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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.01.1896
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1896-01-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18960113010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1896011301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1896011301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
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- Ausgabe ohne Seitenzählung
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1896
- Monat1896-01
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Brrnnschctte, 90 Hansen Abraum- und 100 Hausen Schlagrcifig (Langholz), unter den im Termine ausdängrnden Bedingungen und der üblichen Anzahlung an den Meistbietenden an Ort und Stelle ver- kaust werben. Znsanimenknnft: aus dem Mittelwaldschlage am Ankwrge nach (»rostzschochcr, zwischen der weißen und schwarzen Brücke an der Eonnewitzer Linie. Leipzig, am 28. December 1895. Des Raths Aorstveputation. Die Loeren-Nepubliken.*) Außer Madagaskar und Abessinien befinden sich noch zwei christliche selbstständige Staaten auf afrikanischem Boden, nämlich die beiden südafrikanischen Boeren-Republiken: der Oranje-Freistaat und die Südafrikanische (früher Transvaal-) Republik. Diese verdanken ihre Entstehung den holländischen Boeren, Colonisten deS CaplandeS, welche l83L in Folge von Mißkelligkeiten mit der Negierung des damals schon englischen Caplandcs nach dem Innern aus- wanderten. Nach vielen bis in die neueste Zeit dauernden Kämpfen gegen Engländer und Kaffern baden sich die hol ländischen Boeren in den genannten beiden Staaten un abhängig erhalten. Bevor wir dieselben im Einzelnen betrachten, müssen wir kurz die wichtigsten Ereignisse der Geschichte Südafrikas erwähnen, da ohne dieselben die jetzige Cultur und die eigen artigen Zustände der Boerenstaaten nicht- verständlich sein würden. Die Einwanderung holländischer Colonisten in Südafrika stammt aus der Zeit der Eroberung deS portugiesischen Cap landes durch die Holländer. Obwobl die südafrikanische Landspitze für die Aufrechlerhaltung der Verbindung Portugals mit seinen indischen Besitzungen sehr wichtig lein mußte, ihaten die Portugiesen nichts, um ihre dortige Herrschaft zu befestigen. Als Portugal vorübergehend am Ende dcS l6. und Anfang des 17. Jahrhunderts unter die Bot mäßigkeit Spaniens kam, gingen im Kampfe Spaniens gegen Holland die portugiesischen Colonien, darunter auch das Cop land, an Holland verloren. Im Aufträge der holländischen Ostinvischen Gesellschaft wurde 1652 die Niederlassung an ver Tafelbai gegründet, und von dort aus begann nun der Vernichtungskrieg gegen die Hottentotten und Buschmänner, die Besetzung des südwestlichsten Thciles deS Caplante« und die Züge ins Innere, von denen den holländischen Ansiedlern der Name Trek-Boeren (Ziehbauern) beiaetegt wurde. Seit dem Anfänge de- 18. Jahrhundert- stießen die Boeren auf *) Mit Bewilligung der Verlagshandlung auS dem ersten Bande 0er Länderkunde, dem setir empfehlenswerthen Werke über „Afrika" von Prof. Pr. Wilh. Sievers, Verlag des Bibliographischen In stitut«. Leipzig, obgedruckt. ihren Wanderungen auf die Kaffern, die nickt so leicht über wältigt werden konnten wie Buschmänner und Hottentotten. Unterdessen begannen die Engländer ibre Seemacht auS- zudebnen und ihr Augenmerk auf daS Capland zu richten. Allerdings zeigten sie sich erst 1785 an der Älgoabai, in deren Hiuterlande die Boeren bereits die Siedelung Graaf Reinel gegründet hatten, aber schon zehn Jahre später benutzte England die Eroberung Hollands durch die Franzosen, um die Capcolonie 1795 zu erobern und sie 1806 endgiltig in Besitz zu nebmen. Die nunmehr englische Colonie wurde im Lause des ersten Viertels dieses Jahrhunderts von den Eng ländern bedeutend vergrößert, indem das Kaffernland dem englischen Besitzthum hinzugefügt wurde. Gleichzeitig drangen englische Colonisten von Natal aus in daS Kaffernland vor und blieben nach heftigen Kämpfen mit den Kaffernkönigen Tschaka und Dingan Sieger und Herren deS Landes. In allen diesen Kämpfen wurde England durch die holländischen Boeren kräftig unter stützt, aber eS bildeten sich allmählich Gegensätze zwischen Engländern und Holländern aus, die bald zu offenen Reibereien führten und seit 1830 in schwere Zerwürf nisse übergingen. Die Boeren batten nämlich in den fortwährenden Grenzkriegen gegen die Kaffern diese keineswegs sehr glimpflich behanvelt und die Gefangenen zu ihren Sklaven und Arbeitern gemacht. Gegen dieses Ver fahren erhoben sich die englischen Missionare, von der Regierung unterstützt, welche unklngerweise 1833 die Auf hebung der Sclaverei gebot. Durch diese Maßregel verloren die Boeren ihre Arbeitskräfte, und als man sie bei der Aus zahlung der versprochenen Cnlschävigungssuinmen übervortheilte, beschlossen sie völligen Abzug aus englischem Gebiete und führten ihn 1835 aus, als die Regierung den Boeren befahl, den Kaffern die von ihnen eroberten Gebiete zurückzugeben. Ihr Weg führte sie über den Oranjefluß nach dem jetzigen Oranjestaat und weiter nördlich vom Oranje nach dem Vaal und zum Limpopo. Der Zug ging aber nickt ohne Kämpfe ab, denn in der jetzigen Transvaalrepublik saß damals Mosilikaise, der Matabeleherrscher, der ibnen das Land nicht freiwillig überließ. Er mußte erst bei Mosiga 1836 geschlagen werden, bevor an eie Colonisatiou des neuen BcsitztbnmS gegangen werden konnte. Seit 1836 existirt also ein selbstständiger Staat der Boeren am Vaalslusse. Im Jahre 1838 baten die englischen Natalcolonisten, welche der Kaffern nicht Herr werden konnten, die Boeren um Hilfe unter rem Versprechen, daS Land mit ibnen zu tbeilen. Der Organisator deS BeerenstaatcS, Relief, ging darauf ein, wurde aber mit 66 Genossen von dem Kaffernkönige Dingan bei Gelegenheit einer Verhandlung meuchlings ermordet. Die Boerenarmee mußte znrückgehen, kam jedoch unter Prctoriu« 1839 wieder, schlug Dingan. verbrannte dessen Haupikraal »nv nahm 1340 das Land in Besitz, nachdem sie mit Dingan'S Bruder Mpande Verträge abgeschlossen und diesen zum Könige der nunmehr stark geschwächten Kaffern gemacht hatte. Die Besitznahme von Natal stieß aber auf Widerstand bei der englischen Regierung, welche sogar Truppen und Schiffe gegen die an der Küste angelangten Boeren auSsankte, und alle Verhandlungen mit dem Gouverneur der Capcolonie scheiterten, so daß die Boeren wieder über den Vaal zurück gingen. Hier wohnten die Griqua, der östliche Hotten- totlen-Mischlingsstamm. Kaum hatten die Boeren daselbst ibre Ansiedelungen gegründet, als der Gouverneur das Land für England beanspruchte, da die Boeren englische Unter- thanen seien und gleichzeitig die Griqua von England ge- Zieriiber kam eS zum Kriege mit schützt werden müßten. P^tonüs bei Boom "r .Ligin ^on England SuSgesprochen worden aber d.e Besitzergreifung wurde nunmehr l854 rückgängig gemack. Tie Transvaalrepublik war schon 1852 von England an- erkann! worden, nannte sich seit )^3 Su °lr.kan.sch- Revublik begann aber dann in innere Wirre» zu zerkauen. >Zwci hervorragende Männer, der niehrerwahnte P r rtor,us u»d P-(»(->.r. «m ma«g-7»°-» E-fluß. Sobne Pretorius' und anderen bedeutenden Colonisten fort 185.8 wurde eine Verfassung veröffentlicht, daS sogenannte Grondwet. unv lS7t zog sich der junger-pretorius von der Regierung zurück, da er mit dem gesetzgebenden Körper der Republtt, dem Volksraad. nicht mcbr '^Ueberemltimmung war. Besonders scheinen religiöse Wirren >n -dranSvaal ubeM E'u lutz geübt zu haben, da auch Pretorius Nachfolger, Thomas Bürgers, in heftigem Gegensätze zu den orthodoxen Ele menten des Voltsraads und der Bevölterung überhaupt sland. Zugleich batten die Bapedi unter dem Häuptlinge Lekukunl rinen Aufstand gegen die Regierung erregt, welcher nicht ge dämpft werden konnte, und weitere innere Schwierigleiten stellten sich den, Präsidenten Bürger« in Folge der ungünstigen Finanzlage entgegen. . ^ ... . . Alle diese Schwierigkeiten scheinen die Engländer gefordert zu haben, dal ibnen dadurch Gelegenheit geboten wurde, ,n die Angelegenheiten der südafrikanischen Republik sich e,n- znmischen. Wahrscheinlich hofften der Gouverneur der Eap- colonie, Sir TheophiluS Sbepstone, und die englische Regierung, uusimehr mit leichter Mühe das britisck>e gebiet (iS an den ^mvovv anSd/bnen zu kö^.'N, dH nach lleoer- wältizung der sllvafntanischen Republick auch der dann nngS von englischem Gebiete umklammerte Oranjefreislaat noth- wendig bald englische Oberhoheit hätte anerkennen müssen, und teSbalb erklärte der Gouverneur am 12. April 1877 die britische Herrschaft über die südafrikanische Republik. Diesmal batten die Engländer jedoch ihre Rechnung ohne den Wirth gemacht, kenn eS erfolgte ein allgemeiner Aufstand der Boeren; heftige Kämpfe und schwere Nieder lagen der englischen Truppen gegen die Boerenscharfschützen bei LongS Neck und Ainajuba (27. Februar 1881) führten zur Wiederherstellung der Transvaalrepublik (1881), welchen Namen die frühere Südafrikanische Republik von 1877 an bis 1884, also auch noch vier Jahre nach der Wiedererlangung der Selbstständigkeit, trug, bis sie 1881 wieder zu den, Namen der Südafrikanischen Republik zurückkebrte. Nachdem auf diese Weis« durch die Londoner Convention von 1854 die Südafrikanische Republik entgiltig wieder selbst ständig geworden ist, scheint sie sich gut zu entwickeln, obwohl Keime künftiger neuer Confücte mit England (wir man sie in neuester Zeit gesehen hat) nicht ausgeschlossen sind. Einer der schlimmsten liegt in dem Bestreben Englands, die Boerenstaaten von der Küste fernzuhalten, und dem gerade Feuilleton. Der Geist des ,seligen". Bon Wilhelm von Potenz. (Schloß Obrr-Cunewaldt.) Nachdruik »erboten. Mit dem Streitmüller ging es zu Ende. Schon an zwei Jahre war er krank. Niemand wußte genau zu sagen, was ihm fehlte. Der eine Doctor schob cs anss Herz, ein zweiter klagte die Leber an, der dritte erklärte die Nieren für schuldig rc., und jeder mißhandelte den Körpertbeil, den er für den Störenfried hielt, bis schließlich der arme Körper die Sacke satt bekam und so zu sagen freiwillig abdankte. Alle Welt rechnete bereits mit dem Tode des Mannes. Ja. in der Art, wie man sich bei der Frau des Kranken scheinbar theilnahmSvoll nach seinem Befinden erkundigte, lag etwas wie eine versteckte Entrüstung, daß er noch immer am Leben sei; die Sache fing doch nachgerade an, langweilig zu werden. Wenn der Neffe au- der Stadt kam und in die Krankenstube trat, schien sein Blick Verwunderung auSzu- drücken, den Onkel noch immer in seinem Stuhle zu finden, mit heißem Kopf und glänzenden Augen, statt langausgestreckt und steif auf dem Bette. Der Kranke wurde schwieriger und schwieriger; nicht- tonnte man ihm mehr recht machen. Ein „Guter" war er nie gewesen; aber jetzt war er launisch wie ein Kind und zänkisch wie ein alte- Weib. Glücklicherweise ging die Wirtbsckaft wenigstens nicht zurück; im Gegentbeill DaS Geschäft blühte eigentlich besser, als ru den guten Zeiten de- Streitmüllers. DaS lag daran, daß Florian, der Mühlknecht, jetzt freie Hand hatte und schalten und walten durfte, wie er wollte. Dieser Florian war schon manches Jahr in der Streit- müble j er versah di« Dienste eine« Mühlknappen und eines WirthlchastSkuechteS in einer Person. Florian war recht eigentlich di« Seele de« ganzen Betriebes. Jetzt, wo der Müller krank darniederlag, war Florian natürlich nur noch selbstständiger und wichtiger geworden. Er war HanS in allen Ecken, er zog den Teich, er schüttete auf, er nahm ab und »erwog. DaS Korn kaufte er ein, daS Mehl fuhr er zur Stadt. Selbst das Rechnungswesen ging allmählich in Florian'« Hände über. Mit der Laune de« Kranken wurde »S immer schlimmer. Er hatte eS sich in den Kopf gesetzt, vom Krankenzimmer auS zu bestimmen, waS der Knecht draußen vornehmen solle. Die Müllerin mußte in Einem fort auf dem Trabe sein, seine Befehle zu überbringen und ihm Bericht zu erstatten. So lagen die Dinge in der Streitmühle, unerquicklich, verworren und verzwickt, als ein Errigniß eintrat, da« den verschütten Knoten mit einem Male löste. In Florian'«, de« getreuen Knechtes Seele nämlich war eia Wunsch aufgetauckt. Seitdem Florian bei dem Streit- müllrr im Dienste war — und da« konnte jetzt sckon an die acht Jahre sein — batte er mit einem Paar Schaftstiefel gewirthschaftet. Kein Wunder also, daß sein Schubwerk in einem traurigen Zustande war. Nun hätte Florian sich ja ein Paar neue Snefeln anschaffen können; dazu war er jedoch rin viel zu guter Wirth. Er wußte nämlich, daß der Müller in seiner Kaniiner ein Paar Schaftstiefel stehen hatte, die so gut wie neu waren. Anziehen würde der Alle die doch nickt mehr und in den Sarg würde man sie ihm wohl auch nicht mitgeben; war eS da nicht schade, sich durch Neuanschaffung erst in Unkosten zu stürze»? So dachte der kluge Florian, und eine« Tages, als die große Zehe gerade neugierig zum Oberleder berauSgucken wollte — Strümpfe trug Florian nur deS Sonntag« —, entschloß er sich, der Müllerin sein kühnes Begehren zu offenbaren. Da auch der Frau die Wirtschaftlichkeit de« Vorschlages einleuchtete, übernahm sie «S, dem Müller die Sache vor zutragen. Der kranke Mann geriet völlig außer sich, als er merkte, daß ihm bei warmem Leibe di« Fußbekleidung weggenommen und einem Anderen gegeben werden sollte. Er tobte, schrie und fluchte, bi« er Blut zu spucken begann. Man legte ihn aufs Bett. Verwandte und Bekannte kamen herbei. Man fragte, WaS dem Manne zugestoßeu sei. Die Müllerin schwieg, aus Florian war nichts herauszubekommen, unv der Sterbende vermochte nichts mehr zu sagen. Der Neffe aus der Stadt hätte gern in Erfahrung gebracht, wie der Onkel über seinen Nachlaß verfügt habe, aber der batte auf alle Fragen nur noch ein Röcheln, bis auch dieses erstarb und der Streitmüller ausgelitten hatte. Wenn eS di« Müllerin bei Lebzeiten ibreS Gatten schon nicht leicht gebabt batte, so wurde ihre Lage jetzt eigentlich noch schwieriger. Nicht, daß eS ihr äußerlich an etwas ge- fehlt hätte! Im Gegentheil: sie war in eine virlbeneideie Lage gekommen. Der Verstorbene hatte kein Testament hinter- lasten, und so fiel die Mühle nebst allen Vorräthen an die Wiltwe. Andere Dinge machten der Fra» den Kopf warm. Sic war mit einem Male eine viel begehrte Persönlichkeit geworden. Kein Wunder! Denn zu ihrem hübschen Ver mögen besaß sie auch neck einen gesunden, drallen Körper und ein freundliches rothbäckigeS Apfeigesicht. Eine solche Frau reizte die Heiratkslnst d«r Wittwer und Junggesellen weit und breit. Die Streilmüllrrin bekam Anträge in jeder Form, mündlich, brieflich, durch Procura- tion. Ja, der Neffe des Verstorbenen, dem die Mühle ent gangen war, machte jetzt einen Versuch, auf anderem Wege kineinzugelangeii, indem er sich der Tante als Freier vor- stellt«. Die Müllerin lachte da« geschniegelte und gebügelte Dtadtherrchen aus mit seinem Milchbart — sie nabm keinen dieser Anträge ernst. Der Mühlenbetrirb ging flott. Jetzt, wo die Frau keinen kranken Mann mehr zu pflegen batte, griff sie selbst mit zu, und eS schien >br eine Wonne zu sein, ihre kräftigen Arme ni regen. DaS Rückgrat der Wirtbschaft aber war Florian. E« stellte sich mebr und mehr heraus, daß seine Gaben früher nur nicht zur Geltung gekommen waren. Die Müllerin über ließ ihm die Leitung und fuhr gut dabei. Das Verhältniß zwischen der Müllerin und Florian hätte ein vorzügliche« genannt werden können, wäre nicht Eins gewefen: die Stiefelgeschichte. Kein« von ibnen hatte wieder davon gesprochen, Florian hatte sich ein Paar eigene an geschafft inzwischen; aber eS stand doch wie etwa« Unsicht bare« zwischen ihnen: das Bewußtsein, da« Ende des kranken Manne« beschleunigt zu haben. — Die Müllerin muvte oft daran denken. Dann drückte eS sie und zwickte e, U der unbtbagliwsten Weise In solchem Augenblick, bätte sie einem Physiologen, der sie etwa darnach gefragt NÄlAxZLFL'L"- - - ö-"" ">it anderen Kleidungsstücken des Verstorbenen ,n eine Lade gewandert, welche die Äüllerin n ibre», Schlafzimmer stehen hatte. Es war etwas wie ib/ÄÄ' des Nach.« aufwachte und k! 2 Ä e" °U"tbümliche Lade, da war es l"7" Verstorbene nicht weit vcn ihr. Es verursachte !b,r l^mal s'"e Art unheimlichen Schauers, ,,w.s„,nL» s>- ,W>° si« ö?"" sich inzwischen von dem Stiefel- Wozu lagen die Kleider des li-k/^77.' *7 ""d Hose», und mancher andere „ütz- ! «"benutzt in der alten Lade? Florians eigener alter Lonnlagsrvck. den er noch von der Corsirmation nun schon reckt abgeschabt, und einen Cylinder, wie ihn jetzt jeder halbwüchsige Bursche Feiert ns trug, batte er n.e sein Eigen genannt. Ihn L! 7ie entgegengesetzten Wunsche der Boeren, in der Delagoabai, zu welcher bereits eine Eisenbahn hinabführt, einen Hafen zu gewinnen. Auch streben zur Zeit die Trekboeren d>.- Gründung eines dritten BocrenstaateS nördlich deS Limpopo an. wo die Engländer ebenfalls festen Fuß zu fassen suche», und hierin liegt ein weiterer Keim zu ernsten Verwickelungen. Während die Transvaalrepublik lange und schwere Wirren durchzumachen hatte, gedieh der Oranjefreislaat in Frieden und innerer Ruhe. Die Bewegungen und Grün düngen der Boeren sind aber noch keineswegs zum Abschlüsse gekommen; im Gegentheil, gerade seit der glücklichen Ver lheidizuna ihres Landes gegen die mächligen Engländer bc- gannen sie eine äußerst rührige Tbätigkeit zu entfalten. Es entstand 1853 (6. August) die Republik Stellaland an rer Sükwestgrenze von Transvaal, nördlich von West Griqualanv, mit 15 500 czlem Areal, 17 500 Bewohner», meist Batlapin-Bctschuanen, und der Hauptstadt Vryburg, und schon 1852 wurde nördlich von Stellaland die Republil Goosen gegründet, die etwa 10 400 <zkm groß war und 15, 000 Barolong - Einwohner zählte. Eine dritte kleine Republik, Sululand, bildete sich 1581 südlich von Swasi land, vo» Dinisulu den Boeren überlassen. Dieses Sululand wurde am 14. Mai 1887 von England annectirt, aber ein Tbeil desselben an dcn Oucllfliissen des Nmwalosi, etwa 2854 lsirm, unter dem Namen der Neuen Republik von England anerkannt. Schon am 17. September 1857 ist jedoch die Neue Republik in die Südafrikanische Republil ausgenommen worden, vcn der sie einen neuen Tistriet unter dem Namen Vrijheid bildet. Auch Stellaland und Goosen verschwanden als selbstständige Staaten bald wieder, da England daS ganze Betschuanenlano bis über Cchoschong hinaus 1885 unter sein Protectorat stellte. So ist ganz Südafrika, zumal da die Engländer nach und nach das ganze Kafferngebiet annectirt haben, in fort währender Umbildung begriffen. Die beiden einzigen nach allen Wechselsällen selbstständig verbliebenen Republiken sind der Oranjefreislaat und die TranSvaalrcpublik oder, wie sie jetzt heißt, die „Südafrikanische Republik". Dje,Sü^ajrikanische Republik (oderTransvaal- rej^ubiik) bat «n ihrer jetzigen Ausdehnung etwa 308 560 lzüw Areal und eine Bevölkerung von 780 000 Menschen, unter denen 120 000 Weiße sind, so daß etwa 1,9 Bewohner aus ein Quadratkilometer kommen Die Grenze der südafrikanischen Republil bildet im Süden der Vaal, im Norken der Limpopo bis zum Abfalle vom Tafelland?. Im Osten können die Lebomboberge und der Steilranv des Tafellandes als Grenze gelten, doch greift das Kafferngebiet Swasiland tief in daS Territorium der Republil ein; an das Meer tritt sie nirgends heran. Im Westen be rührt Transvaal das britische Territorium Betschuanaland, und dort sind als Grenzlinie der Limpopo, der Maries und die Handelsstraße festgesetzt worden, die vom Oranje und Vaalfluß nach Kolobeng und Schoschong führt und nach der Convention von 1884 mit Grenzsteinen versehen werden sollte. Demnach grenzt die südafrikanische Republik im Westen an britisches Gebiet, im Süden an den Oranjesreistaat. im Osten an Sululand, die Kaffernländer und portugiesisches Territorium, im Norden an Matebeleland. Die Bevölkerung der südafrikanischen Republik besteht zum größeren Theil auS Eingeborenen von den Stämmen der Ostbetschuanen oder Basuto und der Kaffern. Mehr interessin uns der holländische Boer (Bauer), dessen Zähigkeit »MW» Garderobe deS Müllers gewiß ausgezeichnet gekleidet haben, denn er batte ungefähr dieselbe Statur, wie sein verstorbener Brodberr. Aber die Müllerin zeigte sich taub und blind Florian s Wünschen gegenüber, die Garderobe deS „Seligen" betreffend Tie wahrte überbaupt bei aller Hochschätzuilg seiner Leistungen dem Knechte gegenüber eine Zurückhaltung, die gar nicht nack dessen Sinne war. Wenn man dachte: solch' eine Frau bübsch, kräftig, in den besten Jahren! Florian spuckio aus, was bei ihm eine Ableitung seelischer Emotion tpar Dann versank er in Nachdenken, wobei seine Aeuglem leuchteten wie WeihnachSkerzen .... Die Wittwe wohnte und schlief in einem geräumigen Zimmer deS ersten Stocke«. Gerade unter ihr hauste Florian in einem kleinen Gelasse »eben der Radstube, lieber seinen: Lager stand das seiner Herrin: so schlief er von ihr »nr getrennt durch ein paar Meter Luft und eine dünne Sluben decke. Er konnte, wenn Alles still war, des Abends unter scheiden, ob sie mit bloßen Füßen oder in Pantoffeln da oben einherging. Und wenn sie in« Pett hüpfte, fiel ihm meistens ein wenig von dem Anstrich der Decke auf die Nase Florian störte das keineswegs, im Gegentheil! Es fehlte ihm etwas, wenn es einmal Abends keinen Kalk regnete. Die Müllerin erfreute sich als kerngesundc Frau eiues ausgezeichneten SchlafeS. Sie konnte ja auch ruhig schluin meru; wußte sie doch, daß unter ibr Florian lag, der Haus und Hof bewachte wie ein treuer Wächterhund. Eines NacktS »im erwachte sie von einem merkwürdigen Geräusche. ES raschelte und brauste, schlürfte, klapperte und rumpelte. I», ersten Augenblicke erschrak die Müllerin heftig, sie dachte an Diebe, aber dann benchigte sie sich: es waren wobl nur Mäuse! Florian mußte morgen Fallen anfsteücn. Das Geräusch dauerte fort, wurde stärker. Dann auf einmal ein Klopfen, dreimal, laut und vernehmlich. Ter Fra» blieb das Herz stehen — daS waren keine Mäuse! Das war etwas Schreckliches, Unheimliches, Ueberirdilches — das wäre» Gespenster! — — Sie wagte nicht, sich zu rühren, saiweißgebadet lag sie im Bette, hörte das eigene Herz pochen wie einen Hammer, jeden Augenblick erwartete sie, etwas Furchtbares zu sehe». — Dort von der Ecke kam eS her, wo die Lade stand. Jetzt ein hohler dumpfer Ton, als ob Jemand m e», leeres Faß spräche. Die Lade! In diesem Augenblicke erschien sie ihr wie ein Sarg. Von dort her kam es, eine stimme auS dem Jenseits. Wenn der Deckel sich auslbat, und der Todte trat hervor! ^. Wahnsinniges Entsetzen packte die Frau. Mit beiden Fußen gleichzeitig sprang sie auS dem Bette, Zeit, in die
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