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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.09.1895
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1895-09-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18950903016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1895090301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1895090301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1895
- Monat1895-09
- Tag1895-09-03
- Monat1895-09
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Kreise«, dessen Grenzen nachstehend näher bezeichnet sind, im Stabthanse, vbftmarkt 3, 2) die Listen de» 4. Kreise« (Ostvorortr) t« Rathhause zu Leipzig-VoltmarSdorf» I. Stock. Einsprüche gegen diese Listen sind nur bis zum Ablaufe de» 7. Tage», von der erfolgten Au-legung der Wahllisten an, also bis mit Dienstag, den 10. September dieses Jahres, Nachmittags 6 Uhr zulässig und bei un« schriftlich oder tu den vorgenannten Stellen mündlich zu Protokoll anzubringen. Leipzig, am 2. September 1895. Der Rath der Stadt Leipzig, vr. Georgt. Aus dem 122. Brief... an Frhrn. v. H... 3. Lee. 89... Die Gilt erst oh er sind ausgemachte Dickköpse; da heißt's: „den —» » » v« - L c«. , Katholiken nicht den tlrinen Finger reichen, aber wenn diese Be. Bit neueste BerMenlklchung öes „vormäns . I dingung erfüllt ist, mit Hammerstein selbst gegen die Wünsche ^ .... .. . . ... I des Königs, wenn's sein muß, durch Dick und Dünn!" Das /S. Der „Vorwärts" veröffentlicht, wie schon kurz erwähnt ist die Art der Münsterländijchen Rasse. Die Ravensberger sind Worden ist, Bruchstücke aus dem angeblichen Briefwechsel des > weicher, bei ihnen liegt's umgekehrt. Sie würden ohne große Be 4. Der S. Landtagswahlkreis umfatzt folgende Stratzen und Plätze Alt-LetpzlgS: Antonstraße, Augusiusplatz 1—3, 7, Bahnhofsgäßchen, Bahn- hosstraße 1—14, Bauhosstraße, Blumengasse, Brüdersiraße, Carl- straße, Earolinenstraße, Lzermaks Garten, Dolzstraße, Dörrienstraße, Dösener Weg 2—27, Dresdner Straße, Egelstraße, Aelixslraße, Friedrich Lisztstraße, Friedrichstrabe, Gartenstraße, Gellenstraße, Georgrnstraße. Gerichtsweg 2—22, Glockenstraße, Grimmaischer Steinweg, Hospitalstraße 1—11, 2—36, vor dem Hospitalthore, Zablonowskqstraße, Jnselstraße, Johannis-Allee, Johanntsgasse, JohaaniSplatz, im JohanniSthale, Königsstraße, Kreuzstraße, Kur- prinzstraße, Kurze Straße, Lange Straße, Leplaystraße, Liebig. straße, Lindenstraße, LianLstraße, Marirnplatz, Marienstraße, Markt, hallrnstraße'(ungerade Nummern), an der Milchinsel, Mittelstraße, Nürnberger Straße, Platostraße, Poststraße, Querstraße, Raben- fteinplatz, Ranftsche Gasse !—4, 6, Reudnitzer Straße, Roßplatz 2—17, Roßstraße, Salomonstratze, Seeburgsiraße, Schützenstraße, Stephanstraße, Sternwartenstraße, Täubchenweg 1—15 ungerade Nummern, 2 und 4. Tauchaer Straße, äußere Tauchaer Straße, Thalstraße, Turnerstraße, UlrichSgasse, Webergasse, Windmühlen» straße (ungerade Nummern), Windmühlenweg, Wintergartenstraße; ferner vom Stadttheit Reudnitz. Albertstraße, Brommestraße, Larolastraße, Lhausseestraße Nr. 1, Eilenburger Straße, Friedrich Auguststraße, Grenzstraße 1—35 (un> gerade Nummern), Gutenbergstroge, Hohenzollernstratze, Hospital straße, Johannis-Allee, Josephinenstraße, Mühistraße, obere Münster straße, Oststraße, Platzinannsiraße, Ranftsche Gasse 5,8, 10, Reihen Haioer Straße. Riebeckstraße, Stistsstraße, Stötteritzer Straße, Bictoriastratze, Wilheimslraße, Zweinaundorser Straße Brand-Lat. 6 104 (Hanisch'S Gärtnerei); vom Stadttheil Anger-Erottendorf: Riebeckstraße und Stötteritzer Weg; außerdem die Stadttheile Neurendnitz und Thonberg, v. Der 4. LaudtaaSwahlkreiS besteht ans de» Stadt- theilen Anger-Erottendorf, Ncuschöuefetd, Ncuseüer- hauseu» Neustadt» Reudnitz, Sellerhausen und Bolk- maradorf mit Ausschluß deS von der Axe der Eilenburger Straße und — nach der Riebeckstraße zu — von der Eilenburger Bahn auS südlich gelegenen Thciles von Reudnitz und Anger-Erottendorf, sowie der Grundstücke Grenzstraße 2—38 (gerade Nummern) und Ranftsche Gasse 12 und 14 in Reudnitz, welche ausgeschlossene Theile sämmt- ltch zum 2. Wahlkreis gehören. Lteuer-Zuschlag zur Deckung des Aufwandes der Handelskammer. Die Handelskammer hat beschlossen, zur Deckung ihre« Beo waltungS-AufwandeS. einschließlich des Aufwandes der Börse, von denjenigen Kaufleuten und Fabrikanten ihres Bezirks (Stadt und Aintshauplmannjchoft Leipzig), welche in Spalte ä de- Ein- kommensteuer-Kataster« (Einkommen auS Handel, Gewerbe u. s. w.. mit mehr als 1900 eingejchätzt sind, für das laufende Jahr einen Stener-Juschlag van »ier Pfennig auf jede Mark desjenigen Steuerjatzes, welcher nach der in - 12 de« Einkommenstruer-Gesetze« enthaltenen Scala auf da« in Spalte ck de« Einkommensteuer. Katasters eingestellte Einkommen jede« Beitragspflichtigen entfallen würde, mit dem auf deu 3V. September d. I. anstehenden Hebe- termtn erheben zu lasse», und e- wird dieser Zuschlag hiermit aus geschrieben. Leipzig, den 81. August 1898. Der Vorsitzende der Handelskammer. In Stellv.: Bassenge. vr. Gensel, S. Auslassung der 4°/o. Anleihe der Handelskammer zu Leipzig. Von unserer 4"/,igen Anleihe sind bei der notariell vollzogenen AttSloosmtg die Nummern 123, 505. 74S, 758 gezogen werden. Dieselben werden den Inhabern mit der Aufforderung gekündigt, den Eapttalbetraa gegen Rückgabe der Schuldverschreibung und der dazu gehörigen Zinsleist» bet der Allgemeinen Deutschen Kredit Anstalt hier am 31. Decrmber d. I. i» Empfang zu nehmen. Leipzig, 1. September 1898. ^ ^ Tie Handelskammer. In Stellv.: vasseug». vr. Gensel, S. Die städtische Sparkasse beleiht »erthpaptere unter günstige, vediugunge«. Leipzig, den 1. Februar 1885. Die Lpareaffen-Deputatton. Der städtische Lagerhof in Leipzig la,ert «aare» aller Art zu billigen Tarifsätzen. Die Lager schetae werd«« von de« meisten Bankinstituten belieben. Lckptzig, de» 26. April 1894 Die Devnkatian »um Laaerbofe. Freiherrn von Hammerstein. Ehe wir auf sie eingehen, ei an einige unanfechtbare geschichtliche Thatsachen erinnert. Am 20. Septemver 1889 brachte die „Kreuzzeitung", die angst an der Cartelidee gerüttelt hatte, einen „Die Mon archie und das Cartel" überschriebenen Artikel, in dem be hauptet wurde, daß „die Cartelbrüdcr geradezu das Interesse der Krone schädigten". „Darum hat vom royalistischen Standpunct dieser Cartelfetisch viel Bedenkliches; als treue denken mit den Katholiken unterhandeln, aber nicht leicht gegen deu König gehen .... Wir machen uns auf eine Regierungs- candidatur Ihnen gegenüber gefaßt und da muß man denn doch auf den Abfall der Schwachen sich gefaßt machen. . . . Wollen Sie nicht in Minden an Bock'« Stelle einen tüchtigen Mann ein- schieben? Etwa Stöcker, der ja wohl doch in Siegen wackelig steht, oder wie wär's mit Engel? ? Theilen Sie doch Delius (Geh. Rath, früher Reichstags-Abgeordneter von Bielefeld. L.) selbst mit, daß da» Wahlcomits Sie einstimmig ausgestellt hat Interthanen des Königs erheben wir Protest gegen solche I Er hat »ach oben blickend Angst: den Ruf, ein Deklarant') zu Abgötterei und rufen unbekümmert um vas Schicksal deS > i'in. jcheut er gewaltig .. . Lartels: Der König regiert I eS lebe der König!" Unter der elben Ueberschrift veröffentlichte die „Kreuzzeitung" am 26. September einen Artikel mit gleicher Tendenz. Wir heben daraus folgenden Satz hervor: „Das Gold altpreu- zisch-conservativer Principien bat, bezw. soll eine verderbliche Legirung erfahren mit unedlem Metall aus der Schatzkammer des Liberalismus." Der Artikel schloß wieder mit der Unterstellung, daß daS Cartel dem Kaiser eine ParlamentSmebrheit oclroyire. Wie die Cartelpresse, so legte auch die „Conser- vative Corresp." Verwahrung ein gegen diesen „Gebrauch des alten Banners des wahren conservativen RoyaliSmuS", den sie nicht für legitim halten könne. Am 2. October aber nahm der „Reich sanzeiger" zu der Angelegenheit wie olgt das Wort: „Se. Majestät der Kaiser und König hat von dem Inhalt der „Kreuz-Zeitung" vom 26. v. M. Kenntniß genommen und die darin ausgesprochenen politischen Auslassungen und Angriffe aus andere Fractionen lebhaft gemißbilltgt. Se. Majestät gestatten leiner Partei, sich das Ansehen zu geben, als besäße dtejelbe das kaiserliche Ohr. Der Kaiser sieht aber in der Verständigung und gegenseitigen E chonung der staats erhaltenden Parteien unter einander eine für unser parlamentarisches Leben sachlich nützliche Einrichtung Aus dem 123. Brief ... an Freiherrn v. H. Wenden Sie sich, da Herr v. d. Reck krank ist, an Superintendent Volkening in Holzhausen, Kreis Lübbecke ... Es ist derjenige, der in Wirk- lichtest alles zurecht bringt. Aber vr. Kropatscheck werden Sie hier zu Lande schwerlich anbringen, waS mir ausrichtig leid thut. Er hat sich die ganze bei nn» auf dem Lande fast überall conser- vative Lehrerwelt zum Feinde gemacht. Einer von Ihnen beiden, entweder Sie oder Kropatscheck, muß als Sündenbock gelten und da ist'S besser, der letztere, der es ja doch auch in Wirtlichkeit ist . . . Wünschen Sie, daß Rauchhaupt wiedergewählt wird? . . . Aus dem 124. Brief ... 8. Januar 1890 . . . Ju Folge dieser Dinge begab ich mich heute Abend zu dem Geheimrath Hinzpeter. DaS Resultat einer einstündigen Unterredung ist das solgende: 1) daß Seine Majestät der Kaiser über die Aufstellung Ihrer Kandidatur empört sei, sie als Bubenstreich bezeichnet habe, be- zeichnet Hinzpeter als aus der Lust gegriffen mit dem Bemerken, daß dieses ja rin Act despotischer Willkür sein würde. 2) 3) dagegen sei die Sachlage folgende: Es sei ein wunder Punct bei Sr. Majestät, dessen fortwährende Berührung den Kaiser auf das Aeußerste reize, daß ein Gegensatz zwischen chm und dem Reichskanzler statuirt und die Sache so dargestellt werde, als könne der Kaiser nicht so, wie er wolle. Aus Grund eigener Beobachtungen habe nun der Kaiser den Eindruck gewonnen, daß die Ausstellung Ihrer Candidatur in diesem Ihnen an und für sich fern stehen- den Wahlkreise, von dessen besonders loyaler Gesinnung der Kaiser durch Htozpeter'S Schilderung von jeher besonders fest überzeugt gewesen, nicht ander- erklärt werden könne, als daß die conservative u"d ^di-Allevh-chsteMib^ . ^ ^ «<,i,er g,g„ deu Reichskanzler d-m°nstrir-n wolle, der „Kreuzzertung gerichteten Augriff« und Insinuationen I pjxs, Tendenz sei der Kaiser „empört" und das habe er ge- . tu vem wartet, z^^t. ... In wir weit Hinzpeter zu trauen ist, weiß ich nicht. aber ich glaube, daß eS seinen eigenen Interessen entspricht, Seiner unzweideutig ausgesprochen. Se. Majestät steht eine den Grundsätzen seiner Regierung entsprechende politische Gestüt- tung und vermag die Mittel, mit denen dir „Kreuzzeitung" dasselbe angreift, mit der Achtung vor der Allerhöchsten Person und vor unseren verfassungsmäßigen Institutionen nicht in Einklang zu bringen." Im Anschluß hieran bemerkte die ,N ordd. Allg. Ztg. „Der Bereinigung der staatserhaltenden und national gesinnten Parteien, welche unter lauter Billigung von Allerhöchster Stelle in dem Eartel ihren patriotischen Ausdruck gefunden hat, war die „Kreuzzeitung" von Anfang an mit Urbelwollen grgenübertretrn. Angesichts der von patriotstchem Schwünge getragenen Erfolge des Lartels bei den letzten Reichstagswahlen und angesichts der Genug< thuung, welche der hochselige Kaiser Wilhelm über deren Ergebnisse noch am Abend seines Leben« empfand, mußte das Blatt, welches Königstreue mit Vorliebe als Aushängeschild benutzt, seiner Mißgunst Zügel anlegeu. Jetzt nach dem Regierungswechsel versucht die „Kreuzzeitung", ob sie unter Beibehaltung der Ma-ke der König-treue ihrem Parteihaß und ihrer Herrschsucht die Zügel schießen lassen kann. In ihrer Hetze gegen da« Cartel ist sie aber nicht da« Organ einer selbstständigen Partei; ihr Anhang ist gering und ihre Hintermänner sind unbedeutend. Dessen ist das Blatt sich bewußt und sucht deshalb nach Mitteln, um seine mit den thatsäch liehen Verhältnissen nicht vertrauten Leser über seine Bedeutung dadurch zu täuschen, daß es sich daS falsche Ansehen giebt, als ob seine Bestrebungen an hoher Stelle Anklang fänden. Die „Kreuz- zeitung" schreckt nicht vor der Ueberhebung zurück, den Monarchen in ihren Fractionsgeist bannen zu wollen. Die plumpe Ausdring lichkeit, mit der sie sich an die Allerhöchste Stelle heranzudrängen sucht, unter dem heuchlerischen Vorwände der Besorgnis, daß die Macht des Königthums durch das Zusammenhalten der national gesinnten Elemente im Volke bedroht sei, hat dazu geführt, daß der Kaiser diese» Gebühren lebhaft gemitzbilligt und den Wunsch ausgeiprochrn habe, die« zur öffentlichen Kenntniß gebracht zu sehen/ Vergegenwärtigt man sich die im Vorstehenden klar ge kennzeichnete politische Situation vom Herbst 1889, so gewinnt die Annahme, daß die Veröffentlichung deS „Vorwärts" auS dem angeblich zu eben dieser Zeit und bald baranf gefübrten Briefwechsel des Freiherrn v. Hammerstein echt sei, an Boden. Majestät die versprochenen Mittheilungen zu machen. Es scheint dem Herrn Hinzpeter nämlich, da- sprach er offen ans, empfindlich zu sein, daß er als über die Verhältnisse seiner Heimath nicht genügend insormirt erscheinen könnte. „Wie stehe ich denn da" sagte er, „wenn ich dem Kaiser das Ravensberger Land als das köntgstreueste schildere und mit einem Male platzt die Bombe der Candidatur Hammerstein." Au« dem 129. Brief... an Frhrn. v. H Folgendes alS das Neueste streng vertraulich: Hinzpeter erzählt hier ohne Reserve, er habe in der Arbeiterfrage und in Betreff der kaiserlichen Erlasse zwischen dem Kaiser und dem Reichskanzler vermittelt, um den Widerstand deS Reichskanzler« zu überwinden Da« hat er dem hiesigen Oberbürgermeister erzählt.... Der Mangel a, DtScretion ist bei Hinzpeter überhaupt geradezu Himmel schreiend. AuS dem 132. Brief ... 17. Februar 1890. Ich hoffe sicher, daß Sie mehr Stimmen ai« Ditfurth erhalten, obgleich rin Theil der Frrisinnler und Socialdemokraten diesen mitwählen werden . . . Leider sind in Heepen auch viele treue Wähler zu Ditsurth hinübergczogcn worden. Sie lasten sich nicht ausreden, daß der Landrath die Anweisung zu seinem Vor- gehen aus dem Eabinet de» Kaiser« empfangen habe. Aus dem 133. Brief ... 25. Febr. 90. ... Wir sind wohl ge schlagen, aber nicht zerschlagen . . . Ich, der ich schon einmal zu Len Declaranten der „Kreuz-Zeitung" gehört habe, würde keinen Anstand nehmen, noch einmal diesen Platz einzunehmen. Aus dem 135. Briefe. Storckwitz, 27. Febr. 90. Mein lieber Freund I . . . Man hat seine treuesten Stützen in einem jugend- Uchea zerbrochen, non braucht man sich nicht zu wuudern, wenn das ganze Gebäude in den Fundamenten kracht .... der verhaßte Puttkamer bekommt die Führung derer, welche man absolut gouvernemental machen wollte.... Doch genug; da« Papier verträgt nicht Alles. Ihr treu ergebener v. Rauchhaupt. Aus dem 136. Brief .... 27. Febr. 90 ... . Die Schuld trägt dieses haarsträubende System, welches einen solchen Landrath ermöglicht. Wenn das nicht bald anders wird, dann geht nicht nur die conservative Partei Ravensbergs, sondern auch manches andere au« dem Leim, nach welchem die preußische Krone sich bald zurück- Centralorgan bewußter Täuschungen dieser Art fähig I ^gde Wilhelm'« I. un» der Boden unter den Füßen schwanke, aber »st — w»r erinnern nur an seine angeblichen WelfenfonvS-' - - - ? Quittungen. Ueberdie« trägt der einzige Unterzeichnete Brief die Unterschrift eines Verstorbenen, des Herrn v. Rauchhaupt. Wenn wir trotz dieser Erwägungen die Veröffentlichung deS „Vorwärts" wiedergeben, so geschieht eS deswegen, weil die Briefe, so fatal üe auch sind, keine neuen Züge im Declarautengesicht offenbaren. Die Briefe selbst, die „Lucifer" dem „Vorwärts" gesendet hat, lauten: Au« dem 11b. Brief: ... An Freiherrn v. Hammerstein 16. August 1889 ... Zu ihrem glorreichen Sieg über dir Wilhelm straße, . . . ., meine beste Gratulation .... Ich weiß, daß die Nationalmiserabeln und schwache Halbconservative den freiconservalivea Regierung-Präsidenten v. Pilgrim') in Minden in« Auge gefaßt habe». Daran« darf nicht« werden. Davon wird Excellenz Wtndthorst auch überzeugt sei«. Auch ist den Lartelmrnschrn eine so Schlimmes habe ich doch nicht gefürchtet. Die „Kreuzzeitung" und ihre konservativen in den Bann gethan und Hinzpeler die rechte Hand des Kaisers. Wenn man de» letzteren kennt, hat man an dieser einen Thatsache genug. ... Ich für meine Person hätte nicht» dagegen,wenn Singer hier gewählt würde, einmal Ditfurth's wegcn und zum andern, weil die socialtstische Hochfluth nachgerade al« da» einzige Heilmittel erscheint. Aber diese Erwägung ist für die Wühler zu sein." Sind diese Briefe echt, und sind die echten Briefe dem Freiherrn von Hammerstein nickt gestohlen, so kann Freiherr von Hammerstein an ihrer Veröffentlichung nicht unbetheiligt sein. ') Declaranten hießen eine Anzahl streng conservatlver Männer, die durch eine Erklärung in der „Kreuz-Zeitung" gegen Bismarcks Aeußerung protestirteu, dt« er am 8. Februar 1876 im Reichstage """'° I »L die höchsten Beamten de» Reichs gerichtet habt. Bekanntlich hatte 1^2 October ' 'Tie ?e„?in der ^Politik herrschende „Kreuz-Zeitung" Bismarck, Camvhausen und Delbrück Betheiligung Richtung muß doch'einmal aLhUsttn. Ich hLe hL G-ünderjpeculation.n vorgeworfen, glücklich, daß dann klar am Tage liegen wird: 1) daß wir die Klügeren gewesen sind, 8) daß wir al« abgestrafte Warner rein sind an dem Bankern« Aber eine Sorge habe ich mit andern. Haben Eie auch durch da« Luratortum der „Kreuz-Zeitung" in Ihrer Stellung nicht« zu fürchten? Da« würde un« ichrrcklich leid thun Im Uebrigen meine ich, daß jetzt der 46. Psalm *) recht für Sie paßt.' Die Sedanfeier im Reiche. ?. Berlin,2.September. (Telegramm.) DerKaiser ließ dem Fürsten Bismarck heute früh »achfolgeudeS Telegramm zugehen: „Heute, wo ganz Deutschland die ') Bekanntlich ließ sich statt v. P. der Landrath von Ditfurth I 28. Wiederkehr de- weltgeschichtlichen CapitulationStagrS von /gen Frhrn. von Hammerstein zur Reich«tag«wahl 1880 auf stellen, bei der aber Singer «tt Laudgericht«rath Lver« ia dt» Stichwahl kam. *) Im 46. Psalm heißt e«: Gott ist unstte Zuversicht und Stärke, eine Hilfe in großen Nöthen, die un- getroffen haben. Darum furchten wir un« nicht, wenn gleich die Welt untrrgingr und dir Berg« mitten in« Meer sänken. Dir Heiden müssen verzagen und die Königreich» fallen. Seda» feiert, ist e« Mir Herzea-brdürfniß, Euer Durchlaucht au«zusprechen, daß Ich stet« mit tief empfundener Dankbarkeit der unvergeßlichen Verdienste gedenken werde, welche Euer Durchlaucht in jener großen Zeit um Meinen hochseligen Großvater, um da« Vaterland und um dir deutsche Sache erworben haben. Fürst BiSmarck antwortete: „Ew. Majestät lege ich meinen ehrfurchtsvollen Dank zu Füßen für die gnädige telegraphische Begrüßung am heutigen Tage und für Ew. Majestät huldreiche Anerkennung meiner Mitarbeit an dem nationalen Werke deS hochseligen Kaisers." V. Berlin, 2. September. (Telegramm.) Die Stadt eigt seit dem frühen Morgen ein farbenprächtiges Bild. Die großen Fabrik- und Geschäftsetablissements wetteifern in Großartigkeit und Reichhaltigkeit der Decorationen. Sämmt- iche öffentlichen Gebäude sind reich beflaggt, namentlich die Straße Unter den Linden und die Friedrichstraße sind reich »schmückt. DaS von Laubgewinden bekränzte Brandenburger Thor trägt in goldenen Buchstaben die Inschrift: „Welch eine Wendung durch Gottes Fügung!" Prächtigen Schmuck tragen auch die Siegessäule und daS Denkmal Friedrich'S des Großen. In den Straßen wogt seit dem frühen Morgen eine frohbewegte Menschenmenge. DaS Wetter ist prachtvoll. V. Berlin, 2. September. (Telegramm.) Als der Kaiser heute Vormittag gegen 9 Uhr auf dem Tempelhofer Felde erschien, inspicirte er zunächst die amerikanischen Veteranen, welche mit ihrer Fahne Aufstellung genommen hatten. Der Kaiser begrüßte die Amerikaner, ritt die Front ab, hielt bei jedem Einzelnen an und erkundigte sich nach der Vaterstadt, dem Garnisonorte, welche Feldzüge und Schlachten der Betreffende mitgemacht und wo ihm die Auszeichnung verliehen sei. Se. Maiestät frug jeden Einzelnen, wie lange er in Amerika sei, wie sein Geschäft geht rc., und drückte seine Freude aus, daß die Veteranen dre alle Heimath nicht vergessen hätten. Der Kaiser hielt sich Stunde lang auf und ritt grüßend die Parade-Aufstellung ab. Nach der Parade ritt der König von Württemberg an die Amerikaner heran, begrüßte sie und fragte, ob Württem- berger darunter seien. Als Schlencker aus Chicago sich meldete, sprach der König seinen Dank und seine Freude auS, die Amerikaner gesehen zu haben. Als der Kaiser zurücksprengte und dicht an der Front vorüberkam, brachte ein Berliner Ausschuß-Mitglied ein dreimaliges Hurrah aus. Auch viele hohe Osficiere begrüßten die Amerikaner und ließen sich durch Schlencker einzelne Landsleute vorstellen. Mehrere Chicagoer Veteranen trafen in Berlin ein und schlossen sich dem Zuge an. Dem heutigen Zapfenstreiche wohnen d»e Veteranen von der Schloßterrasse aus bei. ID Berlin, 2. September. (Privattelegramm.) Der Kaiser wurde heute bei der Rückkehr mit den Truppen vom Tempelhofer Felde mit Enthusiasmus begrüßt. Beim Einritt in die Bellealliancestraße wurde ihm ein Lorbeerkranz über reicht. * Schwerins, 2. September. (Telegramm.) Die Sedanfeier begann gestern Abend mit einem Volksfeste, zu welchem im Schloßgarten eine Illumination und in der ganzen Umgegend Freudenfeuer erglänzten. Heute finden nach dem Festgottesdienste und den Schulfeiern ein Festzug und die Bewirthung der Veteranen statt, woran wieder ein großes Volksfest sich anschließt. * Bremen, 1. September. Die Illumination der Stadt ur Vorfeier der 25. Wiederkehr des Sedantages nahm einen großartigen Verlauf. Sämmtliche öffentlichen Gebäude sowie >ie Privatgebäude waren reich beleuchtet. Ein Fackelzug der jiesigen Vereine unter Begleitung mehrerer Militaircapellen >estand auS etwa 2000 Personen und machte einen prächtigen Lindruck. Die Straßen waren von einer Kopf an Kopf tehenden Menge angefüllt. * PetSdam, 2. September. (Telegramm.) Gestern Vormittag fand in der Nicolaikirche Festgottesdienst statt, an welchem die Spitzen der Behörden theilaahmen. An dem FestgotteSdienste in der Garnisonkirche betheiligten sich die Kriegervereine mit ihren Fahnen. Der heutige Tag wurde früh 7 Uhr durch Kanonenschüsse vom Brauhaus berge , sowie durch Läuten sämmtlichrr Kirchenglocken feierlich eingeleitet. Von der Nicolaikirche herab ertönten Lhoräle und patriotische Weisen. In sämmtlichen Schulen finden Vormittags Festacte statt. Um 4 Uhr marschiren sämmtliche Schulen in feierlichem Zuge nach dem Bornstedter Felde: dort werden Turnspiele und Festacte mit Gesang und Ansprachen veranstaltet, zum Schluffe Feuerwerk. Die heutige Illumination der Stadt und die festliche Beleuchtung der öffentlichen Gebäude verspricht großartig zu werden. * vraunschweig, 2. September. (Telegramm.) Zur (estrigen Borfeier des SedantageS fanden Nachmittags Wett- piele, Abends Vorträge der vereinigten Gesangvereine und darauf unter Vorsitz deS Oberbürgermeisters Pocket ein Fest- commerö statt, auf welchem Professor vr. Wrrnicke die Fest rede hielt. Heute Vormittag fand m allen Kirchen der reich beflaggten Stadt Festgottesdienst statt, nach welchem rin Fest- zua sämmtlichrr Schulen, Vereine und Eorporationen mit zahlreichen Musikcorps vom Altstadtmarkt auS nack dem kleinen Exercirplatze erfolgte, wo BolkSwettspiele und Schau turnen und Abeud- ein großes Feuerwerk stattfinden. -o- Essen «. R., 2. September. (Privattelegramm.) Die Veteranen der Krupp'schen Werke, ungefähr 1000 Mann, erhielten heute früh vom Geh. Rath Krupp jeder einen neuen 100-Mark-Schein als Ehrengabe. * K-ln, 2. September. (Telegramm.) Der Besitzer der „Kölnischen Zeitung" Neven-Dumont hat anläßlich der Sedanfeier 80000 Mark gestiftet. Mit diesem Capital soll eine Wittwen- und Waisencaffe für die Arbeiter der Druckerei gegründet werden. * Weimar, 2. September. (Telegramm.) Gestern fand nach einer Andacht an den Kriegergräbern zu Ehren der Veteranen ein Festmahl statt und Abend- ein großer Fackelzug nach dem Marktplatze, wo Oberbürgermeister Pabst eine Ansprache hielt. Heule Vormittag erfolgte nach dem Festgottesdienst in der Stadtkirchr unter GesangSvortragen und Festreden daS Niederlegen von Kränzen am Krieger denkmal. Nachmittags finden Turnspiele der Vereine und Schulen, Abend- findet eine Illumination statt. * BreSlau, 2. September. (Telegramm.) Die heutige Sedanfeier wurde mit einem FestgottrSdieast m sämmtlichen Kirchen eröffnet. Die Straßen sind überreich beflaggt, die öffentlichen Gebäude und viele Privathäuser zeigen eine prachtvolle Festausstattung; die Illumination verspricht äußerst
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