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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.02.1893
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-02-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930224025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893022402
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893022402
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-02
- Tag1893-02-24
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Universität-strast« 1, L-ulS Lösche. jkthari»e«str. 11, pari, und kkSnlgS-lotz 7. tiMger,Tagcl>lail Anzeiger. Organ für Politik,Localgeschichte, Kandels-«ndGeMstsveM A«zeige«-Preis Dir 6 gespaltene Petitzeile SO Pfg. Neekäme» mter dem Redoctio,«strich (Ige lpalten) 50^, vor de« Aamiliennochrichten («gespalten) 10^- Größere Cchristea laut «nserein Prell- verzeichniß. Tabellarischer und Jisfcmjatz »ach HSHerem Daris. Ertr« »Beilage« (gesalzt), nur mit de» Morgen-Ausqabe, ohne Dostbesvrderung vO—, mit Posldesorderung ^l 70.—. Annahmeschluß für Anzeigen: Abead-Ausgobe: Vormittag« 10 Uhr. Morg« a-Au-gabe: Nachmittag« 1 Uhr. Sonn- und Festtag« sriih '/,S Uhr. Bei den Filialen und Annadmeslellea >« ei»e halb« Stunde seither. Anzeige» sind stet« an di« Ox-edltia« zu richten. Druck und Verlag von L. Pol» in Leipzig. ^101. Kreitag den 24. Februar 1893. Politische Tagesschau. * Leipzig. 21. Februar. Der plötzlich mit so überraschender Gewalt herein- gebrochene Ansturm gegen die Handelsverträge hat den großen Fehler, daß er nm mindestens anderthalb Jabre zu spät kommt. Die grundlegende» Verträge stehe» seit Jahresfrist aus zwölf Jahre in Kraft und cS ist praktisch ganz nutzlos, daran zu rütteln. Man kann höchstens den Handelsvertrag mit Rußland Hintertreiben, allein eS wäre eine starke Uebertreibung, wenn man wirklich davon die Hebung deS landwirthschaftlichen RvtbstandeS erhoffte. Wenn man die Ermäßigung de« GetrcirezollS süreine» schweren Schlag gegen dle landwirthschaftlichen Interessen hält, so kan» man dieAusfafsung anerkennen, aber auch von diesem Standpunkt aus kann die Sache durch Aufrechtcrhaltung eines Differenzialzolls allein gegenüber Rußland nicht wesentlich gebessert werden. In der Hauptsache ist eben die Frage auf eine längere Reibe von Jahren entschieden und dagegen kann jetzt mit praktischem Erfolg nicht mehr angekampst wer den. Längst bevor die Handels verträge mit Oesterreich, Italien rc. zur parlamentarischen Entscheidung standen, wußte man von ihrem «rngcfochtenslc» Inhalt, der Herabsetzung der Gelreidezölle. Wo blieb damals, als es die rechte Zeit gewesen wäre, wenn man für die agrarischen Interessen etwas erreichen wollte, der „Sturm"? Und wo blieb die Opposition im Reichstag? Mil über wältigender Mehrheit, zu der auch ein Drittel der conser- raliven Partei, Männer, die jetzt an der Spitze des Ansturms gegen die Handelsverträge stehen, wie Herr v. Manteuffel u. A. gehörten, gegen eine winzige Minderheit wurden diese Ver- träge angenommen. Was hilft rS jetzt, gegen vollzogene Tbatsachen anzurennen? Wenn die Osficiösen gut unterrichtet sind, ist der Reichs kanzler Graf Eaprivi entschlossen, dem Eentrum gegen über zu beweisen, daß er kürzlich im Reickstage mit voller Absicht von seiner „Festigkeit" gesprochen hat und nicht daran denkt, sich die Aushebung des JesuitengescycS abtrotzen zu lassen. Durch mehrere osftciösr Blätter geht nämlich heule folgender Artikel: „Die ReichSrcgierung hat bisher, soviel wir wissen, nicht t» Fehde mit dem Centrum gelebt, kann daher auch keüz Bedürfniß nach einem Friedensjchlnsse haben. Ob es bet dem bisherigen nicht unfreundlichen Lerhältoiß bleiben wird, das hängt von dem Verhalten de« Lentrums, namentlich in der Mil» tairvorlage, ab. von cullurkampferischen Neigungen werden die Männer de« neuen Lurses ganz sicherlich nicht ersaßt werden, auch wenn daS Crntruin die Militairvorlage in diesem Reichs- tage zum Scheitern bringen sollt«! aber von einer Regierung, die, wie man kürzlich vom Reichskanzler gehört, „Festigkeit" aus ihr Programm geschrieben hat, wäre dann doch zu erwarten, daß sie bas Centrum mit den in ihm herrschenden demokratischen Elementen als politische Oppositionspartei betrachte und behandle. In der Jesuitensrage hat sich seit der Erklärung de- Lamaligen Ministerpräsidenten Grasen Caprivi in der Sitzung d«S Abgeordnetenhauses vom 28. Ja- nuar 1V82, daß die preußische Regierung gegen die W t e de r z u l a s s » n g der Jesuiten im Bundes, rathe stimmen werde, nicht« geändert. TaS Cenlrum ist, wie wir zu wissen glauben, davon unterrichtet, daß die Regierung aus irgend welches Handelsgeschäft bei Behänd- lung der Militairvorlage nickt eingeht, und es darf auch anerkannt werden, daß da« Crntrum keinen Versuch gemacht hat, die Militair- trage und die Jesuitcnsache mit einander zu verquicken l?). Wenn also dem Lentrum auch daran liege» iollte, seinen Jesuitenantrag vor der Entscheidung über die Militairvorlage verhandelt zu sehen, so lann der wahre Grund dasür kaum sein, die Ansichten der Regierung über den -Intrag kennen zu lernen und danach sein Verhalten in der Militairsrage einzurichten." Hoffentlich rechtfertigt der Herr Reichskanzler die gute Meinung seiner journalistischen Agenten; er würde dadurch ganz erheblich zur Beseitigung der Mißstimmung beitragen, die m weiten Kreisen herrscht. In der Schweiz ist der Entwurf der neuen Militair- organisation nunmehr von der engeren Eommission durch- berathen. Immerhin wird eS infolge der neuen Redaction und der Drucklegung nicht möglich sein, die ArmeecorpS- commandanten, Divisionairr und WaffenchefS zur Berathung »ock in diesem Monat einzudcrusen, dock soll dies bi- zur ersten Woche des März erledigt werden, damit der BundeS- rath sich noch vor der Eröffnung der Märzsession mit der Angelegenheit befassen und den Rathen den Entwurf unter breiten kann. Diese würden dann wenigstens noch ihre Com missionen bestellen können Zur Bebandlung käme die Vor lage dann in der Juniseffion. Vorausgesetzt, daß das Referendum nicht verlangt wird, könnte die Organisation im Herbst in Kraft gesetzt werten und aus die während bcS Winters getroffenen Vorberotuugcn hin im Frühjahr 1884 zur Ausführung gelangen. In Belgien ist es seit Jahren das Hauptbestreben der Socialistenpartci, auf die Armee Einfluß zu gewinnen, die socialistischeu Ansichten der Armee einzuslöße» und für den Fall einer Revolution sich die Armee zu sichern. Diese sociatistische, mit Wort, Schrift und Druck geführte Agitation wirb dadurch wesentlich erleichtert, daß die belgische Armee nur aus Unbemittelten, aus Arbeitersöhneo und Stellvertretern besteht. Die Socialisten bearbeiten alle in daS Heer Eintretenden systematisch, damit sie ihrer Herkunft eingedenk sind und sick verpflichten, niemals auf daS Volk zu schießen. Obwohl die Militairbehördrn gegen jede sociatistische Erscheinung in der Armee aus LaS allerstrengste mit barten Strafen Vorgehen, steht eS jetzt unwiderlegbar fest, daß der SocialismuS in der belgischen Armee festen Fuß gefaßt hat und dir Armee für m»erc Kämpfe ein unzuverlässige« Werkzeug sein wird; sie ist keine Stütze der sogenannten Ordnung mehr. Nachdem schon in der Brüsseler Garnison bedenkliche Anzeichen hrrvorgetreten waren, daß die sociatistischen Ansichten tiefe Wurzeln in den soldatischen Kreisen geschlagen haben, überragen die jetzigen Vorgänge in der Garnison Tournai alles bisher Da- gewesenc. Dort sind, um eine ernste sociatistische Propaganda m Scene zu setzen, Gefreite und Soldaten zu einer festen Gruppe zusanimeogetretrn und haben sich ein eigenes Local in der Stadt für ihre Versammlungen aemiethe»; immer mehr Soldaten schlossen sich ihnen an. Die Militairbehörden hörten endlich davon, aber entdeckten nichts. Jetzt bei dem Earneval vermummten sich ein Lieutenant und ein Sergeant, und so gelang eS ihnen, sich in jenes Socialistoilocal ein zuschleichen. Die Folge war die Festnahme von 2 Gefreiten und 40 Soldaten, dir sich dem Bunde angeschlossen hatten. Der RcgimentScommandeur Busine girdt nunmehr dem Reginienle kund, daß „der Gefreite Duponchel und der Oberhornist DebooS degradirt werden, weil sie in der Stadl eine Gesellschaft für sociatistische Propaganda organisirt haben". Alle vernommenen Gefreiten und Soldaten erklärten unumwunden, daß sie entschiedene Socialisten seien und trotz aller Strafen bleiben und niemals trotz aller Befehle auf daS Volk schießen würden. Sie werden säinmtlich vor daS Kriegsgericht gestellt und zweifellos hart bestraft, aber dieser Vorgang beweist, daß die Regierung bei einer Volkserhebung für da« allgemeine Stimmrecht in keiner Weise auf die Armee rechnen kann, daß die Armee infolge ihrer Zusammensetzung socialistisch durchsressen ist. Die schmachvolle Engherzigkeit der herrschenden Elaste», die mili- tairischc Stellvertretung festzuhalten, beginnt sich bitter zu rächen. In Frankreich wird beute der Senat einen neuen Präsidenten wählen. Bekanntlich hat der langjährige Präsident dieser Körperschaft, HerrLerover, „auS GesundbeitSrücksicklen" plötzlich seine Entlassung gegeven — ein Entschluß, der Herrn Earnot wie Herrn Ribot gleichmäßig unangenehm berührt und für den die politische TageSpreffe bis jetzt vergeben- nach einer plausibeln Erklärung sucht. Durch den Rücktritt Lcroyer« >st n»n da« ^ Herrn Magnin, sckiedeiislcn Richtungen frei gewr persönlichem dem Gouverneur der Ban voa ffra e ck und P Freund deS Präsidenten Earnot. p„ er- und der „Ton,...esc" Jules ^crryalS Bewerber ledigten SenatSvorfitz genannt, letz ^ ,,„p wie auck .sie.Lsan. als debu.sam °u-g- Esiallemel-Lacolir mekr Zuroolenr de ^ » Mn Kal Magnin, denn al» ernster sonder., gerade aber überraschender Weife nicht Herr ->ag , ' EDUOM- Senat- etwa 250 Mitglieder zählen "^'„'si^ iHni.i, DroitierS" Aiigedöriae der Rechte», vorhanden f>»o. scheidenden Momente ,,»n,cr noch über d.e Eand.dalm scrry siegen Ta er offenbar der Vertrauensmann wird der Ausfall der Ersatzwahl für ^oner c'ne,, - - für den Festigkc.tSgrav der Stellung de« Präsidenten der Republik selbst liefern. Zn all den übrigen Fragen kommt jetzt nochdieMekong. Frage Hinz». Tie Siamefcn haben angeblich die Ore»z<n Anams überschritten, sie wollen p aroke Strom Mekong die natürliche Gienze zwilchen re» beiden hiiiterindische» Staaten bildet, der Prinz Heinrich von Orleans, der bekam,w Afrikattiscnde. siebt ^ NE! ^ Truppen schon zwei Tagcmarsche von Hue, die Mitglieder der Macey'sche» Eppedition, die Refidenten »i Aiiam, der Obmann de« EolonialratdeS i» Saigon stoße» Warnung«- riisr auS und die französische Kammer beginnt sich nnl der An gelegenheit zu beschäftigen Auch im englifchtn überhäufe wurde di« Frage g-streffl. Der französische lin,er,laat-,ccreia>r für die Eolonie» hatte von einem Einflußgediet gefprochen und dieser Ausdruck ist in London ttiuängelt worden, weil die englische Regierung in Siam kein Einflußgebiet anerkannt habe. Darüber ist man wieder in Paris entrüstet; man habe ge glaubt. c» nur mit Siam zu tbun zu baden, unk finde nun die Hand England« hinter diesem. In England handle eS sich jedenfalls darum, die Versuche Frankreichs zu vereiteln, den Mekong der Schifffabrt zu erschließen und. wenn moalich, mit Hilfe der Siamesen eine englische Schifffahrt zu eröffnen. DaS sei daS Einflußgebiet, auf das der französische Unter- staatSsccretair Delcaff'ö hinwieS; zwischen Siam und Anam gebe cs keine streitige Grenzfrage, sondern nur die Frage de« Einflusses, die sich an die Schifffahrt aus dem Mekong knüpft. Ob die Republik zur Behauptung ihrer vermeintlichen Rechte die Feindseligkeiten gegen Siam eröffnen wird, gilt aber selbst in Paris alS zweifelhaft. Sie bat näher liegende Sorge», »nd für neue binterindische Ausgaben dürfte sic keine Mehr heit in der Kammer finden — wenn nicht Herr Ferrp wieder zu Einfluß gelangt. Für die englischen Staatsangehörigen in Samoa hat der englische Obercomiilisfar für Len westlichen Stillen Ocean eine Verordnung erlassen, wonach britische Uiiterthanen, die in einer den öffentlichen Frieden und die öffentliche Ordnung auf den Inseln gefährdenden Weise gegen die dortige Regie rung agitiren, mit Geldstrafe oder mit FreiheilSstrase bis zu 8 Monaten bestraft werden, soweit nicht eine härtere Strafe verwirkt ist. Die Tbatsache, daß eine solcke Verordnung er lassen ist, beweist, daß auch von den englischen Behörden die Nothwendigkeit erkannt wird, den fortdauernden Hetzereien, die von einzelnen fremden Bewohnern der Inseln getrieben werden, eine» Riegel vorzuschieden. Ob freilich die Verord nung viel nützen wird, mochten wir bezweifeln. Tie Gründe für die auf die Dauer unhaltbaren Zustände i» Samoa dürsten nichr in dem coniplicirten, unpraktischen RegierungS- 4- >» FeuiUets»». Ums Geld. Lj Novell« von A. Heyl. Nachdruck vrrdolr». (Fortsetzung.) Der Befragte war ein zierlicher Jüngling unter mittlerer Größe, mit einem hübschen blonden Kopf, schwärmerischen blauen Augen, zartem Teint und einem kaum sichtbaren, hell blonden Schnurrbärtchcn, das sorgfältig gepflegt und gedreht war. Der niedliche junge Mann blickte an Doctor Falk, dem er kaum bis an die Schulter reichte, iu die Höbe, wäh rend er demselben von seinen jüngsten Erlebnissen erzählte. „Ich kam durch die „Rheinische Zeitung" hierher, in der ich annoncirte, daß ein absolvirter Pharmaceul Stelle suche. Bon den mir zugckoinmenen Offerten erschien mir die meines jetzigen Priucipals wenn auch nicht die gün stigste, doch die aiinchiiibarste, weil für mich der Aufent halt in einer bedeutenden Stadt am Rhein ungemein viel Verlockendes hat und ich außerdem in X. eine Erbtante r» besitzen da« Glück habe, mit der ich mich auf guten Fuß stellen möchte." „Ah, eine Erbtante, ich gratulire." Max Hoffmann nahm die Gratulation nur bedingungs weise an und ersuchte den Freund, nach 20 bi« 25 Jahren auzusragen, ob er sie im Ernst wiederholen könne. „Du weißt aus der Naturgeschichte, daß Erbtanten im Allgemeinen ein zähe- Leben baden, und bei der piinctlichen Zeit- eintkeilung und mäßigen Lebensweise der Frau Hosräthin Ranch siebt zu erwarten, sie werde als ein merkwürdigr- Excmplar dieser SpccicS an zäher Dauerhaftigkeit alle anderen übertrcffen" „Die Hosräthin Rauck soll Geld haben", bemerkte der Doctor. „Hat aber ibrcm Neffen noch nie einen Pfennig davon zo Gute komme» lassen. Auf der Hockschule war ich nichr al« einmal in der Lage, rin paar bittend« Zeilen an sie zu richten, aber stet- ohne klingenden Erfolg. Mit den Moneten geizt sie, mit den Straspredigten ist sie freigebig genug, und sie hat mir, als ich ihr vorgestern den ersten Besuch machte, zum Empfang die bittersten Vorwürfe über meine Verschwendungssucht gemacht, sowie über meine Narr heit, wie sie eS nennt, allen jungen Mädchen nachzulaufen. Kann ich dafür, wenn sie alle in mich verliebt sind? Du lächelst, Doctor, aber ich gebe Dir mein Wort, eS sind viele Thränen auS schönen Augen geflossen, als der zarte Max von der Hockschule Abschied nahm." DaS Lächeln deS DoctorS steigerte sick zum herzlichen Lachen. „Immer noch der Alle", rief er belustigt aus, „den jedes hübsche Lärvchen begeistert, ein Damengünstling, der die Herzen im Sturme nimmt." Max sühttc sich von den letzten Worten geschmeichelt. „Ich werde Dich besuchen, Hermann, das alte Patricier- hauö Falk L Eomp. ist sehr lricht zu finde». Kommst Du heute Abend in den Stern? Tie beiden Dornbach arrangiren einen Kneipabend, Bonner und Heidelberger Studenten, die in den Ferien hier sind, nehmen Thril, um neun Uhr müssen wir alle beisammen sein, dann wird« lustig. Komme, ich bitte Dich." „Danke, ich bin ein echter Pbilister geworden", lehnte Hermann ab. „Dem Studentenleben mit Allem, was dazu gehört, habe ich Valet gesagt." „Der wilde Falk ist gezähmt, bleibt aber immer ein Edelfalke", bemerkte Hoffmann. Der Andere erwiderte kops- schültclnd: „Gezähmt bin ich nur in gewisser Hinsicht, und rin Edelfalke bestrebe ich mich zu werten. — Doch da fällt mir ein, über der Freude, einen alten Freund wiederzuseben, vergaß ick den Zweck meine« Kommen«. Hier ist rin Recept, das ich sofort zu machen bitte, denn in einer Stunde werte ich die Mixtur abholen lassen, um sie dem Patienten zuzu- schicken, der beule noch davon nehmen muß, wenn er die Nacht über leben soll. E< geht auf Armenrechnung, wie fast alle Recepte, dir ich schreibe, denn vor der Hand bin ich nur wohlbcsleUter Armenarzt meiner Vaterstadt." „Schön, schön", versetzte Max, daS Recept an « Licht ballend, um rS zu lesen. „Du waltest Deine« Amte« mit solcher Gewissenhaftigkeit, daß Du sogar für die Botengänge Tein Dienstpersonal zur Verfügung stellst. Einen besseren Armenarzt lann sich die Stadt ib. nicht wünschen." „DaS thue ich Alles von Herzen gern, wenn ich Hilfe leisten und erleichtern kann. Doch nun gute Nacht Max, aus baldiges Wiedersehen." Max hielt den Scheidenden am Arme fest und sprach im Flüstertöne: „Verweile noch einen Augenblick, ich habe »och etwas WickligeS zu fragen. Keimst Du eine junge Dame, welche man hier die Oelprinzessin nennt?" Ter Doctor verneinte mit ironischem Lächeln. „Warum, Max? Jntcressirst Du Dich für sie?" „Es ist so", gab der Andere zu, und begann zu erzählen: „Heute Morgen kamen zwei sehr elegant gekleidete Damen in die Apotheke, von denen die Aeltere von einem vorüber gehenden Unwohlsein auf der Straße befallen wurde. Die Jüngere, eine junonische Gestalt, hochblond, mit zartem, frischem Teint, großen seclenvollcn Äugen, war um ihre Begleiterin sehr besorgt, bat mich um eine» Sessel, in dem die Leidende ausruhen tonne, und um stärkende Tropfen für dieselbe. Tu kannst Dir denken, wie ich mich beeilte, die weichsten Polster berbeizuschaffe». und wie ick mich bemühte, der älteren Dame, die, liebende, gesagt, äußerst vornehm au-sieht, mit Essenzen und Tropfen zu Hilfe zu kommen. Mein Bemühen war von raschem Erfolge sühne sich ha,d wii-t-er »-> Stande, ibren Weg fortzusetzen, und dankte sehr herablassend wahrend sie noch fragt«, wa- sie schuldig sei. Die Jüngere reichte mir die Hand — die Hand — Hermann, lächelte mich an und zeigte dabei zwei Reihen wundervoller Zähne Al- sie außer Grhörweitr waren, ries ich de» Hau«knecht und beauftragte ihn, den beiden Damen nachrugeben und ä!'s" l'''" " Sr berichtete beim Nachhausekomnieii. sie bewohnten im Nonnenhosr Ne Beletage feien riesig >eichc Amerikanerinnen und in der ganzen Stadt unter dem Namen „die Oelprinzessinnen" bekannt" ^7-?^ x".'.' "'b'"' Max, diesen Fingerzeig de« ieckickfal« »,cht »»benützt zu lasten und Toner lächelnden „Heute Nacht nehme ich meine Guitarre mit und bringe 87. Jahrgang. Mechanismus liegen, mit welchem die Samoa Acte jene winzigen Jnscln belastet hat. Deutsches Reich. Q Berit». 23. Februar. Für die Uebcrhcbung und An maßung der Leute, wctcke jetzt im Eeiitrum das groHe Wort führe»,war ein klein crVorfall i» der heutigen Sitzung pesAdgcoitnetenbaufkS reckt bezeichnend. Während einer gleick- gittigen Rede deS bekannten HetzcaplanS DaS back über die KreiSlchulinspectoren, die nur seckSmal Gesagtes zum siebenten Male wiederholte, wagte der EultuS minister Bosse einige Bemerkungen mit dem Abg. Krcpatsckcck anözlitauschcn. Ob dieser Mißachtung ergrimmte Herr Daöback böcblicb und sprach Herrn Kropalschcck sowohl als dem Minister seine Mißbilligung aus. daß sic durch Zwiegespräche sich adbaltcn ließe», so dochdebeutsaine» Ausführungen zrizubören. Tie wohlverdiente sckarfe Abfertigung, welche der EultuS- niinisler dem vorlaute» Herr» Eaplan zu Tbeil werden ließ, fand ans allen Seiten des HauscS schallenden Beifall. — Zu der jetzt im Vordergrund stehenden I csuite »frage ist es wohl von Interesse, daran zu erinnern, daß das Jesnitengesctz >m Jahre t872 in der namentlichen Scklußahstiinmung mit I-,l gegen 83 Stimmen angenommen worden ist. In der Mehrheit befanden sich die Eonfervatioen und die Ncitw»aUibcralcii, mit Ausnahme ver einzelter nachher zur „Secession" übcrgcgangciien Mitglieder, auch ein Theil der Fortschrittspartei. Die Jesuiten sind dieselben geblieben, aber >i: unfern politische» Verhältnissen hat sich feildcui freilich Vieles verändert. Dem Erlaß des Jesuitcn- gcf'cyeö war übrigen« damals ein ähnlicher PeliliviiSsturi» vorangegange», wie er in neuester Zeit statlsand. ff Brrlin, 23. Februar. Nack tf. llsirr der Gewerbe- ordiuingSiiovelle vom I. Juni lbOl löiiucn Gemeinden oder weitere Eommunalverbände für alle iu ibrcm Bezirk vor handene» Gewerbebetriebe oder für gewisse Arten derselben durch Statut sestsetzen, daß ccr von minderjährigen Arbeitern verdiente Lohn an die Eltern oder Vormünder gezahlt wird. Von der Ausübung tiefer den Eoiiimuncn übertragenen Bcsngniß hatte man bisher wenig gehört. Nur von einzelnen süvdcutsch.-n Starten war bekannt geworden, daß sie derartige ortsstatutarifcke Vortckrifien cingcsührl Hallen. Jetzt wird jedoch auch »ichrfach gemeldet, daß nord deutsche Städte den ff. lt'.tir de» letzte» GewcrdeordnnngS- nooelle zur Anwendung zu bringen beginne». Diese Beispiele verdiene» die weiteste Nacheiferung. Nicht bloS da« Reick, die Einzelstaatcn und die Arbeitgeber, sondern auch die Evm» muncn hoben socialpolitische Ausgabe» zu erfülle», und zu Len letzteren gehört unstreilig i» erster Linie dir Hebung der Zucht unter der jungen Arbeiterschaft. Die Arbeiter ver dienen weit früher als die Angehörigen anderer Elasten Geld. Es ist ihnen dadurch vorzeitig die Befriedigung der Ver gnügungssucht ermöglickt. Sie haben sich zudem, weil sie auch >»> jüngsten Alter über ihren Lohn frei verfüge» rönnen, der elterlichen Autorität zu entziehen verstände». Auf Heiden Gebieten können die Eoiniiinncn durch Anwciidnng der ihnen in tz. IlOu gegebenen Bcsngniß segensreich wirke». Man sollte a» möglichst vielen Orlen dafür sorge», daß der fr. 118a der letzte» GewerdcordnungSnoocUc nickt bloS auf dem Papier stehen bleibt. Natürlicher Weise müssen dabei Maßnahmen getroffen werden, welche verhüte», daß die Eltern oder Vormünder den von mindcrfährigen Arbeitern verdienten Lohn mißbräuchlich verwenden. — Die Antwort des Kaisers an die Deputation der landwirthschaftlichen Ecntralvereine war, wie die „Lib. Eorr" hört, ini StaatSministeriiiin festgcstellt worden. Bekanntlich waren der preußische Ministerpräsident und der LandwirthschaftS- minister bei dem Empfange zugegen. — Ter Lberprasideiit der Provinz Brandenburg, «taatSininister I>r. von Achenbach, giebt, wie alljährlich, ein Fest mahl für den ProvinziaUandtag der Provinz Brandenburg. DaS Festmahl findet dein schönen Kinde ein Ständchen", erklärte der kleine Mann mit Hochgefühl. „Viel Vergnügen und besten Erfolg" wünschte der Doctor bkim Abschied Die GaSlaterncn waren bereits angeziindct, als der Doctor Falk de» Weg »ach seiner Wohnung einschlug, die in ciiiei» ältere» Stadttheile »»»er einer Re.he ehrwürdiger Patricierbäuser der Hochstraße, als das höchste und stattlichste bcrvorraglc, und daS außer der Wittwe und dem Doctor Falk noch des Letzteren Sticsbrukcr Eduard mit scincr Frau Lili bewohnte. Hier ballen in vergangenen Jahrhunderten die reichen Städter aus sicherer Hohe ihre solide» Wohnstätten gebaut, wo sic vor den fast alljährlich überflutbenden Wogen des RheineS sicher waren. Die neueren Stadttbcile in den Niederungen entstanden erst, nachdem feste Dammbaiilkil den verheerenden Uebersckweiiiniungen ein Ziel setzte», und Handel und Gewerbe zogen sick tabin, wo der GeickäftSverkekr durch Schifffahrt und Eöenbahn mit jedem Tage reger wurde. Die neuen Slatttbcile mit ihren prachtvollen Bauten, ihren üppigen Schaufenster», den elegante» Hotels, den rauchenden Fabrikschloren, mit der in den Straßen wogenden Menschenmenge repräsentieren die Gegenwart mit ihren ruhelosen dem Gewinne nackjagenten Generationen, und die Häuser der Hochstraße standen da oben in vor ncbmer Ruhe und saben auf das moderne Treiben bcrab, wie behäbige alte Leute, die ihr Schäfchen im Trockene» habe». Am Fuße einer Andöbe, von der die Straße den Namen führt, dehnte sick ei» mächtiger Bau aus, der meh rere Jahrhunderte überdauert batte. Es war der ..Nonnen hof", ein ehemalige« Frauenkloster, dessen palastartige Faz;ade de», Rheine zugekehrt war. und dessen geräumige Seiten flügel und Nedendauten sich noch weit in die rückwärts an grenzenden Gäßche» erstreckten, in denen das Proletariat seinen Sitz aufgeschlagrn halte. Diese« Kloster, in dem ehemals der rocke Orten der Klarissinnen bauste, war nach der Säcularisalion in städtischen Besitz übergegangen. mit der Zeit äußerst baufällig und in Folge besten zum Verkaufe au-gebolen worden. In der Statt fand sich kein Käufer, der da« Risico einer durchgreifenden kost spieligen Restaurirung übernehmen wollte, und so kam da-
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