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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.07.1895
- Erscheinungsdatum
- 1895-07-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189507150
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18950715
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18950715
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1895
- Monat1895-07
- Tag1895-07-15
- Monat1895-07
- Jahr1895
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.07.1895
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S. 6ollr» 153,50 6. 88.— 6 53.— 6. 88.50 0. 157,75 8. 105,— 6. 147.^ O. 86.50 8. «5.— 8. 106.— 8. 188,— 8. 85.^ 8. 151,— 8. 301.— 6. «ill StUoic. 70.— 140.60 104,10 88,90 S5.3S 71.35, 45.50 83. 84,25 106,80 130.60 31.50 103,70 76,80 128 — 301,50 366 — 118,10 161,80 14425 153,- 114,50 >r.I 204.— 175.— 100,50 166,30 133,25 344.75 133.75 235.— 66,40 171.75 138,— da 34,20 318,85 216,80 318,80 l 87.— 89 — 384,72 147.SO 158.75 70.60 1L5.75 175 — 157,— 161,25 106,80 103.60 113,30 lllptsr. urtovv edlfs- kukrev >ll uv4 Vsllll- lllllllck« l-sxer s disr ll rur 7rotr t i!ii» !8cdsN > ÜLll. vodill s 8>cd lodsll, 8 Som >r «vr pstsr sick cdtsa D ee 38 «r, «sckea X> tx. llllS ollk ll»cd »cdr > «io t»<ir, ä Sie uv 8>cd S«v ll«ct> r,«v L« > d« llS„ lt88k S«r llllä 8t«ll Vezugd-Preis k» der Hauptexprdition oder den im Stadt bezirk und de» Vororten errichteten Au»- oabrstellen abgeh ott: vierteljährlich^ 4.50» bei zweimaliaer täglicher Zustellung inS Han» ^l 5.5L Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: viertel,Shrlich . Dtreet» Wgliche Kreuzbandlendun, i»A Ausland: monatlich 7.50. DieMorgen-Au-gabe erscheint täglichmit Aus. nähme «ach Sonn- und Festtagen '/,? Uhr, di« Abeud-LnSgabe Wochentag» 5 Uhr. Nedaction uv- Lrpe-ittou: Joh» ««rSgasfe 8. DieErpedition ist Wochentag» ununterbroche» geöffnet von st ütz 8 bi» Abend» 7 Uhr. Filialen: Otto »le«m - S-rtim. (Alfred Ha-«)» Uui'vrrsitätSstrahe 1, Laut» Lösche. Aat-arineustr. 1«, Part, und KüniaSplatz 7. ttmigerTagclilatt Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Kandels- und Geschäftsverkehr. Anzeigen Preis die 6 gespaltene Petitzeile 80 Psg. Reklamen unter dem RedactionSstrich <4 ge spalten) 50^Z, vor den Familiennachrichten (6 gespalten) 40 Größere Schriften laut unserem Preis, »erzeichniß. Tabellarischer und Ziffern^- nach höherem Tarif. Eptra»Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbefördernng 60.—, mlt Postbeförderung ^ 70.- ^unahmeschluß für Anzeigen: (nur Wochentags) Abend »Ausgabe: Vormittags 10 Uhr. Morgen.Ausgabe: Nachmittag» 4Uhr. Bei deu Filialen und Annahmestellen je ein, halbe Stunde früher. Anzeige« fiad stets an die Expedition zu richten. Druck «ud Verlag von E. Polz in Leipzig. Montag 1895. 89. Jahrgang Amtliche Bekanntmachungen. Lekanntmachung, die katholische Sirchenanlagc betreffend. Zur Deckung de» Bedarf» für die römisch-katholischen Kirchen der Erblande ist für da» laufende Jahr nach Maßgabe der vom Königlichen Ministerium des Cultus und öffentlichen Unterrichts erlassenen Bekanntmachung vom 1. vorigen Monats eine Parochial- anlage in Höhe von 20 Pfennigen von jeder Mark des normalmätziaen StaatseinkommensteucrsatzeS am Io. Juli dieses Jahres zu erheben. Die hierzu beitragspflichtigen katholischen Glaubensgenossen werden hierdurch aufgefordert, ihre Zahlungspflicht binnen drei Wochen, vom 15. dieses Monats ab gerechnet, bei den betreffenden Zahlstellen zu erfüllen, widrigenfalls nach Ablauf dieser Frist gegen die Säumigen da» vorgeschriebrne Beitreibungsverfahren eingeleitet werden wird. Leipzig, am 13. Juli 1895. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Frenzel. Versteigerung. Mittwoch, den 17. Juli 18V5, Barmittags '/,10 Uhr sollen im Nute Nr. 8 in Holzhaus«« die zum Nachlasse des ver- storbenen Gutsbesitzers Voltkrletl Läuurä AUller daselbst ge- hörigen Viehbestände, als: vier Pferde, sieben Kühe, ein Schwein, sechs Ferkel und ein Stamm Hühner, sowie die vorhandenen Futter- vorräthe öffentlich an den Meistbietenden gegen sofortige baare Zah lung durch das Unterzeichnete Gericht versteigert werden. Leipzig, den 10. Juli 1895. König!. Amtsgericht, Abth. V., 3. Spittel, A.-R. Häuscher. Der gefährlichste Feind. * Am Schluffe einer Besprechung des Artikels, mit dem daS Centralorgan der Socialdemokratie in Deutschland den Gedenktag der Emser Borgänge „feiert", wirft die „Post" die Frage auf, ob der Feind, den wir vor ZS Jahren nieder warfen, gefährlicher war, als der, der in solcher Weise die nationalen Empfindungen in einem großen Theile des deutschen Volkes ungestraft vergiften darf. Wir stehen nicht an, den Feind des Reiches und seiner Sicherheit, dem der „Vor wärts" als Sprachrohr dient, als den gefährlicheren zu be zeichnen. Die französischen Revancheapostel stacheln doch, wie sehr sie auch Hetzen, nur die Leidenschaften ihrer Landsleute gegen uns auf, während der „Vorwärts" nicht nur die Franzosen zum Rachekriege aufruft, sondern auch Millionen von Deutschen einzureden sucht, unsere west lichen Nachbarn würden im vollen Rechte sein, wenn sie „Genugthnung für EmS" forderten. Und wie weit übertreffen die „deutschen" Hetzer ihre französischen Genossen durch Verlogenheit und giftige Bosheit I Di« Letzteren gestehen doch wenigsten« zu, daß der Herzog von Gramont zum Kriege getrieben, unsere „deutschen" Hetzer dagegen laden alle Schuld auf den Fürsten BiSmarck und fälschen, um ihn desto sicherer gegen den „Mann mit dem leichten Herzen" in den schwärzesten Schatten zu stellen, die noch in frischer Er innerung vieler Tausende stehende Geschichte der Iulitage des Jahre« 1870 in der unerhörtesten Weise. So schildert der „Vorwärts" die damalige Lage folgendermaßen: „Heute vor 25 Jahren standen di« Menschen des Morgens auf, wie an anderen Tagen, denkend, daß es ein Tag sei, wie jeder andere Tag — «in Tag der Arbeit, de» Sorgens, der friedlichen Ruhe. Kein Gewitter stand am Himmel. Sin kleines Wölkchen im Südwesten — die spanische Throncandidatur eines Hohenzollern-Prinzen... Da, im Nu ändert, sich das Bild — blitzschnell wurde das Wölkchen zu einer mächtigen Gewitterwolke, deren Schooß im nächsten Augenblicke verheerende Blitze herabsenden konnte — mußte. Der plötzliche Wechsel war durch ein Blatt Papier hervorgerufen. Das war die Emser Depesche." Wir kennen kein französisches Blatt, in dem die Ent stehungsgeschichte deS Krieges von 1870/71 frecher entstellt wäre. Und damit die Jugend, die nicht aus eigener Erfahrung die Thatsachen kennt, um so wirksamer zum Hasse des „Fälschers der Emser Depesche" aufgereizt werden könne, wird diesem „Fälscher" angedichtet, er habe den Krieg provocirt, um Napoleon, dem er die Auslieferung des linken RbeinuferS für die Beihilfe bei der HinauSwerfung Oesterreichs aus Deutschland versprochen, um den ausbedungenen und zugesicherten Lohn betrügen und dadurch die Schande seines eigenen LandesverrathS aus löschen zu können. Aber das genügt dem „Vorwärts" noch lange nicht. Das könnte allerdings die Franzosen zu noch wilderem Hasse gegen den Einiger der deutschen Stämme und zu noch heißerem Rachedurst anreizen, aber es reicht nickt aus, die deutschen Arbeiter zu brüderlichen Gehilfen der Franzosen beim Rache- Werke zu machen. Ihr Haß gegen Bismarck muß daher auf das ganze Vaterland und seine Zustände gelenkt werden, die deshalb in folgender Weise verschimpft und ver lästert werden: „Gut dreißigtausend Millionen Mark sind seit 1871 in Frankreich und Deutschland für Armee und Flotte ausgegcben worden; und wie ein Mehlthau liegt es auf der inneren Entwickelung beider Länder. Die Freiheit geknebelt — Ausnahmegesetze hüben und drüben. Die tollsten Orgien des Mammonismus hüben und drüben — die grausamste Ausbeutung der Armen und die tollste Hochfahrt des prassenden Reichthums. Nichts für das Volk. Nichts für die Bildung. Der Glaube ans Recht zerstört, die Gewaltthat verherrlicht, die Gewalt- thätigkett als — Staalskunst gepriesen. Nichts für die allgemeine Wohlfahrt — schamloser Egoismus einer raubiustigen Minderheit, schamloser Tanz um da» goldene Kalb, schamloser CultuS des Ver- brecherthums — und Alles unter heuchlerischem Geplärr für „Religion, Ordnung und Sitte". Er, der Kleber, der 30 Jahre lang wie ein Tintenfisch mit seinen Saugarmen sich an die Macht anklammerte. der die Drohnen genannt „Millionäre" gewerbs- und fabrikmäßig züchtete, der daS Streberthum groß zog — er kennt die Errungen schaften des heilige» Kriegs — er kennt das ganze Geschäft, und den ganzen Schmutz." Wem daS nicht genügt, um ihn zu überzeugen, daß der innere Feind gefährlicher ist als der äußere, dem geschieht nur sein Recht, wenn diese Saat in blutige Halme schießt. Schon grünt sie üppig. Daß Derartiges 25 Jabre nach der glorreichen Erhebung AllkeutschlandS Millionen von Arbeitern, von denen Tausende auf den französischen Schlachtfeldern für das Vaterland gestritten und geblutet haben, gesagt werden darf, ohne daß die Redner da- Geschick fürchten müssen, dem im Juli 1870 in München der Redacteur deS „Vaterlandes" nur durch den Schutz der Polizei entging, zeigt unS die Größe der Gefahr, die durch das unermüdliche und ungestrafte Hetzen unserer inneren Reichsfeinde herauf beschworen ist. Daß kiese entarteten Glieder der Nation die französische Revanchelust nicht deshalb aufzustacheln und den deutschen Arbeitern den letzen Funken von Liebe zum Vaterlande nicht deshalb aus den Herzen zu reißen versuchen, um diese Arbeiter im Falle eines von Frankreich abermals vom Zaun gebrochenen RevanchekritgeS zur Abwehr des Angreifers an zufeuern, ist sonnenklar. Kein Wahnsinniger ist wahnsinnig genug, einen Feind heranzurufen und dem Angegriffenen die «Olk» — dl- bekämpfen zu belfen. Und wenn wirklich der politische so überverrückte Vorstellungen erzeugen könnte, gemeingefährlichen Träger an der Nation, die Menschen, die einem An sinn m einem Menschenhirne so wäre cs rin Frevel , solcher Gehirne frei herumlausen und berumpredigen zu lassen. In Frankreich - dessen sind wir sicher - würde man nicht zögern, mit rasfinirter Methode die deutsche Nation zu grisfSkriege aufzuhetzen und den !r°uz°sischen Ar -'t° n ?i- Vaterlandsliebe aus den Herzen zu «'ß-n suckt«,. n Narrenhäusern oder am Galgen unschädlich z machen. Höchst wahrscheinlich würde das L-tztere gesch-b-m Man glarlbt dort nicht an Wahnsinn, wenn d.e Merhode ° konsequent und rasfinirt zu Tage tritt und daS Z> unausgesetzten Hetzerei so handgreislich ,st. Man würde Vor leinen Augenblick bezweifeln, daß daS Streben, -men äußeren „Kladderadatsch" herbe.zufubren, von dem Wunsche geleitet wird, während dieses äußeren „Kladderadatsch den so oft geweissagten inneren mit fremder Unterstützung aus das Wirksamste in Scene setzen zu können. Und man ist dort nicht naiv genug, um vor lauter Eifer nach Aufspürung und Ahndung wirklich oder auch nur vermeintlich beabsichtigter Kränkung und Schädigung einzelner Personen oder Richtungen die Kränkung und Schädigung der ganze n N a tion, den scham los in breiter Ocffentliüikeit betriebenen, unendlich schlimmer als Straßenraub wirkenden Raub an dem Frieden und der Sicherheit des Vaterlandes zu übersehen. Mit wilder Freude werden dort die verbissensten Feinde der Sieger von Sadowa und Sedan erkennen, daß es bei uns so ganz anders Mit Jauchzen werden dort die Genossen unserer „deutschen" Vorkämpfer für den Zukunftsstaat inne werden, daß bei uns die berufenen Wächter der Sicherheit der bestehenden Staats und Gesellschaftsordnung gar nicht einmal Miene macken, das Reich vor einem Kriege zu schützen, zu welchem Glieder der eigenen Nation nicht nur aufreizen, sondern auch in voller Oeffenrlichkeit die Vorbereitung durch schamlose Verhetzung von Millionen gegen das Vaterland betreiben. Aber leider scheint es, als ob in Frankreich erst eine National sammlung für den „Vorwärts", „den besten Verbündeten der Republik und edelsten Vorkämpfer ihrer geheiligten An spräche auf Genugtbuung für Ems und Sedan", eingeleitct und in Paris der Ruf der Communisten: „Nach Berlin, um dort mit genossenschaftlicher Hilfe und durch den Krieg ge heiligten Mitteln den Zukunftsstaat aufzurichten", erschallen müßte, bevor dem deutschen Michel die Augen über seinen gefährlichsten Feind aufgehen I Politische Tagesschau. einzelnen Verkauf Bauern abgekauft wird, was er gerade ^nn übrig hat. Die Bauern müssen ihre Pro- kuciiön zusammenlegen, um größere Mengen und zwar liefcr- 'ar in marktgängiger Waare zu sicheren Fristen anbieten zu vnnen. DaS zu ermöglichen, ist Aufgabe der Genossenschafts bildung. ES versteht sich weiter, daß die Genossenschaft für eiche Lieferungen nur diejenige Theilmenge der gesammtcn Production aller Genossenschaften anbieten darf, die auch unter ungünstigsten Ernteverhältnissen geliefert werden kann. Die Sicherheit und Regelmäßigkeit der Lieferung ist für die Heeres verwaltung naturgemäß unerläßliche Voraussetzung jeder ge- sckästlichcn Abmachung, ist aber auf der andern Seite ein nickt zu unterschätzendes Moment bei der Preisgestaltung. o einfach und selbstverständlich dies Alles erscheint, so ver wunderlich ist eS aber auch, daß eine Organisation wie die res Bundes der Landwirthe zur Förderung derartiger Ab- chlüsse noch nicht daS Mindeste praktisch vorwärts gebracht bat. Wenn man derart anspruchsvoll mit der Bebaurtung auftritt, einzig und allein zu wissen, wo den Bauer der Schuh drückt und wie zu helfen sei, so bätte man doch unmittelbar nach den Auseinandersetzungen im Reickstag über diese Frage des direkten Bezugs durch die Reichsverwaltungsstellen die Gründung von Berkaussgcnossen- sckasle» aä Iroc betreiben müssen. Dabei hätte sich aber auch in einer besonderen Hinsicht die Probe aufs Exempel machen lassen. Immer wieder hört man ja die Betreuerung, daß das Interesse der großen und der kleinen Landwirthe unbedingt solidarisch sei. Nun wohl. Der größere Landwirth ist eS wohl überall, der die Genossenschaftsbildung anregen und mit durchführen muß; er wird hundertmal noch Mittel und Wege finden, hundert Centner Getreide freihändig zu verkaufen, wenn der kleine Landwirth mit einem Nestvorrath von zehn Centnern nirgends mehr anzukommen weiß, es sei denn zu einem erbärmlichen Preise. Wie trefflich könnte hier die Verkaussgenossenschaft die Solidarität zum Ausdruck bringen, wenn sie vorerst die kleinsten und kleinen Posten verkaussfähizer Waare vom kleineren Besitzer zusammenfaßte, um ihr einen preiswertsten Absatz zu sickern; oder wenn sie zum Mindesten den rationellen Antheil der Kleinen bei den Lieferungen so viel reichlicher bemessen würde, damit jedenfalls der Kleinbauer daS, was er überhaupt zu verkaufen bat, nickt hinter dem großen Besitzer her auf den freien Markt bringen muß. — Da aus dem Schooße des Bundes der Landwirthe heraus diese praktischen Wege nicht angeregt werden, ist es um so dankenswertster, daß unter Förderung der badischen Negierung nun ein erste- Beispiel thätiger Selbsthilfe geschaffen ist. Im Hinblick auf unsere * Leipzig, 15. Juli, am Sonnabend an dieser Stelle l Minister geäußerten Bemerkungen über die in Baden ins Leben gerufene Äctreidc-Absatz-Genoffcnschast werben wir darauf aufmerksam gemacht, daß solche Genossenschaften sich noch ein weitere« Verdienst erwerben könnten, wenn sie namentlich auch die Lieferung an die Proviantämter der Armee- CorpS-Verwaltungen für sich zu gewinnen suchten. Tatsächlich ist ja unsere Heeresverwaltung der größte Käufer am Getreidemarkte und zugleich der sicherste Zahler; überdies rin Käufer, der seinen Bedarf von Monat zu Monat aufs Genaueste im Voraus bemessen kann. Die neuer lichen Erklärungen deS preußischen Kriegsministers haben ja kund gemacht, daß auf Seiten dieser Verwaltungen jede Be reitwilligkeit besteht, den Bedarf für die Heerrsverpflrgung vom Producenten selbst rinzukaufen. Nur kann dies natürlich nicht in der Weise geschehen, daß jedem Nach einer sich hoffentlich bestätigenden Nachricht deö „Hann. Cour." aus Brüssel hat die belgische Regierung in Folge des wachsenden Widerstandes im eigenen Lager be schlossen, die Schulvorlage zu vertagen. Daß die Liberalen aller Richtungen und die Socialisten unversöhn liche Gegner deS Gesetzes, das die Schule und die Lehrer bedingungslos der katholischen Geistlichkeit ansliefert, seien, war der Regierung bekannt, daß in der Fractiou der klerikalen Reckten selbst sehr ernst zu nehmende Stimmen vor der Aufrechterhaltunz des Gesetzes, dessen Annahme eine revolulionaire Bewegung in Belgien Hervor rufen werde, warnen würden, hatte sie nickt erwartet. Namcnt- j lich der frühere Ministerpräsident Beernaert und der frühere "" ' re Lantshere haben sich wiederholt über das Gesetz sehr abfällig geäußert und es für einen großen Fehler erklärt; das Gleiche lhaten in der letzlen Sitzung der Fraktion Baron Notbomb, der Herzog von Ursel und die Abgeordneten von Brüssel und Antwerpen. Das muß die Regierung stutzig gemacht haben und für jene Brüsseler Nachricht spricht daher alle Wahrscheinlichkeit. Nach der am 11. Juli erfolgten Veröffentlichung deö Commissionsberichts über den Entwurf ist man erst zum vollen Bewußtsein von der Tragweite seiner einzelnen Bestimmungen gekommen. Sie besteht in nichts Geringerem als darin, daß die Bischöfe in der Tbat die Lebrer einsetzen und absetzen können, und daß der Schulunterricht völlig klerikalisirt wird, indem die konfessionslosen Gemeindeschulen keine Staats zuschüsse erlangen können, während sogar consessionclle, also unter dem geistlichen Regime stehende Privat- Feuilleton Haus Hardenberg. 3Sj R»i»aa von Ernst von Waldow. »rachdruck »»doten. (Schlu-.) ValeSka'S Busen bob und senkte sich stürmisch, sie war von so verschiedenartigen Empfindungen bewegt. Wenn sie einerseits gerührt war durch Hardenberg'« fast väterliche Sorge für sie, so war es ihr anderseits ein unendlich prin- liche« Gefühl, von seiner Großmuth abhängen zu sollen; endlich stieß sie hervor: „Wenn ich davon gewußt, würde ich nie meine Einwilligung dazu gegeben haben." „Da« glaube ich wohl, deshalb bandelte ich ohne Dein Wissen und wahrte Dein« Interessen." „Es ist mir aber furchtbar, von Hardenberg ein Geschenk anzunehmen, lieber —" „Hm — sei doch nicht närrisch — lieber möchtest Du wieder al« Erzieherin ia da« GoldstÜcker'sche oder in ein andere« Haus gehen — da« hast Du doch sagen wollen. Aber Dn hast vergessen, daß eS nur wenige Leute giebt, die Lust haben, eine geschiedene Frau in ihre Familie auf» zunebmen." Diese Worte, so kurz und trocken hrrauSgesagt" machten einen recht peinlichen Eindruck auf ValeSka, es war ihr, als sähe sie sich arm, gemieden, allein in der Welt — eint ge schiedene Fraul Und wenn sie tausendmal im Rechte war, man würde sie verleumden, anfeinden und bestenfalls be dauernd die Achseln zucken, wenn man von ihr sprach. Eine Pause entstand, nur daS trauliche Knistern der brennenden Holzscheite im Kamin machte sich hörbar. Da ward leise an die Thür gepocht. Weder ValeSka noch ihr Oheim beachteten eS. Erst als die Thür geöffnet wurde, fuhren sie auf: Hardenberg trat ein. Sein Antlitz war »war ernst, aber doch lag in den Zügen eine eigmthümliche Freudigkeit aus geprägt, wie ValeSka sie seit Wochen nicht mehr an ihm bemerkt. Erbach schritt ihm grüßend entgegen, wahrend ValeSka wie gebannt aus ihrem Platze am Kamin sitzen blieb. Dem Hauptmann die Hand schüttelnd, ging Hardenberg auf seine Frau zu, und deren Hand ergreifend, die sie ihm nur widerwillig überließ, sprach er in weichem, innigem Tone: „ValeSka, e< Wird von Dir abhängen, ob ich einer Sünderin vergeben kann, die mir eben ihr« Schuld reumüthig gestanden." „Ich verstehe Dich nicht.* Sie blickte wie traumbefangen zu ihm auf. „Desto besser wirst Du sie verstehen, der Du Mutter ge worden bist." „Renate!" Als hätte sie nur auf diesen Ruf gehört, so erschien da« junge Mädchen auf der Schwelle, den leichten Vorhang zur Seite schiebend, der sie vorher verdeckt. ValeSka war so überrascht, daß sie ihre Stieftochter an starrte wie eine Überirdische Erscheinung. Renate jedoch zuckte zusammen, als sie de« HauptmannS ansichtig wurde, und legte die Hände über daS Gesicht. Doch de« Vater« strenge Stimme machte ihrem Zögern ein Ende: „Muth, mein Kind, demüthlge Dich, wenn Du Vergebung erlangen willst. Onkel Dietrich kennt die Anklage, er mag nun auch Zeuge der Rechtfertigung sein." Mit einer letzten, gewaltsamen Anstrengung glitt Renate fast unhörbar über den dichten Teppich, der den Boden deckte, bis zu Valeska bin, und sich vor dieser nieder werfend, umspannt« sie schluchzend deren Kniee mit den Armen und rief: „O Mutter, verzieh mir, vergieb mir!" „Aber Liebling, komme doch zu Dir, fasse Dich, waS kannst Du arme« Kind denn verbrochen haben!" „Schwere«! Ich bin die Diebin der Schmucknadel, ent- wendete sie, al« Du, mir vertrauend, e» gestattetest, daß ick Deine Obrrinae mit denen de« FamilirnschmuckS vergleichen schob den Riegel von der Thür und öffnete so den Einbrechern das HauS — um —" ihre Stimme stockte und kaum vernehmlich fuhr sie fort — „um Lieutenant Saal- srldt heimlich dir Nadel zu übergeben." Valeska war wie zu Stein erstarrt, ja, hatte fi« denn recht gehört und war da« Mädchen überhaupt bei Sinnen? Endlich raffte sie sich zu der Frage auf: „Du gabst Viktor Saalstldt die Nadel — aber um Le-Himmel« willen — was ist D,r dieser Mann?" Einen Moment erhob Renate ihr thränenüberströmte« "" Sonnenstrahl, der matt durch Nebel, grwvlk bncht, zuckte r,n Lächeln über ihr« Züge: „Viktor ist mein Verlobter, Mama, wir lieben vn« and wollten nach England geben, um un« dort trauen zu lasse»." Di, junge Frau ließ die Hände sinken und blickte zu ihrem Gatten ans, der dicht neben sie getreten war. Er nickte zustimmend. gebeichtet'" ^ ^ L>«rrlh<iten „Und wir hielten sie immer noch für ein Kind" „Das war sehr unverständig, meine Liebe" meint» Hauptmann lächelnd, dem schon wieder ganz frei um» Her» geworden war. Dann machte er sich etwa« an dem Blumen! tisch zu schaffen und verließ leise da- Gemach. Nämlich eine seiner Leben-r.geln laut...: Sprich zu «ckt.r Z.st ünp schweige zu rechter Zeit. Und sie hatte ihm stets gute Frucht getragen. Hardenberg hatte kaum bemerkt, daß Onkel Dietrich sich entfernt, als er sich zu Valeska herabbeugte. „Nun Ballh — willst Du dem reuigen Kinde vergeben — willst Du bei un« bleiben?" Ein Schatten verdüsterte ihre Stirn. „Es war so schrecklich — dieser Verdacht — 0, wenn Du wüßtest, wie namenlos wehe Du mir gethan!" Renate weinte leise fort, daS Gesicht in der Mutter Schooß verborgen. „Denke daran, Vally, welche Qualen auch ich erlitten — sieh' mich an, bin ich nicht ein alter Mann geworden?" Ihre Blicke versenkten sich in einander, eS war, als könnten sie sich gar nicht trennen. Da legte Hardenberg leicht den Arm um die Schulter der jungen Frau und zog sie so mit sanfter Gewalt näher, ihr Haupt sank an seine Brust, sie fühlte da« ungestüme Klopfe» seines Herzens, und al« gäbe sie unwillkürlich einem Gedanken, der sie bewegte, Dort«, sagte sie vor sich hi«: „Und wenn ich auch vergeben kann — wer bürgt mir dafür, daß ich zu vergessen vermag? Daß nicht wieder solche Stürme den Ban unsere« Glücke« zerstören?" , . birgt Dir dasir!" flüsterte er, abgebrochen, leidenschaftlich bewegt, dicht an ihrem Ohr, „meine Liebe, ja Valeska, denn erst in dem S«ge»blick, wo ich Dich verlieren sollte, habe ich erkannt, wie tief, wie »ärrisch ich alter Thor Dich. ««,« schönes, junge« Weib lieb«! Und nicht allein mein eigen Herz und sein Kühlen sst mir klar bewußt ge worden, auch Deinen Werth Hab« ich erkannt, und nie soll em Zweifel mehr Dein Glück trübe«, da« schwvre ick Dir de, meiner ManneSehre!" Seine Lippen preßten sich auf die ihrigen, so innig und gluthvoll! Nicht einmal in den schönen Tagen deS Honig mond« hatte der Gatte sie so geküßt» und wieder kam da«
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