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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.11.1893
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-11-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18931121020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893112102
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893112102
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
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- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-11
- Tag1893-11-21
- Monat1893-11
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Vez»gO«PretH M h« HnntzttMedltio» oh« de» im Stadt, tmiit »nd d«, Vororte« errichtete» An«. -Keftelle» abgeholt: vierteljährlichst 4^0. bei Weimaliaer täglicher Zuftell»og in« Han« ^t bchü. D-rch die Post bezogen für Deutschland and Oesterreich: viertel,ährtich >F L.—. Direkte tägliche tkreuzbandieichuag ins Ausland: monatlich 7 .HO. DteMorgeu-Au-gab» erfcheint täglich '/,? Uhr, di« Lbend-AuSgade Wochentag» L Uhr. Red«ctio» uuß Lrveditua: Aatzauarsgaffe 8. WieLn>editio» ist Wochentag« ununterbrochen geöffnet voo früh 8 bi« Abeudt 7 Uhr. Filiale«: vttn «e»» » Parti«. Mlsre» Hahn). Universität sseraße 4, Lani« Lösche. latharinenstr. 1«, pari, nud Kövia-pla- 7. Abend-Ausgabe. Anzeiger. Organ siir Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. A»zetge«-Pr<^ die S gespaltene Petitznle LS PsA. >«elam«u unter demRedactiaMvstrich (4»» spalte») L04, vor de« ^amildenaachrithtr, («gespalten) 40-ch. Größer« Schriften laut uni««« Pvei«. verzeichuiß. Tabellarischer und Ziffernsatz nach höberei'.l Tarif. Gtztr«-Beilagen (gesalzt', uur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postdeförderuua Sl).—, mrt Postbesörderung ^t 70.—. A-uahmeschluk für Aryeize«: Abeud-Ausgabe: Vormittag» lO Uhr. Marge ».Ausgabe: Nachmittag« 4 Uhr. Soun- und Festtag« frük ',,8 Uhr. Bei den Filialen und Annadmestelleo je «in« halb« Stund« früher. Snjeige» sind stet« an die Grpedtti«» zu richte». Druck »nd Verlag von S. P »Iz in Leipzig. ^ 585. Dienstag den 21. November 1893. 87. JahMNg. Zur gefälligen Beachtung. Unsere Expedition ist morgen Mittwoch, den 2Ä. November, Bormittags nur bis Uhr geöffnet. LxpviUtlou ä«8 I^tp/Ixer Politische Tagesschau. * Leipzig, 2l. November. Nachdem der Reichstag dem Ccntrum zu Liebe den Beginn seiner Arbeiten bi« zum Donnerstag verschoben hal, wirb rr daS Berlangcn der Conservativen, die Ha»vels»er- träge einer Commission zu überweisen, um so weniger abzulehnen vermögen. Die erste Lesung dieser Verträge Halle, da sie Niemanden zu einer verbindlichen Stellungnabmc zwingt, recht wobl am Montag stattsindcn und mit der Ver weisung der Vorlagen an eine Commission enden können. Durch die Hinausschiebung der Verweisung ist diese bei der Ueberfülle höchst wichtiger Cinzelbciten, welche die Verträge enthalten, nicht überflüssig geworden. Zu der Annahme, auch hinter dem Anträge der Con- servativen aus Commissionsberatbung stecke ei» Ob struktionsmanöver, das dazu bestimmt sei, die Ablehnung der Vertrage, zum mindesten desjenigen mit Rumänien, einzuleiten, liegt kein hinreichender Grund vor. Daß die Conservativen aus der Gewährung unseres Conventional- larifS an Rumänien keine Principicnjrage machen, so dasi sic die Ablehnung dieser Gewährung unter allen Umständen fordern müßten, das haben sie durch ihre wiederholte Zu stimmung zu der Bcfugniß des BundeSrathS, unsere Zollermäßigungcn provisorisch auf Rumänien auSzu- debnen, zu erkennen gegeben. Als der Abg. v. Frege am 24. November v. I. riese Zustimmung ausdrücklich er klärte, hat er nur Verwahrung dagegen eingelegt, daß man daraus etwa schließe, die Cenicrvativen tvükde» auch „anderen in der Lust schwebenden Verträgen" zustimmen. Diese Verwahrung würden die Conservativen, wenn sic sich jetzt den Vertrag mtt Rumänien gefallen ließen, sclbst- rerständlich wiederholen. Für eine unbefangene Betrachtung der Dinge aber ist sie gar nickt erst nötbia, denn es ist keines wegs eine logische Notkwcndigkcil, daß ein Zugestäntniß, welches Rumänien gemacht wird, Rußland nicht versag! werten kann. Unsere conimerziclle Stellung zu einem Lande, »ach welchem wir, wie c« bei Numänieii der Fall ist, mindestens doppelt soviel auösühren, als wir von ihm cinsüdren, ist an und für sich schon eine vollständig andere als zu einem Lanke, welches, wie Rußland bis zum Ausbruche deS Zollkrieges, Waare» in doppelt so hohem Gcsamnttwertke an uns absetzt, als cs selche von nnS kaust. Außerdem würde erst abzuwartc» sein, ob Rußland unserer Cinfnhr ähnliche Zolltarissätze gewährte, wie Rumänien. Und vom Slandpuncte der agrarischen Interessen ist eS unverkennbar ein großer Unter schied, ob unsere Geireibeprotuclion eS mit der Concurre»; Rumäniens oder mit derjenigen Rußlands zu lkun hat. Ja der Slellungnabine zu dem Vertrage mit Rumänien liegt also keineswegs eine principiellc Vorentscheidung für einen HandcSvertrag mit Rußland, und man sieht nicht ein, warum die Conservativen den vor einem Jahre zu einem Vertrage mit Rumänien im Allgemeinen eingenom menen Standpunkt geändert baten sollten. Dagegen ist nun zu prüsrn, oh die Zugeständnisse, welche wir von Rumänien erkalten, als ein befriedigender Ersatz für die unserigen an Rumänien zu betrachten sind. Vielleicht in »och höherem Maße ist unter diesem Gesichtspunkte eine Prüfung des Ver trages mit Spanien erforderlich. E« ist aber kein Zweisel, daß eine das »iassenbaste Material wirklich durchdringende und ausklärende Prüfung nur in einer Commission möglich ist, die schon fleißig an der Arbeit sein könnte, wenn ras Cent rum eS nicht anders gewollt hätte. Ueber den Minister Wechsel in Oesterreich bringt die russische Presse längere Betrachtungen, in denen sie dem Cabinel Windisckgrätz jede Lebensfähigkeit adspricht. Ter „Grasbdanin" sagt, das Ministerium Windisckgrätz sei ein Product der zufälligen Coalition von parlaincntarischen Parteien, welcke ganz entgegengesetzte Ziele versolgen. Von einer anhaltenden Eintracht »n Schoße dieses Ministeriums könne keine Rede sein. Fürst Wiiidiichgräy werde eniwedcr mit dem Strome schwimmen oder seine» Platz einem Polen cinräumcn müssen. Die „Mosk. Wjedomosti" »leinen, das CoalitionSministerium werde die bestehenden Gegensätze noch verschärfen, Fürst Windisckgrätz sei kaum besser als Gras Taafsc. Tie „Rußk. Wjedomosti" schreiben, so viel sei sicher, daß da« Eabinet Windijchgrätz ei» ReaciionSmimsterium sei; in socialer, wie in nationaler Beziehung könne eine Besserung der herrschenden Zustände i» Oesterreich von ibm nickt er wartet werden. Die Feindseligkeit dieser Auslassungen scheint wenigstens einen Beweis dafür zu liefern, daß man in Ruß land in dem CoalitionSn.inisterium ein Hemmniß für die panslawistische Agitation erblickt. Im ungarischen Abgeordnetenhaus«: wird die Vor lage wegen Einführung der obligatorischen Civil- cbe schon in diese» Tagen cuigedrachl werden. Gleichzeitig dürfte sich der Personenwechsel i:n ungarische» CultuS- ministerium vollziehe». Cs ist klar, daß das Ministerium seine Stellung nach oben hin unmöglich erschüttert fühlen kann, wenn eS am Vorabend von großen kirchenpoäilischen Debatten von der Krone nickt allein die Genebmigung der obligatorischen Civilcbe, scndrrn auck die Gutheißung für die Neubesetzung solch wichtiger Stellen, wie der ocS CultuS- niinifterS und des Präsidenten des Oberhauses, erkält. Es steht fest, daß der Rücktritt deS Freiberrn Nikolaus Vay von der Präsidentschaft deS Oberhauses, seine Ersetzung durch den Cultiisministcr Graten Csakq und die Berufung des Grasen Inl. Ankrass» in daSCultuSministcrilin, schon»» Septcmocr während derKaiscrlage in GünS zur Sprache gekommen und wahrschein lich auch beschlösse» wo»den ist. Man ersieht hieraus, daß Wckcrle im Hinblick aus eie bevorstehenden kirckeopolitischc» Debatten schon rechtzeitig für alle irgendwie erforder lichen und zweckmäßigen Vorkehrungen Sorge trug und daß ihm auch von oben her keine unüberwind lichen Schwierigkeiten in den Weg gelegt worden sind. ES scheint überhaupt, als ob man diese letzteren Schwierig keiten überschätzt und daran, daß die formelle Geuch- niigung des Kaisers sich etwas in die Länge zog. unbegründeter Weise Besorgnisse und pessimistische Betrach tungen geknüpft bade. Ja, unterrichtete polnische Kreise geben so weit, zu behaupte», Laß der Kaiser die obligatorische Civilchc nicht allein dem jetzigen Cabinet, sondern auch den früheren ungarischen Regierungen, und zwar nickt blos einmal, sondern schon wiederholt gewährt und gulgebeißen bade. Die Debatten über die Civilebc-Vor- lage werden hierüber sicherlich volles Licht verbreiten und nian wird vielleicht aus denselben den Eindruck gewinnen, daß für die Regierung in der Frage der Civilehe vom Be ginne an die Schwierigkeiten einzig und allein in den Partrircrbäll nisse» und in erster Reihe denjenigen des Oberbause« läge». Inwieweit eS der Regierung gelungen ist. die Sckwieri,ikeilen nach der angedculeten Richiung bi» zu be seitigen, läßt sich zur Stunde nickr genau sagen, »»r so viel schein» gewiß zu sein, Laß die Ministerberalkungen umnitteldar vor der erfolgten Genehmigung der Civilcbe Vorlage fick haupt sächlich mit der Frage befaßt haben, in welcher Weise der Opposition im Oberbause demonstrirl werde» könnte, daß i»r Kampf gegen das Cabinct in der kirchcnpolitischen Frage keineswegs den Anschauungen entgegenkoniine, die an der ent scheidenden Stelle gebegi werten: mit anderen Worten, eS bat sich ui» die Frage von „Garantien" gegen die klerikale Opposition in der ersten Kammer gebandelt. So viel man erfährt, soll die Regierung im Besitze von Er klärungen sein, welche ihr in der Frage der Civilcbe die loyalste Neutralität seitens der maßgebenden Hoskreise sickern. Die vielbesprochene Erklärung, mit der das gegen wärtige sranzifische Ministerium ror die Depulirlcn- kammer zu treten gedenkt, ist gestern noch nicht erfolg«; sie wird erst beute erwartet. Ob sic auch einen aus die Bekämpfung der Anarchistengcfabr bezüglichen Passus enthält, ist noch fraglich. Das „Journal des DöbalS" fordert einen solchen Passus entschiede» und verlangt gleichzeitig, daß mit der bisherigen Art, Repressionsgejetze zu mache», gebrochen werde. „Wenn ein Attentat verkommt", so sübrl das genannte Blait aus, „so iiiackl die Regierung eine» Gesctzoorschlag. Dieser schläft aber ruhig in de» Acle» und wird vergessen. Passirt ein neues Verbrechen, so erscheint die Vorlage wieder aus der Bildfläche. So ist eS auch mit dem Gesetz, daö im Monat Mai 1892 zur Unterdrückung der Aufreizung zum Verbrechen auftaucklc. Die Veranlassung hierzu gab das Attentat aus dein Boulevard Magenta. Bis zum November de« näm lichen IabreS, wo eS durch die Explosion in der Rue de« Bons EnsaiitS wieder in Erinnerung gebracht wurde, war nicht mehr davon die Rede. Tic Anarchisten bleibe» bester bei der Sacke. Ihre Propaganda ist eine ununter brochene. Die Katastrophe von Barcelona, der Mord versuch im Restaurant Doval >,»k die Explosion », Marseille folgten Schlag für Schlag aufeinander, um die civilislrtc Gesellschaft a» die Eristen; der Barbaren zu erinnern. Die Anarchisten betreibe» ibrc Propaganda in sebr ungcnirter Weise, sei eS m den Zeitungen oder in Versammlungen. Am Freitag erst erklärte ein Anarchist ganz oste» das Attentat Löauticr's für „sehr schön uno nützlich" und rübiuic sich, diese» zum Anarchismus bekehrt zu haben. Wenn Alles dies nicht genügt, um die Gcsell- fchast an ihre Sicherheit denke» zu lassen, so wissen wir wirklich nicht, auf was sie noch wartet. Um etwas zu er reichen und dieser neuen Arl des Bürgerlrieac« vor- zubeugen, sollte man sich in erster Linie vergewissern, ob die Satzungen der bürgerlichen Gesetzgebung, die fick auf Complotc und Vereinigungen vo» Uebellhätcrn beziehen, beute noch ausreichend sino. Kan» nian sich beule nock mit der Defensive begnügen? Man sollle de» Anarchisten besser auj die Finger sehen. Dies wäre ebenso Sacke der Regierung, wie die Erörterung der Krage, ob sic gegen sic genügend gewappnet ist. ES Handel! sich »ichl um schnelle, oft üder- ciile Maßnahmen. Wir wünschen, daß inan unsere bürger liche Gesetzgebung kaltblütig unk mil „Ja" oder „Nein" ans die Frage prüfe, ob sie im Stanke ist, die Gesellschaft gegen Feinde einer bisher ungckanntcn Art z» schützen, und daß nian ferner nickt erst wieder neue Attentate abwärts, um jenen zu begegnen " In der letzten Zeit waren bekanntlich Gerüchte aus- geslattert, die russisch französische Annäherung habe zu einem »i Verlragssorm gebrachten B«n»nifie zwischen Guglan» und Italien geführt. Die Unglaubhaftigkeit dieser Meldung lag auf der Hand, die Vcrmuibung mußte fick von selbst austränge», daß sic nicht von Freunden Italien« und hauptsächlich zu drin Zwecke in Umlauf gesetzt worden sei, das auitliche Rußland zu immer engen» Anschluß an Frankreich zu vermögen. Nun wird, im Grunde genommen, überflüssiger Weise, jener AnOstrcuong von Rom ans eine balbainllichc Verneinung entgegengestellt. Die »»»istericlle „Italic" erklärt, das Gerückt von den, Zu standekommen eines englisch italienischen BündnißvertrageS sei unbegründet, ein solcher Vertrag sei aber auch unnötbig, denn die fteundschaftlichcn Beziehungen zwischen Italien und England stänke» längst fest. Sie seien in der letzten Zeit naturgemäß iuimcr enger geworden, allein von einem Verträge sei weder in Rom noch in London die Rede gewesen. In- rwischen setzt die italienische Presse die Erörterung über die Reise des Grafen Kalnokn nach Monza mit begreif licher Unermüdlichkeit fort. Die LeSart, Laß das Ver halte» des VaticanS in den Fragen der internationalen Politik an den leitenden Stellen in Oesterreich Unmutk erregt und die Fahrt Kalnoky« nach Monza veranlaßt habe, findet in Italien viel Anllang. Neuesten« beschäftigt sich die „Tribuna" »nt ihr, wie au« folgendem Telegramm aus Rom bervorgeht: Die „Tribuna" äußert ihre Befriedigung darüber, daß selbst der streng kaidolüche osierreichischc ."taiserstaat Hie Geduld mit den Feiiidieligksi ls» des Vaticana »srlier», deklagt oder, daß diese Felndjetigleiien, so lange sie nur gegen Itttie» grbbt worden seit», in Berlin und Wien kalt gelasien hätten. Die „Tribuna" findet, daß die Verbündet«n ihre Gleichgiltigkeit gegen Italiens Nolbc nie aiifgäbcn, bevor sie kelber Noll» empfanden, und fragt: Ware es nicht gut, wen» die Inleressciigemeinichast sich auch ossenbarte, sobald lediglich Italiens Interesse im Spiele ist? Die englische Mission, die Sir Moriinier Durand nach Kabul geführt, ist wieder auf dem Heimwege, und wenn man aus ihrer Ausnahme einen »Schluß ziehen darf, sv muß Emir Abdurrbaman mit dem erzielten Abkommen sehr zufrieden sein Am l : c. M. wnrrc in der großen Andienz- ballc de« Palastes, wie bereits gemeldet, ein großer Turbar abgchalten und bei dieser Gelegenheit erklärt« der Emir, daß er und der britische Gesandte einen in jeder Weise zufrieden stellende» Ausgleich aller streitigen Fragen getroffen. Er beglück wünschte ferner seine Uniertbancn, daß sic in England einen guten Freund gesunden, der keine Anschläge gegen ihr Land Kege. Alle Einzelheiten über den Inhalt deS neuen Vertrages sind natürlich noch geheim ge halten und werde» in der Hauptsache vielleicht noch lange verborgen bleiben, lieber die Beilegung der vielen kleinen Grenz st reit ig leite» zwischen Indien und dem Emir berichte» jetzt die „Times", daß Tschttr.it und Nachbar staaten, sowie Wazirista» und der Posten Ttckiarged in Betiidschislan als zu der Interessensphäre Indiens gehörig betrachtet werde» sollen, während der Emir ASmar im Kuram Tbal erbätt. Tic „Pall Mall Gazelle" meldet indessen das gerade Gegcnt heil hiervon. Beide Blätter stimmen aber darin überein, daß die jährliche Subsidic Addurrbaiiian's von 12 aus 18 Lakbs erhöbt werden soll, also von rund 2>r aus :>>» Millionen Mark. Und auf solch klingendem Beweis der neu bekräftigten und engeren Freund schaft wird der Emir gewiß bestanden habe». Aber während für eineZeit lang wenigstens England unk die indische Regierung sich um die Stimmung unk Trene AhturrkainaiiS geringere Sorgen werden mache» dürfe», hat lein Geringerer als Lord Roscbery Fettillrtsn. Leben um Leben. l4> Roman in zwei Bänden von M. Gerhardt. Di-Ktruck verboten. (Fortsetzung.) Als er dann mil schwerer Selbstüberwindung zu dem Entschluß gekommen war, eine Gyinnasiallebrerstellc in einem entlegenen Provinzstädtcken anzuncbmen, da bcsckied der alte Herr ihn zu sich, fragte nach seinen Plänen und sprach sich m'ßbilligend darüber aus. daß rr, dem dir Pfade zu den Höben der Wissenschaft offen stänken, sich damit begnügen wolle, im Thale seine Mühle zu treiben. Rolcff zuckte traurig die Achsel. „Ich bin arm, Herr Profcffpr. Und nicht das allein, ßch habe Schulden —" Ter Professor räusperte sich unruhig. „DaS dürfe doch In, BestimmungSgrund für ibn sein, wo es sich um den ümst der Wahrheit und höhere Erlennlniß handle." Er kramte in den Schriften aus seilicm Schreibtisch, und kam »a«b mancherlei gewunkenen Betrachtungen über Welt und Menschen auf Antonie zu sprechen. Seine liebe Tochter sei eine sensitive Natur und lasse sich leider von ihren Empfindungen mehr als billig beeinflussen. Li könne sich mit ihrem Thun und Treiben nicht immer be- ireunten, eS aber auch nickt schelte», da ihr Gefühl sie selten irre leite. Antonie sei ihre eigene Herrin — als gute liede rolle Tochter werte sie jedoch einen für ihr Leben entscheidenden kchritt nicht ohne seine Einwilligung tbun. Nun müsse er zchehen, daß eS ibm eine bittere Enttäuschung bereitet, zu nsabrcn, daß Antonie nicht, wie er geglaubt, ibm zu Liebe, »m bei ibm zu bleiben und den Rest seiner Tage zu ver schönern, einige sehr angesehene Bewerber um ihre Hand in da letzten Jahren abgewirsen, wie Roloff ohne Zweifel He hl,,! sei —" Dieser verneinte beklommen Cr wisse von solchen Vor gängen nicht». Der Professor, nicht weniger verlegen als er, »ahm eine feierliche Miene an. „Die Klugheit hätte geboten — auS mehr al« einem Grunde — daß meine Tochter sich zu einer angemeffenen Heirath entschlossen. Allein auch da- Herz hat seine unver- änßerlichen Rechte. Ich wünsche, mein liebe« Kind glücklich u sehen und werde ihrer Wahl um so weniger im Wege leben, als mein lieber junger Freund, ich schätze Sie sehr bock — ich habe Sic längst als meinen geistigen Schn und Erbe» betrachtet —" Der alte Herr reichte dem verwirrten und betäubten Alfred die Hand und schloß ibn väterlich in seine Arme. Alfred war wie iin Fieber. Antonic >n Liebe zu ihm. er ihre Wahl! Es vurchglühtc ihn mit freudigem Stolz — und fröstelte ibn doch an wie eine dumpfe Enttäuschung. Wie hätte er je gewagt, die Augen zu ihr zu erbeben — ihr Ver mögen, ihre gesellschasllichc Stellung bätten sie ihm immer unnahbar gemacht. — Er batte ehrgeizige Träume gehabt uni ihretwillen — ibr zu beweisen, daß sic ihre Güte an keinen Ilnwürtizen verschwendet, hätte er berühmt sein möge» Für sich selbst verlangte er nickns, als ungebindert seiner Wissen schaft leben zu dürfen. Er hatte einen hoben Flug genommen, aber ein karge- Geschick lähmte seine Schwingen, zwang ibn, am Bode» zu kriechen — und wieder war es jene nämliche gnadenvolle Hand, dir ihn zum zweiten Mal über des All tag« Notbdurst binau-bob, seinem Streben freie Bahn schaffte — ibn dem Leben zurückgab, das für ibn einzig Leben war. Die einfache Dankesschuld erdrückte ibn säst — für die ver doppelte gab eS einen Ausgleich: Ibn selbst, sein ganzes Ich, daS sie begehrte — an daS sie jede« mögliche Anrecht batte. Jene Stunde in Florenz fiel ibm ein — und daß er sich schon damals ihr zu eigen gegeben, daß er gar keine Wahl habe. Al» er Antonie dann in der -eichen Anmutb ihrer noch immer mädchenbasten Erscheinung, verklärt durch die Er füllung ihre« Herzenswunsches, an seine Brust schloß, da war er überzeugt, daß auch er sic liebe, immer g« liebt habe, und daß er das Glück seines Lebens in seinen Armen balle. Elfte« Capitel. Die alte Frau Oberamtniann Markwald bewohnte ein alt modisches Hau« in der Tragbrimer Kirchenstraße, dessen Tdür sich von dem holprigen Steinpflaster de« Bürgersteig« un mittelbar aus die schmale Trevpe öffnete. Obe» in de» niedern Zimmern aber war e- warm und gemütblick». Bor den Fenstern blühten Alpenveilchen und Mvrlbrn, aus den uralten verschnörkelten Schränken und Connnodcn gab es Nadelkißchen und Lainpenteller mit Perlstickerei, an den Wänden kleine Landschaften mit schwarzen Florsäden aus weiße Eeitze gestickt unter Gla« und Rahmen, große, schwärzliche Orlportrait» und Elfenbeinininiaturen von Leuten, die vor mebr als einem Jahr hundert gelebt und geliebt batte». In dem allen, häßlichen aber bequemen Lehnstuhl am Fenster saß die Frau Lbcramtmanii in einem abgetragenen schwärzlichen Morgenanzug mit langer, loser Jacke, aus dem silberweißen Haar die jweiße Tüllbaube mit breiter Tolle, über welche sie ein buntes'Seideiitnch gebunden balle. Mit der Brille aus der Nase »äbte sic eifrig an einem Wäschestück, eine seine UeberwendlingSnaht nach alter Art. DaS faltige Gesicht mit den strengen Zügen sah grüblerisch klug und verdrießlich auS. Vielleicht in diesem Augenblick um so verdrießlicher, als sic sich in einem Kamps gegen doppelte Uebermacht befand, der schrillen Stimme ihrer alten vertrauten Dienerin nämlich, welche der sanglustige Eanarienoogel im blanken Messinzbaucr lärmend accompagnirte „Komm' Tu mir nicht mit meinem Versprechen, Male. Versprochen Hab' ich nickt«, als die Hilde bis nach Bertka'S Hochzeit hier zu dcbalten. Immer geht « mir so; reich ick, den kleinen Finger, so reiße» die lieben Kinder die ganze Hand an sich. Dem Oscar Hab' ich nichts versprochen." „Nein, er gebt ja auch", bestätigte Male, deftig mit ihrem Staubtuch an dem Schrank bcrumreibend. „Er will sich ja blos irgendwo eine Dachkammer suchen, wie ei» HandwcrkSgescll. Guten Tag sagen, wird doch erlaubt sein. Was kann er dafür, daß er nicht der Heinz ist und nicht Faxen zu machen und zu cajolirr» und zu sckwadroniren versteht." „Wenn Du nur auf den Heinz loSziehcn kannst!" schalt die alte Dame und strich mit einer langen Nadel ihre Nah« zurecht. „Gott bewahre, Frau Oberamtniann! Hab' ich mich denn unterstanden zu mucksen, nie Sie ibn hier ausgenommen haben wir einen Grasensobn, und seine WirtbSlcute bezahlt und seine goldene Ubr ausgelöst, und —" „Was weißt Du davon? Wa» gebt Dich da« an?" „Nicht«, gar nicht«, Frau Oberamtmann. Sie haben zu befehlen, und der Heinz ist ein lustiger und seiner junger Herr, und wenn er Nachts um Drei nach Hause kani und die Tdür nick« finden konnte, so bin ich stillschweigend ausgestanden und Hab' ibn zu Belt gebracht. Ich Hab « gern getban, schon daß Sir nickt im Schlaf gestört wurden Dem Oskar brauchen Sie keinen HauSscklüffel zu gebe». Der will arbeiten, nicht schwietisiren." ,FSer sagt Dir denn, daß ich ihn hier behalte?" ,Le« Mensch hat ein Wort davon gesagt, Frau Ober- aiiitinaiiii. Sic können ja Ihren leiblichen Enkelsohn heute noch vor die Tbiir setzen. Daß der Gravclisckter Herr nicht« für ibn tb»n will, haben Sic ja gehört." „Soll ick den Junge» etwa in seinem Ungehorsam bestärken?" fuhr die Alle auf. Die Male mit dem stcifgestärkten weißen Häubchen aus dem noch immer pechschwarzen Scheitel, der großen weißen Kinnschleife, die so schön mil ibrc» apfelrundc» rolbco Backen contrastirlc, und der weiten fleckenlosen, schwarzen Camelot schürze, einem Bilde alibmcgerlickicr Sauberkeit und Ehrbarkeit, ab keine Antwort, sonder» putzte eifrig an den Porzellan gürckc» ans der Comniodc herum. „Nicht einmal «m gut Wort gicbt er. Nicht einmal die Hank hat er mir geküßt", murrte die alte Dame. Ter Kanarienvogel gab schmetternde Antwort. Die Male schien nicht zu kören. „Unk was Hab' ick, nötbig, meinem Herrn Sob», der mir nicktt einmal regelmäßig Zinsen zahlt, die Sorge für seine Kinder abzunebmen?" subr die Frau Oberamtmann. sich in gesteigerten Unwillen bineinredend, fort „Hält' ick nicht mein Wort gegeben, so möckit' der O-ear mriiietwcgcn vor läufig dableibe» Den» daß der besser weiß, was er will, al» mein Herr Sobn, da« soll mich g'rad nickt Wunder nehmen. Aber für Beide ist lein Platz. WaS will die Hilde eigentlich hier? Warum thul sie zu Huusc nicht gut?" Die Male räusperte sich anzüglich bedeutungsvoll. Die Frau Oberamtniann brummte als Erwiderung etwa- Aeracr licke«, suchte ihre Brille »nd kielt das Nadelöhr gegen daS Licht, um den Kaken hineinzubringen. „Na, nu will ich's Ihnen sagen, Frau Oberamtmann", nabm jetzt dir Male das Wort »nd rflanzte sich, daS Staub tuch in der Hand, vor ibrer Gebieterin aus „WaS die Frau Schwiegertochter mit der Hiltcken gehabt bat. das weiß ick nicht, und steht mir auch lein Urtbeil darüber zu. Aber daß die Hildegard kein Obenan- ist wie die Bertha, das siebt dock Jeder mit halbem Auge. Und Sie sollten sich freuen, daß Ihre Enkelkinder Vertrauen zu Ihnen baden, unk dir paar Groschen, die wir mehr brauchen, werde» sick. Gott sei Dant, wobl noch irgendwo vorfinten, ohne daß wir darum bunger» oder borgen müßten. Und der Herr Osear kann dem -Hem; sein Stübchen habe» — ick Hab' schon Alle« in Ordnung gc brackt sür ibn. Und die Hilde kriegt meine Kammer. Den Klapptisch und die Commotc und den Spiegel vom Heia: kriegt sie hinein, und der Oscar behilft sich mit dem Schrank."
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