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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.08.1895
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1895-08-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18950807013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1895080701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1895080701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1895
- Monat1895-08
- Tag1895-08-07
- Monat1895-08
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Träger« Schriften laut unserem Preis» Verzeichnis Tabellarischer und giffernsatz «ach höherem Tarif. Srtra, vellagen (gefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbefördrrimg 6tX—, mit Postbesürderuag 70.-'. Annahmeschluß sur Anzeigen: (nur Wochentag-) AbenL-AuSgabr: Vormittag- 10 Uhr. Margen-Au-gabe: Nachmittag« 4Uhr. vrt den Filialen und Annahmestellen je ein« halbe Stunde früher. Anzeige» sind stets an di« Ep-eöltion zu richten. Druck und Verlag von E. Polz f« Leipzig. ^- 378, Bestellungen auf Reiseabonnernents nimmt entgegen und führt für jede beliebige Zeitdauer aus lllv LxpeMIo» äv81-eiprlxer lÄgedlLlttzZ, Johannisgasie 8. Mittwoch den 7. August 1895. 8S. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Ausschreibung. Für den Neubau einer massiven Scheune auf dem StiftS- gnte Dösen bet Leipzig soll die Ausführung a. der Erd- und Maurerarbeiten, d. der Steinmetzarbeiten und v. der Zimmerarbeiten vergeben werden. Die Bedingungen und Arbeitsverzeichnisse für diese Arbeiten, ebenso die Pläne u. s. w. liegen bei unserer Hoch» bauverwaltung, Rathhaus. II. Obergeschoß, Zimmer Nr. 7, aus und können daselbst eingesehen, bez. auch die ersteren gegen Ent richtung der Gebühren im Betrage von 1 50 ^ zu a, — - 30 » » d und 1 - — - - o, die auch in Briefmarken, unter Zuschlag des Rückportos, eingesandt werden können, entnomnien werden. Die Angebote sind versiegelt und mit der Aufschrift: Stift-gut Dösen, Scheune, Erd- und Maurerarbeiten, bezw. - - » Steinmetzarbeiten, - - - Zimmerarbeiten versehen, an obengenannter Stelle portofrei bi- zum 16. August d. I., Vormittags 10 Uhr rinzureichen. Der Rath behält sich die Auswahl unter den Bewerbern, die Tbeilung der Arbeiten und die Ablehnung sämmtlicher Angebot« vor. Leipzig, am 6. August 1895. Ter Rath -er Stadt Leipzig. Id. 3733. vr. Tröndlin.Etz. Bekanntmachung. Nachdem die unter dem 19. vor. Mon. ausgeschriebenen An streicherarbeiten an verschiedenen Gebäuden des Vieh- und Schlacht hose» vergeben sind, werden die nicht berücksichtigten Bewerber ihres Angebotes hiermit entlassen. Leipzig, am 1. August 1895. 3?ö9 Der Rath der Stadt Leipzig. 1324. vr. Trändlin. Lindner. In Bekanntmachung. Die öffentlich ausgeschriebenen Erd-, Zimmerer-, Steinmetz-, Maurer-, Anstreicher- und MacadamiftruugSarbeitcn, sowie die Lieferung des eisernen Ueberbaues für die Rödelbrücke im Schleußiger Wege hier sind vergeben worden. Die unberücksichtigt gebliebenen Bewerber werden auS ihren Angeboten hierdurch entlasse». Leipzig, am 2. August 1895. Ter Rath der Stadt Leipzig. Id. 3634. vr. Tröndlin. Etz. Bekanntmachung. Mit Zustimmung der Herren Stadtverordneten haben wir be- schloffen, den Preis für zum Kochen und Heizen, sowie zu gewerb lichen Zwecken auS den städtischen Leitungen bezogenes Gas vom 1. Januar 1896 ab van 15 für den odm auf 12 licraözusetzen. Auskunft über etwa gewünschte Anschlüffe an die städtischen Gas leitungen wird in der Geschäftsstelle der Gasanstalten (Kurprinz- straße 14) während der GeschästSstunden ertheilt. Leipzig, den 2. August 1895. 3725 Der Rath der Stadt Leipzig. Ie. 1276. vr. Tröndlin. Aff. BtS. Deutschland und die Intervention in Mafien*). i. vr. X. Die Intervention deS „Dreibundes" in Ostasien bat seiner Zeit in der Presse eine sehr verschiedenartige Be- urtheilung erfahren. Biele Stimmen, die anfangs über die Beteiligung Deutschland« ungünstig urtheilten, verstummten jedoch angesichts der Thatsache, daß die „Action" von Erfolg bealeitet zu sein schien. Neuerdings scheint man im Hinblick aus gewisse Vorkommnisse wieder zu einer Verdammung der dainaliaen Politik zu neigen. In einer Beziebung aber dürfte schon jetzt Gewißheit herrschen: daß nämlich die Folgen jenes Schrittes sich auch zur Stunde noch nicht übersehen lassen und daß man die Tragweite desselben bisher «her unter- als überschätzt bat. Vor einigen Monaten, als der „Dreibund" noch nicht in *) In den Nummern 148 und 155 de« „Letpz. Tagebl." vom 22. und 26. März d. I. haben wir unter der Ueberschrift „Japan für dir Japaner" zwei Aussätze desselben Herrn Verfasser- vrr- öffentlicht, in denen dieser auf Grund seiner genauen Kenntniß der Japaner vor einer die Frucht ihrer Siege verkümmernden Inter- vention warnte. Er motivirte diese Warnung mit dein ohnehin starken Fremdrnhosse der Japaner, der durch eine solche Intervention noch mehr wachsen und un« mit politischen und wirthschoftltchen Gefahren durch dies,- mit unermüdlicher Zähigkeit nach der vor- Herrschaft in Ostasien strebend« Volk bedrohen würde. Wir zogen auS seine» hochinteressanten Angaben einen anderen Schluß, al« er; gerade weil die Japaner von un« nur »u lernen suchten, um un« politisch und wtrthjchaftlich mit Erfolg bekämpfen zu können, und gerade weil sie nach jener Vorherrschaft trachten, glaubten wir eine vorsichtige Jntervrutton befürworten zu sollen, welch« die japanischen Bäume nicht in den Himmel wachsen ließe. Dieser Ansicht sind wir auch jetzt noch, obgleich mancher ander« Befürworter der »hat- sächlich erfolgten Intervention inzwischen anderer Meinung geworden ist. Trotzdem sind wir dem Herrn Verfasser dankbar, daß er unS Gelegenheit girbt, auch seine Betrachtungen über die Folgen der Intervention mitzuthrtlen. Jedrnsoll« haben diese Betrachtungen den Vorzug, daß sie auf sorgsame Beobachtung sich gründen und sehr beachten-werthe Fingerzeige über da» enthalten, wa» dir deutsche Politik uach der Intervention im Auge behalteu muh. D. Red. d. ,^>«tpz. Tagebl." Sicht stand, wohl aber England sich bemüßigt fühlte, einer europäischen Intervention das Wort zu reden, hat der Schreiber dieser Zeilen nachdrücklich vor einer solchen gewarnt. Es geschah dies nicht sowohl auS völkerrechtlichen Gründen — obwohl sich in dieser Beziebung Manches balle sagen lassen — alS vom reinen Standpuncte der Jnteressenpolitik auS, der ja in praxi doch der allein maßgebende zu sein pflegt. Diese Warnung wurde vor Allem mit den Eigentümlichkeiten de« japanischen Nationalcharakters begründet, der bei seinem Fremdenhaß schließlich bei Verletzung seines Nationalgesübls auch vor einem Kampfe mit einer europäischen Macht nicht zurückschrecken würde. Eine Intervention schlöffe daher eine Gefährdung des Weltfriedens in sich und das europäische Interesse — abgesehen von Rußland — daran, ob Japan sein Gebiet etwas mehr oder weniger vergrößere, gebe nicht so weit, um deshalb einen weiteren Krieg zu provociren. Seither ist die Weltgeschichte einen Schritt weiter ge gangen. Die von England angeregte Intervention ist nicht zu Stande gekommen. England hat eine Schwenkung in seiner ostasiakischen Politik vollsührt, die ibm allem Anschein nach theuer zu stehen kommen wird*). Dagegen hat nach den japanisch-chinesischen Friedensverhandlungen der „Drei bund" in der bekannten Weise mit anscheinendem Erfolg intervenirt: die japanische Regierung hat Ja gesagt, wie die Japaner bekanntlich zu allem Ja sagen, auch wenn sie Ne » denken. Hierin glaubte die europäische Diplomatie einen Sieg zu erblicken. Es konnte ja in der That dem Fernerstebenden scheinen, als ob dadurch der Beweis geliefert sei, daß die Warnungen vor der Intervention einer übertriebenen Angst, einer Uederschäyung deS japanischen Nationalgesübls, ent sprungen seien. Daher glaubten auch Diejenigen, die sich im Anfang gefragt batten, was denn eigentlich Deutschland bei dieser Intervention zu rhun habe, in das Triumpbgeschrei mit einstimmen zu sollen: alles Vorgefallene schien ja durch den Erfolg vollkommen gerechtfertigt. Wer die Japaner und die ostasiatische Politik etwas genauer kannte, hat sich gewiß durch alles dieses nicht irre machen lasten. Aber auch bei der Allgemeinheit hak sich die Stimmung seither wieder gewandelt. Speciell für Deutsch land hat sich ein WermuthStropfen nach dem anderen in die anfängliche lautere Freude gemischt, die Sache bat einen recht bitteren Nachgeschmack bekommen, und e» ist wohl kaum zweifelhaft, daß die deutsche Politik ihren damaligen Schritt heute bereut. Denn die russisch-chinesische Anleihe ist für die deutsche Politik doch mindestens peinlich, die demonstrative Umgehung der deutschen Finanz ist, wie ein Blatt richtig bemerkt, „ein neues Glied in der Kette der russischen Rück sichtslosigkeiten gegen Deutschland." Wenn wir nach den Gründen fragen, die Deutschland zur Theilnahme am „Dreibund" bestimmt haben, so dürfte e« beute wohl zweifellos sein, daß wir diese nickt im fernen Osten zu suchen haben**). — Deutschland hatte gewiß keinerlei Interesse daran, die Japaner vom asiatischen Fesilanve sern- zuhalten. Die Haltung der deutschen Politik war offenbar einzig und allein von dem Wunsche dictirt, Rußland gefällig zu sein, und vor Allem eS zu verhindern, daß der neue „Zweibund" — Rußland und Frankreich — allein seine ersten Gehversuche mache ***). Dieser Wunsch war gewiß nicht un berechtigt) denn eS ist zweifelsohne eine Hauptaufgabe der deut schen Politik, sich mit Rußland auf einen guten Fuß zu stellen. Zwischen den beiden Völkern, welche die internationale Weltlage in erster Linie beherrschen, kann Deutschland die Wahl nicht schwer werden. Der Vergrößerung der Weltmachtstellung Deutschlands, der Ausbreitung deS deutschen Handels und der deutschen Industrie steht Überall nur ein Feind gegen- über, der daS Wachsen des deutschen Einflüsse« mit Miß trauen verfolgt, und daS ist England. Dank seiner notorischen Unzuverlässigkeit steht dieses England in der Politik glücklicher weise ziemlich isolirt da, und (ein Einfluß ist überall stark im Sinken begriffen — der Traum von d> r Vorherrschaft der anaelsächsischen Raffe dürfte wohl heute schon auSgeträumt sein. Dagegen besteht eigentlich keine Collision zwischen den russischen und den deutschen Interessen, und ein Anschluß an diesen Zukunftsstaat wäre gewiß für Deutschland das Naturgemäße — gewesen. Der Wunsch der deutschen Politik, sich Rußland zu der binden, war daher «in durchaus begreiflicher. Nur ist leider der dabei gewünschte Erfolg nicht eingetreten, und eS läßt sich nicht mehr leugnen, daß Deutschland mit seiner Einsicht von dem Werthe der russischen Freundschaft zu spät ge kommen ist. DaS Zusammengehen Rußlands mit Frankreich ist an- scheinend eine Tbatsache geworden, an der nichts mehr zu ändern ist. Und so war eS denn ein« verlorene Liebesmühe von Seiten Deutschlands, sich Rußland verpflichtet zu machen. Rußland bat bewiesen, daß eS die Rolle deS „Vielumworbenen" gut zu spielen versiebt, und eS setzt sich daher über etwaige Empfindlichkeiten seiner „Bewerber" ohne Weitere« hinweg. Diese Situation hat man in Deutschland zu begreifen an- gefangrn. So schrieb kürzlich die „Politische Correspondenz", man erwarte in Berlin einen Verzicht Rußland« auf seine *) Daß auf England nicht zu bauen ist, wissen die Japaner gerade so gut wie wir, und ihr« Nichtbetheiliguag au der „Aktion" de« „Dreibünde«" wird daher den Engländern zum mindesten nicht» nützen. Di« jetzige Annäherung Rußland» an Lhina bedeutet dagegen unter allen Umständen einen schweren Schlag für England. Der Bers. **) Vir glauben kaum, daß die Darstellungen de» Herrn von Brand, die zu unserer großen Verwunderung für einen so genauen Kenner der Verhältnisse etwa« «inseitig ausgefallen sind, für die deutsch» Politik maßgebend waren. Und der Einfluß der mit lieben«, würdiger Oberflächlichkeit gezeichneten Schilderungen de» Herrn von Hesse-Wartegg dürft, nicht weit reichen. D. Vers. ***) Dir Zeitungen haben seiner Zeit berichtet, daß auch inner- halb der deutschen Diplomatie die Ansicht über di« Zweckmäßigkeit der Theilnahme Deutschland» an der Intervention gethrilt war und daß sich sehr hervorragende Staatsmänner dagegen ausgesprochen hätten. Man habe diese Theilnahme durch Gründe der „hohen" europäischen Politik zu rechtfertigen gesucht. Deutschland habe besondern Anlaß, gegenüber Rußland gefällig zu sein, gewissermaßen o>« Entschädigung für da» Unrecht, da« Rußland durch Deutschland auf dem Berliner Eongreß erlitte» zu hoben behaupte. Ferner liege r« im deutschen Interesse, einen «eil in di, russisch-französische Allianz zu treiben. D. Vers. Intervention im Osten anschetnend eil« Deutschland zeichnen haben, dock der -'nz.ge durck seine Theilnahme an der „Action erreichen w , Gründe!*di7^ keiner Darlegung. Und sein „AUiirter § .. ^ auch wenn er „drüben" nicht „angesessen , g,'uß- daran ein Interesse, der W-lt se.n E'Nv'rnehmen m.t^Ru^ land zu documentiren. Beide haben ihre ' «> erreicht. Rußland hat in Asi-n e.nen -ug-nbl'ck.ckenS^ ersochlen, Frankreich bat, w-S eS ' u^dl.t on" w-mt land hat daS Zusehen. DaS Resultat d" „Action ! also zur Zeit für Rußland und Frankreich günstig, sur Deutschland ungünstig zu sein, wenngleich der Zweck, den deutsche Politik verfolgte, zweifellos rin guter war. Doch es bandelt sich in unserer Frage keineswegs nur um diesen politischen Augenblickserfolg. W.r mochten Vie Folgen der „Action" deS „Dreibundes" doch noch etwa« weiter ver folgen und uns die Frage vorlegen, Welche Bedeutung dieser Action" auf die zukünftige Gestaltung der ostastatilchen Verhältnisse zukommen dürfte. Wenngleich Deutschland den besonderen Zweck, der eS zur Tbe.lnabme an der Int», vention bestimmte, nicht erreicht hat, so nimmt man doch zur Stunde noch an, daß diese Intervention ,m Ganzen ihren Zweck erreicht habe: die Japaner baden la klein be.- gegeben. Wie nun aber, wenn dem nicht so Ware. Wenn d r Erfolg deS „Dreibundes" nur ein anscheinender gewesen wäre? Und wenn unsere Warnung vor den Folgen der Inter vention trotz Allen, keine überflüssige gewesen Ware? Daran, baß dieWarnuiigen vor einer Theilnahme Deutschland« begründet waren, besteht ja jetzt wohl kaum noch Zweifel. Aber daß überhaupt vor jeder Intervention gewarnt werden mutzte, da« wird man unS, so lange man noch an einen Erfolg der Intervention glaubt, nicht so ohne Weitere« zugeben. Um die Berechtigung auch dieser Warnung zu erweisen, muffen wir un« daber etwa- nach der Beschaffrnhe,t de« Erfolge«, den der „Dreibund" zu verzeichnen hat, umseben, und zu diesem Bebufe unS die Stimmung in Ostasien selbst — die nicht immer mit dem übereinstimmt, wa- man davon in den europäischen Eabineten sich vorspiegelt ein wenig °"8brend'?n"der ersten Zeit in Europa weiter nicht« be kannt wurde, als daß die japanische Regierung dem Drängen deS „Dreibünde-" nackgegeben habe, sind in den letzten Wochen doch auch Berichte herübergedrungen, die zeigen, daß nicht Alle« so glatt adgcgangen ist. E« ist feststehend, daß die japanische Regierung nicht nachgegeben hätte, wenn Ruß land seine Forderung allein vertreten hätte. Bei der herr schenden Stimmung wäre die japanische Regierung vor einem Kampfe mit Rußland kaum zurückgesch.eckt. Rußland hat seinen „Erfolg" nur der Mitwirkung der beiden andern Mächte zu verdanken und rS hätte daher allen Grund, auch Deutschland gegenüber dankbar zu sein. Vor einem Zu sammenstoß mit der Coalition dreier europäischer Groß mächte mußte die japanische Regierung sich unter allen Um ständen scheuen, eS blieb ihr nicht« Ändere« übrig, als zu deren Wünschen Ja und Amen zu sagen. Im Uebrigen durfte die Regierung denken: Kommt Zeit, kommt Rath! Wie aber denkt das japanische Volk? Eine den Japaner charakterisirende Eigenschaft ist die, daß er niemals auch die kleinste Beleidigung vergißt. Wenn auch ein Menschenalter darüber hingrht, er rechnet darauf, daß eine« Tage« die Stunde kommen wird» wo er Rache nehmen kann. Bei einem solchen Volke, da« so leidenschaftlich fühlt und da« daneben eine Eigenschaft vor allen anderen kennzeichnet: rin schrankenloser Patriotismus, ein National gefühl und ein Nationalstolz, aber auch eine Nationaleitelkeit, die ihre« Gleichen suchen, bei einem solchen Volke kann man sich Vorsteven, w,c tief e« erst Nationalbrleidigungen empfinden muß, wie tief hier da« Bedürfniß, ja der Drang nach Rache Wurzel fassen wirdl In Europa wird man niemals begreifen, wie eS möglich war, daß eine Frage, wie die der Vertragsrevision, ein ganzes Volk bi« in seine innerste Seele in Aufruhr versetzen konnte. DaS japanische Volk hat die Bestimmungen der ihm von den europäischen Mächten und Amerika aufgezwungenen Verträge stets al« eine National- beleidigung empfunden, und e- ist seit dem Abschluß der- selben kein Tag vergangen, wo e« nicht auf Racke gesonnen hat. Der Fremdenhaß ist unter diesen Verhältnissen stetig angewachsen. Der jetzige Krieg hat nun durch seinen glück lichen AuSgang da« schon ohnedem hochentwickelte National gefühl hoch anschwellen lasten. Da« japanische Volk, da« schon ohnedies Neigung hat, seine Kräfte zu überschätzen, hat von diesen Kräften jetzt eine ungemein Hohr Meinung er halten, der Fremdenhaß hat sich unter dem Einflüsse dieser St,mmuna erheblich gesteigert, und da, in diese Situation hinein, kommt dir Intervention de« „Dreibundes". Bedarf e« da noch einer Darlegung wie da« japanische Volk fühlt ?Mit Begeisterungwäre e« m den Kampf mit Rußland gezogen! Ist doch das Gefühl aegenübrr dieser Macht von jeher da« am wenigsten freund- schastliche gewesen. DaS Attentat eine« politischen Fanatikers argen das Leben de« jetzigen Zaren hat davon einen seiner Zeit b,S nach Europa gedrungenen Beweis geliefert. Doch eß handelte sich um Kampf nicht mit Rußland allein, sondern gleich mit drn starken Gegnern. Dieser Thatsache gegenüber mußt« allerdings der Rachrschrei dem japanischen Volke in der Kehle stecken bleiben. Angesicht« dieser Sachlage mußte d,e Nation ihrer R.gi.runa in ihrer nachgrbrnde^Haltung Recht geben, wahrend dieselbe Nachgiebigkeit unter ander.« Verhältnissen vielleicht eine Revolution im Lande entfesselt sich d" japanische Volk in Ueberein. stimmuvg Mit seiner Regierung: es wartet! D,e Japaner verstebrn da« Warten bester al» wir Europäer ,m täglichen und im politischen Lebem Sü! ha?.n »wissen Zeit genommen und sich in- zwischen systematisch zur Hebung ihrer Macht vorbereitet — europäisch gesprochen: sie haben sich dem Eultursortick,ri»t" »"gewandt. Auch jetzt sagen st. Allem Ja - und Lttn. Aber waS der Sinn ibreS Benehmen« ist, darüber brauchen wir unS den Kopf nicht zu zerbrechen. Die Japaner baden gefunden, daß die japanische Kriegsmacht zu Wasser und zu Lande unzulänglich sei. Wozu denn unzulänglich? Doch zweifellos nur, um die der japanischen Nation angethane Scbmach wieder auszulLscken! Nicht jetzt etwa; vielleicht überhaupt nickt schon zu unseren Lebzeiten. Aber dann, wenn die Stunde gekommen ist, wenn das „heilige Japan" stark genug geworden ist, um eS mit den „Tigern »no Wölfen Europas", die eS um die Früchte seines Sieges gebracht haben, anszunebmen. „Jeder Japaner muß im Innersten seines Herzens den Gedanken nähren, daß früher oder später Japan in Ccnflict mit den Großmächten grralhen wird. Mit diesem Gedanken stets im Auge, muß der Japaner mit un ermüdlichem Fleiße seinen Geschäften nachgeben, die Hilfs quellen und die Kraft seiner Nation erweitern, damit, was auch komme, daS Volk vorbereitet und gewappnet sei." So soll kürzlick Admiral Jto gesprochen baden. Und hochgestellte japanische Diplomaten haben es öffentlich ausgesprochen, daß die Lage eine geradezu gefährliche sei. Ohne die Coalition wäre eS vielleicht längst zu einer Revolution gekommen. So aber wird an Stelle der Revolution im Innern der Kampf nach Außen treten. Der „Dreibund" ist eS, der dazu den Zündstoff geliefert bat.*) Erdicht und in die Nähe gerückt wird die Gefahr durch die neuesten Vorgänge in Korea. Während des Krieges und nach dem Kriege waren die Koreaner die gehorsamen Schüler der Japaner; diese standen bei ihnen in hoher Achtung, ja sie wurden für unbesiegbar gehalten. Seit aber Japan die Abtretung der Halbinsel Liaotong zugestanden bat, haben sich die Verhältnisse wieder geändert, das Ansehen Japans ist gesunken, russische Jntriguen sind gesponnen worden, und ein Aufstand ist gegen die Japaner auSgebrochen. So könnte in dem asiatischen Bulgarien auch neuerdings wieder der Herd gelegen sein, von dem auS das Kriegsfeuer in die Welt ge schleudert wird. *) Zur weiteren Jllustrirung der in Japan herrschenden Volks stimmung erinnern wir hier an eine Correspondenz aus Aokohama, die die Runde durch verschiedene Zeitungen gemacht hat: „Der Friede ist nunmehr unterzeichnet. Wer aber mit den Verbal Missen Bescheid weiß, muß wissen, daß diese Ruhe nur eine Ruhe vor dem Sturme ist, welcher fürchterlicher daher fegen wird, als der frühere. Aus der Straße und in den Eisenbahnwaggons hört man von nicht» Anderem al» dem Kriege. Die Japaner können Rußland sein Einschreiten nicht vergessen. Selbst die größten Bra- marbaS wissen, daß Japan nicht gegen Rußland, Deutsch, land und Frankreich ankoinmen kann. Aber etwas Anderes ist eS gegen Rußland allein. Vom commandirenden General dis zum Straßenkehrer sind alle Japaner darüber einig, daß Japan Rußland bestrafen kann. . . . Der Haß der Japaner gegen Rußland kennt kaum eine Grenze. In Japan herrscht nur eine Furcht, Laß Ruß- land die Liaotong-Halbinsel besetzen will. Damit ist das Hauptziel des Krieges ja vereuelt. Aber Rußland wird die Halbinsel nicht ohne Kampf sein Eigcnthum nennen. Es wird kein Kinderspiel für Rußland sein. Mag Rußland in Panzerschiffen Japan auch über- legen sein, die japanischen Kreuzer besitzen größere Schnelligkeit." Weitere Einzelheiten enthält die „Japan Mail" vom 6. Juni d. I. D. Berf. Deutsches Reich. * Leipzig, 6. August. Vor einigen Tagen theilten wir auS der Rede Heinrich von Treilschke S-f), die bei der KriegS- ErinnerungSfeier der Berliner Universität gehalten wurde, eine Stelle mit, welche die kleinmeisterliche Kritik der „Feld herren der Schreibstube" geißelt. Denselben Gegenstand berührt der Mililairsckriftsteller Oberst von Zepelin in einer Besprechung, die wir im neuesten Hefte der „Deutschen Litteraturzeituna" finden. Es heißt dort: „Wenn beute bei dem naturgemäßen Interesse aller Kreise für daS Heer und die Geschichte der vaterländischen Kriege häufig aus der behaglichen Stille der Studirstube heraus unrichtige Urtheile über den Feld herrn und seine Entschlüsse gefällt werden, so liegt der Grund oft in der Unkenntniß der Friktionen deS Krieges, namentlich deS Momentes der Ungewißheit über die Lage und die Maßnahmen de- Feindes. Zur Herabminderung dieses Momente- dient in erster Linie d,e durch die Osficier- Patrouille vermittelte strategische Aufgabe der Cavalleric. Sehr richtig sagt der Verfasser (gemeint ist der Verfasser der Schrift „Die Officier-Patrouille", Herr von Kleist): „„Ohne eine ihrer strategischen Aufgabe gewachsene Cavallerie wird der Feldherr diese« Problem nicht lösen."" Einige kurze Erinnerungen an die Lehren unserer jüngsten Kriegsgeschichte werden die Richtigkeit dieses Satzes bestätigen: Am 2. Juli 1866 erfuhr die Heeresleitung erst durch den Ritt deS Majors von Unger, daß die ganze österreichische Armee bei König- grätz stände. Die in Folge dessen zweckentsprechend gegebenen Befehle fübrten zur entscheidenden Schlacht des nächsten Tage«. Am 2l.August t870 erfuhr man durch die Meldung deS MajorS Graf Strachwitz zuerst, daß die französische Armer, statt auf Paris zurückzugehen, sich im Lager bei ChalonS versammele. Am 24. August meldet» die 4. Cavallerie- Division, daß daS Lager geräumt sei, wodurch der Abmarsch aus ReimS wahrscheinlich wurde. Die in Folge dessen ge troffenen Maßnahmen führten zur Katastrophe von Sedan." Berlin, 6. August. Au- den zum Abschluß gelangten Rechnungen der beiden letzten EtatSiahre hat sich ergeben, daß dir jedesmaligen Etatsansätze für die Position, welche die Unterstützung von Familien der zu Friedens übungen einberufenen Mannschaften betrifft, zu hoch gegriffen waren. Nach den Abschlüssen der Reichsbauptcaffe war im Jahre 1898/94 an dieser Position die Summe von l 015 000-^,im Jahre 1894/95 eine solche von rund 480 000-6 gespart. Diese Verschiedenheit zwischen den Etatöansätzen und den wirklichen Ausgaben erklärt sich daraus, daß über die in Rede stebende Frage nickt die mindesten Erfahrungen und Anhaltspunkte Vorlagen. Man batte anfänglich darauf ge rechnet, daß da« Reich den Lieferung-Verbänden für die au« der Unterstützung der genannten Familien entstehenden Kosten . s) dSti dieser Gelegenheit sei bemerkt, daß Treitschke's Rede untl Titel „Zum Gedächtntß de« Großen Kriege-" soeb« "" Verlage von S. Hirzel (Leipzig, 0,60) erschienen ist. W haben bereit« mehrere Stellen au« der gedankenvollen, echt vatei ländlichen Red« nach den Berichten der Blätter wtedergegeben ,, wünichrn ihr die weitest« Verbreitung.
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