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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.03.1895
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1895-03-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18950318020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1895031802
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1895031802
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1895
- Monat1895-03
- Tag1895-03-18
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Isrs unä SO X. <io. 0 kkllllli sss- nncl -o Stück 301.70 18,50 137.50 300.— 40.— ISS,— 151.50 313 — 413, - 134.90 133.90 37,— 137.50 330,— 185.70 tärmpksr nrx <16 3> 15/3) äs, kkormsm er ^Xiie ^ itennic', Vurdsv, . Ikomas rin" von ton, von 1. vlo^ck r kremen noü«cli" nils vier ixn <163» inriscdsn »t vnetls sr. l». etc. mit Useet »w 7kr. tsnr in srvortk' 1, .ksw Ion' von isn" von -Snrtoa' >Us" von Orimedy, «tronow^ i Nnvre. ?» 1.xnn" rx" vacli ncksetei, »ä. arsn in tnn" von irrlsstoo. ronIvLeo. VezugS-Prsi- ft» d» Hauptex-edittou oder de» 1« Stadt bezirk a»d den Vororten errichtet« Aus- yabestellen ab geholt: vierteljährlich^ 4^0, bei zweimaliger täglicher Zustellung ms HauÄ b.50. Durch die Post bezogen sür Deutschland und Oesterreich: vierteljährlich »l S.—. Direct« täglich« Ikreuzbandiendnug ins Ausland: monatlich ^4 7.öO. Dte Morgrn-AuSgabr erscheint täglich'/,7 Uhr, dt» Kbend-AuSgabe Wochentags 5 Uhr. Ne-action «n- LrpedMou: 2«hanne»>afir 8. Dtr Erbeditton ist Wochentags unuaterbroch«» geöffnet »o« früh 8 bl« Abend« 7 Uhr. Filialen: Oll» Me««'» E«rtim. (Alfred Hahn), Universitätsstrah« 1, Mend-Ausgave. Anzeiger. ««zeigere-Vrr» «gespalime Petitzeile 20 Pfg. Neclamen unter dem Redactionsstrich (4 g»- spaltea) üt)>^, vor den Famtlienoachrichü« (L gejpaiteu) 40^. Größere Schriften laut unserem Preis- perznchaib. Tabellarischer und Ziffern«» nach höherem Tarij. Grtr»-Vcilagen (gesalzt), nur mit der Morgen - Ausgabe. ohne Postbrsördrrun» W.—, mrt Postdesürdernng 70.—. ^nnahmeschluß für Iiuzeigen: Abend-Ausgabe: Bormittags 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittags 4Uhr. Sonn- und Festtags früh Uhr. Sei den Filialen und Annahmestellen ie em« halbe Stunde srüher. Uazeigcn sind stets an die Expediti»» zu richten. L-ni« Löfthe. Katdariocustr. 14, part. und KönlaSvlätz 7. Organ fiir Politik, Localgeschichte, Kandels- und Geschäftsverkehr. Druck «ud Verlag von E. P olg ft» Leipzig Z» 141. Montag den 18. März 1895. 8S. Jahrgang. Politische Tagesschau. * Leipzig, 18. März. Wie es den Anschein gewinnt, wird die laufende Ne ichs- tagSsession ihre Vorgängerin an Unfruchtbarkeit noch ubertreffen. Im vergangenen Jahre gelang es doch, die Börsenfteuer durchzubringen, zur Zeit aber ist nicht einmal ,'lussicht vorhanden, daß die im Sinne der Reichstagsmehrheit abgeschwächte Tabaksabrikatsteucrvorlage Gesetzeskraft er langt. Eine ungeheuere Gegenagitation ist insoweit siegreich geblieben, als die Commission da« Princip der vorgeschlagenen Tabaksteuer mit 17 gegen 11 Stimmen abgelehnt hat. Eine starke und energische Gegenagitation gegen die Vorlage, die tief in daS Leben der Tabakindustrie einschneidet, ist begreiflich; hat doch selbst Fürst Bismarck seiner Zeit die Interessentengruppen angefeuert, sich energisch gegen oder für Projecte zu äußern, von denen diese Gruppen Vortheile oder Nachlheile erwarten oder befürchten. Nach dem Beispiele, das die „Conservativsten der Conservativen", die Agrarier, mit ihrer Agitation für den Antrag Kanitz gegeben haben, kann man sich auch nicht wun dern, wenn die Tabatindustricllen, von denen sehr viele durch die alten Monopolprojectc in das Lager des Nichler'schen Radi- caliSmus getrieben worden sind, vor keinem Mittel der Agitation zurückscheuen. Beweist doch überdies der Erfolg der ullramon- lanen Kampfesweise, daß die Reichsregierung in demselben Maße nachgiebig wird, in dem die Agitation an Rücksichts losigkeit wächst. Um so mehr aber wäre es Sache der Volksvertretung, sich nicht überrennen und trotz der scrnpellvsen Agitationsweise der verschiedenen Interessenten gruppen nur von der Rücksicht aus das allgemeine Wohl sich leiten zu lassen. Das ist in der Commission nicht geschehen. Die Rücksicht auf den finanziellen Nothstanv des Reiches und der Einzelstaateu spielte bei der Mehrheit keine Rolle, sondern nur die Scheu vor den Interessenten, denen Deutschland es zu verdanken bat, daß die ersten Ansätze zu einer Praxis, wie sie im Weiße» Hause zu Washington gang und gäbe ist, im Reichstage beobachtet werden konnten. Gründe der Neichs- politik werden nun auch in der ferneren Berathung des Reichstags über die Vorlage nicht maßgebend sein; aber am Ende wird die Macht der Thatsachen sich doch noch stärker erweisen, als die Pressionsmethode eines Theiles der Tabak industriellen. „Ist es nicht heute, so ist eS künftig", und wenn es dauern sollte, bis der jetzige Reichstag seine Un fähigkeit für Consolidirung der Reichssinanzen erwiesen hat und deshalb vom allgemeinen Unwillen hinweggeschwemmt ist, so werden es nicht die Finanzminister sein, welche die Verzögerung der Tabaksteuerreform zu beklagen haben. Wenn einmal in den Einzelstaaten die Erhöhung der direkten Steuern begonnen oder, was noch empfindlicher ist, der Ver zicht aus nöthige Ausgaben sich ausgedehnt hat, dann werden die Regierungen vielleicht sogar mit der Bereitwilligkeit der Wähler, die Kabrikatsteuer in ihrer ursprünglichen Gestalt ans fich zu nehmen, rechnen dürfen. Ist doch das bayerische und wohl auch das ganze badische Centrum schon jetzt für die Vorlage, und zwar nicht aus reichspolitischen Erwägungen, sondern aus Scheu vor de» Wählern. DaS AuStunftsmillel der norddeutschen Klerikalen, lediglich eine Erhöhung des Zolles auf auslän dische Fabrikate und Rohstoffe zu bewilligen, dürste kaum aeceptirl werden. Es handelt sich bei ihm um eine aus schließliche Belastung der norddeutschen Industrie und eine ganz ungenügende Vermehrung der Reichseinkünfte. Würde cS acceptirt, so aber doch nur als Abschlagszahlung. Die «Zabrikatsteuer kommt so gewiß, wie die Einzelstaaten nicht in eine ewige Desicitwirthschaft hineingerathen wollen. In Oesterreich sind die Vorbereitungen zur Feier des 80. Geburtstages des Fürsten Vismaeck in erfreulichem Fortschritt begriffen. Der Aufruf zur Behelligung an einer Adresse an den Fürsten ist eben a» vie Bürgerschaft der Stadt Innsbruck versanvt worden. Der Wortlaut der Adresse ist folgender: „Aus dem Land Tirol, das seine deutsche Art in manchem schweren Kampfe bewährte und stolz an ihr sesthält, senden wir ehrfurchtsvollen Gruß und Segenswunsch zu einem 80. Geburtstage dem Manne, Verden deulschen Namen zu böchsten Ehren gebracht und des deutschen Reiches Schöpfer und Einiger, allen Söbnen deutscher Mütter ein Größter unter jenen Großen geworden ist, in deren freudiger Ver ehrung sie sich einig fühlen." Den Ausruf haben unter zeichnet: die UniversitätSprofessoren vr. G. Juffinger, vr. G- Pommer, Or. W. Roux, I)r. Ferd. Kaltenbrunner, Dr. L. ^anlschner, Or. Franz Freiherr v. Myrbach, Dr. F. Stolz, Or. V. Waldner, derzeitiger lisetor mnzultious, Or. A. v. Pichler, Dr. E. Heinricher; weiter die Herren: Land tagsabgeordneter Dr. I. Angerer, Altbürgermeister Dr. Heinrich Falk, Dr. Otto Kölner, Dr. Hermann Mader, Rechtsanwalt Dr. Pesendorfer und Dr. Erler, Hotelier L. Eck, Vicebürgcrmeister W. Greil, Dr. N. Psretschner, Stadtarzt Dr. A. Köllensperger und eine Anzahl sonstiger Bürger. Die deutschnationale Studentenschaft beabsichtigt einen großen Commers zu Ehren Bismarcks abzuhalten. Ein etwaiger Ueberschuß der in Tirol für die Bismarck-Feier ge sammelten Beiträge soll als WeihnachtSgabe für die deutschen Schulen in Wälschiirol und an der Sprachgrenze Verwendung finden. Aus der Steiermark kommt die Meldung, daß dort die Bismarck-Feier sich imposant gestalten wird. Dem Fürsten wird durch eine Abordnung ein prachtvoller Becher überreicht werben, der ein künstlerisches Werk zu werde» verspricht. Den Aufruf zur Bildung eines Ausschusses für die Bismarck-Feier in Graz zeichneten: Dr. v. Der- schatta, Abg. Hosmann v. Wellenhof, Bürgermeister-Slell Vertreter Koller, Professor Kratter, Landesausschußmilglied Dr. Reicher. In Böhmen, Nieder- und Oberösterreich, Salzburg, Kärnthen sind die Vorbereitungen zur Bismarck Feier im besten Zuge. Es versteht sich von selbst, daß die Ultramontanen, die ja auch nn deutschen Reiche die Feier des Einigers der Nation ablehnen und bekämpfen, auch in Tirol gegen den Fürsten Bismarck die üblichen Verleumdungen und Schmähungen richten. Die „Neuen Tiroler Stimmen" gehen in dieser Richtung eifrig vor und rufen die Tiroler Treue und Freiheitsliebe gegen den deutschen Staatsmann an, dessen „Tyrannei" sie mit der Gustav Adolfs und Napoleon's ver gleichen. Daß im Gegensatz zu solchen blinden Fanatikern deulschnationale Empfindungen auch in dem mit Deutschland engverbündeten Oesterreich getheilt und offen ausgesprochen werden, ist um so mehr anzuerkennen. Ueber die Rede, welche der Präsident der Transvaal- republik, Krüger, beim Kaisereommers in Pretoria zebalten wird in südafrikanischen Blättern viel geschrieben. Direct ablehnend jeder deutschen „Einmengung" gegenüber spricht sich von Transvaalbtältern eigentlich nur der „Star" aus. der u. A. schreibt: Es ist deutlich, daß sowohl in Berlin, als in Pretoria die Ansicht herrscht, für Deutschland erblühe in Südafrika eine große Zukunft. Ohne Zweifel ist dies auch der Fall und zwar für deutsche Unterthanen, für deutsches Capital und für deutsche Industrie producte; aber sür die deutsche Flagge giebt es zwischen dem Cap und Zambesi keinen Platz. Die in Pretoria erscheinende „Lolkssteem" dagegen äußert ihre unverhohlene Freude über den Aerger der britischen Interessenten an den deutschen Sympathien Krüger's Sie schreibt: Der Zorn, den die Rede des Präsidenten bei Gelegenheit der Geburtstagsfeier des deutschen Kaisers hervorgerusen, ist vollständig erklärlich. Wenn Menschen große Pläne gesagt haben und diese Pläne werden plötzlich gegen alles Erwarten auf die eine oder andere Weise Über den Haufen geworfen, so verlieren sie ihren Humor, und je ungerechtfertigter ihre Absicht war, desto zorniger ind sie. So verhält es sich mit den Zuständen in Capstadt. Cap stadt hatte das Bestreben, Südafrika zu beherrschen, nicht zum Vor theile Südafrikas, sondern zum Vortheile von Capstadt selbst. Cs liegt kein einziger logischer Grund vor, weder historisch, geographisch, den; schreibt dazu: „Die ablehnende Haltung läßt sich, da Herr Rimpau selbst Rittergutsbesitzer ist, wohl daraus er klären, daß er von Hanse aus sich eines großen Reich- thums erfreut, also für seine Person keine Noth kennt". Wir begnügen uns, darauf hinzuweisen, daß den Führern der Agrarbewegung im Osten der Elbe von radi kaler Seite oftmals schnöder Eigennutz vorgeworsen wird, alS ob sie lediglich bezweckten, ihre große Schuldenlast aus noch sonst wie, aus dem Capstadt in Südafrika die Oberherrschaft I ven Taschen der Steuerzahler getilgt oder doch gemindert zu mhren müßte. Dem „Expreß" (in Bloemfontein, Orange-Freistaat) ent nehmen wir folgenve zustimmende Worte: „Unsere kleine Republik", so sagt Präsident Krüger, „kriecht nur noch unter den Großmächten herum, und wir fühlen wohl, Laß. wenn der Eine uns einen Tritt versetzen will, der Andere dies zu verhindern sucht." Diese Worte schließen sich treffend an die des Consuls von Herff über das politische Gleichgewicht Südafrikas an. Damit giebt der Präsident zu, daß Transvaal die beschirmende Freundschaft Deutschlands angenommen hat und zu schätzen weiß. Und was folgt hieraus? Wohl dies: daß solch eine Lage unver meidlich war; Transvaal wurde durch den Gang der Ereignisse ge sehen. Derartige nicht beweisbare Angriffe persönlicher Art pflegen die Herren mit sehr starken, parlamentarisch nicht ge bräuchlichen Ausdrücken zurückzuweiscn. Aus diesem ihrem eigenen Register mögen sie sich sür den oben festgenagelten persönlichen Angriff denjenigen Ausdruck heraussuchen, der stark genug ist. lsf Berlin, 17. März. Wir batten schon mitgetheilt, daß die Erwägungen über die Herstellung eines Gesetzentwurfes betreffs Heranziehung des Neichsfiscuö zu den Gemeinde- meiona, war; Transvaal muroe ourcy Den lÄang oer irre,ginge immer schweben. Wie jetzt scststebt, wird ein zwungen, alle möglichen Mittel zu ergreifen, um seine Unabhängigkeit I Entwurf in der lausenden Tagung die gejetzgebenden - - ' Factoren nicht beschäftigen, da wegen der Schwierigkeit der Materie die Verhandlungen noch zu keinem Ergebniß geführt baden. Da nun aber Iinlenabar sür einielne cHeineinVen Min zu erhalte». Auch Schweden hat jetzt seinen Bund der Land wirt h e. Wie aus Stockholm berichtet wird, schlossen sich in einer dieser Tage in der Akademie für Landwirthschaft gehaltenen und von Vertretern der verschiedenen Agrarvereine besuchten Versammlung die schwedischen Landwirthe unter dem Namen Schwedischer Agrarverein zu einem Bunde zu sammen. Zum Vorsitzenden des Bundes wurde Frbr. I. Kling baben. Da nun aber unleugbar für einzelne Gemeinden Miß stände aus dem gegenwärtigen Recbtsverbältniß erwachsen sind, so ist man in Erörterungen darüver eingelrelen, ob und auf welchem Wege inzwischen den aus Anlaß des Bestehens von Reichsbetrieben innerhalb ihres Gebietes in eine Notblage gerathenen Gemeinden, welchen die Heranziehung des Reichs zu den Gemeinde-Abgaben nach der dermaligen Lage der spor gewählt. Der Schwedische Agrarierbund, der alljährlich zu Gesetzgebung verschränkt ist, ein Ausgleich zu gewähren sein einer Versammlung zu berufen ist, will, wie es in den statuta- > —------- nl..--_ ^ — rischen Bestimmungen heißt, alle Landwirthe und sonstige für die Landwirthschaft interessirte Personen zu wirksamer Arbeit vereinigen und unter Ausrechterhaltung eines unter allen Verhältnissen hinreichenden und wirksamen Zollschutzes für die Landwirthschaft und die übrigen Erwerbszweige dahin möchte. Diese Erörterungen und die zur Gewinnung einer zuverlässigen Grundlage eingeleiteten Ermittelungen sind noch nicht abgeschlossen. — Das Kaiserpaar begab sich heute Vormittag um 10 Uhr nach der Dom-Iuterimskirche und wohnte dem Gottes wirken, daß die Landwirthschaft seitens des Staates diejenige I ^nste bei. Nach der Rückkehr ins schloß arbeitete der Förderung erhält, die ihr als HaupterwerdSzweig deS Landes I allein. -zur Hrubiiuckstafel lvar u. A. der neue zukommt. Unter den weiteren Wünschen der Agrarier sind noch I Rcglerungsprajldent von Hannover von Brandenstcm geladen, zu nennen: zeitgemäße Regelung deS ländlichen CrebitS, den I — Ueber die Gründung von Consumvereinen wurde Absatz sichernde Ausfuhr-und Verkebrsverhältnisse u. s. w. Für I in einer von socialdemokratischer Seite berufenen Ver- die agrarische Bewegung in Schweden wirkte der vor einigen j sammlung von Schneidern und Schneiderinnen weiter ver- Iahren erfolgte Zusammenschluß der dänischen Agrarier an regend, und wahrscheinlich wird er auch wie jener der Regierung zu schaffen machen, denn in derFrage derSchutzzöüe legt d-is Mi nisterium BoströmeinegrößereZurückhaltunq an denTag, als den Agrariern erwünscht ist. Eine Abordnung des nengebildeten Agrarvereins hatte jüngst Audienz beim König. Der! Vorsitzende erörterte die Aufgabe des Vereins und bat um des Königs Schutz. Der König antwortete: „Wie meine grundsätzlichen Auffassungen in zollpolitischen Fragen auch seien, so würde ich kein Patriot sein, wenn ich nicht die jetzige gedrückte Lage des Landmanns und dessen Anrecht auf Schutz einsähe. Ich wünsche Ihnen deshalb Glück zu Ihren Beratbungen. Aber ich will Ihnen gegenüber auch offen meine Hoffnung aussprechen, daß Ihre Verhandlungen und Beschlüsse stets das Gepräge der Mäßigung tragen und die erforderliche Achtung vor den Ansprüchen anderer I Gesellschaftsklassen nicht übersehen." Deutsches Reich. ^ Berlin, 17. März. In Nr. 22 der Korrespondenz des Bundes der Landwirthe findet sich eine Polemik gegen den Abgeordneten Rimpau, der den Antrag Kanitz als absolut unannehmbar erklärt hat. Die genannte Correspon- handelt. Nach dem Bericht der „Volksztg." trat Privat- docent Dr. AronS für die Gründung ein, ebenso der Socialdemokrat Timm. Dagegen sprach Reichstagsabgeord neter Schmidt. Es würde beschämend sein für den Socialismus, wenn er jetzt auf den Ausgangspunkt der Arbeiterbewegung, die Genoffenschaftstheorien von Schulze- Delitzsch, zurückkehren wollte. Dr. Arons aber meinte, Schulze-Delitzsch erfahre jetzt auch in den Kreisen der iLvcial- demokratie eine gerechtere Beurtheilung, als sie ihm zu seinen Lebzeiten zu Theil geworden sei, man erkenne jetzt an, daß Lassalle seine Genossenschaftstheorie nicht ans wirtb- schaftlichen, sondern aus politischen Gründen bekämpft habe, nämlich um die Fortschrittspartei als solche bei der Ar beiterschaft zu discrcditiren. Die Verdienste von Schulze- Delitzsch würden jetzt anders gewürdigt als vor dreißig Jahren. In einem Flugblatt, das von anarchistischer Seite verbreitet wird und sich an „die Arbeiter Berlins und der Umgegend" richtet, wird, wie gemeldet , zur Gründung von Genossenschaften und Einrichtung von Consumvereinen auf- gesordert. — Der Ober-Präsident von Ostpreußen, Graf Wilhelm von Bismarck-Schönhausen, hat sich gestern von hier nach Hannover begeben. — Ter großbriiaiuiische Botschafter Sir Edward Malet hat Berlin mit Urlaub verlassen. Fenillrtsn. Ein Lecher Lethe. 27j - Roman von R. Teilet. Nachdruck verboten (Fortsetzung.) ES hatten bereits viele Menschen dieselbe Neugierde be zeigt und zu diesem Zwecke unser Atelier besucht, nachdem das Bild dorthin gebracht worden war. Ich batte es aus seinem Rahmen genommen und es mit dem Gesicht nach innen gegen die Wand gelehnt. Auf Mr. CongerS' Wunsch bob ich es auf und stellte es gegen die Staffelei, damit der oremde es deutlich betrachten könne. Der Anblick des Bildes schien ihn sichtlich zu erschüttern. Unwillkürlich trat Mr. EongerS ein paar Schritte zurück. Dann ging er dicht an das Bild heran, besah eS genau und wandte sich lachend zu mir: „Nun, so gut dies Bild ausgesührt ist, möchte ick es doch nickt kaufen wollen. Der Blick des Menschen da gcjällt mir nicht. Er erinnert mich an einen Mann, den ich einmal in früherer Zeit gekannt und sehr gehaßt habe. Aber ich sollte nicht so offen sprechen, da das Original sicherlich mit Ihnen befreundet ist. „O nein, er ist nicht mit mir besrenndet." „Aber Sie müssen gut mit ihm bekannt sein. Wenn ich mich so ausdrücken kann: daS Bild trägt Ueberzeugung an sich. Man sieht es auf den ersten Blick, daß eS kein Phantasieportrait ist, sondern ein echtes. Nicht wahr, ich irre mich nicht." Ich lachte und sagte, über dem Bilde walte ein kleines Geheimniß. Ich fühlte mich durchaus nicht veranlaßt, diesem Fremden Alles zu offenbaren. Er blickte unverwandt auf das Bild, als übte dasselbe einen Zauber aus ihn auS. Nach einer Weile wandte er sich mir wieder zn und sagte: „ä. propos, wegen der Landschaft — im Kataloge ist nicht bemerkt, welche Gegend sie darstellt." „Es ist eine Landschaft in Deutschland, die Umgegend von Grenzstadt." „Grenzstadt? Kennen Sie Grenzstadt." „Ja, sehr gut. Ich habe über ein Jahr dort gelebt." ,Wa« ist es für ein Ort?" „Mir gefiel er." „Darf ich fragen, seit wie lange Sie fort sind?" „Etwa seit neun Monaten." „Dann haben wir also keine hübschen Landschaften aus dieser Gegend mehr zu erwarten", sagte er lächelnd. „O, ich habe den Ort nicht für immer verlassen. Ich beabsichtige, dahin zurückzugeben." Er hatte die ganze Zeit über gestanden. Mir siel es auf, daß er etwas eigenthümlich Ruheloses an sich halte. Plötzlich begann er im Atelier auf- und niederzugehen. „Gestatten Sie mir vielleicht einen Blick auf Ihre anderen Bilder?" fragte er. Natürlich gab ich ihm diese Erlaubniß und setzte nur hinzu, daß die meisten Bilder nicht mir gehörten. Vaux hatte seit Mr. Congers' Erscheinen kaum ein Wort geäußert. Ich wußte, daß er nicht gern Fremde im Atelier sah. Er malte eifrig an seinem Bilde weiter. Mr. Congers nahm sehr wenig Notiz von ibm, sondern betrachtete voller Interesse die im Atelier befindlichen Bilder. Eines derselben schien ihn besonders zu interessiren, denn er blieb, im An schauen vertieft, vor ihm stehen. Ich wunderte mich nicht darüber, denn es war ein Portrait Ethelren's, das ich während meines Aufenthaltes in London nach einer Skizze, die ich mitgebracht, gemalt hatte, und alle meine Bekannten be wunderten es sehr. Mr. Congers stand einige Minuten schweigend da, dann sagte er: „Ein ungewöhnlich hübscher Kopf! Vermuthlich ein Phantasiebild?" „Nein, es ist ein Portrait." „Wäre es indiScret, nach dem Namen des Originals zu fragen?" „Durchaus nicht. Es ist daS Portrait einer Miß Stuart, mit der ich in Grenzstadt bekannt war." „Und was soll das Bild kosten?" „Ich bade nicht die Absicht, es zu verkaufen." „Wirklich nicht? Nur zum Privatvergnügen gemalt? DaS läßt tief blicken." Er lachte, als wollte er dadurch die etwas unfeine Ver traulichkeit seines Wesen« entschuldigen. Ich erwiderte sein Lächeln nicht. Mich ärgerte sein Benehmen. Trotzdem mochte ich nickt mit dem Manne streiten, da man Kunstliebhabern immer ein wenig Nachsicht entgegenbringen muß. „Seien Sie vernünftig", sagte er. „Ich bin ganz verliebt in da« Bild und will Ihnen lvo Pfd. Strrl. dafür geben." „Ich verkaufe es nicht, selbst wenn Sie mir 1000 dafür böten." „Oho", sagte Mr. Congers. „Das Bild muß Ihnen sehr theuer sein." Da zum ersten Male öffnete Vaux die Lippen. „Du kannst Dir ja die Sache überlegen, Lindley", sagte er. „Wenn Mr. EongerS daS Bild nickt zu rasch brauchst, könntest Du ihm eine Kopie anfertigen!" „Ich brauche es sogleich", entgegnen Mr. Congers. „Wenn ich mir etwas in den Kopf gesetzt habe, bin ich immer in großer Ungeduld, bis mein Wunsch in Erfüllung gebt." Ich wollte ihm eben erwidern, daß ich einstweilen keine Abmachung mit ihm treffen könnte, als Vaux mir zuvorkam. „An das Bild knüpft sich eine sonderbare Geschichte, Mr. Congers", sagte er, „oder vielmehr an die Dame, die es dar stellt. Aus diesem Grunde will sich mein Freund nicht davon trennen." „Das ist ja sehr interessant. Darf man diese Geschichte kennen lernen?" Wieder wollte ich sprechen und ihm erwidern, daß er die Geschichte nicht zu wissen brauche — er gefiel mir mit jedem Moment weniger und weniger —, aber Vaux' Gesicht gebot mir Schweigen. Daher überließ ich meinem Freunde die Antwort auf des Fremden Frage. „Es ist eine lange Geschickte", sagte er, von seiner Staffelei znrücktretend und seine Arbeit aufmerksam betrachtend, — „aber, lieber Himmel! Lindley, wir baden beide unsere Einladung nach Kensington vergessen. Wir können noch zur Zeit da sein" — er sah nach seiner Uhr —, „wenn wir sofort hingehen. ES thut mir sehr leid, Mr. Congers, die Unter bandlungen so jäh abzubrechen, aber eS ist eine wichtige Verabredung, die wir in jedem Falle innehalten müssen. Könnten Sie eS vielleicht möglich machen, morgen wieder zukommen ? Zu jeder Zeit, die Ihnen paßt. Uns ist eS stets recht, welche Stunde Sie auch bestimmen. Dann will ich Ihnen die aanze Geschickte de« Bilde« erzählen und meinen Freund Lindley zu überred n suchen, eS Ihnen zu überlasien. DaS Bild hat wirklich keinen anderen Werth für ihn, als seine sonderbare Geschichte." Ich hatte Vaux noch nie so lebhaft gesehen. Gewöhnlich war er einer der schweigsamsten Menschen. Jetzt warf er seinen Pinsel fort, zog die Palette vom Daumen, entledigte sich seiner Blouse, Alles in solcher Eile, als hinge sein Leben von ihr ab. Hätte ich ihn nicht so genau gekannt, so würde ich geglaubt haben, er sei toll geworden. Beim besten Willen konnte ich mich keiner Verabredung, die wir in Kensington hatten, erinnern. Ich war jedoch vernünftig genug, zn schweigen, und Vaux allein daS Gespräch weiterfübren zu lassen. Mr. Congers war über die plötzlich veränderte Sach lage offenbar sehr erstaunt. Er sah von Vaux zu mir und von mir zu Vaux, als gäbe er sich Mübe, uns das Ge- heimniß von den Gesichtern abzulesen. Aber Vaux' Leb- bastigkeit ließ ihm keine Zeit, seine psychologischen Studien fortzusetzen. „Nicht wahr", sagte Vaux, „Sie kommen morgen? Zur selben Zeit, 4 Uhr? Sehr schön. Da können wir alles Nähere über das Bild abmachen. Lindley wird mit sich reden lassen und es Ibnen geben. Adieu, mein Herr. Besten Dant sür Ihren Besuch. IameS, führen Sie den Herrn hinaus." Er batte geschellt und der Diener war bereits im Atelier. Wen» Mr. Congers die Absicht gebabt batte, länger zu bleiben, so war das jetzt ein Ding der Unmöglichkeit. Trotz seiner Eile war Vaux sehr höflich gegen ihn gewesen und begleitete ihn auch jetzt mit böslichen Abschiedsworten zur Thür. Dann wandte er sich ins Zimmer zurück, warf sich in seinen Lehnstuhl und blieb stumm sitzen, bis er die Haus thür hinter dem scheidenden Gaste sich schließen hörte. Nun brach er in ein schallendes Gelächter aus. „Du machst wohl Vorstudien fürs Irrenhaus?" fragte ich halb zornig, halb belustigt. „In meiner Tollheit ist Methode", erwiderte Vaux. „Ich hoffe eS", antwortete ich. „Aber möchtest Du nur vielleicht den Grund nennen, auS welchem Du meinen Käufer forttriebst?" „Damit er wiederkommt. Wenn wir ihn heute hätten sein Geschäft beendigen lassen, würden wir ihn nie wieder gesehen haben." „Ich will ihn nicht Wiedersehen, wenn daS Geschäft erst beendet ist. Er ist mir im böchsten Grade unsympathisch." „Sein Benehmen hat allerdings nicht« Angenehmes. Aber nichts desto weniger ist er eine sehr interessante Persönlichkeit. Du konntest ihn nicht so genau beobachten wie ich. Als er Dir den Rücken gewandt batte und glaubte, es sähe ibn Keiner, nahmen seine Augen einen ganz eigenen Blick an." „Und welcher war das?" „Nun, genau der, den Du so treffend auf dem von der armen Frau zerstörten Bilde dargestellt hast." Ich fuhr zusammen. (Fortsetzung folgt.)
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