Suche löschen...
01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.11.1895
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1895-11-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18951122010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1895112201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1895112201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1895
- Monat1895-11
- Tag1895-11-22
- Monat1895-11
- Jahr1895
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
BezugS-PrelS k der Hauptexpedition oder den im Stadt- dntrk Mid den Vororten errichteten Au», flabestellrn abgeholt: vierteljährliche».50. bei zwetmallaer täglicher Zustellung in« Han» e 5.50. Durch dir Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: vierteljährlich ch 8.—. Direkt« täglich« tdreuzbandsenduvg in« Ausland: monatlich e 7.50. Die Morgen-Ausgabe erscheint um '/,? Uhr. dir Abend-Ausgabr Wochentags um 5 Uhr. Nr-action «nd Lrpedition: Aohannt-gafie 8. Die Expedition ist Wochentag» ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi» Abend» 7 Uhr. Filialen: vtt» ««««'» vorttm. (Alfred Hahn). Universitättstraße 1, Lonis Lösche, Natharinenstr. 14, pari, und KSnigSplatz 7. Morgen-Ausgabe. eimigerTageblatt Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. AnzeigeruPrei- die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfg. Reklame» unter dem Redaction«strich <4ge- fpalten) 50-4. vor den Familtrnnachrichl, n (S gespalten) 40-4- Erötzerr Schriften laut unserem Preis- verzetchnitz. Tabellarijcher und Ztffrrasap nach höherem Tarif. Extra-Beilagen (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbesörverung >t SO—, mit Postbesorderung ?0.—. Ännahmeschlaß für Anzeigen: Abend-AuSgabe: vormittag- 10 Ubr. Morgen-Ausgabe: Nachmittags 4 Uhr. Für die Montag-Morgeu-Ausgabe: Sonnabend Mittag. Bei den Filialen und Annahmestellen je eine halb« Stunde frnher. Anzeigen sind stets an die Expedition zu richten. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. 587. Freitag den 22. November 1895. 8S. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. Da» 40. Stück des diesjährigen Reichsgeietzblattes ist bei uns eingrgangen und wird bis zum 14. Teccmbcr d. IS aus dem Naidhaussaale zur Einsichtnahme öffentlich aushängea. Dasselbe enthält: Nr. 8274. Bekanntmachung, betreffend die Anzeigepslicht für die Schweineseuche, die Schweinepest und den Rothlauf der Schweine. Vom 12. No vember 1895. Leipzig, den 18. November 1895. Der Rath der Stadt Leipzig. In. 5457. vr. Georgt. Krumbiegrl. Bekanntmachung. Nachdem die ringereichten Entwürfe für die Bebauung des Pleißriiburgareol» während der bekannt gemachten Frist öffentlich ausgrlegen haben, werden alle diejenigen Herren Theilnehmer am Wettbewerb, welche die ausgrietzten Preise nicht erhallen habe» und bez. deren Entwürfe nicht angekauft worden sind, ersucht, vom Montag, den 25. d. Mts. ab ihre Entwürfe aus hiesiger Nuntiatur in Empfang zu nehmen bez. abholen zu lasse»' hierbei werben ihnen auf Verlangen die bei Entnahme der zeichnerischen Unterlagen von ihnen gezahlten 3 gegen Quittung zurückerstattet werden. Leipzig, am 21. November 1895. Der Rath der Stadt Leipzig. In. 5387. vr. Georgi. Ärößel. Gesucht wird der am 27. Juli 1856 in Rippach, Kreis Weißenfels, geborene Klempner Gustav Adolf Brctschnctder, welcher zur Fürjorge für seine Familie anzuhalten ist. Leipzig, den 18. November 1895. Ter Rath der Stadt Leipzig. Ariueuamt. 4.-R. II. 8. kto. 1769a. Hentjchel. Rbr. Erneuert wird unsere Bekanntmachung vom 31. Juli a. e., den am 5. November 1864 in München-Gladbach geborenen Pantoffelmacher Carl August Eckert betreffend, welcher zur Fürsorge für seine Familie anzuhalten ist. Leipzig, den 19. November 1895. Der Rath der Stadt Leipzig. A r m e u a w t. 4.. R. VII. 1519. 13516. Hentschel. M. Erledigt hat sich unsere Bekanntmachung vom 8. Oktober d. I., den am 31. März 1861 in Staitz geborenen Maurer Franz OSkar WteduwiNt betreffend Leipzig, den 19. November 1895. Der Rath der Stadt Leipzig. Arincnamt. >-L V. Nr. 2090. Hen tschel. Sl. Die städtische Spnrcaste beleiht Nerthpapierc unter günstigen Bedingungen. Leipzig, den 1. Februar 1895. Die Svarcassen-Deputation. Gefunden oder als herrenlos angemrldet resp. abgegeben wurden in der Zeit vom 1. bis 15. November 1895 folgende Eegenstände: 3 verschieden» goldene Damenuhrei«, »Heils mit Kette, 2 goldene Ringe ---- einer derselben mit Saphir und Brillanten —, 1 goldener aravtrtrr Trauring, eia goldener Ohrring, 1 silderne Anternhr, 1 silbern» und 1 nensilberne Cylindernhr, 1 goldene Brosche «.Schmetter- lina) mit bunten Steine», 1 goldener Klemmer, »in Niaelklrmmer, 2 verschiedene Brillen, l Portemonnaie mit 82 ^l »7 -4» 3 dergl. mit 3 10 3 und mit 2 30 Geldbeträge von 10 und 3 ^l, mehrere Leih« hau«schctne, eint Anzahl Schlüssel, 1 schwarzsridenes Hals- tuch, 1 gelbfeibencr Damenkragen. '/« Ttzv. Paar neue Glacehandschuhe, 1 schwarzer Fraurnshawl, 1 Paar neue DaMen»Filz-Pa»toffeln, 1 brauner Filzhut, 1 Packet schwarze Wolle, 1 getragener Winterüberzieher, 1 Betttuch, ein weiher Bettüberzug mit Monogramm, einige Spazicrslöcke und Schinne, l Packet mit 2 Dainen-Schirmen rc., rin Knaben» säbel mit Riemen, 1 Wasserwaage, 1 Sack mit Federn, eine Anzahl KaffeesScke, 1 Ortscbeit, 1 Paar Lederzügel, eitle Pferdedecke und 1 zweirädriger Handwagen. Zur Ermittelung der Eigenthümer wird die» hierdurch bekannt gemacht. Gleichzeitig fordern wir auch Diejenigen, welche vom Juli bi» Oktober l894 Fundgegenstände bei uns abgegeben haben, auf, die selben zurückzusorder», andernfalls darüber den Rechten gemäß verfügt wrrdrn wird. Leipzig, den 18. November 1895. Das Polizei-Amt der Stadt Leipzig. ^ Brrtschnetder. Ml. General-Versammlung der Vrt»krankeneaff» für Leipzig und Umgegend Freitag, den 20. Robember 180», Abend» 8 Uhr 1« irdhen Saale der „Flora". Leipzig, «tndmühlrnftrafze 14/10. Tagesordnung. 1. Wahl de» au» drei Personen bestehenden Ausschuss«» für die Prüfung der Rechnung des lausenden Jahres sowie dreier - Stellvertreter. L. Bericht des Finanz-, Verfassung», und SanitätS-Ausschusse». Theilnehmer an der Versammlung sind die Vertreter der Mit glirder und der Arbeitgeber. Nur die jedem Mitglied« der Seneral-Verlammlung zuqehrnde Eintritt-kart« berechtigt zur Tbeilnahme an der Genrral-Brrsammluna. Diejenigen Vertreter, welche bi» zum 27. d. Mt», eine Eintritt», karte nicht erhalten haben, werden ersucht, diese im Bureau zu rerlamiren. Leipzig, am 81. November 1895. Der Vsrstan» der vrl-krankenrcksfe für Leipzig «nd Umgegend. Vr. Willmar Schwabe, Vorsitzender. . Ä Kirchenvorsteher-Wahl in dem Kirchspiele St. Tliomae. Nach Ablauf ihrer Amtsdauer scheiden aus dem Kirchenvorstande der Thomasgemeinde demnächst aus: Senalspräsident beim Reichs gericht vr. Krcteslcben, Rechtsanwalt Paul Freutet, Privatmann T. O. Hering» Reclor der Thomasjchule Prof. vr. Anngmann, Kaufmann E. F. Schaeffer und Schuldirecior Vr. Willem Smitt. Es sind demnach sechs Kirchenvorsteher aus sechs Jnhre durch die Thomasgemeinde zu wählen. Die Ausscheidenden sind wieder wählbar. Die Wahl ist von uns auf Mittwoch, den 27. November d. I.. angesetzt und wird in der Sakristei ver TtiomaSkirche von Vormittag» 10 Uhr bis Nachmittags 4 Uhr (ohne Unirrbrechung in den Mittagsstunden) staltffnden. Dabei ist Folgendes zu beachten. 1) Stimmberechtigt sind Diejenigen, die ans Grund rechtzeitiger Anmeldung in die Wahlliste ausgenommen sind; 2) die Wahl hat zu erfolge» durch persönlich zu bewirkende Abgabe eines Stimmzettels; jeder Wähler kann sein Wahl- recht nur in eigener Person ausüben; 3) jeder Wähler hat sechs Gcmcindeglicber, die dem Psarr- sprenget der Thomaskirche angehören und mindestens 30 Jahre alt sind, nach Tauf- und Familiennamen, Stand und Berus genau zn bezeichnen. Wir fordern hiermit die stimmberechtigten Gemeindeglirdrr auf, Mittwoch, den 27. November» innerhalb der obengenannten Stunden ihr kirchliches Wahlrecht auszuüben und ihr Augenmerk aus Männer von gutem Ruse, bewährtem christlichen Sinne, kirch licher Einsicht und Erfahrung (Kirchenvorstands-Ordnung Z. 8) zu richten. Leipzig, den 20. November 1895. Ter Wahlausschuß für die Kirchenvorstandswahl der Thomaskirchengemeinde. v. Pank. Hchweinemarkt,u Bieberlwolkwis Mittwoch, Ürn 4. Derember 180S. Abgaben werden nicht erhoben. Der Grmeindcrath. Dyck. Kirchengesetzlicher Bestimmung gemäß wird hiermit bekannt gemacht, daß der Kirchenvorsland zu L -Connewltz nach der jüngst geichehenen Ergänzungswahl bis aus Weiteres au» folgenden Mit- gliedern besteht: Karl Martin Haffe» Pfarrer, Vorsitzender, Clemen» Otto Lüder» königl. Oekonomierath, stellvertr. Vorsitzender, Georg Guido Fischer, Fabrikbesitzer, - Berihold Haferland» Kantor und Kirchschullehrer, Gustav Adolph Hermann Hetnriei» Privatmann, Johannes Max Friedrich Knnad, Dmkonus, Karl Friedrich Hermann Löttickrr, Formenstecbermrister, Ernst Wilhelm Schaffner, Privatmann, z. Zt. Kirchrechnungsführer, Karl Heinrich Robert Wolf, Schriftsetzer, sämmtlich zu Leipzig-Connewitz. Leipzig-Connewitz. am 19. November 1895. K. M. Haffe, k Bekanntmachung. In der Strafsache gegen den hierjelbst in Untersuchungshaft be findlichen Zuschneider und vormaligen Expedienten Friedrich Lebcrccht Korner von Eppendorf iit als Zeuge ein angeblich tm August und September dieses JadreS in Leipzig aufhältlich gewesener Agent Earl Häntg benannt worden. Genannter Härllg wird ausgesordert, umgehend seine Adresse anher zu Melde». 3t. X. IV, 414. Chemnitz, den 19. November 1895. Königliche Staatsanwaltschaft, llr. Hubert. deutschen Socialdemokraten beim internationalen Parteitage im Jahre 1893 nicht in die Falle gegangen waren, dem An träge, beim Ausdrucke eines Krieges den Heeresdienst zu verweigern, zuzustimmen. „Schade", meinte damals das Blatt mit cynischer Offenheit „wenn die Tölpel nicht ge schossen hätten, wir hätten sie schon niedergeknallt." So ist also die Verschiebung des parlamentarischen Gewichts in Frankreich nach links nicht die mindeste Garantie für die Erhaltung des Friedens, im Gegentheil: die unsichere Situation im Innern vergrößert nur die Ähnlichkeit mit den Zuständen vor dem Kriege von 1870. Wenn man trotz alledem hoffen darf, daß die Franzosen noch eine Zeit lang den Frieden wahren werde», so liegt der Grund dafür merkwürdigerweise in demselben Umstande, der auf der andern Seite den Uebermuth und das Sichert,eils- gefübl der Franzosen steigert, in dem Bündnisse mit Rußland. Wir wissen nicht, ob die Franzosen das russische Bündniß mit so heißem Bemühen und so großen Opfern angestrebt hätten, wenn sie vor Jahren gewußt Härten, was jeder Politiker längst weiß, was sie aber erst durch eine Reihe von Er fahrungen kennen gelernt haben: daß nämlich die russische Politik Abenteuern durchaus abgeneigt ist und daß sie vor Allem wohl am konsequentesten bestimmten Zielen zustrebt, ohne sich aus Seitenwege einzulassen. Dazu kommt, daß die russische Politik es ausgezeichnet versteht, den Willen der Franzosen sich zu unterwerfen, indem sie die Nolle der koketten Schönen spielt, die einen ältlichen Liebhaber dadurch fesselt, daß sie ihn bald sehr liebenswürdig, bald mit fataler Kälte behandelt. Wenn die Franzosen über die küble Behandlung gar zu sehr jammern, dann erhält ein Großwürdenträger einen russischen Orden, oder ein russisches Kriegsschiff läuft einen französischen Hafen an, oder ein russischer General wohnt einem französischen Manöver bei — und was dergleichen unverbindliche Liebens würdigkeiten mehr sink. Wenn aber dann die Franzosen vor lauter Seligkeit geneigt sind, gefährliche Streiche zu vollführen, dann wird ei» französischer Marineattackh unfreundlich be handelt oder maßgebende russische Zeitungen bringen kübl abweisende Artikel — und der französische uebermuth ist ge zügelt. Denn so beschämend diese Rolle für die Franzosen ist, so sind sie doch wenigstens so besonnen, daß sie die Mög lichkeit, die russische Armee zur Seite zu haben, nicht leichtsinnig aufs Spiel setzen möchten. Sie wissen aber doch allmählich, daß sie von Rußland kaltblütig im Stiche gelassen werben würden, wenn sie etwa, ohne daß es Rußland genehm ist, einen Streit mit Deutschland vom Zaune brechen würben. So ist also die ganz merkwürdige Erscheinung festzustellen, daß ein Bündniß, das von Frankreich um des Krieges willen angestrebt worbe» war, es nun zwingt, nicht gar zu sehr den Friedensstörer zu spielen. Und darum sind die letzten französischen Erfolge und die dadurch bervorgerufrnen chauvinistischen Aeußerungen der Franzosen nicht so sehr der Beweis dafür, baß der europäische Friede in absehbarer Zeit von Westen her bedroht ist, als dafür, daß der unversöyn- liche Haß der Franzosen gegen Deutschland im Laufe ver Jahre sich nicht abgeschwächt, sondern nur gesteigert hat. -Frankreichs Erfolge und der europäische Frieden. ^ L. E» zieht Wohl kein Volk in der Welt, da» schwerer eine Reib« von guten Tagen zu ertragen vermöchte, als da- französtschr. kein Volk auch, da» so leicht geneigt ist, einen Tag al» einen guten anrusebr». Jeder kleine Erfolg nimmt in der Phantasie de» Franzosen die ungeheuersten Dimen sionen an, und tnan ist nur zu sehr geneigt, auS leichten Er folgen Schlüsse auf dir Bedeutung der französischen Macht zu ziehen, die darum nicht weniger gefährlich für den Welt frieden sind, daß sie ungerechtfertigt sind. Denn bei objektiver Betrachtung wird man die Eroberung von Madagaskar oder dir Unterwerfung von Dahonis nicht Erfolge nennen können, die einen vcllgiltigen Beweis von der Leistungsfähigkeit der französischen Waffen liefern könnten, und was die allerdings bedeutenderen diplomatischen Erfolge Frankreichs anlangt, so bat eS sie nur durch den Anschluß an Rußland erreicht, und nicht Frankreich, sondern Rußland stand in der ersten Reihe, als es galt, diese Erfolge zu erkämpfen. Indessen «m derlei Kleinigkeiten pflegen sich die Franzosen nickt zu kümmern: e» genügt ihnen, daß Erfolge erzielt sind, ohne daß sie über die Größe oder die Gründe dieser Erfolge Betrachtungen anstellen. Deshalb sind die Franzosen wieder zu der Ueberreugung ge kommen, die im Jahre l870 den Krieg herbrisükrte, daß nämlich die französischen Waffen unübertrefflich und unüber windlich seien. Auch damals batte man die französischen Erfolge nicht aus daS richtige Maß zurnckaeführt: man ver gaß, daß man den Krimkrirg nicht allein, sondern im Bunde mit England, Sardinien und der Türkei erfolgreich durck- grfochten hatte, daß auch gegen China Engländer und Fran zosen zusammengestanden hatten und daß man im Kriege gegen Oesterreich nicht nur die sardiniscke Armee, sondern auch die Stimmung der gesainmten italienischen Bevölkerung und die unübertrefflich schlechte Kriegsleitung der Gegner zur Seite gehabt batte. Man vergaß dies Alle», feierte nur pomphaft die errungenen Siege und gelangte damit glücklich vom Lvulevsrck Köbastopol und dem Noulsvarü lAagouta auf die Straße, die nach Sedan führt. Wer möchte leugnen, daß beute wieder eine ähnliche Stim niung die Politiker und die Mafien beherrscht? In den Reden hervorragender Staatsmänner wird der Gedanke, „d«S Vaterland wirderherzustellen", immer unverbiillter au»ge- sprochen, und je bombastischer die Phrasen und je deutlicher die Anspielungen sind, desto lebhafterer Beifall lobnt den Redner. Ob ein radikale- oder ein opportunistische» Ministerium am Ruder ist, ist für dir Nevanchefrage nicht von Bedeutung, denn selbst die französischen Socia- listen würden beute einem Kriege mit Deutschland sym pathischer aegeniibrrstehrn. al» tie radikale französische Oppo sition im Jahre 1870. Wir erinnern hinsichtlich der Haltung der französischen Socialisten nur an die charakteristische Acußernng eine» blutrotbe» französischen Blatte-, al- die Deutsche- Neich. L. Berlin, 21. November. Oberbürgermeister Baumbach hat also wirklich bem Oberpräsidenken von Westprenßen nahe- gelegt, die Ernennung Nicker t'S zum Ehrenbürger von Danzig zu beanstanden. Eine Zuschrift, di« au» dieser Sladr dem „Berl. Tagcbl." zugeht, läßt den von Herrn Baumback dem Urheber jener Behauptung gemachten Vorwurf „grober Unwahrheit" an vr» Aufgeber zurückgehrn und theilt da» Nähere mit. Der mehr als Eolr hatte in der Versammlung »ine« historischen Vereins sich das Obr de« Oberpräsiventen Mit brr Mmheilung geneigt gemacht, er (ver Oberbürger meister) gedenk» va» Projekt der Errichtung eines Denkmals für Kaiser Wilbelm I. in die Hand zu nehmen, die Koste» ließen sich unschwer aus städtischen U« der schlissen be streiten. Allerdings ---- und hier »rtheilte der Patriot in Baumback dem edlen Menschen in ihm das Wort — aller dings sei die Stadtverordnetenversammlung gegenwärtig etwas unberechenbar. Er desinde sich gerade jetzt in, Gegensätze zu ihr, den» sie habe einen politischen Act vollzogen, indem sie Nickert aus Anlaß seines Abgeordnetenjubiläums zum Ehren bürger gemacht. Zu polnischen Arten sind aber commiuiale Körperschaften nicht berechtigt, also, so sagt der Dänziger Brief schreiber, liegt hier die für den Freund der Selbstverwaltung principiell und entscheidend in die Waagschale fallende Tbat- fache vor, daß ein Oberbürgermeister durch eine von ihm aus eigener Initiative gemachte Mittheilung eine Gemeinde vertretung wegen angeblich politischer Demonstration gewisser maßen „angezeigt" hat. Das Wort kennzeichnet die Hand lung Baumbach's zutreffend, nur wäre es hübscher gewesen, wenn der Dänziger die Bemerkung eine- zeitgenössischen französischen Historikers, die Deutschen gebrauchten bei der Benennung häßlicher Tinge mit Borliebe Fremdwörter, ge rechtfertigt hätte. Aber auch so ist dem Manne hinreichend inß Gesicht geleuchtet. Merkwürdig: Als Herr Nickert seine Anstrengung von Erfolg gekrönt sah und Baumbach znm Oberbürgermeister von Tanzia gewählt worden war, da drohte di« freisinnige Presse der Regierung mit Gott weiß wa» Allem für den Fall, daß sie den erprobten FreiheitSmann nicht bestätigen sollte. Die Negierung nahm an der beutschsrrisinnigen Vergangenheit des Erkorenen keinen Anstoß, und heute, wir glauben uns hierin nicht zu täuschen, ist er den Regierungsleuten sogar schon »u — loyal. An solche maires iutrourLdlss haben die Mittel- Parteien, dir in der Regel die Stadthäupter stellen, bi« Regierung nicht gewöhnt, und diese dürfte kaum Geschmack an dem allzu süßen Gericht finden. Wir für unfern Theil bedauern, daß von einem Manne wie diesem die Angelegen heit der Errichtung eines Denkmal» für den alten Kaiser in die Hände genommen und dem guten Einvernehmen zwischen Militair und Bürgerschaft das Wort geredet worden ist; wir bedauern e» deshalb, weil beide Handlungen in den Bereich nationaler Politik fallen und wir diese nicht di«eredititt sehen wollen. Indessen, man darf hoffen, daß trotz de» herrschenden ungezügelten Parteihaffe» Niemand Herrn Baumbach den Mittelparteien als GesinnungS- Genoffen aiirecknrn wird. DaS wäre nicht nur schlecht, sondern unlogisch. WaS wird nun Herr Eugen Richter tbun? Er bat die vier Stunden, die er zur Besprechung der Dänziger Zuschrift zur Verfügung hatte — ein Zeitraum, der sonlt für ihn hinreicht, einen dickleibigen Etat und. wenn's trifft, dazu einen paragraphenreichen Gesetzentwurf nebst Begründung in Grund und Boden zu „beurtheilen" — ungenutzt verstreichen lasten. Auch ein Starker muß Kräfte sammeln, um einen so wie Herrn Baumbach bloßgestellten Genossen „Hallen" zu können. Und halten wird er ihn wollen. Denn Baumbach ist politisch eine Null und darum ein für Herrn Richter wertbvolles Parteimitglied. Schade nur, daß der Mann am 23. März nicht mehr Reichstagsabgeordneter war. Denn da wäre erVicepräsibent geworden, eine Würde, die ihm auf Vorschlag seiner Fraktion, d. h. Rickter'S, schon vorder einmal übertragen war. Und Herr Baumbach im Präsidium würde diesen Reichstag noch weit besser charakte- risiren, als Herr Schmidt. * Berlin, 21. November. Ueber einen Besuch beim Fürsten Bismarck macht Herr Richard Bartboldt, Mitglied des amerikanischen Congresses. einer ver Vertreter des Staates Missouri, interessante Mittheilungen. Ans einer Europareise begriffen, richtete Herr Bartholdt von Thüringen ans einen Brief an den Fürsten und ersuchte ilm als in Deutschland geborenes Mitglied des amerikanischen Congresses um eine Audienz. Umgebend wurde ihm von vr. Cbrysander mitgetheilt, daß der Fürst sich freuen werde, ibn am 26. Sep tember um 12 Ubr zum zweiten Frühstück zu empfangen. Herr Bartholdt trat die Reste nach dem Sachsenwald an und wurde bei seiner Ankunft in Friedrichsruh von dem Grafen Rantzau empfangen. Wenige Minuten später kehrte der Fürst von einem Spaziergang zurück. Seine Erscheinung schildert der Deutschamerikaner als überraschend frisch, seine Gesichtsfarbe gesund, das Auge klar. Nach kurzer, herzlicher Begrüßung schritt man zur Frühstückstasel. Der Fürst bat den Besucher an- der Ferne, an seiner Reckten Platz zu nehmen, zur Linken des Fürsten ließ sich vr. Chrysander nieder, neben diesem Graf Rantzau, zur Rechten des Herrn Bartholdt die Gräfin Rantzau und am unteren Ende der Tafel die beiden Söbne des Rantzau'schen Ehepaares. Es entwickelte sich rasch eine zwanglose Unterhaltung. In ihrem Verlauf mußte Herr Bartboldt, der darauf gerechnet batte, die Rolle eines be scheidenen Zuhörer» spielen zu dürfen, sich darein finden, über alles Mögliche auSgefraat zu werden. Uber daS Deutsch- thum in Amerika, über die Politik der Vereinigten Staaten, und Graf Rantzau wollte wissen, ob es in den Vereinigten Staaten auch eine Judenhetze gebe, was von Herrn Bartboldt verneint wurde. Dieses Tbema veranlaßte den Fürsten, sich in ausführlichen Bemerkungen über priesterliche Politiker, politische Priester und Geistliche zu ergehe», und er machte aus seiner Abneigung gegen diese Persönlichkeiten kein Hehl. Mil besonderer Schärfe wandte er sich gegen strebende Kanzel- politiker, deren rS leider auch unter den Protestanten gebe, und als Beispiel erwähnte er Stöcker. Als der letzte Gang gereicht war und ein Diener dem Fürsten den Ständer mit den langen Pfeifen gereicht hatte, ließ Graf Rantzau ein Witzworl über Jung Amerika fallen, das Herrn Bartholdt veranlaßte, eine Geschichte von Tom Ochiltree zu erzählen, demselben Tom Ochiltree, der als Congreßmitglied von Texas beim Tode Lasker'S im amerikanischen Congreß einen dem deutschen Reichstag zu übermittelnden Beileibsbeschluß bean tragt hatte, der vom Congreß angenommen, dessen Bestellung aber von dem Reich-kanzleramt zurückgewiesen wurde. Mit viel Vergnügen hörte der Fürst, dag Ochiltree bei seiner Rückkehr von einer längeren Reise seine Firma» die ,,Tom Ochiltree und Sobn" lautete, von seinem gleichnamigen Sprößling auf bem Schild in „Tom Ochiltree und Vater" verändert fand. Diese Charakteristik des Selbstbewußl- scins von Jung-Amerika halte zunächst bei dem Fürsten einen Heiterkeitsersolg, dann kam er aber auf die Ockiltree'sche Angelegenheit in ihrem Zusammenhang mit Laster zu sprechen Und sagt«: „Jawohl, ich erinnere mich der Sache. LaSker war ja ein ganz tüchtiger kleiner Mann, wenn er auch oft querköpfig und durch sein Auftreten der logischen Ent wickelung hinderlich war. Aber jene Resolution sollte ich dem Reichstag überreichen, und zu diesem Botendienst wollte ich mich einfach nicht hergeben. DaS war der ganze Streit." Bezugnehmend auf die mißlichen Verhältnisse in den katholisch regierten romanischen Ländern erklärte der Fürst, daß „wir lange vor l870 ein vo» Wien regiertes einiges Deutsch land hätten baden können", und daS allmähliche Schwinden des deutsche» PartikulariSmuS schrieb er nicht in letzter Reihe der HeertSrinrichtung und der durch sie verursachten beständig vor sich gehenden Versetzung der Truppen und der Einreihung der Einzelnen außerhalb der engeren Heimaih zu. (Boss. Zig.) V. Berlin» 2i. November. (Telegramm.) Der Kaiser begab sich gestern Abend nach Ruinpenheim in Hesse», wo beute die Kaiserin Friedrich ihr Geburt-fest begeht. Er wird voraussichtlich heute Abend von dort direct zur Abhaltung der Hofjägden nach der Göhrde fahren. V. Berlin, 2l. November. (Telegramm.) Der Bunves- rath hat dir Gesetzentwürfe über den unlauteren Wett bewerb und über die Abänderung des Gesetzes für die Erwerbs- und WirthschaflSgenossenschaften nach den Ausschuß-Anträgen angenommen. V. Berlin, 2l. November. Gegenüber den Bemängelungen der Presse, daß in die Commission zur Berathung Uber das neue HanpelSgesctztznch nur Juristen, Kaufleute uNd I» dustrielle, nicht aber auch andere Beruf-Vertreter, insbesondere Landwirt he» berufen tvütden, weist die „Nordd. Allg. Ztg." darauf hin, daß künftig für Nichtkaufleute zumeist die Be stimmungen de- CivitgesrtzbucheS an Stelle derjenigen des Handelsgesetzbuches treten. ES handelt sich übrigen- nicht um eine abschließende Feststellung de- Entwurfs, vielmehr er mögliche die erfolgende Veröffentlichung desselben allen Bc- theiligten, also auch der Ländwirthschaft, die Geltendmachung von Ausstellungen. Berlin, 2l.November. (Telegramm.) DieKaiserin Angnfte Btrtert« hat aus eint ihr überreichte Geburtstags Glitckwunschadrefie den Nettesten der Kaufmannschaft von Berlin Folgende» rrwidttk: Den Aeliesien der Kaufmannschaft von Berlin spreche Ich Meinen herzlichen Dank au» für di« freundlichen Elückwünsche, welch» die«
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite