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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.03.1895
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1895-03-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18950312010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1895031201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1895031201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- nach S. 1796 fehlen 4 Seiten (3. Beilage)
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1895
- Monat1895-03
- Tag1895-03-12
- Monat1895-03
- Jahr1895
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VezugS-PreiS Hauptexpedittou oder de» im Stad», öqkk »»d de» Vororte» «richtet» «,«. oabestelle, ataehvlt: utertttjährltch^g«^ vei »wetmalioer täglicher Zustellung ins Lau» öchO. Durch die Post bezogen für Deutschland und vesterreich: viertel,» drlich t.—. Direct» tägliche Kreuzbaudieadung t»» L«Bla»d: monatlich ?chOe Dkevkorgen-AuSgab« erscheint täglich V.'kUH^ dt» Ldeud-Ausgabr Wocheatog» 5 Uhr. Le-actio» »n- ErvedMor: J»ha«»ie«,»sse 8. Morgen-Ausgabe. ttMgerTaMatt Die Expedition ist Wochentag« ununterbrocheO geöffnet »a» früh 8 bl« Abeud« ? Uhr. Filiale«: lvtt« Me««'« Lortim. (Alfred -a-a)p L,«t« Lösche. Katharineastr. 1«, part. uud KöatgSplatz 1» Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und G M. Dienstag den 12. März 1895. Nnzeigere-Preis dir «gespaltene Pctitznle 20 Pfg. «eelam», unter dem RedactivuSftrich (4a» spalten) SO/«. vor den Famtliennachrichtt, <6 gespalten) «0^. Größer» Schriften laut unserem Preis« »rrzelchaiß. Tabellarisch« uud Zifirrusatz »och höherem Tarif. Optn»»Beilagen (gesalzt,, nur mit de. Morgen. Ausgabe, ohne PosibesördeNlUa ^tl Sv.—, o»»t Poftbesürdernug ^ 70.—. AmishmeschluL für Anzeige«: Abeud-Au-gabe: Lormittag» 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittag« »Uhr. bona, »»d Festtag« früh '/,S Uhr. Ve! de» Filiale» und Annahmestelle» je ein, halb« Stund« früher. ««zeige» find stets.-« di, «g»edtti„ zu richte». Dru« und «erlag von «. Pol» in Leipzig 89. Jahrgang. Zur gefälligen Beachtung. Unsere Expedition ist morgen Mittwoch, den 13. März, Vormittags nur dis V-9 Uhr geöffnet. LxpeMlon tt«8 I^etpAlxer I'Lixedlattes. Amtliche Bekanntmachungen. Ztockliolz-Ziuctiou. Montag, den 18. März d. Js., sollen von Nachmittag» 3 Uhr an im Forstreviere voiinetoitz die ober- und unterhu.b des Schlrußiger Weges und im Nonncnholze ansbereiteten ca. 550 (-icheii-Ltockholzhaufcn unter den im Termine bekannt zu gebenden Bedingungen und der üblichen Anzahlung meistbietend verkauft werden. Zusammenkunft: An derElsterflnthrinne oberhalb de-ZSchleußiger Weges und der alten Connewitzer Linie. Leipzig, am 9. März 1895. De» Math» Korstdepntation. Diebstahls-Bekanntmachung. Gestohlen wurden laut hier erstatteter Anzeige: 1) eine goldene Hcrrcn-Ncmontoirutzr, inwendig gravirt: „Die Arbeiter der Spinnerei Steinen ihrem Obermeister A. Ott, 1. Septbr. 1892". und ein schwarzledcrncs Portemonnaie mit 310 Mark in Gold, vom 3. bis 4. dieses Monats; 2) eine goldene Damen-Ncmontoirnhr mit schräg ein- gravirtem, quadralförmigem Muster aus der Rückseite, ovalem Bügel iliid der Nummer 73968, am 4. dieses Monats; 3) eine silberne Ncmontoiruhr mit Sekunde, Goldrand, geriester Rückseite mit Schildchen und kurzer Nickcikctte, am 8. dieses Monats; 4) eine Bronze-Figur, einen Adler mit hlrmse darstellend, aus einem KelSftück von braungestrichenem Hink, ca. ft.i e»u hoch >,30 am Ftügrlspannweite des Adlers), am 7. dieses Monats; b) ein Wintcrüberzicher von braunem wolligen Stoff mit braunem, geriestem Futter, einer verdeckte» Reihe brauner Steiunuß. knöpfe und Kettchenhenkel, am 3. dieses Monats; 6) ein Winterüberzichcr von dunkelblauem Cheviot, mit braunem, blaugrau carrirtem Futter, einer Reihe schwarzer Horn- knöpfe und Stosshenkel, am 10. dieses Monats; 7) ei» Wiiitcrüberztehcr von grauem glatten Stoff, mit dunkelbraunem Futter, Perlmutterkuöpsen und Kettchenhenkel, eine silberne Nemontoir-fsylindcr-Uhr mit Goldrand und Abbildung von Häusern aus der Rückseite, am 8. dieses Monats; - 8) eine Holzkiste mit dem Zeichen „8. L O'o. 8370", 49 Kilo schwer, vleäiftaschen mit Maschinenöl enthaltend, am 1. d. Monts; 9) ein Ballen mit l6 m hellbraun- und graugcstretftcm Stoff, signirt: „LIV? 7668", und et» Ballen mit 17 w dunkel braunem gerieften Stoff, signirt: „Ll. 8.28", am 4. dieses Monats. Etwaige Wahrnehmungen über den Verblieb der gestohlenen Gegenstände oder über den Thäter sind ungesäumt bei unserer Criminal-Abtheilung zur Anzeige zu bringen. Leipzig, den 11. März 1895. Ta» Polizeiamt der Stadt Leipzig. Bretschneider. Ml. Die städtische Sparkasse beleiht Werthpapierc unter günstigen Bedingungen. Leipzig, den 1. Februar 1895. Die Svareaf-cn-Deputation. Bekanntmachung. Tie Geschäftsräume drS Unterzeichneten Rentamts befinden sich vom 11. dieses Monats ab im Augusteum, linker Flügel, hein- gang vorlänfig im «iebel nach -er 1. Bürgerschule zu. Leipzig, am 8. März 1895. Lönigl. Universitäts-Rentamt. Gebhardt. Oeüonllieke üantlelsleliranstalt. vie^nmelckunx von Uunckluoxslelirllniren, belebe kowmemlo Ostern in ckis b'rllü- aller Xnebwittazscurse llor Dvürtlux«» ndtkellanx emtreten sollen, erbittet sieb ller lluterreielmete am II., 12, 14.. 1b. Altrr! Vorniittnxs rv» II b«8 12'/° r'dr, womöglich unter psrsöuUeber Vorstellung ller Lmrumelllenlleu llurck itirs Herren ^rioripnle. Vas letrto 8eknlreugnis^ oller llie 6ensurli»te lles 8cbülel-s ist bei llieser Oelegenbeit vorrulegeo. ZVilllreoll ller gell Lebten 2eit verllen auek ^nweläungen filz llen eln^lbrlg suelnrlüseoseliuktlieben Ogrsus ontgogeu- genommen, an ^elebem siel» Unnälnllgslekrlwgp betkeiligeu Tonnen, llie im Lesitr.v lles ^eugni--»es t'ür llje rvissensetiattUob,! Kettibigung rum LlniLkrig-?rei'viIIigellllieu!»te sinll. Ovlorricbt 10 8tunllen vöckentliek. 8ebulgvlll 90 ^ Oeiprig, im b'sbruar 189b. 0»r1 ZVvIkrum, vireetor. Staatsrath und Parlament. X. L Die Berufung der „engeren Versammlung de- Staalsratbs" zum 14. März bringt die Rolle in Erinnerung, die diese Institution im letzten Jahrhundert gespielt hat. Im Jahre !8l7 wurde der preußische StaatSrath berufen. Seme erste Aufgabe sollte der Entwurf einer Verfassung l«in. Diese Ausgabe wurde nicht durchgefilhrt, indessen halte der StaatSrath 30 Jahre hindurch eine nicht geringe gesetz geberische Thätiakeit zu entwickeln. Die Behauptung, daß alle Gesetzentwürfe seiner Begutachtung hätten unterstellt werden müssen, ist allerdings unrichtig, denn in dem Protokoll vom 24. April 1827 wird daS Bedauern ausgesprochen, daß eine große Anzahl von Gesetzen dem StaatSraih nicht vor- gelegt worden sei, immerhin aber wurden Hunderte von Gesetzentwürfen von ihm geprüft, und eS ist wohl kaum vor- gekommen, daß die von ihm abgelehnten Entwürfe zum Gesetz erhoben wurden. Seit dem Jahre 1848 ist der StaatSrath nur noch gelegentlich, so in den Jahren 1854, 1855, 1885 und 1890 berufen worden. Auch in den nichlpreußischen deutschen Staaten — Bayern, wo die Befugnisse de» Staatsraths wichtig sind, ausgenommen — hat der StaatS rath wenig Bedeutung erlangen können. In Baden ist er im Jahre 1849, in Hessen im Jahre 1875 aufgehoben worden, in Württemberg sind die Functionen des StaatS- raths gering, und in Sachsen ist die Befugniß des Königs, den StaatSrath zu bilden und zu berufen, zwar in die Ver fassung ausgenommen, eS ist aber selten, in den letzten Jahrzehnten gar nicht Gebrauch davon gemacht worden.*) Wenn die Institution des StaatSraths in der zweiten Hälfte deS Jahrhunderts eine hervorragende Bedeutung nicht erlangt bat, so liegt das größtentheilS an der Einführung der Konstitution. Einmal glaubte man, daß LaS Parlament den StaatSrath völlig ersetzen könne, andererseits bestand bei den Volksvertretungen «ine erklärliche Eifersucht gegen die Tbätigkcil einer anderen Körperschaft, von der man befürchten mochte, daß sie in die Befugnisse des Parlaments eingreisea könnte. Gegen eine solche Auffassung haben sich freilich durch aus konstitutionelle Männer mit Entschiedenheit gewendet. So plaidirle der bekannte Staatsmann Minister von Schön mit aller Energie für eine ausgiebige berarbente Thäligkrit deS Staatsralhs neben der Arbeit der Volksvertretung; er war ferner der Meinung, daß der Staatsrath eine bessere Controle der Minister sein würde, als die nur auf dem Papier stehende Ministerverantwortlichkeit. Aus denselben Gründen verlangte im Jahre 1885, als die Frage deS Staalsratbs eifrig erörtert wurde, ein ostpreußischer Liberaler in einer Broschüre, daß der StaatSrath aus eine gesetzliche Basis gestellt würde. Er meinte, der StaatSrath sei ein Damm einerseits gegen Ministerwillkür und unverantwortliche Cabinetsregierung, andererseits gegen die Herrschaft des reinen Parlamentarismus. Es sprechen aber nicht lediglich ideal- politische, sondern auch praktisch wirthschaftliche Gründe für die Einrichtung des Staalsratbs, Gründe, denen Fürst Bismarck in einer Rede vom 27. Januar 188l Ausdruck verlieb, indem er sagte: ES ist nicht Zufall, sondern Folge ihrer an den beimatblichen Herd gebundenen Thätigkeit, daß die Vertreter der Lanvwirthschaft und noch mehr die Vertreter von Handel und Gewerbe nicht in gleichem Maße als die gelehrten Be- rufsstäude an der parlamentarischen Thätigkeit theilnehmen können. „Innerhalb der Regierungskreise, in welchen die Vorbereitung der Gesetzesvorlagen erfolgt, muß der Natur der Sache nach der Stand der Beamten und Gelehrten überwiegen". Daria liegt allerdings ein Mangel der Re gierung sowohl wie der Vo-tsvertretuagen, und meuk kann Wohl »ine beratheude Thätigkeit einer auS Praktikern der verschie denen Berufe bestehenden Körperschaft als eine Minderung dieses Mangels ansehen. Hingegen geht Schön zu weit, wenn er verlangt, daß der StaatSrath alle Gesetzesvorlagen prüfen müsse. Dadurch würde eine Verschleppung der gesetz geberischen Thätigkeit eintreten. Wohl aber wäre eS erwünscht, wenn aus Beamten und Praktikern Sectionen für die ver schiedenen BerufS-Interefsen gebildet würden, denen nicht nur die Regierung, sondern auch da- Parlament Entwürfe zur Begutachtung vorzulegen Gelegenheit hätten. ES wäre ferner zu wünschen, daß die Mitglieder der einzelnen Sectionen möglichst seilen wechselten, denn Bluntsckli wirst nicht mit Unrecht das Bedenken auf, daß eS einem eigens berufenen Eollegium von Experten an der Einsicht in den Zusammen hang mit den übrigen Verhältnissen und Gewohnheiten deö Staates fehle. Die zur Theilnahme an der Versammlung deS StaatS- rathS berufenen Herren sind nun diesmal zwar solche eigens berufene Erperten, man wird aber zugeben müssen, daß sie größtentheilS Männer sind, die in ihrer Stellung mit dem staatlichen und wirtbschastlichen Leben Fühlung zu nehmen Gelegenheit haben. Freilich, ob sie zu positiven Ergebnissen gelangen werben, steht dahin. In jedem Falle wünschen wir, daß ihre Beralhungen den Worten entsprechen, mit denen im Jahre 1838 der damalige Vorsitzende des StaatSratbS, Herzog Karl von Mecklenburg, den Prinzen Waldemar von Preußen in den StaatSrath einsührte: „Unsere Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, daß die bestehenden Rechte aller Thrile be achtet und ihre Interessen nicht verletzt werden, daß, wenn diese in Conflict gerathen, sie gegen einander abgewogen und Keiner vom Andern gestört werde. Unserem Berufe können wir nur durch freimuthigste Unparteilichkeit und Ge> wissenhaftigkeit entsprechen." Ein StaatSrath, der von dieser Gesinnung beseelt ist, kann des Dankes der Nation, ohne Unterschied der Partei, gewiß sein. *) In der VerfassungSurkunde des Königreichs Sachsen heißt eS in ß. 41: „Es kann ein StaatSrath gebildet werden, zu welchem, außer den Vorständen des Ministerial-Departements, diejenigen Personen gezogen werden, welche der König geeignet findet." Nach der „Verordnung, veränderte Einrichtungen LeS StaatSratbS betreffend", vom 29. Mai 1855 besteht der StaatSrath: a. aus einem Präsidenten, k. au» denjenigen volljährigen Prinzen Unsere- Hauses, denen Wir den Beisitz geben, o. auS den Mitgliedern de» Gesammtministrriums, ck. aus denjenigen Personen, welche Wir dazu entweder für alle vorkommrnde Angelegenheiten al- ordentliche Mitglieder, oder für eine bestimmte Closs« von Angelegenheiten al« außer ordentliche Mitglieder für beständig verordnen, «. au« denjenigen Personen, deren Zuziehung für einzelne An gelegenheiten Wir anzuordnen für gut befinden werden. Amt gesetzten und nur mit 'bm dienstlich verkebre^ea Colonialbeamtrn selbstständig ins Wer ge tz ^ typisch die Colonialpolitik des ruruckzelrelenen Kanzler ? für die Art, wi, er überhaupt Pol't'k machte, ang werden dürfe, war längst bekannt, ab yie Eigenschaft des AngreifenS und Festhalten» gewiss Aanischen den Namen Fest.gkeit nicht verd.ent Auf- s-knit-n- daS IN der wichtigsten veu»schc Colonie alleu Fortschritt binderte, war '» WahrhM kein Snslcm sondrm der persönliche Wille des Grasen Gapr o ?n° d« d °,» ° Scheie, welchem Setze,-n «" ordre nicht zu movistciren vermochte. Diese Eal-inets ordre läßt beiläufig bemerkt, die Andeutungen deS Herrn Richter, welche das Äkarinecabinet für die konische Politik" verantwortlich zu machen bezweckten, völlig un berechtigt erscheinen. Wirthschaftlicher Stillstand,bedenkliche m, l- tairischeUnteinebmunaen, eineEtatsüberschreitung von4 2 lionen Mark in einen, Iabre, das ,st °'e Bilanz der ostaft' anl chen Politik des zweiten Kanzlers, immer abgesehen von ven auf diplo malischem'^Leze von England und Anderen auf deutsche Kesten g-m-chtt» Er?ung°»sch°f..°. Wenn Gras C-P-w. »ch °°r- gesetzt Kälte, seine Abue,guna gegen afrikanischen Besitz der ganzen Nation einzuflößen, er hätte eS nicht zweckmäßiger an fangen können, alS er grlban. Die „Frers. Zeitung - merkt zu der Freitagssißung der Budgetcommission. „DaS Bild der Colonialpolitik für Ostafrika, welches entrollt wurde, war nichts weniger als geeignet, opferwilliger zu machen sur diese Politik." A-erdingS, aber mit dieser, von dem Abgott des Freisinns betriebenen Politik ist gebrochen. Die Bahn wird frei für die Culturarbeit. der Wiederverwendung der vom Grasen Caprivi beseitigten besten colonialen Kräfte steht die Regierung nicht mehr im Wege, und der Cwilist Fürst Hohen lohe hat eine strengere Meinung von dem, waS man unter Unterwerfung eines gefährlichen Feinde- — vergl. Hendrik Wirb; Y in Sübwestasrika — zu verstehe» hat, al« sem miti- tairischer Vorgänger. Eine solche wirthschastlich auSstchtS volle Politik ist weiterer Opfer werth. n Berlin, 12. März. Wie wir in der Lage sind, mil- zutheilen, ist es möglich, daß der vielversprochene Fall Ziethen, der zweifellos zu den merkwürdigsten Criminal- sallen unserer Zeit gehört, entweder bei der Beratbung des Iustizetats oder bei der zweiten Berathung der Slrafproceß- I Novelle den Reichstag beschäftigen wirb. ES handelt sich darum, eine neue öffentliche Verhandlung herbeizusühren, um den Criminalisten die erwünschte Gelegenheit bieten, die Unschuld des Verurtheilten nachzuweiseu. «eit nunmehr 11 fahren befindet sich Albert Ziethen auf Grund des ver- urtheilenden Spruches der Geschworenen wegen Ermordung seiner Frau im Gefängnisse. Sein damaliger Bertheidiger, der inzwischen verstorbene Rechtsanwalt Grommes in Köln, war von vornherein von seiner Unschuld über zeugt, und diese Ueberzeugung gewann in der Gerichts und speciell in der Polireiwelt viele Anhänger, als der Babiergrdilfe August Wilhelm im Jahre 1887 da» Grstänbniß ablcgle, der Mörder der Frau Ziethen zu sein. Damals ftimmtt daS Elberfrlver Landgericht dem Anträge deS Bertheidiger- auf Wiederaufnahme deS Ver fahren- zu; aus Reclamation des StaatSanwalteS stieß inbeß daS Oberlankrsgericht Köln diesen Beschluß um. Ein in jüngster Zeit unternommener Versuch, daS Wiedrrausnahme- verfahren zu erwirken, ist an dem Umstande gescheitert, daß „neue Thatsachen" gegenüber den vor 7 Jahren als nicht ausreichend bezeichneten nicht auszudringen waren. Immer hin ist seither eine ganze Reihe so ungemein merkwürdiger Zeugnisse und Thatsachen gesammelt worden, daß die Ver teidiger der Unschuld Zielhen'S, zu denen angesehene Männer aus sehr verschiedenen Gesellschaftskreisen zählen, alle Ursache haben, in ihren Bemühungen sortzufahren. Wie ernst ein solcher Fall beurtdeill werden muß, kann man daraus von Neuem ersehen, baß soeben in Trier der Ackerer Thiele, der wegen Anstiftung zum KinbrSmorde zum Tode verurteilt worden war, beim Wiederaufnahmeverfahren srrigesprochrn worden ist. Berlin, 11. März. (Telegramm.) Heule Vor mittag machte das fiatserpaar den gewohnten gemeinsamen «paziergang durch ven Thiergarten. Auf dem Rückwege nahm der Kaiser einen kurzen Vortrag de« StaatSsecrelair« des Auswärtigen in dessen Wohnung entgegen und hörte, zurückgekehrt, den Vortrag de» Chefs des Geheimen Civil-Cabmet-, sowie d,e Marine-Vorträge. Zur FrühstückS- tafel waren Herzog und Herzogin Friedrich Ferdinand von VchleSwig-Hvlstein.Sonderburg.GlückSburg geladen. — Da« Kaiserpaar hat eine Einladung de» österreichisch-ungarischen Botschafter« zum Diner für Mittwoch, den 13. d. Mt«, an- genommen. « März. (Privattelegramm.) Der H^eute le.chtt unpäßlich und konnte daher nicht, von Deutsches Reich. K Berlin, 11. März. Bei der Berathuna des Colo- nialetatS in der Budgetcommission ist Graf Caprivi der Vergessenheit, die ihn sehr bald nach seinem Rücktritt wohlthätig umzogen hatte, auf eine für ihn und noch mehr für da- Reich unliebsame Weise ent rissen worden. Der Mann, der nicht wenig genug Afrika haben konnte, hat diesen lästigen Besitz nicht nur in dem einfachen Verfahren von Gebietsabtretungen gemindert; wie nun klar zu Tage liegt, fällt ihm auch die Hemmung der Entwickelung de« Festgehallenen zur Last. T>ie enormen Etat«überschreitungeu de« Iabre« 1893/94, die unnöthigen und zum Tbeil unglücklichen Expeditionen sind entweder von dem Grafen Caprivi angeordnet, beziehungsweise ausdrücklich gebilligt worden, oder durch einen von ihm in- er- Der wie beabsichtigt, der Trauerst,er für die Herzogin Sagan beiwohnen. (Wiederholt.) I. Berit«. 11. März. (Telegramm.) Der Kaiser theilte dem Obersten v. Schelk vorbehaltlich weiterer Ber- ?.7r°U °" Ob.rp.ä.i°.-.-« p» Uj D,r »-«stutz 8. Berlin, 11. März. (Pridattelegramm.) Zu dem Anträge des tientrums, die Artikel 15, 16 und 18 der preustischen Verfassung wiederberzustellrn, schreibt die „Nat.- Ztg": Diese Forderung würde, auch wenn alle jene Gesetze vollständig beseitigt wären, unannehmbar sein, weil sich ge zeigt bat, daß die drei Verfaffungsartikel in ihrer Un bestimmtheit und Vieldeutigkeit eine Quelle unablässiger kirch licher Ansprüche und Streitigkeiten mit dem Staate waren. So lange aber die Vorschriften über die Vorbildung rer Geistlichen, über die Voraussetzungen für die Thätigkeit von Orden, über die kirchliche Vermögensverwaltung, über den Schutz der Altkatboliken rc. noch Giltigkeit haben, bedeutet vermöge der Entstebungsgeschichle derselben der Antrag eine Aufforderung des CentrumS an den Landtag und an die Regierung: schafft uns die Möglichkeit, jene zu Recht be stehenden gesetzlichen Bestimmungen künftig als verfassung- widrig zu bekämpfen! Danach muß man annebmen, daß daS Centrum entweder glaubt, gegenwärtig daS höchste Spiel wagen zu können, oder daß es nicht recht überlegt hat. was es mit seinem Antrag der preußischen Gesetzgebung zumuthet. tztz Berlin, 11. Mär;. sPrivattelegramm.) Die am Sonnabend abgebaltene Sitzung des Dtaatsmtnisteriums dauerte von 2 bis gegen 7 Uhr. Außer dem Kriegsminister v. Brcnsart, der wegen der Berathung des Militairetats im Reichstage verblieb, nahmen sämmtliche Minister an der Sitzung Tbeil, außerdem der Secretair des Staalsratbs, Ministerialdirector Brefeld. Htz Berlin, 11. März. (Privattelegramm.) Der Präsident deS Abgeordnetenhauses v. Kötter ist nach seiner Rückkehr aus Stettin in Berlin erkrankt und genöthizt, daS Zimmer zu hüten. — Fürst Bismarck. Neue Tischgespräche und Interviews betitelt sich rin neues Werk de» Ritters von Poschinger. welches im Laufe der Woche erscheinen wird. Der erste Theil enthält eine Ergä»zung derjenigen Tischgespräche, weiche der Fürst auf seinen parlamentarischen Soiröen führte, der zweite Theil bringt zum ersten Mal eine vollständige Wiedergabe sämmtlicher Interviews des Fürsten BiSmarck durch Journalisten, und zwar auch derjenigen, die in die Zeit vor seiner Entlassung fallen. Die Interviews sind mit erläuternden und kritischen Bemerkungen versehen. — Der Abg. Schädler'mag jeden Zusammenhang zwischen seinem Antrag aus warmes Abendbrot für die Sol daten und der Tabaksteuervorlage noch so bestimmt ab- lehnen, wie er es am Freitag im Reichstage getban, so bleibt er die Antwort daraus schuldig, woher er die 8'/? Millionen für diese gewiß schätzenswert!)« Neuerung nehmen will, wenn nicht aus erhöhten Neicbseinnabmen. Ml einem heitern, einem nassen Auge hat Gras Posadowsky den Schädlersschen Antrag betrachtet. Der Schatzsecretair denkt an die große Summe, die daS kosten wird, aber wenn auch neue Anforde rungen an seinen Cassensckrank gestellt werden, so gefälll ibm offenbar die Verbindlichkeit, in die sich das Centrum mit jenem Anträge bezieht. * Bismark i. d. Altmark, 10. März. Unser Städtchen wird den Fürsten BiSmarck zu seinem 80. Geburtstage zum Ehrenbürger ernennen. (Aus einer von Herrn Premier- Lieutenant a. D. v. BiSmarck in Lissa ausgestellten Cbronik gebt hervor, daß die Ahnen der Familie Bismarck als Lehns leute der Bischöfe von Havelberq auf einer Burg unweit der jetzigen Stadt Bismark ansässig waren. Diese Burg führte den Namen Bieseburg, welcher Name sick) später in Biesemark änderte, und hiervon endlich ist LaS jetzige „Bis mark" abgeleitet. Der Platz der ehemaligen Bieseburg ist noch heute mit einem tbeilweise verfallenen Graben um zogen.) (N. Pr. Z.) ^ Brandenburg, 10. März. Tie Zulassung von Kindern bei Vergnügungen von Vereinen, die in öffentlichen Localen statt- finden, ist hier durch den Regierungspräsidenten verboten worden. Eine Arbeiter - Versammlung in Brandenburg a. H. wählte eine Commission zu dem Zwecke, die Entscheidung Über die Rechtsgiltig- keit durch gerichtliches Urtheil herbeizusühren. Hannover» 10. März. Hier ist der Geheime Regieruagsrath Vr. Heinrich Bening gestorben, der zuletzt Kreishauptmann in Wennigsen war und 1867—1876 als Mitglied der national- liberalen Partei den Kreis Wennigsen im Abgeordnetenhaus« ver trat. Er hat ein Alter von 94 Jahren erreicht. * Mühlhansen t. Th.» 11. März. Der Magistrat hat auf die kürzlich erwähnte Eingabe der Cigarrenfabri- kanten einen ablehnenden Bescheid ertheilt. Er lehnt es ab, Stellung zu der Tabaksteuervorlage zu nehmen, und giedl eS den Antragstellern anheim, sich direct au die Regierung, den NeichStagSabgeorvneteil deS Kreises oder an den Reichs tag selbst zu wenden. 1t>. Jena, 1t. März. Der nationalliberale Reichs verein hat sich in einer Ausschußsitzung mit der Umsturz vorlage und deren Schicksale in der ReichStagScommission beschäftigt. Die Versammlung kam zu dem Beschluss«, der nationalliberalen RrichstagSfraction folgende Erklärung zu übersenden: „Die Behandlung, welcher die Commission de« Reichstage» seit Wochen die sogenannte Umsturzvorlage unterzieht, ist geeignet, die Nichtachtung parlamentanscher Einrichtungen, welche in Deutschland Jahren reißende Fortschritte gemacht hat, in bedroh licher Weise zu steigern, die Feind« der jetzigen Gesellschaftsordnung Gefühl« de» Triumphes zu erfüllen. Wir fürchten nicht, daß die auS dem Centrnm hervoraegangenen Anträge, welche daraof «»«gehen, jede ernste und frei« Erörterung Mülosophisch-religiöser Fragen mit Hilfe de« Strafrichter- zu ersticken, Gesetzeskraft erlangen könnten, wie sehr wir auch die Demüthigung beklagen, die unserm Vaterland« durch diese» Vorgehen bereitet worden ist. WaS wir fürchten, ist vielmehr, daß da« Bestreben, »gend etwas zu Stande zu bringen, in Verbindung mit dem begreiflichen Gefühl de« Ekel« und der Ermüdung ein kümmerliches Lrgebniß »eiligen könnte, welches sich schließlich bauptsächlich für dieienigen Bestrebungen gefährlich erweisen würde, an dt« -ei Ein- bringungder Vorlage Niemand gedacht hat. Ein Musterbeispiel für daS, wo« wir fürchten, erblicken wir in dem von der Commission „vorläufig" angenommenen Amendement, wonach Derjenige bestraft werden soll, der gewisse Handlungen ,.in solcher Weise oder unter solchen Umständen al- rühmlich oder ertaubt darfiellt, daß die Darstellung geeignet ist. Ander» zur Be gehung solch strafbarer Handlungen anzuregen". ES liegt auf der Hand, daß in Folge dieser Fassung auch eine wissenschaftliche Dar stellung der entlegrnstea Ereignisse, wenn sie mit lebhafter GenMhs»
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