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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.11.1895
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1895-11-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18951125016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1895112501
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1895112501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Ausgabe ohne Seitenzählung
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1895
- Monat1895-11
- Tag1895-11-25
- Monat1895-11
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Gr schließt sich würdig dem 1889 herausgebrnen ersten Band dieser Veröffentlichungen, die sich hoffentlich bald zu einem ständigen Jahrbuch der Geschichte Leipzig- aus- Wachsen können, an und ist noch geeigneter als sein Vor gänger, dir Tdeilnabmr an der Beschäftigung mit der Ge schichte ibrer Baterstadt in Len gebildeten Kreisen der Leipziger Bürgerschaft zu beleben. Bisher haben allerdings diese Veröffentlichungen bei Weitem nicht die Beachtung und Benutzung gesunden, die sie verdienen: der reiche, allgemein interessante geschichtliche und kulturhistorische Mitlheüungen und neue Funde in großer Zahl bietende Jnbalt de- vor liegenden Bande- läßt jeroch eine größere Anziehungskraft auf weitere Kreise erwarten. Emen fleißigen Mitarbeiter hat Wustmann in seinem College« von der Sladtbiblioihek Or. Ernst Kroker gefunden, der zwei größere Arbeiten über „Heinrich Cramer von Claußbruch» einem Leipziger Handel-Herrn de- 16. Jahrhunderts und über Leipzig siebenjährigen Kriege" beigesteuert bat, die beide an neuen Aufschlüffen und interessanten Thalsachen reich sind. Dir Ausstattung de- 548 Seiten starken stattlichen Bande- ist eine vorzügliche und macht der Verlagshandlung (Duncker <L Humblor) alle Ehre. Den Anfang der Veröffentlichungen macht „da- älteste Leipziger Urfehdeduch (1390—1480)", da- l)r. Wustmann entdeckt und herauSgegeben bat. ES verzeichnet meist solche ffälle, wo Jemand wegen eines Verbrechens ober Vergehen» ni Haft gekommen war, dann aus der Stadl auSgewirsen wurde und dabei Urfehde schwören mußte, und ist namentlich sittengeschichtlich von Interesse. Noch mehr gilt dies von den folgenden Urkunden und Aktenstücken zur Geschichte be- Lerpziger RatheS, weiche die Zustände der „guten alten Zeit", die Eingriffe und Gelderpressungea der Kursürsten nicht auS- aeschtoffen, im Ganzen in recht wenig erfreulichem Lichte erscheinen lassen. Am interessantesten und wie. ein fesselnder historischer Roman ist jene Darstellung, die bescheiden in einen Anhang dieses Abschnittes verwiesen ist, die Geschichte deS Bürgermeisters RomanuS, besten kurze Laufbahn (1701—1705) einen gewaltsamen Ab schluß findet. Die ganze Rococo-Zeit in Sachsen mit ihrem Willkür-Regiment und ihrer KunstUebe, ibrer Liebenswürdig keit und rücksichtslosen Genußgier, ibren interessanten Menschen mit seinem Geschmack und weitem Gewissen steigt vor unserem geistigen Auge auS dieser urkundlich belegten Schilderung empor, die zum ersten Mal diese merkwürdige Episode der Leipziger Stadlaeschichte aufklärt. Ür. Franz Conrad RomanuS, kurfürstlicher AppellationS- rath (geboren 1671 in Leipzig), wurde l?01 durch August den Starken als Bürgermeister m den Leipziger Rath gebracht, al- der geeignete Mann, der dreist und rücksicht-loS die Partei deS Kurfürsten gegenüber dem „knauserigen" Rath ergriff und seiner Verschwendungssucht die nölbigen Summen be schaffte. Der Kurfürst befahl einfach und der Ratb, der selbst durch große Geldgeschenke nickt- dagegen auSrichten konnte, gehorchte. RomanuS, von Hause aus wohlhabend und durch Heiratb reich geworben, hatte eben zu seinem HauS an der Ecke Katbarinenslraße und Brühl drei Nachbarhäuser zugekauft und ließ alle vier l?0l abbrechen, um an ihrer Stelle einen großartigen Neubau ausführen zu lassen, taS noch beute siebende prachtvolle EckdauS de- BrüblS und der Katharinen- straße, da- hervorragendste Bauwerk der Leipziger Barock- Architektur, ein Werk de- RalbSmaurer- Johann Gregor Fuchs. Die Gunst der Bürgerschaft erwarb der neue Bürger meister bald: durch ihn erhielt die Stadt, einem ckurfürstlichen Wunsch entsprechend, zuerst Straßenbeleuchtung und zwar so schnell, daß schon am heiligen Abend 1701 die Straßen zum ersten Male beleuchtet werden konnten; 700 Gasseu- lalernen waren in der Stadt vertbeilt, dir meisten auf eichenen Pfählen im Slraßenpflaster, einige auch an eisernen Armen an den Hausern befestigt. Er schuf ferner bessere Ordnung in der Polizei, bereitete Straßenschleußen vor u. dgl. m. Aber RomanuS griff, um dem Kurfüriten Geld zu schaffen, da der Rath zur Bewilligung der ge» forderten hoben Summen nicht zu bewegen war, zu dem verfassungswidrigen Mittel, daß er eigenmächtig RalhSscheine auSgab, vor Allem aber verwandte er die Summen, die da durch in seine Hände kamen, zum Tbeil in seinem eigenen Nutzen, da seine verschwenderijche Haushaltung ihn ruinirte. Er war höchst begabt, aber auch höchst gewissenlos, allerdings, er war gewiß nicht der Einzige, der eS damals so trieb. Der Kurfürst selbst hatte ihn einmal zu seinem leichtsinnigen Treiben ermächtigt, und ibm Straflosigkeit verbürgt. Ferner erscheint er als r,n vorurtbeilSsreier, freigebiger, gutmüthigrr Mann, der daS niedere Volk bezauberte; den „Bürgervaler" nannte e- ihn. Ter Kurfürst batte ihn lieb und stand ibm persönlich nahe, war ibm auch in mancher Hinsicht geistes verwandt. Um so überraschender war seine plötzliche Ver haftung am 18. Januar 1705, während der ganze Hof in Leipzig zur NeujahrSmeffe war j er blieb Gefangener 4 l Jahre lang, zuletzt in Kvnigstein, bi- zu seinem Tode 1748. E« scheint, daß ihn kühne politische Projekte, über welche die Einzelheiten in den Quellen" gegeben sind, den Rathen der Krone al- allzu gefährlich erscheinen ließen. Anfänglich schien e« noch, als ob der Kurfürst ihn wieder zu Gnaden an- nehmen würde, und seine Feinde im Leipziger Rath zitterten, aber die Reise de- König- nach Polen und später sein Tod machten alle Hoffnungen, Jntriguen und Bitten de- gestürzten ManneS zu Schanden Mit ihm ging eine der merkwürdigsten Persönlichkeiten zu Grunde, die Leipzig je hervorgebracht hat Auf neu aufgefundenen Aktenstücken fußt auch Ernst Kroker in seinem Aufsatz über Heinrich Gramer von Elauß- bruch, wohl den bedeutendsten und reichsten Leipziger Handelsherrn de- l6. Jahrhunderts. Ein Fremder, auS den Niederlanden eingewaudert, hat er für seme neue Heimath Leipzig und Sachsen mit voller Kraft und großem Erfolge gewirkt. Er bat als einer der Ersten den niederländischen Handel nach Leipzig gezogen und Leipzig von dem über mächtigen Einfluß Nürnbergs befreit; er ist der Erste gewe'-n, der niederländuche Waaren in Sachsen selbst angefertigt und in Meuselwitz durch niederländische Gesellen die Tuchmanufactur begründet bat. Die starke Einwanderung von Nieder ländern in unsere Gegenden und der Aufschwung Leipzig« in der zweiten Hälfte deS sechzehnten Jabrdundert» ist wodl eine Folge seiner Tbätigkeit. Sein Lebensende wurde durch rin schwere- Geschick getrübt; al- achtzigjähriger Greis wurde er in Folge falscher Anschuldigungen auf einer Reise in Prag verhaftet und drei Jahre in Haft behalten; er starb, 89 Jahre alt, am 3. November 1599 in Leipzig. DaS erhaltene In ventar seines Nachlasse» zeugt von seinem fürstlichen Reichthum. Die schweren Schicksale, die Leipzig im siebenjährigen Kriege durch die harte Bedrückung Friedrich'- de» Großen durckzumachen batte, führt unS Ernst Kroker gleichfalls an der Hand wichtiger und bisher unbenutzter Quellen vor in seiner Arbeit „Leipzig im siebenjährigen Kriege". Bisher war diese wich tige Epoche der Leipziger Geschichte nur unzulänglich bekannt. Die erste zusammenbängende Darstellung der Schicksale Leipzigs während deS Krieges giebt eine Reihe von Aufsätzen im „Leipziger Tageblatt" vom Jahre 1839. Jbr Verfasser war wabriclicinlich der Redakteur de« Blatte-, Carl Christian CaruS Gretschel. Er folgt nach seiner eigenen Angabe der Nieder schrift eine- Augenzeugen. Seine Quelle ist offenbar da« auch an anderen Orten von ihm benutzt» Riemer'sche Tagebuch, besten wichtigste Abschnitte von Wustmann im ersten Bande der „Quellen zur Geschichte Leipzig-" ab- gedruckk worden sind. Trotz seiner Mängel ist eS eine unserer wichtigsten Quellen zum siebenjährigen Kriege; e» wirb aber an Bedeutung noch uberbvten durch drei weitere handschrift liche Quellen, dir Kroker aufgrfunden und für seine Arbeit benutzt bat. Schonungslos bat Friedrich der Große, der allerdings gegen übermächtige Feinde einen Kampf um die Existenz führte, die Stadt damals auSgcpreßk. Gegen zwölf Millionen Thal er bat sie im siebenjährigen Kriege den Preußen gezahlt, bei einer Einwohnerschaft von etwa 25 000 Menschen waren also auf den Kopf mehr als tausend Mark an Kontributionen gekommen. " Am schwersten batte unter der Aufbringung dieser Summe natürlich die Kaufmannschaft zu leiden; Alle- lastete auf dem besitzenden Stande. Und wenn r- auch schon damals in Leipzig zahlreiche vermögende Leute gab, so mußte doch auch da« größte HandelSbau« durch einen siebenjährigen Krieg, durch die Stockung aller Geschäfte und durch Baarzahlungen und Brandschatzungen von hundert tausend und mehr Thalern endlich zu Grunde gerichtet werden. E- hat Jahrzehnte gedauert, bi- die Folgen diese« Kriege- in Leipzig völlig überwunden wurden. An der preußischen Kriegsschuld bat die Stabt bi» in unser Jahr hundert herein zu tragen gebabt. Der Handel war hart geschädigt. Der alte ebrenwerlhe Kaufma>visstand Leipzigs war fast zu Grunde gerichtet; große Handlungen und Fabriken, wie die Apel'sche, waren gestürzt. Zwar erholten sich die meisten Handel-Häuser rasch wieder, aber an dem Aufschwung, der dem Kriege folgte, nahmen auch un lautere Element« Theil, deren Empvrkommen di« alle, und stolze Leipziger Kaufmannschaft in früheren Zeiten ver hindert batte. Für Friedrich den Großen waren di« zwölf Millionen Tbaler, die auS Leipzig berauSzepreßl wurden, eine wichiige Unterstützung. In dem Subsidienvertrag, den da- reiche Eng land im Jabre 1758 mit Preußen adschloß, wurden dir jähr lichen Subsidien auf 670 000 Pfund Sterling, da- sind vier Millionen Tbaler festgesetzt. Man siebt, auch Leipzig war mit seinem Gold ein recht guter Bundesgenosse Friedrich's Am Schluß de- Bande- bat G. Wuslmann eine Reibe kleinerer Mittkeilungen zur Stadtgeschichie zusammengestellt, die er zum Theil bereits in Leipziger TageSblättern veröffentlicht bat. Sie enthalten reckt bemerkenSwertbe Einzelheiten. So handeln sie von Lutber's Becher,der ibm einst vom Schwedenkönig Gustav geschenkt wurde und seil Langem im Besitz LeS Leipziger RaibS ist, von Lotter und Pfeffinger und der be- merkenswerthen Zurückweisung von Uebergriffen de» geistlichen Oberhauptes (Psesfinger) durch da- weltliche, den Bürger meister Lotter. Ein Proceß Ociavio Piccolomini'-, dessen Name Jedem auS Schiller'- „Wallenstein" bekannt ist, gegen eine Leipziger Wiltwe, in welchem Piccolomini, Herzog von Amalfi, jedoch leer ausging, führt unS in die Wirren des dreißigjährigen Kriege-; in die gleiche Zeit fällt die Gründung der „Fraternität" (1824), von deren Stifter, dem Advokaten Lorenz Nilschke, hier rin wenig schmeichelhafte- Conlersei in einer Beschwerde de- Leipziger Ratb- mitgrtheilt wird. Apel'S Garten, den Goethe einst „königlich" nannte, vou dessen Pracht jedoch heute nur noch vier Statuen (Jupiter, Juno, Mar« und Venu«) von Permoser vor dem Sopbienbav und gegenüber zeugen, wird bann in frinerEntstebungSgefchichl« unter sucht und die Fabeln des Volksmundes, rer ihn als GeschenkAugusi de- Starken an die schöne Frau de- Kaufmann- Apel, bei dem er am Markt abstieg, entstehen läßt, in ihrer Nichtigkeit nach- gewiesen. Weitere Mittbeilungen beschäftigen sich mit der Geschichte der Leipziger Schauspielhäuser, dem Besuch des Herzogs Carl von Württemberg mit seiner geliebten Franziska in Leipzig (1783), mit der GcsHichtr de- Denkmal- des Bürgermeister- Müller, einem Künsilerstrrit aus dem An fang de- Jahrhundert», dem Schillerhau- in Gohlis, Fürst Bismarck"« Leipziger Vorfahren und dem Ursprünge deS Tauchischen Jahrmarktes. Sieben Abbildungen schmücken den Band; sie geben zwei Seiten au- dem ältesten Leipziger Urfebdenbuche, die silberne Eidbibel de- Leipziger NalbS, ein Bild deS Bürgermeisters RomanuS nach David Hoher, den Abzug der preußischen Besatzung au- Leipzig, Lutder'S Becher, da- ehemalige Leipziger Schauspielhaus in Ouandt'S Hof und schließlich da- Denkmal de- Bürgermeister« Müller wieder. Man siebt, der neue Band der „Quellen zur Geschickte Leipzig«" birgt Viele- und wird Manchem etwa- bringen Wett über da- Weichbild Leipzig« hinaus wird er von den FeriiHetsir. Frauen große.*) Das Buch wendet sich in erster Linie an da- Interesse der weib lichen Jugend: Wie spiegelt sich in zarten Mädchenseelen Meist so verlockend schön und — falsch die Welt. Wie träumen sie, kein Siöslein dürfe fehlen Im Freudenkranz, den sie sich vorgestellt. Wie hoffen sie auf Helle Klücke-sonne, Auf voll« Lust, auf höchste Srdrnwonn«! Nicht will ich Such, Ihr hoffnung-frohen Herzen, Den Glauben nehmen an der Zukunst Heil, Such mahnen nur, daß nicht in Lust und Scherzen Dahiugeht Eures Daseins größter Theil. So spricht die Verfasserin in dem Borwort zu ihren Leserinnen, nnd weiter noch: Denn Frauengröhe ruhet im Entsagen, Und Frauentugend ist ein Edelstein, Der erst geschliffen wird im Dulden, Tragen — Dünn aber strahlt wir hehrer Hril'genjcheia. Durch alle Ichsucht kühn hindurch sich ringen Wird nur den edlen Seelen voll gelingen I Wie ist die vielumstritt'ne Welt der Frauen So klein und eng, und doch so rirsenweit — Mag inan nur Hellen Auge- um sich schauen, Da girbt's so unbegrenzt» Thäiigkett Im Schaffen. Stützen, Thiänenirockuen. Pflegen, Im Helsen, Opsern. Treu stn Herzen hegen. Eia stille« Heldenthum, des nicht entzündet Vom flücht'gen Rausch, in jähem llrberschwang, Ein Helbenthum, da- wahre Grüße kündet Und da« sich treu bleibt oft ein Leben lang. Und von solchen Heldlnnen der Frauenwelt nun giebt die Ver fasserin ihren Leserinnen Kunde. Wohlverstanden, nicht in bio graphische» Skizzen, dir sich mit irgend ivelchen abnorm beanlagten histornchen Penünl chteiten beschäftigen, sondern tu frei erfundenen aoveUisliichru Lebensbildern schildert sie, wie die hervorragenden Fraueuluaendrn, di» Freundschaft, Entsagung, Mutterliebe. Er- arbuog, Treu« n»d wie sie oll« heißen mögen, sich im Alltagsleben der Gegenwart, in allen socialen Schichten, in ollen Brruj-kreijea za bewahre» vermögen; welch, oft zu einem lrbrueiäagllchrn War- wriilm »erdenden Opfer sie erfordern, welch hohe, ja höchste inner» Befriedigung sie aber auch gewähre». Las Werk d^inat mit dem Eapttel „Feindschaft", das von dem Schicksal zweier junger Mädchen berichtet, deren innig, Neigung zu einander nicht ta einem Momeni bimmelstürmeuder Begeisterung entstanden ist, und ebenso schnell, wie dies der .,Mädchentrruudjchast" oft zu g^chehen pflegt, schillernder Srifenblaie gleich veim ersten Windhauch zerplatzt, sondern die aus festem Grund erbaut ist, beglückend wirkt für vir ganze Dauer des irdische» Pilgrrgaagrs, und al« di« eine der beiden Freundinnen stirbt, noch über das Grab sich liebethätig *) Fraoengrößr, Zeitbilder an« de» Leben edler Frauen von V. von Bork. Leipzig, Adalbert Fischer'« Verlag. Eleg. gab. mit Gotdschaitt 6 erweist. Me dir- geschehen konnte, davon giebt dir schlichte Schitdernna Kunde: Den Hügel deckt wohlgepflrgter Epbeu, auS dem Vergißmeinnicht Hervortugen, und an ihm empor strebt eine halb geborstene Säule au« dunklem Marmor, die keine Inschrift trägt, at» den Namen „Anna". Und da- Alle- hat eine arme Halbblinde — erstrickt, um der Freundschaft ein Denkmal zu setzen. Die zweite Novell» „Entsagung" sucht daraus binzuwirken. daß dir jungen Mädchen nie nach dem Schrine urthrilen, hinter dem sich nur allzu oft bitterer Herzen-kummer birgt, und auch dem Neide wehren den Hochgestellten gegenüber, dir oft ihren äußeren Prunk und Glanz mit heimlichen Thronen, in schlaftojrn Nächten geweint, zolle» muffen. Dem Grundmotw entsprechend, erzählt nun die Verfassen» dir Geschichte zweier scharf contrasitrender Ehen, die eine« regierenden Fürsten und die eine« in ganz schlickten Ver hältnisse« lebenden Gelehrten. Die Braut des letztere» blickt voll Neid auf den romantischen Zauber der zu Ehren de- fürstlichen Paare- veranstalirten Einzug-ieterlichkeitea und mißmiitbig nur vermag sie d«S ihrer selbst darrenden engen und einiachen Lebens zu gedenken. Nach langen Jahren aber, olS hochbeglückte Mutter und von dem Manne ebenso heiß noch wie am HochzeilSioge geliebte Gattin, sührt sie der Zufall noch einmal in die Nahe der Fürstin, und nun erfährt sie, daß von ihnen Beiden in Wahrheit sie selbst dir BenridenSweride gewesen ist. Denn während ihr Leben-pfad vom Sonnengtanz de» Glücke- überfluthet war, blieb die andere gebannt in den Sck>attenwrg der Entiogung. Dies» beiden Geschickten „Freundschaft" und „Entsagung" erheben sich nun noch nicht, so trefflich sie auch geartet sind, über das Niveau der herkömmlichen guten Juqendlectüre. Jetzt aber komnira wir an Beiträge, die auf dos Markanteste den Ste» prl des Be sonderen au sich tragen und «»« veranlassen, da- Werk dem Besten zuzuiechneo, wo« überhaupt auf diesem Gebiete geschaffen wurde. Wir stoßen zuerst aus das Lebensbild „Ans eigenen Füßen", das, mit köstlicher Frisch« «usgrführt, den hohen Werth von künsi- terijcher Begabung, Mut» und THaikraft auch im Dasein der Frau illustrirt nab gleichzeitig der Gegenwart Anerkennung zollt, daß in ihr weibliches Können und weiblicher Fleiß sich ergiebiger at« je au-bitde» taffen. Dobel geht di« Verfasserin von dem Grundiatz, au-, daß jede ehrliche Arbeit adle, und erwahat di« Frauen ge- bildeier Stände, da« thörxhlr Vorurtheil fallen zu taffen, baß andere Tbätigkeit alS die auf künstlerischem und wissenschaftlichem Gebiete herab,>tze. Wohl angebracht ist auch dir Antwort, dir sie der August» in den Mnnd legt, ans die Frag« Marga's: „So tft es heute kein« Schande mehr, sitzen zu bleiben?" — „Du irrst, eine Schande war da« nie, sondern Gotte- Fügung. Dies« geduldig zu trogen und alle Kräfte de« Geiste« und Körper« anzuspannra, um dem Frauenleben, dem sein höchster Inhalt, dir Erfüllung der Geitin- und Mutterpftichtrn, nicht de» jchiedea ward, einen anderen befried genden Gehalt zu geben, ist die gewichtige Forderung der modernen Zeit." Dir humorvolle nnd dabei doch verinnerlichte Schilderung der hochbegnadetrn Familie, in der jedes Glied sein Bestreben, „aus eigenen Füßen zu stehen', mit Erfolg gekrönt sieht, oha« darum den innige» Zusammenhang mit dem Etterndaus« opfern za müssen, oder seinen Werth weniger tiei »u empfinden, wirkt geradezu fa-c>nirend aus de» Leser. Einen sehr ernste» Lharakter trägt dt« folgend« Novell« „Ergebung". E« ist di« Geschichte ein,« verkrüppelte» Mädchen-, da« von frühen,r Kindheit an schon di« ihm im Leben zug,wirsen« AusnahmesteUung ckmerzlich empfindet, und mit de» zunehmenden Jahren und der ich vrrsrioeruden Beobachtungsgabe >eioe Kümmernisse sich immer chnridrnder gestalten sieht. Deo schwersten Eonflict bringt dann dir von ihr mißverstandene, von Mitleid gezeitigte Herzlichkeit eine« jungen ManneS in ihr Dasein. AlS sie erfährt, daß ihr nur seine brüderliche Zuneigung gegolten, ihre Schwester dagegen sein ganzes Herz gewonnen hat. ersaßt sie Jammer und Verzweiflung. Und in zehrendem Groll ichreit sie zum Himmel: „WeShalb der einen olle» Glück und der anderen alle» Leid! Wir ich sie glühend beneide, dir Schwester, und ihn,wie ich ihn Hassel" Mt einer sehr hübsch erfundenen Wendung motivirt dann die Verfasserin, wie da- bemitleiden-werihe Mädchen zur Einkehr in ibr edle- Selbst gelangt und in stiller Er gebung es über sich gewinnt, an Anderer Gluck sich neidlos zu er freuen. Die nächste Erzählung „Mutterliebe" weckt ebenfalls einen ergreifenden Eindruck. Sir schildert die opferwillige Lieb« einer Mutter zu ihrem Sohne, dir gleich bedeutend ist mit völligem Verzicht auf die Rücksicht gegen da- eigene Selbst. Ihr Leben ist ein fortgesetzter Kampf gegen de- Schicksal» Ungunst; aber wenn nuch oft bis zu gänzlicher Erschöpfung de» Hanen Ringen» müde, erlahmt sie doch Nicht vor dein Ziele: sie, die einfache Frau an dern Volke darf ihren Sohn von der Kanzel Gottes Wort verkünden hören, sie erfährt, daß seine Begabung sich ganz so gläazend ent wickelt hat, wie sie sich in dem zarten Kind« schon kund tdat, und kann mit gerechtem Mutterstolz sich sagen, daß sie allein, an- eigener Kraft die Wege, auf denen er auswär>s schritt, geebnet hat. Sick dieses Glückes zu freuen, ist ihr freilich nicht mehr lang» gegönnt, denn ihre Kräfte waren verbraucht in harter Arbeit, und alle Lieb« und Pflege vermochten sie nicht neu zu beleben. Das darausfolgende Lebensbild halten wir für den hervop- rogeudsten Beitrag de- ganzen Buche«. E« ist betitelt „Kindes- opirr" und schildert da« herzbewegend« Schicksal etne« Maunes, eine« Schriftsteller-, der, nachdem er längere Zeit schwerhörig und ougenkrank gewesen ist, schließlich gänzlicher Erblindung und Taubheit verfällt. Hier entfaltet die Ver fasserin die volle Kraft ihre« markigen Schilderung-talenteS. Bi« in« tiefste Innere klingt der Webern! de» Manne«: „Blind und taubl Denke dos einmal aa«, Freund! Ew ge Nacht und ewige« Schweigen um mich der; ich höre da- geiprochenr Wort Nicht, ich kann da« geschriebene nicht lesen. Ballig abgeschlossen von der mich umgebenden Welt der Erscheinungen, bin ich rin geisirttodter Mann, denn da« Stück Leben, da« mir noch bleibt, wurzelt nur in der Materie, im Körperlichen, da« heißt, ich be- friedige dir niederen Instincir des Essen«, Trinken« und Schlafen« und vegetire somit wie rin Tbierl" Ein, tiefer packende, mächtiger rrichütlerude Vorstellung ist wohl nie in einer jugendlichen Lr>«r,u wachgerufen, nicht leicht aber auch Erhebendere« au-zudenkrn, al« r« der weitere Verlauf dieser Tragödie ist. Uaendiich rüdrrnd wirkt e«, wir vor Eintritt der Jahre hindurch drohenden Katastrophe der Manu aus da« Aengstiichstr bemüht ist. seiner Familie nicht« von der ihn folternden Angst merken zu lassen, und ebenso die Frau ihm die ihrrrseit« gehegte Besvrgniß um ihn verbirgt, während di« Tochter, al« Kind schon i» ahnender L-be all ihr Denken und Fühlen dem de« Vater« oozupassea sucht Und al« nun da» Unab wendbar« über sie Alle hereinbricht, der Mann dem Uebrrmaß seiner seelischen Quai völlig erliegt: „Jetzt bia ich eia todter Mauu, ihr solltet mich nur gleich in die Erd« bette», ich bin zu nicht« mehr nütze in dieser Weil", sein Weib schluchzend vor ihm ans den Knieea liegt, die Knabe» sassung-lo« dem arauenhaitea Vorgang gegenüber siehe», da ist es die Tochter, dir sich ihm verständlich zu machen weiß, nicht mit Worten, nicht mit Blicken, dir ja alle spurlo« aa ihm vorübergrhen würden, aber durch riar Zricheniprache, die sie ihm durch da« Ge- fühl vermittelt. Tag und Nacht hat sie darüber g,grübelt und endlich dir erlösende Idee erhascht, dir ihren Vater dem geistig«« Tod, der Verzweiflung entreißt. Fortan ist venrbtcto sei» Dolmetsch für die Außenweti, sein Auge und seine Hand, die Ergänzung seine« Ich«, und dieser Ausgabe widmet sie ihr ganze- fernere« Lebe»; ohne Murren, ohne Klage auch dann noch, als sie da« Werben de« Jugend- geliebten um ihre Hand zurückwrisen muß. In voller Ueberzeugung spricht sie aus, was der Leitstern ihre- Lebens ist: „nicht das eigene Glück soll da» letzte Ziel unseres Streben» sein, sondern die Erfüllung einer Pflicht, die Gott selbst un« gewiesen". Der sehr weihevoll bargrstellte AuSgang der Erzählung zeigt dann dir opserivilligr Tochter in ihrem Streben reich belohnt nnd erschüttert, nicht minder aber auch erhoben, scheiden wir von diesen, tm Unglück noch so reich beglückten Menschen. Die nächste Erzählung „Heldenthum" hat zur weiblichen Hauptfigur eine barmherzige Schwester und giebt der Verfasserin Gelegenheit, auch bei der Behandlung diese» Thema» eine kraft vollere Schilderung-weise und Auffassung zu beweisen, als sie sonst beim Schaffen für die weibliche Jugend für nothwendig erachtet wird. In den meisten Romanen und Jugrnderzähiungrn wird der Krankenpflegerin Beruf immer möglichst ideal geichildert, von seinen realen Anforderungen dagegen wird wenig Aufheben» gemocht, und doch find diese derart bedeutende, daß manche Kraft an ihnen erlahmt und das Gefühl der muereu Befriedigung nicht vogegcn anszukommen vermag. Darum rechnen wir der Venafferin ihr energische» Anpackeu auch diese» Motive« at« besonderes Ver dienst an Mit Recht betont sie, „daß auf dem Uederwinden und Hintansetzen des eigenen Selbst die eigentliche Größe weiblichen Samariterthums beruhe", wer also dieser absoluten Selbslent- äußerung nicht fähig ist, bleibe ihm lieber fern. Ganz besonders fesselnd gestaltet sich dir Handlung dadurch, daß der Schauplatz der Erzählung schließlich noch Kamerun verlegt wird, die Schilderung der Calvinen mit ihren fünf Pflegrstatioueu, die „als leuchtendes Denkmal edelster deutscher Fraueulhätigkeit ta« Leben getreten sind", zeugt von großer Sachkenntniß. Die letzte Novelle „Treue" ist ebenfall« von vorzüglicher Wirkung. Sie spielt in einem Fischerdorf» an der Ostsee und schildert in ergreifender Weise die unrniwegbare Treue, mit der ein arme« Mädchen an dem verschollenen Bräutigam hängt. Selbst die Gewißheit dann, daß ste vergeblich geharrt, vermag sie in ihrer hingebenden Liebe nicht zu beirren. Auch hier bekundet dir Ver fasserin dieselbe schlicht vornehme Leben-anjchanung, die allen übrige» Beiträgen ein so wohllhurnde« Gepräge verlieh und uns zu warmer Empfehlung des Buche« veranlaßt. Seinem eigentlichen Hwrcke, „aus deutich« Mäoch«». auiporaead zum Guten und Herz und Gemüth veredelnd, zu wirke», wird er in nahezu voll- endete Weise gerecht. Dir Verfasserin erweist sich dabei ai< eine geistvolle und rrsahrrae Natur, die ihren wohltduendrn Einfluß scheinbar absichtslos auszuübea weiß. Sir vermeidet jede päd agogisch« Aufdringlichkeit, indem sie au« einer spannend ersonnenen Fadel, au« der geschickten Begrnübrrstellunq zweckentsprechend idea- lisinrr, aber dabei durchaus lebenswahrer Figuren di« ethische Tendenz sich wie von selbst ergeben läßt. Ihr« Sprock« ist dichterisch abgeklärt, etudringiich und schwungvoll, ohne überschwenglich zu werden. An stilistische» Unschönheuru uod Fehlern fehlt »« freilich nicht. So stört di« allzu häufige und zumeist salsch« Anwendung de« Worte« „seltea". Z. U. „ein seiten schöne» Mädchen", da» ist «in Mädchen, weiche« selten, also nicht häufig schön tlt; die Ver fasserin meint aber eine Schönheit srltruer Art. Eine Begnsss- »erwechsluug übrigen«, die sich heut zu Tage viele männliche und weibliche Autoren zu Schulden kommen lassen. Fehlerhaft construirt ist auch der Satz: „Der Raum war groß genug, als daß " Immerhin wolle» dies» Mängel lm Verhältniß za den großen Bor- zögen de« Buche« wenig besagen. Daß lrtzlerr durch di« überaus grichmackvollr und elegante Ausstattung gebührend in Seen« gesetzt werden, erwähnte» wir bereit«. In Anbttracht seine« statilichen Umfange«, seine« zweifarbigen, sehr druilichen Drucke», de« schönen Papiere« und de« reizenden Drckelornamente«, erscheint auch der Beziiglprri« von 6 al« ein ziemlich geringfügiger. M. Utzs«.
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