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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.12.1891
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1891-12-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18911222022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1891122202
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1891122202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1891
- Monat1891-12
- Tag1891-12-22
- Monat1891-12
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AbrmnementSpret- l» d«r Haantexpedisto» oder den i» Stadt bezirk and den Vororten errichteten Aus- flevesielle» abgeholt: vierteljährlich ^>4cktX bei zweimaliger täglicher Zustellung in» Haus .>t 5.50. Durch die Posl bezogen für D Nchland and Testerreich: vierieliädrlich 6.—. Direct» begliche Krenzbandicudung iaS AnSland: inonatlich ->i 9.—. DleMorgen-AuSgaberUchlli.tiSglich " 7Uhr, die Abend-Aurgabe Wochentags 5 Uhr. l'.edactiüi, und ErvtLitiou: Iohannosgastc 8. Tie brvedition ist ununterbrochen gr- Gilet von früh 8 bis Abends 7 Uhr. Filialen: ktt« tUcmm's Lartn». tAIfre» Haha), Universitälsüraße 1, Louis Lusche. Lotherlaenstr. 14, »alt. und Königsplatz 7. )tttuk and Verlag von L. Polz tn Leipzig. ' Abend, Ausgabe. Anzeiger. Organ für Politik, Localgcschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Dienstag den 22. December 1891. Jasertion-preis Hborge».Ansgab«: di« 6gespaltene VeNt- »eile lZl)^, Reklamen unter dem Redactioos- strich csqeivalteo) 50->j, vor den Familien- nachrichlet: <6 gespalten- 40-L. Ade»d-Au«gade: die «geipaltene Petitzetle 40-T Reclumea unter dein Redacnonsstrich ls qcivaltenl l -<4. Familiennachrichten und Anzeige!: v. cloreuer (Gegenstände icigejpaltrni 20 Größere Schristen laut unserem PreiS- verzochnlst. Tabellarischer uud Ziffrrnsatz nach höherem Tarif. Extra-vtilagcn (gesalzt), »or nrit der Morgen-Ausgabe. ohne PostbesürdernuG 60.—, mit Poslbejorderung 7V.—. Äaualimeschluß für Znserale: Abend-Ausgabe: vormittag» 10 Uhr. Morgen »Ausgabe: Rachmillogs 4 Uhr. Sonn, und Festtags früh 9 Uhr. vri den Filialen und Aiiiiahmestellai je rin« halb« Stunde früher. Inserate sind stet» an die EtzKrtztttor zu richten. 85. Jahrgang. Leipzig, 22. December. * DaS preußische EtaatSministcrium wird in nächster Zeit, d. h. gleich nach dein Neujahr, in mehreren Sitzungen noch über wichtige Vorlagen für den Landtag sich schlüssig machen, dazu gehör! das Vvlksschulgesey und die von einigen Blättern angezcigte Erweilerung der Erbschafts steuer. Eine gesetzliche Regelung in dieser Richtung ist, wie man sich erinnern wird, schon bei der Einbringung der Etcuergesetze im vorigen Jahre von der Regierung angeküntigl worden, »nd zwar als nolkwenkize Ergänzung des Einkommen steuergesetze». * lieber die Stellung der Parteien zur Regie rung bringt der „Hannoversche Courier" eine Zu schrift auö RcichStagSkreisen, i» welcher zunächst bestritten wird, daß cS der freisinnigen Partei gelingen werde, trotz aller bezüglichen Anstrengungen, insbesondere von Seiten des Herrn Rickert, einen wirklichen Einfluß auf die RegicrungS- polilik zu erlangen. Ander» verhalle c» sich mit der Stellung dce CentrumS. Könnte man in unserem konstitutionellen Staate überhaupt von einer „Regierungspartei" reden, so würde diese Bezeichnung allein auf da» Centrum angcwcndcl werden können. Mau erkenne jetzt,wclchc» Hindernis; durch Windl- horsi'S Tod ans dem Wege geräumt sei. Es beißt dann weiter: „Lebte der wclfisck-ultramontanc Führer noch, so würde der Gouvcrnementalismus de» Centrum» zum mindesten nicht nach außen so nnvcrhüllt in die Erscheinung getreten sein. Diese engste Annäherung zwischen Negierung und illiramontaner Partei ist das eine bedeutsame Ergcbniß dieser letzten Wochen; die Entfremdung, ja der Zerfall zwischen der Regierung und der Rcchlcn ist das andere. Allerdings, von den Dcutsch- ccn'ervativen hat eine beträchtliche Minderheit, von der NeichSpartei die Mehrheit für die Bcrträze gestimmt. Aber, wenn man so sage» kann, die Seele dieser Parteien war bei der Opposition. Und daß diese Opposition keine ausschließlich wirtbscbastliche, auf den unmittelbar vorliegenden Gegenstand bezügliche war, sondern daß sie auf daS Empfindlichste die poli- tiikbe Gesammtaufsassung berührte, daS ist einerseits aus der gestrigen Rede des Herrn Stöcker, andererseits aus der überaus gereizten Abfertigung, mit welcher der Reichskanzler Herrn v. Kartorss bedachte, klar geworden. Durch die letzten Tage ist in die conservativcn Parteien ein starkes Element der Gäkrunq geworfen. Man kann nicht wissen, wie eS wirken wird. Aber auch in dem unwahrscheinlichen Falle, daß Herrn v. Helldorff'ö Einfluß die Oberhand erhielte, würde die crnscrvative Partei in dem Verhältnis; zur Regierung neben dem Centrum nur eine sccundaire Stellung einnehmen können. Wird sie sich dazu entschließen mögen? Das ist die große Frage, deren Beantwortung namentlich für daS Schicksal der bevorstehenden Tagung des preußischen Landtags von Bedeutung sein wird." * In der ersten Sitzung nach den Ferien wird sich der Reichstag bei Gelegenheit der Etalsberathung mit der von den Freisinnigen beantragten Resolution zu befassen haben: „Den Bundcsrath zu ersuchen, eine Abändernng der Reichs verfassung, Art. 32, in dem Sinne berbcizusubren, daß die Mitglieder des Reichstags aus ReichSmittcln Diäten und Reisekosten erhalten." Der vor längeren Jahren von der Fortschrittspartei in öfterer Wiederholung eingebrachte Diätcnautrag ist zum letzten Male i»i Spätherbst 1884 im Reichstage verhandelt und damals mit 180 gegen 99 Stimmen angenommen worden. In ähnlicher Weise Hai sich der Reichstag auch bei den früheren Gelegenheiten zu Gunsten der Diäten ausgesprochen. Ebenso entschieden aber hat der BundcSrath diejcu Beschlüssen des Reichstags stets leine Zustimmung versagt. ES wird sich nun fragen, ob beide Körperschaften auch beute noch auf dem früher eingenommenen Standpunkte sieben. In der Debatte vom 26. November >884 schieß Fürst Bismarck seine Rede über die Sacke mit den Worten: „Fch bitte, lehnen Sie diesen Antrag ab, sowie jede ankere Per saffuiigSänderung.sür die nicht ein zwingendeS Bedürsniß vorliegt Hegen Sie diese Achtung vor der Verfassung!" Lorker batte er auscinanderzcseyt, daß die Verfassung in diesem Puncte ccnixromißmäßig zu Stande gekommen und die Diätenlosigkeit als ein Acquivalcnt für die weit ausgedehnte Wahlbcsugniß a-.'; »aßt sei. Glaubt man nun etwa auf freisinniger Seite vcnuulben z» können, daß die heutige Regierung sich anders zu der Sacke stelle? Wir fürchten, cS wird den Antragstellern dasselbe „Ächtung vor der Verfassung!" entgegengcrufcn werden und zwar mit um so größerem Rechte, als soeben erst Herr Bambergcr gegenüber dem, einem ganz unbestreitbaren Be dürfnisse entsprechenden Gesetzentwürfe über die Immunität der RcichstagSabgeordnelen die gleiche Scheu vor BersassungS- äneerungen gezeigt hat. Besonders gespannt aber darf man auf die Haltung des CentrumS sein. 1884 hat es geschlossen sür den DlIenantrag gestimmt. Am 9. December I89l aber bat Herr Backem gegenüber dem Anträge der Socialdemokraten aus Ergänzung der Verfassung — Recht des Reichstag» zur Be stellung von Enqueie-Cominissionen —, obgleich er materiell :::>t demselben vollkommen einverstanden war, seine» ab lehnenden Standpunkt mit genau denselben Argumenten der Rücksicht auf den Compromißcharakter der Bersassung be st rvet, wie Fürst Bismarck 1884 den srinigeu gegenüber d:m Tiätenantragc. War daS vielleicht der Vorläufer einer Schwenkung des CentrumS in diesen! Puncte? * Unter der Ucbersckrist „Klerikale Enthüllungen' bringen die „Hamburger Nachrichten" folgende bemerkenS wende Mitthcilungcn. I c demokratische Eentrum'vrefle setzt ihre Bemühungen fort, die Vorgänge im Mar; de» ureigen IahreS und den Besuch ÜZindlhorjl'S beim damaligen Reichskanzler zu entstellen. Wir haben erst gestern einer falschen Angabe der „Germania" ent- gegenlrcleii mästen, heule ist es der „Wests. Merk", weicher u»S (wn der Wahrheit ihr Recht zu wahren. Das Blatt dringt in seiner Morzciiausgabevoin I7.Dec.eine» Artikel, in weichem u.A. gesagt wird: „Es sieht seil, das-, der ehemalige Reichskanzler kein Bedenken trug, die Lai'enn Friedrich um ihre Vermittelung anzugehen. um seinen Sturz hinlanzubalten Es ist bekannt, aus weichen Gründen die Kaiierin jegliche Intervention adgeledni hat Tie Beivrechung Blcniarck's mit dem Führer der stärksten Partei des Reichs'ags war ein iveücrer Bettuch, Las gefährdete Portefeuille mit Hille des L-i trum« zn retten. Sindtdorst's Antwort la,tete ähnlich wie die jknige der Kaiserin Friedrich " Dies« ganze Erfindung und nmnenllich die Angabe über die an geblichen Vers,che de« Reichskanzler«, sein gefährdetes Porteseurlle »U Heise des LeutnunS zu retten, ist unhaltbar gegeuuber der Thal ia che, daß die Lösung der amtliche» Beziehungen des Kanzler» zum Kaiser schon mehrere Wochen vor der fraglichen Besprechung n»t Windibor» für beide dabei Belkeliigten außer Zweisei sland, nur mit der Maßgabe, daß der genauere Zeilpuncr und die Modali täten der Entlassung des Kanzlers erst sestgesielll werben sollten, nachdem derselbe die ersten Verhandlungen mit dem neuen Reichstage geführt haben würde, also etwa im Mai oder Juni 1890. Tie Borgänge, durch welche eine Beschleunigung der Einlassung herdeiaesüdn wurde, entwickelten sich erst in den Tagen »iiinitielbar nach dcr Besprechung des Kanzlers mit dem Eeiilrumssudrer und ivir lassen ihre Beziehung zu dieser Besprechung ciiislwcilen un- crorterl. Ebenio abgeschmackt ist die Erfindung, daß der Reichskanzler d:e Kaiserin Friedrich um Milwirkung angegangen habe, „um seinen Sturz „hiiitanzuhallcu"". Ueber dielen „Sturz" bestand seit Wochen ans keiner Seite ein Zweifel, nur die Beschleunigung und die Um- lände, von denen di« Antieipation begleitet war, konnte» unerwartet ein. Unwahr, und für ;edcn mit den Vorgängen Bekannten über- zeugend unwahr ist e-s, daß von Leite» de»' Kanzlers irgendein Schritt zur Verhinderung seines Ausscheidens geschehen wäre oder auch nur hätte geschehen können. Tüatsachen sind freilich für Blätter der jesuitischen Demokratie gleichgültig; es liegt in ihren Grund sätzen, dcr Wahrheit nach Bediirfniß durch Locrectur zu Hilfe zu komme». Ter „Westfälische Merkur" sucht ferner, gleich andern seiner Ge- innungsgeiivssen. aus dein Interesse des Fürsten Bismarck für die Autorum des Reichstages bei Gelegenheit der Ueberhasiung wichtiger und complicirter Vorlagen eine» Widerspruch zu der Haltung deS Fürsten Bismarck in, Amte als Reichskanzler zu construiren. Ein teilender Minister in Preußen und >>n Reiche dal unsercr Ansicht nach die Hauptaufgabe, das Gleichgewicht der versassungsinaßigen Gewalten im Staate zu erhallen und an dessen Herstellung zu arbeiten, wen» es gestört worden ist. Als Herr von Bismarck ii» Jahre 1862 Minister wurde, war die königliche Gewalt in ihren Rechte» und namentlich in ihrem Ansehen beeinträchtigt und in den Känrpse» gegen die von Windthorst geführte Reichslags-Lvvosilio» von 1884 war die verfassungsmäßige Stellung des Kaisers und des Blindrsrathes durch die vpvojltioueUc Ma,vrilät bedroht. Heul- zutage lieg! der Eindruck naher, Vast das Gleichgewicht der ver- asjuiigsniäßigen Gewalten zuni Nachtheile der parlamentarischen Seile durch Verzicht der Parlamente und durch Strebsamkeit ihrer Fractionssuhrer gestört ist. Es sicht zu befürchten, Last der Einstust des Parlaments unter das Maß sinke» könnte, daS die Versnjsung ihm zumeist. Eine solche Ablchivächung dcr Bedeutung dcr Evntrute und der Kritik, zu der die Parlamente der Regierung gegenüber be rufen sind, wurde die Bürgschaften vermindern, die dem staatlichen Lebe» in Deutschland in der Versajjung sowie in dcr auf derselbe» bernbendcn Verthcilung der Staatsgewalten gewährt jiiid. * Vom Fürsten Bismarck hat Herr I. F. Holtz, ' Director der chemischen Fabrik auf Aktien, vormals Schering, und Vorsitzender der Berufsgenossenschast für chemische Industrie, welcher mit Rücksicht auf die laut gewordene Absicht Lcü Fürsten, nach 2^lin zu kommen, demselben während der Dauer seines Aufenthaltes tortselbst seine Villa in Wcslend zur Bcrsügung gestellt batte, folgendes Antwort schreiben crbalken: „Ihr freundliches Schreiben und Antrag vom >6. v. MlS., über den mir auch Professor Schweninger berichtete, bat »lick sehr erfreut und wird der Wertb Ihres liebenswürdigen AnerbielenS für mich nicht dadurch ver mindert, daß jetzt kein Bedürsniß für mich vorliegt, demselben »aber zu trete». Ick bilie Sie und Ihre Frau Gemahlin, für den warmen Ausdruck Ihre» Wohlwollens meinen ver bindlichsten Dank entgegen zu nehmen." * DaS endgiliige Ergrbniß der ReickStagSwahl in HildcSbcim ist folgende» (die eingeklammerlen Ziffern bedeuten da» Resultat der vorjährigen Wahl): Der national- liberale Candidat Sander erhielt 6623 (8t29), der welfisch- klerikale Baucrmeister 5944 (6804), dcr freisinnige Ouenscll l689 (l584). der socialkemokratijche Bertram 4593 (5457), dcr Antisemit Oclmann l8lO Stimmen. Es hat sonach ein Rückgang derSocialdemokratcn und ebenso der vereinigten Welsen und Ultramontanen um nabczu lOOO Stimmen slattgesunden. Die Stimmenzakl der Deutschfreisinnigen bat sich wenige ver ändert Die Nationalliberalen haben um etwa 1500 (stim men abgeuommcn. Der Rückgang der letzteren und auch anderer Parteien ist, da die Wablbclheiligung nicht erheblich geringer war, wesentlich auf die Ausstellung eines eigenen antisemitischen Candidaten zurückzuführcn, dessen Erfolge freilich hinter den Erwartungen stark zurückgeblieben sink. Die Stichwabl zwischen dem nationalliberalcn und dem welsisch- klerikalcn Candidaten findet am 4. Januar statt. Ueber da» mutbmaßliche Ergcbniß derselben führt eine Corresponden; der „Kreuzzcitung" auS dem Wahlkreis daS Folgende auS: „Zu Gunsten des nationalliberalcn Candidaten fällt schwer in die Waagschale, daß sein Gegner ausgesprochenermaßen streng wclfischcn Grunrsäyen huldigt und nach dieser Richtung bin von dem wclfischcn Wabldircctorium gekennzeichnet ist. Dadurch werten die Freisinnigen, die sonst vielleicht geneigt sein könnten, für den Candidaten des CcntrumS zu stimmen, diesem entzogen werden, und sie wenden sich mutbmaßlich dem Candidaten der Nationalliberalcn zu. Die deutschsocialen Mäkler sodann setzen sich wohl ausscklicß lich auS Vertreter» conservativer und auch wohl national liberaler Anschauungen zusammen, weil kirchlich denkende und daher centrumssreundlichc Katholiken sich nur sehr schwer dazu verstanden haben dürsten, dem Centrumscandidaten untreu zu werden, und so werden auch sie, so weit sie sich nicht der Wahl entbalten, sich für Herrn Sander ent scheiden. Daß die Socialvemokratcn endlich gegenwärtig, wo daS Centrum die regierungsfreundlichste Partei ist, für Herrn Bauermeister stimmen werden, ist um so weniger anzuncbmen, al» sich in dem Wabikampfe gerate gegen die «ocialdemokratie die Freunde d«S CcntrumS auf das Schärfste erklärt haben. Seiten» ihrer Partei wird daher wahrscheinlich Wahlcntbaltung als Parole auSgegeben werte». Bei dieser Sachlage muß, wenn sich nicht doch noch alle- wider die Berechnung gestaltet, angenommen werten, daß voraussichtlich die Nationalliberalen in dem Wahlkreise den Sieg erringen". Wir wollen hoffen, daß dieser Bericht erstattcr Recht behält. * Wie der nunmehr vorliegende stenographische Bericht über die RcichSlagSsiyung vom >8. December ergicbt, stimmten gegen den deutsch-österreichischen Handelsvertrag 36 Conserranve, 2 Freiconservalivc, 5 Naiionalliberale. 5 Antisemiten. Für den Vertrag stimmten nur 18 Ccnser valive. Dir große Mehrheit der deutsch-conservalive» Partei, namentlich die Vertreter der Wahlkreise im Osten der Monarchie, stimmten also gegen die Verträge. Mit diesen Vorgängen hängt e» wobl auch zusammen, daß der Ab geordnete von Hclldorff, der Führer des gvuvernemcntalen * Der Termin, zu wclckcm der größte Tbcil der Be stimmung-» der neuesten GewerbcordnungSnovelle in Krasl Iretcu muß, rückt inimer näher. Einerseits sind denn auch die Behörden aus» Eifrigste mit der Vorbereitung der für die Novelle nothwendigen Aussiihrungsvorschrisle» be schäftigt, andererseits lassen eS sich die freien industriellen und wirlhschaftlichen Vereinigungen angelegen sein, lbeilS den Bebördcii für die Erfüllung der Ausgaben derselben Vor schläge zu unlerbrciien, lbeilS einzelne Puncte der Novelle möglichst gleichmäßig für die verschiedenen GewerbS- zweige zu ordnen. Zu de» letzteren Vorschriften dcr Novelle gehören in erster Reihe diejenigen über die Arbeits ordnungen. Einige Vereinigungen, wie dcr Verein deutscher Eiscnbüllcnleiilc, haben Eulwürsc zu den neuen Arbeitsordnungen bereits hcrgcstellt, andere, wie der Ccnlral- verein der deutschen Lederindustrie und der Verband kera mischer Gewerke sind damik gcgciiwärlig beschäftigt. Alle jene gewerblichen Vereine verfolgen mit diese» Arbeiten den Zweck, die Arbeitsordnungen möglichst cinbciilicki für ihre ganze Branche zn gestalten und die einzelnen Angcbörigen dcr letztere» auf diejenigen Puncte aufmerksam zu machen, welche unbedingt uack dem Gesetze in den Arbeitsordnungen geregelt sein müssen, wenn die letzteren nickt durch die unteren und in letzter Instanz durch die höheren Vcrwalluiigshckördcn richtig gestellt werde» sollen. Das Vergeben der betreffenden freien industriellen Vereinigungen liegt deshalb nicht bloS im Inkeressc dcr Angebörigen dcr Vcrusszwcigc, sondern ist auch geeignet, den VerwalluugSbcbörden manche ihnen durch den tz. 1341 dcr letzten GewcrbcortmiiigSnovclle auserleglc Arbeit zu ersparen. Die Arbeitsordnungen selbst sind für alle Fabriken, welche i» dcr Regel mintcslciis 20 Arbeiter beschäftigen, späte stens am 28. April l802 zu erlassen Sic trete» frühestens zwei Wochen nach ihrem Erlasse in Geltung. Alle Arbcilü- vrtiiungcn, welche nach dem l. Januar l89l erstmalig erlassen, oder »ach dem I. April >892 abgeändert werden, müssen den Arbeitern dcr belresseiiten Betriebe oder falls Arbeitcr- auöschüsse in denselben bestehen, diesen zur gutachtliche» Aeußerung vorgelcgt werken. Arbeitsordnungen, welche vor dem l. April 1892 erlassen worden sind und nur aus Grund der neuen gesetzlichen Bestimmungen abgeändert werde» müssen, unterliegen dieser Bestimmung nicht. * Aus Berlin wird geschrieben: „Deutschland und andere Regierungen werden wahrscheinlich, wie man glaubt, der von panie» gewünschten vorläufigen Verlängerung seiner Han dclSverträge sür etwa sechs Monate zustimmen. Im klebrigen bedürfen etwaige Zugeständnisse seitens Spaniens, auch wen» dcr neue autonome Tarif inzwischen veröffentlicht würde, selbstverständlich der Zustimmung der spanischen Kammern, il»d so läßt die vorläufige Verlängerung, wie schon de merkt, die nölbige Zeit gewinnen. Die Erhöhung kcS prilzollcS wurde hier zu Lande sehr bemerkt. Man ver ninthet, daß Spanien seine» sranzösische» Nachbar damil über die intircclc tculsche Einfuhr beruhige» wvllle. Spanien und Portugal verwerihcn ührigcns auch besonders schwedischen Sprit. Bezüglich des portugiesische» Vertrags verdient noch Erwähnung, daß derselbe, ursprünglich >872 abgeschlossen, verlängert wurde und ebcnsallS Ende Januar abläuft. Die weitere vorläufige Verlängerung scheint noch nicht beantragt, wird aber erwartet. — In Schweden siebt, den Zeitungen zufolge, ein innerer Kampf wegen der Zölle bevor. Man bezweifelt, daß bandclspolitischc Verhandlungen zwischen Schweden und Deulschlanb in naher Zeit zu erwarten wären." * Tie Vorbereitung des Neubaues sür die beiden preußischen Kammern ist nach der „Norddeutschen All gemeinen Zeitung" nunmehr spruchreif geworden und im Bau durcau, das zur Zeit noch im alten Abgeortnetenhausc sich befindet, herrscht rege Tbätigkeit, »m im nächsten Jahre die Ausführung beginnen zu können. Am 15. Januar k. I. wird das Bureau in da» Gebäude der allen Porzcllanmanufactur übersicdeln. Dcr Bau, sür den 10 Millionen zur Verfügung stehen, wird in der Bauart der italienischen Rcuaissauce a»S geführt und die Fläche des jetzigen Herrenhauses und des alten RcichSlagSgebäudeS in seiner ganzen Ausdehnung von dcr Leipziger- bis zur Prinz Albrecktstraße cinnchmcn. An der Leipzigcrstraße ist ein großer freier Borkof mit Springbrunnen Anlagen und gärtnerischem Schmuck geplant. Nack Osten und Westen zu wird dieser Borhof eingeschlosse» von den Wobngcbäudcn der Präsidenten beider Häuser. 'Nach Süden zu kommt daS Herrenhaus z» liegen. Da? Abgeordnetenhaus, dessen Bau zunächst in Anamff genommen wird, findet seinen Platz an der Prinz Alb, chtsi aße. Zwischen beiden Gebäude» endlich wird ein Verdi» ung ba» ausgesübrt werden, der die Räume für die Minister e„.„ält, die somit Gelegenheit haben, unmittelbar von ihren Zimmern au» sowohl in daS Hcrren- wie in da» Abgeordnetenhaus zu gelangen. Der Bau der Gebäude an der Leipzigcrstraße wird erst begonnen, nacktem daS neue ReichStagSgebande und das Abgeordnetenhaus fertig gestellt sind und das Herrenbaus nach dem allen Abgeordnete» bauS hat übersicdeln können. Mil dcr Bauleitung ist der Schöpfer der Entwürfe, der zum Regierung-- und Bauralh ernannte bisherige Baurath F. Schulze, betraut worden * Wie der „Rb. Wests. Zlg." geschrieben wird, verdankt die Vermittelung, die Oberbürgermeister Bollmann zwischen der Rekaction de« „Rbeinisch-Westsälischen Tageblattes" und Herrn FuSangel zu Wege gebracht hat, einer Anregung seitens der Regierung in Arnsberg ihren Ursprung * Als ein niedliches Pröbchen von der gehässigen Tonart, durch welche Eugen Richter die politischen Sitten Deulsch- landS vergröbert, setzen wir folgenden Satz anS der „Frei sinnigen Zeitung" der: „Der nationallibeialc ReickslagS- abgcordnete sür Darmstadt klr. Osann slimnile im Reichs tag gegen die Handelsverträge. Au- dem ReichStagSalmanach ist nickt einmal ersichtlich, daß Herr Osann gleich den braven Nationalliberalen aus der Pzalz irgend eine» Weinberg be sitzt, welcher ibn zur Opposition ausstackcll." * Nachdem vor acht Tagen eine socialdemokraloche Ver sammlung in Bremerbaven ^c D. dem Fürsten v Bismarck durch Resolution ausgcsorkert hatte, sein ReichStagsmandat niederzulegeu, hat am Sonntag m Labecop (Rez.-Bez Stade) eine gleichfalls von socialvemokralischer Seite einbcrusene Versammlung dem Fürsten durch Resolution ihr un bedingtes "Vertrauen ausgesprochen Der Haupt- Flügels »>;« dem Vorstand der Partei anSgetretea ist, rrdurr der Socialdemokraten war der Cigarrensabrikanl Schmalscld au» Stade, wäbrend die Gegner der Social demokratcn durch den Iso. Diederick Hahn au» Berlin vertrete» waren. 7>r Halm vertbeidigle unter dem Beifall der überwältigenden Mebrbcit der Versammlung deu Fürsten BiSmarck, und dem gegenüber verfing auch daS in dem Munde eine» Socialdcmokralcn etwa? seltsame Argument Schmal rld's nicht, den Ur. Halm als Gegner der jetzigen Regierung zu teiiunciren und ihm die LKrtbeikigung BiSmarck'S als unerlaubte Auslebnung gegen die Obrigkeit auSzulegen. Ein letzter Versuch de» socialdeniokralischen Vorsitzenden, noch durch vorzeitigen Schluß dcr Versammlung die Abstimmung über die Resolution zu hintertrcibcn, wurde gleichfalls vereitelt. * Nack amtlich sestgestelltem Ergcbniß der Wahlen zum Bürgerausschuß in Stuttgart gekört die überwiegende 'Mehrheit dcr Gewählten dcr deutschen Partei an. Zu», ersten Mal ist »i Folge dcr gegenseitigen Bekämpfung der Ordnuugüpartcicii auch ein Socialdcmokrat gewählt worden. * Ii» * Wie auS Wien berichtet wird, ,st dcr Minister » lawrs Szögyenu, der zu einer Miiiistcrbcralhung nach Pest gereist war, »ach Wien zurückgekchrt, um die Zustimmung des Monarchen zu der Auslosung deS ungarischen Reichs tages einzuholcn. * AuS Wie» wird gemeldet: Ta affe lehnte den Ein tritt Widniann'S in da» Cabinet ab, weil letzterer, in das Geheimnis; der Versöhnung-Politik aufs tiefste eingeweiht, bei seinem Verzicht aus die Statthalterschaft Tirols fick mit Taassc übcrwarf. Der Letztere verlangte von den liberalen Parteiführern die Nomirung eines inoffensiven absolut zu verlässigen Vertrauensmannes. Beiden Parteien genehm.ist Kbuenberg, dem vor Jahresfrist die Stelle eines Kreis gcrichlspräsitentcn verweigert wurde. * In Pest bat, wie schon kurz gemeldet, in der Franz Ioses-Caserne ein Duell zwischen dem LandeSvcrtkei- digungömiiiisler Baron Fejervary und dem Abge ordneten Gabriel llgron von der äußersten Linken statt- gesunden Die Ursache des DucllS waren bekanntlich gegen leitige Beleidigungen im Parlament Sceundanlen de» Ministers waren die Grasen Tibor Karolpi »nd Stefan Kcglevich, diejenigen Ugron'S die Redakteure Abranpi und Bolgar. Es waren die ichwcrste» Bedingungen vereinbart und auch an die kaiserliche CabinetSkanzlei Meldung erstattet worden. lieber de» Verlaus erhält die „Voss. Zlg." folgenden Bericht: Pest, 21. December Der Berlaus deS Duell» war aiißerorbentlich heftig Zuerst sand ans 25 Schritte Distanz ei» zweimaliger Kngelwcchsel statt. ES wurde Niemand getrosten, woraus sofort ein Säbelducll solche. Bei demieiben benahm sich der jechzig- lährige Feiervari seinem viel jüngere» Gegner gegenüber äußerst ichncidig. Der Minister wurde leicht am Lmlavvchcn tzecipt. da gegen erhielt Ugro» mehlrre Wunden, darunicc eine am vanbgelenk, in Folge deren llgron kainpsunsaliig >-rk an n>u>de. Als seine Wunden verbunden waren, schritt Ugrsii aus den Min,»er m und lache: „Ich bedauere das Voigesallene!" Daraus reichte der Minister jeiiiem Gegner die Hand und neide schieden ver>öhn>. * Kaiser Franz Joses balle dem Oberste» Graf Har len au, dem frühere» Fiirslcn Alcrankct von Bulgarien, die Annahme des ibm von der bulgarischen Sobranjc bewilligten IahresgchaltcS von .50000 Franc» ge stattet. Er sandte darauf seinen Privatsecrctair Menge« nach Sofia, der Sobranjc den Tank abzuslatlen, wie auS folgender Melkung hervvrgcht: Sofia, 2l. December Der Privatsecretair de» Grasen Hartenau, Menge», erklärte dem Präsidenten der Sobranjc, daß in Folge Entscheidung de» Kaüers Franz Joses der ehemalige Fürst Alexander die ihm bewilligte Pension annchine. Im Palaste sand zu Ehren Menge» eine Gaiatoscl statt, bei welcher Fürst Ferdinand einen in warmem 'Tone gehaltene» Toast aus den Battcnberger ausbrachte. * Während der gestern in Sofia abgcbaltcnen Sobranjc wurde ein Schreiben des Grasen Hartenau verlesen, in welchem derselbe dem Danke sür den bockberzigen Beschluß de» bulgarischen Volkes, sowie den Wünschen Ausdruck giebt, daß es kein Volke und seine» tapferen Söhnen wohlergebcn möge, welche sich ihre» edemaligc» Führers in schwerer, aber ruhmvoller Zeit in so dankbarer Weise erinnert hätten. Da« Schreiben wurde von dcr Versammlung mit lebhaftem Be, jall ausgenommen. * Wie aus Paris mitgetbeilt wird, hält man c» dort für fraglich, ob sich Rußland dem französischen Schritte in Konstaniinopel, »m die Pforte wegen dcr Verletzung dcr Capitulatwnen in Bulgarien anrurufcn, anschließen werde. DaS französische Cabincl ist übrigens auch bereits in Kennt nis; gesetzt, daß die Pforte die französische Auffassung. cS sei da« Porgcbe» dcr bulgarischen Regierung bei der Ausweisung des Herr» Cbakournc den Capilulalionen zilwiderlaufeud ge wesen, »ick» tkeile. * In Paris existirt in der Rue de» PosteS eine freie Sckulc, welche zur Vorbereitung von Zöglingen für die bioolc ?c>l,v»6olini<j»e> und für die Schule von Saint Cvr dient und srükcr von Jesuiten geleitet wurde. Diese An statt bat ikren katholischen Charakter auch nach dcr Ausweisung der Coiigregatioiicii und geistlichen Orden bewahrt, und ini AbininiilrationSralhe dcr Schule befanden sich die hervor ragendsten Führer dcr monarchischen Partei. Vor wenigen Tagen bat nun eine Comitö-Sitzung staltgefunden, in welcher mit AuSnakmc de» Herrn de Mun »nd LawaS alle Ver waltungSrätbe und insbesondere Baron de Mackau. Prinz Arcnberg, Gemcinderalh Odelin » s. w ibre Demission gegeben haben. Als Ursache diese» MassenauStrittcS der an aeiebenslcn Avminislratwnsrälbe wird die Rückkehr den Jesuiten in die Anstalt bezeichnet. D«e genannten Verwal lungSrälhe wollten sich nickt an einer Action betbeiligen, die nach den jüngsten Zwischenfällen einer Herausforderung der Regierung gleichkommeii würde. „Nack den gesetzlichen Be stiiniiiunge»", schreibt der „Eclair", dem inan diese Mittbeilungcn entnimmt, „dürfen nur zwei Jesuiten-PatrcS »i einem OrkenSkause wohnen; in der R»e de» Postes sind letzt aber 17 Iesuilc» beisammen, 12 Patres und 5 Laienbrüder, welche als Krankenwärter, Pförtner, Haushälter und Koche Ver Wendung fluten In der Rue Lbomond sind außerdem zwei Häuser, die Nummern I«! und 26, von Jesuiten bewohul, welche allmälig nach dcr Rue des PosteS berübcrkonnuen und ' die weltlichen Lehrer ganz verdrängen sollen." Wenn sich
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