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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.01.1895
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1895-01-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18950112020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1895011202
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1895011202
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- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1895
- Monat1895-01
- Tag1895-01-12
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Dtz Htk HONptexvebktwn »tz«r Hm GSStztz« »e^ck «dHrvrtru »lchtM, «»«. ckVUL''ÄiM».1'« Abend-Ausgabe. täglich. DiEmcg^Auägabeerich^tttä^^ RrD»rtts» »,tz Er»eDM-»: -»tz»»»e»««Ge ». Lie-ttedltio» tft Woch«t,g» »nnnterbrocheH »älf»«« »» Mch - »!» UDuch» ? Uhr. /Male«: vtt» ««»»'» L-rti». OUfre» Untversittlt-stratze i, L«»t» Lösche, «»thartneustr. 11, »«t. und »0ntg«pl«tz A Tageblatt ««zeigen-Prei» Die S gespaltene Petitzeile SO Pfß. krklamen unter dem Redaction-strich (lg«» Kalten) bO-ch, var Len Familiennachricht« (6 gespalten) «0>^. Größer» Schriften laut unserem Pwiß» »erjeichniß. Tabellarischer und Ziffenrftch »ach h-h«rem Tarts. ^ <»»c» Extra-Vellage» (gefalzt), nur M de. Morgen-Ausgabe, ohne PostbesVrderun, SV.-, mit Postbesvrderun, >li 70.—. ,«««>< Anzeiger. Organ fiir Politik, Localgefchichte, Handels- «nd GeMsmkehr. Aunahmeschluß für Anzeigen: Abend-AuSgabe: vormittags 10 Uhr. Morgen»Auögabe: Nachmittags «Uhr. Sonn- und Festtag- früh '/,S Uhr. Vri den Filialen und Annahmestellen je ein« halbe Stunde srüh«. ßrazetgen sind stets an dt. Expedttisn zu richte». Druck >«- Verlag von E. Polz in Leipzig ^-22. Sonnabend den 12. Januar 1895. 8S. Jahrgang. Zur gefälligen Beachtung. Unsere Expedition ist morgen Sonntag, de« IS. Januar, Bormittags nur bis V,S Uhr geöffnet. LxpeÜltlon des I^elpLlxer ^»«eblattes. Politische Tagesschau. * Leipzig, 12. Januar. Daß dir gestrige Fortsetzung der ersten Beratbung der Umstnrzdorlage im Reichstage neue Momente zu Tage ge fördert habe, aus denen man auf das Schicksal des Entwurfes einen Schluß ziehen könnte, werden selbst die Abgeordneten nicht behaupten, die gestern zum Worte gekommen sind. Daß die Polen sich im Großen und Garnen dem Centrum an- schließen, daß die Welfen sich noch zurückhaltender und wegen ihrer eigenen Bestrebungen besorgter verhalten würden, daß die süddeutscheVolkSpartei ebenso ablehnend wie die freisinnige Volkspartei sich äußern und daß das enkant len idle des CentrumS, Herr vr. Sigl, in einer Kapuzina'e gegen die Vorlage eifern werde, wußte man im Voraus genau so, wie daß die Antisemiten schweren Herzens zu einer sorgfältigen Prüfung des Ent wurfs sich entschließen würden. Die gestrige Debatte wäre also recht überflüssig gewesen, wenn sie nicht dem Minister v. Koller Gelegenheit gegeben hätte, die unmittelbar vor Beginn der Weihnachtspause gehaltene Rede des StaatSsecrrtairS Nieberding zu ergänzen und den nach ihrer Versicherung nichts weniger als Umsturz planen den Socialdemokraten eine Reche von Beispielen an der jüngsten Vergangenheit vorzuhalten, aus denen sich ergirbt, wie die gelehrigen Scküler der Herren Liebknecht, Singer, Auer u. s. w. das „Hineiuwachsen" in den ssria- listischen Zukunftsstaat sich denken und mit welchen Mitteln sie dasselbe zu fördern suchen. Herr v. Koller stellte noch mehr derartige Beweismittel in Aussicht, dir in der Com mission jedenfallsschätzbareSMaterial bilden werden und zurAn- feuerung der geringen Kampfeslust namentlich des CentrumS dienen sollen. An dieses wendete sich Herr v. Koller mit ganz besonderer Beflissenheit und Liebenswürdigkeit, auS der die Gesinnungsgenossen des Herrn Gröber erkennen könnten, wenn sie cS nicht schon wüßten, wie viel von ihrer Haltung abhänat. In der That bilden sie wieder einmal das Zünglein der Waage und ihre Entschließungen sind wichtiger, als Alles, was heute noch über die Vorlage geredet werden kann. Der durch kein patriotisches Gefühl gezügelte Haß gegen den Fürsten Bismarck hat bekanntlich den Abg. Liebknecht veranlaßt, den großen Staatsmann einer „Fälschung" der sogen. Emfer Depesche zu zeihen, wodurch der Krieg mit Frankreich im Jahre 1870 herbeigeführt worden fei. Seitdem wird die socialvemokratische Presse trotz aller Gegenbeweise nicht müde, den Fürsten Bismarck als den eigentlichen Ur heber deS deutsch-französischen Kriege- hinzustellen und damit die Revancheströmung in Frankreich zu unterstützen. Da ist es, wie die „Berl. N. N." hervorheben, recht interessant, in der letzten Ausgabe der socialdemokratischen Wochenschrift Die neue Zeit", die als das wissenschaftliche Organ der Wekerle und Sz Da I reich schon längst überzeugen können, wenn es sonst wollte, ilagvi sagten ihm ihre Unterstützung m dir, ^ Politik u, Belgien so wenig als sonst wo aus einmal rückte der Danus nnt dem Plane auSgeht, ,m drüben zu Men. Wenn daS französische Partei gilt, das Bekenntniß zu lesen, daß die Kriegserklärung I Sinne zu. Da aus emm anstatt auf Grund de« I daraus « 8 v BorkLussreckt« nickt wäre Bi-rrrie-eS" schreibt^ > zu.verhandeln, sch-« s-tzt di! Fusion solle durch Belgien Brauereien hätten, indem sie trotz der Erklärung der Gewerk-! mächtigen, die Lereimgung chz . werden, bevorI bervorgeruse Behandln«« der Anaeleüenbeit schaftS-Commission, daß sie an dem Beschlüsse der Rixdorfer zum Pr o gram in .derMaiorta^g i ^„eben oder Terra,nfur die drAngegenhet Versammlung nicht den geringsten Antheil habe, eine formelle d.e Minorität auch "ur 5'»-8^^ ^Ate. DaS zu klaren. In man da nt setz r>fng b-schanigt. Verleugnung diese- Beschlusses verlangten, eine Forderung! das Maß ihrer äugestan ff liberalen I Heute soll der ^'">strratb,lchuber de ^ Weise aestell» ° " »' o ° I wäre natürlich die vollständige Avoiciru'^ ',-- , Eg machen, wie reg,erungsseltig d,e aus nächsten Dien«- Üdie ebenso-in- Kriegserklärung war. wie im Partei gewesen, die damit ^ ein tag festg^ Beantwortung der Interpellation Lorand Jahre 1870 die Forderung der französischen Regie-> angelegt hatte, daß Le allen, mch Laß der I lauten soll. HweiveMiakeit 'und Ungeschicklichkeit dürfte vielmehr ^ I berührt sind. Reßmanil.eingeborenerDeutsch-Oesterreicher.trotz- lras Kbuen's eigenstes Conto zu setzen sem. Daß I ^ Mrseit seiner Unwersitätszelt schon italienischer Jrredentift der Könia ein CoalitionSministerium, sa ein conser-1 gjg solcher s. Zt. wegen eines IN der Lombardei versuchten vatives in Ungarn versönlich lieber sähe als ein uberaies. I Putschs vom österreichischen Kriegsgericht in absentm zum Tode .. .. .. ... , ist ^ keinGeheimniß. sein großer und we,terstaatsmanni,cher ^rurtheilt. ist nänil^de»„Hamb.Nachr."zufolge ein erbitterter die Umsturzvorlage überwiesen werden wird, daran, daß die I^ aber stet« die Notbwendigkeit erkennen lassen. «Gegner deS Dreibundes. Viel zu gewiegt als Verbreitung jener frivolen, den hochseligen Kaiser Wilhelm 1.1 T'. ^ Macht deS gemäßigten ungarischen Liberalismus, Staatsmann und auf seinem Posten auch nicht in der Lage, nack in, k,sckimnk,nN-n d.n k,.vrnt,»nt,en I 0«v vle n.it Oesterreich ru I ^ Spanien verzichten leugnen." Hier wird also Herr Liebknecht von seinen eigenen Partei genossen Lügen gestraft. Daß er sich dadurch abhalten lassen werde, seine Agitation mit der „Fälschung der Emser Depesche" weiter zu treiben, ist allerdings fraglich; vielleicht aber denkt man in der Commission des Reichstags, welcher der noch im Grabe beschimpfenden, den Weltfrieden bedrohenden I ^ st^^„ch,liche Ausgleich mit Oesterreich zu I D^undpolitik direct entgegenzuarbeiten, begnügte er sich, dort, Behauptung mit zu senen Mitteln gebört, durch die der Um-^ gekommen und daS Land sich wohlbefimden hat, nock I ^ ^Mine Mitwirkung ankam und eS ohne schreiende Psiicht- sturz herbeigefuhrt werden soll. > ^ ^..atckinaaebend i . ' ^^ Mit der Berufung Banffy's zur Bildung de- neuen I sein mu„r vr. vr. --v aekräsriat I ungarischen Ministeriums ist die Krise wieder an ihrem sind der Ueb-rz-ugung, daß die l'berak Parte, ^fngt «.cht em einwandfreier Zeuge für sie auftrate^ Flourens Ausgangspunct angelangt, denn Banffy, der liberale Präsident I auS der Krise hervorgeht, wenn s s h , I schreibt nn ,,Journal zum (.obe des entladenen Botschafters: des Abgeorvn-tenb-useS. war eS, den Wekerle dem König in B-rl-uf der.elben zu lernen S. '..uß vor dem ^^nn er -me Gefahr für den Fortbeftand deS guten E.n- erster Linie vorgeschlagen hatte. Da Banffy fest auf dem I den Schatten zu verscheuchen suchen, welchen ^ sab. stirchteteernicht. die ihm von Romertheilten Programm der liberalen Partei steht und zu einer Schwächung ^ die Ehegesetzgebung aiif ihr bls^dah^ s^, g^ Gedanken > 1>e sich wwverhl derselben nie die Hand ' - wiederholen zu lassen und m Parier ueyl uno zu einer «chwacyung > vie tN,d»nken >^ >d bieten wird, da fast alle bisherigen hältniß zur Krone Seworfen haben, und barf ben G-danken ^ schließlich bloS theilweise und auch nur dann auszuführen, Minister im Cabinet verbleiben — „nr Wekerle und Szilagyi, einer Verständigung. Nicht einer Fusion, m t den er ihnen die Spitze abgeschliffen hatte." Mit anderen an dessen Stelle ein unter dem abtretenden Justiz- staatsrechtlicher Grundlage stehenden Elenwnten nicht mehr, W^^en: Reßmann trieb Politik auf eigene Faust. Flourens minister geschulter Beamter deS Ressort« tritt, scheiden I fallen lassen, selbst uill den Prels eines rtwa« vertang,a,mkn , ^ „„mer em unverdächtiger Zeuge; da jedoch von ihren Plätzen — und da endlich Szilagy! dem Neformfortsckrittes. Die liberale hat die ihr anver I Bekundung für seine Eitelkeit nicht das Mindeste Unterhaus als Präsident empfohlen werden soll, bedeutet die I traute politische Position tapfer vertbeid,^ ^ir ihr um so eher Glauben schenken, als Lösung einen vollen Sieg der liberalen Partei und, Irrst ihre schwere Verantwortlichkeit dafür, ^8 ^ während seiner Thätigkeit als Minister de« Aeußern da Banffy sich nie auf eine Fusion im Sinne Khuen'S ein-1 beit und Mäßigung auch bebauptrt werde, und d l , - 'I die beste Gelegenheit hatte, daS Verfahren deS italienischen lassen wird, einen vollen Sieg de« liberalen Princi PS: I Wörtlichkeit ist um so großer, alSihr partennterrne vier , dotj^fterszu beurtheilen. FlourenS war in den J-Hreu 1887 nur die dem König mißliebigen Personen, die demselben 1 mit dem ungarischen und dem Reichomteresie ivennich y. 1888 Minister. Rrssmaun muß demnach i^e ^ keine genügende Garantie zu bieten schienen für die gehörigeI -^ .. !Aissträge seiner RegirLang mißzuversteheü und ihnen die Zügelung der extrem liberalen Fractionen, sind gefallen, za l Die geplante Vereinigung des UBNs»»««r» Zpjtzx abzuschleifen, mindesten« seit sieben Jahren geübt haben, nicht einmal Alle, da, wie gesagt, der Minister de- Innern, I Belgien ist natürlich einer gewissen Classe von Politikern, die i ^ kann kaum ein Zweifel obwalten, daß man diese Wahr- Hieronymi, nur das Ressort wechselt. Daß der König schließ-1 in Pari-, aber keineswegs dort allein vertreten sind, em feyr > ^xkimung nicht nur m Paris, sondern auch in Rom machte. lich diesen Ausweg gesucht und denGedanken der Neubildung des I wenig sympathische« Beginnen, dem sie mit alleryanv l und wenn man am letztere» Orte so lange zögerte, hierin Wandel CabinetS aus den Reihen der Gegner der liberalen Partei auch I einwenvungrn entgegenwirken. Dahin gehört auch v,e ^e-1 schaffen, so ließ man sich wohl von de», Bewußtsein leiten. Nicht von fern angeregt hat, macht seiner loyalen, echt constitutio-1 sorgniß, baß im Falle einer Verschmelzung de« I ^ Eigenwilligkeit des Botschafters enge Schranken nellen Gesinnung alle Ehre, und nur das hat einigermaßen l mit Belgien die politische Machtconsiellation Pzefteuropae > g^gen seien, daß er durch persönliche Sympathien auf einer verstimmt, daß er nicht, wie bisher üblich, von vornherein I eine vom Standpuncte des internationalen Friedens-1 Manches wieder gut macken könne und daß mit dem von dem scheidenden Ministerpräsidenten empfohlenen I intereffeß nicht unbedenkliche Verschiebung erfahren durste. I s^x^ich — eine Erwägung, die sich jetzt als richtig erweist Candidaten verhandelt, sondern m der Person des Banns I Es ist nicht recht ersichtlich, woraus sich diese Befürchtung > ^ ^ Abberufung Ncßil,a,in's in Frankreich eine politische von Kroatien den Mann seines Vertrauens sich ausersehen I stützt. Belgien ist ein neutrales Land, der Congostaat gleich-l Bedeutung beigemessen würde, die ibr zu geben die Fried- War nun aber von Seiten der Krone wirklich nur fall« und man so^e daher mem.en, daß ^ ^binetS Crispi sich sträubte. Reßmann wäre e,n Wechsel der Personen und nicht vielmehr em solcher des der Bttiehungen zwischen beiden die Vortheile, die '««en ««« I Bedingungen vielleicht noch lange auf Systems beabsichtigt, der nur an dem euerguchen Widerstand der I ihrem Neutral,tatSprivileg erwachsen, nur erhöhen konnte. Aller- >. Posten geblieben, wenn er nicht in jüngster Heit durch liberalen Partei gescheitert ist? Letzteres wird mehrfach behauptet, I dings würden die Mächte darüber zu wachen haben, daß ans den I. . t>risvi-üeke die Geduld seiner Neaieruna wir glauben mit Unrecht. Was der König wollte, war eine erwähnten Vortbeilen der Neutralität keine unzulässige Co,,^ ^.Sfl-Hetze die Geduld femer Regierung Negierung» die in entscheidenden Fällen ihre Stütze nicht bei den j guenz gezogen würde. Dagegen kann man rS nur als tendenziöse ^ > i / Radikalen, sondern auf dem Wege des Compromisses bei den I Mache bezeichnen, wenn zu verstehen gegeben wird, Belgiens l gemäßigten Elementen der Nationalpartei und den liberalen I Eintritt in die Reihe der Colonialstaaten werde es in Lagen > AklÄl. Secesstonisten unter Szapary suchte, und in diesem Sinne hat I bringen, denen es obne Anlehnung an eine europäische Macht I ^ auch Khuen Hedervary volle acht Tage lang bei den maß I »ickt gewachsen wäre. Natürlich fehlt e- nicht an Leuten, I * Berlin, 11. Januar. Während des AbschiedSdmerS für gebenden Personen sondirt und verhandelt, und in diesem I welche den Franzosen durch Vorspiegelung der Möglichkeit I den russischen Botschafter Grafen Schuwalow bei dem Stadium der Krise hat er auch überall in den Reihen der lenes deutsch-belgischen Bündnisse- in Afrika und I Ofsicier-Corps des Alexander-Regimenls erhob sich zunächst liberalen Partei da« freudigste Entgegenkommen gefunden, ja selbst I Europa bange zu machen suchen. Indessen hat sich Frank-1 der Kaiser und brachte die Gesundheit des Regimentschefs, 6»r»rH»toii. Graf Jarl. 101 Roman von Hermann Helberg. Nachdruck vnbotrn. (Fortsetzung.) Obne den Eindruck ihrer Empfindungen in ihrem An gesicht widerspiegeln zu lassen, brachte Leonore sogleich daS Gespräch auf die junge Braut. Sie erkundigte sich, wann sie komme, und was sonst nahe zu fragen lag. Auch erschien jetzt gerade Marieken und meldete, daß aufgetragen sei. Bei Tisch führte Graf Adam fast ausschließlich da« Ge spräch. Er war ein Mann, der mit seinem außerorventlichen Seb- und Auffassungsvermögen, aber auch zufolge seiner starken Initiative immer etwa« erlebte. WaS jedoch für andere nur ein TageSbild war, da« sie für den Augenblick in sich aufnahmen und da« sich ebenso rasch wieder verwischte, da- gewann bei ihm einen besonderen Inhalt. Er zog ein tiefere« Facit au» den Dingen und machte eS durch die Art seiner Darstellung bemerkenSwerth und interessant. Er erzählte heute eine Geschichte von einem in der Nähe wohnenden Pächter, ein> m Junggesellen mit Namen Claudius, den er allezeit mit Vorliebe zur Zielscheibe seiner Bemerkungen und seine« Witze« machte. Er habe sich in der Stadt ein paar neue Beinkleider un fertigen lassen, die aber viel zu lang gerathen seien. Darüber hätte er sich sehr ungehalten gegen seine Haushälterin, Fräu lein Marxen, geäußert, und habe fallen lassen, mindesten« eine Handbreit sei zu kürzen. Am nächsten Tage habe er zufällig zur Stadt gehen müssen und hätte da- eorpus ävliet! mitgenommen. Der Schneider sei nicht anwesend gewesen, aber ein Geselle wäre sofort nach seiner Anweisung verfahren. Glücklich über die rasche Er ledigung, have er dann die Hose wieder mitgenommen und zu Hau« in den Schranl gehängt. Acht Tage später wäre er zu einem Diner beim Baron von Heiken auf Molde einaeladen gewesen und habe da« Marxen balv darauf, um Claudius eine freudige Urberraschung zu bereiten, insgeheim eine Kürzung vorgenommen hätte. Um nun da« theurr Object überhaupt noch verwendbar zu machen, hätte sie vorgeschlagrn, e« dem jungen Schreiber, Peter Delmenhorst zu verkaufen. Diese« gutmütbige und zaghafte Subject wäre denn auch auf den Vorschlag ein gegangen und sähe in der überweiten und auch ihm viel zu kurzen Hose wie ein Türke aus. Sehr unglücklich deshalb, habe nun Peter Delmenhorst vor, eine Verloosung zu ver anstalten. Er, Graf Adam Jarl, habe Loose zu verkaufen. Ob er der Fran Pastorin und dem Herrn Pastor je eins anbieten dürfe. Falls sich nicht genug Theilnebmer finden sollten, erhielten die Loosabnebmrr ihr Geld zurück, und wolle dann — wie er gehört habe — Fräulein Marxen sich opfern und da« Kleidungsstück verschleißen. „Na, nun höre aber auf, Adam!" rief Leonore nach diesem Gemisch von Wahrheit und malitiösrn Zusätzen. Der Pastor lachte, daß ihm die Thranett über di« Backen liefen, dir Pastorin aber sagte: „WaS Sie immer für Geschichten haben, e« ist nicht zu glauben! Ich bin begierig, wa« nun noch kommt!" „Ich erwarte einen Bekannten dieser Tage zum Besuch. DaS ist da« Neueste", rntgeynete Graf Adam in demselben aufgeräumten Tone. „Ein prächtiger Mensch, der sich etwa« zerstreuen muß. Erscheint denn Ihr Sohn Eduard nicht bald einmal, um mit seiner Braut zusammen zu sein? Ich höre, daß sie übermorgen eintrifft." „Vorläufig nicht. Er ist augenblicklich durch «inen Auf trag in HilveSheim gebunden." „Er hat mit seinem Compagnon dort einen Bau auS- zuführen. Ich denke aber in vier Wochen. Er schreibt, daß er dann hoffe, sich sreimachen zu können." „Na, da« ist ja eine angenehme Aussicht! Eduard ist ein vortrefflicher Herr. Er wäre vollendet, wenn er nicht «inen Fehler —" „Nun?" fiel die Pastorin in starker Spannung ein. „Ich habe den Eindruck, daß er sich für die Arbeit seine« Vater« nicht genug interessirt", entgegnet« Graf Adam mit spöttischem Ernst. „Ich dagegen kann e« zum Beispiel nicht erwarten, da« achtundsiebenzigste Capitrl der Abhandlung über Kleidungsstück angezogrn. Zu seinem wütbenden Aergrr aber I Ephrser b ver« 4 zu lesen. Ich bin «in ganz andrer Mensch, habe e« j«t nur eine Handbreit über die Knie gereicht und I Ich weiß, welche Bedeutung die Sache für die Stellung der infolge dessen weit mehr für ein« Schwimmhose gepicht. I Planeten zu einander Hot." Di« Sach« Hab« sich d»d»rch aufgeklärt, daß Fränkin I „Aber «dom —", mahnte Leonore und sah auf den Pastor. Auch der Pastorin warf sie einen zaghaften Blick zu. Der Pastor zog die Stirn in Falten und schüttelte den Kopf, als ob er sagen wollte: Selbst an dem Heiligsten muß er seine Zunge übe». Er ließ jedoch kein Wort fallen. Die Pastorin aber sagte: „Lieber Graf! Jete ernste Arbeit ist doch Wohl der Achtung werth! Wir kommen freilich bei Ihnen nicht in die ?age, uns über eine Tbätigkeit, weder im zustimmenden noch im abfallenden Sinne zu äußern. Sie arbeiten —" „Ueberhanpt nicht!" siel Graf Adam, den Satz vollendend, unbekümmert, vergnüglich und dann eine wehmüthige Zer knirschung in seinem Angesicht erscheinen lassend, rin. „Ja, ja, der Graf Adam von Jarl ist ein wahrer Tage dieb! Statt über die Natur, den Geist und das Wesen der Mohrrüben in ethischer und verdaulicher Beziehung einen Quartband von 1200 Seiten zu schreiben, befaßte er sich bl-ber mit den Statuten einer OrtSkranken- und AlterS- versorgungScasse für seine Eingesessenen." „Es ist rin Sanecnlotte, für den ein neues AburtheilungS- tribunal eingerichtet werden müßte!" „Nicht so, Graf AdaM. Aber welch ein Mensch würden Sie sein, wenn Sie nicht ewig spotteten", entgegnete sie ernst. „Man ist wirklich bisweilen ini Zweifel, ob Sie ein Herz oder keine- haben! Berlin bat Sie ganz verdorben!" „Ich habe eins, kleine Frau Betty. Besonders für Sie. Und nun kommen Sie! Wir wollen wieder Frieden schließen Superbe schmeckt Ihr Bier. Ueberhanpt ißt und trinkt man bei Ihnen wie nirgendwo. Woher beziehen Sie e«? Und Don PompejuS, zürnen Sie nicht! ES war nicht so bö« gemeint!" ' Aber er braucht- schon die letzten Satze nicht mehr zu sprechen. S,e waren bereits beide versöhnt, und als die ihren Pfeifen im Freien schwatzend auf und abwandelten und mtt dem ringelnden Rauch dcS hol! ländischen Tabak« d,e Sommerabendluft würzten schwur der LZ sr,-!Lir! Jlm'in 3st das schöne Löchterlein, da. ^vnrn der Himmel obne Storch gleich fix und kertia in» Hau« gebracht hat. ang,kommen?" rief Gras «dam und trat am nächstfolgenden Tage nach kräftigem Klopfen und raschem Herein in die Pastorenwobnung. Die Pastorin, die gerade in ihrem Secretair kramte, wandte fick mit lustigem Gesicht um und nickte. „Ja, wenn Sie sie in Augenschein nehmen wollen — sie ist im Garten! Bitte, geben Sie nur voran, lieber Graf, ich komme gleich nach! Ich muß eben Marieken noch etwas sagen —" „Bravo, theuerste Betty? Sagen Sie Marieken sogar vielerlei. Ich werde Ihrem Vorschlag folgen." Damit ging der Graf, eine Melodie summend, über den Flur und trat über einen kleinen, sauberen Hof in den nach nordischer Sitte gebaltcnen Garten. Links blübten Blumen in den Beeten, die alle mit BilchSbaum eingefaßt waren. Auf der anderen Seite befand sich, abgetrennt durch Stachel- und JohanniSbeerbüsche, der Gemüsegarten. DaS Ende des Gartens schloß eine Buchen allee ab. Dahinter floß lustig ein murmelnder Back und trennte einen Dorfpfad von daran stoßenden herrlichen Wiesen und Feldern. Graf Jarl sah sich, während er dabinschritt, forschend »m. Seinem Auge entging nichts. Alle« unterlag einem be- anderen Urtbeil. Dieser Zug seine« Wesen« gelangte auch heute in den Gesichtsmienen zum Ausdruck. Gegenwärtig trug er einen kurzen, doppeltnöpfigen Rock und Stulpenstiefel. Auf dem Haupt saß ein flotter, grauer ^ut. und in ver Hand hielt er einen eisenbeschlagenen rldstock. Als er sich der Allee näherte, sah er schon ein Kleid zwischen den Bäumen hervorschimmern. Tessa van Wimpen saß auf einer Bank und nun eben — Graf Jarl hrelt inne — trafen sein Obr die Töne eine- Gesanges. E« war Tessa. Ihre Stimme war tief, aber unendlich melodisch, und jedes Wort drang deutlich vernehmbqr an Jarl'« Ohr. „Ein sanftes Lied auS deinem Munde Bersitßen wird e« mir die Sterbestunde! Doch gar ein «uß — tm letzten Augenblick, Brächt mir das Leben noch zurück!" Ueber Graf Jarl'S Angesicht flog ein Zug höchster lieber- rasckung, und möglichst unhörbar äuftretend, nähtrt« er sich, einen Umweg wählend, dem AuSgang der Allee. Von hier beobachtete er die jetzt wieder stumm geworden« Sängerin, und wa« er sah, erregte einen förmlichen Stnra der Aufregung in seiner Brust.
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