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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.10.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-10-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189310015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18931001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18931001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-10
- Tag1893-10-01
- Monat1893-10
- Jahr1893
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.10.1893
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Vez«s-^pke^ Hit« Hauptvditt», »b« d» st» Gtäd^ bqstk «d de» Vororte» «rtchtrl» M»S- »abestell»« ab geholt: vurrrttShrlichuKstl^ »ei »»enaoliaer täglich« Zustell,,- i»» Hau» » 5ch0. Durch di« Dost sto^ge» für Deutschlaud und Oesterreich: oienrliädrllch S —. Direct« täglich« krouzbaadseitduia in« Austaad: »»aatüch ?chü. Di« Morgru-NuSgab« erscheint täglich '/,7VHtz die «be»b^l»s»ch. Wochwt»»» 5 Lstr. Lrd«tt»» Md LniÄMm r -»tzmmeSgOß, 8. DieHrprditto» tstWochentng« »nuntrrtrvche» »«Ltznrl »o« früh 8 di» Lbeud« ? Uhr. Filikle»: vtt» m«««'« »orti«. (Alfred 11»G«süäS»ftr»tz» 1. Leut» Ltsche. K-cherioenstr. ich pari. »ud KSustrSpia- H. Anzeiger. Liga« für Politik, Localgrschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. 5«1. Sonntag den 1. October 1893. Anzeigerr-PreiS die Kgejpailene Prtitznle 80 Neelamen unter dem Neda ctiou»strich (4>S» fpalleuj 50-E. vor de» Familiruuachrichü» (6 gespalten) 40-^. Grdfier« Schrillen laut uuierem PreD» v»r,e,chnisj. Takellanfcher und Zissrrusatz unch höherem Loris. Extr« »Beilage« (gesalzt), nur Mtt de» Morgeu-Ausgabe. ahn« PostbesSrderuuG SO.-, mit Postdejorderu», 70.-^ Ännahmeschluß für Iia)eize»r Ilbead-AuSgade: Bormittag» 10 Uhr. . Morgeo-Ausgabe: Nachmittag» »Uhr. Eoun- uad gesttaa» früh OF Uhr. Sri deu Filialen und Annahmestelle» i« rku» halbe Stunde früh«. ^ ' Aujrlge» sind stet» an di» GtztzeVMs» zu richte». Dtvck »nd Verlag vo» L. Islh A LtijHl, 87. Jahrgang. AmMche Bekanntmachungen. Oeffenlliche Sitzung -er LtaLtverordueten de« 4. Oktober 1893. «deu»» Uhr, t« Lttzua,»saale a» Naschmarktr. Tagetordnung: I. Wahl von 16 Stadtverordneten und 2» ouderr» Bürgern ol» Mitglieder zum gemischten ständigen Ausschuß für die dies jährige Stadtverordnetea-Äahl. II. Bericht de» Finanzausschüsse» über: ». di« Rechnung über die Gemeindecasse d« vormaligen Gemeind« Neusellerhausen ans da» Jahr 1891 und die Schulkostearechnuna aus di« Zeit vom I. April bis 31. Decemder 1891; t>. Aufbesserung der 2. und 3. geistliche» Stelle in der Andrea-parochie. m. Bericht de» Lekonomie-AuSschusse» über: ». ein Abkommen wegen Freilegung d-S Scheckenaaßchrns in Leipzig-Neujeller- hausen-BolkmarSdors: h Entbindung der Universität von der Verpflichtung, die Halste der Unterhaltungskosten der A-pdattstrecke vor dem Augusteum zu tragen. IV. Bericht de» Bauau»schusse» üb«: ». Rachverwillignng zum Zwecke der im Lause de» Jahre« 1893 erforderlichen Ver tiefung öffentlicher Brunnen n conto 15, Pos. 1; l>. Um legung der üb« die Elsterbrücke bei Schleußig führende» Wasserleitung nach Leipzig-Kleinzschocher; c. Erbauung eine» Hinterhauses unter vorläufigem Unbcbautlassen de» Vorder- plattes aus dem zur Errichtung eine» Gebäudes für die Kinderbewahranstalt der Andreasgemeinde überlassenen Bau- platze; >1. Herstellung von 2 neuen Feuerschlangen an der Eeurralheizuog der II Bürgerschule: e. Instandsetzung der Aschen- und Abortgruben in deu städtischen Grundstücken Reitzenhain« Straße Nr. 130 und 134; f. Ausführung von Sbbruchsarbeiten im Grundstücke Univrrjitälsstraße Nr. 20; U. Herstellung fester Zwischenwände im Pserdestalle im Polizeigebaudc, Konto 3l, Pos. 38 außerordentlich de- die», jährigen HauShaltploneS; k. Erweiterung der im Innern der Markthalle vorhandenen Entwässerungsanlage durch Herstellung von Abflußrinnen. V. Bericht de» Bau-, Oekonomie. und Finanzausschusses über: u. ein Abkommen Wege» Straßenverbrciterung an der nord westlichen Ecke der Kreuzung d« Zweinauadorsn- und Gartrn^traße; b. Verkauf eines am Täubchenwege gelegenen Lrealstrrijen» uud Arealabtretung von dem Braß'jchen Grund stück zur Verbreiterung des Täubchenwege»; c. Brrkaus de» an der Eck« d« Schwagrichen- und Haydn-Straße gelegenen Bauplatte« Nr. 12; ck. Berkaus de» an d« Ecke de» z. der- bretternden ThomaSgäßchrn« und dc» Markte- gcl ^ne» Bauplatz«». VI. Bericht de» Bau- und FinanzauSschuffe» über: Umbau der uaterea Geschoffe de» alten Gewandhaus«» zu Meßverkaus»- räumen. Bekanntmachung. Da» 13. Stück des diesjährigen Gesetz- und Beror»NNNgS- hlattk» sür da» Küaigreich Sachsen ist bei uns eingegangen und wird bi- zum 16. October d». I». auf dem Ralhhaussaale zur Ein sichtnahme öffentlich auSHLngen. Dasselbe enthält: Nr. 57. Verordnung, die Enteignung von Grundeigenlhum sür Erweiterung der Eisenbahnstation Zwickau betreffend; vom 24. August 1893. Nr. 58. Verordnung, die Vornahme von Wahlen sür die 11. Kammer der Ständeverjammlung betreffend; vom 28. August 1893. Nr. 59. Teeret wegen Bestätigung Le» I Nachtrages zur Ge- nosscnschaftS-Ordnung der Genossenschaft für Berich tigung de» Heinrr-dorser Baches 1 zu Heinnsdori; vom 5. September 1893. Nr. 60. Verordnung zur weiteren Aussührung des Gesetze» vom 20. Mai 1867, di« Besugniß zur Ausnahme von Protokollen und zu Beglaubigungen bei Justiz- und Verwaltungsbehärden betreffend; vom 16. September 1893. Leipzig, d« 38. September 1893. Der Nath der Stadt Leipzig. vr. Georgs. Arumbiegrl. Bekanntmachung. Wegen der am M««tag, 2. Lctsder diese» Jahre» stae- findenden Reinigung der Expeditionsräum« unser« Sp«rttl- 8iuuah«rn I und II. Najchiaarkt 2, altes Polizeigedäude, 1. Obergeschoß, Zimmer Nr. 6 und 7, bleiben dieselben au ge nanntem Tage sür den geschäftlichen Verkehr grschloffen. Leipzig, de» 90. September 1893. Der Nath »er Stahl Leipzig. vr. Georgi. Bekanntmachung. Der »»eite vrandcassentermin ist am 1. Oktober d. I. mit ei» und eine« Halden Pfennig von jeder Einheit zu erheben. Die Hausbesitzer bezw. deren Stellvertreter werden deshalb aus- gefordert, ihre Beiträge spätrftenS binnen 8 Lagen von dem Fälligkeit-tag« ab gerechnet an die bekannten Zahlstellen iinlere» Stadt-Steueramte-, bei Vermeidung de» sonst eintretenden Bei- treibungSverfahrcnS. zu bezahlen. Leipzig, am 86. September 1893. Der Nath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Koch. Bekanntmachung. Die Ergebnisse unserer Stadtvermessung sollen, soweit möglich, auch für Private nutzbar gemach« werden; insbesondere können zur Zeit von der Süd-, Oft- und inneren Nordvorstadt, von einzelnen Theite» der inneren Stadt und der Westvorsladt in M-Leipzig, sowie von den Feldflächcn in Leipzig-Eonnrwitz Lopic» im Maß- stabe vo» 1:1000 und von 1:500, Lagkptäne in jeder anderen gewünschten Verjüngung und FlSchklibrrcchnungrn durch unser StodtvrrmessungSanit — Reudintzer RalhhouS, 2. Obergeschoß — a«gefertigt werden. Bon dem größeren Tbeile der vermessenen Flächen sind auch gedruckte Blätter im Maßstabe von 1:1000 und von 1: 500, außer aus dem Stadtvermessungsamte. iu der HinrichSschc» Buchhand lung — Grimmaische Straße Nr. 32 hier — käuflich zu haben Der Verkaufspreis beträgt sür gestochene Blätter im Maßstabe von 1:1000 bei voll« Bebauung 8^4, sür alle übrigen gestochenen oder antographirten Blätter je 4 ^ Ferner weiten wir wiederholt daraus bin, daß Neuausnahmen durch uvs« Stadtvermessungspersonal in denjenigen bebauten Ltadt- theilrn von Alt-Leipzig, wo zwar die Vermessung selbst noch nicht, jedoch die Netzlegung bereits erfolgt ist, ausgeführt werden können. Hieraus gerichtete Anträge siad ebensallS an uns« Stadtvermessungs- amt zu richten. Die Vergütung hierfür wird im Allgemeinen nach den für Arbeite» geprüfter Feldmesser üblichen Sätzen berechnet, die Bcr- meffung-kosten aber wnden dem Antragsteller nur anthrilig au- gerechnet, wenn di« Vermessung sür den Stadtplon bereit« «folgt oder für diesen verwendbar ist. Zur Vermeidung von Mißverständnissen wird jedoch daraus hin- aewieien, daß dem Antragsteller ein »erhällnißmäßig« Zuschlag für de» Bermesjungsauswond nicht nur im Falle einer Neukarltrung in Irgend welchem Maßslabe, sondern in derielben Höbe auch dann be rechnet wird, wenn es sich um die Ausertigung einer genauen Lopie «us Leinewandpapi« houdelt. Bei einsachea Pauszeichnungen da- gegen wird dies« Zuschlag ermäßigt. Leipzig, de» 3. Februar 1893. . D«r Nath »er Sta»t Leipzig. I» 363. vr. Georgi. Ltchoriu». Bekanntmachung, »te Verlegung Per Expepitionrn der Vaupoltzei-Ahthetlung hetressrnd. Die Expeditionen des städtischen Baupolizei-Amtes befinden sich von Montag, den s. Oktober ». Is. ab. im Grundstück Reichsstraße 1 sSellier's Ho! , II. und IU. Obergeschoß, waS hiermit zur öffentlichen kenntniß gebracht wird. Leipzig, am 28. September 1893. ^ Der Nath der Stadt Leipzig. Ie- ö091. D,. Georgi. Busch. Bekanntmachung. Nachdem der beim Unterzeichneten Polizeiamt angestellte Polizei- afsessor V>. iur. Friedrich Laut« Wagler unterm deutigea Lage »um Poltzetrath befördert und t« bisherige Rarhsasstffor vr.sur. Maximilian Weist als Polizriasscssor bei unterzeichnet« Be hörde in Pflicht genommen worden ist, wird dies hierdurch zur öffentlichen Kenntnis gebracht. Leipzig, am 1. October 1893. 0. K. 3748. Da» Polizei-Amt der Stadt Leipzig. Bretschneider. Bekanntmachung. In der Zeit vom 2. bis mit 30. September o. gingen an frei willigen Gaben bei uns ein: 20 >l in Strasjack>en Pr. '/> Pr. durch Herrn Friedensrichter Hriuel in Leipzig-Eonnewitz, 10 Sühn« in Sachen St. /. R., » 20 .A! » - - G. '/. P. l durch Herrn Rechtsanwalt 5 - » - Q. '/. G. s vr. Gcntzsch, 150 Gi von H«rn Jacob Plaut für di« „Arinencasse Leipzig-4pohli»", 5 Buße in Sachen H. '/. P. durch H««n Rechtsanwalt Kretzschm«, 10 Buße von einem Gehilfen, durch die Verajch'sche Hosbäckerei, 5 Sühne in Sache» L.Sch. durch Herrn .,ciede.»richte P. Wild in Leipzig-Kleinzsthochrr, . Sühne in Sachen M. H »l » » ^l » » .4L 3 >ll 3 >ll 10 3 8 X v 3 1 5 3 b 10 T. P- M. P- S. '/. M. A. '/. ». R. /. W. R. '/. A. Sch. '/- O- z- ?! F. /. 1!. S». E- '/- E. '/, R. '/ /- , L. P. Sch. '/. B. K. K. D. durch Herrn Friedensrichter Thomas in Leipzig-Eutritzsch, - . ». '/- L. - - I- '/- F«- 303 Suinma, worüber hierdurch dankend quittirt wird. Leipzig, den 30. September 1893. Das Armenamt. Hentschel. Schicker. Bekanntmachung. Anmeldungen zu den Ausbildung»- und Wiederbollinga- rnrjrn des Samaritervereins üb« „erste Hilfe bet Uuglülks- sällcn" wttden bis zum 15. October aus der l. Sanilälrwache, Hainstraße 14, gegen I Einschreibegebühr rntgegengenomme». Anmeldungen zum DamenrnrS tönnen ebendaselbst schrtstlich bewirkt werden. Leipzig, dea 30. September 1893. Der Vorstand des Samaritrr-vrreinS. vr. Ahm ns. Bekanntmachung. Tie Anmeldung derjenige» Coiifirmanden, welche in hiesigem Kirchspiel wohnen, aber außerhalb desselben Schulanslalten besuchen, wird in der Zeit vo« 2. bis 5. Oktober d. Nachm. 1—2 Uhr erbeten. Pfarramt Leipzig-Plagwitz, den 29. September 1893. Piarrer !>>, Imiickl. Biebertwolkwitz. Tie zur Herstellung von Fußwegen an diesiger Leipzig-Grimmaer Ehaussee erforderlichen Pflastkrarbktte», bestehend aus ca. 750 lfd. m bojsirlen Bordkantensieinen (Elaste I), ca. 800 lsd. in 80 >,» breiter Tagerinne aus Bruchsteinen, ca. 100 lsd. m bossirten Vordkaiilen steincn zur Elnfaffung von Bannikesseln, und ca. 220 gm Bruchstein Pflaster sür Einfahrten, sollen in zivei Loosen den Mindestsorderuden zur Aussührung übertragen werden. Angebote mit der Ausschriit „Herftrllnng »on Pflasterarbcitrn aus dcr fiskalischen Strafte in Ltebcrlwolkwit; sind portofrei und versiegelt bis zum 6. Oktober I8K3 anher einzureichen Blaukets für belde Loose können gegen Erlegung von 50 Pfennigen im diesigen Gemeindeamt entnommen werden Ltrbertwolkwtlz, am 30. September 1893. Der Grmeinberath. Dyck. Fünfzig Jahre russischer Zollpolitik. Vr. 1. Morgen beginnen die commissarischcn Berkanb lsingen über den deutsch-russischen Handelsvertrag. Lb daS Ürgebnist ein Deflnitivum oder ein Provisorium sein wird — wer weiß es? Fest steht nur soviel, daß die deutsche Negierung verlangen muß, daß die russischen Zölle aus die Einfuhr iw dustrieller Erzeugnisse herabgesetzt und .gebunden" werden Aus der andern Seile ist Rußland um seiner Landwirtbschast willen interessirt, gegen da» Zugeständniß der Lcsterreich eingcräumten Grtrridezölle mit einer Politik zu brechen, die, aus eine günstige geographische Lage gestützt, seit fünfzig Jahren bald an» schutzzöllnerischen bald au» fiScalischeu Gründen in steter Progression an der Auflbürmung un erhörter Zolldämmt gegen die Culturproducle Westeuropas gearbeitet hat. Zwei deutsche Namen kennzeichnen den Anfang und — von j dem AuSgang der Verhandlungen wird e» abhängen — da» Ende dieses ZeilrauniS, Eancrin und Witte. Gras Jegor Franzcwilsch Eancrin. der 1844 daS russische Finanzporte' euille abgab, da» er, von der Gunst Alexanbrr'S I. und de» mißtraulschen NicolauS getragen, allen Anfeindungen trotzend, 2l Jabrc hindurch hehauplct hatte, würde nach dem Klang eines Namens, von seiner Persönlichkeit abgesehen, sür einen Russen gelten. Aber er ist der Sohn eine- Hanauer Salineu- directorö Eancrin und ging im Jahre 1796 nach Rußland. Die französischen Freiheit»- und GleichheiiSidecn, die damals »och seinen Kopf und seine Schriften erfüllten, waren im Jabre 1823, wo idn Alexander I. mit der Ordnung des gründlich zcrrllllctc» Finanzwesens betraute, in einem gut- gefärbten MoSkowiliSmuS untcrgegangcn. Al« er im Jahre >8ll au« dem Amte schied, Halle er die Zolleinnakmen um 25o Prccent, von ll auf 26 Millionen Rubel, gehoben, durch Prohibitivzölle die auswärtige Industrie serngedalle», den Handel labm gelegt und die inländischen Industriellen dadurch verbittert, daß die Eoneurrcnz neu errichteter Slaat«- äbriken sie um die Borlbeile des ZollschutzcS brachte. Wenn auch diese« Prohibitivsystem nach dem Ausscheiden de« Finanz- minister« wesentliche Milderungen bis zum Jahre l867 er- ährcn bat, so muß dock, slelS zur Bcurlbcilung russischer Zollmaxiiiie» im Auge behalten werden, daß die klingenden Erfolge des Eancrin scheu Zollsystems den „Freihandel" in Rußland niemals haben auslonimen lasten. Selbst die Tarif- eniiäßigungeii, die zuletzt im Jahre l867 erfolgte», sind keineswegs al« srcibandlerisch im gebräuchlichen Sinne zu bezeichne». Vergleicht man die Sätze des russischen Tarifs mil den gleichzeitigen anderer Länder, so wird — wie wir in einem lehrreichen Aufsätze in der vom „Verein nr Soeialpolilik" herauSgegcbencn „Handelspolitik dcr wich- ligercn Eullurslaalcn" lesen — die Dicke des Panzer«, mit dem selbst damals Rußland gegürtet war, reckt augenfällig. Preußen z. B. führte eine Reihe von Artikeln ganz srei em, die in Rußland nur nach Entricklung eine« hohen Zolle« den Eingang erlangen konnten. Bei anderen Artikeln nahm der preußische Tarif sehr viel niedrigere Sätze an, und nur bei sehr wenigen Waarcu erscheint er strenger als der ussische. Dir Tarisrevision im Jahre 1867, die zwei Jahre später, am l. Januar 1869, in Kraft trat, ist da» Ende der Periode, in der freihLndlerische Ideen über dir durch Graf Eancrin vertretenen Grundsätze einen Sieg errungen zu haben schienen Die conseguente Ausbildung eines strenge., S ch u tz z o l l s n st c m « charaktcrisirt die dritte Periode. Am 10. November 1876 erschien ein UkaS, der vom 1. Januar >877 ab die Zahlung dcr Zölle in Gold anordnele. Ende l876 stand der russische Papicrrubel aus 2,45 .4k, der Goldrubel mußlc mit 3,2 l -4k gedeckt werden; der UkaS bcdeulcte also eine Mehrbelastung dcr eingehenden Waaren um 33 Prvcenl. DaS Jahr t88l brachte einen weiteren Zuschlag; über alle zollpflichtigen Waaren, aus genommen Salz und die Artikel dcS persischen Special handels, wurde eine Zollcrböhung von 10 Proceul verhängt. Charakteristisch ist die Mctivirung. Der russische Rcichsralb sällle das Gutachten: Eine solche Steigerung der Zölle könne für die Eonsunienlcn kaum drückend sei», da über die europäische Landgrenze uud die Häfen dcS Schwarzen Meeres und dcr Ostsee vorwiegend Waaren importirl würden, welche zum Absatz an die bemittelteren VolkSclasicn bestimmt sind! Im Jabrc 1882 zeigte cö sich, daß die Zolleinnabnien in den letzten zehn Jahren um 34 Millionen Rubel gestiegen warcn. Unvermindert war die Zufuhr an Rohstoffen und Halbfabrikaten geblieben, und da die stärkere Belastung dcr Eollsiliiicntcn durch die Ver- lheuerung der Waaren nickt so unmittelbar und ziffernmäßig zu Tage trat wie die Mchreinnabine an Zöllen, so lag für die Regierung sein Grund vor, mit der Weilerentwickelung der auf si-calischen Rücksichten aufgebauten Zollpolitik inne zuhalten, uni so weniger, als die Thatsachcn in der Theorie sich bequem aus den Kops stellen ließen. Der Bedarf war trotz dcr Tariferhöhung gewachsen, weil die dringenden Be dürfnisse des Landes trotz der Zollerböbung Befriedigung heischten — die StaatsweiShelt der russischen Finanzpolilikcr calculirle natürlich umgekehrt, weil das Bedürfniß des Aus landes, nach Rußland bin adzusctzen, dringend sei. Und warum nicht die Zollschraube wcitcranziehen, wenn daS Ausland somit de» Zoll trage? Unter diesem Zeichen begann die Pcriooe 1883 — 1891. In dem Budgelenlwurs des Jahre« 1883 bemerkte der Finanz- i»inisler,das bisherige WirlhschaflSsystci» habe große Schwächen gehabt. Taö aufmcrksainc Studium derselben weise auf die Notbwendigkeit hi», „die normale Entwickelung der Industrie durch genügenden Schutz sicher z» stellen, die Ercdilanslalten zu consolidircn, den Ercdu zu verbilligen, die Ertragssähig- keil der Eisenbahnen ru verstärken u. s. w." Und nun folgte bis 1891 eine lange Reihe vo» weiteren Erhöhungen der bis- derigen uncrbörl hohen Zölle. Petitionen „notbleikcndcr Industrieller" um verstärkten Zollschuy gegen die Ucbcrniachl ausländischer Industrien jagte» einander und fanden wohl wollende Begründung ,m Finanzministerium und unter dem Druck fiöcalischer Rücksichten sckr schnell Ausdruck in der Zell gesctzgcbunz. Es mögen folgende Daten genügen. 1884 Er böhuiig der Zölle auf Kohle und Roheisen, 1885 ans Heringe, Thec, Traubciiweine, Seidcngarnc, Oclc und landwirtbschast- liche Maschinen. Im Juni 1885 erfolgte rin Zuschlag von 20 Prvcenl aus nahezu alle Zölle, einen Monal später wurden die Zölle sür Metalle, Mclallwaaren und Maschinen weiter erhöh», daüJabr 1886 brachteZollstcigcrungen fürKupscr und Kupsersabrikate, Felle, Ziegel, Dachpfannen, Alaun. Soda. PboSphate, Knochcnasche. 1887 wurden die Zölle aus Robmclall undMclallsabrikalc, Hcringcunt lantwirtbschaftlicheMaschinen nochmal» gesteigert; am 16. Anguft 1890 kam ein Uka«, einen weiteren Zuschlag;»!! zu den Zollabgaben von alle» über die europäische Grenze eingcsiibrlcn Waaren zu erheben. Be- grcislichrrweife war eine aus alle Positionen sich erstreckende Durchsicht des russischen ZolllarisS inzwischen dringende Nolbwrndigkeit aewcrden. Am 1. Juli 189l trat das Ergebniß der „Revision", dcr neue russische Zolltarif» in Kraft- Er enthielt eine geringfügige Ermäßigung sür einige unbedeutende Artikel, Alif'rechtcrhattunz der bis dahin, wie oben geschildert, stasselwcise erfolgten Zollerhöbungcn und weitere Erhöhungen u. A. sür folgende Artikel: Ebemi- talien, Schwefel, Talg. Soda, künstliche Düngemittel.Maschinen, Scibengarne, Baumwolle, Eisen uud Steinkohlen. In der Motivirung zu diesem Zolltarif wird bervorgeboben, daß die Regierung damit den biSker innegebaltenen Pria- cipien starken ZollschutzeS nicht nur treu bleiben sondern auch noch eine weitere Ausdehnung zu geben gedenke, so daß in Zukunft der Schutz sich gleichmäßig über die gesammte Production erstrecke, vom Rohstoff bis zum fertig gestellten Zroduct. Damit hat da« System Witte begonnen. Wir haben un« in der Darlegung der russischen Zoll politik nur auf die Hauptrüge beschränkt; wir haben un- erörtert gelassen, daß »vck, schwer fühlbare Differentialzölle bestehe», je nachdem die Waaren über die baltische, polnische oder südrussische Grenze gehen, io nachdem dork oder dorr noch Industrien besonder« zu schütten sind. Dieser Tarif von 1891, dcr, wenn eS nicht ein Recht dc« SlaaleS wäre, Zölle in beliebiger Höhe zu erheben, gerabczn al» Raubzoll bezeichnet werden könnte, ist »nn als Miuimaltarif be zeichnet und der deutschen Regierung zugemuthet, um diesen „Miiiimaltaris" zu erlangen, die Getreideoiffcrcnlialzölle, aus die, Oesterreich gegen eine immerhin nickt zu unlerschätzeude Summe von Zollcrmäßigungen zugestandenon Sätze herab- »drücken. Bon diesem Miiiimaltaris berichten die HaudelS- ammcrn dcr östlichen Provinzen bereits im Jahre 1892, daß er den Grenzverkebr nahezu abgcschnillen bade. Angesichts dieser Tbalsachen baden auch nur wenige Man- chesterstimincii gewagt, die Zollrelorsion der deutschen Re» giernng ;» ladet» unk in merkwürdiger Begriffsverwirrung au« sreibändlerischen Motiven von dcr deulsche» Regierung einen Handelsvertrag zu verlangen, der den extremsten Hoch- 'chntzzoll einer ausländischen Macht sanclionirt. So wünschcaS- werlh eS ist, daß die neue» HaudelSverlragS-Berbandlungen zum Abschluß eines endgültigen Berlrags, nicht eine» Provi- oriumS, führen — die Bedingung ist unumgänglich, daß Deutschland ausbört, nach Rußland weil« dc» ZinS zu zahlen, der ihm indircct durch die periodischen Erhöhungen der russischen Zollsätze auserlcgt worden ist. Deutsches Reich. k!5. Berlin, 30. September. Dir Discussion, deren Gegen land Fürst Bismarck infolge der Günser Depesche geworden ist, wird wvbl einen baldigen Schluß finden. Nack der Feststellung, vaß ein we.lerer Verkehr weder slattaesnudrn hat, »och beabsichtigt (?) ist, gehört dir Günser Episode al» eine abgeschlossene der Geschichte an. (Unseres Erachten» läßt sich dies vorlänsia nickt mil Bestimmlbcit behaupten. Red.» Sie wäre wohl sogleich als ein zwar freudiges, aber keine Folgen, wenigsten« keine dircclc» Folgen verbeißendes Ereigniß im Volke ansgefasst worden, wenn nickt die Gegner de» Fürsten begönne» Kälten, de» Vorgang in einer Weise zu denken, die nicht unwidersprochen bleibe» durste. Nicht die Folgerung, zogen sie, daß, da die völlige Entfremdung nicht mehr vorhanden, dcr politische Rath des ersten Kanzlers in besonders schwierigen Fällen ofsieiell cingcboll werden könnte und dürste, sie deducirtc im geraden Gcaentbeil aus der kaiserlichen Tbeilnadnicbezeugung die Verpflichtung sür den Fürsten, »un auch mit der privaten Acußcruiig seiner Poli tischen Ansichten zurückziibalten. Und wenn in manchen Kreisen an eine politische Bedeutung des TepeschenwcchsrlS geglaubt werden konnte, so war auch die« dcr anderen, um nicht zu sagen gegnerischen, Seite zuznschrcibcn. Indem man sichtlich ein auxerortei,Nicke« Gewickt daraus lcatc, bekannt zu geben, daß die Günsei Depesche in peinlicher Beobachtung dcr constilulionellen Form erst nach erfolgter Zustimmung dc« verantwortlichen RalhgebcrS der Krone abgegangen sei, stempelte man sic zu einem politischen Aclenstück und setzte sich dadurch allerdings in Widerspruch mit dcr gleichzeitig ab gegebenen Versicherung, daß eS sich lediglich um einen Act persönlicher Hochherzigkeit de« Kaiser« einer Privatperson gegenüber gebandelt habe. Für solche Acte, das wußte man evrn un Publicum, ist in Preußen und Deutschland dieGegeazeickuung oder eine sie ersetzende Formalilät nicht erforderlich und her kömmlich. Einleuchtend — nachdem einmal politische Folgen für möglich und wahrscheinlich erachtet wurden — konnte e» auch nickt sein, daß man diese Möglichkeit mit dem Hinweise aus die Verantwortlichkeit und mit der Frage bestritt, waS ge schehen solle, wenn dcr Rath des Fürsten Bismarck eingebolt werde und sich Meinungsverschiedenheit mit dem Reichskanzler berauSstellte. Die Heranziehung unverantwortlicher Rathgeber ist unter dem neuen Eurse schon dagewcsen und dcr Reichs kanzler bat, wenigstens in dcr Leff'entlichkcit, »icktS gegen sie einwendcn taffen. Daß sich niemals Mcinungsverschiedc» beiten demertbar gemacht haben sollten, ist kaum glaublich und scheint auck» durch die Geschichte widerle>zt. Wenn aber dock niemals welche entstanden sein sollten, so müßte es der Re gierung wcrtbvoller erscheinen, die abweichende Ansicht eines Fürste» Biöniarck als die ziiskimmcnde eines k oder ))j kennen zu lernen. Eonstitittionelle Bedenken lassen sich gegenüber der beispiellose» Autorität dcS Fürsten im In- und Ausland ernstbaslerwcise nicht gellend mache», und wenn man fick nicht zur Einholung feine« RatheS entschließen zu dürfen glaubt, fo sind die Gründe nicht in Verfassung und Brauch, sondern i» den nach dem Rücktritt de- Fürsten in Bezug auf seine Person ergriffenen Maßnahmen zu suchen. Der Günser Schritt war in der Thal ein persönlicher, der Cor» bleibt dcr neue- * Berlin, 30. September. Ucker den äußeren (ffang der deutsch-russischen Zoll verdankt» ngen wird mcbrrren Blätter» geschrieben: Die deutschen Bevollmächtigten sind wie die russischen mit genauen Instructionen über daS Maß dcr Forderungen »nd Z»gcständiiissc versehen. Je nach dem Inhalt dieser Instructionen wird sich eine größere oder ge ringere Zabl von Tiffercnzpliiictcil allgemeiner oder besonderer Natur ergeben. In den Fällen, ui bene» die deutschen Tclcgirten nickt schon durch die vorhandene Instruction ge» Kunden sind und es zweifelhaft fein kann, wie weit sie geben sollen, wird die Sackie vor dc» Beiratb gebracht, dcr eine Entscheidung trifft, ebenso wie die russischen Delrgirten nach St. Petersburg berichten und neue Instruction einholcn. Sollten die deutschen Vertreter einen Bescheid dcS Beiratbes für schädlich oder unausiübrbar erachten, so siebt ibnen die Berusung an die entgiltige Entscheidung des Reicks- kanzterS offen. Tie Vertrauenspcrsoiicn und Sachverstän digen sind dazu da. ric Regierung möglichst genau und zu- > verlässig über die wirthschastlichen Bedürfnisse und Zoll»
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