Suche löschen...
01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 31.08.1895
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1895-08-31
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18950831016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1895083101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1895083101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1895
- Monat1895-08
- Tag1895-08-31
- Monat1895-08
- Jahr1895
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Bezugs-Preis I» tzer Hauptrxpedition oder den im Stadt, bewirk und den Vororten errichteten Aus- aaorstellen «-geholt: vierteljährlich kei zweimaliger täglicher Zustellung int Hau« 5.Ü0. Lurch di» Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: vierteljährlich X 6.—. Direct» täglich« Krruzbandiruduu- 1n» Lutland: monatlich 7.50. Morgen-Ausgabe Die Morgen.Autgab« erscheint täglich mit Nut» »ahme n«ch Sonn, und Festtagen '/,? Nhr. tztr Lbend-Lutgabe Wochentag« L Uhr. Nedaction und Erpe-itioa: IohauneSgaffe 8. DieErpedition ist Wochentag- ununterbrochen tzeöffuet von früh 8 bit Lbead» 7 Uhr. Filialen: vtt» Me««'» «ortim. («lfretz Hat»), elMMrIagMaü Anzeiger. Anzeigen-PreiS die 6 gespaltene Petitzeile LO Pfg. Reclam.a unter dem Redactiousstrich (4 ge spalten) bO^, vor den Familirniiachcichte» (6gespalten) 40/^. Größere Schriften laut unserem Preis« »erzeichniß. Tabellarischer und Zisjernjatz »ach höherem Tarif. Ertr«. Beilagen (gesalzt), nur arit de, Morgen-Lu-aab«, ohne Postbeförder,mg vO.—, mit Postbefürderung -4l 70.--. Annahmeschlub für Anzeige«: (nur Wochentag«) Lbend.Lutgabe: Vormittag« 10 Uhr. Marge »»Ausgabe: Nachmittag« 4 Uhr. Vet den Filialen »nd Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. A»»r»g„ find stets an di» Expedition zu richten. umverlitatsslraße 1, L-ni- Lösche. Kathertnenstr. 14, Part, und König-Platz 7. -Organ für Politik, Localgeschichte, Handels - «nd Geschäftsverkehr Druck und Verlag von E. Polz tn Leipzig. Sonnabend den 31. August 1895. 89. Jahrgang. Anzeigen für die nächste Montagsnummer, welche au- Aula- der Sedanfeier bereits um 11 Uhr Vormittags zur Ausgabe gelangt, ^ erbitten wir bis spätestens heute Abend V Uhr. Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. Zur diesjährigen Jubiläumsfeier des Sedantoges werden wir die öffentlichen Gebäude mit Flaggenschmuck versehen taffen und ersuchen die Bewohner unserer Stadt, ihrerseits in gleicher Weise zur Verschönerung der Fcstfeier beitragen zu wollen. Leipzig, den 22. August 1895. Der Math der Stadt Leipzig. 1392. vr. Georgi. Größe!. Bekanntmachung. Dir städtischen verwaltunaS- und CassenstcUcn, sowie das städtische Museum bleiben Moulag, den 8. September, geschloffen. Leipzig, den 22. August 1895. Der Rath der Stadt Leipzig. 1392. I)r. Georgi. Gröhel. Id. Bekanntmachung. Wir br ::. ' hierdurch zur öffentlichen Kenntniß, daß die Expe ditionen »mjereo Meldeamtes am 2. September PS. ÄS., Nachmittags, aus Anlaß der Jubiläumsfeier de- Sedanlages geschloffen sind. Leipzig, am 29. August 1895. Das Polizeiamt der Stadt Leipzig, v. L. 4199. Bretschneider. H. Bekanntmachung. Am Nachmittage des 2. September bleiben die Geschäftsräume de« Unterzeichneten Hauptzollamts und seiner unterstellten Dienst stellen geschloffen. Königliche» Hanptzollamt Leipzig, am 30. August 1895. Str. 3346 Io. vr. Gäbler. Reiche. Sedan-Feier. Aus Anlaß der Feier des Sedautages bleibt am 2. September d. I. die Kanzlei der Handels kammer geschlossen. Leipzig, den 27. August 1895. Die Handelskammer, f. 8s8S6Ngv, stellv. Vors. vr. Pohle. S. Städtische Volksschuten. Am 2. September, dem Tage des deutschen NationalfcsteS, findet in sämmtlichen hiesigen Volksschulen ein» valrrländijche Feier statt. Sie beginnt in der 1. höheren Bürgerschule für Knaben 1 ^ in der 6 Bezirksschule für Knaben j «m 8 Uhr. in allen übrigen Volksschulen um 9 Uhr. Zur Theilnahme a» derselben beehren sich hierdurch ergebenst einzuladen Leipzig, den 81. August 1895. die Direktoren der Leipziger Volksschulen. Buchdrucker-Lehranstalt. Der auS Anlaß der 25jährlgen Jubelfeier de« SkdautageS slattfindende AestactttS findet bereit« Sonnabend, den 31. August I>. n. Abends 6 Uhr statt. Den Festvortrag bat Herr Lehrer Schlegel übernommen. Zur Theilnghme an dieser Festfeier ge> stattet sich hierdurch Namens de« Lehrerkollegiums einzuladen »er Direktor: De. 0. Lrnnebvr. Sparcaste in der Parochie Lchöuefttd zu Leipzig-Veu-nitz. Am Tedantage, Montag, den 2. September 18-L bleibt unsere Taffe, Greuzstraß« Rr. 3, geschloffen. Robert Lieber», Direktor. Bekanntmachung. Während der Messe liegen im Büchersaale unserer Bibliothek eine große Anzahl verschiedener in- und ausländischer Städteadreß- bücher, sowie Branchen-, Fach», Export- und Reichsadreßbüchrr zur nnentgrltlichen Einsicht au«. Dir Bibliothek ist an Wochentagen von 10—12 Uhr und von 4—6 Uhr geöffnet, Neue Börse, Tr. I. Die Vtbltothekverwaltung der Handelskammer. Der städtische Lagerhos in Leipzig lagert Waaren aller Art zu billigen Tarifsätzen. Die Lager scheine werden von den meisten Bankinstituten beliehen. Leipzig, den 26. April 1894. Die Deputation zu« Lagerhof«. Stadtbaumeisterstelle. Die hiesige mit einem Gehalt» von jährlich 1800 dottrt« Stadt baumeisterstellr ist spätesten« am 15. Oktober d. I. neu zu besetzen. Bewerber, welche ein» der für das Hoch- und Landbaufach ge- ordneten Prüfungen bestanden haben, wollen ihre Gesuch« unter Beifügung von Zeugnißabschriften bi- 10. September diese« Jahre« bei dem Unterzeichneten Stadtrath rinreichen. Bei zufriedenstellenden Leistungen wird Gewährung von Gehalt« znloaen in Aussicht gestellt. Stadtrath Rohwet», den 24. Augnst 18SV. UkSsgrtmMftmt »«San. Vorträge und Votksunterhattung. 8. 6. Ein erfreuliches Zeichen der steigenden Volksbildung ist die zunehmende Zahl der Vorträge ,n Vereinen, deren Zweck Pflege der Geselligkeit und des Vergnügens ist. Während früher die Musik beinahe allein die Kosten der Unterbaltung trug, wenn Bürger-, Gesellen-, Beamten- und andere Vereine Feste feierten, ist jetzt ein mehr oder weniger wissenschaftlicher Vortrag ein Bedürfniß, daS man falsch beurtbeilen würde, wenn man es als bloße Modesache auffaßte. Zugegeben, daß der Vorstand des einen Vereins sich wohl nach einem Redner umsieht, weil der „andere" Verein einen Vortrag im letzten Programme hatte, so würde er es doch nicht wieder thun, wenn der Vortrag nicht so angesprochen hätte, namentlich bei den Damen. Manche Vertreter der Wissenschaft schütteln allerdings energisch Vas Haupt, wenn von dem Bildungswerthe solcher Unterhaltungsvorträge gesprochen wird) einer verglich sie mit dem Ballstrauße, der aus Blüthen gebunden ist, die man auf Draht zog; er entzückte bas Auge, er duftete einen Abend lang, dann ward er welk, und es war schade um die Blumen. So, meinte er, bietet der Redner wohl in der Zeit einer Stunde die Resultate mühsamen, jahrelangen Forschen«, und der Hörer glaubt vielleicht, sich auf diese bequeme Art daS Studium ersparen zu können! Aber gegen eine solche Ansicht läßt sich sagen, daß kein verständiger Redner Wohl glauben wird, daß sein Zuhörer nun so viel über die Sache wisse, wie der bescheidenste Student, und andererseits wird auch der aufmerksamste Zuhörer bald finden, daß ihn Vorträge nie der Mühe des eigenen Lernens entheben können. Der Werth der Vorträge, liegt darin, zunächst eine gute, edle Unterhaltung zu bieten. Höher anzuschlagen ist der weitere Zweck solcher Vorträge, indem sie den Hörer auf ihm völlig neue Gebiete Hinweisen und ihm die erste Uebersicht darüber gewähren. Er wird erhoben, er erhält reichen Denk und guten Gesprächsstoff, Anregung zur Fortbildung und häufig greifbaren Nutzen für seine Berufs- und Lebensführung. Endlich kann sich der Vortrag an Hörer wenden, die auf dem behandelten Gebiete vollständig daheim sind: dann wird die Kunst des Redners darin bestehen, einen neuen Stand punkt zu gewinnen, von dem aus er eine frische, geistvolle Zusammenfassung der gewonnenen Forschungsresultate dar bietet, die den hochgebildeten Zuhörer die Freude über seinen eigenen geistigen Besitz genießen läßt und ihm doch hier und da Neues andeutet. Wer zu ganz schlichten Leuten spricht, wird dann immer auf Aufmerksamkeit rechnen können, wenn er die Fachleute in ihnen mit seinem Thema aufsucht. Da sind es nun zwei Gebiete, in der auch der einfachste Mann im Lolke eine reiche Erfahrung besitzen kann, die ihm der Redner begründet und erweitert: die Kindererzichung und die Erkaltung der eigenen Gesundheit. Allein eS würde zu weit führen, wollte man Nachweisen, bis zu welchen Grenzen VieZuhörrr der verschiedenen Stände auf den verschiedenen Gebieten menschlichen Wissens Antheil nehmen. Mit der Erweckung der Wißbegierde im Zuhörer und mit der größtmöglichen Befriedigung derselben ist die Aufgabe, mit ihrer Lösung der Werth deS Redners gekenn zeichnet. Wo aber finden die Zehntausend« von Vereinen unseres Vaterlandes die noch größere Zahl von tüchtigen Rednern, die das bestehende, und mehr noch, das kommende Bedürfniß decken? Nun, den rechten Ton treffen viele Lehrer, Prediger und Aerzte auf dem Lande und in kleinen Städten, die viel und mit Liebe mit dem Volke umgehen, aber ihnen fehlt doch häufig die Gelegenheit, häufiger noch die Zeit zu umfassenden Studien für diese Zwecke, namentlich wenn eS sich um ganze Vortragsreihen handelt. Selbst die Glücklichen, die aus dem Vollen schöpfen, haben die immerhin bedeutende Mühe, aus der Fülle de« Wissens das Wifsenswertheste zu wählen, und häufig die zweite, e« au« der Gelehrtensprache in den VortragSausdruck zu übersetzen. Wohl fehlt eS selten einem größeren Orte an idealgesinnten Männern, die die beträchtlichen Opfer an Zeit bringen, aber — Ausnahmen gern und reichlich zugegeben — viel guter Wille, viele Stunden Arbeit und Mühe erzeugen nur zu oft eine Dilettantenleistung, die Alle unbefriedigt läßt. Dazu kommt, daß «ine scheinbar gute Bezahlung für den Redner nur ein Lohn ist, für den der Arbeiter keine Steine trägt. Wo nun aber ein von der Natur bevorzugter Mann, der neben reichem Wissen die Gabe de- schönen Ausdrucke« besitzt, der, von einem ausgiebigen Organ unterstützt, wirklich Treff liche« in seinem kleinen Kreise leistet, da bleibt doch auf der anderen Seite die Verschwendung der Geistesarbeit zu be klagen, daß der fruchtbringende Vortrag verdorrt wie der er wähnte Ballstrauß verwelkt- Wenn solche Leute frei von Ehrgeiz sind, so ziehen sie sich bald von einem ArbeitSfelve zurück, für das sie recht eigentlich berufen sind, und das ist ein Verlust für daS Volksleben. Dieser Verschwendung ab- zuhelfen, hat sich die Berliner Gesellschaft für Volksbildung bemüht, indem sie die Vermittelung von Vorträgen in Bil dungsvereinen übernommen hat und jährlich ein Adreßbuch der deutschen Rrdnerschaft herausaiebt. Während die von ihr veranstalteten Borträge zumeist für schlichtere Leute bemessen sind, erstrebt ein 1876 m Eisenach gegründeter Verein, der Deutsche VortragSverband, mit überraschendem Glücke eine Vermittelung von tüchtigen, erprobten Rednern für solch« Vereine, deren Mitglieder eine ausgedehnte allgemeine Bildung besitzen, wie sie auf Hochschulen, höheren Fachschulen, durck Privatstudium und nicht zuletzt durch den gesellschaftlichen Verkehr und eine reicht Lebenserfahrung gewonnen wird. Sein Sitz ist Coburg, woselbst auch der BerbandSvorsteher, Herr Edmund Lotze, wohnt. Hundert und mehr Gebildete, wenn man die dankbare Zuhörerschaft au« den Reihen der gebildeten Frauen dazu rechnet, finden sich in jeder kleinen deutschen Stadl, einige Dutzend kennen sich in jedem Dorfe, und mehrere beuachbarie Dörfer enthalten ein für wissenschaftliche Vorträge empfäng- ichcs, genügend zahlreiches Publicum. Meist besitzt jede Mittelstadt mehrere Vereine mit gleichem Bedürfniß. Groß- tädte dagegen, namentlich die Sitze von Hochschulen, er- rcuen sich in den Lehrerkollegien derselben einer auserlesenen liednerschaar, um die sie mit Recht beneidet werden. Aber elbst in Großstädten giebt es Bereine, die nicht über die Mittel verfügen, einen berühmten, gelehrten Redner für seine Mühe zu entschädigen. Auch für diese Vereine ist der deutsche VortragSverband eine Hilfe. Schon sind im deutschen Reiche und in den Hauptstädten benachbarter Staaten 2l0 Vereine beigctreten, aber seine Einrichtungen sind so empfehlenswert!),' daß auf sein Bestehen allerorten hingewiesrn werden sollte im Interesse der Volksbildung und — warum denn nicht — auch im Interesse der tüchtigen Männer, die bisher ohne genügende Entschädigung die Kosten der wissen schaftlichen Vorträge bestritten. Die Vorstände der viel- gestalleten Vereine kennen die Noth: einen guten Redner zu gewinnen, der nun aber auch ein Thema behandelt, das all gemein, oder daS gerade aus gewissen Gründen die Mit glieder besonders anregt. Welche Mißgriffe da gemacht werden, gemacht werden müssen, über wie viel Undank ander seits die Redner klagen, ist bekannt. Der Vorstand des Vor- tragSverbandes erleichtert nun den geplagten BereinsvorstänVen die Zusammenstellung eines guten Iabresprogrammes, da ihm reiche Erfahrungen zur Seite stehen (9000 Vorträge). Er hilft Weiler Honorar sparen, da jeder seiner Redner und Recitatoren verpflichtet ist, sofern ihn nicht frühere Ab machungen binden, ein Fünftel weniger zu beanspruchen, als er in einem gleich großen Vereine seines HeimathSorles oder in einem gleich weit entfernten Orte verlangen würde. Zudem erwachsen den Vorständen eine Reihe angenehmer freund schaftlicher Beziehungen, die einen nützlichen Austausch von Erfahrungen ermöglichen. Das Bestehen dieses Vortrags- verbandes setzt aber auch einen einzelnen Mann, der es gut mit dem Volke meint, der aber keinen Verein für seine edlen Absichten gründen konnte, in den Stand, seinen Mitbürgern den Genuß guter Vortrage zu bieten. Deutsches Reich. Leipzig. 30. August. Der „Vorwärts" bestreitet die Behauptung einiger Blätter, daß die Abhaltung der Lassalle-Feier am 1. September eine Demonstration gegen die Sedanfeier sei. Das socialbemokratische Centralorgan schreibt wörtlich: „Lassalle ist bekanntlich am 31. August 1864 aus dem Leben g'schieden. Der 31. August fällt diesmal Sonnabends (sie.), der, wie ,eder Wochentag, für die Mehrzahl der Arbeiter zur Abhaltung von Feiern ein ungeeigneter Zeitpunkt ist. Was lag nun näher, als die Gedächtnisfeier Lassalle's Tags darauf, wie alljährlich, am Sonntag abzuhalten, wo auch die übrigen Familienmitglieder mit theilnehmen können, was an Wochentagen in der Regel nicht möglich ist. Auch im Ausland wird die Lassalle-Feier, soweit wir davon Kenntniß bekamen, am 1. September abgehalten. Beispiels weise haben die Arbeiter Budapest's zur Lassalle-Feier den 1. Sep- tember gewählt. In Ungarn giebt es, wie in Oesterreich, keine Sedanfeier: es ist dort also auch kein Anlaß zu einer Demon stration. Dort wie hier ist also bei der Wahl des Zeitpuncts «ine rein praktische Frage maßgebend gewesen." Ein „praktischer" Gesichtspunct ist eS allerdings, auS dem der „Vorwärts" sich veranlaßt sieht, der Lassalle-Feier jeden demonstrativen Charakter gegen die Sedanfeier abzusprechen; thäte er das nicht, so würde eS mit der Theilnahme der „Genossen" an der Lassalle-Feier herzlich schlecht bestellt sein. Mit den „Zietbewußlen" allein kann eben auch der beliebteste „Führer" kein „volles Haus" erzielen. Darum muß Rücksicht auf die Mitläufer sowie aus die Familienangehörigen genommen werden! Wenn der „Vorwärts" bei dieser Gelegenheit erklärt: „Wie die Socialdemokratir zu den Gedächtnißfeiern des deutsch- französischen Kriege« steht, ist genügend bekannt. Jedenfalls bedarf es nicht erst demonstrativer Feiern, um die Stellung der Socialdemokratie zu den Menschenschlächtereien kund zu thun" — so wolle» wir unS des in diesen Worten auf gestellten Grundsatzes in Zukunft bei der Maifeier erinnern. Die Stellung der Sociatdemokratie zum Acht stundentage ist auch „genügend bekannt"; eS bedarf also — mit dem „Vorwärt-" zu reden — „nicht erst demonstra tiver Feiern, um die Stellung der Socialdemokratie" zum Achtstundentage „kund zu thun". Die Arbeitgeber werden dieses Princip de« socialdemvkratischen Centralorgans zu beherzigen wissen. tk. Leipzig, 30. August. I)r. Grüner, der Führer der Togoexpedition, kehrt, wie uns auS Jena »elegraphirt Wird, heute nach Deutschland zurück und trifft Sonntag in Jena bei seinen Angehörigen ein. k Berlin, 30. August. Es wäre ein völlig auSsichtS- lose« Unternehmen, unter den Vorgängen und Beschlüssen des in München abgehaltenen Katholikentage- nach etwas irgendwie BemerkenSwerthem zu suchen. Abgesehen von den durch den Ort der Versammlung bedingten Nuancirungen war der Verlauf der stereotype; die Reden und die Resolutionen gegen da« 19. Jahrhundert in fast allen seinen BethätigungS- sormcn waren durchweg alte Bekannte, und da auf den Parteitagen der Centrumspartei seit dem Tode Windthorst's kein Politiker mehr auftritt, der auf intrreffante Weise etwa« zu verschweigen weiß, so sind diese Veranstaltungen herzlich langweilig geworden. Immerhin verdient eine Unterlassung Erwähnung. In der Rede, die zur Begründung der Forderung nack, unbeschränkter Freiheit der Orden vo» Herrn I)r. Porsch gehalten wurde, geschah der Gesellschaft Jesu, also de« Orden-, wegen dessen Zulassung da» Centrum alljährlich den Reichstag und den Bundesrath be schäftigt, mit keinem Worte Erwähnung. Der Grund ist leicht zu finden. Bayern, die „katholische Vormacht", hat Jesuiteniiiederlasiungen lange vor dem Gesetze von 1872 nicht gestattet, die Aufhebung des JesuitengefetzeS würde mithin für diesen Bundesstaat, wie übrigens auch für Preußen, Sachsen, Württemberg, Baden und andere Staaten, gänzlich bedeutungslos sein. Dieser platonische Charakter des mit jeder Reichstagssession erscheinenden klerikalen Jesuitenantrags mußte in München stillschweigend anerkannt werden, und das ist „der Humor davon". * Berti», 30. August. DaS Stöcker'sche „Volk", welches die löbliche Gewohnheit bat, öfter die Geschäfte der bürger lichen und der socialen Demokratie zu besorgen, hat neuer dings zu Nutz und Frommen dieser Parteien und zur großen Befriedigung ihrer Presse die Ente fliegen lassen, daß die Umsturzvorlage in ursächlichem Zusammenhänge mit Staatsstreichsplänen gestanden habe und schon aus diesem Grunde von ihm bekämpft sei. Hierauf entgegnet die „Post": „In Wirklichkeit ist bekanntlich die zuletzt niit ganz überwiegender Mehrheit abgrlehnte Umsturzvorlage von dem Grafen Caprivi, aus dessen Amtszeit sie im Wesent lichen herrübrt, so begrenzt worden, daß sie nach seiner Meinung aus Annahme auch in dem jetzigen Reichstage rechnen konnte. Daß die Berechnung schließlich nicht zutraf, ist eine Sache für sich; Thatsache ist, daß jene Vorlage auf Annahme durch den Reichstag berechnet und zu diesem Zwecke auf das äußerste Maß beschränkt war. Also das gerade Gegentheil von dem, was von dem Volke unterstellt wird! Auch ist es nicht ersichtlich, wie bei Annahme der Vorlage überhaupt eine Handhabe für einen Staatsstreich sich hätte finden lassen. Ebenso unrichtig ist die Insinuation, als ob von den Mittel- Parteien auf einen solchen hingearbeitet würde. AuS den Kreisen dieser Parteien ist weder im Parlamente, noch in der Presse irgend eine Aeußerung gefallen, welche auf Absichten dieser Art schließen ließe; im Gegentheil ist, wenn immer von anderer Seile Andeutungen in dieser Richtung gefallen sind, mit großer Schärfe widersprochen ... In Wirklichkeit war der Widerspruch res „Volks" gegen die Umsturzvorlage auch in der Hauptsache von anderen Beweggründen, als von der Be fürchtung, daß durch deren Zustandekommen Staalsstreich- bestrebungen die Wege geebnet würden, dictirt. Es mag wohl richtig sein, daß die Idiosynkrasie dieses Blattes gegen die Miltelparteien mit zu seiner Stellungnahme beigetragen hat. In der Hauptsache aber war sicher daS Bewußtsein weitgehender Jdeengemeinschaft mit der Socialdeinokratie und die darauf begründete Be fürchtung, bei Annahme der Umsturzvorlage mit dieser davon betroffen zu werden, der wirkliche Grund seiner Gegnerschaft. In der Thal läßt die Schärfe, mit welcher das genannte Blatt den socialistischen Stand punct neuerdings vertritt, diese Befürchtung nicht ganz un begründet erscheinen. Denn wenn es sich jetzt schon zu dem Satze »ersteigt, daß der Privatbetrieb im Großen und Ganzen dem genossenschaftlichen Betriebe weichen müsse, so ist das nicht nur ein Beweis von vollständiger Unkenntniß des Erwerbslebens, seiner Bedingungen und Voraussetzungen und angesichts des rasch sich folgenden Zusammenbruchs der socialistischen Genossenschafts-Unternehmungen mehr denn je hirnverbrannt. Jener Satz enthält auch zugleich einen so starke» Vorstoß gegen das Privateigentum selbst, daß eine Collision mit dem vorgeschlagenen tz. 130 des Strafgesetz buches bei weiterem Sinken aus der abschüssigen Bah» sicher im Bereiche der Möglichkeit gelegen hätte." V. Berlin, 30. August. (Telegramm.) Die Grosz- Herzogin von Baden trifft zur Theilnahme an der Ein weihung der Kaiser Wilhelm-Gedächtnißkirche morgen früh um 7 Uhr aus dem Anhalter Bahnhofe hier ein. — Der königliche Hof legt heute für die Erbgroßherzogin von Olden burg die Trauer auf vierzehn Tage an. Die Hoftrauer wird für den 1. und 2. September abgelegt. V. Berlin, 30. August. (Telegramm.) Am28.August 4 Uhr Morgens wurde der deutsche Schooner „Delphi»", Heimathafen Weener, der keine Hecklaterne führte, durch S. M. Schiff „Gneisenau" in der Nordsee bei hohem Seegange von hinten angerannt und sank um 8 Uhr. Ertrunken sind der Führer Woldenga und der Leicht matrose Walther, welche Beide über Bord sprangen. Die übrige Besatzung, Steuermann Kalmann, Vollmatrose Albert rum Sande, Leichtmatrose Christophers und der Koch Wccrts sind durch S. M. Schiff „Gneisenau" gerettet. (Wiederh.) 0. 8. Berlin, 30. August. (Privattelegramm.) Nach dem Manöverplan der Marine für den Winter wird Prinz Heinrich von Prcutzcn den Panzer „Wörth" nicht mebr commandiren, da er dann zum Contreadmiral eriiaunt ist. 8. Berlin, 30. August. (Privattelegramm.) Die (vom „L. T." bisher nicht erwähnte) Meldung, Aßrst Bismarck werde am 17. September in Bad Gastein zum Curgebraucb eintreffen, beruht auf einer Personenverwechselung. Graf Wilhelm BiSmarck wird sich, wie verlautet, nach Gasten: begeben. 8. Berlin, 30. August. (Privattelegramm.) Ueber den Katholikentag schreibt die „Nat.-Ztg.": Es gehörte eine eigenartige GemuthSversafsung dazu, die Münchener Tagung und ihre Kundgebungen wichtig zu nehmen. 8. Berlin, 30. August. (Privattelegramm.) Der französische Botschafter Hertzette wird laut dem „B. L.-A." morgen Berlin auf einige Zeit verlassen und erst nach den Sedanseierlichkeiten wieder nach Berlin zurückkehren. 8. Berlin. 30. August. (Privattelegramm.) In der Anklastesache gegen den Redakteur »an Mosch wegen Gotteslästerung und Beschimpfung der jüdischen Religion hat d:e III. Strafkammer des L.,"7---'4,,s I heute daS Urtheil verkündet. Es lautet a,n j,... „ „ g.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite