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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.02.1895
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1895-02-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18950227010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1895022701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1895022701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1895
- Monat1895-02
- Tag1895-02-27
- Monat1895-02
- Jahr1895
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Bezug-Preis A, 3« Lauptexpeditioa oder de» t« Stadt- d»t»t «ch de» ««orte» errichtete» All«, oabeslelle» adgeholt: vierteljährlich »et zweüaaliaer täglicher Znst» klung tr.« Ha»» ^l SchL Durch di« Post bezogen für Leutfchlaud und Oesterreich: viertel,ibrlich X G—. Direct« tägliche Kreuzbandienoua, t»A GnSland: monatlich ^3 7.50. Oßevkorg«»->«sgabe erfcheint täglich '/,7Uhr, die Abeud-Autgabe Wocheutag» 5 Uhr. Le-«tton und Lrpe-itioa: IohanneS-aße S. Dt» Expedition ist Wochentag« uaunterbroche» ,»Wut W» ftüh 8 bi« Abend« 7 Uhr. Filialen: DU» Rle»«'« Sortim. <«1fre» Uaiversitätlilrah» 1, Lot,«» Lösche. Katharstienftr. 14. part. und KöntgSvlatz 7. Morgen-Ausgabe. WMrIagMM Anzeiger. Drgan für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Anzeigen»Preiö die 6 gespaltene Petitzeile 20 Psg. Reklame» unter demRedartionSslrich (4»»« spalte,») bv^z, vor den Familie«nachrtchk» («grlpaltr») 40 < Gröber« Schriften laut unserem Prat«. »erjrichaib. Tabellarischer und Ztfjrrnsgtz »ach höherem Tarif. Oxtr«»Verlagen (gesalzt). mit h» Marge»-Ausgabr, ohne Postbesürderiuu» ^4 sä.—, «it Poslbefürderung 70.—. Imntlsmeschlub für Anzeigen: Abend.Au-gabe: Vorvrittag» 10 Uhr. Marge u.Ansgabe: Nachmittag« 4Uhr. Sonn- und Festtag« früh '/,9 Uhr. Bel de» Filialen und Annahmestellen je eia« halb« Stund« früher. A«,«1,e» sind stet« a» dt, Expedition zu richte». Druck »ad Verlag von L. Pol» t» Leipzig Mittwoch den 27. Februar 1895. 89. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. verloren gegangen sind die Arbeitsbücher der Arbeiter Franz Gustav Dietze» geb. 2I./8. 75 in BolkmarSdors (Leipzig 4854/1892), Karl Heinrich Sebald, geb. 14./7. 77 in Reudnitz (Leipzig 10162/1892) und Karl Otto MöbittS, geb. 12./1. 78 in Volkmars- dorf (Leipzig 3673/1892). der Arbeitsburschen Robert Pani Heyde»- reich» neb. 23./4. 80 in Lindenau (Leipzig 1750/1894), Friedrich Carl Moreuj, geb. 21./2. 78 in Leipzig (das. 12559,4892) und Aibin Franz Raming» geb. i2./l0. 79 in Debschütz (das. 1894), der Arbeiterinnen Friederike Auguste AgneS Richter, geb 7^1. 78 in Boikmarsdorf (Leipzig 21053,4892) und Martha Emilie Hafer- korn, geb. 18./12. 77 in Bolkniarsdorf (Leipzig 7027 1892), der Markthelfer Friedrich Wilhelm WilVgruVc» geb. 23/2. 78 in Kleinzschocher (Leipzig 20012/1892) und Fritz Alfred Hirsch, geb. 4^6. 78 in Leipzig (das. 7274/1892), des Kellners Richard Leo Arthur Grün» geb. 21./2. 75 in Söllnitz (das. 1892), des Schlossergrsellen Carl Otto Kaurnff» geb. am 11./3. 76 in Gablenz (Neicheiibacb i B. 1892), des Klempnergesellen Paul Oswald Just, geb. 12./6. 77 in Crimmitschau (Zwickau 1892), des Bäckerlehrlings Karl Max Rottrodt» geb. 26 /5. 79 in Volkmarsdorf (Leipzig 2058/1893), des Cassenbolen Anton Bavstübner, geb. 18./7. 76 in Beiersdorf (Kieinstrinbrrq 1891), des Kutschers Paul Alfred Zimuierinailll» geb. 27./I. 76 in Reudnitz (Leipzig 60624 892) und der Falzerin Elsa Klara Kürbitz, geb. 1/8. 79 in Groitzsch (Leipzig 4624 4894). Wir bitten, diese Arbeitsbücher im Auffindungssalle Nasch- markt Nr. 2, Erdgeschoß, abzulieiern. Leipzig, am 25. Februar 1895. Der Rath der Stadt Leipzig. 0r. Georgi. Petzoldt. Wegen Reinigung der Räume des Leihhaus»« und der Spar kasse werden diese am Mittwoch, den 6. März L8SS, für den Geschäftsverkehr geschlossen sein. Leipzig, den 26. Februar 1895. De« Rath» Deputation für Leihhaus und Sparkasse. Thomas schule. DK Vorprüfung der für Sexta angemeldeten Schüler findet Sonnabend, den 2. März, Vormittags 9 Uhr statt. Leipzig, am 20. Februar 1895. Vr. Enngmunv. Realgymnasium. Montag, den 4. März 1895, 8 Uhr Anfnahmc-Prüfling. Papier und Feder sind mitzubringen. Der Rector: vr. Böttcher. OeLkentlieire Han66l8l6kian8talt. Die ^nwslckuos von llanälunxsIekrUnxe», weleks lromwsncke Ostern io ckis brkk- ocler XLebnuttLLseurso 4er veiirlings- »dtiieilnng emtreleu sollen, erbittet sieb äer Outerreicimete uw 11., 12, 14., 15. LlLrr Vormittags rv» I I dis 12'/, Okr, womöguok unter persölllieber Vorstellung cker ^nruwslckencken ilurek ikr« Herren krinLipale. Vas letrts Lebuirengniss ocker cliö Osnsnrllste ckes LebUIors ist bei äieser Osiegenbeit vorrulegen. 5VLbrenck cker geckaebten Zeit werclen aucii ^mneickungen Air äen vlpjilkrlg tLekwlssensekartliekeu kursus entgegeu- govowmen, an wvlekem sieb UancklungslestrHoxo detiieiligeu hönnen, ckis im Lssitre ckes Zeugnisses kür ckis wissensebaltliebe LetLbiguug rum LiniLiu-ig-Vreiwilligeockiensts sinck. vnterrickt 10 Stnncken wöckentlieb. Leimigelck 90 veiprig, im Februar 1895. Oarl K'olkrum, virector. Sonnabend, den 2. März er. von Vormittags 10 Uhr an soll im Geschäftszimmer des Proviantamtes zu Leipzig, Pleißen- bürg, Thnrmhaus, 2. Stock, eine Partie Roggentleie, Kutzmchl »c. öffentlich an den Meistbietenden gegen sosortigr Baarzahlung ver steigert werden. Leipzig, am 27. Februar 1895. König!. Proviantamt. Bekanntmachung. Eine TchtttzmannSstelle mit 1000 Eesammteinkommen ist am 1. April zu besetzen. Bewerbungen mit Zeugnißabschriften und Lebenslauf werden biS 15. März angenommen. Eisenberg, S.-A., den 25. Februar 1895. Der Stadtrath. Clauß. Freiwillige Subhastation. Die im Grundbuch» von Schmiedeberg, Band IX. Blatt 339, verzeichnrten, den Erben deS Orkonomrn Otto Winkler gehörigen Grundstücke: 4. 1. Wohnhaus Neustrabe Nr. LI in Schmiedeberg nebst Zubehör, 597 2. Kartenblatt III, Parzelle ^, 80, 81, Burgholz. Anger Nr. 27, Wiese, 3. Authetl an ungetrenntea Hofräumen, Artikel 334: - 605 L 2. Gemarkung Schmiedeberg, Kartenblatt III, Parzelle^, Burg holzwiesen, Acker, 362 4. Gemarkung Schmiedeberg, Kartenblatt I, Parzelle Plan Nr. 94, Acker, 5. Gemarkung Patzschwig, Kartenblatt II. Parzelle 39, 40, 2Ü8 229 UV Plan Nr. 6, Wiese und Acker, solle» aus Antrag der Eigenthümer im Weg« der freiwillige» E»bhastation a« 14. März 18»5. vormittags 10 Uhr vor dem unterzeichnetkn Gericht an GerichtSstrlle verstrigett werden. Die Grundstücke, weiche in nächster Näde de« Bahnhof« liegen, sind «it 857 Nutzung«werth zur Gebäudrstruer und mit 23"/,«, Lhalrr Reinertrag und einer Fläch« von 4K» 78 » 20 qm zur Grundsteuer veranlag». Auszug au« der Steuerrolle, Abschrift de« Grundbuchblatte«, di« Laxe, sowie die Kaufbedingungrn können in unserer Gericht«, fchreiberet einaefrhen werden. Die Grundstücke werden einzeln und zusammen »»«geboten werden und hat jeder Bieter auf Berlangea et»« Cautio» vou 300 >1 z» hiaterlegrn. Gchmiedederg, den 6. Februar 1895. Königliche« Amtsgericht. Von -er deutschen Mäßigkeitsbewegung. dck. So lange das deutsche Volk über 2500 Millionen Mark jedes Jahr für geistige Getränke auSgirbt, so lange auch bei uns ein erheblicher Tbeil aller Nothstände und aller Sckandthaten auf Rausch und Trunksucht zurückzusühren ist, so lange bedürfen auch wir Deutschen einer kräftigen, allge meinen Mäßigkeitsbewegung. Von einer solchen sind jedoch vorläufig nur schwache Anfänge da. Es giebt in allen Classen des Volkes eine Anzahl tüchtiger Männer, die ihr Möglichstes gegen diesen Krebsschaden tbun; aber in allen Ciassen fehlt der Mehrzahl noch die Erkenntniß, daß eS sich bier um eine Lebensfrage handelt, die jeden Einzelnen und daS ganze Volk viel näher angeht, als die meisten anderen Fragen, um die die Gelehrten oder die Politiker oder Andere sich streiten. Doch sind auch manche Zeichen der Besserung zu erkennen; die Verfechter des MäßigkeitsgedankenS wachsen an Zahl und Kraft, die Ausbreitung ethischer und hygieinischer Bestrebungen kommt auch ihnen zu Gute. Denn auch ihre Forderungen sind ethischer und hygieinischer Natur: man verhüte Noth und Verbrechen durch Einschränkung einer ihrer fruchtbarsten Ursachen; man bctheilige sich nicht an Sitten, die manchem Nächsten zum Verderben gereichen; man erleichtere sich selbst und Anderen ein sittliches, nützliches Leben durch Beseitigung zahlreicher Verführungen zum Trünke. Unter den deutschen Mäßigkeitsvereinen steht nach Stärke und Einfluß obenan der Deutsche Verein gegen den Mißbrauch geistiger Getränke, dessen Präsident der Oberbürgermeister St ruck mann in HildeSheim. dessen Geschäftsführer der Schriftsteller vr. W. Bode ebendort ist. Er »hat im letzten Jahre seine Mitgliederzabl und seine Leistungen gesteigert. Ihm gehören jetzt 8250 Personen und Körperschaften an, deren größerer Tbeil wieder zu 28 Bezirks vereinen vereinigt ist. Die VereinSthätigkeit bezweckt in erster Linie Umwandlung der Anschauungen über den Trunk. Der Geschäftsführer Hai 1894 25 zumeist sehr gut besuchte Vor träge in 16 verschiedenen Städten gehalten, auch einige andere Redner dienten dem Verein in ihren Kreisen. Der Verein giebt 2 Zeitschriften heraus, von denen vir ältere, welche monat lich erscheint, zugleich eine Chronik und ein Sprechsaal für die deutsche MäßigkeitSbewegung ist. Die zweite Zeitschrift ist erst im vorigen Jahre begründet,sie hat den Charakter eine« VolksblatteS und erscheint nur alle Vierteljahre. Ihre erste Nummer enthält z. B. „Rathschläge für Trinker und ihre Freunde" und ist schon in Hunderten von Trinkerfamilien erbeten worden; sie kostet nur lO und verhütet gewiß manche Zahlung von l t) an die Schwindler von TrunksuchtS-Specialisten, die den um Auskunft Bittenden ihre wertklosen Pillen gegen Nachnahme zuzusenden pflegen. Der Geschäftsführer vertritt die Sache ferner durch seine Aussätze in zahlreichen Zeit schriften; wichtiger ist aber, daß der Verein eine ZeitungS- Correspondenz herausgiebt, deren Inhalt von 368 deutschen Redactionen nach deren eigenen Erklärungen benutzt wird. Hierzu tritt noch eine sehr ausgedehnte Schriftenverbreitung. Von 6l verschiedenen Büchern und Flugblättern wurden im vorigen Jahre 45 440 Stück verkauft oder umsonst ab gegeben; dir Ausgaben hierfür beliefen sich auf 3628 .< die Einnahmen auf 2278 Am meisten kommen in Betracht die Schriften „Zum Schutz unserer Kinder vor Wein, Bier und Branntwein", „Die Schule, der Lehrer und die MäßigkritSsache" von Droste, „Deutsche Worte über deutsches Trinken" und „Ersatz für Branntwein" von vr. Marlius. Die beiden ersteren Schriften sind von einigen Unterrichtsministerien, so in Preußen und Baden, zu Tausenden für die Teurer angekauft. Die Droste'schc Schrift ist vom Verein preisgekrönt; überhaupt ist besondere Mühe darauf verwandt, die werthvolle und nöthige Unterstützung der Lehr er zu gewinnen. Ferner wurde den Studenten Aufmerksamkeit zugewendet; so fand in Kiel ein von der Mebrzaki der Studenten und Professoren besuchter Vortrag des Geschäfts führers statt. Auch mit den Führern der Wirthe-Verbände wurden Verhandlungen gepflogen. In der Jahresversamm lung, welche im September ,n Cassel stattfand, wurden zwei wichtige Zeitfragen ausführlich besprochen, nämlich die Ein schränkung deS TrunkeS am Sonntag und die gesetzliche Feststellung eines Höchstgehalte« an Alkohol und Fuselöl im Branntwein. Der Verein erstrebt außer der Einwirkung auf die Lffent- liche Meinung auch die Vermehrung von Einrichtungen, welche dem Trünke Vorbeugen und den Trinker heilen: er überläßt aber die Begründung und Erhaltung dieser Einrichtungen seinen Bezirksvereinen, welche denn auch zahlreiche Kaffee- Hallen, Volksheime, Trinkerheilanstalten und dergleichen inS Leben gerufen haben. Namentlich aber erstrebt der Verein eine bessere Gesetzgebung in Bezug auf daS WirtbskauS- wesen und die Trunksucht.' Er batte erreicht, daß die Reichsregierung 189l ein allgemeines Trunksuchts-Gesetz ein brachte; aber bekanntlich harrt diese« Gesetz heute noch der Erledigung. ES ist vielfach mißverstanven und un gerecht angefeindet worden. Der Verein verlangt nament lich eine bessere Regelung deS ConcessionSwesenS — seine Forderungen in diesem Puncte decken sich zumeist mit Venen der besseren Wirthe — ferner eine zweckmäßigere Be handlung der Trunksüchtigen, sodann Uneinklagbarkeit der Zechschuldeu und andere kleinere Verbesserungen. Heute kann man nicht hindern, daß rin TrunksuchtS-Kranker über seine Familie und sich selbst Noth und Elend aller Art bringt, >n Zukunft soll die Behörde solche Kranke rechtzeitig in Heil anstalten oder Asyle verbringen können. Während die Gesetz- aedung des Reiche- und der Einzelstaaten »n vorigen Jahre für d,e VcrrinSsache brach lag, Häven zahlreiche Behörden und Stadtverwaltungen, deren Leiter dem Verein angeboren, Verordnungen in seinem Sinne erlassen und anderweitig gewirkt. Der Aufgaben, welche der Kampf gegen den Trunk stellt, sind viele, und die Schweizerischen Bncböfe haben Recht, wenn sie in einem Mahnwort an ihre Gläubigen kürzlich er- klärten: „Wer sich brrusen glaubt, im öffentlichen Lebe» mit- zusprechen, der darf an der Alkoholfrage nicht gleichgillig Vorbeigehen". Deutsches Reich. * Leipzig, 26. empfing, wie uns Februar. Sonntag, den 24. Februar, von zuständiger Seite mitzetheilt wirb, Fürst BiSmarck eine Abordnung deS hiesigen,, Vater ländischen Vereins" und erklärte sich ihr gegen über bereit, eine seitens des Verein« geplante Ehrung deS Fürsten und eventuell auch eine allgemeine Huldigung der Leipziger in Friedrichsruh enrgegenznnebmen, falls sein Gesundheitszustand dies gestatte. Er zog die Herren zur FrübstückStasel und unterhielt sich mit ihnen zwei Stunden lang über die verschiedensten Themata auf das Freundlichste. Näheres wird zunächst in einer Sonntag, den 3. März, Vormittags kl Uhr, im großen Saale der Centralballe statt- findenden Versammlung des „Vaterländischen Vereins", zu der auch Gäste Zutritt haben, mitzetheilt werden.' Wir machen besonders alle diejenigen Freunde des Fürsten, dir gesonnen sind, an einer Huldigungssahrt Theil zu nehmen, darauf aufmerksam. v. Leipzig, 26. Februar. Der sog. Gummischlauch- proceß, in welchem 8 Berliner Redakteure wegen Be- jeidigung der Polizei verurtheilt worden sind, gelangte heute vor dein 2. Strafsenate des Reichsgerichts zur Verhandlung. Der Reichsanwalt beantragte die Verwerfung der Re vision von 7 Angeklagten (die des Angeklagten ReichstagS- abgeordneten Schmidt kommt erst später zur Verhandlung). — Die Verkündigung des UrtheilS wurde auf nächsten Freitag vertagt. (Wiederholt) ^ Berlin, 26. Februar. Die (schon gestern erwähnten. Red.) Berichte über die Thätigkeit der ReichScommissarr für das Auswanderungswesen während des Jahres 1894 lassen bekanntlich einen rapiden Rückgang der Auswanderung und ein entsprechend starkes An wachsen der Rückwanderung erkennen. Während im Jahre 1893 rund 167 000 Personen über Bremen und Hamburg nach außereuropäischen Ländern befördert wurden, betrug die Zahl im Berichtsjahre rund 8b OVO, also nur wenig über die Hätste. Zurückbesördert wurden 70 000. Al« Ursache res Rückgangs wird in erster Reibe die GejchästSkrisiS in den Vereinigten Staaten angeführt. Abgesehen davon hat auch dir Sperre der preußischen Grenze gegen russische Auswanderer wesentlich dazu beigetragen, die Auswanderung von den deutschen Häsen, namentlich von Hamburg (über Stettin sind im Berichtsjahre Auswanderer nicht befördert worden) ab zuleuken. Die russischen Auswanderer bevorzugen nunmehr die Route über Rotterdam, Amsterdam und Antwerpen. Dir materielle Schädigung, die den deutschen Dampfergesell schäften und den an der Auswandrrerbrförderuna belheiligten kleineren Gewerbetreibeuden durch die Verschiebung de« Verkehr- erwächst, wirv nach dem Berichte durch sanitairr Vortheile für Deutschland nicht ausgeglichen, da viele russische Auswanderer ihren Weg nach den fremden Häfen über deutsches Gebiet nehmen, wohin sie trotz der Grenzsperre zu gelangen wissen. Der Norddeutsche Lloyd und die Haiuburg-Amerlka- nische Packetfahrt-AcliengeseUschast haben bei dieser Sachlage mit staatlicher Genehmigung an den wichtigsten Grenz- überzäugen Conlrolstationen errichtet, zu welchen allen denjenigen russischen Auswanderern der Zutritt gestattet wirv, zu deren Weiterbeförderung nach dem überseeischen Reiseziele die genannten Ryedereien sich verpflichten. In den Stationen werden die Auswanderer unter sucht, die Gesundbefundenen gereinigt und in geschloffener Truppe in Sonvrrzüzen oder in besonderen AuSwauderer- wagen (in diesem Falle unter strenger Absouverung von dem übrigen reisenden Publicum) zunächst nach dem Auswanderer- babnhof Ruhleben bei Spandau und von dort nach noch maliger amtlicher Untersuchung nach den Verschiffungshäfen gebracht. Bei den in Bremen regelmäßig vorgenommenen Revisionen der AuSwandererschifse haben die englischen Dampfer, welche dieAuSwanverer übereinen englischenZwischen- kafen befördern, in sanitairer Beziehung und hinsichtlich der Verproviantirung wiederholt zu Ausstellungen Veranlassung gegeben, währenv die deutschen Dampfer bezüglich aller zum Wohle der Auswanderer getroffenen Vorkehrungen nur zu loben waren. Auch der ReichScommissar für Hamburg be- richiet, daß die von ihm vorgenommene Besichtigung englischer Schiffe, welche mehrfach die behördliche Anordnung von Ver besserungen nach sich zog, ergeben hat, daß die englischen Dampfer hinsichtlich der Unterbringung und Verpflegung der Auswanderer den deutschen im Allgemeinen nach- stehen; sie werden jedoch wegen deS um rin geringes niedrigeren UeberfabrtSprrise- von vielen Auswanderern bevorzugt. Unter den rund 85 000 Auswanderern waren rund 33 000 Deutsche, von denen 27 Proc. keine Berufsangabe machten, während nahezu 10 Proc. der Landwirthschas», 2 k Proc. der Industrie, 9 Proc. dem Handel und Verkehr, nahezu 30 Proc. dem Arbciterstande und über 2 Proc. den freien Berufen oder dem öffentlichen Dienste angehörten. Unter den in Bremen nach Europa Beförderten befanden sich 210 Personen, die in den Vereinigten Staaten nicht zugelassen worden waren, 30 von ihnen waren Deutsche, alle übrigen Russen und Oesterreicher. Unter den in Hamburg landenven Rückwanderern waren 1274 mittellose Personen, fast aus schließlich Russen. Abgesehen von einem Zug russischer Juden nach La Plata stockte die Auswanderung nach Süd amerika fast ganz. * Berlin, 26. Februar. Zwischen der Schw edier Hagel- unv Feuerversicherungsgesellschast und der Posener Diocesanverwaltung ist folgender Vertrag geschloffen worden: Der Erzbischof verpflichtet sich, alljäkrlich »» kirchlichen Amtsblatt dir Geistliche» der Diöcesen Gnesen und Posen dazu ausz»fordern, ihre Mobilien unv Im mobilien bei der Schwerter Gesellschaft zu versichern. Dagegen verpflichtet sich die genannte Gesellschaft, 10 Prvcent de» Bruttoerträgnisses der Prämien an die erzbischösiiche (Lasse abrusühren und nur de« Polnischen mächtige katholische Beamte anzustellrn. Der Erzbischof hat da« Recht, dir Bücher der Gesellschaft jährlich einmal durch einen von ihm zu drlegirenvrn Cassenbeamten prüfen zu lassen. Der Vertrag soll für lb Jabre gelten. Herr Dembinski, der hiesige Generalagent der Schwedter Gesellschaft, bat be reit« Eircularschreiden an di« Geistlichen beider Erzkiöcesrn ge richtet, in welchen er sie ersucht, dem Abkommen gemäß ibre Ver sicherungen bei der von ihm vertretenen Gesellschaft zu bewirken, bez. bestehende andere Versicherungsverträge zu lösen. Die „Berl. N. N." bemerken hierzu: „Der Zweck diese- merk würdigen Vertrages ist unschwer zu erkennen. Die Schwedter Geselljchast besitzt innerhalb der Diöcesen Posen und Gnesen eine größere Anzahl meist veut scher Agenturen. Diesen allen werden nunmehr vermöge des Vertrages die Agentur geschäfte für die Kirchenbesitztbümer zu Gunsten der polnischen Firma V. von Dembinski L Co. entzogen. die deutschen Agenturen also seitens des erzbischöflichen Stuhles einfach boycottirt. Hierbei liegt aus der Hand, daß die Klrchen- vorftände und Geistlichen ans die „Empfehlung" Seiner Erz- bischöflichen Gnaden hin sich nicht begnügen werden, nur die kirchlichen Besitzthümer durch die Vermittel»ng der Firma Dembinski zu versickern, sondern daß auch die Agentur geschäfte für die Versicherung aller weltlichen Liegen schaften und Mobilien, soweit sie in polnischem Besitz sind, mebr oder minder der polnischen Firma Dembinski zufallen werden. Als Gegenleistung in diesem Handelsgeschäft beziehen Seine Erzbischöfliche Gnaden eine Provision von 10 Prvcent für „Diöcesanzwecke". Wer das Gebahren der polnischen Geistlichkeit kennt, weiß, baß diese 10 Prvcent dem Herrn Erzbischof somit zur Verstärkung der polnischen Propa ganda überwiesen und von diesem wohl auch lediglich in diesem Sinne werden verwendet werden. Die Schwedter Versicherungsgesellschaft ist auf dem Grundsätze der Gegen seitigkeit errichtet. Es erhellt also, daß die Provision von 10 Procent an Seine Erzbischöfliche Gnaden auS den Taschen der übrigen Versicherungsnehmer bestritten werden wird. Ist schon um dieser Benachtheiligung ihrer Mitglieder willen die Gesellschaft aufs schärfste zu verurtbeilen, so erscheint doch in nationaler Beziehung ibr Verhalten in noch viel bedenklicherem Lichte. Wie ist es möglich, daß eine deutsche Gesellschaft in beutiger Zeit einen derartigen Vertrag schließen kann! Wir kalten uns übrigens zu der Annahme berechtigt, daß der Vertrag für die Gesellschaft nicht lediglich günstige Folgen zeitigen wird. Die Zeit, da dir Deutschen ihre nationalen Interessen mit Füßen treten ließet», ist glück licherweise vorbei." V. Berlin, 26. Februar. (Privattelearamm.) In der Stunde, in welcher zu Wien dir feierliche Beisetzung de« Erzherzogs Aldrccht erfolgte, wurde hier in der katholischen St. Hedwigskirche eine erhebende Trauerfeier abgebalten, welcher der Hof, das diplomatische CorpS, die höchsten Würdenträger des Staates und zahlreiche andere Personen beiwohnten. Der österreichisch-ungarische Botschafter batte zu dieser Feier Einladungen versandt. Die Kirche hatte Trauerschmuck angelegt. Schon frübzeitig war der Botschafter mit Gemahlin und Töchtern erschienen, um die Trauer- versamniluna zu empfangen, wobei ihm der österrrichlsch- ungarische Militairbevollmächtigte, Generalmajor Freiherr v. Steinmger, sowie die Secretaire unv Attaches der Bot schaft zur Seite standen. Von 10^'. Ubr an bega»n sich das Gotteshaus zu füllen. Punct ll Ühr fuhr die Kaiserin vor der Kirche vor, dort erwartet vom Botschafter, dem Personal der Botschaft und dem Oberstallmeister v. Wedel!. Der Botschafter geleitete die Kaiserin zu den vor dem Altar reservirten Sesseln, wo auch Prinz Friedrich Leopold und Prinz und Prinzessin Friedrich von Hohenzollern Platz nahmen. Einzeleitet wurde die Feier durch eine vom Kirckensängerchor vorgetragene Motette, worauf Probst I). Jahnel die Messe las. L. Berlin, 26. Februar. (Privattelegramm.) Die „Voss. Ztg." erfährt, ver Kaiser habe den Minister des Innern v. Kölker bei dem Festmahle des drandenburgiscken Provinzial- lanbtagS gänzlich übersehen und mit keiner Ansprache beehrt. Berlin, 26. Februar. (Telegramm.) Wie der „Reichs anzeiger" meldet, ist dem Gouverneur von Ostafrika, v. Lchele, vom Kaiser der Orden „kour Io merite" verliehen worden. ...» ^ Berlin, 26. Februar. (Telegramm.) Die „Kreuzztg." bestätigt die Erkrankung des Admirals von Ver Goltz an der Grippe mit Lungenentzündung. Recht schlimm war die Nacht vom Sonntag zum Montag, wogegen in der vergangenen Nacht eine leichte Besserung ein- getreten ist. t Berlin, 26. Februar. (Telegramm.) Die Mit- tbrilung, daß bei der Artillerie und Truppeotheilen der Garde und der Linie neuerdings Umfrage gehalten worden sei, ob junge Uuterofficiere oder Sergeanten geneigt seien, in japanischen Militairdienft einzutreten, um dort als Instrukteure tbätig zu sein, beruht, wie der „Reichsanzeiger" meldet, auf Erfindung. ö. Berlin, 26. Februar. (Privattelegramm.) Die japanischen Osfieiere, die bisher zu ihrer Ausbildung im deutschen Heere dienten, baden sich gestern nach ihrer Heimath eingeschiff», um in die Reibe der Kämpfenden rinzutrrten. Die Herren, zwölf an der Zabl, trafen in Berlin zusammen, und die kiesige japanische Colonie, meist Stuvirende, gab ibnen ein AbjchiedSmahl, dem auch der Gesandte Vicomte Aoki beiwohnte. Der Legationssecrrtair Miyaoka redete die Scheidenden folgendermaßen an: „Ich weis, daß Sie in Peking einzuziehen wünschen, darum verlassen Sie morgen Berlin. In Vancouver, Ihrer Station, der Sie nach dem Eintreffen in New-syork zuzustreben haben, wird Sie zur Ueberfahrt nach der Heimath ein Schiff erwarten, da« den Namen „Peking" führt. Ein merkwürdiger Zufall, der aber für da« Vaterland und für Sie gewiß ein« gute Vor bedeutung in sich schließt!" Einer der Osficiero, Hauptmann Kitagawa, bisher zur Telegrapbenschule commandirt, wendete sich an die Zurückbleibenden mit folgenden Worten: „Wir sind adbrrusen worden, unv damit ,st un« jetzt Gelegenheit geboten, zu zeigen, wa« wir in Deutscdtand gelernt haben. Sir aber bleiben noch in dieser schönen Stadt und in diesem mächtigen Lande zurück. Benutzen Sie die Zeit noch fleißig in, Gedanken an da« Vaterland. Denn nicht wir Soldaten sind die alleinrgen Sieger. In gleicher Stärke sind r« die Lehren der Cultur gewesen, die un« gerade diese- Land geboten hat.^ — Heute find die Herren in See gegangen. Am l4. März werden sie sich in Vancouver einschiffen und etwa am 28. m Aokohama landen. L. Berlin, 26. Februar. (Privattelegramm.) Der Vorstand de» deutschen LanDpirthschaftSrath«, dessen Bor-
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