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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.10.1895
- Erscheinungsdatum
- 1895-10-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189510203
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18951020
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18951020
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1895
- Monat1895-10
- Tag1895-10-20
- Monat1895-10
- Jahr1895
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.10.1895
- Autor
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Bezrrgs'Preis in der Hauptexpedition oder den im Stadt bezirk und den Bororten errichteten Aus gabestellen ab geholt: vierteljährlich X 4.40, bei zweimaliger täglicher Zustellung in» Hau» ^lt 5L0. Durch die Post bezogen für Deutschland nnd Oesterreich: viertel,ahrlich >l 6<—. Direct» täglich« Kreuzbandsendung t»A Ausland: monatlich 7.50. Di« Morgen-Ausgabe erscheint um '/,7 Uhr. die Abmd-Ausgabe Wochentags um 5 Uhr. Rrdartio» und Erpeditio«: IohanneSgaffe 8. Die Expedition ist Wochentag» ununterbrochen geöffnet vo» früh 8 bi« Abend» 7 Uhr. Filiale«: Otto Klemm'» Sortim. (Alfred Hahn), Universitätsstraße 1, Laut» Lösche, Katharinenstr. 14, pari, und KSnigSplatz 7. ttmigerTDeblatt Anzeiger. Organ fiir Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Arizeigen-Preis die 6 gespaltene Petitzeile Li) Pfg. Aeelumen unter de« R»dactiou«ftrich (4go- spalte») 50-4, vor de, Familien Nachrichten (S gespalten) 40-4- Größere Schriften laut unserem Preis- verzeichnib. Tabellarischer «nd Ziffernsatz »ach höherem Tarif. Extra »Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postdesörderuag SO.—, mit Postbesörderung 70.—. Aunahmeschlaß für Anzeige«: Ab«nd-Au»gab«: Vormittags 10 Uhr. Margeu-Au»gab«: Nachmittags 4Uhr. Für di« Montag-Morgen-Ausgabe: Sonnabend Mittag. Bei de« Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets an die Expedition zu richten. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. 508. Sonntag den 20. Oktober 1895. 88. Jahrgang. d H t a n n t ne a 11 Reichsgerichtsg-bäud-s. di- hohe Ehre zu Theil Me bereits zur Kenntniß unserer Einwolinerschast gekommen ist, wird unserer Stadt am 26. ds. Mts., dem ^.age oc dürfen. Ter fiir unsere Stadt nnd ihre Entwickelung so werden, Eie. Majestät den deutschen Kaiser Wilhelm nnd Se. Majestät den König Albert in ihren Mauern oeg 6 s ^ Vertretern der verbündeten Regierungen und freien wichtige und bedeutungsvolle Vorgang erhält durch diese Theilnahme des deutschen Kaisers und unseres Königs, durch me -vci . -s '^ier sein dürfen, gleich wie zu der vor 7 Jahren statt- Städte, der höchsten Reichsämter und des Reichstags eine ganz besondere Weihe, und es wird unseren Mitbürgern, welche ^eug , werde. gefundenen Grundsteinlegung. Bedürfniß sein, daß ihrem Danke und ihrer Freude durch äußeren Schmuck unserer ..^usorua Straßen Plätze und öffentlichen Gebäude entsprechen. Aber Diesem gewiß allgemeinen Wunsche unserer Bürgerschaft werden wir durch die getroffene Anordnung der Schmückung n s ' ^ ^.^artung aussprechen, daß dies in erster wir richten auch an unsere Mitbürger die Bitte, uns hierbei durch die Schmückung ihrer Häuser zu unterstützen. Insbesondere o i Linie in den Feststraßen geschehen werde. dlff^öckstdieselben durch die Bahnhofstraste, die über den Wlr geben deshalb bekannt, daß die Ankunft der Majestäten auf dem Dresdner Bahnhose erfolgen wird und Uck ) )1 ^ die Harkortstraße nach dem Reichsgerichts- Augustusplatz führende Straße, die Grimmaische Straße, Thomasgasse, über den Thomaskirchhof an der Promenade er, Bahnhofe stattfinden wird, gebäude Sich begeben werden, von wo die Rückfahrt durch die Wächterstraße, den Königsplatz, die W»ndmtth1enstraße na ) ^ Spalicrbildung längs der Feststraßen in' Mit der Universität, den höheren Schulen, den Innungen, Militair-, Sänger-, Turnvereinen und einer Anzahl Erer ^er , diesen Vereinen angehören, durch Freigabe Verbindung getreten. Wir richten hierbei ganz besonders die Bitte an die Herren Arbeitgeber, ihren Arbeitnehmern und Untergebenen, f i einiger Stunden die Möglichkeit der Betheiligung an der geplanten Spalierbildung zu geben. Leipzig, den 15. October 1895. ^ ^ Dev Rath dev Stadt Leipzig. vr. Oeorgi. Großel. OeffenUiche Sitzung der Stadtverordneten Mittwoch. Sen 2L. Oktober 189». Abends 6'/. Ubr. im Sitzungsjaale am Naschmarkte. Tagesordnung: I. Bericht deS Bauausschusses über u. Einführung einer 29 lfd. m langen Royrslrecke der Wasserleitung in die Tauchnitzstraße in Leipzig - Lindenau, d. Einführung der Wasserleitung in die Straße N zwischen der Schnorr- und Oeferstraße in Leipzig-Schleußig, e. Anschaffung von 2 neuen kupfernen Warmwasserbehältern für das Siechenhaus. II. Bericht des Oekonvmieausjchusses über ». die Vorlage, betr. Uebernahme einer Einlaufsvorrichtung zur Abführung von Eirabenwässrr der fiskalischen Reitzenhainer Ehaussee in städtisch» Unterhaltung, d. Riickäußerunq deS Rathes, betr. die Eingabe der Herren Pfeil und Gen. in Leipzig-Klein- zschocher wegen Herstellung der Fußwege vor ihren Grund stücken. NI. Bericht des Stiftungsansschusses über die Rechnung des städtischen Krankenhauses zu St. Jacob aus das Jahr 1893. IV. Bericht des Stiftungs- und Finanzausschusses über Nach- verwilligung zu Pos. 40 des Specialbudgets „Zwangsarbeits anstalt zu St. Georg" aus das Jahr 1895. V. Bericht des bestellten Referenten bez. des Finanzausschusses über Eintragung des KirchenlehnS zu St. Andreas als Eigenthümers auf den für die Trennparcelle Nr. 2507 s des Flurbuchs für die Stadt Leipzig neuanzulegenden Folium und Erlaß einer Bcsitzwechselabgabe. VI. Bericht des Finanz-, Gas- und Verfaffungsausschusses über Bereinigung der Stelle des TheaterinspectorS mit der des Beteuchtungsinspectors am neuen Tbeater rc. VII. Bericht des Finanzausschusses über a. Erhöhung des Betriebsfonds der Stadtcasse; d. Niickäußerung des Rathes auf das Ersuchen: den Rechnungen stets die vorbergehende» justificirten Rechnungen beizusügen; e. die Rechnung über das Grassi'sche Vermächtnis für die Stadt Leipzig auf daS Jahr 1894; ä. Rechnung über die Theobald Peschke- Stiftung auf das Jahr 1894; s. die Rechnung de- Bieh- und Schlachtdoses aus das Jahr 1893; k. Erlaß von von dem Vereine für innere Million in Leipzig und der Orts- krankencasse für Leipzig und Umgegend zu zahlenden Besitz wechselabgaben; x. Entwurf einer Pensionsordnung für die kirchlichen Unterbeamtrn und deren Hinterlassene i« der Parochie Leipzig-Lindenau. Werk- und Bagerplahverpachtung. Das seither vom Königl. Sächs. 10. Jnfanterie-Regiinent Nr. 134 zu Exercir- und Schießübungen benutzte, der Stadlgemeinde Leipzig gehörige Areal hinter der Gasanstalt I soll von jetzt an zur Benutzung zu Werk- und Lagerplatzzwecken anderweit ver> pachtet werden. Ein Theil davon ist noch verfügbar und Pachtlustige werden hiermit ausqesordert, ihre Pachtgebote mündlich oder schriftlich auf dem Rathhaufe, I. Obergeschoß, Zimmer Nr. 8, woselbst auch über die näheren Puchtbedingungen Auskunft ertheilt wird, abzugeben. Leipzig, den 14. Oktober 1895. Der Rath der Stadt Leipzig. I». 8160. vr. Georgi. Krumbiegel. Bekanntmachung. Die unter dem 18. vor. Mts. ausgcjchrlebenen Steinmetz- und Zimmerarbeiten, sowie die Eisen- und Ankerlieserung zum Bau der Casernenanlagen in Möckern sind vergeben, weshalb die un berücksichtigt gebliebenen Bewerber ihres Angebotes hiermit ent lassen werden. Leipzig, am 17. October 1895. 7. Ter Rath der Stadt Leipzig. ^ 1613. vx. Tröndlin. Lindnrr. Bekanntmachung. Wegen de» Borsluthschleußenbaue» wird vom 81. Hirse» Monat» ab Pie Elifahethallee von der Kreuzung mit der Weißenftlser Straße in L..Plagwitz bis zum Laiiale für den purchgehenpen Fährverkehr während der Dauer der Arbeit gesperrt. Leipzig, am 18. Oktober 1895. Ter Rath per Stadt Leipzig, n 5628. vr. Tröndlin. Maneck Die städtische Sparkasse Beleiht Werthpapiere unter günstigen Bedingungen. Leipzig, den 1. Februar 189L. Die Svarcaffen-r,p»tatiou. Versteigerung. DienStag, den 22. October 1895, Vorm. 10 Ubr sollen im Anctionslocalr deS hiesigen königl. Amtsgericht» 1 Pmnino, 1 Billard 1 Dchuhmachernähmaschin«, 1 Schnelldruckvresse, 1 Ladenlaset Hobelbänke, 1 Frderwagrn, I Partie wiffrnschastl. Bücher, 1 Lel- gemälde (Madonna darstellend), Möbel u. A. m. meistbietend gegcn Baarzahlung versteigert werden. Leipzig, am 19. October 1893. Der Gerichtsvollzieher Pe« königl. Amtsgericht» das Wach», Actuar. Handelsvertrag mit Chile. Der deutsch-chilenische Handelsvertrag vom 1. Februar 1862 ist vor Kurzem von Seiten Chiles gekündigt worden und wird nebst den Bestimmungen der Zusayverhandlung vom 14. Juli 1869 mit Ablauf des 27. August 1896 außer Krast treten. Behufs Regelung der beiderseitigen Handelsbeziehungen bez. behufs Abschlusses eines neuen Vertrags werden die Verhandlungen voraussichtlich bald ein- geleitet werden. Es ist deshalb erforderlich, daß die Wünsche, welche von Handel und Industrie in dieser Beziehung gehegt werden, recht zeitig zur Kenniniß der Regierung gebracht werden. An die Interessenten unseres Bezirks richten n»r daher die Aufforde rung, uns ihre Wünsche bezüglich der Betketirsverhältnisse mit Ehile unter Angabe der Bedeutung, welche die einzelnen Artikel für die Ausfuhr haben, möglichst bald mitznlheilen. Ebenso sind uns Angaben über die Wege, welche die Ausfuhr nimmt, erwünscht, insbesondere ob dieselbe etwa theilweise über nichtdeutsche Häfen geleitet wird. Leipzig, den 15. October 1895. Die Handelskammer. Ä. Thieme, Vorsitzender. vr. Pohle, S. verkauf des postgrundstücks in Grimma. Das der Reichs-Postverwaltung gehörige, in Grimma an der Ecke der Lorenz- und Garienstraße betegene Hausgrundstück mit Nebengebäude, Hofraum und Garten, sowie mit Durchfahrt nach der Kirchgasse — eingetragen auf kol. 202 des Grund- und Hypo« thekenbuchs für Grimma, Ärandcataster Nr. 234 —, wird am Dienstag, den 22. Oktober 189 », in Grimma an Postamtsstelle — Zimmer des PostdirectorS — öffentlich meistbietend versteigert werden. Die Verkaufsbedinaungen können bei dem Kaiserlichen Post amte in Grimma eingesehen und von demselben gegen 50 ^ Schreib gebühr bezogen werden. Der Verkaufstermin beginnt Vormittags 11 Uhr und wird nicht vor 1 Uhr Nachmittags geschlossen. Nach 1 Uhr werden neue Bieter nicht mehr zugelassen. Die Besichtigung des Grundstücks, das auf 23 100 >ll abgeschätzt ist, kann auf vorherige Anmeldung bei dem Kaiserlichen Postamte in Grimma jederzeit in den Vormittagsstunden erfolgen. Leipzig, 30. September 1895. Der Kaiserliche Lber-Postdireetor, Geheime Lbcr-Postrath. Walter. Versteigerung. Montag, den 28. Oktober, vormittag» 11 Uhr sollen im Hofe des hiesigen Postbalterei-Grundstückes, Göschenstraße 4, drei ausgemusterte zweispiinnige Gntcrpostlvagen unter den un mittelbar vor dem Ausgebote bekannt zu machenden Bedingungen gegen sofortige Bezahlung öffentlich versteigert werden. Leipzig, 11. October 1895. Kaiserliches Postamt 8, Göschenstraße. Suck. Steckbrief. Der Maurer Albin Mrher, 22 Jahre alt, zuletzt hier, gegen welchen vom Königlichen Landgericht zn Halle a/S. das Haupt- versahren wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt eröffnet ist, hält sich verborgen. Das Unterzeichnete Amtsgericht hat Haftbefehl erlassen und ersucht, den Meyer ins nächste Gerichtsgesängniß abzuliefern, auch zu den Acten v. 130. 95 hierher Nachricht zu geben. Bttterseld, den 10. October 1895. Königliche» Amtsgericht. Aus der Woche. K. Der Berliner Aufenthalt de» auf der Durchreise be findlichen russischen Minister» de» Aeußeren hat wieder die Leite des deutschen Wesen» hervorgekehrt, die am wenigsten in den Tagen, die der Erinnerung an die Liege von Weißenbura, Wörth und Sedan gehören, der Welt hätte gezeigt werden sollen. Al» ob Deutschland der Mond wäre, der von der Sonne Rußland sein Lickt empfängt, späht ein leider nicht kleiner Theil der deutschen Presse unausgesetzt nach Zeichen au», die die Gunst, die der Zar Frankreich sckenkl, als eine etwa doch nickt ganz unbegrenzte erscheinen lassen könnten,und wie ein sich zurückgesetzt fühlender Hosschranze ist diese Presse glückselig, wenn da» gnqdig lächelnde Ant litz einen flüchtigen Augenblick von dem Favoriten fick ab wendet. So hat diese Presse der Reiseunterbrechung de» Fürsten Lodanow freudestrahlend die Absicht unter gelegt, eine Abschwächung der Vorstellung von dem Grade der russisch-französischen Freundschaft berbeirufübren, während doch der lange Aufenthalt de» Fürsten in Frankreich und die Umstände, mit denen ihn der gewiegte Diplomat geflissentlich umgab, unzweideutig auf den Wunsch hindeute», die berrschcnre Intimität noch offenkundiger zu machen, al» sie schon bisher gewesen. Jene» Verbaltrn deutscher Preßorgane ist weder Deutschland« würdig, noch dient e» dem Frieden. Es ist zwar gewiß, daß die russische Regierung zur Zeit aus die Erhaltung des friedlichen Zustande» dasselbe Gewicht legt wie die deutsche und die der anderen Dreibund- sfaaww Ader eben so sicher ist das Borband-nsem e.ner rührigen russischen Kriegspartei und deren Arbeit W.rd ge fördert, wenn in Rußland die Vorstellung sich Metzt w Deutschland herrsche nicht überall mehr da» alte ^e bs vertrauen. Diese Ansicht vertritt soeben auch »'" besonderem Nachdruck ein Petersburger Correspondent der „Köln. Volks- zeitunq«, also eines Blattes, bei dem Voreingenommenheit gegen Rußland in einer Zeit, wo der Papst sich zu dem schismatifchen Zarenreiche freundlicher stellt, als zu dem katho lischen Oesterreich, völlig ausgeschlossen ist. Der offenbar gut beobachtende Deutsche schreibt: . . . „ . ..... „Indem manche deutsche Blätter die zahllosen Angriffe der rufslschen Prelle gegen das Deutschthum nach Möglichkett ignoriren. aber Alles begeistert ausfangen, was nach ihrer Meinung die rullljch-sranzosijche Liaison stören könnre, erhält zunächst die öffentliche Meinung DeMich- lands von der wahren Lage der Dinge ein völlig falsches Bild. Aber das ist noch nicht das Schlimmste. Weit übeler ist die Wirkung, die dieses Haschen nach Sonnenstrahlen hier (in Petersburg) macht. Man spricht denn auch in ollen politischen Gesellschaften von einem „Kriechen" der Deutsche» vor den Russen. Ter Asiate — und Las ist der Russe in seinem innersten Kern --- ist an und für sich schon zum Hochinuth geneigt. Die jetzigen politischen Verhältniste be günstigen diese Neigung in großartiger Weise. Dieser vochmulh ist auch in hohem Maße bedrohlich; denn wer sich so überschätzt, daß er glaubt, er brauche nur auf den Tisch zu schlagen, um die ganze Welt in ihren Angeln zu erschüttern, der wird von seiner vermeint- licken Krast sehr leicht Gebrauch machen, wen» er sich irgendwie incomniodirt fühlt. Die deutsche Presse sollte das Alles bedenken und nicht so sorgfältig nach Anzeichen von Zerwürfnissen zwischen den „Liebenden" suchen, was thatjäcklich zwecklos und in seine» Folgen, wie gezeigt, bedenklich ist. Die Folge davon ist ja nur, daß man im Pala,t an der Sängerbrück- sich desto demonstrativer an Frankreich anlebnt." Wir köunen insbesondere die im letzten Satze bezeichnet« Wahrnehmung bestätigen. Der Zusammenhang ist ja auch ein ganz natürlicher: das Angebot, dem keine entsprechende Nachfrage gegenüberstebt, drückt den Preis. Ten badischen Landta^Swahlen mit ihren nicht un befriedigenden Ergebnissen ist die theilweise Erneuerung unserer sächsischen Kammer mit durchweg wenig erheb lichen, aber erfreulichen Aenderuugen des bisherigen Besitzstandes gefolgt. Von den ausschweifenden Gewiniist- hoffiiungen der Socialdemokratie ist nur die für Dresden lll in Erfüllung gegangen, ohne daß der Partei jedoch daraus ein politischer Vortheil erwachsen wäre. Denn die Niederlage in Crimmitschau bringt sie auf ihren ursprünglichen Stand in der Kammer zurück, während die Conservativen ein und die Nationalliberalen zwei Mandate mehr gegen früher besitzen. Daß Sachsen mit der vollständigen Ausmerzung des Richter'schen Freisinns allen größeren Bundesstaaten, die diese Mißbildung überhaupt kennen, vorangegangrn ist, wird ihm dereinst von der Geschichte als nicht geringes Verdienst angerechnet werden. Und vielleicht nicht minder die That- sache, daß hier eine ehrliche Scheidung zwischen Conservativen und „Reformern" sich vollzog«^ hat, die früher vielfach unter einer Flagge segelten. Diese Scheidung wird voraussichtlich auch eine ,olche im reformerischen Lager zur Folge haben, vessen Dresdener Wortführer die Partei aus verhängnißvolle Bahnen zu lenken suchen, auf denen die gemäßigteren Elemente nicht folgen können, da sie nicht Quartiermacher der Social- demokralie werben wollen. Daß jenen Wortführern mit dieser Kennzeichnung nicht Unrecht geschieht, zeigen die Vor gänge in Dresden lll. Hier ist das einzige Mandat, das die OrdnungSpartrien verloren und zwar an die Social- demokratie verloren haben, ausschließlich in Folge deS Da- rw'schentretenS jener Herren, die für sich selbst gar nichts erreichen konnten, der Revolutionspartei zugesallen. Pas Anwachsen der socialdemokratiscyen Stimmen ist nicht für uns, wohl aber für die mit freisinnig-klerikal...' Täuschungen bedienten Wahlkreise m mehr als einer Hinsicht und auch insofern lehrreich, als es zeigt, daß die auf dem hervorgetrewnen Differenzen die Geschlossenheit und Schlagfertigkeit der Socialbemokratie nicht ,m Mindesten beeinträchtigt haben. ES ist allbekannt, daß die beiden Auffassungen, d,e sich dort mit einiger Schroffheit geaenüberaetreten sind, auch in Sachsen ihre Vertreter baden. Wenn der Gegensatz wirklich so tief ginge, wie die Einlullungsphrastn der Demokratie glauben machen wollen, unter dem unmittelbaren Eindruck ^Auseinandersetzungen zeigen müssen. Statt '? """" Einmüthigkeit Erfolg! Ü wegzuleugnender moralischer Bedeutung B «lau sr'ilinnigrn Stimmen: In L).eslau ist erst die Kriegserklärung erfolgt, der Kamvf stekt noch bevor. Da,ür sind keine Anzeichen verbände/ denn Beichluß über das Agrarprogramm au'ldrück- lich als für sie nicht verbindlich bezeichnende Erklärung der Socialdemokraten in der bayerischen Kammer stellt nichts in Aussicht, was man nicht bestimmt voraussah und was die Führer der Breslauer Mehrheit nicht ebenfalls thun werden. Die Berliner Socialkemokratie betreibt soeben eine unter der Leitung Singer's, also eines Gegners des Agrarprogramms, stehende sehr lebhafte Agitation für die bevorstehenden Stavtverordnetenwahlen, und ihre Wahlflugblätter legen das Hauptgewicht auf die — Communalifirulig von Privat betrieben (Straßenbahnen, Gaswerken und dergleichen), also auf Maßregeln, die politisch und social mit der von Bebet so eifrig befürworteten und von Kautsky so nachdrücklich be kämpften Bermebrung der Staatsbetriebe vollkommen zu- sanimenfallen. Herr Ouarck hat sich also, wie wir voraus sahen, sehr getäuscht, als er Singer prophezeite, die An nahme der Resolution Kautsky werde die Sociatemokratie in der Ausübung von Stadtverordnetenmandaten und speciell in der Agitation für die Vermehrung der Gemeinde- betricbe beirren. Die Herren ignoriren eben einfach die großsprecherische Resolution, für die sie gestimmt haben, wie sie bisher den ersten Theil des Partei programms ignorirteu, wenn es ihnen zweckmäßig er schien. Es ist ein Blatt Papier, was sich zwischen Bebel und Auer „aufgethürmt" hat, weiter nichts. Weitere Ausein andersetzungen in der Presse und in Versammlungen werden ja zweifellos nicht ausbleibe», zumal da die natürlich von Bollmar veranlaßleMülichener Kamniererkläruiig von manchem Milgliede der Breslauer Mehrheit als eine Herausforderung empfunden werden wirb. Es ist aber unverkennbar, daß die bayerischen „Genossen" klug gehandelt haben, indem sie daS Prävenire spielten und dadurch die gegnerische Verwerthnyg der Bres lauer Beschlüsse erschwerten. Das wirb man auch alsbald im Norden, wenn auch wahrscheinlich nur stillschweigend, an erkennen. Vorläufig enthält sich der „Vorwärts" jeder Meinungsäußerung über daS Vorgehen der Bayern. Herr Stöcker ergeht sich abermals in historischen Er güssen, in denen allerlei dunkle Andeutungen und Verdäch tigungen wiederum die gewohnte Rolle spielen. Wir kämen nicht darauf zu spreche», wenn nicht eine Angabe richtig Wäre und wegen dieses Umstände- ihren Nachbarinnen einen Credit sichern könnte, den sie möglicher Weise nicht verdienen. Stöcker erzählt, Kaiser Wilhelm I. habe sich einmal dahin geäußert, eine Lection könne den Juden nicht schaden, da sie sonst zu breitspurig würden. Das ist zutreffend; nur glauben wir, der Kaiser habe einge schaltet, „wenn man ihnen (den Juden) ihre staatsbürger lichen Rechte nicht nehmen will". In der Hauptsache ist die kaiserliche Aeußerung aber schvn längst bekannt gewesen, ihre wiederholte Mittheitung durch Herrn Stöcker beweist also nichts für di. Genauigkeit seiner sonstigen Aufzeichnungen. Im Uebrigen wäre noch hervorzuheben, daß Herr Slocker von der Dankbarkeit spricht, die ihn für den Fürsten Bismarck während der hundert Tage erfüllt bade, also längstens fünf Monate, bevor er den „Scheiterhaufen" für den Kanzler aufzurichten empfahlt Deutsche- Reich. 0. ll. Berlin, IS. October. Seit Wochen wird bekanntlich in Berlin eine lebhafte Agitation zu Gunsten der Ab schaffung her Heimarbeit und der Errichtung von Betriebswerkstatten für die gesammte Confection ent faltet. Es schien längere Zeit als ob es den Socialdemokraten nicht gelingen werde, daS nach vielen Tausenden zählende Heer der Confectionsarbeiter und -Arbeiterinnen für die Sache zu interessiren, die Zwischrnmeistrr setzten ebenfalls alle Hebel in Bewegung, um diese socialdemykratiscke Agitation ahm zu legen; aber augenblicklich haben die Socialdemokiaten Oberwasser und in den zahlreichen außerordentlich stark be uchten Versammlungen der Schneider und Schneiderinnen indet die Parole: „Abschaffung der Heimarbeit" ungetheilten Beifall. ES läßt sich ja nicht leugnen, daß mit der Heimarbeit' sanitäre Gefahren verbunden sinv. Pie KteicungSstücke werden oft in ungesunden Räumen, in denen auch kranke Kinder sich befinden, hergestellt und können leicht die KrankheitsstoHe weiter tragen. Zu bedenken ist auch, daß die Heimarbeiter oft 16—18 Stunden und länger arbeiten. 3n großen BetriebSwerkstätieu könnte diesen sanitäre» Ge fahren ebenso leicht begegnet werden, wie allzu langer Arbeits zeit. Aber da« läßt sich auch durch Contralmaßregeln er reichen. während der Errichtung großer Betrieb-wrrkstätte» dir größten Schwierigkeiten entgegenstehen. Abgesehen davon, daß gerade die feine Confectionsarbeit jede schablonrnbafte Behandlung, die in Betriebswerkstätten unvermeidlich ist. voll ständig auSschlicßt, würde die Errichtung solcher Werkstätten viele Millionen kosten und die Concurrenz der deutschen Confectionsarbeit mit der ausländischen unmöglich machen.
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