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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.01.1896
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1896-01-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18960128011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1896012801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1896012801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1896
- Monat1896-01
- Tag1896-01-28
- Monat1896-01
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Bezug-'Prei- t» der Hauptrxpedittou oder den im Stadt bezirk »ud den Bororlen errichteten Aus gabestellen abgeholt: vierteljährlichst4.5V. bei tweünaliaer täglicher Zustellung ins HauS ü.50. Durch die Post bezöge» sür Deutschland und Oesterreich: viertrliährlich 6.—. Dirrcte tägliche Kreuzbandiendung tu- Ausland: monatlich 7.50. Dir Morgen-Au-gabe erscheint um '/,7 Uhr. di« Abend-AuSgabe Wochentags um 5 Uhr. Lrdarlion «nd Erpediti-»: -»h-nne-gafie 8. Dt» Exprditton ist Wochentag- ununterbrochen geöffnet ve« früh 8 bis Abend- 7 Uhr. Filiale«: Ott» Atem«'» Sorttm. (Alfred Hahn). UuiversitätSstratze 1, Lonts Lösche, Katharinenstr. 14, part. und König-Platz 7. ^-48. Morgen-Ausgabe. nmMr. TagMalt Anzeiger. Amtsblatt -es Aönigtichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, -es Natljes un- Nokizei-Ämtes -er Ltadt Leipzig. Dienstag den 28. Januar 1896. A«zrige«'ipr»t- bie 6 gespaltene Petitzeile SO Pfg. Rrclameu unter dem NedactionSstrich (4ge- spalten) 50^, vor den AamUteunachrtchtr, lttgespalten) 40/^. Größere Schristen laut unserem Prei» verzrichniß. Tabellarischer und Ztfferniatz nach höhere« Tarif. Optra-Beilage« (gefalzt), nur mit der Morgen. Ausgabe. ohne PostbefSrderung >l VO—, mit PostbefSrderung ^4 70 —. Iinuahmeschlui sür A«zeize«: Abend-AuSgabe: Bormittag» 10 Uhr. MorgrN-AuSgabe: Nachmittag- 4llhr. Für dir Montaa-Moraen-LuSgade: Tonaavead Mittag. Bei den Filialen »nd Annahmestelle« je »in» halbe Stund« früher. Anzeige« sind stet» au die Ortzetzlttou zu richte». Druck und Vertag von E. Polz in Leipzig. SV. Jahrgang. Fürst Lismarck — fünfundzwanzig Jahre Ehrenbürger -er Ltadt Leipzig. * Ein Vierteljahrbundert denken wir heute zurück! Der groß« Krieg näherte sich seinem Ende. Länger, als man nach den vernichtenden Schlägen, die Deutschland- Heere gegen die Armeen Frankreichs geführt halten, erwarten konnte, dauerte der Widerstand de- Feindes. Und dieser Widerstand, der tnnnöglich noch rin günstige- Erqebniß herbeisühren konnte, fand seinen Rückhalt in der Hauptstadt de- Landes, die be reit- einer mehrmonatigen Belagerung Trotz geboten Halle. Da endlich — Ende Januar l871 — erscholl die Kunde: das Feuer vor Paris ist eingestellt, die Capi- lulalion steht bevor. Nun war kein Zweifel mehr: der Krieg war entschieden, Deutschland Sieger! Höher schlugen überall die deutschen Herzen — war doch nun auch der Friede, ein ruhmreicher Friede gesichert. Wem war der Erfolg, diese außerordentliche Erhöhung der Machtstellung Deutschlands zu danken? Gewiß: zunächst dem Opsermuthe deS deutschen Volke«, der Tapferkeit seines Heere-, dem ein greiser Kaiser mit dem Beispiel der Pflichterfüllung voranging. Aber in allen großen Zeiten bedarf das Volk eines Lenkers, baö Heer eines Führers, um das Ziel zu erreichen. Und als solche waren vor Aller Augen zwei Männer hervorgetreten: der Kanzler deS Kaisers, Bismarck, und sein Stratege, Moltke. Ihnen hatte das neue Deutsche Reich sein Werden zu danken. Und heute vor fünfundzwanzig Jahren war eS, daß unsere Stadt Leipzig zum Zeichen ihre« DaukeS dem Fürsten Bismarck und dem Grafen Moltke das Ehrenbürgerrecht verlieb, die höchste Auszeichnung, die ein Gemeinwesen gewähren kann. Unter den Anzeichen der bevorstehenden Eapitulation von Paris faßten beide städtische Collegien einstimmig diesen Beschluß. Und die Vorsehung hat eS gewollt, daß Derjenige, den man als den Baumeister deS deutschen Reiches bezeichnet, unser Altreichskanzler Bismarck, heute noch unter den Lebenden weilt. Sv mögen denn an dieser Stelle zum Gedächtmß des Tage- alle Vorgänge hier verzeichnet sein, die mit der Ver leihung des Ehrenbürgerrechts an den Fürsten Bismarck in Verbindung stehen. Da- erste Schriftstück in dieser Angelegenheit ist das Proto koll der Raths-Plenarsitzung von Sonnabend, den 28. Januar 187l. Dasselbe besagt zu Punct 2 der Tages ordnung Folgendes: „einstimmig beschlossen, dem Reichskanzler Grasen Bismarck und dem General Grafen Moltke Las Ehrenbürgerrecht der Stadt Leipzig zu ertheilen, das Diplom vom Tage der Kapitulation von Paris zu dattren, unerwartet der AuS- fertignng aber den Genannten den Beschluß mitzutheilen und um Erlaubniß zu bitten, die Diplome überreichen zu dürfen." Dem Stadtverordnetencollegium wurde unver züglich mit nachstehendem Schreiben hiervon Mitlheilung gemacht: An die Herren Stadtverordneten! Die Wiederherstellung des deutschen Reiches mit einem Kaiser an der Spitze ist der erste und köstlichste KampfeSpreis, den wir in dem Kriege mit Frankreich er rungen, und der zweite wird dir Sicherheit Deutschlands und rin dauernder Friede sein. Die Segnungen verdanken wir, nächst dem glorreichen Kaiser und König Wilhelm I., der weisen und energischen Politik seiner Rathgeber und den Heldenthaten unserer tapferen und todeSmuthigen Armeen und ihrer Führer, und unter diesen vor Allem dem weitblickenden schöpferischen StaatSmanne Grasen von BiSmarck-Schönhausen und dem ersten Feldherrn unserer Zeit Grasen v. Moltke. Diesen Männern Dank und Verehrung zu widmen, ist des deutschen Volke- Ehrenpflicht und Jeder an seiner Stelle und nach seinem Vermögen Hot dieselbe in sichtbaren Zeichen zu erfüllen. Demgemäß haben wir beschlossen, 1) dem Kanzler deS deutschen Reichs, Graf v. Bismarck- Schönhausen, und dem General Graf v. Moltke das Ehren- bürgerrecht unserer Stadt zu verleihen und 2) diese Verleihung vom Tage der Eapitulation von Paris, als dem Beginne deS letzten Abschnittes dieses Kriege» zu datiren. Tie Herren Stadtverordneten bitten wir um Zustimmung hierzu und um Verhandlung dieser Angelegenheit in geheimer Sitzung, damit der Beschluß nicht vorzeitig an die Lefsentlichkeit gelangt.*) Zugleich geben wir Jhneu anheim, ob Sie, da jeden Augenblick die Eapitulation erwartet werden kann, um Verzögerung zu ver meiden, vielleicht eine Extrasitzung für diese Angelegenheit statt finden lassen. Mit größter Hochachtung verharrend Leipzig, den 28. Januar 1871 Der Rath der Stadt Leipzig Koch. Der damalige Vorsteher der Stadtverordneten, Herr Rechtsanwalt Or. Georgi, unser jetziger Oberbürgermeister berief darauf nock an demselben Tage eine außerordentliche Sitzung deS Collegiums ein. Ueber den Verlauf dieser Sitzung berichtet folgendes Aktenstück: An de» Rath der Stadt Leipzig. Nachdem uns der Stadtrath unterm 28. d. M. seine dahingehenden Beschlüsse übermittelt hatte, dem Kanzler des deutschen Reiche- Graf v. Bismarck-Schönhausen und dem General Graf v. Moltke das Ehrenbürgerrecht unserer Stadt zu verleihen, und diese Verleihung vom Tage der Eapitulation von Paris zu datiren, sind wir in unserer am selbigen Tage abge haltenen nichtöffentlichen Sitzung diesen Beschlüssen mit der Maß- gäbe beigetreten, daß wir dem Rathe die Ermächtigung erlheilen, die Datirung der Urkunde nach seinem Ermessen vorzunrhmen. Bei dieser Gelegenheit wurde in unserem Eollegium auf die Wichtigkeit der Eapitulation von Paris hingewiesen und im Hinblick auf diesen historischen Act sprechen wir gegen den Rath den Wunsch au», daß derselbe die Eapitulation von Pari- zu einem Gedenktage für die Stadt Leipzig machen möge, insonderheit für die Jugend, sür die verwundeten hier aufhSltigrn Soldaten und für die durchpassirenden Truppen. Mit vollkommenster Hochachtung Leipzig, den SO. Januar 1871. Die Stadtverordneten vr. Georgi, Robert Bley-Syrutschöck, Earl Schneider, Wachsmuth. Nach an demselben Tage machte Herr vr. Georgi dem Bürgermeister vr. Koch mündlich davon Mittheilung, daß die Stadtverordneten dem Beschlüsse de« Ratbes einstimmig bei getreten waren. Am anderen Tage, dem 29. Januar, erfuhr man, daß Rath und Stadtverordnete an demselben Tage die Verleihung des Ekrenbllrgerrechts beschlossen hatten, an dem Pari« capitulirt batte: am 28. Januar. So entsprach denn dem Beschlüsse auch die Datirung. Durch „recommandirten Brief-, der am 30. Januar von hier abging, wurde beiden Ehrenbürgern die Verleihung be kannt gegeben. Da- hierbei an den Grafen BiSmarck (die Erhebung in den Fürstenstand erfolgte erst am 21. März 1871) gerichtete Schreiben hatte folgenden Wortlaut: Hochgeborener Herr Graf, Hochzuverehrender Herr Reichskanzler! Ew. Excellenz ist das deutsche Volk tief verschuldet. Durch Ew. Excellenz weitblickende und schöpferische Politik und durch deren energische Durchführung ist Deutschland wiederum zur Einheit zurückgesührt, ist das deutsche Reich wiederum in einer *)Jn der Thai brachten die hiesigenZeitungen erst am 3l. Januar, also nach dem Abgang der Schreiben an die neu ernannten Ehren bürger, die Meldung, daß „dem Vernehmen nach" dem Grasen v. Bismarck-Schönhauser» und dem Grasen v. Moltke da« Ehren bürgerrecht verliehen worden sei. Machlfülle hrrgrslellt worden, welche ihm den ihm gebührenden Ein fluß auf die Geschickt der Welt sichert. Die Geschichte unsere- Jahrhundert» wird Ew. Excellenz sür diese Großlhatrn den gebührenden Lorbeer darreichen und Ihren Namen at» den des ersten Staal-mannr- unserer Zeit ruhmreich und unvergänglich in ihre Tafeln eiutragrn! Noch Vieles bleibt Ew. Excellenz zwar zu thun übrig, um diese weltbewegend» Schöpfung im Innern zu vollenden und nach außen zu befestigen, und erst unsere Nachkommen werden der Segnungen dieser Errungenschaften im dankbaren Rückblick auf Den. der sie voll bracht hat, in ihrem ganzen Umfange sich erfreuen dürfen; aber da» Hauptwerk ist gethan und der Ausbau desselben kann auf dem ge schaffenen festen Grunde sicher erfolgen. Und dafür Ew. Excellenz auch in der Gegenwart den gebührenden Zoll de- Dankes darzubringen, den Gefühlen der Verehrung warmen Ausdruck zu verleihen, ist eine Ehrenpflicht d»S deutschen Volkes. Auch die einzelne Gemeinde darf in deren Erfüllung nicht säumen; und um ihr, so viel wir können, zu genügen, haben wir im Verein mit unserer Gemeindevertretung am Tage der Eapitulation der Fort» von Pari», mit welchem der letzte Abschnitt de» gewaltigen Kampfes begonnen hat, rinmüthig beschlossen, Ew. Excellenz das Ehrrnbttrgerrecht unserer Stadt zu verleihen. Wir geben uns der Hoffnung hin, daß Ew. Excellenz diese Ver leihung freundlich annehmen werden und bitten, daß wir den Ehren- bürgerbries, sobald er in entsprechender Form ausgefertigt sein wird, überreichen dürfen. In größter Ehrerbietung verharrend Ew. Excellenz gehorsamster Rath der Stadt Leipzig. Leipzig, den 28. Januar 1871. Koch. Graf v. BiSmarck übersandte hierauf folgende- Ant wortschreiben: Versailles, den 4. Februar 1871. Mit lebhafter Freude und aufrichtigem Danke habe ich Ihre Mittheilung vom 28. v. M. entgrgengenommen. Die hervorragende Stellung im Vaterlande und die Bedeutung, welche Leipzig seinem Nomen über die Grenzen Deutschland» und Europa» hinaus er rungen hat, machen die Anerkennung, die Sir meinem politischen Sweben gewähren, zu einer um so wrrthvolleren, jemehr ich mich mit dem Rathe und der Gemeinde Leipzig» einig weiß in dem Ge danken, daß die gewaltigen Kämpfe und Siege unserer Heere nur dem künftigen Frieden, der Einheit und der Freiheit Deutschland» dienen sollen. Die Verleihung de» Ehrenbürgerrechts wurde beschlossen am 28. Januar, dem Tag« der Eapitulation von Paris, und dir Stadt Leipzig, auf deren Sirgrssrld vor einem halben Jahr hundert die Befreiung Deutschland» erstritten wurde, erweist mir eine Hohr Ehre, indem sie dir Verleihung ihre» Bürgerrechts an den Abschluß der Einigung unsere« großen Vaterlandes knüpft. v. Bismarck. An den Rath der Stadt Leipzig. Die Ueberreickung de- Ehrenbürgerbriefes, um die der Rath gebeten batte, konnte bei der außerordentlichen ArbkilSiaft, welche dir Neugründung de- Reiche- für den ürsten mit sich brachte, erst in viel späterer Zeit erfolgen. S war der >8. Mai 1871, als sich der Bürgermeister Vr. Koch nach Berlin begab, um gemeinsam mit den Herren Bicebürgermeister vr. Stephani, Skadlverordnetenvorsteber Vr. Georgi und Stadtverordneten Prof. vr. Biedermann (diese drei Herren waren damals zugleich auch Reick-lags- abgeordnete) die Ehrenbürgerbriefe zu übergeben. Derjenige für den Fürsten Bismarck hatte nach stehenden Inhalt: Ehrenbürgerbrief der Stadt Leipzig. Wir, Bürgermeister und Rath der Stadt Leipzig, urkunden und bekennen hierdurch, daß wir am 28. Januar dieses Jahres, als dem Tage der Eapitulation von Paris, unter Zustimmung der Stadtverordneten beschlossen haben: Sr. Durchlaucht, dem Fürsten Otto von BiSmarck- Schönhaust n, Kanzler des deutschen Reiche», Präsidentin d> königlich preußischen Staatsministerum», Minister der aus wärtigen Angelegenheiten und de» herzvgthum« Lauenburp. Großkreuz hoher Orden» dem erleuchteten und willenskräsllgen, um die Wiederherstellung des deutschen Reiches hochverdienten Staatsmaone als Zeichen uniercc dankbarsten und innigsten Verehrung das Ehrrnbiirgrrrecht der Stadt Leipzig zu ertheilen und alle damit durch Gesetz und Verfassung ver- bundenen dermaligcn und künftigen Befugnisse und Rechte zu ver leihen. Zu Urkund dessen ist dieser Ehrendilrgerbrief unter der Stadl Leipzig großem Jnsirgel und verfassungsmäßiger Unterschrift von uns ausgesertigt worden. Leipzig, den 28 Januar 1871. Der Rath ber Stadt Leipzig, vr. Koch, Bürgermeister. Gefertigt war der mit dem Leipziger Wappen versehene Ebrenbüraerbrief im Atelier des Lithographen Naumann (Firma Kretzschmer Nachf.), während dir da,u gehörende goldene Siegrlkapsel, sowie die da- Schriftstück umhüllende Kapsel von der Firma Strube <L Sohn hergestellt worben waren. Die Ueberreichung beider Ebrenbürgerbriefe erfolgte durch die bereits bezeichnet? Abordnung am 18. Mai, und zwar Nachmittags 4 Uhr beim Grafen Moltke, der die Herren zur Tafel zog, und AbenvS 8»/, Ubr beim Fürsten BiSmarck im Reichskanzlerpalais. Die Ansprache, welche der Bürger meister vr. Koch hierbei hielt, lautet« folgendermaßen: Durchlauchtigster Fürst, hochzuvrrehrendrr Herr Reichskanzler I Ew. Durchlaucht baden wohlwollend die ehrerbietige Bitte unserer Gemeind» genehmigt, Jhurn da» Ehreubürgerrrcht der Stadt Leidig anbieten zu dürfen. Wir kommen heute, um Ew Durchlaucht dafür in deren Namen zu danken und zugleich Ihnen die äußere Bestätigung unseres Beschlusses, den wir am 28. Januar d. I., dem Tage der Eapitulation von Paris, gefaßt, und den wir unterm 4. Mai, als dem Tage der Wiedervereinigung de» Leutichru Reiches*), urkundlich au-gesrrtigt haben, verthrungsvoll zu über reichen. Bedürfte es noch einer besonderen Legitimation für un» und unsere Bitte, so glauben wir dieselbe darin finden zu dürfen, daß da, wo die Gemeinden de» Deutschen Reiche» miteinander wetteifern, Ew. Durchlaucht Zeichen ihres Dankes und ihrer Verehrung darzubringen, die unsrigr hierin nicht zu den letzten zählen wollte und durste, denn Leipzigs Bürgerschaft hat nicht erst seit heute und gestern, sondern so lange, al» rin nationales Bewußlsein im deutschen Volke wieder zu erwachen begonnen, sich zu der Urberzrugung offen be kannt, daß das Heil des gesammten Vaterlandes wie seiner einzelnen Glieder nur dann gesichert sei, wenn es sich in allen Sachen der Nation als ein Ganze» unter der Fübrung seines mächtigsten rein deutschen Staates, unter der Führung Preußens, zusammengeschloffen haben würde. Diese Uebrrzeugung, die wir vertreten, diese Hoff nung, die wir drgten, ist durch Ew. Durchlaucht rascher, a>« wir glaubten, einer glänzenden Erfüllung zugeführt worden. Unserem Danke dafür wußten wir nur dadurch Ausdruck zu verleihen, daß Ew. Durchlaucht wir baten, unserer Stadt di« Ehre erzeigen zu wollen, ihr Ehrenbürger zu werden. Mögen Ew. Durchlaucht beim Einblick in diese Urkunde auch künftig sich frenndlichsr daran erinnern, daß Leipzigs dankbare Bürgerschaft da» Große, waS Sie kür Deutschland gethan. voll und ganz zu würdiqro weiß! Fürst Bismarck betonte in seinem Dank«, daß er mit Leipzig bereits in nahen Beziehungen stehe, indem er mütterlicherseits von der Menken'schen Gelehrtenfamilie, die mehrere Generationen hindurch der Universität Leipzig Professoren gegeben habe, abstamme. Wenn er aber bei alle» Auszeichnungen, dir ihm zu Theil geworden seien, einen besonder« hohen Wertb aus die Anerkennung lege, die *) Inkrafttreten der Verfassung des Deutschen Reiche». Frttilletoi». Lilder aus dem Ltraßenlebeu in Lissabon von Franz Pelleu». Nachdruck »crbotcn. zVgl. Nr. 472 und 474 diese» Blattes, Jahrgang 1895.) Verhältnißmäßig wenige Straßen in Lissabon sind dem modernen Geschmack entsprechend angelegt, die meisten übrigen verletzen geradezu da- Auge und andere Sinne. Einen nicht gerade ästhetischen Eindruck macht die überall vor den Fenstern flatternde Wäsche, die mangels geeigneter Trockenräuine hier zum Trocknen aufgebängt wird und oft auf den Passanten in unliebsamer Weise die überschüssige Feuchtigkeit herab- tröpfeln läßt. Bor Allem aber fällt der Schmutz und Unrath aus den Gaffen auf. Dir Straßen werden ja allnächtlich gereinigt, jedoch geschieht da- nicht sorgfältig genug; auch sind die Bewohner noch zu sehr gewohnt, allerlei mögliche und un- inögliche ihnen unbequeme Dinge auS dem Fenster auf die Straße zu werfen. Freilich ist wohl in dieser Beziehung ein« wesentliche Besserung gegen früher erzielt. Vor nicht allzu langer Zeit gab cS nicht einmal eine Kehrichtabfuhr, an Stelle dessen fraßen Hunde, di« wild auf den Straßen umherliefen, den auf den selben lagernden Unrath, so gut e- geben wollte, hinweg. Im Jahre l80l soll eS 60 000 herrenlose Hunde in Lissabon gegeben haben ganz von der Art wie die, welche einst den Leichnam der Jsebel in den Straßen Jerusalem- auffraßen, und die, welche noch jetzt in orientalischen Städten die Sicherheit der Passanten auf den Straßen gefährde» Diese Hunde waren aber mit der Zeit zu einer solchen Plage in Lissabon geworden, daß man im Jahre 183', beschloß, dieselben an-zurotten. Um nicht den Bewohnern den Anblick der sterbenden Hunde zu bieten, vermied man die Anwendung van Gift, sing dieselben vielmebr Nacht» in Netzen ein und tödtete sie alsdann. So siebt man denn heute wilde Hunde nicht mebr in den Straßen Lissabons umber- laufen, wie eS denn überhaupt nur sehr wenige Hunde in der Stadt giebt. Um so zahlreicher sind die Katzen, die aber, da sie geradezu mit Zärtlichkeit von den Lisbonensern be handelt werden» so zahm und zutraulich sind, wie sie wohl kaum in einer anderen Gegend angetroffen werden. Bor den Thüren, i» den Fensternischen und auch mitten auf der Straße sitzen und liegen sie in großer Menge und sind so wenig gewohnt, vor den Passanten die Flucht zu ergreifen, daß man oft genötlngt ist, im Bogen um sie herumzugehen, damit man sie nicht tritt. Wenn nun auch jetzt in Lissabon eine geregelte Kehrichtabfubr besteht, so können doch die Bewohner von der lieben alten Gewohnheit, allerlei Unrath aus die Straßen zu werfen, nicht lassen. Jedenfalls ist aber im Allgemeinen da» Straßenleben Lissabons nickt eben schön, aber mannigfach interessant zu nennen. Gewährt doch schon die Mischung der Nationali täten, die man auf der Straße wahrnehmen kann, dem Be obachter wenigstens den Reiz des Neuen. Nicht allein, daß alle europäischen Nationen vertreten sind, auch Neger, Mulatten und Creolen giebt cs in guter Anzahl unter den Einwohnern. Betrachtet man die einzelnen Erscheinungen, die das Gtraßenbilv beleben, näher, so fallen zunächst die Gemüsrverkäufer und -Verkäuferinnen inS Auge, welche vom Morgen bis zum Abend die Straßen durchziehen und mit meist sehr häßlicher Stimme in singendem Tone ihre Waare anpreisen. Denn obwohl cS zwei Markthallen, von denen eine schön und geräumig ist, in Lissabon giebt, würde eS doch für eine portugiesische Frau oder gar ein Mädchen unerhört sein, dorthin zu geben und Gemüse und dergleichen einzukaufen. Eher schon, obgleich auch nur vereinzelt, geben die Männer bin in Begleitung eines Dienst- nianneS, welcher ihnen die eingekauften Sacken beimlräzt. Nickt selten besteht auch die Sitte, einem solchen Dienstmann oder gar der eigenen Magd, die aber auch nicht auf den Markt gebt, den Einkauf von Gemüse und anderen sür die Küche nolkwendigen Bedürfnissen gewissermaßen gegen eine Pauschalsumme zu überlassen, so daß dann also der Dienst- mann oder die eigene Magd als Zwischenhändler zwischen Verkäufer und Herrschaft dastebt. Gewöhnlich wird das Ge müse von den uinherziehenden Händlern und Händlerinnen ins Haus gebracht, wo dann die Frau selbst oder daS Mädchen mit ihnen verhandelt. Diese recht zahlreichen männlichen und weiblichen Gemüse- und Obsthändler durch- ieden, wenn sie es schon zu einem gewissen Wohlstand ge rächt haben, mit einem Esel, der entweder einen mit Gemüse beladenen Wagen zieht oder häufiger selbst an beiden Seiten seine» geduldigen Rückens die geschickt gefüllten Körbe oder sonstigen Behälter trägt, ober mit zwei an den Enden einer ziemlich langen Stange, die sie selbst quer Über den Nacken tragen, befestigten Körben die Stadt. In ihr fortwährend ertönendes Geschrei mischt sich da« ver Zeitungs- und Loose- verkäujrr, die, meist halbwüchsige Burichen, selten Männer und me Frauen, an den Straßenecken ausgestellt sind und ebenfalls in einem gewissen rhythmischen, aber nickt schönen Tonsalle die Namen der von ibnrn feilgebaltenen Zeitungen oder die Nummern ihrer Loose ausrusen. Der ZeitungS- verkauf findet seinem Hauplumsange nach auf diese Weise statt, und wenn AbendS die neuen Zeitungen erscheinen, so werden die Expeditionen von diesen Burschen geradezu be lagert, die rann, nachdem sie die ersten Exemplare erbalten baben, mit lautem Geschrei in rasendem Laufe den belebtesten Straßen zustUrnien, jeder in der Hoffnung, seinen Eoncurrenten durch größere Schnelligkeit wäbrend der lebhaften Nachfrage unmittelbar nach der Ausgabe für eine Zeitlang ans dem Felde zu schlagen. Der Handel mit Loosen ist in Lissabon ein sehr schwunghafter,da allwöckrntlicheinr Ziebuna zu Gunsten eine« Wohltbäligkeitsinstittit- stattfinret, welche« Müttern zum Zwecke der Erziehung ihrerKindrr Geldunterstützungen gewährt. Diese Loose, deren kleinste Anlheilschrine etaa 10 kosten, werden von den Inhabern gewisser Bankhäuser auf eigene Rechnung beliebig vervielfältigt, indem ein etwa auf eine solche zwei- oder mehrfach vorhandene Nummer fallender Gewinn aus ihrer eigenen Tasche bezahlt wird. Da der Portugiese sehr abergläubisch ist. so sucht er immer eme be stimmte Nummer, die ihm auS irgend einem Grunde glück verheißend erscheint, zu erhallen, we> halb denn die Nummern der Loose von den Händlern auf der Straße ausgerufcn werden. Und ein so großer Liebhaber des Lotteriespielß überhaupt ist der Portugiese, stetrieben von der in Portugal noch mehr al- in anderen Ländern herrschenden Sucht, bei möglichst geringer Anstrengung möglichst viel Geld zu erwerben, daß oft auch Gegenstände von Privaten verlooft werden, dir frei händig oder öffentlich meistbietend zu verkaufen unter anderen Himmelsstrichen Sitte ist. Will jemand eia Clavier, eia Pferd oder sonst einen Gegenstand, der ikm aus irgend einem Grunde weniger wertbvoll al- baarcS Geld ist, in solches umsetzcu, so giebt er eine Anzahl Loose aus mit der Bestimmung, daß der Besitzer de-jeaigen Loose», dessen Nummer mit der des auck bei der öffentlichen Ziehung niit dem Haupttreffer ge zogrnrn i'ibereinstimmt, da» fragliche Object gewonnen haben soll. Trägt kein» der Loose diejer Privatlottrrie die Nummer des GewinnlocscS der staatlich concessionirten Lotterie, so verbleibt der zur Berloosung au-gesrtzte Gegenstand Eigen- thum seine« Besitzers. Eine andere Specialität bilden dte Verkäuferinnen von Fischen. Während in den Verkauf von Gemüse fick Männer und Frauen geschwisterlich theilcn »nd der der Zeitungen das ansschließlichr Privilegium der männlichen Jugend ist (wohl deshalb, weil Zeitungen auf der Straße nur an Männer verkauft werden), ist der Fischverkauf die Domaine der Frauen und Mädchen. In der Regel verläuft der Fischbandel so, daß dir Fischerbarken unmittelbar am Fisckmarktc, welcher am Flusse gelegen ist, ihre Waare ausladrn. Die Fische werden nun entweder frribaodig verkauft, oder vielfach auch versteigert, und nun von den Anfkäuferinarn, die die stacken, gefüllten Körbe auf rem Kopf« tragen, in den Straß«,
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