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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.01.1893
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-01-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930116016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893011601
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893011601
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-01
- Tag1893-01-16
- Monat1893-01
- Jahr1893
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Dtrrctr tägliche Kreuzbandsrndung in» LuSland: monatlich 8.—. Tteviorgen-Ausgabe erscheint täglich Uhr, dir Abend-Ausgabe Wocheuurgs 5 Uhr. Lrdartisn vnL LkyedMün: J«tz«nnes,affr 8. Nt lkveditio» ist Wochentag» ununterbrochen geösfuet von früh 8 bi» Abend» ? llhr. Filialea: ttt» tle»»'« Eorti«. («lftstz Hstzn), Uaiversitätsstrahe I« L»ut» Lösche. -athariaenstr. 14. pari, und KSuigsplatz 7. Morgen-Ausgabe. WM.MgMM Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels' »nd Geschäftsverkehr. Aazeigea^Arers Die Kgespaltme Petitzeile SO Pfg. Rrclamen unter dem Rrdactionsstrich l4ge- spallru) 50 sj. vor den Familieanachrichlen <6 gespalten) <0^. Größere Schritten laut unserem Preis« verzrichniß. Tabellarischer und Zifferusatz nach höherem Tarif. Extra-Veilazrn (gesalzt), nur mit der Morgen»Ausgabe. ohne Postbesörderung 60.—, mlt Postbesörderung ^l 70.—. Ännalimeschluß für Anzeigen: Abend-Ausgabe: Jormittags 10 Uhr. Morge o«Ausgabt: Nachmittag» 4 Uhr. Sonn- und Festtags früh ',,9 Uhr. Bei Heu Filialen und Annahmestellen je eiue halbe Stunde früher. Luzetgra smd stets an die Er-evitt»« . zu richten. Druck und Verlag von E. Pol» kn Leipzig. ^-27. Montag den 16. Januar 1893. 87. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Lekanntmachnng. «r» 4- 1A. vL^lic-: in ^uLvOrpru. ke. «re mit e> «cNLir»»r Udr. r»n »edikk- i»rt»» kroat- !»«« »rre^nr »»LU r« L.sde^s n« cncler- r^e.t» ft vNiireltä »v dkocol?, ev »Lireu« tea ILireu- uvo! »ucld 7 LcdiLs »n 1e. nnuievr- »unE^'itttrel loiNi-ruasAiE » our l»»r ,1 il - - 7 rkr« vickr :«> vov ,r-v ^»iiQ- LU». rmlr-c'kiliiAOch L»eN ver U/v kx »1. rrLtp«r«t. rmdtr. I),« ^AvrUeU nnil r »t» Q»<l» ^A'LQ) sUr .'»U> >«v k>»e-llt. nr »», vni'd «net. «v«v- » L-l»»-v«Q v «tev a » rN«t»r o»ct» »na ».«Lch» Lekaunlmachun-. vom 3. August I. I. ab ist von UN» rin Hölzel'schtS ober hilzl'iches LtiprnMum im Betrage von 185 ^ 51 ^ jährlich aus vier Jahre an einen hiesigen Siudircnben zu vergeben und zwar ^nächst an einen solchen, welcher den lliamou Holzel oder Hölzl fuhrt und von ehrlichen Eltern geboren ist, in dessen Ermangelung aber an einen hier studirenden Leipziger Bürgers« und Handwerks« meisterSsohn, bez an ein Annaberger Stadtkind. Wir fordern diejenigen hiesigen Herren Sludirenben. welche sich in einer dieser Eigenschaften um da» gedachte Stipendium bewerben wollen, aui. idre Gesuche schriftlich unter Beifügung der erforderlichen Zeug nisse bis 28. Februar l. I. bei uns ei»,zureichen und bemerken, daß später eingehende Gesuche unberücksichtigt bleiben müssen. Leipzig, d«a 12. Januar 18lB. Der Math »er Stadt Let»rig. vr. Georgi. Marche. Zwei aus einer Stiftung von Heinrich Wicdcrfebrer, sonst Probst genannt, vom Jahr« 1511 herriihrende Ltipcudicn sür Ltuvirende auf birsigrr Untversitüt. tm Betrage von je 31 L8 ^ jährlich sollen, das eine von Ostern, Las andere von Michaeli- 1892 an auf zwei Jahre vergeben werden. Hierbei sind nacheinander zu berücksichtigen: I) Liiederkedrer'sche Verwandte aus Willandtshcim, Jphosen oder Ochsensurt, L> dergleichen au» dem Bisthum Würzburg, 3) Stlidirende a»S den Ländern, deren Angehörige die ehe malige Bayerische oder Meißnische Nation aus hiesiger Universität bildeten. Wir fordern diejenigen Herren Studireiiden, weiche sich in einer der gedachten Eigenschatten um dieses Stipendium bewerben wollen, auf, ihre Gesuche samint den erforderlichen Bescheinigungen bis zuin 28. Februar d. I. schristiich bet uns kinzureichkn. Später eingehende Gesuche müssen sür diesmal unberücksichtigt bleiben. Leipzig, den 12. Januar 1893. Der Rath »rr Stadt Leipzig. Ör. Georgi. Morche. ^erLtlidior vorteilhafte Capitalanlage. Da« der Stadtgrmeiiide Trebien gehörige, unter der Bezeichnung !Ü62ll'I(8V6I'6iN IoOis)x!L-8l!1<1l. „Das RathhauS' bekannte Rrstauratioiisgrundstück, soll wegen > — ^ des durch Uebernabme eines anderen Geschältes bedingten freiwilligen Rücktritte- des jetzigen Pächters, welcher diese» Grundstück 16 Jahre bmirthschastrt hat, entweder freihändig verkauft oder anderweit „s 6 Jahre verpachtet werden. Da« Grundstück selbst ist realschankberechtigt, liegt am Marktplatz uud hat von demselben auS bequeme Einfahrt. Dasselbe besteht aus einem großen Hauptgebäude, Hosraum mit Lcheunengrbäudr und überdeckter Kegelbahn, auch etwa- Garten. Im vauptgebäude befinden sich bequeme uud ausreichende tkellereiea, im Parterre große Gast» mit Nebenstube, Küche, 2 Ge« wölbe und Wohaungsräume sür den Wirth. In der Etage besindct sich rin Tanziaal (der größte in hiesiger Htadt) mit kleinem Nebensaal und verschließbarem Büssetraum. Eventuell sollen die jetzigen in der Etage befindlichen städtischen Eiveditionsräume auch sreigegeben werden, wodurch noch genügender Raum sür eine Garderobe und einige Fremdenzimmer geschasst würde. Dir Hälft« de« Kaufpreises kann an I. Stelle hypothekarisch sicher gegellt auf dem Grundstück stehen bleiben. PaLtbediugongea können hi« «»z^jehen werde», allwo auch jede weitere Auskunft gern ertheilt wird. Lauf- eveut Pachtliedhabrr wollen sich gefälligst und bald, spätestens aber bi- Ende dieses Monat» an uns wenden. Lredse«, am IS. Januar 1893. Der Gtadtsrmeinderath. Berger. Erneuter Aufruf! Am 8. Februar 1892 ist aus dem Postamt de« Centralbahnhofe» zu Magdeburg eine Holzkiste mit Schicbedeckel, enthaltend die Leiche enies neugeborene» Knabe», zur Ausgabe gelangt. Dt» Adresse lautet: Anbei rin« Kiste gleigrr Lttres» Absender Herrn Sattlermeister Otto List Roßleben bei Wiehe. dloat»^, cken 16. ckuouur 1KK3, Uberick, 6 Obr lm 8»ulo cker «r«te» Ullr^ervektil«. T»reiorckolloir: I. klinkitvzr«. II. »»mtollunx ckoa mit <Isn> „Xr»olion-'.3»8onvk>rb»i»ie für s.^ipriis unit Omuo>reo>l" ut-ru^tilioiitelulen Vortruzp« uuü Vollrieiiunzr üoElbe» üurok üou Vorvio III. Pe8od1u!itif»8«ui>8 Uder üvn Lsitritt ckex Verein» eu <>er projsctirleo «iohmscüou LrrOiedea luvaUüenea»»« uuä Le- ratliuiig: äes 8tarnten-blnNvurl!!. IV. Lrsatrvalil ktlr üio Vortrauovseomwirsioll. V. ^urragi cksr Vartr»uvn»comwl»»iou. vr. Rslor«. Martha Botgt Güsten, frei. Bei der in einem Die Lrifis in Frankreich. * Der Feldzug gegen Carnot nimmt einen erheblichen Umfang an, penn außer »Eisele" und „Lauterne* verlangen jetzt auch ,Figaro" und „Justier", Clcmenceau'S Blatt, den Rücktritt des Präsidenten, der im Augenblick nur noch von der opportunistischen Partei unterstützt wird. Carnot bat indessen erklärt, er werde in diesem Augenblick seinen Posten unter keinen Umständen verlassen. In Le» Wandel- gängen der Deputirtrnkammer meinte gestern Ribot, die Negierung werbe nach der Bewilligung de» Budgets die Frage der Kaiiinierauslösiing ernstlich in Erwägung ziehen. Die systematischen Bersuchc, den Präsidenten Carnot i» den Panamascandal zu verwickeln, als deren Urheber jetzt mit Bestimmtheit Freyeinet und Barl,aut bezeichnet werden, haben die Republikaner im Senat zu einer Klindgebung veranlaßt. Die Borstante der republikanischen Gruppen des Senat» haben dein Ministerpräsidenten Ribot gegenüber ihre Beunruhigung aus i ^ ! gesprochen über die Menge von Berleumdungen, welche gegen L-ich. befanden sich auch ^UntkrlA» " den Präsidenten Car.wt in.UmIaus gesetzt leien, und N.bot N 2 all« Wischtücher von Nessel eingenäh». welche die mit rothem »crn in Kreuzstich auSgeiührt« Zeichnung D. L. mit den Nummern b, 9, 10 und 11 tragen Da« weiße Piquo-Iackchen, womit die Leiche bekleidet war. zeigt in einer Ecke von dem herauSgetreuuleu Zeichen noch «ine mit blauem Garn eingestickte 2. Ta da« Kind ungefähr 5 Tag« gelebt hat, muß dessen Ver schwinden doch ausgesallen sein. Ich bitte nochmal«, Umstände, die zur Ermittelung der Mutter de- Kindes oder des Absender- der Kiste diene» könnten, mir oder der nächsten Polizeibehörde anzuzeigcn. Magdeburg, den 10. Januar 1893. De» Erste Staats-Anwalt. zugleich ihrer thalkräsiigen Unterstützung versickert, um diesen Bestrebungen ein Ziel zu setzen. Etwa 50 republikanische Depntirte batten ferner eine gemeinsame Beratbung über die gegenwärtige Lage und beschlossen, dein Ministerpräsidenten Ribot zur Erwägung mitzutbeilen, daß. bei A»frechtt>all»»g der Forderung nach vollem Lickt Uber die Panania-Angelegen- beit nicht vergessen werden dürfe, daß da» Interesse der Republik eine schnelle Lösung derselben verlange. Was insbesondere da» Borgeben des als vielgeleseneS Boulevardblatt immerhin nicht bcdcntuiigsloscn „Figaro" argen Carnot anlangt, so fordert dieses Blatt die sosorlige Demission Earnot's und klagt denselben formell an, daß er eit lange den Panamascandal in seinem ganzen Unisango, owie die Namen der Schuldigen und die Manöver gcwister Minister, den Geheimsonts z» füllen, gekannt und still schweigend gebilligt bade. Tie Pananiguntersuchling und der Proceß habe Carnot genan so bloßgeslrllt, wie die formell Angeklagten. Der „Figaro" fordert die Ersetzung Carnol'S durch einen comniantirenten General, welcher die Kammern auslöst und die Neuwahlen ausschreibt. In der letzten Sitzung des Panama - Ausschusses kam es schließlich zu drainalischeii Austritten. Ein hereiiigksalleiier Aclivnair der Panama-Gesellschaft, Namens Jolv, ein Bauer, erzählte, wie er nicht allein für sich, sondern auch für andere kleine Lcnte Alles verloren habe. Eines Tages habe er LessepS ausgesucht, um iln» z» sagen, daß er sich »och herauSrcißen könne, wenn rr statt sremder Unlernrhiner französische Arbeiter nebme; jene ruinnten da- Unter »elniien. LessepS erwiderte hierauf: „Was macke ick mir ans dem Untergang deS Panama - Unternehmens!" Joly, wütkend, sagte daraus: „Sie sind ein Goliath, ick bin »och nickt ein David, aber Ihren Namen als „großer Franzose" trete ich in den Koth!" Hieraus sc, idi» Cbarles LessepS an die Kehle gesprungen. „Ich warf ihn auf seinen Stuhl zurück." — „Sie sind stärker als ich" sagte er mir und ließ »lick gehen. Am Schluß seiner Aus sage erklärte Joly: „Ich bin mir ein Bauer, aber Sie suhlen wohl, ich lüge nickt." Zornig streckte Joty seinen Arm gegen die Angeklagten auS und ries: „Ick bin nicht wie die da!" Auch die Aussage eine» bereingrsallenen Schlossers war sehr dramatisch. Auch er wie- auf die Angeklagten hin und rief: „Da sitzen sic, die Herren, die >888 erzählten, daß Schisse mit vollen Segeln durch de» Canal geben würden. Heute würden sie nicht einmal den Hut abiiehiiien» weit ick n»r ein Schlosser bin, aber ich bin kcin Schwindler. Mir ist'-lieber, weiter den AmboS zu bearbeite», als Leute zu belügen, um ihnen ibr Geld hcrauSznziehc». Kaum eine der zahllose» Enthüllungen der letzten Monate hat übrigens den Franzosen so arges Unbehagen bereitet, wie brr sich stündlich verdichtende Verdacht, daß auch da- Bündniß mit Rußland von der Paiia»labcslcck»ng nickt frei sei und daß auch Herr von Mohren heim einen tüchtigen Griff in de» großen AllerwcltSgeldbeutcl der Herren LessepS', Rcinach, Herz. Arton und Blondin gethan habe. Die Aus sage Freyciliet'S vor dem Untersuchungsrichter Frangneville, durch Vermittelung deS Cornelius Herz sei einem „Bot schafter Herrn v. M." eine halbe Million Francs auögezablt worden, mußte überall als eine Bestätigung der schon seit Wochen umlaufenten Gerüchte bezüglich der „passiven Be theiligung" des rnssischcn Botschafters an de», Panama.Untcr- nebnien ausgcfaßl werden. Um den Eindruck dieser „Ent hüllung" und deren allsällige üble Wirkungen zu beseitigen, deutet jetzt die „Cvcarde" an, unter jenem „Botschafter Herr» v. M." sei der frühere italienische Botschafter Mc » abrea zu verstehe». Der verleumderische Charakter diese« Winkel zug« zur Entlastung dcö russischen Botschafters ist so augenfällig, daß cS sich kaum verlohnt, ihn im Einzelne» zu erweisen. Ganz abgesehen vo» dem nebensächliche» Unistaiidc, daß die Bezeichnung „Herr v. M." mit Bezug ans Mcnabrea ungenau wäre, da dieser den Grasentitel führt, braucht nur darauf hingcwicsen zu werte», daß Graf Mcnabrea, dessen Ebrcnhaftigkeit überhaupt für jeden erfolgreichen BesteckungSversuch zu bock steht, nickt in der Lage gewesen wäre, Franlrcich einen diplomatischen Gegen dienst zu leiste» Die üble Gestaltung der französisch- italienischen Beziehungen ist nickt vo» Italien, sondern von Frankreich hcrbcigcsübrt worden, alle italienischen Regie rungen, auch da- Cabiiict Erispi nickt ausgenommen, waren jederzeit zu einer versöhnlichen Auseinanderictzuiig be reit, sür die sogar von Rom auö die ersten AnliiüpsnngS- puncte gegeben wurden, so daß eS eine sinnlose Berschwe»- dniig gewesen wäre, den italienischen Botschafter erst noch mit sranzösischem Gelbe bestechen zu wollen. Tie abscheuliche Verdächtigung Menabrca'S wird ihren Zweck nicht erreichen, wohl aber voraussichtlich die Wirkung üben, daß man sich in Italien »och deutlicher als schon bisher des wahren WcrkheS französischer Freundschaslsbcthciierungcn bewußt werden wird. Da bei den Wühlereien und Anklagen gegen den Präsi denten Carnot eü im Wesentlichen auf die Beschuldigung a»kom»it, Carnot habe in seiner Eigenschaft als Finaii;- niimsier i>» Jahre 1886 dazu mitgcwirkt, daß der ungünstige Berickt de» Ingenieur« Nonsseau nicht veröffentlicht und so das Publicum nickt gewarnt wurde, so ist der Bericht von Interesse, den im Pailaiiia-Enguelc Ausschuß ein Depulirler, der Monarchist de BilleboiS-Marcuil, über seine Nach sorschungen in den Protokollen der Panama- Comiiiission vom Jahre 1886 erstattete. In dem Attsschmse von 1886, begann der Al>g de VillcboiS- Mareuil, rrllarlc Herr Sadi Carnot, der Lamalige Fliiaiij- niinisler, er würde die von der Negierung eiiigebrackile Vorlage nicht unterslützeii. Dazu bemerkte der Abg. Marmonnicr: „Wie Pontius Pilatus, ei» Jeder wäscht seine Hände in Unschuld." Der Vameniiiinisler Vaitiaut erklärte, er bedauere, daß die Regierung einen Delegieren — den Staatsingenieur Rousseau — nach Panama geschickt habe, denn dadurch habe sie eine Verantwortung aus sich geladen, und daS sei ein Unglück. Zurückweichen könne man ,etzi nicht mehr, sonder» müsse weitere Schritte lhun. Herr Rousseau habe ihm getagt, der Canal lasse sich mit einigen Aendcrungen zu Ende fuhren. Man dürfe sich vo» der Verantwortung nicht avschrcckeu lassen; besser sei es, sie zu tragen sür die Vollendung eines großen Werkes, als für die Vereitlung desselben. Indem die Regierung die Emission vo» Panama-Loosen ermächlige, stehe sie nickt sür das Ge lingen de» Ganze» ein. Vom technischen Standpuiicte, fügte Herr Vaihaut, selbst Ingenieur, hinzu, balle er den Vau für durchführbar. Er wunderte sich darüber, daß seine College» die Vorlage, die sie »lit unterzeichnet batten, nicht unterstützten. Herr v. Frcicnnet, Conseiis-Prastdeiil und Minister des Aeußern, lmtete sich ebenfalls, die Vortage zu befürworte». Er sagte mir, nachdem die Regierung dir Mission Rousseau veranlaßt bade, dürfe der Ciil- wurs nicht abgetehiit werden, ehe man da» Gutachten Rousseau'S genau kenne. Da- Publicum werde sich dann durch die Kammer- Verhandlungen uud die Erörterungen in der Presse eine Vor stellung über die Vortheile und Nachtbeile der Emiision machcu könne», der Staat erlhcilr nur eine Ermächtigung, übernehme aber keine Bürgschaft. Mit dieser Haltung zeigte» sich die Abgeordneten Gcrmain Casse und Leguay »nzusriedeii: Wenn die Regierung darin verharre, so werde die Cache nicht zu Claude komiiieii. Von dem Abgeordneten Marmvnnier gefragt, warum er den» die Vor lage unterzeichnet habe, entgegnet der Minister des Innern, Larrie», lediglich daruni. weit er als Minister de» Inner» eine LoScmijsion ermächtigen müsse. In der Sitzung vom 6. Juli 1886 legte der Ingenieur Rousseau dar, daß er den Niveau-Canal für eine Utopie halte, ei» Lchleuseneaiial aber möglich wäre. Ties« Aenderuug könne das Unternebmeii noch retten. Er gab zu verstehen, er habe seinen Bericht so auf gesetzt. daß er veröffentlicht werde» könnte, ohne Je- »landem zu schaden. Wein, er gedacht hatte, daß der Bericht nicht zur Berössciitlichung gelange» jollie, so würde er darin die uiigrschmliiktc Wahrheit gesagt haben. Gleich Rousseau so war auch der Ingenieur der Paiiama-Gelellschoft, Jacquet, der Anlegung eines Schieuseneanal» günstig. Als der Abg. Calis ihn fragte, ob das Werk mit den «>no neuen Millionen z» Ende ge- führt werde» könnte, da verneinte er eiiiichieden. Ferdinand de LessepS biiigegcii beslaud daraus, mit (i<» Millionen kömiie Alles iz uiid fertig gepellt werden. Der Auoichiiß zeigt sich »och immer »»gläubig. Mit 5 Stimmen gegen 4 und l EniliaUiiiig leimte er de» Schluß der Debatte ab, dann beschloß er, von der Puuama- Gelellschast Milibeiiung oer bereits eingegangeiien Vaueviiiraete und der am :tO. Juni >886 ausgestellten Bilanz zu vellangeu Zehn Tage später, am >0. Juli, erhielt der Ausschuß ein Schreiben Ferdinand de LesjepS' mit dem Ersuchen, de» Entwurf z»riickzulegeu. Folge dessen einigte sich der Ausschuß über eine Erklärung des Inhaltes, da ihm die verlangten Doeuiiienle nicht niitgeiheilt worden eie», so könne ec eine» Bericht nicht ausarbeile». Noch am gleichen Tag« zog die Regierung die Vorlage zurück und löst« sich der Aus- chuß aus. Hiernach ist Herr Carnot allerdings zum mindesten stark verdächtig, aus einem »och auszuhellenden Grunde ein großer Schweiger gewesen zu sei». Aus dem Laukasus. Bon F. Roßmäßlrr. Der Kaukasus, der, wie einst scherzhaft, aber recht be zeichnend gesagt wurde, sür Rußland eine lange Reibe von Jahren ein harter Kau-Casu« war, an dem es sich manchen seiner scharfen Zähne auSbiß, ist jetzt nach seiner völligen Unterwerfung und seit Jahrzehnten immer rüstig vor schreitenden Cultivirunz eine der ergiebigsten Quellen deS Zarenreiches geworden, auS der dem letzteren große Reich »Immer ununterbrochen zustießen, deren Mannigfaltigkeit in jedem Jahre durch neu hinzukommcnde vergrößert wird. Trans- und Ciskaukasien ist nicht nur ein fruchtbares, an au» allen drei Naturreichen stammenden Producten reiches, sondern auch ein schöne« Land. Nach allen Richtungen von den GebirgS-Kettrn des großen und kleinen Kaukasus, mit den höchsten von ewigem Schnee und Ei» gekrönten Gipscln de- Elbrus. Kasbek und Ararat, durchzogen, erstreckt eS sich in der ganzen Breite zwischen Schwarzem und Kaspischem Meere, zumal an den Ufern Le« ersteren in malerisch schöne» Berten bi» an die Wogen deS Meere» berantretend. Der Große Kaukasus bat mehr den Charakter eine« wilden Felsen gebir^e«, dessen Berge in schroffen starren Felsen, zerrissen ron zäh abfallenden Schluchten, vimmelanstrebend, denen, um in vielen Partien die Schweizer Alpen an Schönheit zu über ragen, nur die herrlichen Seen fehlen; der klein« Kaukasus dagegen ist milder in dem Hauplgepräge seiner Formen und von einer viel reicheren und üppigeren Vegetation geicdmückt und trägt die herrlichen Platten, aus denen vier die mächtigen Heerden (Tabuai) der edlen tarabachscken Pferd« weiden. Di« Bevölkerung des Kaukasus wird von vielen Bolks- nämmeo gebildet, von denen jeder seine eigen« Sprache red«, so daß auf dem <D«sammtzei»rtr ein wadre« Sprachenchao« herrscht, untre d«»r» »i, tatarische, der türkische» sehr ähmlich, gewissermaßen als Universalsprache betrachtet werde» muß, die säst von jedem Kaukasier neben seiner eigenen verstanden wird. Die kaukasischen Volksstämme gehöre» zum Tbcil der christlichen, zum Theit der niobamedanischen Religion a» Zu den Christen zädlen die Armenier, Grusiner, Gurier, Emeri- tiner, Mingrelier und rin Tbcil der Osetiner; zu den Moha- medancrn die Tataren, LeSginer, Tschelsckenzen, Kabardiner und Osetiner. Die kaukasischen Tataren, von rein kaukasischer Raffe, dürfen nickt mit den krimiscken, an der Wolga und in anderen Tbeilen Rußland- lebenden verwechselt werde», welche mongolischer Abstammung sind. BcmcrkenSwertb und interessant sind nock die Bcrgjuden deS Dagestan, die iu der Nähe von Cuba und Derben! in vielen Dörfern leben, der jüdischen Religion angebören, ihre eigene Sprache reden, die Kleidung der kaulasischen Berg völker tragen, Ackerbau, Handwerke und Hantel treiben und als Abkömmlinge deS auf dem Kaukasus seit uralten Zeiten lebenden bebräisckcn BolkSstanimeS nickt als europäische Zuden zu betrachten sind. Außer diesen hier aufgczäbllen wichtigsten Völkern deS Kaukasus gicbt es »och nomatisirende Stämnie, die sich meistens in der Nabe der persischen Grenze, in den Niederungen der ArapeS aushalten uud hauptsächlich vom Raube leben, den sie theilS aus persischem, lhcils auf russischem Gebiete verüben, dabei fortwährend die Grenze überschreiten, bald sich in Persien vor russischer Verfolgung, bald in Rußland vor persischer Bcrsolgung sich verbergend. Nack diesen allgemeinen Betrachtungen wenden wir uns zu den HandelSverbältnissen des kaukasischen Gebiete», namentlich TranskankasienS, die der eigentliche Zweck dieser Schilderung sein sollen. Von allen HandelSwaarcn Kaukasien» nehmen unbedingt seineNapbtbaproducte.dasPctroleniu, aucbKerosin genannt, und die mineralischen Mascknienschmieröle den erste» Rang ei». Da« »u diesen Maaren verarbeitete Robmaterial, die Napbiba oder Erdöl genannt, tritt in der ganze» Richtung de» Großen Kaukasus auf; sowobl ans den nördlichen wie auf den süd licken Abbängrn diese- Gebirge» befinden sich natürliche Au» sickerungen dieses flüssigen NaturprotucteS, dessen Verarbei tunada« russische Reich setzt eine Jahreseinoabm« von circa ltz »Killionrn Rubel verdankt, nachdem di« Petrolrumfabri kation für da- nur im eigenen Lande verkaufte rafsinirte Petroleum mit einer Acciseslener belegt worden ist. Zwei Halbinseln, welche der Kaukasus in seinen west lichste» und östlichsten Ausläufen bildet, sind die wichtigsten Fundorte für das Erdöl, eS sind dies die lainansche, zwischen Sckwarzem und Asowschc» Meere, und die Apschcronsche Halbinsel am Ufer des Kaspischen Meeres. Nachdem i» der Schilderung meiner Reise von Riga nach Baku, welche vor kurzer Zeit i» den Spalte» deS „Leipziger Tageblattes" erschien, schon einige nähere Notizen über die Petrotcnmindnstrie Bakus, aus der Halbinsel Apschervn. ge geben wnrdcti, will ich mich über dieses Thema hier nicht eingehender anSbreiten, benenne aber »och die wichtigste» Zahlen deS verflossenen VctriebsjabrcS I'?.»I, um ein Bild von den großen Dimcnsionei, z» geben, welche jetzt diese Industrie erreicht bat. Die Ausbeute an rohem Erdöl betrug während der Zeit von, I. Januar bis ,'it. Deceinber I8'.ü> nicht weniger als 289 575 400 Pud —» 48 262 566 Loppcl- Centncr und die GesammtauSfuhr an fertigen Waaren erreichte in derselben Zeit eine Höbe von 67 2l2ooO Pud — I I 2»2 V0(> D -Ctr. Pen oleum und 4 558 000 Pud oder 759 666 D.-Etr. Maschincnschmieröl Voll dem ganzen Prtrolenmguaiitum kamen 7 500 000 D-Etr. zum Versandt nach Batuin, waren also, mit Ausnahme des nicht sehr großen Quantum», welche» über Odessa nach dem Innern Rußlands ging, zur Verschiffung nach fremden Ländern bestimmt. Schon wäbrcnd der fünfziger Jahre traten auch andere Völker als die Russen in directcn Handelsverkehr mit den KaukasuSländcrn, und zwar als Aufkäufer, nämlich die Fran zosen und Lcsicercicher. Ersterc bemächtigten sich dnrck> ihre Agenten der Ausfuhr a» Seidcncocvn« und Nutzhölzern, namentlich Nußbolz und VuckSbaum, während mcbrere Wiener Firmen sich mit dem Auskaufe von Insektenpulver und Schas- tärmen, sür die Anscrtigung musikalischer Instrumente, be schäftigten. Alle diese Waaren wurden zur damatigeu Zeit per Achse nach Poti transportirt, von wo au» sie zum See transport nach Marseille, oder anderentheil» nach Triest gelangten. Dir Verbindung mit den Marseiller Holzaufkäusern hat dem Kaukasus nicht» al» schweren, bi» jetzt noch nicht zu er setzenden Schaden gebracht. Die Ausnutzung der berrlick'cii Wälder, namentlich i» den Gouvernements KntaiS, Jelisa wctbpol und Erinian war der schamloseste Waldraub. Die btrrlichsten Bäume wurden gefällt und blieben, nachdem man von ihren Riesenstämnien die kolossalen MaserauSwiichse ab gesägt hatte, unbenutzt liegen. Man kann sich einen Begriff von dein damaligen Bestand der Nußbaumwälter Trans kankasiens machen, wenn sich der Umfang der Maserblöcke, wovon mich durch den Augenschein zu überzeugen ick vielfach Gelegenheit batte, oft aus I m Durchschnitt und >/» m Dicke belief. In dem kurze» Zeitraum vo» ungefähr 10 Jabre» ist eS diesen modernen Waldrändern gelungen, die Nußbanm Wälder, mit ihrem Bestand a» BuchSbanm, im wahren Sinne deS Wortes auszuroltei' Die Maserblöcke wurden in Frank reich zu tbeuer bezahlte» Möbelfournierplatten zersägt, und die gefällten Vanniricseii verfaulten in den bciinischen, damals noch nickt gescbiitzicn Wäldern. So viel mir erinnerlich ist, bc zahlten die Aufkäufer diese kostbare Waare mit .'»> bis 40 Kopeken pro Pud. Daß die oberste Verwaltung des Kaukasus, die damals in den Händen des Statthalters Großfürsten Michael Nicvlajewitsck lag, der schwere Vorwurf trifft, diesem Unwesen nicht Einhalt gethan zu haben, ist nicht zu bestreiten. Dieser selbe Handel, der sein Material jedoch nickt mehr von den entwaldeten KaukasnSbergen, sondern an- Persien entnimmt, ist jetzt fast ausschließlich in den Händen der griechischen Firma KussiS TbeophylakloS in Baku, die auf ihre» eigenen Schiffen die Waare nach Baku tranSportirl und auf der kaukasischen Eisenbaiin biS Batum befördert, von wo au« sie ;»in weiteren Versandt gelangt. Diese Herren, die jetzt zu den Vakuschcn Millionairen geboren, kamen im Jahre l86o vollständig mittellos »ach Baku und eröffnctcn ib'e Tbätigkeit mit der eigenhändig auSgefübrien Jagd auf die kleine» Tauchcrvögel, deren Bauchfell zu der Anfertigung der schönen, neuerdings wieder modern werdenden Muffs, Pelzkragen rc. sür Damen verwendet wird. Man sieht aus diesem Beispiele, wie intelligente, fleißige Kaufte»!« durch richtiges Erkennen der Gelegenheit leicht Reichtbümer er werben können. (Fortsetzung folgt.)
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