poftraih. Walter. Aeber die Verhältnisse in Veutsch-Ostafrika wird unS von einem Kenner geschrieben: Die deutsche Colonialpolitik scheint, soweit sie auf Ostafrika Bezug hat, vor einem neuen Systcmwechsel zu stehen, wenn eS sich bewahrheitet, was in eingeweihten Kreifen angenommen wird, daß der neue Reichskanzler den CullivalionSideen in den Colonien eine größere Aufmerksamkeit schenken wird, als sein Vorgänger, welcher dort das Militairsystem groß gezogen bat. Zwar ist noch wäbrend seiner Zeit der neue Etat entstanden, welcher für die Culturaufgaben einen wenn auch äußerst bescheidenen Posten auSwirft, aber den probucliven Clemenlen in der Colonie kann eS durchaus nicht genügen, wenn nun wirklich auch ein AblheilungSchef für Landeskultur und Landesvermessung eingerichtet wird und ibm einige Tausend Rupien zur Beifügung gestellt werden. Die Ueberzeugung bricht sich immer mehr Baku, daß das ganze System mit seiner miiitairisch-bureaukratiscben Spitze von Grund aus um- grändert werden muß, soll das deutsche Bolk auS Ostafrika den Nutzen ziehen, welchen es von einer Colonie erwarten kann, in der die Bedingungen für eine gedeihliche Ent wickelung sowobl in handelspolitischer als in agricultureller Beziehung vollkommen vorhanden sind. Ein bedingungsloses Zurückgcben auf die Küste, welches von manchen Seite» empfohlen wird und welches die Interessen der Cultivation mächtig fördern würde, ist vielleicht nicht an- zurathen, da für die Behauptung der im Innern gewonnenen Stationen nationale, Missions- und vielleicht auch Handcls- interessen sprechen, aber einem Weitergreifcn der militairischen Herrschaft ist unbedingt ein Riegel vorzuschieben. Die KriegS- züge ins Innere dienen nur dazu, die Bölkerschaften aufzu regen, sie „sichern" die deutsche Herrschaft — eine gan^ öde Phrase, denn eS kann uns ganz gleichziltig sein, ob der eine oder der andere eingeborene Stamm die deutsche Herr schaft ideell anerkennt — nur in verschwindend geringen Ge bieten unter erbeblichem Aufwand von Menschen und Geld und sind praktisch ganz zwecklos, da kein Unternehmer den Spuren der militairischen Pioniere folgt. Die deutsch ostafrikanische Gesellschaft beabsichtigte vor einiger Zeit — und LicS wäre der einzige praktische Erfolg des Kriegszuges des Gouverneurs gegen die Wabehe ge wesen — eine Station am Alanga anzulegen. Nachdem aber Herr von Schele aus dem Wahebe-Gebiet sich zurückgezogen bat, ohne Kuirenga dauernd zu besetzen, dürfte dieser Plan auf die lange Bank geschoben sein. Betrachtet man die ostasrikanische Colonialpolitik vom NützlickkeitSstand- punct, welcher zum Zwecke der Gewinnung von Einnahmen der erste sein sollte, so ivird eine Coneenlration auf die küsten nahen Gebiete am rathsamsten sein und vielleicht auch dem Gouverneur nahe gelegt werden, welcher in der nächsten Zeit auf Urlaub nach Hause geht, falls er. was noch nicht sest- sleht, wieder nach Ostafrika zurückkehren sollte. In der letzten Zeit sind infolge der Meldung, daß in Dar-e--Salaam die Easerne eingestürzt sei, allerlei ungünstige Mittheilungcn über den Stand der Ballten in Ostasrika verbreitet worden, welche eines gewissen Hintergründe» nicht entbehren, aber 'M Großen und Ganzen übertrieben sind. Die Bauten, welche noch au» Wifsmann'S Zeit stammen, sind au» leicht erklärlichen Gründen schnell, meistens in An lehnung an schon bestellende Araberbäuser, aufgesüdrt und in den früheren Etat- sind auch stet» entsprechende Summen sür Reparaturen und Ausführung neuer Bauten ver langt worden. Solange e» ging, hat man sich natürlich mit dem vorhandenen Material begnügt und ist schon der Kosten wegen nur allmählich an Neubauten berangegangen Das hrutigr Fort in Dar eS-Salaam, gewöhnlich die Boma genannt, war z. B. ursprünglich ein Araberbaus, daS, wie alle diese Häuser, auö Corallenstein mit Lebm und Kalk aus gebaut ist und keine allzugroße Dauerhaftigkeit versprach, denn die größeren Araberdäuser Pflegen auch in anderen Städten gelegentlich cinzustürzen. Die Ursachen davon liegen nichl allein in der Bauart, sondern auch in den Verwüstungen, welche die Termiten in dem Holzwerk anrichlen, und daher bürgert sich auch in Ostasrika die Sitte immer mehr ein, die Häuser höchstens mit einem Stock über dem Erdgeschoß zu bauen. Für die Regierungsbaulen hatte man früher einen ganz amüsanten, aber unpraktischen und tbeueren Billenstil beliebt, von dem man beute endlich zu Gunsten einer sich mehr der arabischen Sitte anlchnentcn Bau art, welche in dem dortigen Klima viel praktischer ist, abgekommen ist. Die Holzbauten sind für Ostasrika zeradezu verwerflich; wenn die arabische Bauart mit ibren Höfen im Centrum und den dicken massiven Wänden als Grundlage adoptirt und durch deutsche Tech niker vervollkommnet wird, so wird eS uns gelingen, ein ideales TropenhauS zu schaffen. Die alten arabischen Bauten ind allmählich aufzugehcn, der heutige unpraktische Billenstil ist zu verlassen und eine Bauart einzusühren. welche die Vor- theile dcS den Tropen angemessenen arabischen Hauses mit den anderen Erfordernissen an Comfort und Hngieine ver bindet. Deutsches Reich. «5 Berlin, 25>. December. Der Ausschuß der deutsch- österreichisch-russisch-schweizeriscken Spinnerei-Bereinigung zum Zweck der Bekämpfung de« börscnmäßigcn Termin- Handels in Kammzug hat eine Petition nebst Denkschrift, betreffend die Aushebung dieses TerminbandelS, an den BundeSratb und Reichstag gerichtet. Kammzng ist ge waschene Schafwolle, welche durch gewisse maschinelle Ein richtungen, „Kämme", in ein die längeren einzelnen Haare in einander verkettendes Band umgewandelt worden ist. ES liegt also ein durch die Beredelungsindustrie gewonnenes Halbfabrikat vor, welches vanach in den Spinnereien zu Garn, „Kammgarn", versponnen wird, um schließlich durch die Webe-, Wirk- und verwandten Industrien seiner endgiltigen Bestimmung rntgezengeführt zu werden. Die Denkschrift, ausgearbeitet von dem Rechtsanwalt am Kammer- gericht Escheubach, stellt die schwere Schädigung dar/ welche die gesammte deutsche Woll-Tertilinvustrir seit und durch Einführung de« TerminbandelS in Kammzug erlitten hat und die immer noch wachsen wird. * Berlin, 25. December. Die Denkschriften über die Entwickelung der Schutzgebiete sind nun zur Ausgabe ge> langt mit Ausnahme derjenigen über Togo, von wo daS be zügliche Material zu lange auSblicb. Obwohl in den ein gegangenen Berichten, namentlich der mit wissenschaftlichen Forschungen betrauten Fachleute, Manches gekürzt oder weg gelassen wurde, haben die Denkschriften doch einen noch größeren Umfang erlangt, als vermuthet wurde. Südwest- Afrika umsaßt 148 Seiten, Ostafrika 50, Kamerun 24 und die Marschall-Inseln 9 Seiten. „Wenn man bedenkt" — be merkt die „Kreuzztg." — „daß die Denkschriften für Südwest und für Ostafrika im vorigen Jahre zusammen nur 35 Seiten umfaßten, so fällt der Unterschieb stark ins Auge. Die wissenschaftliche und wirthschastliche Erfor schung der Schutzgebiete hat im verflossenen Jahre starke Fortschritte gemacht; daraus erklärt sich der Umfang der )enkschrislen, der zu eingehenderen Studien Anlaß gicbl. Das Ganze kann nickt mekr wie früher überflogen werden, sondern verlangt zum richtigen Verständniß volles Prüfen. Die Denkschrift über Südwestafrika kann man wohl eine landwirtbschaftliche nennen. Drei verschiedene Berichte von vr. Dool, vr. HuSdorf und vr. Sander beschäftigen sich unabhängig von einander und von ganz verschiedenen Slandpuncten ausgehend mit landwirthschastlichen GefüklS- puncten und kommen, nur in Nebenpuncten von einander abweichend, zu dem gleichmäßigen Ausspruche, daß das Land zur Besiedelung mit Weißen als Ackerbauer und vor Allem als Viebzüchter geeignet sei. Tie Denkschriften sind rin neuer Beweis dafür, daß wir in Bezug aus unsere Colonien aus der ersten Periode der Ungewißheit und deS Umhertappens berauS sind. Gegenwärtig sind wir dahin gekommen, die Wege der praktischen Untersuchung und der unmittelbaren Borarbeit für wirthschastliche und landwirthschaflliche Unter nehmungen zu beschreiten." * Berlin, 25. December. Der Bierbohcott schein seinem Ende entgegenzuaehen. In den letzten Stunden vor Beginn deS Festes überraschte Herr Max Htppoldk, der Vorsitzende deS „Verein- der Brauereien Berlin- und der Umgegend", die Blätter durch Uebersendung de- folgenden Schriftstückes: Nachdem der „Verein der Brauereien Berlin» und der Umgegend' die Errichtung eine» Arbeitsnachweile» für das hiesige Brauergewerbe beschlossen hatte, nahm derselbe Veranlassung, mit dem Vorsitzenden des Centralverein» für Arbeitsnachweis Herrn vr. Freund wegen Annahme einer eventuell auf ihn fallenden Wahl al» Ob- mann de» im Statut vorgesehenen Curatorium» in Verbindung zu treten. Herr Vr. Freund erklärte sich gegebenen Falls zur Annahme einer solchen Wahl bereit, gab ledoch in einem an Herrn Gennaldirector Rösicke gerichteten Schreiben sein« Ansicht dahin Ausdruck, daß die Absicht des Vereins, aus diesem Arbeitsnachweis «ine dauernde und gedeihlich« Institution zu schossen, nur dann verwirklicht werden würde, wenn von der Betheiligung an derselben von vornherein nicht diejenigen Arbeiter au-aeichlossen blieben, welche in Folge einer gemeinsamen Maßregel der Brauereien seinerzeit zur Entlassung gekommen sind. In sein« Erwiderung erklärte der Verein, daß er eine solche Aus>chließung nicht beabsichtigt habe, daß er ober unter den ob waltenden Umständen gezwungen sei, seine definitive Zustimmung zu den in dieser Beziehung von Herrn Vr. Freund gemachten Vorschlägen davon abhängig zu machen, daß von gegnerischer Seite die Bereitwilligkeit zur Einstellung der Feindseligkeit zugesichert würde. Hierau» nahm Herr vr. Freund Veranlassung, mit den bethelligten Kreisen Fühlung zu nehmen, und haben die von ihm unternommenen schritte zu der Unterzeichnung de» folgenden Protokolls geführt: Verhandelt Berlin am Montag, den 24. December 1894, IV Karlsbad 33, Nachmittag» 5 Uhr. Bei dem Unterzeichneten Vr. sur Richard Freund, Vorsitzender de» Lenrtatverein« sür Arbeits nachweis, erschienen: a. al» Bevollmächtigter de» Verein» der Brauereien Berlin« und der Umgegend: Herr Generaldirecior Richard Rösicke; d. al» Bevollmächtigter der Vertreter der bei dem Berliner Bierboycott interrssirten Partei-Gewerkschasten und sonstigen Arbeiter- Organisationen: Herr Paul Singer. Herr Paul Singer erklärt: Nachdem der Verein der Brauereien Berlins und der Umgegend beschlossen hat, einen ArbeitSnach- weis, dessen Bestimmungen in dem beiliegenden Statut enthalten ind, einznrichten, bat di« au» Vertretern der bei dem Berlin« Bier- boycott interessirten Partei, Genossenschaft», und sonstigen Arbeits organisationen bestehende Conserenz beschlossen, den zwischen Weihnachten und Neujahr einzuberusenden Volksversammlungen die Aufhebung deS Bierboycott» zu emviehlen, wenn der Verein der Brauereien Berlins und der Umgegend vorher folgende s usichcrungen giebt. 1) Ter Arbeitsnachweis, deßen Bestimmungen in beiliegendem Statut enthalten sind, wird am l.Januar 1895 eingeiührt. 2) Diejenigen Arbeitnehmer, welche in Ausführung eine» vom Verein ge faßten Beichlusscs am 15. bezw. 16. Mai d. I. zur Entlassung ge- kommen sind und noch keine Arbeit gefunden haben, werden in die Listen des Arbeitsnachweises mit einem Vorzüge vor den übrigen Arbeitnehmern eingeschrieben. 3) Den 33 Arbeitern, welche bei den letzte» Verhandlungen mit der Bvncottcommissio» von den Der- tretern des Vereins namentlich bezeichnet worden sind, wird die Benutzung de» Arbeitsnachweises zugestanden, jedoch mit der Maß- gäbe, daß diese Arbeitnehmer nicht in dieselben Brauereien, in welchen sie vor dem 16. Mai er. beschäftigt waren, eingestellt werden. 4) Die unter 2 bezeichnet«» Arbeitnehmer werden, obgleich sie sich außer Stellung befinden, ausnahmsweise bei der erstmaligen Wahl sür das Curatoriur» betheiligt. In Zu kunft gelten hierfür die Bestimmungen deS Statuts. 5) Tie Ber- rinSbrauereien erklären sich bereit, unter ausdrücklicher Wahrung ihrer völligen Freiheit bezüglich der Entlassung von Arbeitern mit Rücksicht auf die lange Arbeitslosigkeit der unter 2 bezeichneteu Personen bei der im nächsten Frühjahr aus Anlaß der Einstellung der Mälzerei bevorstehende» Entlastung einer größeren Anzahl von Braucrgesellen nicht in erster Linie die unter 2 genannten Personen auszusiellen. 6) Der Verein erklärt sich bereit, dahin zu wirken, daß bezüglich der Arbeitszeit und deS Arbeitslohnes diejenigen Be- liiniiiuiigen Platz greisen, welche vor dem 16. Mai d. I. in den Bereinsbetrieben in Kraft waren, wenn solche seitdem zu Ungunsten der Arbeitnehmer geändert sein sollten. 7) Der Verein erklärt sich bereit, dahin zu wirken, daß die seit dem I. Mai d. I. außer Arbeit befindlichen Böttchergesellen bei rintrelendein Bedars nach Möglichkeit berücksichtigt werden. Gegen die Betheitigung der Böttchergesellen beim Arbeitsnachweis gemäß seinem Statut, sowie die Theiliiahme derselben bei der erstmaligen Wahl sür da» Kura torium sieden Bedenken nicht entgegen." Herr Richard Rösicke erklärt: „Der Verein der Brauereien Berlins und Umgegend ist mit den vorerwähnten unter 1—7 aus- >esührten Puncten einverstanden und sichert die Ersüllung der- «lbeu zu, sofern spätestens bis zum 1. Januar 1895 vor den zu diesem einzuberusenden Volksversammlungen die Aushebung de» Boykotts beschlossen ist." Dieses Protololl ist zweifach au»geseriigt und die »ine Aus- »rtigung Herrn Gcneraldireclor Richard Rösicke, die ander« Herrn Paut Singer übergeben worden. B. g. u. (gez.) Richard Rösicke. (gez.) Paul Singer. Verhandelt wie oben: (gez.) vr. Freund. Jetzt kann die socialbemokratische Arbeiterschaft Berlins zeigen, ob sie wirklich geneigt ist, den Bierkricg durch einen ehrlichen Frieden zu beendigen. Die Arbeitgeber änd ibnen so weit entgezengckommen, wie eS mit ihrer Ehre irgendwie vereinbar ist. Es wäre eine Vermessenheit, wenn die Socialisten die ihnen weit rntgegengestreckle Hand nichl ergreisen wollten. — Der BundeSrath hat dem Entwürfe von Vorschriften, betr. den Handel mit Giften, nach den Anträgen des Ausschusses sür Handel und Verkehr die Zustimmung erthcill. Die „Cbemiker-Ztg." theilt darüber Folgendes mit: Der Entwurs hat in den einzelnen Bundesstaaten nicht ohne Weitere- Geltung, vielmehr sind seiten» des Vundesralhes die Bundesregierungen ersucht worden, gleichförmige Bestim- mungen nach dem Entwürfe mit der Anordnung zu erlassen, daß dieselbe» am I. Jul! 1895 in Kraft treten, und Laß die Räume und Gesäße sür die Aufbewahrung der Gifte rc. bis zu einem gewissen Zeitpuncte den Vorschriften entsprechend eingerichtet sein müssen. Außerdem sollen von Zeit zu Zeit unvermuihete Revisionen der Lagerräume und Verkauisstellen stattfinden. Für diejenigen Bundesstaaten, in welchen nicht nach tz. 34 der Gewerbe ordnung der Handel mit Güten von besonderer Genehmigung ab- hängig gemocht ist, wird ein besonderer Erlaß einer Vorschrift folgenden Inhalts empsodleu: „Wer Handel mit Giften treiben will, hat, wenn er nicht concejsionirter Apotheker ist. von seinem Vor haben der Polizeibehörde seines Wohnort, s Anzeige zu machen. Die Lrtsvolizeibehürde hat über die ersolgte Anzeige cine Bescheinigung auszustellen." Ter Reichskanzler ist ersucht worden, von Zeit zu Zeit das Veczeichniß der Gifte einer Revision unterstellen zu lassen und die »ach dem Ergebnis der Prüfung verantaßten An- träge dem Bundesratbe zu unterbreiten. Der Entwurf enthält 20 Paragraphen und in drei An lagen LaS Berzcichniß ber Gifte, Muster für die Anlegung de» Giftbuckes, zu Erlaubnißschcinen und Gistscheinen Nach Definition keS Begriffe« „G>st" im Sinne des Gesetzes werden Vorschriften gegeben die für Aufbewahrung der Gifte, Bestimmungen über die Abgabe, besondere Vorschriften über Farben, Ungeziefermittel und für den Gciverbrbelrieb der Kammerjäger. — Ter „Reichs-Anzeiger" veröffentlicht die vom BundeS- ratbe abgeänderlen Vorschriften über die Einziehung der von den Rbedern sür die InvaliditätS- und Alters versicherung der Seeleute zu entrichtenden Beträge. — Ueber die Art, wie die ReichstagSverhandlungen am vorigen Montag ihren Abschluß gefunden haben, finden noch immer lebbaste Erörterungen statt. Dabei werden über b,c Bezweiflung der Beschlußfähigkeit deS Hause» zum Theil unrichtige Angaben gemacht. Nach der Geschäftsordnung de» Reichstag» bat nickt jeder Abgeordnete in jedem be liebigen Zeilpunct daS Recht, die AuSzäbluna zu verlangen, und damit, wenn sic die Nichtbeschlußfähigkeit de» Hause» ergiebt, die Vertagung zu erzwinget.. Die Beschluß fähigkeit kann nur angezweifelt werden unmittelbar vor der Abstimmung über einen Antrag, der bekanntlich durch eine größere Anzahl von Abgeordneten unterstützt werden muß. Der Namensaufruf zur Feststellung der Be schlußfähigkeit des Hauses wird auch dann nur vollzogen, wenn daS Bureau gleichfalls über die Beschlußfähigkeit deS Hause« im Zweifel ist. Die „Kreuzzeitung", die jetzt noch über daS Vorgeben deS Abg. Singer eifert, hat bisher noch immer nicht mitgetbeilt, daß auch Herr v. Ha mm er stein, ihr Leiter, zu den Abgeordneten gehört hat, die am Sonnabend bereit« serienlustig waren und Herrn Singer in die Lage setzten, den Diktator im Reichstage zu spielen. Statt dessen spottet sie über die Philister, die den pflichtvergessenen Ab geordneten Vorhaltungen gemacht. DaS sind doch recht wobl- feile Scherze. — Die CoIon ialabt Heilung des Auswärtigen Amtes hatte an verschiedene deutsche Handels- und Gewerbekammern die Anfrage gerichtet, ob sie die Einführung des deutschen Maß- und Gewichtssystems in Deutsch- Ostasrika für zweckmäßig und vorthcilhaft anseben würde. Wie kie „Berl. N. N." hören, sprechen sich die meisten der eingegangcnen Gutachten gegen eine solche Maßregel a»S. Es ist wohl dabei der Gcsichtspunct maßgebend, auf den ins- bcsonkere die Aeltcsten der Kaufmannschaft zu Berlin hin- gewiesen baden, indem sie an die Schwierigkeit erinnerten, der die Einführung deS neuen Systems bei dem Kleinverkehr schon im civilisirten deutschen Reich begegnet sei. — Die „Hamb. Nachr." schreiben: Wie von wohlunter richteter Seite verlautet, dürfte das Auftreten deS deutschen Gesandten in Marokko von Erfolg gekrönt sein. Schon bald nach dem Eintreffen dcS Grasen Tattenback in Fez balle sich die marokkanische Behörde zweier an der Er mordung deS Deutschen Reumann betheiligter, übelbeleu- niundeter Individuen bemächtigt, die nunmehr ihrer Be strafung harren. In Fe; ist dem diesseitigen Vertreter alle wünschenSwerthe Genugthuung zugesagt, doch wird es wobl- gethan sein, den Kreuzer „Irene" nicht zu früh von Tanger abzuderufen, wo sein Erscheinen sehr woblthätig gewirkt hat und von der gesammlen europäischen Colonie mit hober Freude begrüßt wurde. — Ter „Köln. VolkSzeitung" geht die Nachricht zu, daß eine durchgreifende Neuorganisation in der all gemeinen Verwaltung Preußen«, verbunden mit Er sparnissen, geplant werde. Es hantle sich darum, eine Zwischeninstanz fallen zu lassen, den Landrath oder die Re gierung, wahrscheinlich die letztere. Diese Angelegenheit bilde ten Gegenstand der Erwägung von Berathuugen bei den zu ständigen Ministerien. — Ter Unterstaatssecretair im Auswärtigen Amt Freiherr v. Rotenhan hat einen kurzen Urlaub angelreten. — Der „Reichsanzeiger" meldet amtlich die Ernennung des bisherigen Gesandten in Weimar, v. Derenthall, zum Gesandten in Lissabon. — Der preußische Gesandte in Weimar, Geh. LegationS-Rath Raschdau, hat einen ihm bewilligten kurzen Urlaub angelreten. — Der deutsche Gesandte im Haag, Geh. Legalions-Ralh Gras zu Rantzau, hat einen ihm bewilligten Urlaub angetreten Während leiner Abwesenheit sungirt der Legations-Rath von Reichenau als Geschäftsträger. — Wie die „Post" hört, dürste die Abreise deS russischen Botschaslers Grasen Schuwatow nach Warschau zur Uebernahme seines neuen Postens kaum vor vier Wochen sialifinben. * Eassel, 2 t. December. Für die ReickStazsersatzwahl in Eschwcge-Sckmalkaldcn wird von freisinniger Seite Pros. Stengel-Marburg als Candidat ausgestellt werden. * Frankfurt, 2 t. December. Vor einigen Tagen batte die „Frankfurter Ztg." eine Notiz deS „Pester Lloyd" abgcbruckt, wonach der Präsident der Abgeordnetenkammer in Hessen auf ein in französischer Sprache von dem Präsidenten de« ungarischen Abgeordnetenhauses an ihn gerichtetes Ersuchen um Ucberlassung eines Exemplars der Hausordnung die Antwort nach Pest habe gelangen lassen: „Er habe wohl verstanden, was in dem Ersuchungsschreiben stehe, er könne aber dem Verlangen nicht Nachkommen, da er „von Be hörden und Unterlbancn Sr. kaiserlichen und apostolisch töniglicken Majestät nur in deutscher Sprache abgesaßte Briese anzuncbmen in der Lage sei". Wie jetzt der Präsident der hessischen Abgeordnetenkammer, Iustizrath vr. Weber, constatirt, beruht die Notiz des Pester Blattes auf Unwahr heit. Es wurde vielmehr dem Ersuchen entsprechend die gewünschte Geschäftsordnung alsbald überschickt, und zwar mit Brief in deutscher Sprache, auf das Ersuchungsschreiben in französischer Sprache, wie dieser Verkehr seit Jahren zwischen den Präsidien der beiden Abgeordnetenkammern üblich ist. * Karlsruhe, 24. December. Wie der „Post" von hier geschrieben wird, scheint sich in Baden der Riß zwischen dein Centrum und der Sociald cmokratie neuerdings zu erweitern. Herr Pfarrer Wacker hat zwar für jede Art von Wahlen die Parole ausgcgcben, daß der Umsturz und die Kirchcnseindlichkeit der irocialdemokratic am besten bekämpft werden, wenn man mit ihr vcrbündet gegen die MiUelparteien vorgebt, aber die Aeußerungen deS 1. Reichs tags- und Landtags-Viccpräsirenlcn Freiderrn von Buol- Bercnberg zu der Umsturzvorlage lassen deutlich erkennen, daß man keineswegs eine principi-U ablehnende Haltung beabsichtigt, so viel man auch im Einzelnen auSzusetzen hat. Die jüngsten Aeußerungen aus dem internen streitigen socialdemokratischen Lager werden diese Tendenz bei der badischen Ccnlrumsparlei nur verstärken können. Wenn z. B. Herr Bebet den be kannten Landtagsabgeordnetc» Steegemüller einen kläglichen Philister nannte, weil er sich durch Umsicht, Fleiß und Spar samkeit zu einem finanziell unabhängige» Mann gemacht bat, kann muß diese sanakische Feindseligkeit gegen die ersten Grundsätze einer gesunden VolkSmoral in jedem katholischen Psarrbause abstoßend wirken, gleichviel wie sich die Partei taktil dcS Herrn PjarrerS Wacker dazu stellt. Man soll da mit nur sortsahren. * Ha«rnau, 24.December. Prinz Alexander zu Hoben- lohr-Schilling-sürst, der Sobn des Rrichstauzlers, der zum LegationSrath ernannt und der Reichskanzlei zugewiesen worden ist, ist Vertreter des 10. elsaß-lothringiscken Wahl kreise- Hagenau-Weißenburg. Durch diese Ernennung ist sein Mandat erloschen, unk eS wird in jenem Wahlkreis eine Nachwahl erforderlich. Prinz Hobenlobe gekörte als Hospitant der deiitsch-conservaliven Fraktion an; er wurde erst im vorigen Iabrc in den Reichstag gewäblt. * Stuttgart. 23. December. Dem Reichskanzler Fürsten Cblokwig von Hobenlobe wird nun kaum etwa- Anderes übrig bleiben, als sich schleunigst von seinem Posten zurückzuzieben. Hat dock vorgestern Abend eine ter wrlt- erschütlerntsten Persönlichkeiten Schwabens, der Reichstags abgeorknete sür den 8. Wahlkreis, Rentner Julius Oskar Galler, der dem Reichstag in Sacken dcS Colportagewcsrns einst »ine so schöne Vorlesung gehalten bat, vorgestern >n
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