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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.01.1896
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1896-01-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18960128029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1896012802
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1896012802
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1896
- Monat1896-01
- Tag1896-01-28
- Monat1896-01
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Januar von einem „durch entschlossene Verwendung der Macht deS deutschen Dölkes friedlich er* reichten Erfolge von welthistorischer Tragweite*' gesprochen und hinzugefügt: „Was bisher noch nie in der Völker- geschickte verwirklicht gewesen: die Herrschaft de* Völker rechts auf den Lccaucn — das ist in unseren Tagen ge sichert worden, gesichert durch Kaiser Wilhelm II." Tie Münchener „Allgemeine Zeitung" batte diesen geheimnisvollen Satz dabin gedeutet, daß aus Anregung Deutschlands die so lange vergebens erstrebte Verständigung der Mächte über die Sicherung des Privateigentbums zur See in Kriegszeiten endlich erzielt worden sei. Daraus, daß der „ReichSauzeiger" seine Leser auf eine Bestätigung dieser Ver- niuthung vergebens warten ließ, mußte man leider schließen, daß die Interpretation deS Münchener BlatleS zu kühn ge wesen sei. Heute wird dem „Hamb. Cvrr." aus Berlin über die Angelegenheit geschrieben: „Für den Handel märe die Nachricht des Münchener Blattes gewiß eine sehr erfreuliche Botschaft; nur wird sie, wie die Dinge stehen, wenig gläubige Ohren finden. Mit dem Rücktritt des Grasen Caprivi ist die Aussicht, eine bezügliche Vereinbarung zwischen den seefahrenden Nationen zu Stande zu bringen, nicht gerade besser geworden. Jedenfalls hat bisher von Verhandlungen in dieser Richtung nicht dos Mindeste verlautet Allem Anscheine nach stellt die Mittheilung des süddeutschen Blattes nur einen Versuch dar, eine etwas dunkle Wendung der „Nordd. Allg. Ztg.", die neulich davon sprach, daß die Herrschaft des- Völkerrechtes auf den Oceanen durch Kaiser Wilhelm II. gesichert worden sei, dem Berständniß der Leser nabe zu bringen." Ossiciösen Ursprungs ist diese Auslassung freilich nicht, sonst würde sie nickt eine Verbeugung vor dem Grafen Caprivi machen und andeuten, daß wahrend seiner Amls- führung eine solche Vereinbarung leichter möglich gewesen wäre, als nach seinen, Rücktritt. Immerhin scheint die Aus lassung von unterrichteter Seite zu stammen und den Zweck zu haben, vor den trügerischen Hoffnungen zu warnen, welche die „Nordd. Allgem. Ztg." erweckt Halle. Leider wird durch diese Warnung die dunkle Wendung des Blattes dein Pcr- ständniß der Leser nicht näher gebracht. Im Gegentheil; weniger als je weiß man jetzt, in welcher Weise die „Herr schaft des Völkerrechts auf den Oceanen" neuerdings durch deutsche Initiative gesichert worden ist. Das ist beson ders dem Auslande gegenüber peinlich, das mit Eifer sucht die Thalen unseres Kaisers verfolgt, ihnen nichts als Großsprecherei gegenüberzustellen vermag und mit um so größerer Begier Großsprechereien deuticker osficiöscr Blätter arssgreifen wird, um darzuthun, daß bei uns 25 Jahre nach der Wiederaufrichtung des Reiches die strenge Sachlich keit unserer Siege-depeschen einer Schönfärberei nach fran zösischem und englischem Muster gewichen sei. Die Novelle zur Gewerbeordnung, deren erste Beratbung beute oder morgen im Reichstage siattsindcn wird, bat im Wesentlichen bekanntlich schon in der vorigen Tagung in ihrer jetzigen Gestalt Vorgelegen. Sie war damals in einer Commission durchberathen worden, es lag auch ein Bericht derselben vor, der frühzeitige Schluß deS Reichstags verhinderte jedoch die dritte Lesung. Aus diesem Grunde war die Rede davon gewesen, man würde diesmal auf eine CommissionSberathung Verzicht leisten. Davon ist eS jetzt wieder still geworden und — unseres Erachten- — mit gutem Grunde. Die Arbeit des vergangenen Jahres ist für Diejenigen nicht verloren, die den Verhandlungen aefolgt sind; die Commission kann daher rasch arbeiten, so daß die Rücksicht auf die allerdings starke Geschäftsüber- bürdung den Verzicht auf CommissionSberathung gerade bei diesem Gegenstände nicht gebietet. Letzteres um so weniger, wenn Vas Cenlrum davon absieht, den coucurrirenben Gesetzentwurf, mit dem es im vorigen Jahre die Verhand lungen aufgehälten bat, durch Einzelanträze zu ersetzen. Eine CommissionSberatbung erscheint auS zwei Gründen er wünscht. Einmal weil der Beschluß der vorjährigen Com mission, der die Druckschriften von den Waaren anS- niinuit, welche ohne Genehmigung des DundeSrathes nickt auf dem Wege des Dctailreisens angeboren werden dürfen, in der Regierungsvorlage keine Berücksichtigung gefunden bat, sodann weil es nock'inals der ein gehenden Prüfung bedarf, ob nicht noch anderen Gewerben, die von altersber durch das Aufsuchen von Bestellungen bei Privaten einen großen Tbeil ihres Absatzes erzielen, ins besondere der Leineninkustne, die Erhaltung dieser Berkaufs- form gesetzlich zu gewährleisten sei. Das Detailreiscn. das einen ungeheuren Umfang gewonnen und sich zum Tbeil vom Hausirbandel durch nichts als seine gesetzliche Bevorzugung unterscheidet, entspricht einerseits keinem legitimen Bedürfniß und ist ankererseits schädlich dort, wo es sich in neuerer Zeit an die Stelle des Ladengeschäfts gesetzt hat. Aber weder das Eine, noch das Andere trifft aus die Auf suchung von Bestellungen von Waaren zu, die von jeher überwiegend oder zum großen Tbeil auf diesem Wege an den Mann gebracht worden sind. Hier ist das seßhafte Gewerbe nicht verdrängt worden, nnd diesem würde ein Verbot des Detailrcisens weit weniger zu Statten komme», als es die Production herabmindern würde. Wenn der BerlagSbandel in diesen, Jahre weniger energische Anstrengungen als früher zu macken scheint, uni den Schlag der gesetzlichen Gleich stellung der „Blichkandlnngsreisendcn** mit den Hausirern von sich abzuwendcn, so beweist das nicht, daß seine Befürchtungen sich abgeschwächt haben, sondern nur, daß auch ein rühriges Gewerbe in einer fortgesetzt aufgebrungenen Abwehr er matten kann. Unter den Stimmen, die sich gegen die neue Regierungsvorlage erhoben haben, ist übrigens die des Organs der auf Beschränkungen des Buchhandels so liebevoll bedachten Centrumspartei, der „Germania", gewesen, die durch die Be stimmung über das Detaitreisen das Zeilungsabonnenient von einer Erschwerung bedroht sieht. Außer dem Buch handel ist es namentlich das Droguistengewerbe, das sich über Nichtberücksichligung der Beschlüsse der vorjährigen Com mission beschwert. I» der vorjährigen Vorlage war die Be stimmung enthalten, daß solchen Droguisten der Betrieb unter sagt werden kan», gegen welche Thalsachen vorkicgen, die die Unzuverlässigkeit des Gewerbetreibenden in Bezug auf diesen Gewerbebetrieb dartbun. Diese von der Commission abge- tehnte Bestimmung kehrt, wenn auch mit der Einschränkung wieder, daß wegen Unzuverlässigkeit des Betriebes der Handel mit solchen Drogucn und chemischen Präparaten, welche zu Heilzwecken dienen, untersagt werten kann. In einer Petition an den Reichstag wurde diese Milderung als nicht ausreichend bezeichnet, da viele Droguen von den Einen als Heilmittel an gesehen werden und von de» Anderen nicht. Unsere Befürchtung, daß der Besatzung von MakaUe auf dem Wege nach Adahagamus und Adigral durch die Treulosigkeit der Abessinier Unheil widerfahren könne, war nicht unbegründet. Wie die „Agrnzia Stefani" aus Avahagamus meldet, liefen gestern dort sich widersprechende Gerückte über den Marsck der Truppenabtheilung des Oberstlieutenanls Galliano um. Nack einigen Berichterstattern sollten die in dem Bataillon Galliano'« befindlichen Astaris entwaffnet worden sein, während Andere dieselben »och bewaffnet gesehen haben wollten und behaupteten, sie bätten Nicht» bemerkt, was auf einen Conflict schließen ließe. Bis gestern Abend war Galliano in Adahagamus noch nicht eingetrosfen. Diese Gerüchte ließen nichts Gutes ahnen, und nur zu bald sollten die schlimmsten Besorgnisse bis zu einem gewissen Grabe ihre Bestätigung finden. Heute liegen uns folgende Drahtmel dungen vor: * Nom, 28. Januar. (Telegramm.) Dir „Agetizia Stesani" »leidet auS Adahagamus: Der von General Baratirri an Ras Makonnen abgesandte Bote ist gestern gegen Abend zutückgekehrt. RaS M akönne» antwortete aus de» Brief des Generals Baratirri mit der Bettieueriing seiner und König Menetik'S Treue br« züglick der zur Befreiung der Besatzung MaknlleS abgeschlossenen Verträge. Alle Kundschafter bestätigen, daß das Bataillon de« Oberstlieutenaiits Galliano die Waffen, Kanonen und viel Material bei sich hat, und daß alle Mannschaften sich in guter Verfassung befinden. DaS Bataillon hat im Lager eine Aufstellung im Viereck, in dessen Mitte sich die Lificiere mit den Verwundeten, den Kanonen und dem Material befinden. Das Bataillon ist gemäß der Gewohnheit der Abessinier von dem CorpS des Ras Makonnen umgeben und zwar auf Grund der Bürgschaft, welcke dieser übernommen hat, damit das Bataillon nicht mit dem Corps der anderen Häuptlinge in Berührung kommt. --- Lieutenant Fetter erzählte, daß beim Ausmarsche des Bataillons des Oberst lieutenants Galliano ausMakalle dieSoldateN det anderen Häupt- inge un zu frieden waren mit den vereinbarten Bedingungen und erbittert waren über den langen Widerstand. — Las Lager der Schoaner befindet sich in der Nähe von Agula. ---- Am Sonntag war Ruhetag. Gestern sollten die Schoaner aber in der Richtung nach Haussen, die Colonne des Obrrsilieuienants Galliano in der Richtung nach Adahagamus zu abinarschiren. * Rom, 28. Januar. (Telegramm.) Gestern hier ein- getroffenen Depeschen zufolge wurde die abmarschirende Colonne Galliano infolge von Conflicten zwischen Ras Alula und Ras Makonnen von Abessiniern überfallen und entwaffnet. Das Leben der tapferen Vertheidiger von Makalle, welche- man kaum gerettet glaubte, ist demnach wieder in äußerster Gefabr, diesmal nicht in ehrlichem Kampfe, sondern durch schnöden Berratb. Möglich ist ja, daß Confticte zwischen den beiden RaS die Ursache des UeberfallS waren, aber sie können auch nur täusckung-dalbrr in Scene gesetzt sein, und' n.ckt allzu fern liegt die Annahme, daß rin Bruch de« Versprechens sichern Geleites von vornherein beabsichtigt war, daß Menelik Galliano und dessen Getreue, welche im Falle der Einnahme MakalleS das Fort nicht lebend verlassen haben würden, als Geißeln für die kommenden FriedenSverhandlungen um jeden Preis in seine Hand bekommen wollte, und daß er ibnen deshalb freien Abzug versprach. Bestätigt sich, was wir nach dem bisberigen äußeren Verhalten Ras Makonnen'S immerbin noch offen lassen müssen, diese Auffassung, so sieht sich die italienische Regierung in eine außerordentlich schwierige Lage versetzt; denn nunmebr darf sie erst recht nickt daraus hoffen, daß Menelik ihre FrievenSbedingungrn: Abtretung Tigres und italienisches Proleclorat über ganz Abessinien, annehmen wird; Menelit wird vielmehr auf dem Standpunct beharren, den er seit längerer Zeit einninimt: Beschränkung der Ita liener auf die eigentliche erdtbräiscke Cvlonie (Massaua unk Keren) und Unabhängigkeit Abessiniens. Man darf gespannt sein, wie die italienische Regierung au» dieser Verlegenheit sich befreien wird. Nunmehr ist auch der Wortlaut deS Briefes ver öffentlickt worden, in welchem die Uitlanders von Transvaal Hr. Ja meson auffvrdern, Johannesburg mit bewaffneter Macht zu Hilfe zu kommen Der Brief ist vom 20. December dalirt, merkwürdiger Weise waren aber die „Times", und nur diese, schon am 28. December in der Lage, den Brief, an einzelnen Stellen abzeschwächl und ohne Unterschriften, zum Abdruck zu bringen. Es entsteht also die Frage: Wie kam der Brief in die Hände deS „Times"-Cvrrespondenten? War er etwa auch an tcr Verschwörung betheiligl? Ueber den Inhalt de- Brieses braucht kein Wort verloren zu werden, interessant aber sind die Namen der Unterzeichner des aus einen Briefbogen der „Cbarlcred Company" geschriebenen Docunientes. Cs sind Cbaries Leonard, Francis Rhodos, Lionrl Phillips, Job,, Hayes Hammond, George Farrar. Was weiß man von diesen Befreiern der von den Böeren unterdrückten und ver gewaltigten Uitlanderö? Franc!» Rbodes, sonst auch all- Oberst Rbodes bekannt, ist «in Bruder von Cecil Rbodes und ständiger Beamter der Consolidated Gold Fields Com pany os Soulb Africa, in welcher Gesellschaft Cecil Rboree rin geschäfttsübrenver Direetor ist; und was noch mehr sagen will, Kranri» Rhode« ist ein Mitglied de» Fünfer-Verwaltung* rathes und stand als solcher in amtlicher Beziehung zu Jame son in der Verwaltung der „British South Africa Company", so daß also in Wirklichkeit ein Beamter der Cbarlered Company den andern ausfordrrtr, mit deren Truppen einen feindlichen Einfall in das Transvaal zu unternehmen. Mr. Lionel Phillips ist Großcapitalist und Teilhaber der Firma Wernher, Beit u. Cie., die in engster Beziehung zu Cecil Rbodes siebt. Er bekleidet dir Stellung eine« Dirrctor* in mehr als zwanzig Gesellsckasken und bat in der Agitation in TranSvaal die Fübrerrolle gehabt. Mr. CbarleS Leonard, tcr Vorsitzende der „National-Union", ist Mr. PbillipS RechlSanwalt. Diese drei Herren befanden sich einen Monat, bevor Janieso» losbrach, in Capftadt zu einer Unter redung mit Cecit RbodeS. Mr. John HayeS Hammond ist der Ingenieur der „Consolidated Company". Mr. George Farrar, der hervorragenden Antheil au der Aufreizung der Bergleute gegen die TranSvaalregierung halte, war früher geschäflssührenter Director der „Anglo French Malabcle Company" und soll jetzt auch zu der „Consolidated Gold FieldS Company" in Beziehung stehen. Dies also sind die Leute, die Jameson berbeiriesen, — die jetzt in Hast befindlichen Rädels füdrer der Finanziiiännerverschwörung. sämmtlich dem süd afrikanischen Gründerreich angebörend. Man behauptet also nickt zu viel, wenn man sagt, daß der sogenannte Hilferuf der Uitlander« den Stempel der Charter,- Compeffl-Cr... Dir;- Cecil Rbodes seinen Administrator, seinen Vicc-Atmiriistralor, seine Freunde in der Finanzwelt und seinen Berawcrts- Jngenieur verleugnen oder wird er sie unterstützen» Die unabhängigen Blätter verlangen abermals die strengste Unter suchung und Heimsuchung an den Schuldigen; der Eindruck gewinnt aber in London und auch anderwärts immer größere Verbreitung, daß die Chartered Company und Jameson durck" schlüpfen werden und daß eine große Vertuschung in Scenr gcsetzt werden wird. Deutsches Reich. ^ Berlin, 27. Januar. Tie süddeutsche Demokratie läßt, wie auch die Feier des RcichsjubiläuniS gezeigt har, ihre Gegnerschaft gegen den Natioualstoat stets deutlicher bcrvorlrelen, und verbündet sie sich gleichzeitig behufs „Zer schmetterung der Nationalliberalen" immer enger mit dem UtlranionlaniSciue. Wie baS zusammenhängt, ist den „Frei heitskämpfern" von den Gegnern oft genug gesagt worden, sie wollten eS jedoch niemals wahr haben. Vielleicht sinder ein Politiker, der ein heftiger Gegner ver National liberalen geworden ist und im letzten Abschnitt seiner öffeiittichen Wirksamkeit sich sehr voruriheilstoS gegen Klerikale und Radicale gezeigt hat, willigeren Glauben Ludwig Bamberger veröffentlicht in dem soeben erschie nenen vierten Bande seiner gesammelten Schriften Briese aus dem Zollparlament (1867—70), in deren einem e-heißt: „Man wundert sich oft darüber, daß ,n den vier süddeutschen Staaten Radicale und Ultramontane so einig zusammen. Annalise's Pflegemutter. 821 Roman von L. Haid heim. Nachdruck verbotkn. „Alle unsere Freunde, selbst die lange vernachlässigten, haben sick un« seit dem Brande näher und treuer angeschlossen als je. Wir sind kaum einen Tag ohne Besuch gewesen!" rief Carola. „EorpSgeistl Standesehre! Standesgemeinsamkeit!" sagte Mohnreut dagegen. Dann sprachen sie stundenlang bin und her; Joachim hielt trotz seine« JngrimmS gegen die Klatschmäuler die Ueber- zeuguug fest, daß sich da« Publicum, wenn e« sich besinnen würde, so weit dir ehrlichen Leute in Betracht kamen, auf die Seite der Verleumdeten stellen werde. Sehr viel ernster beschäftigte ihn seine „JnstitutSfrage". Mohnreut hörte zum ersten Mal von der Absicht deS Be sitzer«, zu verkaufen, fand den Plan aber durchaus annehm bar. Die Chancen seien dir besten; nur woher das Geld? und zweiten«: wie würde Annalise in solche Verbältnisse paffen? Am andern Tage wollt« Joachim, so bald er Annalise begrüßt haben würde, zur Stadt fahren ; eine eingehende Ver handlung mit dem Verkäufer mußte die Situation überhaupt erst klarstellen. Sie sahen ein. er setzte Alle« au seine Liebe und war so ganz davon erfüllt, daß er rin Andere« überhaupt nicht für möglich gehalten haben würde. Wohin sollte da« treiben? „Ein ganzer Mann ringt sich schon durch, und mich dünkt, Joachim ist keiner von denen, dir sich ermattet sinken lassen. Der setzt durch, wa« er einmal will!" tröstete Mobnreut. Früh am nächsten Morgen kam Marfa in den Pavillon, um Joachim zu ihrer Herrin zu rufen. Die Aermste sah fast ebenso blaß und krank au«, wie dies« selbst. Sie köuae «* »icht ltager allein durchsetzen, er klärte sie. Die Gnädige sei zu geizig, um die Pflegerin aus Berlin zu behalten, habe ihr zwar versprochen, ihrer im Testament zu gedenken, inteß sie macke immer nur Ver sprechungen, man dürfe ihr nie trauen; sie meine, dann müsse sie sofort sterben; lange könne eS ja nimmer dauern, aber am Ende, sich zu Tode zu quälen, dann helfe ihr doch auch daS Geld der Gnädigen nicht mehr. Frau von Linowitz hatte ihren Sohn benachrichtigen lassen, der eben im Begriff war, zu Annalise und von da aus einem Umwege zur Stadt zu fahren, wo er mit einem juristischen Freunde seine und seines VaterS Stellungnahme zu dem schändlichen Klatsch zu besprechen dachte. Er hatte fast gar nicht geschlafen und sah verstimmt auS. WaS konnte denn seine Tante nun wieder wollen? Daß eS nichts ErfreulickeS sein würde, war vorauSzusehen. Als er sie begrüßte und bis zur Unkennllickkeit verändert fand, fragte er sich zunächst, durck welchen Zauber dies kaum mehr lebende Geschöpf sich die Kraft erhalte, noch heute Schicksal spielen zu wollen? Sie saß wirklich mebr todt als lebendig vor ihm und machte auch wohl au« Schwäche keine großen Umschweife, als sie ihm sagte: „Ich habe ein höchstes Interesse daran, daß Annalise GlogowSky heirathrt. Besiehst Du daraus nicht, sie mir streitig zu machen, so zahle ich Dir bunderltausend Mark; also, gieb sie frei und lasse sie zu mir zurückkehren." Er ärgerte sick nicht einmal über sie und ihre Reden. Das Jammerbild da vor ihm konnte wabrlich nicht verantwortlich gemacht werden für solchen Wahnsinn. Au« dieser Auffassung berau« antwortete er deshalb bei nahe mitleidig: „Sie sind sehr krank, Tante Adele Jwanowna, wir besprechen die Sache wohl mal, wenn es Ihnen besser aeht. Vorläufig sollten Sie sich wieder niederlegcn, ich will Ihnen Marfa schicken." Plötzlich fuhr sie empor und krallte sich an seinen Arm. „So entgehst Du mir nickt! Du wagst es. mich zu höhnen, zu verspotteni Begreifst Du nicht, wa« ich Dir biete? Dein Vater ist klug grwesrnl Ich biete Dir die Mittel zur Flucht, folge ihm. Wiege Dich nicht in den tbörichten Glauben, man werde nicht wagen, Dich vor Gericht —I" Er hört« schon nicht« mehr! Sein«« Arm losreißend, stürzte er fort und rannte Marfa fast um, die an der Thür horckte. Adele Jwanowna war in ihren Sessel gesunken und keuchte: „Ziehe mir warme Kleider an, ich will mir das Mädchen selbst holen! Ich will —! Ich will, sage ich Dir!" Zwei Tage später — die Sonne schien maienwarm, und durch die ganze Natur ging der belle Frühlingsjubel — führte der kleine Bogeldoctor seinen Gast zum ersten Mal ins Freie. Daß er selbst im leuchtenden Sonnenschein unendlich schäbig und verkommen aussah, fiel ihm keine Secunde ein vor der herzlichen Freude an seinem Schützling. Genesen! Leben! Sich wieder Wohl und jung fühlen und befreit von dem langen Elend und der Slubenbafl! Die überschlanke ätherische Erscheinung machte auf den Alten hier unter knospenden Bäumen und zwischen den unzähligen Waldanemonen, HiinmelSschlüsseln und Veilchen, welche rund um sein verwahrlostes Häuschen berum an den Hecken und Rainen blühten, einen tiefen, wunderbaren Ein druck. Er wußte nickt, daß es die Holdseligkeit deS Mädchens war, der Sonnenschein und das Frühlingsweben, er fühlte sich nur so unbeschreiblich Wohl und gehoben, wie kaum jemals in seinem freudearmrn Leben. „Bleiben Sie bei mir, in meinem Häuschen, Annalise", sagte er lebhafter als sonst, da sie eben davon redete, daß Joachim ihr beute vielleicht Nachricht bringen würde, wohin sie werde geben können, „bleiben Sie bei mir!" Annalise sab ihn überrascht an. Und er lächelte fast wie ein bittendes Kind. „Mein lieber, gütiger Freund! DaS wäre zu viel, da« ist unmöglich", rief sie Er ließ sich aber nicht irre machen. „Sie haben den Professor abgrwiesea, er hätte damit geendet, Ihnen seine Hand anzubieten, und Sie tbaten wohl. Ihrem Joachim die Treue zu halten. Hat er jetzt auch noch nichts, er ist ein Mann und wird sich durchringen! Später, wenn ich mein kleine« Vermögen einmal nicht mebr brauche, sollen Sic eS baben, liebe« Kind, ick babe in diesem Sinne neulich schon testirt und das Testament dem Gericht ein- geliefert, da« sage ich, damit Sir r« auf alle Fälle wissen Ader e« ist für später! Lassen Sie doch, Kind, Sie heißen Sonnegg und sind allzu allein aus der Welt, da ist« reckt, daß ick mich zu Ihnen stelle. Für jetzt sollten Sie hier bleiben; ich weiß Wohl, die« Haus ist Ihrer nicht würdig; aber ich könnte es ja anslreichen und tapeziren lassen unk einen Teppich kaufen; es würde ganz nett werden, und Sie würden dort oben wohnen bleiben und machten sich zuweilen ein wenig für nuch zu thun, bis er Sie beiratben kann. Wozu wollten Sie jabrelang heiniathloS bei Fremden wohne», wenn Sie mich haben? „Denn machen Sie sick doch klar: die SonneggS werden den Versuch, Ibnen zu Helsen, nickt wiederholen; von dort also keine Hilfe! Von den Linowitz' voraussichtlich auch keine; die Ihrer Pflegemutter wollen Sie nickt, Graf Glogowekv würde sonst, wie er Ihnen schrieb, jede Slunlc hier sein könne» Sie haben die Wahl zwischen meinem Häuschen und einem Palast, zwischen dem reichen Grasen und Ihrem Joachim, der zur Zeit nichts bat und nicht« ist." „Doch hat er Ein« ganz und gar: meine Liebe und Treue und er sind Ein«: mein Verlobter", unterbrach stc ibn. „Alle Ihre Worte versuchen mick nicht! Aber ich will mir Ihren Vorschlag mit Joachim zusammen überlegen. Sie sind ein unendlich guter Mensch, daß Sie mir so dessen wollen." „Haben Sie ihn denn so sehr, so unbeschreiblich lieb? E« muß ein sonderbares Gefühl sein", sagte der kleine Alte nachdenklich. Er batte auch in jungen Jahren eine Braut gehabt. War eS möglich, daß er jene Zeit so ganz vergessen Halle? Oker liebte er jenes Mädchen nicht? Sie sprachen von seiner Jugend, ruhig und wie von der eines Fremden, dennoch that dem alten Manne jedes Wort des warmherzigen vornehmen Fräulein- wohl. Er sah sie fast ehrfürchtig an, wir sie io ihrem Anzug vom vorigen Herbst so elegant, wir er nie seit Jahren eine Dame ge sehen, neben ihm herging und sich ab und zu nach einer Blume bückte. Ihr friedliche« Geplauder wurde vom Toctor unter brochen, der jetzt seit drei Tagen nicht mebr dagewesen war. „DaS lobe ich mir, Fräulein Annalise! So ist es recht!" begrüßte er sie und bot ihr freudig beide Hände, dann auch seinem alten kleinen Freund«.
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