Suche löschen...
01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.08.1895
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1895-08-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18950808015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1895080801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1895080801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1895
- Monat1895-08
- Tag1895-08-08
- Monat1895-08
- Jahr1895
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Bezugs-Preis der Hauptexpedition oder den im Stadt bezirk und den Bororten errichteten Au», oavestellea abgeholt: vierteljährlich^, 4.40, bei zweimaliger täglicher Znstelluog in« Hau» 5.50. Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: viertestährlich ^l 6.—. Direct» tägliche kreuzbandsendung t»< Ausland: monatlich 7^0. Die Morgen-AuSgab« erscheint täglich mit Au», nahm« nach Sonn, und Festtagen '/,7 Uhk^ die Abend-Au-gabe Wochentag» 5 Uhr. Ne-action un- Lrpe-itio«: Johanne»«affe 8. Di«Expedition ist Wochentag» ununterbrochen geüffurt von früh 8 bi» Abend» 7 Uhr. Filialen: Ltto Me«« » Sortnn. (Alfre» Hahn), Uuiversitätsstraßr 1, Loni» Lösche. chothartneustr. 14, part. und Köniatplatz 7. ^-38«, Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. Da» 31. Stück des diesjährigen ReichSgesetzblattes ist bei un» eingegangen und wird bis zum 2. September VS. I». auf dem Rathhaussaale zur Einsichtnahme öffentlich aushängen. Dasselbe enthält: Nr. 2259. Verordnung, betreffend da» Verbot der Ausfuhr von Waffen und Schießbedars nach Aethiopien. Vom 27. Juli 1895. Leipzig, den 5. August 1895. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Tröndlin. Krumbiegel. Bekanntmachung. Wegen des Berlegens der Geleise der Elektrischen Straßenbahn wird die von der Waldstraßenbrücke nach dem Gohliser Wehr durch das Roseuthal führende Straße auf die Strecke von der Waldstraßen- brücke bis zur Abzweigung des nach der „Schleife" führenden Weges für den Fahr- und Reitverkehr bis aus Weiteres gesperrt. Leipzig, am 7. August 1895. Ter Rath der Stadt Leipzig. . vr. Tröndlin. Bekanntmachung. Wir bringen mit Bezug auf die von uns am 28. December v. Js. erlassene Bekanntmachung hiermit zur öffentlichen Kenntniß, daß die im Connewitzer Reviere im sogenannten Pfarrholze vor der Weißen Brücke an der Connewitzer Linie gelegene Lache nach wie vor mit Asche, Ausschachtungserde ohne Steine, Dünger, Kehricht und Schlamm bis aus Weiteres ausgefüllt werden kann, daß aber die in erwähnter Bekanntmachung für jedes zweispännige Fuder zu» gesicherte Entschädigung von 30 hinfort wcgfällt. Die Ablagerung von anderen Abfällen und Materialien aller Art an diesem Orte ist streng untersagt und werden Zuwiderhand lungen dagegen sowohl an Denjenigen, welche das Abladen besorgen, alS auch an Denjenigen, welche den Auftrag dazu rrtheilt haben, mit Geldstrafen bis zu 60 oder Haft bis zu 14 Tagen geahndet. Den Anordnungen des von uns angestellten Aufsehers ist be züglich des An- und AbfahrenS, sowie Abladrns unbedingt Folge zu leisten. Leipzig, den 5. August 1895. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Tröndlin. Hildebrandt. Werk- und Lagerplahverpachtung. Das zeither vom König!. Sächs. 10. Jnfanterie-Regiment Nr. 134 zu Exercir- und Schießübungen benutzte, der Stadtgemeinde Leipzig gehörige Areal hinter der Gasanstalt I soll von jetzt an zur Benutzung zu Werk- und Lagerplatzzwecken anderweit verpachtet werden. Ein Theil davon ist noch verfügbar, und Pachtlustige werden hiermit aufgesordert, ihre Pachtgebote mündlich oder schriftlich auf dem Rathhause, I. Obergeschoß, Zimmer Nr. 8, woselbst auch über die näheren Pachtbedingungen Auskunft ertheilt wird, abzugeben. Leipzig, den 5. August 1895. I» 3160. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Tröndlin. Krumbiegel. Bekanntmachung. Nachdem die in engerer Submission ausgeschriebenen Maler und Anstreicherarbeiten und das Firnissen der Fußboden- und Trepprnflächen in den städtischen Volksschulen vergeben worden sind, werden die nicht berücksichtigten Submittenten ihrer Angebote hierdurch entbunden. Leipzig, am 26. Juli 1895. Der SchulauSschntz der Stadt Leipzig. Walter. Bts. Deutschland un- die Intervention in Mafien. ii. vr. N. Kehren wir nunmehr, nachdem wir die Situation in Japan mit einigen Strichen beleuchtet haben, wieder zu der Frage nach dem Erfolge der „Action" deS „Dreibundes" zurück. Der anscheinende Erfolg derselben bestand darin, daß die japanische Regierung nachgegeben hat. Deckt sich nun dieser anscheinende Erfolg mit dem wirklichen „Erfolg?" Bei Weitem nicht! Die anscheinende Folge der Inter vention war ja ein Sieg. Der wirkliche „Erfolg" dieser glorreichen Tyat, bei der sich Drei gegen einen Kleinen zu sammen thaten, besteht aber darin, daß ein Zündstoff zum Kriege gesammelt worden ist, der so leicht nicht verlöschen wird. Ob man dies gerade als einen „Sieg" ausposaunen darf, bleibe vorläufig dahingestellt. Aber für die Freunde des Weltfriedens, die sich von Tag zu Tag mehren, kann darin nichts Tröstliches liegen. Hat denn die „Hobe" Politik, die über die Jnterventionsfrage seiner Zeit zu Rathe ge zogen worden ist, keinen der berathendeu Staatsmänner auf den Gedanken gebracht, daß die orientalischen Staaten auch für Europa eines Tages eine Gefahr bedeuten könnten, nicht nur wirtschaftlich, sondern auch politisch? Anscheinend nicht, denn sonst wäre, wer weiß, die Intervention vielleicht unterblieben. ES fehlt ja nicht an Stimmen, welche die von Osten her dem alten Europa drohende Gefahr erkennen, und eS ist gewiß richtig, wenn gesagt wird, daß alle europäischen Mächte ein Interesse daran haben, die Staaten im fernen Orient nicht zu stark werden zu lassen, da hierdurch ihre eigenen wirtschaftlichen Interessen bedroht werden. Ob aber das richtige Mittel gegen dieses orientalische Uebergewicht darin besteht, daß man durch Maßregeln wie die in Frage stehende Intervention vorgeht, da« dürfte denn doch mehr al» frag lich erscheinen. Die hohe Cultur und da« Rechtsgefühl der euro päischen Nationen sollten ihnen doch noch andere Mittel und Wege an die Hand geben. Neben den warnenden Stimmen, welche die Bedeutung der orientalischen Staaten für die Zukunft erkennen, fehlt eS aber leider auch heute noch nicht an solchen, welche in völliger Verkennung der dortigen Zustände den Osten einfach als ein zweite» Afrika betrachten, bei dessen Vertheilung da» so oft zu kurz gekommene Deutschland sich beeilen müßte, auf dem Plane zu erscheinen. Der an sich durchaus richtige Satz, daß Deutschland, wenn e» seine Stellung wahren wolle, Weltmachtspolitik treiben müsse, verleitet diese Leute zu ganz falschen Folgerungen: „Deutschland würde die Möglichkeit, jemals wieder eine solche Politik zu treiben, unweigerlich verloren haben, wenn eS bei der ersten Etappe »auf dem Wege der Machtvertheilung" in Ostasien die Rolle Morgen-Ausgabe. MMtr TilMM Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Donnerstag den 8. August 1895. deS autmüthigen Zuschauers hätte spielen wollen/' Daß eine Macht wie Deutschland sich nicht auf die letztere Rolle beschränken darf, versteht sich von selbst. Ob aber die Theil- nahme an der Intervention gerade die beste Art des DebutirenS war, möchten wir doch bezweifeln. Durch die Intervention ist der Zündstoff zum Kriege angesammelt worden, und die Gefahr eines Zusammenstoßes zwischen Orient und Occident, die für jeden weiterblickenden Politiker schon ohnedies gegeben war, ist dadurch in die Nabe gerückt. Dadurch hat man aber gerade das Gegentheil von Dem erreicht, waS man durch die „Action" erreichen wollte. Der Orient wird sich jetzt erst recht zu stärken suchen. Der Gedanke, daß die orientalischen Staaten es einmal wagen könnten, sich auch gegen europäische Mächte zu wenden, wenn auch znnäcdst nur in der Defensive, scheint unseren Poiilitern bisher nicht gekommen zu sein, geschweige denn der Gedanke an die Möglichkeit, daß ein solcher Widerstand von Erfolg gekrönt sein könnte. Und doch ist noch nicht aller Tage Abend, und es wäre daher verfrüht, auch über kommende Zeilen ein llrtheil abgeben zu wollen. Aber ganz abgesehen von der Frage, auf Westen Seite der Vortheil aus einem solchen Kampfe sich neigen würde: war es nicht ein Fehler, in unseren Tagen, wo so viel vom Weltfrieden und seiner Erhaltung die Rede ist, im Osten einen zukünftigen Kampf gewissermaßen zu provociren? Daß ein Staat wie Rußland, der überhaupt noch mit orientalischen Mitteln zu kämpfen gewohnt ist, in dieser Weise vorgeht, kann dabei weniger verwundern, als daß ein Staat wie Deutschland dieses Vorgeben nicht nur billigt, sondern sogar sich daran betheiligt. Mögen die russischen Staatsmänner noch so viele Gründe für ihr Verhalten gehabt und mag auch die japanische Regierung nothgedrungen sich den Wünschen des „Dreibundes" gefügt haben: für uns ist der einzige wirkliche undbleibende Erfolg derJnter- vention in Ostasien nur eine schwere Gefähr dung des Weltfriedens. Wenn wir aber somit die „Action" deS „Dreibundes" in Ostasien im Ganzen als ein Verhängniß betrachten, dessen Folgen zur Zeit noch unabsehbare sind, so ist es unsere Auf gabe, uns zu fragen, wie speciell Deutschland zu dieser ganzen Sache steht und welche Schritte die deutfche Regierung angesichts der Sachlage möglicherweise ins Auge fassen könnte. Seinen Zweck Rußland gegenüber hat Deutschland, wie wir gesehen baden, nicht erreicht. Auf der anoeren Seite hat sich daS Verhältniß Deutschlands zu Japan in Wirk lichkeit durch die Theilnabme an der Intervention nicht so sehr verschoben, wie eS den Anschein haben könnte. Der Haß deS japanischen Volkes richtet sich ziemlich unterschiedslos gegen alle Fremden, und man kann in dieser Beziehung sagen, daß England durch seine Nichtbetheiligung an der Intervention ebensowenig gewonnen, wie Deutschland durch seine Betbeiligung an derselben verloren hat. In den politisch gebildeten Kreisen Japans, die nicht allzu zahlreich sind, erscheint allerdings die Haltung Deutschlands, für das man von jeher die verhältnißmäßig größten Sympathien hegte, unbegreiflich und rälhsethaft*). Aber immerhin hat Deutsch land für die Zukunft freie Hand und unsere Frage spitzt sich daher vor Allem dahin zu, wie Deutschland von nun an den russischen Forderungen gegenüber sich verhalten wird. Daß Deutschland vor einigen Monaten, statt an der russischen Action theilzunehmen, bester gethan hätte, von der selben abzurathen, das zu betonen, hat jetzt keinen Zweck mehr; denn geschehene Dinge lasten sich nun einmal nicht ungeschehen machen. Aber um so wichtiger ist es, daß in der jetzt vorliegenden Frage keine Augenblickspolitik getrieben werde, und eS wäre wobl zu wünschen, daß unsere am Assessorismus leidende Negierung sich einmal entschließen könnte, in ostasiatischen Angelegenheiten nickt nur die „hohe Politik" zu befragen, sondern vor Allem Leute, die die dortigen Verhältnisse aus eigener Anschauung kennen. Was also tbun? priori giebt es verschiedene Wege. Der eine wäre der, auf dem einmal beschrittenen Wege wener zu schreiten und den russischen Ansprüchen, gleicbgiltig, ob sie gerechtfertigt sind oder nicht, auch weiterhin zur Seite zu stehen. Dieser Weg, der noch vor Kurzem von einer hervor ragenden Seite angeratben wurde, hätte nebenbei das Gute, daß vielleicht auch für Deutschland dabei etwas ab- fallen könnte, und die englisch-russische Raubgier könnte vielleicht den deutscben Adler zur Nachahmung reizen. Doch eS steht Wohl kaum zu befürchten, daß dieser Weg noch ernstlich in Frage kommen kann: daS Verhalten Rußlands schließt dies Wohl aus. Oder soll Deutschland etwa den entgegengesetzten Weg einschlagen und weiteren russischen Machlgelüsten entgegentrelen? Auch dieser Weg ist wohl ausgeschlossen, schon un Hinblick auf daS französisch-russische Einvernehmen. DaS Interesse am europäischen Frieden, da für uns demjenigen am asiatischen Frieden doch vorgeht, legt der deutschen Regierung in dieser Beziehung Zurück haltung auf. Auch eine Gegencoalition gegen eine eventuelle russisch-französisch.chinesische Entente, z. B. in Gemeinschaft mit England und Japan, wird sich nicht empfehlen, da ein Zusammengehen mit England in keinem Falle ersprießlich rft und Deutschland sich in keinem vermeidbaren Falle an einer Coalition gegen Rußland betheiligen darf. Es kommt also die dritte Alternative: die Arme zu verschränken und zuzusebrn. Die- entspricht aber in keiner Weise der Wellmachtstellung, die Deutschland heute rinnimmt, und e« paßt auch nicht gut zu der Rolle, die Deutschland in der Frage einmal zu spielen anaefangen hat. Die deutschen Interessen im fernen Osten erfordern immer hin ein gewisses Maß von Betbeiligung der deutschen Re gierung an den großen Fragen, die dort der Lösung harren. Diesen deutschen Interessen dürfte nun am besten dadurch gedient werden, daß Deutschland zunächst keine Partei nimmt, weder für Japan, noch für China, weder für Eng land, noch für Rußland. Durch eine solche unparteiische Stellung behält Deutschland r» in der Hand, in ent- *) Ein hochgestellter Japaner äußert« sich: „Nach so vielen Elogen, die wir während deS Kriege» von leitender Stelle in Berlin erhielten, plötzlich offene Antipathie, da» erkläre sich, wer kann. Deutschlands Interessen sind durch den Vertrag von Shimonosrki in keiner Weise tangirt. Die Sympathien kür Deutschland sind bei uns immer groß gewesen und wir haben da» auch durch Thaten bewiesen." D. Vers. Mnzeigen-PrelS die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfg. Reclame» unter demRrdaction-strich (»ge spalten) 50^4, vor den Familtennachrichten (6 gespalten) 40^. Größere Schriften laut unserem Preis- »rrjrichnib. Tabellarischer und Ziffernsatz nach höherem Tarif. Extra ^Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbefördenmg 60.—, mit Postbesördrrung 70c-*. Annalimeschluß für Anzeigen: (nur Wochentags) Abend-Ausgabe: Vormittag» 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittag» 4 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stund« früher. Anzeige« sind stet» an die Ertzetztrtaa zu richten. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. 8S. Jahrgang. scheidenden Augenblicken frei seine Meinung z werken obne daß ibm dies von einer Sette verbackt werc n kann. Die russischen Ansprüche, soweit Deusickland si vertreten hat, würden eine solche Meinungsäußerung nickt mehr provociren. Sobald dagegen weil ^ ,^c Gelüste da» erlaubte Maß überschreiten und d'e Grundsatz^ des Völkerrechts keine Beacktung wehr finden sollten, Deutschland, dem gegenüber Rußland e,n S-w'> 's Elw s Verpflichtung doch ruckt abschutleln kann, wobl m der lag s-.n, seine abmahnenoe Stimme zu erheben, Und oll - b - - wiker Erwarten kein Gebör finden, dann bliebe N'cktS And res übrig,als die Berufungemes internal-°n aien E°nür ,,es an den, zum ersten Male nebenden europattckeuNetten auck d-e orientaliicken Staate» eine — gleickberechngte zu sinken bauen. Es unterliegt keinem Zwe. r ' daß land sich hiergegen stränben wurde aber schließ >ch mutz es, wenn es als europäischer Staat be>>cben uill. g si Rü,-sichten ans ankere Staaten nehmen, unk es wäre da'er aus diesem Wege wenigstens eine Möglichkeit der snedliä^l Lösung ker Conflicte gegeben. Au, emsachere Weise wurde diese Lösung natürlich dadurch erzielt, batz Rußland n seinen Forderungen Maß hält und die Rechte de» siegreichen Japan wenigstens bis zu einem gewissen Grade achtet. Der hier angegebene Weg dürste wobt der einzige se , der der deutschen Regierung zu geben möglich ist. Zugleich bietet er aber auch die Gelegenheit, den Fehler, d« in der Tbeilnahme an der russischen Intervention in Ostasien tag. wieder gut zu macken, unv er entspricht im Uebrigen auch durchaus der Stellung, die das neue deutsche Reick m der Welt einnehmen will: seine Wetlmachtstelluug soll dem or>cd>.n unv der Gerechtigkeit dienen! Deutsches Reich. * Leipzig, 7. August. Wie wir der neuesten Nummer des „Militair-Wochenbl." entnehmen, sind wieder zwe. An- gehörige des „hohen Adels" als Officiere .„'N der Armee angestellt" worden, obne vorher irgend eine militalrijcke Aus bildung genossen zu haben. So wurde Prinz Prosper von Ärenberg als Sec.-Lieut. L I» suite deS Kur^-Regts. von Driesen (Wests.) Nr. 4, Prinz Emanuel zu Salm- Salm als Sec.-Lieut. ü la, suite des 2. Garde-Manen Rgis. mit Vorbehalt der Patentirung angestellt. — Eine derartige Privilegirung widerspricht mit gutem Grunde dem Rechts bewußtsein deS Volkes. Berlin, 7. August. Wenn eS sich bestätigen sollte, daß der Präsident de« ReichSversicherungSamles mit einer Geschickte der Arbeiterversicherungsgesetzgebung in Deutschland beschäftigt ist, so wird der Zeitpunkt des Erscheinens dieses verdienstlichen Werkes jedenfalls noch in keiner Weise fest bestimmt sein. Im gegenwärtigen Augen blick eine geschichtliche Darstellung des breitangelegten social- reformatorischen Schaffens unserer Gesetzgeber abzuschließen, hieße der Mit- und Nachwelt ein sehr unvollständiges Werk bieten. Es ließe sich wohl denken, daß im Reichs- versicherungSaml kelbst eine Denkschrift über den augenblicklichen Stand der erwähnten Gesetzgebung ent worfen würde, um dem Parlament vorgelegt zu werden, damit dieses einen übersichtlichen Blick über das weite Feld der nolhwendigen Nachträge, Verbesserungen, Vereinfachungen u. s. w. gewinne und sich demnächst williger entschließe, die Reform selbst zum Abschluß und unter ein heitliche Gesichtspuncte zu bringen. Aber eine Geschichte der Reform muß doch wohl Zeit haben, bis diese ergänzende und einheitlich gestaltende Tbätigkeit deS Parlaments auch voll bracht ist. Der Verfertigung einer solchen amtlichen Denk schrift dürfte um so mehr Las Wort zu reden sein, al» sie für die Gesetzgeber deS Auslandes nabezu unent behrlich ist, wenn anders wir erleben wollen, daß die großen Nachbarstaaten, deren Industrie uns den Stand am Weltmarkt besonders schwer macht, in ent schlossener Weise unserem Beispiele Nachfolgen und auch bei sich zu Hause den Unternehmergewinn um die Kosten der dringlichsten Arbeilerfürsorge kürzen, bezw. die ProductionS- kosten um diesen Betrag im Wege öffentlich-rechtlicher Ein richtungen verlbeuern. So dankenswert!) die mündliche Belehrung gewesen, welche namentlich auch der Präsident des Reichsversicherungsamtes dem Internationalen Congreß zu Mailand im Oktober v. I. hat zu Theil werden lassen, so erwünscht blieb doch eine gedruckte, daS gesprochene Wort überdauernde Belehrung über den von Deutschland bereits zurückgelegten und in Conseguenz der vollbrachten Leistungen noch geplanten Weg. Denn die noch zu erstrebenden Zielpunkte müssen besonders Hervorgeboben werden, wenn unser bahn brechendes Boraeben vor Mißdeutungen geschützt und seiner anspornenben Wirkungen sicher sein soll. Möglich auch, daß dann die Hemmnisse, welche dem Abschluß der Reform bei unS zu Lande ,m Wege stehen, sich leichter überwinden lassen. Wir denken hierbei vor Allem an den Widerstand, den der ParticulariSmuS jeder vernunftacmäßen einheitlichen Gestaltung de« grjammten BersicherunaSapparates ent- gegensetzt. Es wäre doch geradezu eine Schande für uns alle und jedenfalls «ine Satire auf die drrmalige Jubel stimmung Über die vor 25 Jahren errungene Einheit, wenn beispielsweise England jetzt unter Führung der siegreichen Unionisien auf die Bahnen der Arbeitervrrsicherung sich begäbe, um ohne Weitere« und wie etwa» Srlbstverständ- liche» die möglichst einheitlichen Formen zu ergreifen und dem gesammteu Plane zu Grunde zu legen. Aber auch die materiellen Interessen drängen un» auf diesen Weg. Was nützen alle bei Wahlen, bei der EtatSberathung, in Rechen schaftsberichten u. s. w. verlautenden Betheuerunaen der Parlamentarier, daß dir «erwaltungskosten der Arbeiter- Versicherung billiger, die Verwaltung selbst einsacker gestaltet werden muffe — wenn männiglich sich scheut den Erzpart,cular.sten auf den Le,b zu rücken, die allein im Wege waren, «ls bei der Berathung der Socialreform in ihren einzelnen Abschnitten d,e Unerläßliche Einheit de« Werke« erstrebt wurde, und die allein im Weae kein werden, wenn dies« Crntralisation nachbeffernder Weise Pa!te^b»?^' R'S'^ung. wi, die konservative surfen dieser Beziehung eine» kräftigen An stöße«, um vorwärt. zu kommen. Lie erster. nU uür dann in der Lage sein, einen brauchbaren Reorganisations gedanken zu finden und durcbzusübren, wenn sie sich aller Zaghaftigkeit gegenüber dem welfisch-pvlnisch-llerikalen Cen tum entscdlägt, und auch die conservative Partei wird erst dann im Stande sein, ihre den Bauern und Handwerkern vorgespiegetten Resormtalente wahr zu machen, wenn sie es aus eine noch so scharfe Auseinandersetzung mit dem erz- particularistischen Centrum ankommen läßt. Wie anders soll denn gerade das „Klebegesetz" wirklich verbessert werden, als daß man die particularistische Einrichtung der Landes versicherungsanstalten preisgiebt? Wie anders sollen die Markenkarlen und die Markenkleberei auS der Welt kommen, als dadurch, daß man den fortlaufenden Nachweis der Bersicherungspflicht durch Verwaltungsstellen führen läßt, die in regelmäßiger Folge die Versicherungsgebühr erheben, um sie einer Reicks Versicherungsanstalt züzuführen? Das ist billig und einfach, alles andere Verbessern bliebe Flick werk und wäre nicht des Aufhebens Werth. Wie nun, wenn das ReichSversicherungsami den Auftrag erhielte, die Tenkschrisl in der Richtung besonders zu pointiren, daß selbst die Wähler deS bayerischen Bauernbunees daraus entnehmen könnten, welchen erheblichen materiellen Schaden eS ihnen bereitet, daß sie blindlings hinter dem „Reicks- und Preußen sresser" vr. Sigt herlaufen? Hätte das erst seine gute Wirkung gelban, bann wäre es allerdings an der Zeit, eine Geschichte der socialen Versicherungsgesetzgedung im Reiche zu verfassen, sie wäre zugleich ein ruhmreiches Blatt unserer nalionaten Geschichte. * Berlin, 7. August, lieber die deutschen Kriegs- ErinncrungSfeiern wird einem schweizerischen Blatte, der „N. Zürch. Z.", von hier unter dein 4. d. MtS. ge schrieben: „Hier und da werden in, Lande schon seil Wochen kleine ErinnerungSseste von den dortigen Kriegervereinen gefeiert; so rer Tag der Kriegserklärung, der Mobil machung rc. Einigen dieser dörflichen Gebächtnißtage habe ick beigewobnt; sie waren höchst harmlos und frei von jedem chauvinistischen Beigeschmäcke. In der vergangenen Woche war ich aus dem flachen Lande in der Mark Brandenburg und Pommern, verkehrte mit Gutsbesitzern, Bauern, Pastoren, Lehrern, Arbeitern rc., kurzum mit allerlei ländlichem Volke. So wenig wie in der Stadl und in den Zeitungen war bei diesen Leuten eine chauvinistische oder kriegerische Stimmung zu verspüren. Die Leute, die vor 25 Jahren ihre gesunden Knochen und ihr Blut in die Schanze schlugen, haben natürlich einen gewissen Stolz darauf, sich dessen jetzt zu er innern. Im Uebrigen herrscht weder Haß noch Verachtung gegen die Franzosen, überwiegend ist das Gefühl: wir fürchten uns zwar nicht, Wenns wieder losgchen sollte, aber wenn uns die verflachten Kerle in Ruhe lassen, so ists doch für beide Tbeile am besten! Wenn wir der großen Schlackten gedenken, so feiern wir damit die blutige Opser- willigkeil der Gefallenen und die Geburt der lang ersehnten deutschen Einheit aus diesem Blute. Selbst uns freundlich gesinnte Stimmen im Auslaute haben hier und da gemeint, es wäre hübscher g.wesen, die Franzosen durch daS Kriegsjubiläum nicht zu tränken und zu reizen. Darauf darf wohl geantwortet werden: wie tief müßte das nationale Gefühl im deutschen Volke gesunken sein, wenn es einer so großen historischen Erinnerung, wie dem Krieg 1870/7 l mit seiner politischen Folge, der Auf richtung des Reiches, bereits nach fünfundzwanzig Jabren schlaffberzig auS dem Wege ginge? Wer daS deutsche Volk kennt ober sich nur ein wenig Mühe giebt, die Stim mung in Deutschland zu verstehen, kann ganz genau sehen, daß hier nicht die geringste Neigung herrscht, die Franzosen mit der Erinnerung zu demütbigen. Man freut sich einfach über einen gewaltigen Abschnitt in der eigenen Geschichte obne jeden hämischen Seitenblick über die Grenzen hinaus. Und wo wäre in der ganzen Welt ein Volk, das in gleichem Falle nicht Gleiches thäle? Aergern sich die Franzosen darüber, so mögen sie sich einmal ehrlich fragen, wie sie es wohl halten würden, wenn sie in unserer Haut steckten. Im Uebrigen giebts keinen ernsthaften Deutschen, der glaubt, die Nachbarn im Westen würden auch nur um einen Hauch freundlicher gegen uns sein, wenn wir auS Rücksicht aus ihre Gefühle unsere jetzigen JubiläumS-Feste unterließen." Berlin, 7. August. (Telegramm.) Der Behauptung eines Berichterstatters der Wiener „N. Fr. Pr." gegenüber, daß nach dem Besuche deS österreichisch-ungarischen Ministers des Auswärtigen Grafen GoluchowSkt bei dem deutschen Reichskanzler Fürste» Hohenlohe in Att-Aussee der Abschied der beiden Staatsmänner von einander einen sehr ge messenen Charakter getragen habe, bemerkt die „Nordd. Allgem. Htg.", diese Behauptung verfolge wahrscheinlich den Zweck, die Begegnung als eine kühle erscheinen zu lassen, und stellt ausdrücklich fest, daß die Begegnung mit derjenigen Herzlichkeit verlaufen ist, die der langjährigen persönlichen Bekanntschaft beider Staatsmänner und den herzlichen Be ziehungen beider Nachbarreiche entspricht. 88 Berlin, 7. August. (Privattelegramm.) Der Staatssecrrtair deS Reichsschatzamtes Gras von Posadowsky hält sich zur Zeit noch in Begleitung seiner Tochter zur Er holung in Tirol auf. Seiner Rückkehr nach Berlin wird in der zweiten Hälfte deS August entgegengesehen. §8 Berlin, 7. August. (Privattelegramm.) Hand- Werker-Bersammlunacn, in denen insbesondere auch über die Fragen der Zwangsorganisation debattirt werden wird, finden statt: Vom 8. bis 9. August in Wernigerode der Seiler- und Reepschläaerverband, vom 10. bis 12. August in Meißen der deutsche DreckSlertag, vom 18. bis 26. August in Köln der dieSiäbrige Verbandstag deutscher Schuhmacher-Innungen. Es folgt dann vom 7. bis 9. September der deutsche Stell macher- und Wagner-VerbandStag in Cassel, vom 8. bis lO. September der Delegirtentaa deS JnnungSverbandeS deutscher Baugewerksmrister in Straßburg i/E. und vom 17. bis 19. Oktober der deutsche Maler-BundeStag in Leipzig. — Wie die „Bolksztg." sich berichten läßt, soll die Absicht bestehen, im Anschluß an die Zulassung der Frauen zum ordnungsmäßigen Studium der Medicin, die so gut wie be schlossene Sache zu sein scheine, auch noch ein andere» Gebiet für die ErwerbSthätigkeit der Frauen zu eröffnen, nämlich da« de» Apothekenwrsen«.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite