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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.08.1895
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1895-08-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18950813017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1895081301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1895081301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1895
- Monat1895-08
- Tag1895-08-13
- Monat1895-08
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Bezugs-Preis t» der Hanptexpeditton oder den im Stadt« bezirk und de» Vororte« errichteten Au», oabrslelle» ab geholt: vierteljährlich t.50. bet »wetmaliaer täglicher Zustellung in» Hau» v.bO. Durch die Post bezogen für Deutschland uud Oesterreich: viertel,ährtich X S.—. Dirrrte täglich« Kreuzbandjeuduug t>ü Lulland: monatlich 7.50. Die Morgen-AnSgabe erscheint täglich mit AuS» uahme nach Sonn« und Festtagen '/,? Uhe^ dt« Abend->»«gab« Wochentag« b Uhr. Lrdactton »n- Lrpe-itio»; J«hanne»gasse 8. Dtelrprdllion ist Wochentag» nnunterbroche» geäsfuet von früh 8 bi» Abend» 7 Uhr. Filiale«: vtt» Klem»'» Larit«. (Alfred Hatz»)» Universität-strahe 1, . Laut» Lösche, Katharinenslr. 14, part. und KSnigßvlatz 7. Morgen-Ausgabe tiMgerIageblm Auzeiger. Organ fiir Politik, Localgeschichte, Handels- un^eMsverW. ^- 388. Amtliche Bekanntmachungen. Werk- und Laqerplahverpachtung. Da» zeither vom Königl. Sachs. 10. Jnfanterie-Regiment Nr. 134 zu Exercir« und Schießübunaen benutzte, der Stadtgemrinde Leipzig gehönge Areal hinter der Gasanstalt I soll von jetzt an zur Be nutzung zu Werk« und Lagerplatzzwecken anderweit verpachtet werden. Ein Theil davon ist noch verfügbar und Pachtluslige werden hiermit anfgefordert» ihre Pachtgebote mündlich oder schriftlich auf dem Rathhause, I. Obergeschoß, Zimmer Nr. 8, woselbst auch über die näheren Pachtbedingungen Auskunft ertheilt wird, abzugeben. Leipzig, den 12. August 1895. Der Math der Stadt Leipzig. In. 3160. vr. Trän dl in. Krumbiegel. Gesucht wird der am 4. Oktober 1869 in Frankenthal, Krei» BreSlau, ge boren« Papierschläger Friedrich Hermann Stahn, welcher zur Fürsorge für seine Familie anzuhalten ist. Leipzig, den 10. August 1895. Der Rath der Stadt Leipzig. 4613 Armenamt. 3t». 817. 4.-K. II. I. Nr. 3461 Hentfchel. Kaniß. Erledigt hat sich unsere Bekanntmachung vom 14. Mai 1895, den am 3. Juni 1854 in Jöhstadt geborenen Zünmermann Earl Friedrich Bernhard Augustin betreffend. Leipzig, den 9. August 1895. Der Rath der Stadt Leipzig. Armenamt. L. R. H, 8, Nr. 1347». Hentfchel. Röselmüller. Die städtische Sparkasse beleiht Werthpapiere unter günstigen Bedingungen. Leipzig, den 1. Februar 1895. Die Sparcassen-Tepntation. Unbekannter Leichnam. Am Nachmittage des 8. d. MtS. ist im Rosenthale unweit der FriedenSeiche ein unbekannter Manu erhängt aufgefundeu und polizeilich aufgehoben worden. Wir bitten um schleunige Mittheilung etwaiger Wahrnehmungen, die zur Ermittelung der Persönlichkeit deS Verstorbenen, dessen Be- schreibung hierunter ersichtlich ist, dienen können. Leipzig, den 10. August 1895. Das Polizeiamt der Stadt Leipzig. IV. 4649. Bretschueider. Ggmllr. Person-Beschreibung. Stand: anscheinend Kellner oder Lohndiener; ca. 65 Jahre alt; Größe 1,69 w; Figur: mittel: Haare: grau; Augen: grau; Nase: gebogen: Mund: gewöhnlich; Zähne: defect; Bart: grauer Loteletten bart: Gesicht: länglich. Kleidung: ein schwarzer Kammgarnanzug, steifer Filzhut gez. Firma „widert Loäv, Ooslur, LudokoLtrasgs 33", Brille mit Futteral gez. Firma „Danber, IHprig", weißes Taschentuch gez. Ä. 8. 6, weiße Unterhosen, weißes leinenes Oberhemd, graues Trikothemd, schwarzer Knotenschlips, rindslederne Schaftstiefeln, braunwollene Socken, graue Gurthosenträger. Die Lestedelung der tropischen Gebiete Afrikas bildete einen der vornehmsten Gegenstände der Tagesordnung, welche der eben beendete 6. internationale Geographen- Congreß zu erledigen hatte. Das Referat erstattete ein Engländer, Sir John Kirk. So beachtenSwerth die von ihm aufgestellten Leitsätze wie die Darlegungen zu jedem einzelnen Satze waren, so echt englisch die hiervon aus gehende Bezugnahme auf die praktischen Verhältnisse. Wenn auch die letztere unanfechtbar wäre, dann besäße eben nur England afrikanisches Gebiet, dessen Besiedelung einige Aus sicht gewähren könnte. Allenfalls läßt er das deutsche Ge biet von Südwestafrika als geeignet zur Colonisation gelten, nur sei eS schlecht zugänglich. Besonders hebt er aber das große Hochland von Britlsch-Ostafrika hervor; es liege 5000 bis 7000 englische Fuß hoch, sei kühl und gesund. Daß die südliche Hälfte des großen Hochlandes, von dem hier die Rede ist, in daS deutschostafrikanische Schutzgebiet hereinragt und genau dieselben klimatischen und kulturellen Vorbedingungen der Besiedelung erfüllt, hätte Sir John Kirk einem internationalen Congreß nicht zu verschweigen brauchen. Doch dafür ist er Engländer. In wissenschaftlicher Hinsicht hat er sich aber zweiselloS ein Verdienst erworben, indem er diejenigen Punkte präciS zusammenfaßte, die für die Besiedelungsfähigkeit tropischen Gebiete» in Afrika allgemein gelten müssen. Er verweist auf die Thatsache, daß auch in anderen Welttheilen tropische Gebiete sich al» geeignete» BesiedeluugSgebiet für den Europäer bewährt haben, und stellt hiernach als ersten Satz auf, daß nur diejenigen Tropengebiete Afrikas, deren Klima dem jener anderen Tropenstriche „möglichst ähnlich" ist, für BestedelungSzwecke überhaupt in Betracht kommen können. Wenn wir diesen Satz für alle deutsche Unternehmung bedingungslos anerkennen, sollten wir doch endlich gegen die Verdächtigung geschützt sein, als redeten wir allen möglichen tollkühnen und aussichtslosen ColonisationSgevanken das Wort. Aber freilich, die Gegner, mit denen wir im Verfolg der deutschen Colonialpolitik zunächst zu rechnen haben, sind — Deutsche, und zwar von solcher Art, daß sie weder von internationalen wissenschaftlichen Congrefsen, noch von einem so ausgeprägten Nationalbewußtseiu, wie dem de» Sir John Kirk, etwa» lernen wollen. Nichtsdestoweniger möchten wir dem ersten Leitsatz diese» Manne» ausdrücklich zugestimmt haben, womit also für die gesammten Küsten gebiete deS tropischen Afrika die Möglichkeit der Besiedelung durch Weiße ein für alle Mal als ausgeschlossen gilt. Sir John Kirk bezieht hierein auch alle binnenländischen Gebiete, soweit sie unter 5006 Fuß engl, gelegen sind. Wie weit hier Ausnahmen zulässig sind, wird sich erst feststellen lassen, wenn die wissenschaftliche Erforschung CentralafrikaS vollendet ist, und darüber mögen wohl noch Jahrzehnte ver gehen. Aber bi» dahin mag auch die BesiedelungSgrenze bei 5000 Fuß englisch anerkannt sein, zumal da sie durch den »weiten Leitsatz Kirk« bestätigt und erhärtet wird, welcher lautet; die Malaria darf nicht bö-artig auftreten. Ntizeigerr-Preis die 6 gespaltene Petitzeile 30 Pfg. Reklamen unter demRedactioiisstrich l4ge- spalten) 50/H, vor den Familirnnachrichtrn (6 gespalten) 40^. Größere Schriften laut unserem Preis, verzeichniß. Tabellarischer und Zissernfa- »ach höherem Tarif. Extra»veilagen (gefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbefördernna 60.—, mit Postbesörderung ^ 70.-x Annahmeschluß für Anreizen: (nur Wochentag-) Abend-Ausgabe: Vormittag- 10 Uhr. Morge n-Ausgabe: Nachmittag- 4 Uhr. vet den Filialen und Annahmestellen je ein, halbe Stunde früher. Anzetgeu sind stet» an di« Expedition zu richten. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. Dienstag den 13. August 1895. 89. Jahrgang. DaS mag in allen bis jetzt erforschten Niederzebieten ohne Ausnahme der Fall sein. Indessen bleiben auch dann noch Hochgebiete deS unter den Tropen gelegenen Afrikas übrig, die an sich von sehr beträchtlicher Ausdehnung sind, wenn sie auch nur einen kleinen Theil des gesammten Continents bedeuten. Doch stellt nun für diese besiedelungsfähigen Gebiete Sir John Kirk in den folgenden Leitsätzen die Bedingungen auf, unter denen eine Besiedelung mit materiellem Erfolge geschehen kann. Um in dieser Hinsicht eine europäische Ansiedelung erfolgreich zu machen, muß die an sich besiedelungsfähige Gegend mehr als den bloßen Lebensunterhalt der Ansiedler versprechen können. Also es müssen Bodenschätze vorhanden oder sonstige Erzeugnisse möglich sein, die dem Ansiedler einen ertragreichen Handelsverkehr nach auswärts ermöglichen. Und weiterhin muß die Gegend mit solchen mineralischen rc. Reichthümern genügend ausgedehnt sein, damit die Colonie groß genug geschaffen werden kann, um sich auch selbst erhalten und vertheidigen zu können. Endlich und letztens ist eS Voraussetzung einer erfolgreichen Ansiedelung in solchen Hochgebieten, daß die Wege von und zu der Küste rasch genug durchquert werden können, das will sagen: der Fieberstreifen an der Küste muß, wo er breit genug ist, um den Handelsverkehr inS Innere zu gefährden, entweder durch Schienenwege oder auf den Strömen durch Dampferfahrten nach Möglichkeit abgekürzt werden. Was diese dreifache Voraussetzung der erfolgreichen Colonisation betrifft, so ist das Hochland im Innern von Ostafrika unter allen Umständen von genügend großer Aus dehnung. Sir John Kirk preist ja schon die eine, englische Hälfte desselben als besonders aussichtsreich; und anderostafrika nischen Küste hat auch der Eisenbahnbau bereits begonnen, auf der deutschen, wie auf der englischen Seite. Die Fruchtbar keit und der Reichthum an Bodenschätzen sind des Näheren noch festzustellen, aber daß jene wie dieser ausreichend ist, um die Besiedelung deS Landes lohnend erscheinen zu lasten, darf int Allgemeinen als feststehend erachtet werden. Die Erschließung jener Gebiete ist demnach nur eine Frage der treffs veS Hochlandes hinter der Westküste, am Congo auf wärtS und hinter Kamerun bis zum Tsad-See. Sir John Kirk verweist die Forscher aber auch auf die abessinische Region einschließlich des italienischen AntheilS und auf daS Gebiet am oberen Sambesi, zwischen Nyaffa-See und Kafne- Strom, welches kürzlich in den Besitz einer britischen Gesell schaft übergegangen ist. Insoweit hat der Berichterstatter deS CongresseS eine dauerhafte, zuverlässige Unterlage für die Beurtheilung des WertheS der verschiedenen Unternehmungen und Bestrebungen im tropischen Afrika geschaffen, und wir Deutschen wollen nicht anstehen, auch uns dies Ergebniß der internationalen Tagsahrt zu Nutze zu machen. Deutsches Reich. L. Leipzig, 12. August. Der socialdemokratische Parteivorstand erläßt unter dem 10. d. M. nachstehende Warnung: „Von schweizer Parteigenossen geht uns wiederholt das Ersuchen zu. Parteigenossen, welche infolge ihrer Thätig» keit in der Arbeiterbewegung mit den Strafbehörden in Conslict gerathen sind, vor der Auswanderung nach der Schweiz zu warnen. Häufig sind es lächerlich geringfügige Vor- gänge — Verurtheilung zu einigen Wochen Gefängniß, oft die bloße Erhebung einer Anklage —, welche zum Vorwände für die Flucht nach dem Auslande, und speciell nach der Schweiz, benutzt werden. So sollen zur Zeit, nach den Mittheilungen unseres dortigen Vertrauensmannes, in Zürich allein 161 flüchtige Deutsche sich befinden, wovon allerdings die Mehrzahl zu den Militairpflich- tigen gehört. Abgesehen aber von der letzteren Kategorie, welche uns nichts angeht, sind unter den übrigen Flüchtigen eine ganze Anzahl Genoßen, welche aus durchaus unzureichenden Gründen Deutschland verlassen haben und nun mehr oder weniger unseren schweizer Parteifreunden zur Last liegen. Letztere erklären sich aber außer Stande, allen an sie herantretenden Anforde, rungen Nachkommen zu können und die Flüchtlinge sehen sich deshalb in vielen Fällen dem größten Elend ausgesetzt. Besonder» sei darauf aufmerksam gemacht, daß die schweizer Behörden keinen Ausländer zu längerem Aufenthalt dulden, wenn er nicht im Besitze ausreichender Legitimationspapiere — Heimathsscheia — oder im Stande ist, Caution in Höhe von 3000 Fr. zu leisten. Daß die wirthschaftlichen Ver hältnisse in der Schweiz mindesten- so schlimm sind wie in Deutschland, ist schon oft genug hervorgrhoben worden und haben die Flüchtlinge deshalb nur sehr geringe Aussicht, jenseits der Grenze Brod für sich und ihre Familien zu finden. An di« BertrauenSprrsouen und sonstigen bekannten Parteigenossen richten wir das Ersuchen, überall, wo sie dazu im Stande sind, den Fluchtversuchen im Interesse der Fluchtgeneigten selbst entgegen zu wirken. In den allermeisten Fällen handelt es sich um unerfahrene Personen, welche da- Opfer unvorsichtiger Bierbankäußerungen geworden sind. Diese Menschen sind sich selbst und unseren Genossen im Auslande zur größten Last und in der Regel müssen sie doch wieder in di« Heimath zurückkehren und die Strafe über sich ergehen lassen, nach dem sie vorher alle Schrecken de- freiwilligen Exils durchgekosret haben. Wir warnen also wiederholt dringend vor jeder un- bedachten AuSretherrt, wer es aber trotzdem thut, der mag sich bewußt sein, daß er es aus eigene Gefahr thut und keinen Anspruch auf Unterstützung und Hilfe hat. Mit socialdemokratischem Gruß Der Parteivorstand." Der Tagesbefehl deS socialdemokratischen Parteivorstandes giebt uns zu einigen Bemerkungen Veranlassung. Zunächst sei auf die heuchlerische captatio bSnevolsntias hingewiesrn, die den Parteivorstand am Eingänge von „Parteigenossen" sprechen läßt, „welche infolge ihrer Thätigkeit in der Arbeiter bewegung mit den Strafbehörden in Conslict gerathen sind". Diese Opfer der„Claffenjustiz" verwandeln sich unterden Händen deS Parteivorstandes selbst so wesentlich, daß er sie am Schlüsse seiner Warnung als „unerfahrene Personen" geißelt, „welche das Opfer unvorsichtiger Bierbankäußerungen geworden sind". Wir sagen ausdrücklich ,,verwandeln sich": denn daß die Bierbank ein unumgänglich nothwendiaeS Requisit für die „Thätigkeit in der Arbeiierbewegung" sei, kann der verehr- liche Parteivorstand von seinem Standpuncte auS doch nicht .ug.bm! ZW.U.N- ,.i eine Gesängnißstrafe von .^^jxsoöaldemokra- demokratischen RedacteurS ^"^'^Seite als Das gekenn- von autoritativer socialdcmokratischer Seite acs j^.^s- »eichnet, was es thatsächlich ist: e.n heuchlerisches Ag.tat.onS ^^«erlin 12 Auqust. Vor längerer Zeit haben wir dar^if hingewiesen, daß die Prophezeiungen be? Beratung der Krankenversicherungsnovelle, die freien H s würden nach dem Inkrafttreten der Novelle ^ nicht nur nicht eingetroffen sind, sondern daß v'- mehr nach de» auf Grund des S. 75a des Krankenversicherungsgesetzes '.m »Reicks anzeiger" erfolgten Veröffentlichungen weitaus größte Mhr^ zahl dieser Casien auch jetzt weiter besteht. In den Bericht n der preußischen Gewerberätbe sür 1894 finden sch Bemerkungen, wonach die freien Hilsscasien trotz ihrer fas durchgehende geringeren Leistungen noch immer sehr gr ß Zuspruch haben. DaS ist für Kenner der Krankenversicheru gs. Verhältnisse nicht überraschend. Als es sick der Kranken' Versicherungsnovelle, die am l. Januar 1893 inS Leben trat, darum handelie, Licht und Schatten w-n.gstenS einiger. maßen »wischen den Casien der ZwangSorga.„fat,on und d n freien Hilsscasien zu vertheilen, wurden von den Freunden der letzteren Klagen über die Bevorzugung der anderen Casien geäußert und mit einer Beharrlichkeit wiederholt, die einer besseren Sache Werth gewesen wäre. Es konnte aber nicht verborgen bleiben, daß in Wahrheit die freien Casien noch immer, auch nach der Verwirklichung der in der Novelle getroffenen Bestimmungen, den anderen gegenüber privilegirt bleiben würden, weil sie das Recht der Prüfung ihrer Mitglieder bei der Aufnahme haben, während die anderen Krankencasien den ihnen nach dem Gesetze zugewiesenen Mitgliederbestand unweigerlich aufnehmen müssen. Dieses Privilegium wird den freien Hilsscasien immer einen Vorsprung vor den andern Casien sichern und mit aus ihm erklärt sich die Bevorzugung der ersteren. Jedoch spielt dabei auch die socialdeniokratische Agitation eine Rolle. Die freien Hilsscasien betrachtet die Socialdemokratie ja al» ihre be sondere Domaine. Dem Privilegium würde man nicht anders beikommrn können, als durch die Aushebung der freien HilfS- cassen selbst. An eine solche ist jedoch vorläufig nicht zu denken. Es ist aber immerhin nützlich, von Zeit zu Zeit daran zu erinnern, daß Institutionen bestehen, welche vor nehmlich für die Socialdemokratie Privilegien bieten. * Berlin, 12. August. Einer amtlichen Mittheilung über die Statistik der preußischen Sparkassen im Jahre 1893, bezw. 1893/94, entnimmt der „Hambg. Corr.", daß bei den 1471 bestehenden Casien die Einlagen beim Beginne deS Jahres 3 551 687 851,70 und am Schluffe 3 750 251 523,22 ^ betragen haben, was einen Zugang von 198 563 671,52 ausmacht. Die gutgeschriebenen Zinsen betrugen 99 670 063,89 die neuen Einlagen 9l2 8l7 112,89 Mark und die Rückzahlungen 813 929 505,26 Auf jeden Kopf der sortgeschriebenen Bevölkerung Preußens von 30 964 642 Ortsanwesenden kommen somit überhaupt an Spareinlagen 12l,1l ^ gegen 115,93 ^ im Jahre 1892, 112,39 im Jahre I89l, 109,55 .-e im Jahre 1890 und 104,85 im Jahre 1889. Sparcasienbücher waren 6 255 507 Stück im Umlaufe. Auf jedes dieser Bücher entfielen von den 3 750251 553,22 Einlagen im Durchschnitte 599,5l ES wäre sehr unterrichtend, genau zu erfahren, aus welchen Gesellschaftsschichten die Inhaber der Sparcasienbücher stammen. Leider fehlt es aber an einer Personal- und Berufsstatistik der Sparer. Im Allgemeinen wird man sagen können, daß das Gros derselben den Mittelständen angehört und daß zahlreiche Personen aus tieferen socialen Schichten mittels ihrer Spareinlagen allmählich sich empor arbeiten. Unter diesem GesichtSpuncte verdienen die oben mitgetheilten Ziffern alle Beachtung. Sie zeigen, wie stark verbreitet die Benutzung der Sparcaffen ist, denn auf jeden fünften Einwohner in Preußen kommt ein Sparbuch; sie zeigen weiter, daß der Gesammtbetrag der Guthaben mit 32/1 Milliarden ein sehr erheblicher und daß sogar in den schlechten Geschäftsjahren die Höhe der Einlagen stetig gewachsen ist. D Berlin, 12. August. (Telegramm.) Die „Nord deutsche Allgem. Ztg." veröffentlicht heute die folgende, augenscheinlich hochofficiöse Kundgebung über den viel besprochenen „Ttandarö"-«rttkel: „So lange der deutsche Kaiser sich als Gast der Königin von Großbritannien am englischen Gestade bei CoweS befand, haben wir davon Abstand genommen, zu dem sonderbaren sogenannten Begrüßungsartikel des „Standard" selbst Stellung zu nehmen und uns darauf beschränkt, den ungünstigen Eindruck in der öffentlichen Meinung Deutschlands wieder zu heben und die Einmüthigkeit hervorzuhehen, mit der die deutsche Presse die an sich und vollends nach den Regeln des GastrechtS unziemlichen Auslassungen des englischen Blattes zurück- gewiesea hat. Der „Standard" hätte hiernach erkennen können, wie sehr er sich in seinem belehrenden Tone ver griffen und wie schlecht er dem Wunsche, dem freundschaft lichen Verhältnisse zwischen beiden Reichen förderlich zu sein, gedient hatte. DaS große englische Matt bringt aber jetzt einen Artikel, in dem man vergeben« nach dieser Erkenntniß oder »nach einem Aufschlüsse darüber sucht, was es veranlaßt haben könnte, gerade die Gelegen heit eine« Besuches de« deutschen Kaiser« in England zur Herausforderung einer solchen Zeitungsfehde zu be nutzen. Der Artikel vertritt zwar die Ansicht, daß England mit allen Mitteln wohlwollender Diplomatie zur Erhaltung des Friedens mit Deutschland und dem Dreibunde Zusammen gehen möge, man würde aber leichter an die Ehrlichkeit diese« Bestrebens deS „Standard" glauben können, wenn er nicht so einseitig von den Wohlthaten der englischen Gönner schaft spräche und namentlich die Befangenheit nicht so weit triebe, den Erwerb der deutschen Colonien so darzustellen, als ob wir sie nur einer zufälligen Geberlaune Englands verdankten. Oder meint das Blatt etwa in der richtigen Voraussetzung, daß mancherlei und darunter wohlbegründete Beschwerden auf colonialpolitischem Gebiete der öffentlichen Meinung Deutschlands ein gewisses Mißtrauen gegen bloße Wohl wollens- und Freundschaftsversicherungen eingeflößt haben, dieses Hinderniß am besten nach dem Grundsätze: „die beste Deckung ist der Hieb" zu beseitigen? Dann hätte sich der „Standard" in der Wahl dieses Mittels für eine vertrauens vollere Stimmung in Deutschland und damit zur Be festigung guter deutsch-englischer Beziehungen ebenso ver griffen, wie in seinen anmaßenden Betrachtungen gegenüber dem höchsten Vertreter der deutschen Nation bei seinem gastlichen Erscheinen am englischen Hofe." r-- Berlin, 12. August. (Telegramm.) Der zur Dis position stehende außerordentliche Gesandte Kufferow ist, wie der „Reichöanz." meldet, zum Wirkt. Geh. Rath mit dem Titel „Excellenz" ernannt worden. r-- Berlin, 12. August. (Telegramm.) Der „Ncichs- anzeiger" schreibt: Die Mittheilungen über die kürzlick ab gehaltene Conserenz von Vertretern rer Vorstände der deutschen Jimlmqsverbändc und Jniittngsausschüffc enthalten wesent liche Unrichtigkeiten; ein glaubwürdiger Bericht wird demnächst erwartet. 8. Berlin, 12. August. (Privattelcgramm.) Der gestrige Rcgimentöappcll des Z. Garde-Regiments z. F. war eine wahrhaft erhebende Feier. Die „Nat.-Z." berichtet hierüber: Das Regiment hatte im offenen Geviert auf dem Casernenhofe Aufstellung genommen, am rechten Flügel standen die früheren Officiere des Regiments, weit über 100, und die sonstigen Ehrengäste. Die aus allen Thcilen des Reiches herbeigeeilten Veteranen, 108 an der Zahl, ver sammelten sich mit dem Verein der ehemaligen Kameraden deS Regiments auf dem Exercirhofe. Den Angehörigen der Veteranen und Kameraden waren die Fenster der Caserne eingeräumt, um von hier aus der Feier beizuwohnen. Nach dem die Veteranen und der Kriegerverein im Casernenhof ein- marschirt waren und auf dem linken Flügel des Regiments Auf stellung genommen hatten, erfolgte unter präsentirtem Ge wehr das Einbringen der mit Eichenlaub geschmückten Fahnen. Nunmehr trat der Regimentskommandeur, Oberst v. Twardowski, vor, um in markiger Ansprache der Tage zu gedenken, die dem Regiment 37 Officiere und 1055 Unterofficiere und Mannschaften gekostet. Der Oberst commandirte nunmehr: „Präsentirt das Gewehr!" und fuhr dann fort: „Das Regiment präsentirt zur ehrenden Er innerung an seine Gefallenen, zur Erinnerung an seine Ver wundeten und an die, welche unverwundet aus den Kämpfen bervorgegangen. DaS Regiment begrüßt mit seinen mit Eichenlaub geschmückten Fahnen seine alten Kameraden, das alte Regiment von St. Privat und seine Kriegsgenossen, wir aber stimmen ein in den Ruf, der auch im Felde die todeswunde Brust unserer Verwundeten durchglüht: Se. Majestät der Kaiser hurrah, hurrah, hurrah!" Nachdem hierauf das Regiment vor den Ehrengästen und den Veteranen den Parademarsch auögeführt hatte, überreichte Oberst v. Twardowski im Namen des Officiercorps dem Kriegerverein zur bleibenden Erinnerung an den Tag ein Fahnenband. Die Veteranen und der Kriegerverein formirten sich dann zum Parademarsch, der zeigte, daß auch in den alten Kriegern noch militairische Strammheit bewahrt ge blieben. Später folgten die Veteranen und der Vereins vorstand der Einladung der Bataillone zum Festessen. 8. Berlin, t 2. August. (Privattelegramin.) vr. Grüner von der deutschen Tono-Nvpcdition wird in diesen Tagen hier erwartet. Das Togo-Comitä wird dann über die von ihm dem Auswärtigen Amte zu unterbreitenden Vorschläge schlüssig werden. Auf deutscher Seite dürfte man unter allen Umständen daran sesthalten, daß uns eine Stellung am Niger, dieser äußerst wichtigen Wasserstraße, gesichert werde. — Heute beging, wie schon kurz erwähnt, der frühere Chef der Admiralität, General der Infanterie z. D. Albrecht von St 0 sch, geboren am 20. April 1818, sein sechzigjähriges Dienstjnbiläum. General von Stosch war während des Feldzuges 1866 Obcr- quartiermeister, wnrde im Juni 1866 Generalmajor, am 18. December desselben Jahres Chef des Oekonomicdepartements im Kriegsministerium, am 18. Juni 1870 Generalintendant der Armee, am 26. Juli 1870 Generallleutenant und während des französischen Krieges Chef des Stabes bei dem Großhcrzog von Mecklenburg-Schwerin für die Dauer der Operationen gegen Orleans. Am I. Januar 1872 wurde er zum Chef der Admiralität mit dem Charakter als Staatsminister ernannt, am 22. März 1875 zum General der Infanterie befördert und am 20. März 1883 in Ge nehmigung seines Abschiedsgesuchs zur Disposition gestellt. General von Stosch besitzt den Schwarzen Adlerorden, den Orden pour Is msrits, das Eiserne Kreuz I. Classe u. s. w. Sein Ausscheiden an der Admiralität war auf Meinungsverschiedenheiten mit dem Fürsten Bismarck zurückzuführen. Herr von Stosch hat in seinen Pol,tischen Auffassungen den Liberalen nahe gestanden. 0. Wilhelmshaven, l l. August. Wie schon gemeldet wurde, ist das gesammte Manövergeschwader gestern Nach mittag wieder hier eingetroffen. Zu der von England kommen den I. Division unter Vice-Adnnral Köster stieß hei Helgo land die unter Contre-Admiral Barandon stehende II. Division. In der Nacht vom Freitag »um Sonnabend wurden die Panzerschiffe LurfürstFriedrichWilhelm",„Wörth",„Branden, bürg und „Weißenburg" von der am Freitag von hier in «ee gegangenen Torpedostottille angegriffen und ver- solgt, und am Sonnabend fand zwischen beiden Panzer divisionen in der Höhe von Helgoland ein Gefecht und eine strategische Uebung statt. Die I. Division, welche Beendigung der Canalfeier bekanntlich eine Reise nach Vigo in Spanien antrat, bat während der Oceanfabrt vielfach evolutionirt. Diese erste große Uebungsfahrt der neuen Panzerschiffe hatte namentlich den Zweck, das Verhalten
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