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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.09.1895
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1895-09-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18950912015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1895091201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1895091201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1895
- Monat1895-09
- Tag1895-09-12
- Monat1895-09
- Jahr1895
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BezugS-PreiS I» der Hauptexpedition oder den im Stadt bezirk und den Bororten errichteten Aus- aabestellrn abgrholt: vierteljährlich ^>4.50. bei zweimaliger täglicher Zustellung in» Ha>» >s 5.H0. Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: viertel,Shrlich . Directe tägliche Mreuzbandsendung i»A Ausland: monatlich ^l 7.50. DieMorgen-AuIgab« erscheint täglichmit Au«, nähme nach Sonn- und Festtagen '/,7 Uhr, die Abrnd-AuSqabe Wochentag» 5 Uhr. Redaktion und Erpeditio»; Johannes,assr 8. Hl« Expedition ist Wocheniag» nnunterbroche» geöffaet »o, früh 8 bi» Abend« 7 Uhr. Filialen: Vtt» «»««'» L-rtim. (Alsrep Ha,«», Universitätsstraß« 1. LoniS Lösche. pathorineustr. 14. Part, und Känia-vlatz 7. Morgen-Ausgabe. WgkrLagMall Anzeiger. Lrgan für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Mrizeigen.PreiS die 6 gespaltene Petitzeile LO Pfg. Reclam^a unter dem Redactionsstrich (»ge spalten) 50-4, vor den Faiuiliennachrichtea (K gespalten) 40-4- Größere Schriften laut unserem Preis- derzeichniß. Tabellarischer und Zifsernsatz «ach höherem Loris. Ertr«»VetlagkN (gefalzt), «u, mit der Morgen - Ausgabe, ohne Postbefördenmg » SO.—, mit Postbeförderung Annalsmrschlub für Änftigen: (nur Wochentag») Abrnd-AuSqabe: Vormittag» 10 Uhr. Marge n-Au-gabe: Nachmittag« 4 Uhr. Del den Filialen und Annahmestelle« je eine halb» Stunde früher. Anteil»« sind stet« an die Gh-etziti«« zu richten. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. ^ M. Donnerstag den 12. September 1895. 89. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. Der diesjährige U. Vieh- und Krammartt im Stadtbezirke Lripzig-Ltndenau findet am Mittwoch und Donnerstag, dem 18. und 18. Sep tember statt. Etwaige Gesuche und Anfragen sind an unieren Marktinspector Rentsch, Naschmarkt Nr. 1, III. Stockwerk, zu richten. Es bewendet auch fernerhin bei der durch unsere Bekannt machung vom 27. December 1890 anderweit zur Kenntniß ge brachten Bestimmung in 8. 2 der hiesigen Bieh- und Schlackthof- ordnung, nach welcher alles Schlachtvieh von diesem Markte aus geschlossen bleibt. Alle von Händlern zum Zwecke öffentlichen Verkaufes ausge stellten oder öffentlich ausgebotenen Rindviehbestände unterliegen der Beaufsichtigung durch den zuständigen Bezirksthierarzt der- gestalt, daß der Verkauf untersagt ist, solange nicht durch bezirkSthierärztliche Untersuchung das Nichtvorhandensein von Seuchen festgestellt ist. Es ist sonach der Vorverkauf von Rindern vor erfolgter bezirksthierärztlicher Untersuchung unter sagt. Um das Nichtvorhandensein von Seuchen durch den Be- zirksthierarzt festzustellen, haben sowohl der betreffende Händler als die Besitzer von Gasthoss- und Privatställen, in denen Hündler- vieh eingestellt Wird, und zwar spätestens im Verlaufe von 12 Stunden der Ortspolizeibehörde — im vorliegenden Falle bei der 28. Poltzeibkiirkawache, Leipzig-Lindenan, vtemciudeamts- strasje 8 — Anzeige von der Ausstellung von Rindvieh, sowie von Veränderungen der Bestände durch Zugang neuer Thiere zu erstatten. Ucber die erfolgte Anzeige ist von der Ortspolizeibehörde eine Be- scheinigung auszustelle». Die Kosten der Untersuchung des Händler, vieh» fallen den Händlern zur Last. Auf dem Markte sind die zum Verkaufe gestellten Thiere ln geordneter, eine thierärztliche Untersuchung ermöglichender Weise auszustellen. Das Durcheinanderziehen der ausgestellten Thiere ist untersagt. Da» Treiben der zum Verkaufe im Umherziehen bestimmten Schweine ist verboten. Der Transport derselben darf nur zu Wagen staltfinden. Die Führer von Schweinen, welche im Umherzlehen verkauft werden sollen, haben ihre Thiere vor dem Beginn des Umherziehens und Verkaufs von einem inländischen Bezirksthierarzt« auf ihren Gesundheitszustand, besonders in Bezug auf das Freisein von Seuchen untersuchen und sich rin Gesundheitszeugniß ausstellen zu lasse». Die» Zeugniß haben sie stet« des sich zu führen. Das- selbe hat Gültigkeit auf 5 Tage, nach dieser Zeit ist es zu erneuern. Die Kosten fallen dein betreffenden Führer zur Last. Alle Gost- hofsställe, in welchen zum Verkauf im Uniherziehen bestimmt« Schweine untergebracht waren, sind vor ihrer Wiederbenutzung gründlich zu reinigen. Zuwiderhandlungen gegen die vorstehenden, in Absatz 3 flg. ge troffenen Bestimmungen werden, insoweit nicht die Strasvorschriften 23. Juni 1880 Bekanntmachung. Behufs Fortführung der Arbeiten bei der Herstellung der ^ Plagwitzer Vorfluidschleuße wird die Larl Heine-Ltratzc im Stadtbezirke L--Plagwitz in ihrer Ausdehnung von der Forststratze bis zur Elisabeth-Allee vom 13. pikst» Monat» ab auf die Tauer der Arbeiten sür vcn durchuebkndcn Fährverkehr gesperrt. Leipzig, am 11. September l895. Der Rath der Stadt Leipzig. IX- 4927. vr. Georgi. Stahl. Bekanntmachung. Wegen Herstellung einer Hauptschleußenverbindling wird die Lindeiistraszc im Stadtbezirke L.-Lindcnau in ihrer Ausdehnung von der Philipp- bis zur Lützener Straße vom 12. dieses Monats ab auf die Dauer der Arbeiten sür den bnrchgehenden Fährverkehr gesperrt. Leipzig, am 10. September 1895. Der Rath der Stadt Leipzig. IX. 4926. vr. Georgi. Stahl der 8s. 65,66 und 67 des Reichsgesetzes vom Platz 1. Mai 1894 greifen, oder sofern nicht nach anderen gesetzlichen Bestimmungen eine höhere Strafe verwirkt ist, gemäß 88. 13, 15, 16 und 20 der Minlsterial-Verordnung vom 30. Juli 1895 mit Geldstrafe bis zu 150 oder entsprechender Haft geahndet. Leipzig, am 5. September 1895. Der Rath der Stadt Leipzig. IX. 4796. vr. Georgi. Maneck. Bekanntmachung. Die Einlösung der am 38. dieses Monats fälligen ZinSsckielne der 3'/,procent. Leipziger Stadtanleihe von 188? Serie II (ä. ci. 3l. März 1890) erfolgt schon vom 16. diese« Monats ab bei unserer Stadtcasse in den Stunden von 9 Uhr Vormittags bis 1 Uhr Mittags. Leipzig, am 9. September 1895. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. L. Schulze. Bekanntmachung. Es ist angezcigt worden, daß hier unter der Bezeichnung „Misch, kaffee" Kaffee zur Anpreisung und zum Verkauf gelangt, dem fremde Stoffe beigemischt sind, während das kaufende Publicum in dem Jrrthum sich befindet, es nur mit einer Mischung verschiedener Kaffeesorten, ohne Surrogat, zu thun zu haben. Es wird deshalb darauf hingewiesen, daß Kaffeesorten, denen fremde Bestandtheile bcigemischt sind, nur unter solchen Bezeichnungen verkauft werden dürfen, die die Beimischung des Surrogats sofort erkennen lassen, und daß eventuell gegen Zuwiderhandlungen auf Grund der gesetzlichen Bestimmungen, insbesondere des Nahrungs- Mittelgesetzes vom 14. Mai 1879 eingeschritten werden wird. Leipzig, den 7. September 1895. Der Rath her Stabt Leipzig. VIII. 5331. vr. Georgi. Dietrich. Bekanntmachung. Wegen Reinigung der Geschäftsräume bleibt die Sttstl«igsbuchbalterei am 14. diese» Monats geschlossen. Leipzig, den 11. September 1895. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi- Junck. Bekanntmachung. Der Bau der Vorfluthschleuße in der Carl Heine-Straße und in der Elisabeth-Alle in Leipzig-Plagwitz, und im Schloßwege zu Leipzig-Kleinzschocher sowie eine« Ducker» unter dem Canal ist ver geben worden. Die unberücksichtigten Bewerber werden hierdurch au» ihren Angeboten entlassen. Leipzig, den 6. September 1895. Der Rath der Stadt Leipzig. Io. 4998. vr. Georgi, Qu. Bekanntmachung. In der Gemeinde ttzrohzschocher sollen am 1. Januar 1896 neu aiigestellt werden: Ein Gemeiudevorstand, welcher außer der Thätigkelt, wie solche die revidirte Landgemeindeordnung vorschreibt, da» Stande« amt, sowie die Direktion der Sparkasse zu verwalten hat. Gehalt 2l00 Cantion 2000 ./t Ein vklpfljchtrter tzassirrr für alle Ortscassen. namentlich Einnahme der Staats- und Eommunalsteuern, Gebühren re. Der, selbe hat außerdem die Stelle eine» Cässirers der Sparkasse und deren Buchführung zu besorgen, sowie anderweite angemessene Arbeiten zu übernehmen. Gehalt 1400 Cautto» 1500 -Al Bewerber werden gebeten, beabsichtigte Meldungen bl» zum 20. September er. an den Unterzeichneten Grmeinderath gelangen zu lassen. Großzschocher, de» 10. September 1895. Der Aemetnderath. Deutschland und die österreichische Orient-Politik. Kaiser Franz Josef weilt gegenwärtig in Stettin als Gast des deutschen Kaisers. Er ist nach der pommerschen Stadt gekommen, um den großen deutschen Manövern bei zuwohnen und sich mit eigenen Augen von der ausgezeichneten Leistungsfähigkeit der deutschen Truppen zu überzeugen. Diese gegenseitige Prüfung der militairischen Machtmittel ist nach gerade den beiden Monarchen zur Gewohnheit geworden. Einmal kommt Kaiser Wilhelm II. nach Oesterreich und sieht den österreichischen Manövern zu, ein andermal fährt Kaiser Franz Josef nach Deutschland und überschaut die deutschen Feldübungcn. In diesen abwechselnden Besuchen drückt sich mehr aus alö nachbarliche Höflichkeit; sie sind Zeugnisse für die Freundschaft und Bundesgenossenschaft, welche die Monarchen wie ihre Völker verbindet. Vielleicht ist eS gerade jetzt nicht überflüssig, daß die Welt einen neuen Beweis der Intimität zwischen Oesterreich und Deutschland und damit der ungeschwächten Fortdauer deS Dreibundes erhält- Än den Kreisen ernster Politiker ist zwar nicht der leiseste Zweifel an derselben aufgelaucht. aber vor ganz kurzer Zeit hat man an der Festigkeit der Tripel-Allianz zu rütteln versucht. Allerdings geschah das in ungeschickter Weise; dennoch haben diese Anstrengungen in Deutschland hier und da eine gewisse Verstimmung erzeugt und in Wien befremdet. Den Anlaß bot Bulgarien. Als in Sofia der Umschwung eintrat, welcher zu der Entsendung der Deputation nach Petersburg führte, erschienen, wie erinnerlich, in deutschen Blättern Briefe, in welchen bittere Klage darüber geführt wird, daß Deutschland sich der Interessen Oesterreichs ans derBalkan-Halbinsel nichtannehmeund die öfter reichische Politik in Sofia nicht unterstütze. Diese Briese waren, wie man festbalten muß, sämmtlich aus Pest datirt, und sie endigten meist mit hem Borwurfe, daß das deutsche Reich seinen Bündnißpflichten nicht Nachkomme. Sie verstiegen sich auch zu einer seltsamen, ganz unberechtigten Parallele zwischen Bulgarien und dem Reichslande; sie warfen die Frage auf, was man wohl in Deutschland von Oesterreich sagen würde, wenn dieses einer Bedrohung Elsaß-Lothringens gegenüber ganz gleichgiltig bliebe Als Epilog kam dann wohl die Bemerkung, was denn eigent lich der ganze Dreibund Werth sei, wenn sich der Eine der Verbündeten um wichtige Angelegenheiten des Andern nicht kümmere. Diese Nadelstiche gegen den Dreibund hörten allerdings auf, als man aus osficiösen Miltheilungen er kannte, daß Oesterreich keineswegs gewillt sei, den politischen Witterungswechsel in Sofia tragisch zu nehmen, sondern daß die Regierung in Wien gegen eine russisch-bulgarische Ver söbnung gar nichts einzuwenden habe. Es war also ziemlich überflüssig, von der deutschen Politik zu verlangen, daß sie in Bezug auf Bulgarien österreichischer sein solle als Oesterreich selbst; umsomehr als der Schöpfer des deutsch-österreichischen Bündnisses den bekannten Ausspruch gethan hatte, Bulgarien sei nicht die Knochen eines pommerschen Musketiers Werth. Das Bestreben, die deutsche Politik wegen ihrer relativen Gleichgiltigkeit in orientalischen Angelegenheiten wie wegen ihres wiederholten Entgegenkommens für Rußland des Mangels an Bundestreue anzuklagen, hat Fiasco gemacht. Aber es kann sich morgen wieder geltend machen, und daher lohnt es vielleicht der Mühe, sich seinen letzten Grund wieder einmal genauer zu betrachten. Wir geben dabei absichtlich einem Wiener Blatte da» Wort, um zu zeigen, daß die Auf fassung jener Pesler Briefe in Oesterreich nicht den geringsten Widerhall gefunden und dort auch heute noch eine völlig correcte Interpretation der Dreibundverträgc geübt wird. Die „Neue Freie Presse" ist überreugt, daß die mehrerwähnte ungarische Kritik des Verhaltens Deutschlands nicht auf bösen Willen zuriickzuführen sei, sondern vielmehr einem Miß- verständniß, einer falschen Auffassung des Dreibundes und der den einzelnen Gliedern desselben obliegenden Bündniß- pflichten entspringe. Al« im Oktober 1879 daS deutsch-österreichische Vündniß abgeschlossen ward, dem später Italien beitrat, geschah eS zunächst, wie die „N. Fr. Pr." in Erinnerung bringt, in der Absicht, einem gleichzeitigen Angriffe Rußlands und Frank reichS auf Deutschland vorzubauen. DaS war der uumittel bare, offen ausgesprochene Zweck de« Bündnisse«. Sein Wortlaut liegt vor, und man bedarf daher keiner diplo matischen Auslegungskunst, um da« m»t Bestimmtheit an« zusprechrn. Indem das Bündniß die gemeinsame Abwehr Ver beiden Reiche gegen einen gemeinsamen Angriff stipulirte, erschwerte eS den letzteren ungemein und ward dadurch zu einem wahren Bollwerke des Friedens. Als solche« hat es sich seit sechzehn Jahren bewährt und wird es sich hoffentlich noch geraume Zeit bewähren. Aber das Bündniß oder dessen Auftreten unterstützen müßte. Wäre den« so, dann müßten Oesterreich, Deutschland und Italien über- baupt auf jede selbstständige Politik verzichten. Da« ist jedoch keineswegs der Fall, sondern sowohl dem Geiste als auch dem Texte des Bündnißvertrages nach haben die Mächte nur unter einer bestimmten Voraussetzung gebundene Marsch- tonst freie Hand. Das bat sich erst unlängst an läßlich des Aufenthaltes des Kaisers Wilhelm in England wieder gezeigt. Das intime Verhältniß, das aus gewichtigen Gründen zwischen Italien und England besteht, hat nicht gehindert, daß man in Deutschland, als die englische Presie der deutschen Politik ungehörige Zumuthungen machte, sie energisch zurückwieö, obwobl auch Italien eine Dreibundmacht lsi- Das hat auch Fürst Bismarck wiederholt im Reichstage nachdrücklich hervorgehoben, und aus Anlaß der von PH ausgegangenen Vorwürfe gegen die deutsche Orient-Politik ist es in Berlin von officiöser Seite neuerdings betont worden. Vielleicht beruht gerade darauf, daß er den Thcilnehmern keine lästige Fessel auserlegt, die Festigkeit und Dauerhaftig keit des Dreibundes. Es ist in der Politik nicht ander« als im Leben. Wahre Freundschaft kann nur zwischen Menschen gedeihen, welche sich gegenseitig volle Freiheit lassen. Auch Staaten vertragen einen Freund, der sie an freier Bewegung bindern will, sehr schwer. Jeder Staat ist ein eigenartiges Gebilde, ein Wesen sui genorm, jeder bat besondere Interessen, die den Verbündeten nicht berühren. Man kann und darf nicht verlangen, daß der Letztere sich dafür einsetze; man kann von dem Verbündeten nur fordern, baß er sie nicht schädige und durch kreuze. saßt man in den osficiellen Regionen Wiens und Berlins das Bündniß auf, und diese Auffassung bat, weil sie in der Natur der Dinge liegt und jeder Heuchelei den Eingang wehrt, der Aufrichtigkeit und Herzlichkeit des Ver hältnisses zwischen der österreichischen Monarchie und dem deutschen Reiche keine» Eintrag gethan, sondern sie gestärkt. Die beiden Kaiser sind wahre Freunde, und sie haben sich soeben abermals als solche warm begrüßt. Ihre Umarmung ist jedesmal ein Zeichen der Verbrüderung ihrer Armeen, ihrer Völker, sowie jede Heerschau, die sie gemeinsam abhalten, eine Entfaltung ihrer großen, dem Schutze deS Friedens geweihten Macht. Die Anwesenheit des Grafen von Turin in Stettin beweist, daß Italien der Dritte im Bunde sein und bleiben will. Deutsches Reich. ck). Berlin, 11. September. Herr Stöcker sucht sich durch ein homerisches Schimpfen auf die Mittelparteien wobei aber Fürst Bismarck gemeint ist — auS seiner kleinen Brief-Verlegenheit zu helfen. Er findet aber damit nicht mehr Anklang, als mir dem Wagnis sich in seinem Blatte als den „Netter des Vaterlandes" — wörtlich — zu präsentiren. Was der Mann auch intoniren mag, es ist sein politis her Schwanengesang. Interessanter aber als die Schicksale dieses conservativen FractionSvorstandS ist die Tbatsache, daß sein bisheriger Zeitgenosse Hammer stein noch immer Abgeordneter zum Reichstage undA bgeord netenliausc ist. Legt er bis zum Zusammentritt des Reichstages seine Mandate nicht nieder, so siebt sich seine Fraktion vor die Nothwendigkeit eines Entschlusses gestellt, der ihr vermuthlich nun nicht sehr schwer fallen wird. Der „Reichsbote" bat Herrn v.Hammerstein, sehr Wider seinen Willen, einen bösen Streich ge spielt, der den „Fall" dieses Herrn in stärkeren Fluß bringen muß. Er hat (wie schon berichtet. Red.) aus einer Erzählung der „Köln.Ztg",wonach der frühere Revacteur der „Kreuzztg." daS Fehlcneines Betrages von 13 000^ durch einen von einem ver dienten, inzwischen verstorbenen Beamten des Blattes verübte Unterschlagung erklärt hatte, in einem Auszug derart wieder gegeben, daß man glauben konnte, die „Köln. Ztg." habe sich die Beziehungen des Verstorbenen angeeignet, was diesem Blatte natürlich nicht eingefallen war. Nun ist die Person des von Herrn v. Hammerstein Beschuldigten gerade durch das Excerpt des „Reichsbolen", sowie durch dessen daran geknüpfte Bemerkungen für wertere Kreise kenntlich gemacht, und die Hinterbliebenen des Verleumdeten werden kaum die nöthigen Schritte unterlassen, um des Andenken ihres Paters rein zu waschen Berlin, II. September. Am 28. August stellte der Obermeister Faster bei der Veröffentlichung der durchaus vorläufigen und unverbindlichen Vorlagen über die Hand Werksorganisation die Bekanntgabe der von der Berliner Handwerkerconferenz vom Juli d. I. an dem Entwürfe des Herrn von Berlepsch vorgenommenen Aenderunge», sowie des Berhandlungsprotokolls der Konferenz für Anfang September in Aussicht. Dieselbe ist bisher nicht erfolgt, statt dessen haben vorigen Freitag in einer Sitzung des Jnnungsaus schusses der vereinigten Berliner Innungen Auseinander setzungen über die Organisation und die Conferenz statt gefunden, die die vorhandene Unklarheit nur noch ver mehren. Aus dem Berichte eines „zünstlerisckien" Blattes geht hervor, daß die Theilnehmer der Frcitagsversammlung nicht einmal darüber einig waren, ob die Conferenz in ihrer Mehr heit den Befähigungsnachweis hat fallen lasse» oder nicht, und ebensowenig darüber, ob der Verzicht auf diese Forderung, soweit er geleistet wurde, lediglich aus oppor tunistischen Erwägungen erfolgt ist. Während ein Mit glicd des Berliner JnnungsansschusseS den Besähigungs Nachweis eine Ruthe nannte, die das Handwerk schmerzen würde, und ein zweites zum Mindesten sachliche Bedenken äußerte, waren Andere der Meinung, daß die Annahme der vorgeschlagenen Entwürfe dem Befähigungs nachweis den Weg ebnen würden, welcher Ansicht wiederum lebhaft widersprochen wurde. Neu war Pie Mittheilung des Vorsitzenden Beutel, daß die Einfügung der Innung« - Ber bände in die Organisation nicht vom preußischen Handels minister vorgesehen war, sondern durch die Handwerker Conferenz bewirkt worden ist. Da aber dieser Mit theilung hjnrugesügt wurd», in der Conferenz sei bat im Uebrige» die Politik der Mächte, welche eS eingingen, I ausdrücklich betont worden, man ziehe die Innung« nicht so weit eingeengt und beschränkt, daß jede Macht bei I Verbände den geplanten Handwerkerkammern vor, so jeder politischen Frage, auch wenn sie selbst unmittelbar > ist «» unklar geworden, ob die Conferenz für Innung« davon gar nicht oder nur entfernt berührt wird, sich genau nach der Haltung deS oder der anderen Theilnehmer richten nungs-Ausschüffe oder Haudwerkerkammern sich erklärt bat. Ein unversöhnlicher Widerspruch, der zeigt, daß die seit Jahren einträchtig sür einen weitgehenden Zwang ein tretenden Handwerkerführer in ihren Ansichten über die Conseq uenzen des Zwangs keineswegs übereinstimme», trat in der Frage der Heranziehung der kleinen und kleinsten Handwerker zur obligatorischen Innung jervor. Nach Berlepschs Vorschlägen sollen nur Hand werker, die der Regel »ach Gesellen oder Lehrlinge be lästigen, zum Eintritt in die Innungen verpflichtet, die ibrigen aber dazu berechtigt sein. Im Berliner Jnnungö- ausschuß machten sich nun zwei Auffassungen geltend, deren eine den hier statuirten Zwang für ruinös hält. Während geltend gemacht wurde, durch die obligatorische Innung ohne Befähigungsnachweis werde man gezwungen, „alles Gesindel" in die Innung hineinzunehmen und so das Handwerk zu „verseuchen", wurde eS andrer seits als ein großer Fehler bezeichnet, daß diejenigen Handwerker, die keine Leute beschäftigten, nicht zum Beitritt verpflichtet würden, da diese gerade die Elemente seien, welche das Handwerk zum Ruin brächten. AuS diesem Wider spruch ergiebt sich übrigens nicht nur eine Meinungs verschiedenheit über die Wirkungen des Zwangs, sondern auch ein tiefer Zwiespalt in der Beurtheilung deS Wesens und der gewerblichen und ethischen Aufgaben der Jnnun gen. Wie der Vorsitzende deS JnnungSausscbusses mit theilte, sollen zu den Kosten der WohlsahrtSeinrichtungen der Zwangsinnungen auch diejenigen Gewerbetreibenden heran gezogen werden, die handwerkermäßig vorgebildete Gesellen in ihren Betrieben beschäftigen. Trifft dies zu, so wäre die Lückenhaftigkeit der bisherigen Publicationen erst recht dargelhan, denn aus Berlepschs Vorschlägen, soweit man sie bekannt werden ließ, ist nicht zu ersehen, daß dir Zwaugsinnung bestimmt oder auch nur berechtigt sein soll, Wohlfahrts einrichtungen zu treffen. Sie ließen vielmehr die viel seitig aufgenommene Frage offen, was mit den bestehenden Innungen und ihren Einrichtungen zu geschehen habe. Nach der bestehenden Gesetzgebung können Arbeitgeber, welche ein in der freien Innung vertre tenes Gewerbe betreiben, dieser aber nicht an- gehören, durch die höhere Verwaltungsbehörde in un widerruflicher Weise verhalten werden, zu den Kosten der Innung für Herbergswesen, Gesellennachweis, Schieds gericht und Ausbildungseinrichtungen beizutragen. Man darf begierig sein, was dre „Kreuzzeitung" zu der Heranziehung nicht handwerksmäßiger Betriebe sagen wird, denn dieses Blatt hat es den Vorschlägen als Vorzug angerechnet» daß sie Handwerk und sonstigen Gewerbebetrieb „unverworreu" lassen. AnS allem im Vorstehenden Berührten geht hervor, daß mit jedem Beitrag znr Schilderung der angeblich bestehenden Organisationsprofccre das herrschende Dunkel sich nur noch mehr verdichtet. Ausschüsse und Haudwerkerkammern, wie sie neben einander in den „Unverbindlichen" erscheinen, oder für In * Berlin, 11. September. Der „Vorwärts" ist andauernd bemüht, „nachzuweisen", daß die Socialdemokratie nie mals „an die Entscheidung durch die Bajonette" appellirt habe und daß es eine „böswillige Unterstellung" sei, wen» be mühtet werde, die Socialdemokratie hege die „Absicht einer lnterdrückung oder gar Beseitigung gegnerischer Elemente mit Waffengewalt". Diesem heuchlerischen Reinigungs-Versuche gegenüber sei heute weiter folgendes Faclum erwähnt. Am 13. September 1893 erklärte zu Wien in einer „Volks versammlung" der Führer der österreicknschen Social- demokratie vr. Adler, „ein Generalstreik sei unmög lich, so lange das Proletariat nicht Waffen habe, und wenn eS Waffen habe, so werde es nicht streiken . . . Diese mit „stürmischem Beifall" aufgenonnnene Aeußerung ergänzte der Führer der deutschen Socialbemokratie, Herr Bebel, durch die ebenfalls mit Beifallsstürmen begrüßte Erklärung: „Sie vergessen, daß, wenn das Proletariat gegen die herrschende Macht kämpfen will, eS in erster Linie Waffen braucht. Wo können wir denn die Waffen holen? .... Die Socialdemokratie besitzt heute noch nicht (!) die Möglichkeit, die Bajonette in die Hand zu bekomme», darum muß sie trachten, jene zu gewinnen, welche die Bajonette zu tragen haben." Die letzten Worte sine auch im Berichte des „Vorwärts" vom 17. September 1893 gesperrt gedruckt. Diese Lesefrucht, die den Vorzug hat, neuesten Datums zu sein, wird weiter dazu beitragen, die „gekränkte Unschuld" der Socialbemokratie ins rechte Licht zu setzen. L. Berlin, 1l. September. Wie der Verein für Berliner Stadtmission der „Nat.-Ztg." mittheilt, kehrt der „Hos- prcdtger a. D. Ttöckcr am Sonnabend von seinem Bauern hof in Oberbayern nach Berlin zurück und wird am Sonn tag, den 15. wieder in der PtadtmissisnSIirche am Johannis tisch Nr. 6 predigen." (Die Kanzel errvthet nicht. Rer. d. „L. T.") — Der „Vorwärts" trägt jetzt die Einleitung deS Stöcker'schen Briefes wie folgt nach: Lieber Hammerstelnl Heute Morgen war ich in Ihrem Bureau, um meinem Aerger Luft zu machen und mich informirc» zu lassen. Kropatsche k (sagte mir, dah Sie einig« Artikel, welche das schnötz« Spiel von Bismarck und Genossen mit dem Kaijcr ausdecken, für zeitgemäß hielten.) In der ersten Veröffentlichung begann die Mittheilung des „Vorwärts": „L sagte mir" u. s. w. — In dem Stöcker'schen Briefe befand sich das unverständliche Wort „Mutineum" bei der Aufzählung ver Fragen, betreffs deren zwischen dem Kaiser und dem Fürsten Bismarck, ohne daß der erster» es merke, Zwie tracht ge sä et werden sollte. Ein« Zuschrift an die „Nat.- Ztg." hatte erläutert, daß es jedenfalls Martinenm heißen müsse: die Bezeichnung eines damals in Schleswig-Holstein geplante» orthodoxen Prjvat-Gymnastums. 2n de» „Hamb. Nackr." war dagegen die Lesart „Matineen" ausgestellt worden: es seien Wohl die Matineen bei kein Grafen Waldersee gen,eint. DaS Herrn Stöcker nahestehende „Volk" sowie die bestätigen mdeß, daß es „Martineum" heißen das erster« Blatt bemerkt zugleich, es habe nur »,n« „Matinee" bei dem Grafen Waldersee gegeben — die bekannte im Jabre 1887, an welcher der jetzige Kaiser als Prinz Wilhelm Theil nabm. „Kreuzztg." sollt«, und
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