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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.07.1895
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1895-07-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18950730013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1895073001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1895073001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1895
- Monat1895-07
- Tag1895-07-30
- Monat1895-07
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BezugS-PreiS A H« -«-textzebttto« ob« tzeu 1« Gt-bt- »«ttl und dn, Vororten «Nichte»«, «,«. gabrsteve« «hg« holt: R«1elMrl»ch^l4/iO, bei «Rmalta» »gliche, Zustelluug in« Hau« >4 5^0. Durch dt« Post denogen für Deutschland and Oesterreich: vierlekjädrttch X S.—. Direct« »gliche Krenzbandieavung W »ußlaad: monatlich ^l IchO. Lr-artion uni Erpeditiv«: AohUNnesgafi« 8. Di« Expedition ist Wochentag« nnunterbroche» öffnet mm früh 8 bi« «bend« ? Uhr. /Malen: Ltt» A-««- e-rtt«. (Alfred HahttX llutversit-t-straß« 1, «-nt« ««s»e. K,tharinenstr. 14, Part, »ich -«»iOlplatz 7. aMerIlMblatt Anzeiger. Drgan fiir Politik, Localgeschichte, Handels- «nd GeschSftsmW. Unzeigen.PreiS die -gespaltene Petitzeile «0 Psg. Reklamen »nt«, dem Redaciionssirich ^ge spalten) 50^, vor den Familiennachrichiea (-gespalten) 40 Größer« Schriften laut »nserem Preis- vetzeichniß. Tabellartfch» «nd giffeknsatz nach höherem Tarif. Extra»Veil«,en (gefalzt), >»e mil der Liorgen-Ausgabe, ohne Postbefördernng «ch 6L—, Mit PostbesSrLerung ?0.--. AnnahmeschluK für Anjti-tn: (nur Wochentag«) Aiend-Au-gabe: vormittag« 10 Uhr. MargeN-A»-gabe: Nachmittag« 4 Uhr. Pet den Filialen und Annahmestellen je ein« halb« Stunde früher. Anzeige» find stet« an »i« Ertzetztrion zu richten. Drxl uiid Verlag von «. P-lz ln Leipzig. DienStag den 80. Juli 1895. 89. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. Die Audtve,Herstellung an der neuen «etverlleausstellttn,«- halle am Plaurn'schen Platze soll an einen Unternehmet verdungen werden. Die Bedingungen und Unterlagen für diese Arbeiten liegen in unserer Tlefbau-Verwaltung, Rathbau«, 3. Stockwerk, Zimmer Nr. 28 au- und können dort eingesehen oder gegen Entrichtung von 60 /H, die auch in Briefmarken eingesendet werden können, entnommen werden. Bezügliche Angebote sind versiegelt Mid Mit der Aufschrift: „Fnhwegherstellung an der neuen VewerdeauSstellungShalle" veriehen, in dem oben b«richneten Geschäftszimmer bis zum 6. August «S. I«. 6 Uhr Nachm, «inzureichen. Der Rath behült sich da« Recht vor, sämmtliche Angebot« ab« zulehnen. Leipzig, den LS. Juli 18SS. De« Aatbes der Stadt Leipzig Io. 3614. Strasteitbaudep«ttati-n. Bekanntmachung. Wir bringen hiermit zur öffentlichen Kenntniß, daß wir Herrn Referendar Otto Friedrich Täuzlcr als RathS-Referendar angestellt und am heutigen Tage in Pflicht genommen haben. Leipzig, den 39. Jnli 1895. I, 21^0 Der Rath der Stadt Leipzig. 1069 vr. Tröndlin. L. Ausschreibung. Für die Erbauung einer Feldscheune in Dösetier Flur am Probstheida-Dösener-Communicationswege soll die Ausführung bez. die Lieferung der erforderlichen Maurer- und Zimmerarbeiten an einen Unternehmer vergeben werden. Die Bedingungen und Arbeitsverzeichnisse sür diese Arbeiten, ebenso die Pläne u. s. w. liegen bei unserer Hochbau - Verwaltung, RathhauS, II. Obergeschoß, Zimmer Nt. 7, auS und können daselbst eingesehen, bez. auch die elfteren gegen Entrichtung der Gebühren im Betrage von 1,50 ^!, die auch in Briefmarken, unter Zuschlag des Rückportos, eingesandt werden können, entnommen werden. Die Angebote sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Feldscheune in Dvsener Flur" versehen, an obengenannter Stelle portofrei bi« zum k. Attgttst diese« Jahre« Vormittags 10 Uhr einzureichen. Der Rath behält sich die Auswahl unter den Bewerbern bez. die Theilung der Arbeiten und die Ablehnung sämmtlicher An gebote vor. Leipzig, am 87. Juli 1896. Der Rath der Stadt Leipzig. Id. 3619. Vr. Tröndlin. Ttz. Stockhoh-Verkauf. Im Connewitzer Revier sollen ca. 20V klar gemachte Wurzel Haufe» 4 Hausen 2 aus freier Hand abgegeben werden. Käufer wollen sich deshalb an den Reviervrrwalter Herrn Förster Zacharias in Leipzig»Connewitz, Brandstraße Nr. 66, I. Geschoß wenden. Ansuhre und Abtragen des Holze« kann auf Kosten der Käufer besorgt werden. Leipzig, am 26. Juli 1895. De» Rath« F-rstdeputatian. Die städtische Sparkasse beleiht Werthpapiere unter günstigen Bedingungen. Leipzig, den 1. Februar 1896. Die Spareaffen-Deputation. Jur Weiideuhehe. V Seitdrm vor einer Woche die „Nat.-Ztg.", befremdlich»- weise diese zuerst, in einem längeren Artikel über Fortschritte de« Panslawismus auch die friedlichen Wenden der sächsischen Lausitz, insbesondere di« katholischen verdächtigt hat, daß sie, von in Prag tschechisirten Priestern anfgehetzt, „nicht blos volitisch zum Panslawismus neigen, sondern auch kirchlich für ihn und damit für die griechisch- orthodoxe Confession starte Vorliebe zeigen", treibt sich diese Unwahrheit in den meisten Tagesblattern herum. Die „Nat.-Ztg." wendet nichts ein gegen die Auf- rechterhaltuna der wendischen Sprache und gegen die Ver tretung der Wenden auf Slawencongressen, r. B. auf dem von Moskau 1867, wo au« der preußischen Lausitz Duoman und Smolnar (richtig Smolet) erschienen seien, welche „von HauS au« allerdings so empörend germanische Namen wie Deutschmann und Schmaler" geführt hätten. Aber sie sieht eine Gefahr darin, daß auf den N. bis l3. August in Huska (Gaussig) bei Bautzen ein Fest der lausitzisch - sorbischen Jugend mit starker tschechischer Betheiligung au- Prag an gekündigt wird, besonder« aber darin, daß wendische Geist liche in der Stadt de« Nepomuk ausgebildet werden. Da die „Nat.-Ztg." ihre Anklagen gegen die katholischen Wenden der Lausitz durch die maßvolle Entgegnung des Herrn Bischofs Dr. Wahl, der selbst kein Wende ist, für noch nicht genügend zurückgewiesen erachtet, so mag cS noch einem evangelischen Lausitzer, der sich, obwohl ein geborener Deutscher, im August an dem „deutschfeindlichen" Treiben in Gaussig zu betheiugen gedenkt, gestattet sein, die Katholiken seiner Heimath mit gegen die Anschuldigungen vertheidigen zu helfen, die in so vielen Blättern kritiklose Aufnahme ge funden haben. Die tschechischen Blätter haben gewiß zum ersten Male die Würdigung erfahren, als Quelle für die Beurtheilung eineS mitten in Deutschland lebenden Völkchen- genommen zu werden, von welchem sie naturgemäß ganz falsche Vorstellungen haben; denn dem Tschechen ist es ein unmöglicher Gedanke, daß es Slawen geben soll, welche nicht alles Deutsche von ganzer Seele hassen. Dir Verhält nisse in der Wendri liegen so, daß wir Deutschen d«u Tschechen wahrlich den Spaß gönnen können, die ihnen an geborene Deutschenhetzerei auf die deutschgesinnten Wenden ausgedehnt zu wünschen; die Aufforderung an die tschechischen Studenten, sich an der wendischen slrkiLckrcMLolcL zu betheiligen, geht nämlich gar nicht von deutschfeindlichen wendischen Studenten aus (die giebt eS gar nicht), sondern von einem tschechischen Lehrer, der in der Lausitz wendische Sagen und Lieder gesammelt hat und sich oemüht, da« berechtigte Interesse der Tschechen darauf zu lenken. Aber unter den Wenden Propaganda für da« Tschechenthum, da« deutsch feindliche, zu treiben, kann nie Erfolg haben, weil die Wenden au«nahm«loS, gerade auch die katholischen, gut reichs deutsch und königstreu gesinnt sind. Daß die katholischen Wenden gewöhnlich mit der politischen Opposition ge stimmt hätten, schlägt der Wahrheit in« Gesicht: die Wahl kreis« der wendischen Lausitz, auch der katholischen, haben immer conservativ, nur zuletzt zum Theil antisemitisch, also auch reichstreu, gestimmt, und zwar mit einer Majorität, die im ganzen Reiche selten auf Seiten der NeichStreucn zu finden ist. am seltensten unter Katholiken; in der Lausitz hat noch Niemand daran gedacht, einen Centrumscandidaten auf zustellen. Wo bleibt also die nationale Gefahr, von welcher die Zeitungen reden?' Di. d" „ALU S,.w...°nx.ß du.»^ .. zu Deutschmann «"v , Begründer der ÄLd HW- die „Nat.-Ztg." zugestebt, d'nur der Erhaltung unaen der studireNden wendischen Jugsnv nur " v ^ d» 7"°° w'.° „nd der conservativen Parte,, der vw -w Bersamm- strebungen sich gegen di« Tlchech-n geltend machen souie. Daß die katholischen Pri.sterzöglinge d"« d" g ß slawischen Propaganda oder gar der Orthodox,epre.S^ seien, wird dadurch hinfällig, daß sie auf de sch anstalten gebildet werden; «S besteht in Prag «me Ar Alumnat für katholisch, sächsisch- Staatsang.hör'g.- da wendische katholische Seminar, weil für Wenden gegründet, in welchem es aber jetzt nur zehn Wenden g'-bsi von denen nur zwei da« deutsch« Prieftersrminar besuchen. D e übrigen sind noch auf dem deutschen Staat-gymnallum, wie viele von ibnen Priester werden, ist noch nickt bestimmen. Nach alledem zu schließen, wird wohl schwerlich oster als aller zwei Jahre durchschnittlich ein Wende als Diakon entlasse werden, und von diesen geben einzelne nickt einmal ^ch der Lausitz, sondern in ein deutsches Amt (m ^'pria z. D. giebt eS zwei Wenden unter der katholischen Geistlichkeit). Wir soll also von Prag au« eine Panslawisirung der Wenden möglich ' ' Wir leben in Gemeinschaft mit der „Nak.-Zta." der Hoffnung, da- di, hochsommerliche ^ Erhitzung mit dem Hochsommer vorübergehen wird; möge sich das deutsche Volk und insbesondere der deutsche Katholici-mn- ein Muster nehmen an brr echt deutschen Gesinnung der Wenden der sächsischen Lausitz, auch der Katholiken. D,e „Nat.-Ztg., aber und ihre Nachbeter, auch dir „Bautzener Nackrichlen , mögen sich die Müde ersparen, die Regierung zum Kampfe gegen einen illusorischen Feind aufzufordern. Lieb Vaterland, magst ruhig sein, die Wenden steh'n mit bei der Wacht am Rhein. .... Ein Artikel in der.Voss. Ztg." bringt übrigen« neue« Licht in das Dunkel der Wendenbetze. Weil die biederen Wenden sich von ihren Sitzen erheben, wenn eS gilt, den großen Helden der nationalen Einbeit Deutschlands zu ehren, wri sie im Bunde mit allen Patrioten der Regierung die Hand dazu reichen, die Mittel zum Schutze des be drohten Vaterlande« zu mehren, so sind sie die hassenS- wrrthen Gegner de« Freisinn« geworden, der seine Agita tion vergeblich auf sie gerichtet hat und nun, ohnmäckti die Faust in der Tasche, den unversehrten Gegner durc hinterlistige Verleumdung zu schädigen suckt. Es steht zu wünscken, daß trotzdem den Wenden der Friede ihreS politischen Leben« erhalten bleibt, wie bisher; denn dem Friedlichen muß man den Frieden lassen. Deutsches Reich. «- Leipzig- 29. Juli. Wir »halten folgende Zuschrift: Bon der Versammlung der deutschen HandelSkammer- Secrekaire in Nürnberg heimkehrend, finde ich im „VaIrl and"*), b-m Organ de- Conservativen Landesvereins, stnariffe gegen die nationalliberale Partei, di« mich um o medr in Verwunderung setzen, als wir gerade jetzt mit den Leitern dieser Partei in freundschafttichen Ver- »andlungen wegen de« Zusammengehen« bei den demnächstigen randtagSwahlen stehen. Der erste dieser Angriffe ist an die Wiedergabe meiner Mittbeilungen über die voraussichtliche Wiederwahl des Herrn Justizrath vr. Schill im 2. Leipziger Wahl weise angeknüpst und gipfelt in der Unterstellung, „die nationalliberale Parteileitung versuche einem ihrer Heißsporne da« Mandat zuzusckanzen"; „wie es hieß", fügt da« Blatt hinzu, um die offenbare Verleumdung zu bemänteln. Von jedem Mitglieds de« conservativen ParteivorstandcS hätte sich die Nevaction des Parteiorgan« die Gewißheit des Gegentheil« holen können, denn dieser ist ganz genau bekannt, daß wir von allem Anfang an die Wiederwahl Schill'« und nur diese in« Auge gefaßt und selbst jede Erörterung über den Ersatz, der für den Fall der Ablehnung nötbig werden würde, von der Hand gewiesen haben. Ich selbst habe mit Herrn Justizrath Schill wiederbolt verhandelt, ich selbst habe vurck Vernehmung mit Herrn Reppenbagen mich der Zustimmung der Handwerker versickert, ich selbst habe — und auch das könnte die Redaction deS „Vaterlands" wissen — die erwähnte Mitteilung veröffentlicht, daß die Annahme der Candidatur endlich als gesichert ru betrachten sei. Der zweite Angriff besteht in der Mittheilung, die National liberalen in Leipzig beabsichtigten eine große Tages zeitung als ossicielleS Parteiorgan erscheinen zu lassen, um, wir freundlich hinzugesügt wird, dem darniederliegenden Liberalismus wieder auf die Beine zu helfen. Die weiteren Liebenswürdigkeiten, die noch angesügt sind, lasse ich bei Seite. Ich stelle einfach fest, daß diese Mit teilung von Anfang bi« zu Ende au« der Luft gegriffen ist. Wir fühlen schlechterdings kein Bedürfniß, neben unserer monatlichen Correspondenz ein officielleS Partei organ zu besitzen; und am wenigsten wäre das Beispiel des „Vaterlands" geeignet, uns ans diesen Wea zu locken, denn eS scheint die augenblickliche Abwesenheit der Parteileiter nur zu benutzen, um auf eigene Faust eine Politik zu treiben, die mit den uns noch jüngst kundgegebenen Gesinnungen dieser Leiter im schroffsten Widerspruche steht. Da ich die obigen gehässigen Ausstreuungen nicht Wurzel fassen lassen möchte, so richte ich an Sie die Bitte, meine obige Erklärung baldmöglichst in Ihr geschätzte- Blatt auf- zunehmen. In vorzüglicher Hochachtung vr. Gensel, Vors, de- nationalliberalen Vereins f. d. Kgr. Sachsen." Wir selbst glauben hinrufügen zu sollen, daß daS hiesige Organ der Socialdemokralie dem zweiten Angriffe des conservativen Parteiorgan« mit innigem Behagen secundirt. Da« konnte da- „Vaterland" voraussehen und hat es zweifello« vorau-gesehen. —o. Chemnitz, 27. Juli. Hier fand vor einigen Tagen eine Sitzung deS Syndikats der Colonialgesellschaft für Süd-Afrika, Centralstelle Cbemnitz, statt, in welcher man den Beschluß faßte, die Constituirung der Gesellschaft *) Nr. 30 v. 86. d. M., S. 3, Sp. 2 u. 3. /-irrH-tsir« Aus großer Zeit. Erinnerung-blätter von Georg Bleysteiner. »1-<«dnick »nb»len. VM. Am Sonntag, den 31. Juli, Mittag-12 Uhr, versammelte König Wilhelm die sämmtlichen Minister vor seiner Abreise nochmal-, um ihnen ein ebenso herzliches wie ernste- Lebewohl zu sagen. Der König wiederholte den Ausdruck seiner großen Freude über den herrlichen einmüthigen Geist, der sich während der letzten Wochen im ganzen Vaterland« kundgegeben und wovon er so erhebende Beweise erhalten habe. Diesen Geist zu erhalten, werde dir Aufgabe der zurückbleibenden Minister sein, vor Allem wenn, wa- Gott verhüten wolle, Augenblicke eintreten sollten, wo die Nach richten vom Kriegsschauplätze ungünstiger lauteten. Preußen- Volk und Armee seien durch den beispiellos glücklichen Ver lauf der Kriege von 1864 und 1866 einigermaßen verwöhnt, man dürfe nicht annehmen, daß es auch in diesem Kriege ohne unglückliche Tage abgehen werde. Wenn solche r!n- trrten, dann werde sich der Ernst der jetzigen begeisterten Stimmung zu bewähren haben, um den im Feld« Kämpfenden und denen, die sie führen, eine rechte Stütze zu sein. — Am selben Tage erließ der König folgende Proclamation: „An Mein Volk! Indem Ich heute zur Armee gehe, um mit ihr für Deutschland- Ehre und für die Erhaltung unsrer höchsten Güter zu kämpfen, will Ich im Hinblick auf die einmüthige Erhebung Meine- Volke- eine Amnestie für politische Ver brechen und Vergehen ertheilen. Ich habe da- StaatS- ministerium beauftragt, Mir «inen Erlaß in diesem Sinne ru unterbreiten. Mein Volk weiß mit Mir, daß der FriedenS- oruch und die Feindschaft wahrhaftig nicht auf unsrer Seite war, aber hrrauSarfordert, sind wir entschlossen, gleich unfern Vätern und in fester Zuversicht auf Gott den Kampf zu besteben zur Errettung des Batrrlandr-I" Schon die äußer« Form diese- Erlasse- — schreibt heute die „Schief. Ztg." — läßt deutlich erkennen, daß der König selbst bei seiner Abfassung mitgewirkt hat. Vor Allem aber spricht sich di« Denkart König Wilhelm'- I. in den wenigen Sätzen dieser Kundgebung unverkennbar au«. Zunächst die HerzenSgüte, Dankbarkeit uud Bescheidenheit, die sich der große Kerrscher, der nie besiegte Heerkönig, auch auf der Höhe seiner gewaltigsten Erfolge bewahrt hat. Als ein Geschenk der Vorsehung nimmt er di« „einmüthige Erhebung" seine« Volke« entgegen. Wohl war er seiner Armee sicher; aber ein solcher Begeisterungssturm, wie er damals durch Preußen und Deutschland dahinbrauste, batte seine Erwartungen doch wohl übertroffen. Und sein nächste- Gefühl war Dank gegeu Gott und gegen sein Volk. Sein gütige- Herz wußte diesem Danke keinen anderen Ausdruck zu geben, als indem er Verzeihung übte an den verirrten Kindern seines Volke-, die seine weisen und gütigen Absichten verkannt und ihnen wider strebt hatten. Aber nicht nur Güte und Nachsicht spricht Sü den Worten de« König-, sondern zugleich die orleidigte Maje stät, das Bewußtsein der nationalen Ehre, zu deren Hüter er berufen war, und die feste Entschlossenheit, Alles zu wagen für diese Ehre und zur „Errettung de- Vaterlandes". Und einen wie schlichten Au-druck giebt der königliche Held diesen Gefühlen, indem er sagt, „daß der Friedensbruch und die Feindschaft wahrhaftig nickt auf unserer Seite war". Ist da- nicht ein Zeugniß von überwältigend überzeugender Kraft? Der alte König, in dessen Herzen kein Falsch war, sagt, daß der Frieden-bruch „wahrhaftig" nicht auf unserer Seite war. Beleidigt und empört, anklagend und voll lodernden Zorne- ruft er daS seinem Volke zu! Wie erbärmlich und verächtlich erscheinen gegenüber einem solchen Zeugnisse au- solchem Munde die elenden Verdächtigungen und Verdrehungen socialdemokratischrr Hetzer, die eifrig be strebt sind, unserem Volke seine erhabensten Erinnerungen zu beflecken I Am 31. Juli traf auch da- ostpreußische Kürassier- Regiment Nr. 3 in Berlin ein und wurde von seinem Chef, dem 86jährig«n Frldmarschall Grafen Wrangel begrüßt, der an die Officirre und Soldaten folgende Worte richtete: „Ich theil« dem Regiment mit, daß ich S«. Majestät den König in aller Untrrthäniakeit gebeten habe, den bevorstehenden Krieg al- gemeiner Kürassier mitmachen zu dürfen, auf welche Bitte ich vom Monarchen ein eigenhändige«, sehr buldvolle- Schreiben erhalten habe, woraus ich aber mit tiefer Wehmuth ersah, daß mein ehrfurcht-volle- Gesuch abgelehnt wurde. Sie, mein Oberst von Wintrrfeld, werden als krieg-kundiger Führer die tode-mutbigen ostprrußischen Nriterschaaren ,m heißen Kampfe zum Siege führen, und ich hege da- vertrauen, daß Sie auch ÄiegeStrophaen erringen werden; für diese setz« ich folgende Ehrenpreise fest: für die erste Kanone 60 Tbaler: für den ersten Avler 100 Thal», die ich hiermit in Ihre Hände lege." Hiernach »griff der Feldmarschall die Standarte ve- RegimentS und sagte: „Diese- heilige Panier haben Eure Väter bei EtogeS mit Dransetzunz ,breS Leben- au- de- Feinde- gewaltige» Händen gerettet und stet- den Sieg an liegen over eyrenvou zu >rerven veiiigire Pfncyr fe,. daraus umarmte er den RegimentScommandeur und reichte den Umstehenden die Hand. Man konnte e« ibm anseben, welchen Kampf e- ihm kostete, sich von seinen Kriegsgefährten trennen zu muffen; jedoch mit fester Stimme sagte er ihnen Lebe wohl, setzte sich zu Pferde und führte da- Regiment durch Berlin und da- Brandenburger Thor. Nachmittag- ging der König selbst nach dem Kriegsschau platz ab. Das „Königliche große Hauptquartier" wurde in 6 starken Extrarügen von Berlin nach Mainz befördert; eS zäblte trotz vielfacher Beschränkungen fast lOOO Köpfe. Im Gefolge befanden sich der Bundeskanzler Graf Bismarck, der Krieg-minister v. Roon, der Chef de« Generalstabes der Armee v. Moltke, ferner die Generale und Flügcladjntanten vom Dienst, die Beamten de- Kriegsministeriums, der beiden Cabinette, die Felvpolizei, die durch silberne Schilde, an einer Kette um den Hals angelegt, kenntlich war, die BundeSkanzlri, der große Generalstab, Feldpost, Feldtelegraphie ,c.; statt der herrschaftlichen Diener sah man nur Train-Soldaten. An allen Stationen, dir der endlo« erscheinende Babinug über Potsdam, Brandenburg, Magdeburg, Braunschweig. Hannover, Minden. Kamm, Düsseldorf, Bonn, Koblenz berührte, erwartete den König r,ne dichtgedrängte begeisterte Volksmenge! Tücher- schwenken, Jubelruf. Sraen«wünsche. einmüthiger Gesang der Lieder: „Heil Dir im Sieaerkranz!" „Ich bin ein Preuße". „Was ist de« Deutschen Vaterland?" und anderer Vater- andSlieder begleiteten den Zug auf seinem ganzen langen Wege. Auf den Feldern hatten sich in scheinbar unbewohnter weit ablirgenden Dörfern Helle Haufen versammelt; Böllerschüsse und Glockengeläute, jubelnder Zuruf der Be^ völkerung Überall. Den höchsten Grad erreichten die huldigenden ^^c^.bch G-bör zu verschaffen. Auch b'" SÄ! «unaufhörlich die „Wacht am Rhein". Da der Z g mit Rücksicht auf die ununterbrochenen TruppentranS- port. langsam fahren mußte, »reichte er erst am Morgen Grenzgebieten s^gte auf^die ^rklärunl ki." * n ^ °ur<h die unerwartete Krieg«- erklärung, d'e «bre.se aller Fremden, den sofort stockenden « » ^ ^ l.agrnden Gerüchte entstanden war. mit A ^ de« König« eine zuversichtliche Stimmung und Ruhe Gleich nach seiner Ankunft »ließ der König folgenden Tage« besehl: „An die Armee! Ganz Deutschland steht einmütbig in den Waffen gegen einen Nachbarstaat, der un« über raschend und ohne Grund den Krieg erklärt hat. Es gilt die Dertbeidiaung de« bedrohten Vaterlandes, unserer Ebre, des eigenen HerveS. Ich übernehme heute daS Commando über die gesammten Armeen und ziehe getrost in einen Kampf, den unsere Väter in gleicher Lage einst ruhmvoll bestanden. Mit Mir blickt daS ganze Vaterland vertrauensvoll auf Euch. Gott der Herr wird mit unserer gerechten Sache sein. Wilhelm." In den letzten Tagen deS Juli war der strategische Auf marsch der drei deutschen Armeen nach planmäßiger Mobil machung vollendet, und seine Beendigung wurde durch sofortigen energischen Vormarsch bezeichnet. Prinz Friedrich Karl ver legte am 30. Juli baS Hauptquartier seiner im Centrum der Operationslinie stehenden 2. Armee von Mainz westwärts. General v. Steinmetz führte die den rechten Flügel bildende l. Armee von Coblenz und dem Rheine ab auf die Linie Trier-Saarlouis-Saarbrücken. Kronprinz Friedrich Wilhelm begab sich nach Speyer und erließ hier am 3l. folgenden Armeebefehl: „Soldaten der dritten Armer! Von Seiner Majestät dem Könige von Preußen rum Oberbefehlshaber der dritten Armee ernannt, entbiete Ich den von heute ab unter Meinem Befehl vereinigten königl. preußischen, königl. Bayerischen, Königl. Württemberaischen und Großh. Badischen Truppen meinen Gruß. E« »füllt mich mit Stolz »nd Freude, an der Spitze der au« allen Gauen de« deutschen Vaterlandes vereinten Sohne für die gemeinsame nationale Sache, für deutsches Recht, für deutsche Ehre gegen den Feind zu ziehen. Wir gehen einem großen und schweren Kampf entgegen, aber m dem Bewußtsein unseres guten Recht« und im Vertrauen auf Eure Tapferkeit, Ausdauer und Manne-zucht ist un« der siegreiche Au«gang gewiß. So wollen wir denn auShalten in treu» Waffenbrüderschaft, um mit Gottes Hilfe unsere Fahnen zu neuen Siegen zu entfalten für de« geeinigten Deutschland- Ruhm und Frieden. Friedrich Wilhelm, Kronprinz von Preußen." Di« Gefahr eine« französischen Einfälle- konnte jetzt bereits als beseitigt gelten. Hätte Frankreich, wie e- gehofft, allein den Norddeutschen Bund sich gegenüber gehabt, so würde allem Anschein nach die Besetzung de- linksrheinischen Gebietes durch di« französische Armee den Anfang de- Kriege- gebildet Kaden. Die Haltung d» süddeutschen Staaten gab zuerst dem Kriege eine für Frankreich ungünstige Wendung. Ueber- rascht durch da- Festbalten dieser Länder an der Allianz mit dem Bunde, sab sich die französische Regierung zu einer Aenderung de« Krieg-plane« genöthigt. Der Kriegsschauplatz
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