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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.06.1893
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-06-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930626012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893062601
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893062601
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-06
- Tag1893-06-26
- Monat1893-06
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Tadellarsicher und Zifferafatz nach höherem Tarif. Oxtr«» Beilagen (gesalzt), aar mit beit Morgen - Ausgabe, ohne Postbefördernag W.—» mit Postbesörderuag 7V.—. Anvahmeschluß siir ^uzeigear Ad«»d-«u«gabe: Vormittag« tv Uhr. Morg«».Ausgabe: Nachmittag« «Uhr. Sonn- und Festtags früh '/,ö Uhr. V«! de» Filialen und ÄnnahmrsteLe» je ein« halb« Stand« früher. Anzeige» stad stet« an di« GzDettttou z» richte». Druck and Verlag von L. Pol» i» Letvtlg. ^ 32l. Montag den 26. Juni 1893. 87. Jahrgang. Bestellungen auf Nciseabonnements nimmt entgegen und führt für jede beliebige Zeitdauer aus LI« LxpsiUtloil äs» lavlprlxer lazelrlLttv«, Johannisgasse 8. Amtliche Bekanntmachungen. töekanntmachun-. Li« öffentlichen Hrbammenpräsuage» finde» Mttt»«ch, den 88.. nnd l Nachm, von D«n»er«tag. den SS. Juni d. I«., / 3—5 Uhr im Nnditori«« der UoiverstiLt« -Frauenklinik — Trier- Institut - statt. Leipzig, den Sl Inni ,893. Dt« Ltrerttu« d«r König!. Hebammrn-kchule. Prof. vr. Zweifel. Luchdruckkr-Lkhranjiall. Di« diesiShrig» Johaniiisseier zu Ehren Gutenbergt findet Mautag, »ru «6. Iunt, Abend» 7 Uhr in der Aula der III Bürgerschule, Jvhannisvlatz d/7 (Mittelgebäude), statt. Dea Festvorttaa hat Herr Fachlehrer Schwarz übernommen. Z» dieser Fei« labet Namen« des Lehrercollegiums ergebenst «in der Dtrector: Vr. V. Itruuetier. -olittsche Lngessch»». ' Letpzi,. 85. Innl. Bi« zu der Stunde, i» der wir diese Zeile schreiben, ist von den Resultaten der gestrige» Tttchtuatzlra u»r wenig über di« Halst» driannt. Vollständig liegen nur die Ergebnisse »»« dem Königreich Sochseu vor, das sich dea Ruhm erworben hat, den Ansturm der Socialvemokratie bei alle» Stichwahlen zurückgelchlagen zu haben, nicht einer der Eaudidaten der Umsturzpartei hat tt«tz der verzweifelten Anstrengung«! ihrer Anhänger und trotz der Unter stützung der .frelstnaigea Volksparteilrr" in den Stich wahlen gestegt: die Übrigen Parteien haben trvtz der Meinungsverschiedenheiten, die zwischen ihnen bestehen, und trotz der unausbleiblichen Reibungen vor ven Wahlen am lb. Juni in fester Geschlossenheit ihre gemein samen Gegner abgewehrt und dadurch ebensoviel politische Einsicht Wie Patriotismus bewiesen. Mit Stolz können sie aus dir Reich« Hauptstadt sehen, wo gestern die Social- demotratie i» v Wahlkeisen gesiegt hat und nunmehr die roth« Fahne ttber fünf von dea sech« Wahlkreisen webt. Auch io aodereu Theile» de« Reiche« hat die Social- demokratie aeu« Erfolge zu verzeichuen, und zwar hauvt- sächiicb iusolgt »er Unterstützung derselben Partei, die ihre ehemalige .Hochburg" Berlin von deu Socialrrmokraten sich entrissen steht. Auch da« Etat rum. diese angedlichr Haupt- stütze von Throu und Altar, bat trotz der bekannten päpst liche» Mahnungen der Umsturzpartei sich dtrnstdae gemacht und ihr u A Straßburg au«geliesert, da« im neuen Reichstage Herr Bebel »rrtrrtro wird! Unter allen betrübenden und beschämenden Nachrichte», di« bi« jetzt vorliegeo, ist diese eine der betrübendsten und beschämendste». Ihr reiht sich die Nachncht von der Wahl eine« Polen in Bromberg an, die zweisello« auf die Unterstützung diese- Eandidalen durch freisinnige und socialdemokatische Stimmen zurückzu- sühren ist. Besondere Erfolg« hat freilich weder daS Eeutrum noch dir freisinnige Volkspariei ihrer Wahltaktik zu verdanke» Nach unserer Zählung hat in S8 Stichwahlen da» Erntrum nur S mal, di« freisinnige uud die sllddeutscheBolk-partei zusammen nur lt> mal gesiegt, wahrrud de» Nationallibrralru 83, den Eonservativeo lt, der Reich-Partei S und der einer Verständigung über die Militairvorlage geneigten freisinnigen Bereinigung 8 neue Mandate zugefallen find. Besonder- die Nationalliberalen haben bi-her alle Ursache, mit dem Erarbniß der Stichwahl zufrieden zu sein. Al- besonder» wertbvolle Errungeaschastro haben sie dir Siege Siegle'» in Stuttgart, Krupp « in Essen, Basser mann'« i» Mannheim uud Weber'« in Heidelberg zu verzeichnen; weitere dürfen fit Wohl besonder« noch in der Provinz Hannover erwarten. Ob diese Erfolge genügen, der Militairvorlage rin« Mehrheit zu sichern, läßi sich freilich noch nicht übersehen Je stärker aber die sorialdemokratischr Fraktion — die letzt schon 4V Mandate inne haben dürfte — anschwillt, um sc mehr dürsten st v selbst unter deu demokra tischen Eentrumsmänoer» dir eiosichtiaereu bedenken, durch rin ablehnende« Votum rin« neue Auflösung de- Reichstag-, eine neue Wahlkampagne und die nochmalige Beschäftigung der Wähler mit der Frage hrrbeilnführr», wohin eine fort gesetzte Opposition gegen die Steigerung unserer Wehrkra da« Reich i» Junen, u»d »ach außen a« Ende dringe» muj I» de» beide» Wahlkreisen Stadt und Laad Köln tritt jetzt, wie schon in ander» Fällen, da- Bedenke» auf, ob die irtziae». sowie auch schon du voraagegaagenen Reichstag« wa» Angelegenheit wird Wohl demnächst im Reichstage einmal gründlich zur Erörterung kommen. E» wird doch nicht medr zu umgeben sein, daß da- im Wahlgesetz von >889 verheißene neue BundeSgrsetz über die Abgrenzung der Wahlkreise endlich erlassen wird. Au- dem Batten« wird geschrieben, daß mit den füns neu ernannten Cardinalrn die Zahl der Mitglieder de- heiligen Collegiums gegenwärtig 83 betragt; zum Plenum chlen nur noch sieben, klebrigen- wird die Vollzabl von 70 nur äußerst selten erreicht. Unter diesen 83 befinden stck 29 Ausländer und 3l, welche der italienischen Nationalität angeboren. Da- ist ungefähr die traditionelle Proportion, welche ein Papst kaum abzuändtrn unternehmen dürste, ohne auf eine lebhafte Opposition zu stoßen, — so groß ist dir Furcht, einen Au-länder aus den päpstlichen Thron elangen zu sehen. Und dennoch wurden die ausländischen sardiiiale, selbst wenn fle in der Mehrzahl sich befänden, niemals «inen der Ihrigen zum Papst wählen können und war wegen der unvermeidlichen Rivalitäten, die im heiligen Kollegium gerade häufiger sind, als man annebmen könnte. Ui» nur ein Beispiel zu citiren, so würde «in französischer Cardinal schwerlich einem Deutschen und ein Deutscher chwerlich einem Franzosen seine Stimme bei der Papstwahl geben. Der neue Papst wird also sicher wieder ein Italiener, aber glücklicher Weise scheint die Eventualität einer neuen Papstwahl noch ziemlich ferne zu sein. Da- ist die Ansicht aller Personen, welche de», letzten öffentlichen Consislvrium beiwobnte». Trotz der uner träglichen Hitze war bei Leo XIII. wahrend der zwei Stunden dauernde» Ceremonie nickt da- geringste Zeichen von Er müdung zu bemerken. Man wird auch nicht müde, dir An zu bewundern, mit welcher der Papst die Strapazen erträgt, vir ihm seit vier Monaten die viele» Audienzen, die vielen zu haltenden Ansprachen auserlegen. Man hat ausgerechnet, daß die Zahl der vom Papst persönlich empfangenen Pilger mehr al so 000 betraal. Italiener und Deutsche, Orstrrreicher, Ungarn. Engländer, Franzosen und Amerikaner, Belgier, Holländer und Andere sind eioander in 18 Gruppen in der ewigen Stadt nachgefolgt, deren Bevölkerung denjenigen, die vo, dem heiligen Vater niederknietea, um seinen Segen zu em pfangen, ebenso wie denjenigen, die zu den Feierlichkeiten der silbernen Hochzeit de» König-paare- kamen, eine immer tirbrnSwürviae Gastfreundschaft audietet. Ja, die Römer sind sehr praktisch; autzrrhald jeder politischen Frage wird das Papstthum für sie immer eine sehr kostbare Einnahme quelle bilden. Man hat schon sehr viel über dir Summen geredet und geschrieben, welche dem Papst bei Gelegeuhcii seiner Jubiläumsfeier au- der ganzen Welt zugingen. I» Wirklichkeit wissen bio- zwei Menschen ganz genau die Höhe der Gejammlsumme, oämlich der Papst selbst und der Car dinal Mocenni. äm allgemeinen wird in unterrichteten Kreisen behauptet, daß dieses Iubiläum-jahr «inen Peter» pfennig von t8 bi- 18 Millionen eingrbracht hat, während derselbe sonst immer nur 8 bi» 7 Millionen erreichte. Wochen dauert bereit- io London die die Ho«e»AuIe»Vt> und die Berathung ist erst bei dem vierten Paragraphen angclangt. Ein Beispiel ohne Vorgang in der Geschichte de« englischen Parlament-. Zwei Lesungen hat die England- Verfassung vom Grunde au» geschicktester Opposition dir eigentliche adstone gönnt dem Unterhaus« keinen Derby Feiertag, dir Bermahlung im König-Hause bietet keine Ruhepause; aber die Beratdung bleibt aus demselben Fleck und die Majorität wird immer geringer. Schon droht Gladston« mit einer Hrrhstsessio» und dem Verlust de- Jagdvergnügcn«; schon wird ein reich sicherer Gebrauch der Mitternachio-Clausel empfohlen. Ui» sonst. Die Opposition bleibt hart. Die Union»!«», welche die Bill doch von vornherein verwrrsen, erörtern jeden einzelnen Paragraph in der «ninutiöfesten Weise, bringe» dazu Anträge und Amendement- ein, zu welchen der Premier Stellung nehmen, ja die er stellenweise zum großen Aerger der irischen Nationalisten anneh men muß. Und doch haben diese Opvosilion--Anträge nur den Zweck, durch Verschleppung Gladstone« Krait auszurriben, ih» mit seinen Anhängern zu entzweie» seine Mehrheit zu spalten, vor Allein aber zu ver hindern, daß dir verheißenen englischen Resormgesetze erledigt dir dem landwirthschaftlichrn Arbeiter gegebenen Ver s^rechungen eingelöst werden Hat England nack Ablauf der Lessiou nicht» geerntet, so kann Gladstone aus Homr-Rule allein die Mehrheit bei einer Ncuwabl niemal« erhalte» Im Augenblick ist Gladstone'« Lage nicht- weniger al- günstig Die Bill fällt entweder ,m Unterbaust oder in, Oderhause Da Gladstone mit den iriscken Stimmen als eisernem Bestand rechnet, faßt er die Ablehnung im Ober Hause allein iii» Auge. Die Bill wird nicht ohne einen neuen Appell an da« Land zum Gesetz« erhoben werden können in diesem Puncte soll aber jetzt schon eine Meinung-ver schiedenheit »wischen Gladstone und der Königin bestehen. Da- gäbe einen Verfassung-ronfiict, einen Kamps Gladstone'- wider da« Oberhaus und die Krvne. So kämpft Gladstone gegen »leu giltig wir« Ruch hier find, »hur daß bi«brr Widerspruch dagege, erhüben worden» die »esetzltch desi den Ad,re»««u>e» der Wutzttteisr »«durch erheblich ver- über mi dem dir sind im er- schodev worden daß verschieden« Vororte, dir früher mit raudttris» gewählt hatte», seit ihrer Eingemeindung iu Stadt zu de« Wahlbezirk der letzteren gelegt worden Diesel»« R,ch««kaG» »«« sich delauntlich neulich dei uo« Köaigreich Sachsen erhob««, wo aber die Regierung rasch kauutr, daß die riumul brnedend« Wadlkrri«ei»tdr,lung r lagen A Del 'chlrumasi i di, M»hl «rhodau »«»«. uud di« daß di» riumul brnedend« Wadlkreiseintdrilung aich» durch Rnordunutze» der Verwaltung, sondern in jedem einzelnen Falke aur durch Nrichsgesrtz »dgräader« werden könne und demgemäß di« Zuziehung eiuigrr »eurrdtna« dei den Städten Leipzig „d Vre«de, ringemeindetea Ortschaft«, zu de» städt^ch» Wahlbezirke» schleunigst wieder aufhod >u« Köln Mehr al« srcb- Dtbatle Über d»e veiuiigen yai vie iLnglanro «erfagung vom unterwühlendr Bill trotz heftigster und aejchicktrs alülich überstanden, aber dir dritte Lesung, Sprciat-Drbatte, rückt nicht von der Stelle. Glc den Widerstand der Krone und Consrrvalivr» dr< Unterhauses Uoioo isien P^te- dr« Obrrhause-, der ^ ^ Im Lager d«r Anti Parnellitrn, seiner Aohän Partei zeig« Riss«: nur mit Mühe wurde der Rücktritt Sertu« » de« eminenten Politiker», großen Redner«, vorzüglichen Finanz manne«, gründlichsten Kenner« der parlamentarischen Formtn und unermüdlichste« Arbeiter« der irisch-nationalistischen Parket, rückgängig gemacht. E« gieb» trotzdem ein« tie wurzelnde und lange schon bestebrnd« Zwietracht in der irischen Partei, die auf die Dauer den Zusammenbruch der selben und somit auch der Gladstoi»'sch»o Mehrheit im Unter Haus« nach sich ziehe« müßte. — England und di« Schw beute» an, daß Sladst djrm Schmerz» «tue» Niederlage kaum entgehe» wir». patriotischen Artikeln da« Jubiläum dieser ebensowohl für die Gestaltung der bürgerlichen Verhältnisse de- ZarthuniS ^olen, als für die feste Ordnung des Warschauer Miliiair- berirkS höchst bedelilsanicii zclmjäbrigcn Periode. W>r ent nehmen de», Iudiläum-artikcl de« „Sw et" nachstehend einige Stellen: Da- Blatt bebt hervor, da» Weichselgrbiet habe während de- zehnjährigen Mililair-Gouvernenient- de« Helden von Schipka eine ruhige, friedliche Zeit verlebt, rci von Aufregungen, Zweifeln uud Ungerechtigkeiten. Als unvergleichlicher russischer Patriot habe der General mehr als irgend einer seiner Vorgänger die- Gebiet dein allgemeinen russischen Valerlandc genähert und beigclrage» ru der Ent wickelung des russischen staatlichen Wesens und Lebens an der Weichsel. Eiidgillig uud für immer sei unter ihm die all gemeine Neichssprache während dieser Zeit ohne Gewalt- ibätigkeit und Kampf in säinmllichen Sckulen ringesübrt worden. Russische Anschauungen und Begriffe, denen man bi- dabin den Zugang zu diesem Lande zu versperren bemüht gewesen war, bürgerten sich in ihm ei», e» wa>f die ibm durch den Gang seiner geschichtlichen Ent wickelung ausgebürdetc fremde Gewandung ab, und mi west lichen Grenzgebiete de- ehemaligen Pole» begann man bereit ernstlich die Reinigung de« slavischen Lande» vo» der Ihm remdk» deutschen Colonisation ru besprechen »nd zu erwägen. Für die Truppe» bildete der Warschauer Militairbezirk «ine wahre Mustcrschule sowohl für militairischeS Commando und DiSciplin, al- für da- VcrwaltungSwesen. Die Nachbarschaft der Grenze »>»d die Nähe der deutschen Feindschaft und Intrigue macht de» militairische» Posten im Weichielgebiete zu einem ganz besonder- schwierigen. Bei der Nervosität des Feinde- und der stete» Möglichkeit de» Eintretens un erwarteter überraschender Ereignisse muß beständige Kampfbereitschaft dasetbst Hand ln Hand gehen mit Ruhe uud Kaltblütigkeit, und die moralischen Eigenschaften des General» Gurko, al« Heerführer und Coinmandeur, erweisen sich in dieser Bethatigung von Neuem als ganz unvergleichliche. Der Glanz dt« kriegerischen NamenS de« Generals Gurko, der während de- Krieao« >877 bis 1878 ausleuchirte, erstrahlte seit jener Zeit in stetig Heller werdendem Lichte. Der glänzende Vorstoß der Avantgarde der Armee über den Balkan und durch Ven Schipkapaß unter seiner Führung zu Anfang de« Kriege», und die nicht minder glänzende Uebcrsteiguug de- Balta» mitten im Winter, unter seinem unmittelbaren Oberbefehl, sind zwei Ereignisse, die mehr al- alle- Andere mitgewirkl baben zum Erfolge de- ganzen Feldzuges. Die russische Armer siebt i» einem solchen Heerführer die sichere Gewähr unserer zukünftigen Erfolge und ist mit Recht auf ihn stolz ^ Der orientalische Choleraheerd in Mekka hat sich bei den bekannten fanität-widrigen Bedingungen, unter denen Vit Maffen-Pilgcrzugr zum Grabe de- Propheten stattsinden, zu einer hochgradigen Intensität entwickelt. Nach der Schätzung Sachverständiger bleiben die Angaben der türkischen Behörden, welche di« Tage-sterblichirit unter den Mekkapilgern auf 80 bi« SO beziffern, erheblich hinter der Wahrheit zurück, da mindesten« 300 bi« 100 Personen täglich von der Cdolera befallen würden, von denen dir weitaus meisten der Krankheit erliegen. Es muß indessen anerkannt werden, daß von Konstaniinopel au- lhunlichst aus Verbesserung der sanitairen Zustände in Mekka und aui gesundheilSpolizeiliche Ucberwachung der PilgerzUge hingcwirkr wird. Da zu Anfang Juli der Rückstrom der jetzt zum Bairamsest au« allen Tbcileo der inohamedanischen W-lt in Mekka zusammengeströmten Schaaren nach ihren Heimathlankern beginne» wird, so wächst damit dir Gefahr einer weiteren Verschleppung der Ansteckung-keime Es ist des halb gerade zur rechten Zeit vom Sultan die Entsendung einer Commission ärztlicher Sachverständiger nach dem Lazarett» Turi- Sina, am Eingänge de- Rothe» Meere-, verfügt worden, um daselbst die rückkehrenden Pilger einer genauen Prüfung aus ihre» Grsundheit-zustand zu unterziehen. Eine zweite Commission ist in Konstantinopel selbst zusammengetreten, deren Ausgabe in Unterstützung und Verpflegung bedürftiger Pilger bestellt. Kurz, von den maßgebenden Stelle» de« otlottianischen DtaatSwesen» wird in Ansebung der Zustände in Mekka eine vorbeugende Tbäligkeit entwickelt, welche zu der Hoffnung berechtigt, daß Europa von Cholerainsection au» dem Herscha» bewah.t bleiben dürste. Der Congreß der veretutGte« Staate« »an N,r»««ertka nahm im vorigen Jahre ei» Gesetz an, wonach Arbeiter, welche von der Bundesregierung, deren Unternehmer oder Unler-Unternehmer bei öffentlichen Arbeiten der Vereinigten Staaten thätig sind, nicht länger al» 8 Stunden den lag deschajlia» werden dürfen Beamte, Agenten, Unter nehmer oder Unrer-Uiiternebmer, welche eine laiigere Bcschäs tigung verlangen oder auch nur gestatten, sollen dafür mit Geldstrafe bi» lOOO Dollar» oder Gejängniß bis zu sechs Monaten haften. Die- Gesetz wurde angenommen, um dir Stimmen der zahlreichen Arbeiter für die damals berrschende republikanische Partei zu gewinnen, was ihr nebenbei zwar bei den Dummtöpsen, aber nicht bei den Aufgeklärteren ge lang. Sie ist bekanntlich durch Cleveland gestürzt Auf Grund diese« Gesetze» erbob dir „roäeruttvu o« l^ibor", zu veutsch ,derArbenerbund", Klage gegen den Unternehmer, welcher da- neue Postgebäud« in Washington baut, und »war sie sich darüber, daß der Unternehmer seine Leute <y ver isnavilone icyeo Mtvryeil im unter- o müßt«. — Di« legten Nachrichten au« Schwierigkeiten der irischen Fiaaazfrag, ludst,«« um Räude seine» Leben» In diesen Tagen ist da« erste Jahrzehnt der Wirksamkit de« Sreeerul« Gurk« al- Generalgouvrrneur de« Weichst' >»diet«« udgelckuse» uud di« rusflscheu Blätter feiern Arbeitergesetz den Unternehmern die Verwendung ausländischer Arbeiter, welche hiiiübergekoininen feinen, um amerikanische Bürger zu werden. — WaS für dir deutschen Arbeiter den Borgang bedeutungsvoll macht, ist da» herzlose Vorgehen des ÄrveiterbulidcS gegen die Ausländer. Alle diese Arbeiterverbinkungen stellen als Grunvprincip auf, daß die Arbeiter Brüder und gleich seien, sie schreiben die alte Devise der französische» Republik: „Gleichheit, Brüderlichkeit, Freiheit", auf ihre Fabne. Da- hört sich wunderschön an und lockt alle Welt. Wehe aber deni Arbeiter, wenn er in Noch ist uud die Brüderlichkeit in Anspruch nimmt! Wie dieser Vorgang zeigt, wollen die amerikanischen Arbeiterverbinkungen fremden Arbeitern noch nicht einmal die Möglichkeit, ihren knappen LebenSunterhall durch fleißige Arbeit zu verdienen, gestatten. Sie sollen verhungern, damit der herrschende Bund ein Borreckt genieße und seine wenigen Mitglieder besseren Verdienst habe». Die Arbeiter klage» oft über die Ausdeutung durch ihre Arbeitgeber; ist hier die Ausbeutung durch den Arbeiterbund nicht viel schlimmer? Wer in Amerika keine Arbeit bekommt, mutz thatsäcklich verhungern, da die staatliche Vorsorge für Nothlcidcnte dort sehr gering ist. — Wenn irgendwo ein Streik ausbricht, dann verlangen dir Rädelö- lihrrr, daß jeder Arbeiter die Tbäligkeit einstclle, denn sie eien alle Brüder, Einer für Alle und Alle sür Einen; wenn eS aber gilt, den unterdrückten Arbeitern diese Brüder» lichkrit zu beweisen, dann »st es eine ganz auvere wache. beschwert sie sich darüber, daß der Unternehmer seine Leute länger al« acht Stunden arbeite» laste, ihnen weniger ol den üblichen Lohn von 4 Dollar» — 17 zahle und die Mehr zahl der Arbeiter Au-länder seien, dorthin gebracht, um amerika nische Arbeiter aui ihren Stellen zu verdrängen. Die Klage war beim Schatzamt «ingebracht. Da- Unheil, welche» d>« Grundsätze, nach denen di« Regierung fortan da« Grsr> verstehen wird, festsrtzt, erklärt, daß da« Gesetz sich nur au Beamte oder Contraclorrn (Unternehmer) beziehe, deren Pflicht e« ist, die direkte Aussicht über dir Dienstleistungen der Arbeiter zu führen. In obigem Halle nahm der Finanz minister eine solche Stellung nicht «m, weil die Arbeit »ich direct von der Regierung au»grsührt wird, sondern an »inen Uaternrhmer abgegeben ist. Da« Schatzamt habe sonach mit der Sache nicht« zu thun und di« Kläger müßten sich an den Unter- nehmer halten. Wa« vir Bezahtnna beträfe» s» «ristir« kein Gesetz, welche« di» Regierua, zur Festst,uaa de, Lähn^ die ein Uuteruehmer zahle« müsse, ermächtige; eoens» gestatt« da« Deutsche- Reich. ^ Verltu, 23. Juni. Der „Ncichsaiizcigcr" veröffentlicht da-Gesetz, betreffend Ergänzung derBestimiiiuligen über den Wucher vom IS. Zum 1893. DaS Gesetz ist bekannt lich in der jüngste» Rcichstagsscssiv» unter langen und heftigen Kämpfen zu Stande gekommen. Es enthält sebr verschärfte Strafbestimmungen gegen wucherliche Aus beutung aller Art, namentlich den bisber nicht ge nügend getroffenen „Sachwucher" , Bestimmunge», die in ihrer Dehnbarkeit und bei der Möglichkeit »lißbräuchlicher Anwendung gegen solide und winbsckaftlich berechtigte Ge schäfte mannigfache Bedenken auch bei Freunden sckärscrcr Maßregel» gegen Ausbeutung hcrvorriese». Das Gesetz war aber schließlich mit großer Mehrheit gcge i deu Widerspruch nur der Freisinuigen angenommen ivordeu. — Nachdem die Coinmilsionc» dcS Herrenhauses die Steucrvorlagen über Erwarten rasch und säst ohne Veränderungen angenommen, habe»,glaubt ma» imAbaeordnetenHause, in etwadTagen, also ungefähr bis zum Wiederbeginn der ReichölagSsitzmigcu, mit den Arbeiten fertig werden und diese überlange Session endlich schließen zu können. Es wird wohl »och zu einer ein gehenden Erörterung über die Staffeltarife sowie, sei cS an läßlich einer Regierungsvorlage oder aus Anregung aus dem Hause, zu einer Besprechung der zur Abhilfe der Futter- noth z» ergreifenden Maßregeln kommen. II Berlin, 25. Juni. Die BerufSgenossenschaften werden meist in de» nächste» Tage» ihre diesjäbrige» Gkneral- vcrsammlungcn abhaltc». Mehrfach werden dieselt-ei, dabei auch ihre Gesabrentarisr einer Revision umerricben. Nach dem Gesetze batten di« BerusSgenossciischaslrn die Umgesialtung der Gefabrentarife, die deshalb so wichtig sind, weil »ach ihnen zusammen mit den in de» einzelnen Betrieben ge zahlten Lohnsumme» die Beiträge unigelegt werken, iu der Zeit seit dem Beginn ihrer Thätigteil, also seit dem l. Oktober >885, zwei Mal, und zwar erstmalig biS zum l. Oclober l88? und sodann bi« zum gleiche» Tage 1892 vornehmen müssen. Sir batten aber schon b>s zui» letzten Termine medr Veränderungen getroffen, und de, Umstand, daß sie nunmehr auch aus den bevorstebendcn Generalversamm lungen vielfach an die Lösung der gleiche» Ausgabe Herangehen »vollen, obwohl ihnen nach dem Gesetz bierzu bis zum I. Oetober 1897 Zeit gelassen wäre, zeigt, daß sie sich der Wichtigkeit der richtigen ClassificiruliH der einzelnen in ihnen vereinigten Betriebsarten nach den Hohe» der in diesen steckenden Unsall- ges'ahrru wohl bewußt sind. Als die BerufSgenossensckastcil gebildet wurden, lag sür eine richtige Ausstellung von Ge sadrentariscu recht wenig zuverlässige« statistisches Material vor. Dir ersten Gesahrrntarife sind wohl überall lediglich empirischer und nicht versichrrungSlechniicher Natur gewesen. Die Revisionen der Tarife konnten, nach je laiigcrcm Bestände der Beruf«genoffenschaflen sie vorgenommen wurde», aus um so breiterer und verläßlicherer Grundlage ausgebaut werben Natürlich werden auch die diesmaligen Revisionen »och keine sür die Dauer richtigen Gesabrentarisr ergebe». Jedoch näher» sich die Tarife von Revision »u Revision immer mehr dieser Richtigkeit, bis sie dieselbe in, Betiarrungösladilii» erreicht haben werden E« wäre nun sür dieZwischen zeit sebr zweck mäßig.wciin allediejeiiigenBtrusSgknoffcnschasteli, von denen rö mebrcre siir eine» GcwerbSzweig girbt, wie Eise»-, Textil, Holz-, Bau- u. s. w BerusSgenolseiischasten, gegenseitig ihr statistische« Material vor jeder Gejabrentarisrevision ans- tauschten. Der Mangel an Erfahrung, a» dem die Beinfs- genofsenschastrn in Folge der vkrhaltnißmäßig kurzen Dauer ibrcs Besteben- aus diesem Gebiete noch immer leiden, könnte durch die Erweiterung de- Umfange« kr« statistischen Materials wenigsten« einigermaßen ausgeglichen werben. * Berlin» 24. Juni. Bei der Stichwahl im ersten Berliner ReichslagSwablkreisr gab Minister Miquel schon vor II Ubr seine Stimme im Wahllokale, Turnhalle der Gemeinveschul«, Nirdrrwallstraße 8/7, ad und erkundigte sich beim Herausgeber» nach dem Umfang der Wahlbetbeiligung.' Im Kaiserhof übte auch der Reichskanzler wieder sein Wahlrecht au«. Gras von Eaprivi, der über der Uniform den offenen Mantel trug und der „Post" zufolge sehr ernst drr,«blickte, hatte den Stimmzettel schon von seinem Palais mitgebracht. Al« er in da« Wabllocul eintrat, erhob«» stcd die Herren vom Bureau; der Reichs kanzler grüßte mit einer Verneigung und llbrrrrichrr dem Wadlvorflebrr den Zettel, dann entfernte er sich mit stillem Gruße. Bald daraus kamen auch der Iustizministec vonSchellina mit seinem Bnider, ferner der sächsische Gesandte Graf von Hobenthal und Bergen, Wirst. Geheimer Rath v. Wallenberg u A. Ueberhauv» war hier di« Brtheiligung voti consrrvativer Seit« ziemlich keh- huft. — Di« Zns»«»,nst,llnn« tz«r «esnl»
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