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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.03.1895
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1895-03-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18950315016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1895031501
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1895031501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1895
- Monat1895-03
- Tag1895-03-15
- Monat1895-03
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VezrrgS'PreiS I» der Hempterpedttlon oder de« t« btadd- »rittk «d de» Vorottrn »rttcktrten «u«. »adestrvr» ,A,«h,lt: vierteljährlich^«.^ »et gwet«»lig«r täglicher Zustellnng tn« Ha»- S.ÜO. Dwcch die Pest bezogen für Deutschland »nd Oesterreich: otett»l,Shrlich X <>-. Dtreet» täglich« Kreuzbaudiendung tot A»«l»ud: monatlich 7.LO Morgen-Ausgabe Die Vtorge»-Lo«gab« erscheint täglich V,7Uht^ »1» Loead'Lnägab« Wochentag- 5 Uhr. Ne-artto» »ad Lrve-itio«: Aetzanne-gaffe 8. Di« Erpeditioa ist Wochentag« nnnnterbroche» V«ff»tt »a» früh 8 di- LdenL« 7 Uhr. Filiale«: kWg er und TlMtUlM A«zeige»Prei- die SgespaUem PetitzeUe 80 Psg. Reklame» nnter be»Nedactionsstrtch fstgo» spalte») ÜO-4. vor den Aamtkteanachttchäe» (6 gespalten) 40 Großer, Gchriste» lant «serem L«»-. »erreich»»». Tabellarischer n»d LBmrsatz nach Häher«» Tarif. Ertr«»yeilain» (gefalzy, »ur »It »er Morgen-UuSaab«. ohne Poslbes-rdenuig » SV.-, mit Postbeförder»», 1L—. Anzeiger. Usuahmeschluß str Au-eig«: «de,».«»«gäbe: vormittag« »0 Uhr. Morg« ».Ausgabe: Nachmittag« 4Uhr. Sonn- and Festtag« früh '/,S Uhr. Bei den Filialen nnd Annahmestelle» ja ein» halb« Stund« früher. Anzeige» sind stet« an die ErpePMau zu richte». UntverfitLtsstraß« 1, L-nt- LA,che. KnHartnrnstr. 1«, patt, und Könla-platz T Drgan für Politik, Localgeschichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. Druck «ch Berlin von E. B»l» L» Leip-ta ^-135. Freitag den 15. März 1895. 88. JchrgaG Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. Di« Stücke 8, 9 und 10 de« diesjährigen Reich-nesetzblatlc- sind bei un« eingegangen und werden bis zum 5. April d. I. auf dem Rathhaussaale zur Einsichtnahme öffentlich aushängen. Dieselben entbalten: Nr. 2217. Bekanntmachung, betreffend die Abänderung der Schiffrvermesiungsordnung vom 20. Juni 1888. Vom 1. März 1895. Nr. 8818. Bekanntmachung, betreffend den Wortlaut der Schiff«« Vermessungsordnung. Vom 1. März 1895. Nr. 3219. Bekanntmachung, betreffend Ergänzung der dem inter nationalen Ueberrinkommen über den Eisenbahnsracht. verkehr beigefügten Liste. Vom 88. Februar 1895. Nr. 2220. Bekanntmachung, betreffend Abänderung der Vor- chriften über den Nachweis der Befähigung als Lee- chiffer und Scesteuermann auf deutschen Kaussahrtei- chiffen. Vom 4. März 1895. Leipzig, den 9. März 1895. Der Rath Ser Stadt Leipzig. vr. Georgt. Krumbiegel. Bekanntmachung. Mit Zustimmung der Herren Stadtverordneten vom 30. vorigen Monats wird der 1. und 6. Absatz des 8. 32 der Ordnung für die Benutzung des Wasserwerkes der Stadt Leipzig aufgehoben und erhält der angezogene Paragraph nunmehr die nachstehend 8ub D ersichtliche Fassung. Leipzig, den 16. Februar 1895. 7. 666 Der Rath Ser Stadt Leipzig. 353' Dr. Georgi. CichoriuS. Wenn eine in sich geschloffene selbstständige Äliethwohnung aus die volle Dauer mindestens der ersten beiden Monate oder der drei Monate eines mit dem 1. Januar, 1. April, I.Juli oder 1. Oktober beginnenden Kalenderviertestahres ununterbrochen unvermiethrt und zugleich unbenutzt bleibt, so wird ein entsprechender Erlast an dem für das Grundstück veranlagten Mindestbctrage gewährt. Zur Erlangung desselben ist bei Verlust der Vergünstigung inner, halb der ersten acht Tage des Kalendervierteljahres, in welchem die Voraussetzung eintritt, unter genauer Bezeichnung der Wohnung schriftlich« Anzeige an die Wasserwerksverwaltung einzureiHen. Die Meldung gilt nur für das Kalendervierteljahr, an dessen Anfang sie erfolgt ist, und ist in den ersten acht Tagen jedes Kalender. Vierteljahres zu wiederholen, so oft die Vergünstigung Platz greisen soll. Bei leerstehenden und unbenutzten abgeschlossenen Mietwohnungen in nruerbauten oder neuangeschlossenen Häusern erfolgt die Be- freiung von dem Zeitpunkte ab, von welchem der tarifmäßige Beitrag rtnzutreten hat, wenn die bezügliche Anzeige sofort gemacht wird. Dieselbe ist nach den vorstehenden Bestimmungen ebenfalls zu wiederholen. Bon der Wasserwerks-Verwaltung wird dem Hausbesitzer eine Bescheinigung über den Beginn der Frist, für welche eine Rück- gewähr stattfinden kann, auSgehändigt. Die in jedem KalenLerhalbjahre für leerstehende Wohnungen auf" gelaufenen Erstattungsbeträge werden an der Mindestbetragrechnung für das folgende Halbjahr gut geschrieben. Bei neuerbauten oder neuangeschloffenen Häujern. für welche die vorgedachle Anzeige sofort gemacht worden ist. wird der Mindestbetrag erst vom Beginne der Benutzung an erhoben Wird eine abgemeldete Wohnung im Laufe des Kalenderviertel, jahres vermietbet oder benutzt, so ist der WafferwerkSverwaltung sofort Anzeige zu erstatten. Wer d»s untrrlästt, verliert da« Anrecht auf die Gutschrift für Las betreffende Vierteljahr und kann für die Zukunft von der Ber- günstigung der Rückgewähr ausgeschlossen werden. Die vorstehenden Bestimmungen finden Anwendung auf die Zeit vom 1. Januar l895 an. Leipzig, den 30. Januar 1895. Der Rath Vcr Stavt Leipzig. Die StaStverorSncten. k. 8. Or. Georgi. 8. vr. Schill. Eichorius. Wiesenverpachtung. Folgende der Stadtgemeinde Leipzig gehörige Grundstücke 1» Ser Flur Leipzig: 1) Abth. 4 der sog. Ranstädter Bieliweide, rechts vom Leutzscher Wege, von 4 Ack. 33 OL -- 2 da 27,46 a. 2) . b der Ranstädter Viehweide, rechts vom Leutzscher Wege, von 3 Ack. 218 OK --- 2 lla 06,24 a. 3) »11 der Ranstädler Viehweide, rechts vom Leutzscher Wege, von 5 Ack. 146 OK --- 3 im 03,64 a, 4) . 13 der Ranstädter Viehweide, rechts von der Lindenauer Chaussee, von 2 Ack. IW OK -- 1 lla 47.40 a, 5) » 14 der Ranstädter Viehweide, rechts von der Lindenauer Chaussee, von 2 Ack. 242 OK --- 1 lla 55,33 », 6) . 15 der Ranstädter Viehweide, rechts von der Lindenauer Chaussee, von 4 Ack. 217 OK 2 lla 61,40 a, 7) » 19 der Ranstädter Viehweide, einschließlich der ganzen angrenzenden Fluthrinne, von 4 Ack. 139 OK --- 2 du 4700 a 8) die sog. Stax. Wirse, Parzelle Nr. 2643 des Flurbuchs von 9 Ack. 35 OK -- 5 du 04,62 », in Ser Zlur Lcipzig-Vulrtizsch: 9> Parzelle Nr. 416 des Flurbuchs, von — Ack. 127 OK---- — du 28,4 u, 10) Parzelle Str. 430 drS Flurbuchs, von — Ack. 178 Ok°--— da 32.9 u. in Ser Klnr Lentzsch: 11) Abth. 2 der sog. Frauenwirsen von 7 Ack. 156 OK ----- 4 du 16,1? a Flächeninhalt sollen Donnerstag, ven 21. Miir, »s». I«. vormittag« LI Uhr m alten Poltzeiamt-gebSuSe, Retchsftratze Rr. L, I. vbcr- »efchoh. Zimmer Rr. 28. zurGra«., Heu- und Grummrtnutzung mit Au«schluß jeder anderen Benutzungsweise vom laufenden Jahre an zu 1—8 auf 6 Jahre bis mit 1900, zu 9 und 10 auf 8 Jahre bi« mit 1902 und zu 11 aus 9 Jahre bi« mit 1903 an den Meist- bietenden verpachtet werden. Die Versteigerung», und VerpachtongSbedingungeu, sowie die betreffenden Situation-plane liegen in der Geschäftsstelle unserer Orkonomie-Jnspection, Johannisplatz Nr. 10, zur Einsichtnahme au«. Leipzig, den 12. Mär, 1895. ^ Der Rath Ser Stadt Leipzig. n>. 839. 879. Vr. Georgi. Molche Die städtische Sparkasse beleiht Werttzpapiere unter günstigen Bedingungen. Leipzig, den 1. Februar 1895. Die Sparcasfrii-Teputation. Waldpflanzen-Verkans. Bon dem Forstreviere Leipzig-ikonnewitz können in diesem Frühjahre durch den Herrn Oberförster Schönderr, Leipzig-Connewitz, nachstehende Waldpflanzen zu den beigelrtzten Preisen gegen Vaar- »ahlnng oder Nachnahme und nach vorheriger schriftlicher Be stellung, sowie gegen Vergütung der Selbstkosten für Verpackung und Transport der Pflanzen zur Bahn rc. bezogen werden: Stück- zahl. 10000 8000 6000 4000 10000 10000 1000 200 500 1000 4000 2000 500 3000 3000 3000 3000 2000 1000 1000 1000 Holzarten. Der Pflanzen Alter Jahr I. OaudllNlrer. a. Sämlinge: Eichen, tzuerc.pvü une. Gem. Ahorn, ^.eer pseuck. plat. Gem. Ahorn, Xcer p-euck. plat. Eschen, rrar. exoela. - - - Amerik. Notheichen, lauere, rubra . . . d. Verschütte: Amerik. Notheichen, tzuero rubra . . . Amerik. Notheichen, tzuvro. rubra. . . Eichenausschuß, tzuerc. peckuuo. für Stummel- Pflanzung rc. EscheN'.Rüst..,Ahorn-, Ellern-Ausschuß. . Birken, betul» »Id» N. XaäelllNIrer. Fichten (Rothtannen), ^lliss excelsa, 2 x verschultmitBallen, I. Wahl desgleichen desgleichen desgleichen desgleichen desgleichen desgleichen Wctßtannen, Ellies pect., 2 x verschütt mit Ballen Vorstehende Fichten I. Wahl eignen sich besonders zu Park- nnd Garten-Anlagen, H. Wahl zuReinisen rc. Leipzig, am 25. Februar H. I. n. 1. II. I. 1 2 2 1 2 4-6 4 3—5 3—5 Höhe ciu 15—25 30-60 15-30 40-70 10-15 15—25 15-30 250-350 150-200 100-200 100—200 175—250 4-6 300—400 5-7 5- 7 6- 8 6-8 6- 8 6-8 6-8 5-8 75-100 75—100 125—150 125—150 175-200 175—200 225-300 40-70 Preise Stück Hundert 50 25 60 35 75 50 25 40 25 1-3 8 20 40 20 50 30 90 80 125 20 :irs Tausend 6 10 40 10-25 70 300 150 1895. TcS RathS AorstSepntation. WaldpstanM-verkauf. Von dem städtischen Forstrevier Bnrgau können in diesem Frühjahre durch Herrn Oberförster Dirtze (Forsihaus Burgau. Post Lentzsch) nachstehende Pflanzen zu den beigesetzten Preisen gegen Baarzahlung oder Nachnahme und vorherige Bestellung be zogen werden: Stück zahl Halzarten Höhe in cm Prei Stück .6 ^ se P Hufi ro )ert 50000 a. O»«t>d8Irer. einjährige Eichen, ijuercus peck. . 15-25 75 2000 Eichenau-schuß, . . 150-200 — — 5 — 5000 einjährige Eichen, - rubra. 25—35 — — 3 — 5000 - - - coeeinea 20-30 — — 4 — 2000 Eschen, rrar. eneclg 150-200 — — 15 — 500 Allee-Eschen, k'rax. ercolg 500 -550 — 75 60 — 500 - - - - .... 700-800 1 SO — 3000 Eschenblätter-Ahorn, ^csr no».. . l 50-200 —- — 12 — 5000 - - - » . . 225 - 800 -- -- 15 200 Ahorn, ^cer platanoiüs!, 400-500 I 50 125 — 100 Rüstern, 8Imü» campsstris .... 400—500 2 — 175 — 500 Linden, Villa parvikolla 500-550 3 — 250 — 500 - - 600-700 4 — 350 — 1000 d. X»cks»ivl-er. Fichtenbaflenpflan».,^d.ere. II.Wahl 75-100 25 20 500 - » M » » I. » 125—150 60 50 — 2000 M » » M » n. B 125-150 — 35 30 — 500 - B » « B I. » 175-200 1 90 — 500 . . . » » II. « 175-200 — 75 60 — Leipzig, am 11. März 1895. De» Rath- Aorftdepiitation. Mühlenverpachlung. Die von der Stadtgemeinde Taucha erworbene Parthenmühle mit 3 Mahlgängen in Cradefeld, direct an dir Stadt Laucha ait- grenzend, ist mit oder ohne Feld sofort oder später zu verpachten. Da« vorhandene Inventar kann auf Wunsch mit übernommen werden. Pachtinteressenten wollen sich behuf« weiterer Auskunft an den Unterzeichneten Stadtrath wenden. Taucha, am 12. März 1895. Der TtaStrath. In Vertretung: G. Schwarzburger. Die Beschlüsse der Amsturzcommisston. ^ Die „Umsturzcommission" bat die erste Lesung mit einer Berathung beendigt, die in mehrfacher Hinsicht interessant und für die Prognose, die man der Vorlage zu stellen bat, wichtig ist. Da« Centrum kam abermals mit einem Blei» gewicht, um e« dem Entwurf an die Füße zu hängen. Au« dem schätzbaren Material, das an« der Commissionsarbrit über die ls» Heinze vor zwei Jahren hinterbliebrn ist, präsentirte Herr Spadn Verschärfungen de« tz. 184 de« Strafgesetzbuch«, welcher die Verbreitung unzüchtiger Schriften, Abbildungen und Darstellungen mit Strafe bedroht. Ueber dies« Verschärfungen läßt sich reden, sie erregen aber zum Theil au« dem Interesse der echten Dich tung und Kunst hervorgehende Bedenken und sie gehören vor Allem nicht in die Umsturzvorlage. Beide Erwägungen hatten vativeu mckt nur nicht abgrbatten, lap,cr 1 z i,,n -»» d,r >r>»b,mzung L wü mi.' M.d,bL CentrumSantrag. den »Zwenamps g ^ NürrumSn.ann Nadbyl eine lange K-Puz.nade Men -«kV VL Ä'L's°n.u des Preßgesetzes wurden in der Schlußsitzung theils ab gelehnt, theils gemildert. Die Befugniß, eine ^ nckterlicke Anordnung ;u b-schlagnabmen wenN'br Jnbatt durch Androhung sineS Verbrechen« den öffentlichen vrleven bedroht wurde verweigert, und die Zulässigkeit der polizei lichen Beschlagnahme in den Fällen der ^"Preisung gewifier strafbarer Handlungen sowie der Anreizung von Angehörigen des activen Heeres zur Verletzung der Tiknstpslicht davon abhängig gemacht, daß die Gefahr, die Verzögerung der Beschlagnahme werde ein Verbrechen oder Vergehen unmittel, bar zur Folge haben, eine dringliche sei. ^ , ... Was die positiven Abänderungen an der Vorlage, die in der Commission angenommen worden sind, anlangt. )o ,)l die Zahl der Vergeben, die an;upre,ien oder als erlaubt dar- rustcllen unter Umständen strafbar ist, um folgende vennehrt worden: öffentliche, Aergerniß erregende Lästerung Gottes durch beschimpfende Ausdrücke, sowie Befchimpsung einer Kirche oder ihrer Einrichtungen nnd Gebrauche (ver bekannte, den KatholicismuS prwiligirende tz. 166); Störung des Gottesdienstes; Ehebruch: Zweikampf; Heraus forderung zum Zweikampf und die Annahme einer solchen Herausforderung. Ferner ist von der Commission durch Schaffung eine« neuen tz. 49b der Schutz gegen anarchistische Verbrechen verstärkt worden, dergestalt, daß wenn Mehrere di« Ausführung eine« Verbrechens verabredet haben, sie straf bar sind, obne daß sie etwas zur Ausführung de« Verbrechens gethan hätten. .. Dies sind die Erweiterungen der Commission, d,e übrig geblieben sind. Zu ihnen tritt eine Minderung der staatlichen Strafgewalt Lurch die Beseitigung des sogenannten Kanzelparagraphen, der den Geistlichen verbietet, in Ausübung ihres Berufes staatliche Angelegenheiten in einer den öffentlichen Frieden gefährdenden Weise zum Gegenstände der Erörterung zu machen. Dieser letztere Beschluß ist kennzeichnend für DaS, waS Centrum und Conservative aus der Regierungsvorlage machen wollten. Im Großen und Ganzen sind aber die Bemühungen, die Spitze des Entwurfes nach einer anderen als der socialrevolutivnairen Seite zu kehren, nicht gelungen. Und ebensowenig ist das erhalten geblieben, was in dem Regierungseniwurfe bedenklich war. Ter Zusatz zu 8- 130 (Angriffe auf Religion, Monarchie, Ehe, Familie und Eigen- tbum) wurde gestrichen, nachdem er allen Versuchen, ihm eine, die nothwendiäe Freiheit der Wissenschaft und der Erörterung schonende Fassung zu geben, gespottet, und ß. 13 l (Ver breitung von erdichteten oder entstellten Thatsachen, von denen der Verbreiter „den Umständen nach" annehmen muß. daß sie erdichtet oder entstellt sind) ist rundweg abgelehnt worden, ebenso wie die schon erwähnte gefährliche Ausdehnung deS Rechts aut BesLlagnahine von Druckschriften. Zu Bedenken Anlaß gievt noch die Fassung deS §. lila, dessen Grund gedanke jedoch, die Bestrafung der Anpreisung von Verbrechen und gewisser Vergehen, von Niemandem zurückgewiesen werden wird, der die Agitation, die auf die Erzeugung einer zur Begehung strafbarer Handlungen geneigten Stimmung hinarbeitet, ein- gedämmt sehen will. Der Entwurf gelangt also in die zweite Lesung als das, was er sein sollte: ein Gesetz zur Bekämpfung der Umsturzbestrebungen, und dies, obwohl daS Wort „Um sturz" von der Commission durchweg auSgeschieden worben ist. Er ist noch verbesserungsbedürftig, aber er hat die Besorgniß vermindert, die er während der CommissionS- beralhung auch solchen Personen einfwßte, die nicht durch Gedankenlosigkeit oder oppositionelle Gewöhnung zn ihrer Stellungnahme bestimmt waren. Deutsches Reich. * Leipzig, 14. März. Bis heute sind zu der Leipziger Erklärung in Sachen der Umsturzvorlage weitere 191 ZustiminungSerklärungen von Gelehrten und 400 von Buchhändlern, mithin im Ganzen 467 von Gelehrten und 973 von Buchhändlern eingegangen. ... tt. Berlin, 14. März. An Lebhaftigkeit des Interesse« für d,r Marine-Angelegenheiten kann sich das deutsche Volk nnt den Engländern und Franzosen nicht entfernt ver gleichen. Sobald in den Parlamenten der Westmächte der Marmeetat in Angriff genommen wird, beginnt auch der Patriotische Wettlauf der Parteien um die Palme der Freigebigkeit gegenüber den Wünschen der Marineverwaltung. Dort hegt kein Abgeordneter die Befürchtung, durch sein Eintreten für die nationale Wehrhaftigkeit zur See sich um seine Beliebtheit bei den Wählern zu bringen, im Gegen- . n* iveiß, daß er vor der öffentlichen Meinung seine- Lande- im Allgemeinen und seine- Wahlkreises im Besonderen einen harten Stand haben würde, wenn rr e« sich beifallen ließe, au- Rechtbaberei, aus falsch angebrachter Sparsamkeit oder gar au- bloßer Rancune gegen die Regierung den Knaustr zu jpiklen. wo es die Erhaltung und den weiteren Ausbau der nationalen Weltmachtstelluna gilt. ^ denn auch dir Marinedrbattrn in London und Pari- von vornherein auf einen aanr anderen uni»,in Deutschland gewohnt ist. Auch dort unterziehen die Redner drS Hause- da- Verfahren der nicht'^mm^ rü!^ eingehenden und durchaus ..r. - schonenden Kritik, aber der Kostenpunkt steht h s >n zweiter oder dritter Reihe; zurrst kommt immer die Frage, ob da- MarineverwaltungSreffort so fungirt, wie es den seiner Obhut anvertrautea nationalen Interessen an- gemessen erscheint. Während bei uns der Ealculatoren- stantpunct übenviegt, verfahren die Parlamente der Wesl- mächte nach dem Grundsätze, den Zweck voranzustrllen, dem die Flvtteninstitutton dienen soll. Die letztbin gepflogenen Marinedebatten des englischen Unterhauses und der srauzöstschen Depulirlenkammer geben wiederum, wir in früheren Jahren, von großen, rein sachlichen GesichtSpuncten auS. Es weiß eben ein Jeder, daß die Flotte bei künftigen Kriegen eine Rolle zu spielen haben wird, von deren richtiger Durchführung Großes, um nicht zu sagen Alles, abhängt. Der Schutz der heimischen Gestade, deS überseeischen Handels, der LebenS- mittelzufuhr, der Colonien, endlich die kriegerische Offensive — daS sind Ausgaben, deren Lösung die Anspannung der vollen maritimen Leistungöfäbigkeit schon im Frieden zur Voraussetzung hat, denn in dieser Hinsicht begangene Versäumnisse lassen sich im Kriege nicht im Handumdrehen gut machen. ES kann nicht jede 'Nation gleichmäßig stark zu Lande und zur See gerüstet sein. Je nach ihrer geographischen Lage und ihrer geschichtlichen Entwickelung wird die eine den Schwerpunkt auf das Heerwesen, die andere aus daS Flottenwesen legen, aber das Eine pflegen und das Andere stiefmütterlich gleichsam als das fünfte Rad am Wagen zu behandeln, das fällt außer halb Deutschlands so leicht Niemandem rin. Die Rasse der Kirchtburmpolitiker ist in England wie in Frankreich, wo e- die Fürsorge für nationale Lebenssragen gilt, langst auSgestorben. * Berlin, lt. März. Ueber die Unterschriften zu dem Antrag Kanitz schreibt die „Freis. Ztg.": Die nach folgenden Reichstagsabgeordneten haben den Antrag Graf Kanitz unterschrieben, während sie an der Abstimmung am 14. April 1894 über den Antrag Kanitz nicht Theil nahmen: Holk, von Kardvrff, Lotze, Gras Arnim, Graf v. Bernstorff. Lauenburg-Bindewald, Gras Bismarck, v. Bucht», v. Carmer, v. Cblapowski, v. Colmar, v. DziembowSki-Bomst, v. Dziem- bowSki-Pomian, vr. Förster-Neustettin, v. Fr ege, Gamp, Gräfe, Haacke, Hilgendorff, Himburg, Hirschel, v. Hohen- lohe-Oehringen, Graf Holstein, Hüpeden, Jacobskötter, Klemm-Dresden, Klemm-Müblhausen, Graf zu Inn- und Knyphausen,Köhler, v. KomierowSki,Kropatschek, GrafKwilecki, Frhr. v. Langen, v. Loesewitz, Lutz, Mentz, Meyer-Danzig, Graf Mirbach, Nauck, v. d. Osten, v. Podbielski, v. Fauta- PolczinSki, v. Puttkamrr-Plauth, Rettich, Niekehof, Böhme, Ritter-Wirsitz,^ Scherre, v. Schöning, Schwerdtfeger^ Sigl, v. Slaski, v. Sperber, v. Staudy, v. Stein, Stepyan-Torgau, Uhden. Am 14. April 1894 haben gegen den Antrag gestimmt, aber diesmal den Antrag unterschrieben nur vier Abgeordnete, nämlich der freiconservative Abz. Baumeister, der freiconservative Abg. Pauly und die beiden Polen Fürst CzartorySki und Prinz Czartoryski. Der polnische Adel, der damals fehlte, hat sich diesmal theilweise zu dem Antrag be kehrt. Mitglieder deS Centrums oder der nationalliberalrn Partei (mit Ausnahme des Abg. Böhme) haben nicht unter schrieben. Auch Herr v. Levrtzow, der damals gegen den Antrag stimmte, hat nickt unterschrieben. Die Unterzeichner sind also Conservative, Freiconservative, Antisemiten und ein Theil der Polen. Nicht unterschrieben bat auch der Hospitant der Conservativen, Prinz zu Hobenlohe-Schillingsfürst, der Sohn deS Reichskanzlers, und ebenso der Hospitant der Conservativen Zorn v. Bulach. Unter den Freiconservativen fehlen die Unterschriften von Baumbach, Engels, Freiherr v. Gültlingen, Höffel, Lensclmer, Merbach, Scpulz»8upitz. Frhr. v. Stumm, Krupp, Müller (Harburg); von den Anti semiten die Unterschriften von Böckel und Ahlwardt. V. Berlin, l4. März. (Telegramm.) Der Kaiser machte heute Vormittag von 9 Uhr ab den gewohnten Spaziergang im Thiergarten, begab sich dann nach dem Auswärtigen Amte, hörte daselbst die regelmäßigen Vorträge und ging hierauf nach dem Reichsamt deS Innern, um der Sitzung deS StaatsratheS beizuwohnen. 8. Berlin, 14. März. (Privattelegramm.) Die „Nat.-Ztg." schreibt: Am Schluß der ersten Sitzung des Staat-raIHS hat der Kaiser den Wunsch ausgesprochen, daß seitens der Theilnehmer vollständiges Stillschweigen über die Verhandlungen beobachtet werden möge, und mitgetheilt, daß im „NeichS-Anz." Berichte Uber die Verhandlungen ^ver öffentlicht werden sollen. (-) Berlin, 14. März. (Telegramms Der „Reichs anzeiger" meldet: Die Verhandlungen de- Staatsrattzs über den ersten Gegenstand der Tagesordnung, Maßregeln zur Hebung de« Grtreidepreise-, wurden am vorgestrigen und gestrigen Tage fortgesetzt. Beschlossen wurde, die Ab stimmung über die Vorschläge de« Referenten bi- zum Schlüsse der Verhandlungen auSzusetzen, um durch eine be sondere Commission den allseitig zu berücksichtigenden Vor schlag vorbereiten zu können. L. Berlin, 14. März. (Privattelegramm.) In Stellvertretung de« CultuSminister- empfing heute Mittag Unterstaatssecretair von Weyrauch eine Abordnung des Berliner Bismarck-Ausschusses. Der Ausschuß hat di, Reichs und Staatsbehörde», sowie den Reichstag, den Landtag und die Stadtvertretung zn dem am 30. d. M. in der Phil harmonie stattsindenden BiSmarckcommerse eingeladen, uno er richtet an die grsammte Berliner Bevölkerung einen Auf ruf, sich an der Feier am 30. zu betheiligen, sowie am 1- «pul die Häuser mit Fahnen zu schmücken und am Abend festlich zu beleuchten. Von Seiten de- Cultu-ministeriums wird (wie in einem Thrilr der Auflage schon gestern ge meldet. Red.) der Schluß sämmtlicher preußischer schulen veranlaßt, sowie den Schulleitungen nahegelegt ^"drn, den Tag durch eine Feier festlich zu begehen. Ob dfr Oberkirchearath am Sonntag, den 3l. Marz, in Predigt und Gebet de- Fürsten BiSmarck gedenken wird, steht noch dahin; nach der „Nat.-Ztg." dürfte eS wahr scheinlich sein. 8 Berit», 14. März. (Privattelegramm.) Der aeschäftSführende Au-schuß deS ComitS« zur Errichtung eines Tenkmals für Schulze-Telttzsch bat sich mit der Aufstellung deS Denkmals auf dem vom Magistrat in Aussicht genommenen Platze am AuSgange der Kövnicker Straße zwischen der Neuen Jakobstratze und der Jnfrlftraße einverstanden erklärt.
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