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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.10.1893
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-10-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18931013019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893101301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893101301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-10
- Tag1893-10-13
- Monat1893-10
- Jahr1893
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Morgen-Ausgabe. ^4 4.—. «»kOOEÜch» ^4 74L -LSLSL-WM'^ Nr-«tr»» «H LrrWW»»: " a rVLViL^L'KL /Ui-I«: UchMerIaMM Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. A«zeigen»Pre1- die -gespaltene Petitgeile 20 Psg. Aerleme» «trr d«»! tpalte») ÜO-4, vor de» Famili, <g gespalten) 40-4- Grsßer« Schrat»» la»1 »»ft«« ^ »«zeichmß. Tabellartlcher und ZHmtsitz »ach höhere» Larss., Orte«»Beilagen lgesal»t), a»r «kt de» Morgen-Aasgab«, ob»» Postbefsrderwm ^0 SO—, Mit Postbesördernug ^4 70.—^ Änvahmeschluß fir A»)eige»t >be»d-»»»gab«: vormittags 10 Uhr.' Marge »»Ausgabe: Nachmittags 4 Mo Goa» »ad Festtags früh llhr. <0 ve» Filiale» «ad «unaymeftelleo je «st» halb» Lt»»b« früher. RopeiOe» st»d stets hi, Oppchiffs» »» richte»^ L«p« »ad Verlag »o, «. U»l, » MW» ^?5N. Freitag den 13. October 1893. 87. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Lekantckuachmtg. llater Hinweis auf di« Bestimmung in tz. 368' des Reichssttaf» aesetzbaches wird de» Grundstücksbesitzern bez. Garleaiuhabern hiesiger Stadt bet vermeid»», einer Geldstraf« bi« zu «0 ^4 oder «nt. sprechender Hsft hiermlt anfgegebe», ihre Bü««». Ettüucher, Hecken u. f. ». »an den Raupen de» vaomweißlt,»« (4.v«ri» 6r»r»egi). des GolpOfters lkoribsua Okr^aorrboa») und de» Lchwammsptaoeb» (Venen» viapar) der« vertilg»», in den Mauaten Ortader hts mit «Sr» zn «efotge» hat, grtzhrt» s Kodern uud dt« Schädlinge Vertilgen zu lag«. Gleichzeitig ^ben wir nachstedend »ob <2 eine kurz« Beschreibung der Lebensweise und der zweckmäßigsten Art der Vertilgung der angeführte» Schmetterlingsarteu. Leipzig, den L. October 1893. ^ »er «ath »er Stuvt Lripzis- . ll. ILSflü. vr. Georgi. Stahl. Baumweißling §porl» vrataegt). Der Schmetterling, »«lcher uur tu einzelne» Jahren in gefahr» drohender Anzahl ericheml, legt im Juli oder August seine bin,» sürmiae», geldliche» Ster, in regelmäßig geformten Häuschen bis 150 Stück nebeneinander auf dir Blätter der Pflaumen, Schlehen, Weißdorn. Traubenkirschen, Arpfel, Birnen und Mispeln. Di« Stäupche» verlassen di« Girr im Herbst und spinnen einige Blätter »u einem kleinen s«ide»-lö«»»»d»» Rest« zusammen, in welche» st« grmriusam überwintern. Im Frühjahr beginnen sie ihr tzerftsrungswerk an Blatt und Llüthenknospen der Umgebung ihres Nestes. Anfang Mai verlassen sie das Stift und leben einzeln, bis fl« sich Lud« Juni verpuppen. ^ Zwockm^t^r^Bmtilguogswris«: Zerstörung des Neste» vom Galvastrr (Vortstaalu Obrreorrb»»«). Der Kalter, »elcher im Juni oder Juli erscheint, legt dl« Eier als sogenannter „kleiner Gierschwamm" unter »tnec Deck» seiner Asterwolle in lauggestreckten Hausen meist an di« Unterseite der Blätter von Obstbämarn. Weißdorn, Birst, Eich« und andere« Laub- Holz. Im August entschlüpfe» den Girr» die Mupchen, uähren sich von den uächsteu Blättern, die sie, des Blattsleisches beraubend, skelrtttren, häuten sich zum erste» Malt und überwintern in einem großen gemeinsamen festen G» pinnst«. Im März beginnen fl» »on Neuem den Kraß, welcher um so verderblicher ist, als sie gesellig die Knospe» angreise» »nd bet rtntrrtender Kälte wieder Schutz in dem verlassenen Winterquartier finden. Au der Yroßstell» überziehen sie di« Zweig« mit «ine» lustigen Gewebe, welche» sie verlasse», wenn di« Knospen verzehrt find uud gegen ein frisches Gewebe an einer »e»en Kraßftell« vertauschen. Lude April ^rstrruen sich di« bi« dahin gesellig lebenden Staupen und verwandeln sich Anfaag Juni in einem losen Gffpinnst in rin« kahl« braun« Puppe. Zweckmäßig« Berttlguugsweis«: Sammeln und Vernichten der WiSerneft« im Herbst bi« zum End« Mt». Schwammsptnner (Ovuarla UlZpur). Das Weibchen dieser tu beide» Geschlechtern sehr verschiedenen Schmetterlingr legt sein« Eier L»de August in großen rundlichen, mit der gelbgrauen Astrrwoll» sorgfältig bedeckst» Haufe», so- genaanten „großen Lierichwämmeu , on Baumstämmen, Zäunen »ad Mauern ab. In diese» „Schwämmen" überwintern dt» Gier, um zeitig im nächsten Frühjahr dir Räupchen zu ergeben. Die entschlüpften klelnea Räupchen bleiben während ihrer ersten Lebens« tag« auf diesem Schwamm vereint fitzen. Dies« Schwämme mit den daraus fitzeudea juugrn «änochea nennt der Forstmann „Spiegel". Nach wenigen Tagen verlasse» die Räupchen den Spiegel und zer streuen sich dann sosort Ihre Rahrnng suchen sie an Obstbäumen und anderen Laubholzarten, auch an Berberizen, Rosen und Weiden, gehen selbst auf Topfgewächse über und werden auch krautartigen Pflanzen verderblich. Du Raupe ist im Jnni erwachsen »nd verwandelt sich in eine matt schwarzdraun«, mit gelben Haarbüscheln versehene Puppe, dir tm Jul« ober August den Schmetterling liefert. Zweckmäßige «ertilgnngsweffe: Zerdrücken der leicht kenntlichen Schwämme rejp. Spiegel vom September bis znm März. Lekamrtmachung. Die Schulz,ld-Hed«ft«lle Leipzig-Pta,tottz bleibt wegen dorzn« nehmender Reinignnasarbeiten SonuaVeuV, Ve« 14. diese« Mauats, geschlossen. Leipzig, de» 10. Oktober 1883. Der «e»th »er Stobt Lripzi, vr. Georgi. Müller. dst Lekanntmachung. tzeesrbeitn» znm —. Gasleitonas» ,«» Stein setz. . GeweUeriMMb«« b«» »4. veztrkVschule in Letp,ig«»leinzschocher znr Vergebung gelaugt Pud, werdrn dst nicht berücksichtigten Be werb« ihrer Augebost hierdurch «Missen. Leipzig, de» Oktober IS». Ter «attz ber Stobt Leipzig. Ple». 1481. vr Georgi. vr.Doondorf. LekL»kchllluhu»z. Nachdem ine DochVecker-, Klempner-, Glaser- u»d Tischler arbeite« zum Grweiteruuosbo» »er 27. vezirksfchule in Lripzia-Gonaewch zur Bergebuag gelaaat Pud, werde» die nicht derücklichtigten Bewerber ihrer Angebot» hierdurch rntlaffrn. LchpziL »» 7- Ociober 1888. Der «o«b ber «tobt Leipzig. Plrn. 14LL. vr. Georgi. vr.Doandors. Leka«utm«chuuz. Reiaig»ug der Geschäftsräume bierbt unsere PolizeitOff« «ooKOboP» Po» 14. »tefes Mooots geschlossem L^zßi, am 11. Oktober 1893. Do» Paltzeiomt Per Sto« Setpzt,. v. L. SS1S. Bretschneider. Unger. Dst Abführung von verstrioouosorbettrn ^HBUkskäW. j, der Kreörstrotze soll an eine» Unter, nehmer veeV»»ge» Dst vedta«^» für bstse Arbeiten liegen im GemcinVeomte, woselbst auch Blaüquets z» rntueiMien find, znr Ginsicht aus. Bepüpstch» Aagwati st^ verjchlofien „d mit entsprechender Aaffchrtft versetze» ebe»bas«ldst «ch »wer bi« »o« 1. »tefes Mooots. Richmlo^s » Uhr, rttuuresthen. Der »rterzeschms, Seoostch«»q behäit sich bst Auswahl unter da» vooerbrrn «G dst etwstg, Thetlo», der «rbrtstn oder die Ablehnung sämmtUchrr Auge best »«e. Schsnefeld. am 11. Ocstb« 1«. Vs» «»»etoborottz^ L»r«»z, G-v. Versteigerung auf -en Abbruch. Dir nachverzrichorten, an der Mühlgasfe unter Str. 2 und « und an der Harkortstraße unter Nr. 3 gelegenen Baulichkeiten, und zwar: das Gebäude Mühlgafse Rr. L sammt anschließender Lolonaad« au« Holzwrrk. das Gebäude Milhlgaflr Nr. 4 sammt anstoßendem Schuppen ous Fachwerk. das Kubnall-, Wirtbschafts-, Pferdestall- und Futtergebüud« ivarkortstraße Nr. S), sowie di« im Garten befindliche Golonnad« aus Fachwerk sollen Mittwoch, br« 18. Oktober b. I«.. vorwtttag« 11 Ubr in der Alten Waage, Katbarinrnstraße Sir. 1, L. Obergeschoß, unter den auf der Hochbau-Verwaltung, Raihdau«, 2. Obergeschoß, Zimmer Nr. b, zur Einsichtnahme autliegrnden Bedingungen aus den Abbruch versteigert werdrn. Di» zur Versteigerung gelangenden Baulichkeiten können am 16. und 17. diese« Monat« Vormittag« von 10 bi« 12 Uhr de- sichtig» werden. Leipzig, am ü. Lctaber 1883. ^ ^ Der Aotb Vrr Stobt Letpzto. Ib. 4198, Vr. Georgi. Gberle, Res. Lekarmturachung, bte Anwelbuug bter zuzietzenber uu» zu« vefuche ber oIiemetukM Fartbildungsschuie »rrpfltchteter Knobo« bktr. Hier zuziehende sortbildungsichulpflichtige Knaben haben sich innerhalb 8 Tagen »ach dem Zuzug« bel dein Dlrector ihres Bezirk« zum Besuche der Fonbildungssckmlr anzumelden. Bei der Anmeldung ist rin Echnlentlassuagszeugniß oder, wenn der Anzumeldende bereit» »ine Fortbildungsschule besucht hat, ein Echulzeugniß der letzteren brizubringen. Snchtanmeldung oder »erfpästte Anmeldung fortbildungsschul" pflichtiger Knaben wird von uns dem Gtadirathr zur vrstrasuuG angezeigt. Leipzig, am 9. October 1883. Der Schulousschuß »er Stobt Leipzig. Walter. Wzr. Sparkasse Lieberlwolkwih. Mit Rücksicht darauf, daß lm Lause dieses Jahres di« Quartals- ziusen von ansgeliehenra Hqpothrkeacapitalie» znm nicht geringsten Theil sehr verspätet bezahlt worden sind, haben wir beschlossen, all»» Denjenigen, »elch« ihre Eapitalziusen nicht innerhalb l4 Tagen nach dem Fälligkeitstermin berichtigen, von jetzt ab ohne Ausnahme Lie vertragsmäßige» erhöhten Zinsen zu berechnen. Indem wir dies unseren Jntrressenstn nur hierdurch zur Nach achtung bekannt geben, ersuchen wir alle Diejenigen, welche ihre Eaoitalzinsen pro lll. Quartal 1893 noch nicht berichtigt haben, diese zur Vermeidung von Nachtheiien längsten« bis zum 1b. diese» Monat« zu bezahlen. Ltebrrtwolkwitz, am 4. Ortaber 188». Sporeoffe »oselbft. Dyck. -Versteigerung. Das in PriOU am Markt zeleaeae Grundstück »Hotel »«« Mohren", welches ahne IoVentor auf S6 bOO ^4 geschätzt worden ist, soll 0« 2». Navember 18-», var«ttto,s 11 Uhr zwangsweise hier versteigert werden. Gtnr Uebersicht der auf dem Grundstück« lastenden Ansprüche kann vom 7. November 1898 ab in der Verichtsschrribrrei de« Unterzeich neten Amtsgerichts etogeichen werdrn Gntschließung wegen MitVersteigeruna p«» JnVrntors wird spätesten« im verstrigrrungstrrmine erfolgen. Pegau, am 9. October 1883. Kbntpliches Amtsgericht. Schubrrth. G. Lekannlmachung. Diejenigen Mitglieder ber Äsroelttisch?» Neligions-emrindc zu Letpzto, welche noch mit GemetnVrsteuern für da« laufende Jahr im Rückstände sind, werdrn hierdurch aufgefordert, die rück ständigen Beträge ms spätestens de» 2V. Ortaber d. I. a entrichten. Andernfalls wirb die Einziehung im Wege der wangSvollstrrckung erfolgen. Leipzig, 11. Oktober 1893. Der Borstllnd der J-raelitischeu Religionsgemeinde zv Leipzig. Noch einmal -er englische Lohlenarbeilerstreik. k. Lonbon, 10. Oktober Da« traurige Schauspiel der Arbeitslosigkeit von einer halben Million Menschen, dir zu einem erträglichen Lobne arbeiten könnten, aber es vorliehen, selbst zu darben und ihre Familien darben zu sehen, hat sich wider alles Erwarten immer mehr hinausaezogen. Dir Bergarbeiter behaupteten zwar, der vor dem Ausstand gezahlte Lohn sei ein bloßer Existenzlohn gewesen, «her diese Behauptung »ertragt sich schlecht mit der Thatsache, daß der Dorchschuittsverdienst eine« Bergmann« etwa 4V die Woche bei 5>/,tägiger Arbeit zu je acht Stunden betrug. Nach der von den Berg werksbefttzern verlangten Lohnminderuug würde sich der Wochen lohn immer noch auf 32 bi« 33 ^ belaufen, während sich doch dir englisch«» Landarbeiter mit einem bedeutend geringeren Einkommen genügen lasten müssen. Auch widerlegen die Streiter ihre eigene Aufstellung, «dem sie von den Genossen welche die Arbeit zum alten Satz« wieder aufnehmen konnten, einen täglichen Beitrag von einer Mark znm Unterstüyungs- fonds verlangen. Obwohl nun dieser Zuschuß die Streikkasse etwas füllt ist doch die Hilfe gam ungenügend, da nur rin kleiner Theil der Bergleute Gelegenheit erhalte« hat, di« Arbeit ebne Lohnreduction wieder aufzunrhmro. Alle größeren Besitzer von Koblenwerbeu und nicht nur solche, die zu dem Bund der Minrn-Eigenthümer gehören, hielten bi« beute ihre Zechen geschloffen und erklärte», ohne Lohmreduetion die Arbeit nicht wieder aufnehmen lasten zu können. Datei haben es ihre Kundgebungen außer Zweifel gestellt, daß sie mit einer weit geringeren Herabsetzung des Lohne« als der ursprünglich vor- aeschlagenen sich zufrieden geben wollen; rnna« Arbeitgeber hatten bereits vor Wochen den Arbeitern eine Weederanfnahme der Arbeit mit einer Lohmnindernng von tO. ja 5 Prvc angeboren. Bis jetzt lehnten »her die Arbeiter jede derartige Aufforderung ab und folgten blindlings den Beschlüssen ihrer Bereinigung, beziebungSweise ihrer Führer. Der einzige Lichtblick in dem gegenwärtigen Zustande bestand bi- beute darin, daß wenigstens die 100 000 Kobler von Süd- Wales, deren Lohn durch die gleitende Lobnscala geregelt wird, wieder die Arbeit ausgenommen baden; ibr Lohnsatz ist in Folge der durch den Streik verursachten Kohlen- tbeucrung nicht unerbeblick gestiegen. Auch in Schottland ist Ruhe gebasten worden, und im nördlichen England arbeiten die Bergleute mit dem geringeren Lohne fortdauernd weiter. Ebensowenig haben sich die Ausständigen irgend welcher internationalen Hilf«, die so pompbast anaeküadigt war, zu erfreuen. Daß trotzdem der Bund der Bergleute so hart näckig auf seiner Stellung beharrte und jeden Lersuch einer Bermiltelung schroff von sich wie«, zeigt, daß die Arbeiter ihres endlichen Sieges mit voller Zuversicht entgegen» sehen. Es ist ihnen die Ueberzeugnng beigcbracht worden, daß sie die Mächtigeren seien. Ihre jeder ver nünftige» Besprechung und Verständigung widerstrebende Haltung ist in hodem Grade bedauerlich und eröffnet eine keineswegs erfreuliche Aussicht für da» englische GcwcrbS- leben, wenn die jetzt wieder erneuten Versuche, die gesammle Arbeiterschaft England« in einem großen Bunde zu vereinen, von Erfolg sein sollten. Auch in dem Kohlenstreik ist somit die in diesen Briefen mehrfach erwäbnte Radicalisirung der englischen Arbeiterschaft unzweidculig hervorgetreten. Inzwischen wird das allgemeine Publicum von Tag zn Tag durch dcn ungeheucren Aussland mebr und nichr m Anjpruch genommen. Auf der einen Seite erregt die immer steigende Noth der Arbeitslosen, die in Schaaren bettelnd ncrumziehen, in ausgedehntem Maße da« Mitleid und veranlaßt die besser sstuirten Elasten zu reichlichen Unterstützungen. Noch mehr Beunruhigung ver ursacht die Wahrnehmung, daß immer weitere Kreise der Industrie in Mitleidenschaft gewgen werden und der Nationalwohlstand, der so wie so nach den Steuer- ausweisen, den Importverbältnissrn, den Posteinnahmen und anderen Anzeichen sich im Rückgang besindct, eine weilere er hebliche Einbuße erleidet. Zudem machen sich bei dem ühlercn Wetter die unerhörten Koblenpreisr schon in jedem Haushalt fühlbar, und e« wächst die Furcht vor einer wirk» ichen Kohlennotb, während sich bi« dahin das Publicum in Zola« der beruhigenden Versicherungen der Presse merkwürdig kühl und sorglos verhalten hatte. Jetzt aber hat man schon ausgerechnet, daß z. B- Dublin höchsten« noch auf vier Wochen mit Kohlen versehen ist, und die täglich trotz der Wieder eröffnung einzelner Zechen einlaufenden Nachrichten von der Einstellung weiterer Eisenbahnzüae, von feiernden Fabriken und immer noch steigenden »ohlenpreisen erhöhen di« Beunruhigung. Da die wiederholten Conferenzen hier der Arbeitgeber, dorther Bergleute wegen der starren Weigerung der letzteren die Aussicht auf Beilegung des bedauerlichen Zustande« in keiner Weise gefördert, sondern die Kluft eher erweitert haben, so werdrn nun von den verschiedensten Seiten Versuche zu einer Einigung gemacht. Da« Parlament ist zwar nicht mehr versammelt und batte auch schon auf eine bezügliche Petition sein Dazwischentreten als aussichtslos bezeichnet. Die gleiche Antwort hat Lord Salisbury auf dasselbe Gesuch ge geben. AussichtSvollcr erscheint jetzt die Bemühung der Bürgermeister von LeedS, Sheffield, Bradford, Nottingham, Derby und Barnsley, also der von dem industriellen Nothstand am meiste» betroffenen Städte. Diese hatten am 2. October beschlossen, je drei Vertreter und Lie Secretaire der streitenden Mäckte auf den 8. Ociober in- Rathhans von Sheffield zu laden und ihnen dort Vor schläge zu machen, „von denen man hoffen kann, daß sie die Grundlage einer gerechte» und zufriedenstellenden Verein barung bilden werden." Die Bergwerk-eigner entsprachen dieser Aufforderung und sendeten drei Vertreter nach Sheffield. Dort wurde diesen und dcn Vertretern der Grubenarbeiter eine Erklärung folgenden Inhalts unterbreitet: Die Gruben arbeiter nehmen die Arbeiten zu den alten Lohnsätzen wieder auf, die 6 Wochen nach der völligen Wiederaufnahme der Arbeit «ioe k proeentige Herabsetzung erfahren. Zur Rege lung der GehaltSfrage wird rin Schiedsrichteramt eingesetzt. Di« Bergwerksbesitzrr gewähren den Arbeitern Vorschüsse, die in wöchentlichen Raten rückzahlbar sind. Die Vertreter der Grubenarbeiter stimmten diesem Vorschläge bei, die Vertreter der Bergwerksbesitzrr behielten sich ibr Votum vor. Heute bat non zwar ein« in Derby abgehaltenrVersammlung von Grubenbesitzern den Vorschlag, den Arbeitern die früheren Lohnsätze einstweilen wieder zu gewähren, abgelehnt, aber die Versammlung schlug doch wenigstens vor, daß dir Arbeit, damit der gegenwärtigen Nothlage der Bergarbeiter ein Ende gemacht werde, am Montag zu Lohnsätzen, die um t5 Procent gegen die früheren gekürzt werden sollen, wieder ausgenommen werde. Ferner wurde dir Errichtung eine« Schiedsgerichtes, bestehend au« Vertretern der Grubenbesitzer und der Bergarbeiter, zur Regelung künftiger Lohn erhöhungen oder -Herabsetzungen in Vorschlag gebracht. Und eine io Atherstone abgehaltcne Versammlung der Grubenbesitzer von Warwicksbire beschloß die zu Sheffield von den Bürger meister« gemachten Vorschläge anzunehmen und den Betrieb wieder zu beginnen Die bisherigen Lohnsätze sollen bi« zum 4. Decrmber bribehalten werden, von welchem Zeitpunct ab eine lOproceotige Reduktion «intritt. Acht Gruben des Distrikts Bolton haben daraus beschlossen, wieder arbeiten zu lassen. Die Hoffnuna ist also berechtigt, daß in Sheffield eine Versöhnung augevahnt worden ist und der Ausstaad, der so unsägliche« Elend und so unberechenbaren Schaden an- gerichtet hat, seinem Ende entgegengeht Deutsche- Reich. * Leipzig, 12. Oetober. Die „Deutsche Weiuzeilung" in Mainz streikt: „Gegenüber der mehrfach laut gewordenen Androhung, di« süddeutschen Staate» in der Weinsteurrfrage zu majo- risire», sei hiermit festgestellt, daß nach 8 35 der Reichsversassuag dem Reiche bis jetzt «pertzoopt keim Gesrtzgrbungsrrcht über di« Beftrnerung de« Weines zustebt. Mit dem Einbringen eines Weinsteurrgesetzes bei dem Bundesrathe und Reichstag ist demnach zugleich eine im Wege der Gesetzgebung zu erfolgende Veränderung der Verfassung verknüpft, welche nach A. 78 der Reichs verfassung schon als ab gelehnt gilt, wenn sie im BundeSrathe 14 Stimmen gegen sich bat. ^ Verbarren dort die süddeutschen Weinbau-Staaten und insbesondere auch Bayern ans einem .Nein", dann ist da« ganze Projekt sosort hinfällig, weil Bayer» (6), Württemberg (4). Baden (3) und Heffeu-Darmstadt (3), zusammen sogar über 16 Stimmen gebieten. Wir halten es angemessen, diese thatsächliche Sachlage hervorzubeben." Diese Darlegung beruht auf einer falschen Aus legung der Reichsverfassuna. in deren Art. 4 «4 heißt: „Der Beaufsichtigung de« Reiches und der Gesetz gebung desselben unterliegen 2. die Zoll» «nd Handelsgeseygtbung und die für die Zwecke de« Reiches zu verwendenden Steuern." Art. 35 besagt nur, daß .da« Reich ausschließlich" die Gesetzgebung über da» gesammte Zollwesen, über die Besteuerung des im Bundesgebiete gewonnenen Tabak«, be reiteten Branntweins und Bier« und au« Rüben oder anderen inländischen Erzeugnissen dargestellten Zockers und Syrup«, über den gegenseitigen Schutz der in den einzelnen Bundes staaten erhobenen Verbrauchs-Abgaben gegen Hinter- zitbuligen, sowie über die Maßregeln, welche in den Zollausschlüssen zur Sicherung der gemeinsamen Zoll grenze erforderlich sind, hat. Wenn im Art. SS «eben Branntwein, Bier» Zucker und Syrup nicht auch der Wein aufgeführt ist, so beweist da« nur, daß nicht dem Reiche ausschließlich, sondern auch den Einzrlstaatra die Gesetzgebung über die Besteuerung de« Weine« zustebt. Es ist daher mit der Einbringung eine» Weinsteurrgesetzr- auch keineswegs eine im Wege der Gesetzgebung zu bewirkende Veränderung der Verfassung verknüpft. Berlin, 12. October. Die Berliner Presse hat sich, gleich dem hauptstädtischen Publicum, lebbaft mit dem^all Kirchhosf-Harich beschäftigt und zu einem großen Theil die zu Grunde liegende journalistisch« Schändlichkeit schäffer verurtbeilt. als dcn RechtSbruch des Generals. Ein anderer Theil freilich, und darunter in bekanntem EyniSmus dos schuldige Organ, bat den Fall zum AuSgangSpunct «ine« Feldzugs gegen den Militarismus und die militairische Straf gesetzgebung gemacht. Dabei braucht man sich nicht auf- zuhalten, diese Sorte von Zeitungen handelt eben auch hier «ecullckum natnram »uaw Dagegen regen die Aus führungen der anständigen Presse, in denen selbstverständ lich der mehr oder minder accentuirte Tadel des General- Kirchhofs auch nicht fehlt, zu mancherlei Betrachtungen an. Daß der Fall verwerflichen Hineinzerren- einer privaten Angelegenheit in die Oeffentlichkeit dem An sehen der Presse schadet, geben diese Blätter zu. Sie ver gessen aber zu betonen, daß der Fall etwas Gewöhnliches ,st und daß nur die Einpörungslhat eine» in seiner Ehre tief gekränkten Familienvaters sie zur Verwahrung gegen die Gemeinschaft mit dem compromittirten Blatte vermocht hat. Der journalistische Scandal blüht seit Langem in Berlin und die anständige Presse hat selten ein Wort der Verurtkeilung für ihn. Und ebenso wenig die Corporation, die sich nun einmal da» Reckt der Vertretung der Berliner Presse vindicirt. Noch mehr. Ein paar Tage vor der Affaire Harich hat fast die gesammte Presse wohlwollend Notiz von dem „Jubiläum" eines Blatte« und eines Journalisten genommen, die beide das Ansehen der Berliner, ja der gelammten deutschen Presse lies hrrabaewürdiat haben Auf diese Thatsache bat das Publicum bci der Besprechung des letzten Scandalfalles große« Gewicht gelegt und nicht mit Unrecht. Reckt abfällige B«° urtheilung erfährt auch der General Kirchhoss, weniger wegen seines Revolverangriffs, als wegen der Wahl des Züch tig u n g s o b j e c t S. Ruch da- ist begreif ich. Der skandalöse Klatsch im „Berliner Tageblatt" hatte schon vor etwa vier Monaten seinen Abschluß vor Gericht gefunden. Seit dieser Zeit mußte der General in Erfahrung bringen können» daß der juristisch verantwortliche Harich nicht der Mann ist, den man moralisch zur Rechenschaft ziehen darf. Ist es schon fraglich, ob der Mann über haupt wußte, was in „seinem^ Blatte stand, ehe er «s,X wie jeder Abonnent, fertig in die Hand bekam, so ist e« notorisch, daß er nicht im Stande gewesen wäre, die Aus nahme eine« Artikel« als ihm bedenklich zurückzuweisen. Die Justiz kann sich um diese« Berhältniß nicht kümmern, aber der private Rächer seiner Ehre hätte sich den wahren Schuldigen aussuchen müssen uud er hätte ihn bequemer finden können, als den obscuren armen Teufel von „Verant wortlichen", der verpflichtet ist, die Scandalleistuogrn seiner Brodherre» allerdings mit einem Körpertheil, welcher aber nicht die Brust ist, zu sühnen. u Berlin, 12. October. Bei der Erörterung über die Finauzrrsorm im Reiche wird vor Allem nicht unbe achtet bleiben dürfen, daß es sich nicht um die Beschaffung von Deckungsmitteln für künftige Mebrausgabeo bandelt. Dir Behauptung, als ob erhebliche Mehrforderungeosür Marine- zwecke in Aussicht ständen, ist bereits widerlegt. ES haodrlt fick für die Marine im Wesentlichen nur um dieDurchführung bereit« bewilligter oder doch im Princip als richtig anerkannter Maß nahmen. Im Uebrigen aber steht doch nur die Beschaffung der Mittel zur Deckung der Mehrkosten der vom Rrichstage selbst bewilligten Heeresvorlage und der Eionahme- auSfälle in Frage, welche dem Reich« aus den »«« Reichstage angenommenen Handelsverträgen er wachsen sind. Was zunächst die letzteren anlaagt, so sind die Einaahmraussälle bekanntlich durch die Ermäßi gung von Zöllen herbeigeführt, die, soweit sie nicht vom Auslande getragen werden, überwiegend von den breiten, mindcr wohlhabenden Schichten der Bevölkerung zu tragen find. Diese haben daher «ine sehr beträchtliche Erleichterung ihrer Steuerlast erfahre». Es erscheint also auch nicht mehr als billig, daß der Ersatz für den Eianahmeausfall durch stärkere Heran ziehung eine» Steuerobjrct« gesucht wird, da«, wie der Tabak, dem allgemeinen Gebrauch« dient. Zugleich entspricht e« sicher den Regeln richtiger Steuerpolitik, wenn an Stelle einer Steuer von nothwrodigrn Lebensmitteln eine solche tritt, welche lediglich ein dem Luxusgebrauch dienendes Steuerobjrct wie den Tabak trifft. Wird überdies di« Ladakstensr, »i«
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