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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.07.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-07-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189307234
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18930723
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18930723
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-07
- Tag1893-07-23
- Monat1893-07
- Jahr1893
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.07.1893
- Autor
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VezugS-PreiS k» der Haupterpedition >>der den im Stadt bezirk and den Vororten errichteten Aut» aabrstellen «bg « holt: vlertetjährtich ^t.4.50. bei zweimaliger täglicher Zustellung int Haut » 5.50. Durch die Post bezogen für Deutschland und Lesterreich: vienelchdrlich 6.—. Direct» täglich« ltreuzbandienduag tat Ausland: monatlich 7.50. DieMorgen-Au-gabe erscheint täglich die Abend-Ausgabe Wochentags 5 Ühr. Nr-arlion und Expedition: J-hanueSgaffe 8. Die Expedition ist Wochentag« ununterbrochr, geöffnet vo» früh 8 bi« Abend- 7 Uhr. Filialen: Vit» Klemm'« Kortim. (Alfred Ha-n>, UniverjitätSslrabe 1« Loni- Lösche, Katharinenstr. 1«, part. und Königsvlad 7. Anzeige«PrelS die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfg.' dieclamen »nter demRedactiontstrich («ge» spalten) 50/^, vor den Familirnnachrichlea (6 gespalten) 40/^. Bravere Schriften laut unserem Preis verzeichnis. Tabellariicher und Zisjernsas nach höherem Tarif. Extra-Beilagen lgefalzt), nnr mit der Morgen-Ausgabe, ohne Poslbesörderung -st 80.—» mit Postbesörderung 70.—. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Ännalimrschluß für Anzeigen: ilbend-Ausgabe: Bormiltag« 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittag- 4 Uhr. Soun, und Festtag« früh '/,9 Uhr. Lei den Filialen und Annahmestellen ;e ein halbe Stunde srüher. Anzeigen sind stet« an di» Expeditis« zu richten. Druck und Verlag von L. Polz i» Leipzig. 372. Tonntag dm 23. Juli 1893. 87. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Gesucht und auch Bekanntmachung. Die Ausführung der Macadamisirungsarbeitcn bei dem Baue der Elsterbrücke in Lcipzig-Klcinzsrhochcr soll an einen Unternehmer verdungen werden. Die Bedingungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau- Verwaltung, RathhauS, 8. Obergeschoß, Zimmer Nr. 23 au» und könne» dort eingesehen oder gegen Entrichtung von 50 /H, die auch in Briefmarken eingesendet werden können, entnommen werden. Bezügliche Angebote find versiegelt und mit der Aufschrift: „Macadamtfiruiig brim Baue der Elfterbrnckc in Leipztg- titlrinzschochrr" versehen in dem bezeichnet«» Geschäftszimmer bis zum August d. I. 5 Uhr Nachm, einzureiche». Der Rath behittt sich da« Recht vor, sämmUiche Angebote ab- zulehnen. Leipzig, den LI. Juli 1893. Id. 3485. De» RalbrS brr Stadt Leipzig Llraszcnbaudcputatio». Bekanntmachung. Me Ausführung der Erd-, Maurer-, Stemmet;-, und Zimmerarbeiten bei dem Neubau der Elstcrbrückc. sowie der damit verbundenen Fngrcguliruug in Leipzig-KIcizschochcr soll an einen Unternehmer verdungen werden. Die Bedingungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau. Verwaltung, RathhauS, 2. Obergeschoß, Zimmer Nr. 23 aus können dort eingesehen oder gegen Entrichtung von 50 /H, die in Briefmarken eingesendet werden können, entnommen werden Bezügliche Angebote sind versiegelt und mit der Ausschrist: „Neubau der Elstcrbrücke iu Leipzig-Kleinzschocher' versehen in dem dezeichnetcn Geschäftszimmer bi- zum 81. Juli d. I. 5 Uhr Nachmittags einzureichen. Der Rath behält sich das Recht vor, fämmttichr Angebote ab zulehnen. Leipzig, den 81. Jnli 1893. De» Rath» Ver Stadt Leipzig Id. 3486. Stratzrndaudrputatio». Bekanntmachung. Die Ausführung der Anstreicherarbeiten bei dem Baue der Elster- brücke in Leipzig-Kleinzschocher soll an einen Unternehmer verdungen werden. Die Bedingungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau- Verwaltung, RathhauS, 2. Obergeschoß, Zimmer Nr. 23 aus und können dort eingesehe» oder gegen Entrichtung von 50 Pig-, die auch in Briefmarken eingesendet werden können, entnommen werden. Bezügliche Angebote sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Austreichtrarbeite» an der Eisterbrückr in Leipzig- Kleinzschocher" versehen in dem bezeichneten Geschäftszimmer bi» zum 81. Juli S. I. 5 Uhr Nachm, einzureichen. Der Rath behält sich das Recht vor, sämmtliche Angebote ab- zulehnen. Leipzig, den 21. Juli 1693. Des RatbeS der Stadt Leipzig Id. 3485. Ltratzcnbaudcpntatioii. Bekanntmachung. Die Ausführung des ctserncn Oberbaues für die Elstcr- brncke in Leipzig-Kleinzschocher soll an einen Unternehmer ver dungen werden. Die Bedingungen und Zeichnungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung, RothbanS, 2. Obergeschoß, Zimmer Nr. 23 anS und können dort cingeseben bczw. crstere gegen Ent- richtung von 50 /H, die auch in Briefmarken eingesendet werden können, entnommen werden. Bezügliche Angebote sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Etscrncr Oberbau der Elstcrbrückc in Leipzig-Kleinzschocher' versehen in dem bezeichneten Geschäftszimmer bis zum 8. August d. I. 5 Uhr Nachmittags einzureichen. Der Rath behält sich das Recht vor, sämmtliche Angebote ab zulehnen. wird der am 22. März 1851 in Leipzig geborene Glaser Ernst Ednard Tcrpc, welcher zur Fürsorge für seine Familie anzu halten ist. Leipzig, den 15 Jnli 1893. Dcr Rath brr Stadt Leipzig, Armriiamt. Abth. II. -1. «. VII. 862-/211I. Hentschel. Mllr. Leipzig, den 21. Juli 1893 Id. 3485. TcS Raths dcr Stadt Leipzig Ltraszcnbaiidcputatio». Gesucht wird der am 17. December 1834 in Klostergeringswalde geborene Handarbeiter Friedrich Bruno (öütithrr, welcher zur Fürsorge für seine Familie anzuhalten ist. Leipzig, den 21. Juli 1893. Tcr Rath der Stadt Leipzig. Armen-Amt, Abth. LI. ä. R. IU. 1627. Hentschel. HLdrich. Zwangsversteigerung. Im Wege der Zwangsvollstreckung sollen die im Grundbuch» von Freyburg Band 15 — Artikel 718 — aus den Namen der Com- i»andilgesellsck)ast auf Bciien Frevburgcr Mühienwerke H. Hintze L Eo. eingetragene», in diesiger Stadt und Flur bclegencn Grundstücke: Mühle nebst Zubehör mit 3441 -/e Nutzungswerld, sowie sämmtliche Garten-, Wielen- und Holzgrnndstücke nur 7. Oktober 1888, 'Vormittags IV Uhr vor dem Unterzeichneten Gericht — an Äerichtsstelle — versteigert werden. Di« Grundstücke sind mit 40,97 Tdlr. Reinertrag und einer Fläche von 3,43,30 du zur Grundsteuer veranlagt. Auszug aus der Steucrrolle. beglaubigte Abschrift des Grundbuchartikcls, etwaige Abschätzungen und andere, die Grundstücke betressende Nnchweisnngen, sowie besondere Kausbedingungen können in der Gerichtsjchrcibcrei Vormittags vo» 10—12 Uhr eingesehen werden. Alle Rcalberechtigten werden anfgefordert, die nicht von selbst auf den Erstehcr übergehenden Ansprüche, deren Vorhandensein oder Betrag aus dem Grundbuch« zur Zeit der Eintragung des Ver> strigerungSverinerks nicht hervorgina, insbesondere derartige Forde rungen von Capital, Zinsen, wiederkehrenden Hebungen oder Kosten, spätestens im Verstelgerungstermtn vor der Anssorderang zur Abgabe von Geboten anziiinelden und, fall« der betreibend« Gläubiger wider spricht, dem Gericht« glaubhaft zu machen, widrigenfalls dieselben bei Feststellung de« geringsten Gebot« nicht berücksichtigt werden und bei Vertheiluna de« KaufgeldrS gegen die berücksichtigten Ansprüche im Range zurucklreten. Diejenigen, welche das Eigenthum der Grundstücke beanspruchen, werden ausgefordert, vor Schluß des Vcrsleigcrungstermins die Einstellung des Verfahrens herbeizukübren, wibrigeniatl« nach er folgtem Zuschlag Las Kaufgcld in Bezug aus den Anspruch an die Stelle des Grundstücks tritt. Das Urtheil über die Ertheiluna des Zuschlages wird am 0. Oktober 1893, Bormittags IV Uhr an Gerichtsstelle ver kündet werde». Freyburg (Unstrut), den 14. Juli 1893. KömglichcS Amtsgericht. Anmeldung Mm Anschluß an die Stadt Ärnsprecheinrichtnilg. Nene Anschlüsse an die Stadt-Fernsvrechcinrichtung für Leipzig und Bororte find, wenn die Aussüdruiig in dem im Monat Sevteinber beginnenden zweiten Bauabschnitte dcS laufenden JahreS gewünscht wirb, spätestens bis zum 1. August bei dem Kaiserlichen Stadt-Fernsprechamle hier, Grimmaischer Stemweg Nr. 3, II., an- zumklden. Später eingehende Anmeldungen können erst im nächstjährigen ersten, im Monat April beginnenden Bauabschnitte berücksichtigt I werden. Einer Erneuerung der bereits vorgemerkten Anmeldungen bedarf es nicht. Leipzig, 15. Juli 1893. Ter Kaiserliche Obcr-Postdircctor, (Scheimc Ober-Postrath. Walter. Bekanntmachung. Me Pflasterung verschiedener Wege im städtischen Krankrn- hansc zu St. Jacob, hier, soll an einen Unternehmer verdungen werden. Die Bedingungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiesbau- Berwaltung, Rathhaus, 2. Obergeschoß, Zimmer Nr. 23 aus und können dort eingesehen oder gegen Entrichtung vvn 50 die auch I in Briefmarken eingeiendet werden können, entnommen werden. Bezügliche Angebote sind versiegelt und mit der Antichrist: „Pflastrrarbriten im städtische» Krankenhause zu St. Jacob" > versehen in dem bezeichneten Geschäftszimmer bis zum 4. Anglist d. I. 5 Uhr Nachmittags einzureichen. Der Rath behält sich das Recht vor, sämmlliche Angebote ab zulehnen. Leipzig, den 21. Juli 1893. De» Rath» der Stadt Leipzig Id. 3439. KrankcnhaiiSdcpiltation. Für den alten Theil der X. Bürgerschule in Leipzig-Volkmars- darf sollen die Glaserarbeiten zu den inneren Wintersrustern ver geben werden. Me Angebotsformularc »nd Bedingungen können bei dem Archi- testen Herrn Franz Hannemann hier, an der Alten Elster 10, II-, gegen Erlegung der Gebühr von 1 entgegengenommcn werden, die Angebote aber sind bis zum 1. August d. I., Nachmittag 5 Uhr versiegelt und mit der Aufschrift: „Htlaserarbeitru zu den inner« Wintrrfciiftcrn X. Bürgerschule. Lripzig-volkmar-dorf" auf unserem Banamlc, Hochbauverwaltung Rathhan», 2. Etage, Zimmer Nr. 5 abzugeben. Wir behalten uns dir Auswahl unter den Bewerbern, sowie die Ablehnung aller Angebote vor. Leipzig, den 19. Juli 1893. Id. 346« Ter «ath Ser Stadt Leipzig. vr. Tröndlin. Vr. Donndorf. In Gemäßheit de« Z. 1 der Vorschriften für die Ausiübrung von Anlagen zur Benutzung der städt. Wasserwerke vom 6. Februar 1888 machen wir hierdurch bekannt, daß der Klempner Herr Friedrich Zander, Promenadenstraße Nr. 27 d. zur Uebernahme solcher Arbeiten bei uns sich angemeldet und den Besitz der hierzu erforderlichen Vorrichtungen nachgewieien hat. Leipzig, den 19. Juli 1893. Ter «ath der Stadt Leipzig. X- 6460. vr. Tröndlin. Wolfram. Der Beginn der politischen Serien. »s. Die erste Woche der vsficiellen politischen Ferien bat die in dieser Jahreszeit so zuträgliche völlige politische Apathie noch nicht mit sich gebracht. Das Abgeschlossene zitterte noch nach, das Kommende warf seine Schatten voraus. In crstercr Hinsicht war cs daö kaiserliche Schreibe» an de» Reichs kanzler, sowie die Depeschen des Reichsoberbauptes an Frhrn. v. Stumm und Herrn v. KosciclSki, die der Erörterung Nahrung gaben, allerdings nicht in der Presse. Mit Aus nahme weniger Blätter, darunter demokratische Organe, welche die Militairvoriaze des Grasen Eaprivi heftig be kämpften, in allem klebrigen aber seine Lobredner abaebcn und merkwürdigerweise auch die dem Kanzler aus Anlaß der Annahme dcr Militaivorlage zu Tkeil gewordene Anerkennung beifällig commentirten, hat sich die Presse auf die Wiedergabe der kaiserlichen Kundgebung beschränkt. Selbstverständlich geschah dies nickt aus constitutionellen Rücksichten — eine Erörterung wäre formell und materiell zweifellos zulässig gewesen. Allein es erschien nicht von den augenblicklichen Verhältnissen und den Aufgaben der nächsten Zukunst ge boten, dcr kaiserlichen Meinungsäußerung über die Eigen schaften und Verdienste dcS Reichskanzlers eine abweichende «nlgegenzusetzcn und demgemäß andere Schlüsse zu ziehen. Dem Koiiimcnden zugewandt wurde die Aufmerksamkeit durch die Nachrichten über den bevorstehenden Rücktritt des ReichSschaysecretairS und den ans den 6. August in Aussicht genommenen Zusammentritt der deutschen Finanz- minister. Die nächste RcichStagStagung gehört den Ncichs- sinanzen und nicht nur wegen der notliwenkig werdenden Deckung der Kosten dcr HeereSreform. vr. Miguel gedenkt, »aus» Ganze zu gehen", und der von »ns mitzclheilte Artikel der „Nordk. Allg. Ztg." ist der erste Schuß, mit dem der Sieger aus dem vreußischen Steuerseld seine ReichScampagne einlcilct. Ten Einzclstaaten möglichst wenig, nicnial- Außer ordentliches an Matricularbeiträgcn nehmen »nd ihnen a»S den Rcickseinkünflen möglichst wenig geben, da« dürfte der Grundgedanke der Miquel'schen Pläne sein. Einen Bau ohne SchönbeitSfeblcr und selbst ebne cvnstructive Mängel wird auch dieser „Schatzbewußte" nicht aufzufübrrn im Stande sein; da- verbieten zur Zeit schon bunde-polltischr Umstände. Aber eines Steuersystems an Stelle der jetzigen Methode, neue Finanzbcdürfnisse mit dem Ersten, wenn auch nicht Besten zu befriedigen, dürfen wir Wohl gewärtig sein, und die durch und durch sociale Veranlagung I)r. Migucl'S bürgt dafür, daß die Neuordnung nicht auf Kosten dcr Steuer gerechtigkeit von Statten gehen wird. Auch rein politisch darf man sich von deni Eingreifen diese- Staatsmannes in die Neichöregierurg, gleichviel in welcher Form es sich voll ziehen wird, VortbcilhafteS versprechen. Mit ihm gelangt »um ersten Mal, seit der neue EurS gesteuert wird, eine Autorität inS NeichSrcgiment n»d ein Mann, der ins besondere daS bis zur Stunde dort nicht ausgedämmerte Ver- ftändniß für das Erreichbare besitzt. Ob der in dieser Woche abgebaltene Parteitag der freisinnigen Bolkspartei unter dem „Abgeschlossenen" ober dem „Kommenden" zu rubriciren sei, ist eine Frage, deren Beantwortung mau dcr Zukunft getrost überlassen kann. Augenblicklich überwiegt bei Weitem die Ansicht, daß die Tobten sich ein Todtenfest gegeben haben. DaS Interesse an dieser Bcranstaltung war demgemäß ein überaus geringes. Biel mehr Beachtung verdient und findet daS Wahlergebnis; von Rcustctlin, wo Herrn Stöcker von einem Freunde Ahlwardt ö, richtiger von diesem selbst, ein Roßbach bereitet worbe» ist. Die „Kreuz-Zeitung" wird sich nun nicht mehr beklagen dürfen, daß die Nationalliberalen in Siegen ihren Gesinnungsgenossen verschmäht haben. WaS die GcsinnungS- vcnvandlen nicht wollen, darf doch gewiß nicht den von dem Hanimerstein'schcn Blatte consegucnt zu den „Jndenliberalen" geworfenen Nationalliberalen angcsonncn werben. Wenn im klebrigen bcn Eonservativen vorgebaltcn wirb, daß sie »nn- mebr ernten, waS sie gesäet, so ist baS nicht unzutrcfscnb, aber eö beleuchtet doch nur eine Seite des Gegenstandes. Mit dem Hinweis aus die couservativ-antiscmitische Vorarbeit ist die Frage nicht erschöpfend beantwortet, wie eS möglich sei, daß pommerschc Bauern durch einen Ablwardt mit wahnwitzigen socialrevolutiouairen Auffassungen erfüllt werden könncn. Der Antisemitismus ist bei den Abl- warbl'S nur noch einer der demagogischen Behelfe, lange nicht mehr der einzige. Nachdem sie der Börse 500 Millionen Mark jährlich abgenommen und die Vermögen dcr reichen Juden consiscirt haben, führt eine gar nicht ge leugnete Jbcenassocialion zu den „anderen" Ausbeutern, den Großindustriellen und Großgrundbesitzern, und die Bauern folgen solche» Agitationen »i Hellen Hausen! Dieser Er scheinung müssen Ursachen zu Grunde liegen, deren Erforschung für die Allgemeinheit ein LebcnSinteressc ist. Gerade die Landwirlhc in Brandenburg und Pommern sind nickt in der Lage, sich über wirthsckastliche Schädigungen durch Juden zu beklagen. Die Getreidebörse ist ihnen verhaßt geworden, aber nach dem zu unbcllen, was Herr Ablwardt wagt, ist cs diese» Bauern nicht unbctanut geblieben, daß die östliche» Großgrund besitzer ei» starkes Eontingent zu den Getrcidespcculanten stellen, also zu den „Kornwucherrru", beziehungsweise „Preis drückern". Der Antisemitismus wurzelt jedenfalls viel tiefer in dcn teutschen Städte», als auf dem platten Lande des Ostens, und erhält dort auch reichlichere Nahrung. Die Wortführer der Juden haben sich auch durch die letzten Wahlen nicht zu einer Aeuberung ihrer Taktik vermögen lassen. Tie vergangene Woche Kat die- deutlich gezeigt. Lediglich um ein ofsiciclleS oder ossiciöseS Dementi herauszuforberil, wurde von einem specisisch jüdischen Blatte die Nachricht verbreitet, der Justizminister habe einem jüdischen Juristen eben um dieser Eigenschaft willen ein Rickleramt verweigert. Thatsachen der allcrncucstcn Zeit, die dem Erfinder bcS Gerückt- sicher nickt unbelannl waren, beweisen, dag die preußische Justiz Verwaltung die Ernennung jüdischer Richter nach wie vor vollzieht. Tie Verblendeten glaubten, eine Erklärung, wie die in der „Norkd. Allg. Ztg." abgegebene, sei geeignet, dem Antisemitismus Abbruch zu lhun! Noch weit thörichler und herausfordernder ist ein anderes jüdisches Beginnen. In Berlin juckt man gegenwärtig durch Einrichtung einer Messe daS Leipziger Mcßgeschäft theilweise an sich zu ziehen. Von dieser Angelegenheit kommt hier nur in Betracht, daß daö Berliner Tageblatt" andcutet, daß bei der Agitation gegen die Leipziger Messe „auch ein gewisses ideelles Moment mitspielt". Uno welches ist dieses ideelle Moment? Die Absicht, Leipzig dafür zu strafen, daß dort Professor Hasse in den Reichstag gewählt wurde, der sich gegen die Zulassung russischer Jude» iu Deutschland ausgesprochen hat. Vcrmuth sich ist das Fluiilcrci. Tie Berliner Kaufleute, Juden wie Ehristcu, wollen G:ld verdienen. Wird dem Blatt aber seine Denunciatioii jüdischer Nachsucht und TerrorisirungSwulh geglaubt, so ist die natürliche Folge selbstverständlich eine Steigerung Lcö Antisemitismus in Leipzig, ganz gewiß aber nicht die Abnahme desselben in Berlin. ^ Berlin, Deutsches 22. Juli. Die Reich. große Aufgabe der nächsten NcichStagSsession wird die Lösung der Frage der Kostendeckung für die Militairresorm sein, und cS würde sich begreifen, wenn die hier und da laut gewordene Ansicht, daß im klebrigen die Gesetzgebung in der nächsten Zukunft ziemlich brach liegen werde, den in Ncgiernngstreisen bestehenden Wünschen ent spräche. Man wird aber darauf gefaßt sein müssen, daß um so ungestümer ans dcr Mitte dcS Reichstags die An regung zu gesetzgeberischem Vergeben erfolgen wird. Tie Sturmfliilb von Initiativanträgen, mit welcher die eben geschlossene Session überschwemmt worden ist, giebl einen Vorgeschmack davon. Unter den parlamen tarischen GeseyeSvorschlägen wird sich auch wieder der am längste» bekannte, derjenige wegen Einführung teS obligatorischen Befähigungsnachweises im Hand werk, befinden. Die Negierung hat denselben wiederholt zurückgewicscn, und die Gründe, welche sür diese ihre Stellvng- nabme bestimmend gewesen sink, haben inzwischen »icktS von ihrer Bewe:skrajt eingebüßt. Sie liegen in erster Linie in der eigenartigen Gestaltung des modernen GcwerbewesenS, welche eine strenge Abgrenzung der Gewerbe gegen einander, wie sie eine wirksame Durchführung de» Befähigungsnachweises zur Borau-scyung hat, kaum ausführbar erscheine» läßt. Man kann sich überdies aus dir in Oesterreich mit dem Befähigungs nachweis gemachten Erfahrungen berufen. Niemand wird be haupte» wollen, daß in unserem Nachbarreiche die Verhältnisse dcS Handwerks günstiger lägen, als bei uns. Jndeß, wenn die allgemeine Einführung teS obligatorischen Befähigungs nachweises unthunlich ist, so braucht damit nicht gesagt zu ein, daß die Maßregel nicht für bestimmte Gewerbe, welche sch ihrer Natur »ach besonders dazu eignen, zweckmäßig sein könnte. Betreffs dcr Bauhandwerke ist diese Forderung z. B. auch von nationallibcraler Seite stets vielfach unterstützt worden. Soeben hat nun wieder dcr JnnungSvcrbanV deutscher BaugewcrkSmeister auf seiner in Hannover abge- hallenen Jahresversammlung die Forderung mit Nachdruck erhoben. In einer von ihm beschlossenen Resolution wird verlangt, daß wichtige Bauten nur von geprüften Bauincisterii anSgeführt werden dürfen, daß nur derjenige sch Baumeister nennen darf, welcher eine Meisterprüfung bestände» hat, sowie daß demjenigen, welcher seinen Ber- pflichtunacn nickt nachkommt, die Meisterbefähignng entzogen wird. Wir wissen, daß die Regierung bisher auch gegen die Beschränkung des obligatorischen BesähigungSuachweiscS auf das Baugewerbe mancherlei rechtliche und praktische Bedenken gehabt bat. Angesichts der hier mit in Frage koinmenteil großen'öffentlichen Interessen aber wird man doch erwarten dürfen, daß die erwähnte Forderung des JnnungSverbandeS einer erneute» Prüfung unterzogen wird. ss Berlin, 22. Jnli. Reben der Reorganisation dcr Eisenbahnverwaltung schweben für Preußen noch einige OrgainsaliviiSsragen vvn Bedeutung, welche vielleicht schon in dem nächsten Etat ihre Erledigung finden werden. Es handelt sich u. A. um die Reorganisation dcr Wasser- bckördcn dcr mittleren Instanz. Die Wasserwirth- schasl soll einheitlich für die große» Stromgebiete dem Ober- präsidcnten der zumeist betheitigken Provinz unterstellt werden und ihm zu diesem Ende außer den erforderlichen technischen und juristischen HilsSkrästen ein Beschlußcollegiuni nach der Art deS Bezirksausschusses beigegebcn werden, bei welchem neben dcr Technik und Verwaltung auch die Sachkunde und Erfahrung nicht beamteter Kreise ihre aus reichende Vertretung findet. Dem Obcrpräsidentcn sollen im Wesentlichen alle admiuistrativen, polizeilichen und ver waltungsgerichtlicken Befugnisse übertragen werden, welche beute de» verschiedenen Provinzialbehörden der allgemeinen LandeSverwatlung zusteben. Zweck der Einrichtung ist der, die einheitliche und übersichtliche Behandlung des ganzen eng zusammenhängenden Wasserhaushalts eine- Stromgebietes und die gleichmäßige Berücksichtigung aller Seiten der Wasser- wirlhsckaften unter Ausgleichung der dabei häufig hervortretcnden Interessengegensätze im Sinne wirksamsten Wafserschutzeö und ausgiebigster Wassernutzling sicher zu stellen. Die Durchführung dieser Organisation wird sich indessen nicht Lurch den Etat allein erreichen lassen, weil cs sich dabei um die Aenterung zahlreicher, auf ausdrücklicher gesetz licher Vorschrift beruhender ZuständigkeitSbestimmungen, namentlich auf da» Wasscrreckt bezüglicher Bestimmungen beS ZuständigkcitSgesetzeS bandelt, deren Aenderung nur im Wege deS Gesetze- erfolgen kann. — Ans ganz anderen! Gebiete liegen die organisatorischen Maßregeln, welche durch die geplante Einrichtung einer besonderen Eiscnbahiicarriöre bedingt werden. Der leitende Gedanke dieses Planes beruht bekanntlich darauf, die sür den Verwal tungsdienst der Eisenbahnen bestimmten höheren Beamten nicht anS der Zahl der Assessoren zu entnehmen, sondern unmittelbar nach Beendigung LcS entsprechend auszugestal- tcnden kliiivcrsitätSstlidiumS in den Eisenbahndienst zu über nehmen und sic hier zunächst praktisch, namentlich im Betriebs dienst von unten heraus auSzubildcu. Beide OrganisationS- pläne stehen i» ihren Grundlinien iunerhalb der Regierung fest. An ihre Ausführung iin Einzelnen dürfte alsbald nach Ablauf der SommerurlaubSzeit gegangen werden. * Berlin, 22. Juli. Dem BundeSrath ist, wie bereits mitgetheilt, ei» Entwurf von Vorschriften über die Erstreckung dcr Versicherungspflicht »ach dem JnvaliditätS- und AlterS- versicherungSgesetz auf die Hausgewcrbtrcibenden der Textilindustrie zugcgangen. Die Vorschriften schließen sich jene,, für die Hausgewerbtreibenden der Tabakindustric au; sie zerfallen in 15 Puncte und sollen ohne beschränkte Geltungsdauer am I. Januar 1894 in Kraft treten. In der Hauptsache wird, dcr „M. Z." zufolge, Folgendes festgesetzt: Tie VersicherungSpflicht nach tz. 1 de« Gesetzes, betreffend die JnvaliditätS- und Altersversicherung vom 22. Juni 1889, wird aus solche selbstständige Gewerb- trcibende — HauSgewerbtreibende — erstreckt, die in eigenen Betrieböstellen im Aufträge und sür Rechnung anderer Ge- wcrbtreibenden — Fabrikanten, Fabrikkaufleute. Handels leute — mit der Herstellung von Gewebe, init Wirken oder Spulen beschäftigt werde», und zwar auch daun, wenn diese Hausgewerbtreibenden die Roh- oder Hilföstoffe selbst be schaffen, und auch für die Zeit, während der sic vorüber gehend für eigene Rechnung arbeiten. Vorstehende Bestimmung findet keine Anwendung 1) aus Personen, die das Geschäft regelmäßig für eigene Rechnung betreiben und »ur gelegentlich vvn anderen Gcwcrbtreibenden sür deren Rechnung beschäftigt werten, 2) auf Personen, die in einem andern, die VersicherungSpflicht begründenden regelmäßigen ArbeitS- oder Dienstvcrbältniß zu bestimmten Arbeitgebern stehen, sei es regelmäßig, sei eS nur gelegentlich, 3) auf Personen, die in dem Betriebe deS Hausgewerbes oder bei einer die Ver sicherung-Pflicht anderweit begründenden Lohnarbeit überhaupt nicht berufsmäßig, sondern nur gelegentlich in so geringem Umfange tbätig sind, daß der hieraus erzielte Verdienst zum Lebensunterhalt nicht anSreicht und zu den Versiche rungsbeiträgen nicht in entsprechendem Verbältniß steht. — Außerdem ist dem Bundesralbe zugcgangen ein Entwurf von Bestimmungen, betreffend die Nach m it lagSp a u sc n der in Spinnereien beschäftigten jugendlichen Arbeiter. Danach darf an Sennabenden, sowie an Vorabenden der Festtage die Arbeitszeit der jugendlichen Arbeiter nicht länger als 9>/, Stunden und nickt über 5 klkr Nachmittags bauern und nach der Mittagspause vier Stunden nicht überschreiten. Auch muß an diesen Tagen den gedachten Arbeitern gestattet werden, das VeSperbrod während der Arbeit einrunehme». Diese Bestimmungen sollen mit dem Tage der Verkündigung in Kraft treten und bi- zum 1. April 1903 in Giltigkeit bleiben
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