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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.12.1895
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1895-12-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18951219015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1895121901
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1895121901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1895
- Monat1895-12
- Tag1895-12-19
- Monat1895-12
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BezugS.Pre1S k» d« Hauptexpeditton oder den im Städte beeirk und den Bororlen errichteten Dr.'-- gabrstellen abgeholt: vierteljährlich ^14.50, det zwetmaliaer tägltcher Zustellung in» Han» LLL Lurch dt« Post bezogra für Deutschland und Oesterreich: viertel,ührlich ^ 6.—. Direct» täglich« -renzbandieadua, io» Ausland: monatlich 7.50 > o»» >— Dt» Mor>ge»Au»gabr «rschetnl um '/,? Uhr» di« Udeud-AuSgabe Wochentag» um 5 Ubr. Ledartton und Erpeditiou: ' Jshnnnesgaffr S. Li, Ll-edttion ist Wochentag» unuaterbroch« geöffnet von früh 8 bi» Abend» 7 Uhr. FUialen: Ott» Me««'» Lorti«. (Alfre» Hatz«). UniversitSttskratz« 1, LoniS Lösche. Kathariaenstr. 14, pari, und KönigSvlatz 7. Morgen-Ausgabe. 'timigtrTagMalt A«zeige».PreiS die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfg. Recl amen unter dem RrdactionSstrich (4 ge- spalten) VO-E, »« d«n AamUienuachrtchten (6 gespalten) 40 >E. «rüber, Schriften laut nufermu Preis- verzeichniß. Tabellarischer und Ztfserasatz »ach höherem Tarif. Extra-Vetlageu (gefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbeförderuug >» 60 —, mit Postbeförderuug ^l 70.-. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. Ännahmeschluß für Aiynsrn: Abead-Aasgab«: Bormittag» 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittag» 4 Uhr. Für die Montag.Morgeu-Aus-abe: Sonnabend Mittag. Bei den Filialen und Annahmestelle« je eine halb« Stund« früher. Aujeigen sind stet« an die Expedition zu richten. Druck und Verlag von L. Polz in Leipzig. «17. Donnerstag den 19. December 1895. 89. Jahrgang. AmMche Bekanntmachungen. Oeffentliche Sitzung der Handelskammer Enannhen», de« 21. December 189L, Nachmittags 6 Uhr 1« deren Eltznug-saal, Neue VSrfe, Tr. 4, l. Tagesordnung. 1. Reaistnmd«. L Feststellung des Han»h«lttzla«» der Handelskammer und der Börse für 1886. 3. Desgl. der Kramer-Ltifwn- einschl. der Oefsentlichen Handels-Lehranstalt. 4. Wahl zur Eraänzuag deS Börsen-VorstandeS. L. De»gl. zur Erneuerung der Commtfston für Notirung der Pradnetenpreise. 6. Bericht de» Handel-grsetzgebungs - Ausschusses über das Schrriben deS Raths, das Aushängen van Waaren autzcrhald der Verkaufslocale Herr 7. Bericht des erweiterten Berkehrs-Ausschusses über die Frage der Errichtung eines dauernden GebandeS für Fach- Ausstellungen. 8. Bericht des VrrkehrS-AusschusseS über die Eingabe der Handels- und Gewerbrkammer zu Dresden, die Ge-äck- Arachtell auf den sächsischen Eisenbahnen betr. Hieraus nicht-öffentlich: 1. Bericht des Bank-, Münz- und Bürjen-Ausschusses über die Berufungen gegen die Vörseu-Umlage. 2. Vorschläge des Finanz-Ausschusses für die Vertheilung der Erträgnisse des Unterftützuiigs AoudS. Gefunden oder als herrenlos angrmeldet resp. abgegeben wurden in der Zeit vom 1. bis 1b. December 1895 folgende Gegenstände: eine silberne Tyltnderuhr mit Kette und Kapsel, 2 goldene Trauringe mit und ohne Gravirung, ein goldener Ring mit Steinrosette, ein goldener und ein neusilberner Klemmer» mehrere Brillen, eine Uhrkettr mit Steinmedaillen, ein Korallenarmband, L Schlipsnadeln. Portemonnaies mit 4 4L S u« 18 2 »8 2 2« ^ 2 ^l 1L ^ und mit geringeren Beträgen, 3 neue Noten- hefte, rin brauner Fächer, ein Thermometer, 2 neue Bücher (Experimentbeschreibungen betreffend), eine neue Tischdecke, 2 verschiedene seidene Spitzen, Taschentücher, ein blauseidenes Halstuch, eine Hausschuhstickerei, eine gelbbraune Aeder- toa» ein weißwollenrr Damenshawl, eine neue Schürze, 2 neue Ktadermützchen, rin brauner Damenhut, mehrere Pelz- müfse, 2 Peljfutter» ein Spazierstock mit silbernem Ring mit eingravirler Widmung, ein großer Filzüberschuh, eine sogenannte Weife (Holzgestell), ein Flaschenkorb, eine Partie Kohlrnfäckr, ein Packet verzinntes Bandeisen, 2 Peitschen, ein Kübel Margarine» ein größerer Milchkrug mit Milch, ein Sack Kartoffeln, ein geschossener Hase, eine lebende ein- gefangene Gans, ein Kinberwagen und ein vierräbriger Hanbmagen. Zur Ermittelung der Eigentümer wird dies hierdurch bekaunt gemacht. Gleichzeitig fordern wir auch Diejenigen, welche im October und November 1894 Fundgegenstände bei uns abgegeben haben, auf, dieselben zurückzufordern, andernfalls darüber den Rechten gemäß verfügt werden wird. Leipzig, den 17. December 1895. Das Polizei-Amt der Stadt Leipzig. Bretschneider. Ml. Lekannlmachrmg. Sonntag, den 22. December, und am ersten WeihnachtS- seiertage werden bei der hiesigen Zollabfertigungsstelle für Postgüter (Stephanstrabe 2) zollamtliche Absertigungrn tote an Werktagen vorgenommen. Leipzig, am 13. December 1895. Königliches Hauptzollamt. Welckrr. L. Lekannlmachung. Spareaffe ia der Parochie Schünefeld zu Leipzig-Reudnitz, Greuzstratze 3. Der Zinsenberechnung und des Bücherabschlusses halber bleibt die Expedition unserer Sporcasse vom 18. bis 21. December 189» für Ein- und Rückzahlungen aus Sparbücher ge schloffen. Vom 2. Januar 1896 an ist di« Expedition wieder für den regelmäßigen Sparverkehr Vormittags von 8—1 Uhr geöffnet. Leipzig-Reudnitz, 26. November 1895. Robert Liebert, Direktor. Die städtische Sparcaffe zu Markranstädt verzinst die Ein lagen halbmonatlich und zwar mit: 8 V, SxpeditionSzeit jeden Wochentag vormittag von 9—12 Uhr mit Au»nahm« de» Sonnabends. Sparverkehr im Monat October: 186 11L 31 Einlagen nnd 62 831 59 Rückzahlungen Disponible Gelder »ege» zur Ausleihung gegen Stellung von Hypothek oder Verpfändung mündelstcherer Werthpapiere, sowie Men Verbürgung hier bekannter und zahlungsfähiger Personen ftder zeit bereit. Spareaffe Markranstädt im November 1895. Die HandwerkrenquSte. ^ Die am Montag im Reichstage mehrfach er wähnten Resultate der im vergangenen Sommer von der ReichSregierung angeordnrten HandwerkSenquete liegen in einem umfangreichen Bande vor, welcher den Titel: „Er hebungen über Verhältnisse im Handwerk" trägt. Die Erhebungen sollten einen Tbeil der Grundlage für die geplante Organisation de< Handwerk» bilden und bezweckten demnach namentlich die „Feststellung von Anhaltspuncten betreff» der Anzahl, de» Umfang» und der örtlichen Vertheilung derjenigen Gewerbe, welche für eine allgemein« corporative, in erster Linie mit der Fürsorge für die Au» bildung von Lehrlingen und Gesellin im Handwerk zu b« trauende Organisation de» Handwerk» in Betracht kommen.' Außerdem wurden einige andere mit der Frage der Organisation in Zusammenhang stehende Punkte, so bi« fachmännisch «Bor bildung der gegenwärtigen Unternehmer von Handwerksbetrieben in die Enquete riaberogen. Tie letztere war eine Stichproben erhebuna und erstreckte sich auf zwei preußische Regierung» berirke, Danzig und Aachen, und die fünf preußischen Kreise Oberbarnim, Waldenburg, Kalbe, Einbeck und Solingen, ferner auf die bayerischen Bezirksämter Bruck, Stadtamhof, Neustadt a. S., die sächsischen Amtshauptmannschaften Pirna und Zwickau, den württembergischen Oberamtsbezirk Göppingen, den badischen Amlsbezirk Heidelberg, den hessischen kreis Friedberg und auf die Stadt Lübeck. DaS ganze Er- hebungsaebiet betrug 18700 qkm, also ungefäbr i/so- der ganzen Fläche des Reiches, und zählte 2 292 525 Einwohner. Es war in 156 Zäblbezirke eingetbeilt, 26 städtische und 130 ländliche. Die Durchscknitlsgröße der Bezirke betrug 124,6 qkm, entsprach also ungefähr dem Durchschnittßbezirk einer Innung in Sachsen. Die Erhebungen umfaßten 70 Handwerke und 28 Specialitäten der Schlosserei, des Schmiedehandwerks und der Tischlerei. Es kamen im Ganzen 61 257 Betriebe in Betracht, von welchen 58 ausgeschieden wurden, weil cs als zweifelhaft an gesehen wurde, ob sie dem Handwerk oder dem Fabrikbetrieb zuzurechnen seien. Die Gesammtzahl der in dem ganzen Er- hebungSgebiet ermittelten selbstständigen Handwerksbetriebe betrug demnach 6l 199. Auf 1000 Einwohner des Erhebungs gebietes kommen 26,7 Handwerksmeister und 30,2 Hilfs- rersonen. Zn den städtischen Bezirken kommen 23,3 Meister und 43,5 Hilfspersonen auf 1000 Einwohner, in den länd lichen Bezirken 28,3 Meister und 23,9 Hilfspersonen. Das Zahlenverbälln ß zwischen den Hilfskräfte beschäftigenden und den allein arbeitenden Meistern ist folgendes: Zm Allgemeinen beschäftigen von 100 Meistern nur 44,5 Personal. In den städtischen, also dichter bevölkerten Bezirken, steigt die Procent zahl auf 58,5, in den ländlichen Bezirken sinkt sie auf 39,1. Um Material für die Beurtbeilung der Frage einer localen Organisation des Handwerks zu gewinnen, wurde eine ausgedehnte Untersuchung darüber angestellt, in welchem Umfange die Bildung von Innungen möglich sein würde, wenn als Innungsgebiet der einzelne Zähtbezirk, der Kreis (oder der entsprechende politische Bezirk der nicht preußischen Staaten) oder der Regierungsbezirk angenommen und zur Bildung einer Innung eine geringe oder höhere Mitglieberzahl als erforderlich erachtet würde. Gemäß dem der letzten Conferenz zwischen Innungsoertretern und Regierungsvertretern.vorgelegten Organisationsplan wurden dabei nur die „in der Regel Gesellen oder Lehrlinge beschäftigen den" Meister als beitrittspflichtig, die übrigen Meister nur als beitrittsberechligt angesehen und als Typus für die Innung die reine Berufs- ober Fachinnung betrachtet. Um dem Umstande Rechnung zu tragen, daß gegenwärtig Innungen mit einer sehr geringen Mitglieberzahl bestehen, wurde die Mindest-Mitgliederzahl so tief als möglich angesctzt, obwohl man sich, wie die Erläuterungen zu den Erhebungen de merken, dem Bedenken nickt verschloß, daß Innungen mit kleinen Mitgliederzahlen kaum in der Lage sind, etwas Erhebliches im Interesse des Handwerks zu leisten. Für de» Zählbezirk berechnete man demnach die Zahl der Innungen nach mindestens 5, 10, 15, 20 und 30 Mitgliedern, für den Kreis nach mindestens 10, 20, 30 Mitgliedern und für den Regierungsbezirk nach mindestens 10, 20, 30, 50 und 100 Mitgliedern. Kreis nnd Regierungsbezirk kommen indessen praktisch für die Znnungsbildung kaum in Betracht, das Hauptgewicht liegt auf den Zählbezirken. Da 156 Zählbezirke vorhanden und 98 Handwerke und Specialitäten in die Erhebung einbezogen waren, so lag über Haupt 98X156, d. i. 15 288 Mal die Möglichkeit einer Jnnungsbildung vor. Es ergab sich nun, daß bei einer Mindestmitgliederzahl von 5 Handwerksmeistern im Ganzen 1391 Innungen wirklich zu bilden wären. Diese würden 62 von den 98 Handwerkern und Specialitäten um fassen; 36 Handwerke und Specialitäten blieben also selbst in diesem günstigsten Falle ohne jede locale Organisation. Nur für 2 Handwerke, nämlich für die Bäcker und Metzger, ließen sich in allen städtischen Bezirken und den ländlichen Bezirken mit mehr als 150 Einwohnern auf 1 Quadrat-Kilometer, also wohl in allen Städten, größeren und mittleren Ort schaften Innungen errichten. Ihnen zunächst stehen die Schuh macher, Schneider, Tischler und die Schmiede. Die letzteren würden wegen ihrer größeren Verbreitung in den ländlichen Bezirken die relativ größte Zahl von Innungen, 112, stellen. Die genannten 6 Handwerke würden fast die Hälfte aller Innungen, nämlich 608 von 139 l, aufweisen. Die gesammten Innungen würden 8l,6 Proc. aller personalbeschäftigenden Meister, aber nur 36,3 Proc. der Meister überhaupt er fassen. Von den Gesellen würden diese Innungen 8l,2 Proc., von den Lehrlingen 8l Proc. erfassen. Bei einer Mindest mitgliederzayl von lo Handwerksmeistern sinkt die Zahl der wirklich möglichen Innungen schon auf 751, wobei 55 Handwerke und Specialitäten ausgeschlossen bleiben. Der Procentsatz der erfaßten personalbeschäftigenden Meister be trägt 66,2, der der Meister überhaupt 29,5, derjenige der Ge sellen 65,l und derjenige der Lehrlinge ebenfalls 65,l. Der An- theil der oben erwähnten bHandwerke macht '/r, allerInnungcn aus. Setzt man die Mindestmitgliederzahl auf 15, so beträgt die Zahl der möglichen Innungen nur noch 453 für 37 Handwerke. Erfaßt würden von personalbeschäftigenden Meistern 53,3 Proc., von den Meistern überhaupt 23,7 Proc., von den Gesellen 5l,3 Proc., von den Lehrlingen 5l,2 Proc. Der Antheil der 6 Handwerke steigt auf »/z aller Innungen. Bei einer Mindestmitgliederzahl von 20 Meistern, wohl dir für eine gedeihliche Wirksamkeit einer Innung er forderliche geringste Zahl von Mitgliedern, beläuft sich die Zahl der möglichen Innungen auf 295, wobei 70 Handwerke und Specialitäten ohne Innung bleiben würden. Sir würden umfassen: 43,6 Proc. der personalbeschäftigen Meister, l9,4 Proc. der Meister überhaupt, 4>,7 Proc. der Gesellen und 40,8 Proc. der Lehrlinge. Die Innungen der erwähnten Handwerke würden ^>, die der Bäcker und Schuhmacher allein über aller Innungen auSmachen. Bei einer Mindestmit gliederzahl von 30 Meistern wären nur noch 137 Innungen für 19 Handwerke möglich. Diese Daten beweisen, daß die locale Oraanisation de» Handwerks sehr enge Grenzen hat und in der Hauptsache auf die größeren Städte und Ortschaften beschränkt bleiben muß, daß sie auch dort bei den günstigsten Bedingungen stet» lücken haft sein wird und daß sie von wirklicher Bedeutung nur für eine ganz geringe Anzahl von Handwerken ist. Was die Frage »ach der handwerksmäßigen Bor- bilduna der Handwerksmeister anlangt, so ergiebt die Enquete Folgende»: Bon 5V 592 männlichen Handwerksmeistern (1607 weiblich« Principal, wurden hier au» der Berechnung ausgeschieden) batten 57 666 oder 96.8 Proc. eine Lehr zeit durchgemacht, und zwar 96,1 Proc. bei einem Hand werksmeister, 0,7 Proc. nur in einem Fabrikbetriebe. Unter den 1926 Handwerksmeistern, die weder bei einem Hand- werksmeister, noch in einer Fabrik gelernt haben, befinden sich auch die in Blinden-, Taubstummen-, Gesängniß-Anstalten, sowie die beim Militair, in Lehrwerkstätten, Fachschulen. Fort- bildungöschulen Ausgebildeten. Die große Masse der Meister, sagen die Erläuterunaeii, ist also handwerks mäßig vorgebildet. Eine Lehrzeit von über 2 Jahren baden 80,6 Proc. aller Meister durchgemacht; eine solche von 2—3 Iabren 56.9 Proc., eine solche von über 3 Jahren 25,7 Proc. Eine Lehrzeit von weniger als 1 Jahre haben nur 3.3 Proc. aller Meister. Die Behauptung, das Hand werk kranke an dem Mangel eines obligatorischen Befähigungs nachweises, wird angesichts dieser Statistik im guten Glauben nickt mebr aufgestellt werden können. Deutsches Reich. ^ Berlin, 18. December. Das „Volk" ist natürlich sehr mißvergnügt über den gestern mitgetbeilten Erlaß des Ober kirchen raths gegen die ckristlick-sociale Agitation der Geistlichen. Das Blatt, ans daö keinen Einfluß zu besitzen Herr Stöcker behauptet, ist offenbar der Meinung, daß die ganze langjährige Tbätigkeit des früheren HofpredigerS im öffentlichen Leben durch den Erlaß verurtheilt werde. „Auch ein Zickzackcurs", ruft das „Volk" aus, und schreibt weiter: „Ja, die Zeiten ändern sichl Vor 16 Jahre» wurde Len Geist lichen verboten, in Versammlungen zu gehen, und ihnen die innere Mission mit Ausschluß jeder öffentlichen socialen Wirksamkeit als Tätigkeitsfeld überwiesen. Bor fünf Jahren wurde ihnen empsoblen, in Versammlungen mit den Arbeitern zu disculiren und öffentliche Mission zu treiben. Und deute ist die Kirche wieder auf dem Stand- pnnct von 1879 angelangt! Von der öffentlichen Mission ist nicht inehr die Rede. Zur „Zwecksphüre der Kirche" wird ausdrücklich nur noch die „Beldeiligung an Werken der christlichen Liebesthätig- keit" gerechnet. Die Tdcilnahme an socialen Bestrebungen fällt nach Ansicht des Oberkirchenralhes — wohlgemerkt nack der des Oberkirchcnrathes von 1895! — außerhalb der „Zwecksphärc der Kirche". Ausdrücklich verworfen werden die Versuche, „die evangelische Kirche zum maßgebend mitwirkenden Factor in Len politischen und socialen Tagesstreitigkeiten zu machen". Das be deutet die denkbar schärfste Absage an die christliche Anschauung, daß alle Gebiete des öffentlichen Lebens vom Christenthum zu durchdringen und zu beherrschen seien . . . Der neueste Erlaß mit seiner Absage an die social gerichteten Geistlichen folgt unmittelbar a»f den Septem bercurs, der das Gepräge rücksichtslose» Vor gehens aller Behörden und Gerichte gegen die Socialdcmokratie trägt . . . Was kann man von Kirchenbehörden. die aus Staats beamten bestehen, auch anders erwarten! Die Frage ist nur, ob dieser Zustand noch fernerhin erträglich ist. Wir meinen, daß die evangelische Kirche einfach darüber zu Grunde gehen muß, wenn sie in den Augen der Menge als Magd des Staates dasteht." * Berlin, 18. December. Von den ordentlichen Pro fessoren der Universität sind gegenwärtig mehrere be urlaubt, so daß sie in der Frage der Rechtsstellung der Privatdocenten sich nicht äußern konnten. Unter ihnen sind solche, von denen man weiß, daß sie in Hinsicht auf die akademische Freiheit die nämliche Anschauung haben wie ihre Genossen, die ihren Einspruch gegen daS Hinsckius'sche Gut achten öffentlich kundgegeben baden. Bon Interesse ist eine Uebersicht darüber, in welchem Maße die einzelnen Facultäten sich an dem Einsprüche betbeiligt haben. Da zeigt cs sich, daß am wenigsten die Professoren der Medicin die Lehrfreiheit durch Maßnahmen wider die Privatdocenten im Sinne von Hinschius gefährdet glauben. Mit dem Senior der Facultät, Professor Birchvw, haben nur die Anatomen Waldeyer und Hertwig, der Frauenarzt Gusserow und der Pharmakologe Liebreich unterzeichnet. Gerade noch einmal so viel Mediciner haben es unterlassen, sich zu äußern , nämlich Gerhardt, E. du Bois - Reymond, Olsbausen, Leyden, von Bergmannn, Schweigger, Jolly, Ruhner, Heubner, Köllig. Hingegen haben von neun Theo loge» nur zwei den Einspruch nicht unterzeichnet, Pfleiderer und Weiß, Vortragender Natb im Ellltnsmiiiisterium. Aebnlich ist das Vcrbältniß bei den Juristen. Bon den elf Ordi narien der Neckte koniine» neun in Frage (es scheiden HinschiuS und der erkrankte Goldsckmidt aus). Bon ihnen haben alle bis auf den Romanisten Eck und den eben nach Berlin be rufenen StaatsrechtSlehrer Wilhelm Kahl unterzeichnet. Die philosophische Facultät hat 5l Mitglieder. Beurlaubt sind von ihnen drei. Von den übrigen haben 3l ihre An schauung durch Unterschrift deS Einspruches zu erkennen gegeben. Einhellig betbeiligten sich an dem Einsprüche die Philosophen, Physiker, Mathematiker und Germanisten. Nicht geäußert haben sich außer den beurlaubten Professoren Zeller, Eurtius und Weyerstraß folgende Herren: Vablen. Watten- bach, E. Schräder, Wagner, Beyrick, Hübner, F. E. Schulze, H. Grimm, Joh. Schmidt, Engler, Fischer, v. Bezold, Helmert und Brückner. (Voss. Ztg.) V. Berlin, 18. December. (Telegramm.) Der Kaiser und die Kaiserin subren gestern Abend um 6»/« Uhr mittels Sonderzuges von Wildpark nack Berlin und wobnten bier der Vorstellung im königl. Schauspielbause bei. Nach Be endigung der letzteren begaben sich die Majestäten nach dem Neuen Palais zurück. Heute Vormittag empfing der Kaiser von 9 Ubr ab den Ebef des Gebeimen Eivil-Cabinets zum Vortrage. Nach der heutigen Abendtafel werden beide Majestäten im Neuen Palais einem Vorträge der Mrs. Scott- Siddons beiwohnen. L. Berlin, 18. December. (Privattelegramm.) Tie „Nat.-Zlg." schreibt: Der Entschluß des Kaisers, den Fürsten Vi»«arck in AriedrtchSrnh »u besuchen, war, wie wir hören, als der Kaiser Berlin verließ, hier Niemandem bekannt; dem Gefolge wurde erst bei der Rückreise von Altona auf dem dortigen Babnhofe mitgrtbeilt, daß der Zug in Friedrichs ruh halten werde. Die Begrüßung daselbst machte auf Augen zeugen, welche auch bei den früheren Begegnungen an wesend waren, den Eindruck besonderer Herzlichkeit. Fürst Bismarck war bei der Tafel sehr vergnügt und bekundete die» unter Anderem, als er zum Schluß I einen Wein kommen ließ, den er, wir er sagte, von seinem Freunde CriSpi erhalten habe. Es ist mit gutem Grunde anzunehmen, daß die Unterredung, welche der Kaiser und Fürst Bismarck ohne Zeugen hatten, sich hauptsächlich auf die orientalische Angelegenheit bezog. Fürst Bismarck hat in bestimmte Aussicht gestellt, daß er, wenn sein Gesundheits zustand so gut bleibt, wie er jetzt ist, zur Fei» de- Gedenk tages der Reichsgründung am 18. Januar »ach Berlin kommen werbe. (Theilweise wiederholt.) 2-- Berlin, 18. December. (Telegramm.) Beim Reichs kanzler fand gestern Abend ein Diner statt, welchem die Botschafter und Gesandten der bei dem Berliner Hose accreditirten Mächte beiwohnten. Außerdem waren die Minister v. Boetticher, Bronsart v. Schellenborff, Marschall v. Bieber stein und Andere zugegen. 6. H. Berlin, 18. December. (Privattelegramm.) Die Gerückte über den angeblichen Rücktritt des Staats- secretairS vr. v. Boetticher infolge der ungünstigen Auf nahme der Handwerkskammer-Vorlage im Reichstage werden von der „Nationalzeitung" als völlig unbegründet bezeichnet. (Wiederholt.) — DaS Organ der Berliner Klempnerinnung, die „Rundschau für die gesammte Blech- und Metallindustrie", veröffentlicht einen Artikel von Or. Karl Thieß über den „Befähigungsnachweis in der Blechindustrie", der sich über den Nutzen des Befähigungsnachweises für die Metallindustrie sehr abfällig ausspricht. — Der Privatdocent vr.L. AronS agitirt, im Gegensatz zu anderen Führern seiner Partei, die von „kleinen Mitteln" nichts wissen wollen, eifrig für Consnmgenossenschaften. Ueber das Thema: „Productiv- und Consumgenosienschaften" sprach er in Schöneberg in einer socisldemokratischen Ver sammlung. Er legte seinem Vortrag laut der „Post" folgende „Thesen" zu Grunde: „Die Erfahrung lehrt, daß Productivgenossenschafteu von Arbeitern entweder zu Grunde gehen oder sich binnen Kurzem in capitalistische Betriebe verwandeln. Deshalb m»s; auf das Eindringlichste von der Begründung solcher Productiv- genoss nschasten abgerathen werden. Tonsumgenossenschasten mit rein demokratischer Verfassung Koben in England und anderen Ländern, zum Theil auch in Deutschland, gute Fortentwickelung gezeigt. Consumgenosienschaften können, wie alles Genossenschaft, wesen, keineswegs d,e Befreiung aus der kapitalistischen Wirthschafts ordnung herbeiführen. Dagegen könne» sie in gewissem Maßr zur Besserung der wirthschaftlichen Verhältnisse dienen und das Solidarilätsgefühl gerade in sonst schwer zugänglichen Kreisen des Proletariats fördern helfen. Die Consumgenosienschaften können nach Sicherung eines genügenden Absatzgebietes mit Erfolg an die Production gewisser Waaren der Lebensmittel- und Be kleidungs-Industrie gehen und gerade in diesen, die Ausbeutung besonders begünstigenden Industrien (zum Theil Hausindustrie) Musterwerkstülten einrichten. Die Conjumgenossenschasten können dadurch vortheilhaft wirken, daß die Arbeiterschaft durch Anstellung von Beamten eine Reihe aus dem Proletariat hervorgegangenec unabhängiger Existenzen schasst." Die Lagerhalter der socialdemokratischen Consumvercine Sachsens können von ihrer „Unabhängigkeit" erzählen! * Pose», 17. December. Vom Oberpräsidenten von Posen, Freihcrrn von Wilamowitz-Möllendorf, war behauptet worden, er sei ein Gegner der Zuckersteuer vorlage und habe sich auch vom Kaiser nicht umstimmen lassen. Daß diese Nachricht unzutreffend ist, erhellt aus der Antwort, die der Operpräsident dem landwirthschaftlichen Verein für die Kreise Inowrazlaw und Slrelno auf eine ihm eingeschickte Resolution zur Zuckersteuervorlage ertheilt hat. Tie Antwort lautet: „Als Ehrenmitglied Ihres Vereines kann ich mich Ihrem dn: Reichsregierung dafür ausgesprochenen Danke, daß dieselbe der durch hohe Ausfuhrprämien fremder Staaten bedrohten heimischen Rübenzuckerindustrie Beistand leisten will, sowie dem Ausdrucke dev Ueberzeugung, daß die Interessen dieser Industrie und der Landwirthjchaft für uns zusammenfaUea, nuranschlirßen. Dagegen meine ich, daß Ihre aus den Bestimmungen des Gesetzentwurfs entnommenen Befürchtungen einer gewaltsamen Einschränkung des Rübenbaues wesentlich schwinden müssen, wenn die Eontiugrntirung nach dem Beschlüsse deS Lcindesükonomie-EollegiumS erfolgt, zu welchem sich der Herr Reichsschatzsecretair nicht ablehnend der- Hallen hat, und welcher lautet: „Das Contingent der einzelnen Fabriken ist unter Berücksichtigung der Leistungsfähigkeit nach der Zuckermenge zu ermitteln, welche von der Fabrik während eines der letzten fünf Betriebsjadre ein schließlich des diesjährigen m meueiwo aus iulaadischea Rohstoffen hergest.llt ist." Daß eine Erhöhung der Ausfuhrprämien ohne Lontingentirung zu einer maßlosen Ueberproduction führen und damit Industrie wie Rübenbau auss Aeußerste gefährden würde, wird meine» landwirthschaftlichen Berussgenoffro wohl ebensowenig zweifelhaft sein wie mir." * Köln, 18. December. (Telegramm.) Die „Kölnische Volkszeituna" meldet: Bei der heutigen Land tags ersah- wähl im Wahlkreise Wittlich-Bernkastel-Rheinbreitdach wurde Gutsbesitzer Gustav Biesen bach (Ctr.) mit 204 gegen 3 Stimmen gewählt. * Bam Rhein, 17. December. Der Entwurf des Bür gerlichen Gesetzbuches ist in einer vom landwirtb- schaftlichrii Verein für Rbeinprrußru ringesetztenEom Mission berathen worden; in der Centralvorstandssitzung, dir an, l3. und 14. d. M. in Köln getagt hat, ist im Anschluß an den vom Landgericht-dirrctor Schmitz-Erkelenz erstatteten Bericht einstimmig folgender Beschluß gefaßt worden: „Der landwirthschaftllche Verein für Rheinprrußrn erblickt in dem vorliegenden Entwurf de» Bürgerlichen Gesetzbuch» und ia dem damit zu erhoffenden deutschen Privatrrchte ein segrn- verheißendes Band, da- Deutschland» Staate« und Stämme auch aus dem Boden des Rechtslebens zu einem einheitlichen Gauzen umschlingen wird. Bom volkswirthschaftlichen Etandpnart au» ist e» zu begrüßen, daß rin einheitliches Privatrecht, «ruigsten« ia den gegenwärtig erreichbaren Grenzen, diejenigen Schranken be'eitigen wird, welche die Zerrissenheit de» Rechtste!»«»» dem deutschen ver- kehrS- und WirthschostStrben bi» dahin riitgegengestellt hat. Un leugbar giebt auch der zweite Entwurf de» Bürgerlichen Gesetzbuch- Anlaß zu übrigen- nicht erheblichen Einzelausstellungrn. Aber im großen Ganzen entspricht der Entwurf ia feinen die Land- wirthschaft berührenden Bestimmungen den von jener gehegten Er- wartungea. Dtr nach Fertigstellung de- ersten Entwurf« vo» laad- wirrhschaftlichrn Kreisen au«gegaagrnen «nreguugen stad ausweislich der Motive eingehend geprüft und gewürdigt worden." * Rntlhsr. 17. December. Der Rrdacteur de» bier sr« scheinenden Blatte» ..Katolickie Nowiny", PfarradMinls
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