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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.12.1891
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1891-12-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18911230018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1891123001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1891123001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1891
- Monat1891-12
- Tag1891-12-30
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- Jahr1891
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-/ ) ) Abo»»e«e«tSpreiS t» der Hauptexpeditto» oder des im Stadt bezirk mrd deu Bororten errichteten An»- aabestellen abgeholt: vierte'.jK>r>ick^44.50. bei zweimaliger täglicher Zustellung in« Hau- 5L0. Durch die Post bezogen für Drutichlaud uad Oesterreich: viertel>ährlich >^l k.—. Directe tägliche Zdreuzbandjeadung t»< Lu«laad: monatlich 9.—. Die Morgew-Au-gab. »richeint täglich llh^ di« Abeud-Au-gabe Wochentag« 5 Uhr. Ne-action und Lrveditiou: JstzauurSgaff« 8. Dir Expedition ist ununterbrochen ga» »sfoet von früh 8 bi« Abend« 1 Uhr. Filiale«: vtt« Mr««'s Tarti«. («IfreH Hah»), Universität-ftrab« 1, Laut» Lösche. Katharinen str. 14. pari, und König-Platz 7. Druck n»d Herlag von E. Pol» in Leipzig. Morgen-Ausgabe npügtrTagtlilalt Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, .Handels- «nd Geschäftsverkehr. JnsertionsprciS Morgen-AuSgabe: die 6gespaltene Hetit- »eile 20^, Reklamen unter dem Redaktion«. strich («gespalten) 50-4, vor de» Familien. Nachrichten (6 gespalten) 40/4- Abend-Ausgabe: die 6gespaUcne Petitzeil« 40 Reklamen unter dem Redoctiov-ftrich «gespalten) l Familiennachnchten und Anzeigen »erloreuer Gegenstände (vgespaltru) 20-4. Gröbere Schriften laut unserem Preis, verzeichnib- Tabellarischer und Zißerusatz »ach höherem Tarif. Extra-veilagen (gesalzt), nur mit de, Morgeu-AuSgabe, ohne Poslbesürdeniog >l SO.—, mit Poslbesördcruog ^4 70.—^ Ännahmeschluß für Inserate? Abend-AuSgabe: Vormittag- lO Nh» Marge ».Ausgabe: Nachmittag« 4 Uhr. Sonn, und Festtags früh 9 Uhr. Vei den Filiairn und Annadmcsteüeu je ein« halbe Stunde früher. Inserate stad siet- an di« Expe»itt«a zu richte». ^-462. Mittwoch den 30. December 1891. 85. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Geffentliche Sitzung der Stadtverordneten Tanuatend, den 2. Januar 18S2. Aden»« 6 Uhr im TitznngSsaale am Raschmarkte. Tagesordnung: I. Wahl des Vorstehers und der beiden Bicevorsteher. II. Wahl der Mitglieder des Wahlausschusses. III. Bestimmung zweier Ansässigen und eines Unaasässigcn von den neugewählten Mitgliedern durch das LooS zum Aus. scheiden für den 31. December 1892. Bekanntmachung, tzie Erivetterung des 15. Polizeibezirks betreffend. Infolge der am 1. Januar 1892 statlfindenden Einverleibung der Gemeinde Nensellertzausen in den Stadtbezirk Leipzig wird vom gleichen Tage a» der bisherige Gemeindebezirk Nensellerhausen in polizeilicher Hinsicht mit dem 15. Poliztibezirk (Leipzig-Volk- marsdorf) vereinigt. Die Polizeiwache dieses Bezirks, mit welcher auch eine Bezirks- Meldestelle verbunden ist, und ebenso das Bureau des IV. Polizei- reviers, zu welchem der 15. Polizeibezirk gehört, befinden sich im Parterre des ehemaligen Bolkmarsdorser Rothhauies. Di« Polizei- lichen An- und Abmeldungen der Einwohner des künftigen Stadt- tbeils Leipzig-Neusellerhaustn haben bei dieser Bezirksmeldestelle in Leipzia-Bolkmarsdors zu erfolgen. Leipzig, den 28. December 1891 La» Polizei-Amt der Ttadt Leipzig, v. N. 5324. Bretschneidrr. Bekanntmachung. Die Geschäftsstelle unserer Wasserwerk»-Verwaltung in Leipzig-Reudnitz bleibt am 2. Januar 18-2 wegen Reinigung der Geschäftsräume für den Verkehr mit dem Publicum geschloffen. Leipzig, den 24. December 1891. Ler Rath der Stadt Leipzig. Io. 7010.De. Georgi.Ltchorius. Bekanntmachung. Mehrfach an uns gerichtete Petitionen habe» unS veranlaßt, die Wiedereinführung einer Mittagspause für de« Betrieb der Markthalle in Erwägung zu ziehen. In Berücksichtigung der ausgesprochenen Wünsche u»d der derzeitigen Sachlage hal-eu wir beschlossen, von Montag, den 28. ds». MtS.» ad die Bestim- mungen in Z. 3 Abs. 2 der Marktordnung vom 22. April d. I., soweit sie bisher außer Geltung waren, derart wieder in Kraft zu setzen, daß die Miltagspouse auf die Zeit von 1 bi» 4 Uhr Rach wittag» sestgesetzt wird. Die Markthalle wird daher von dem bezeichnten Tage ab für das Publicum um 1 Uhr Mittags geschlossen und um 4 Uhr Nach- mittags wieder geöffnet und bleibt dann bis Abends 8 Uhr. an Sonnabenden und Tagen vor Festlagen bis Abends 9 Uhr geöffnet. Im Uebrigen verbleibt es bei den bisherigen Bestimmungen der Marktordnung. Leipzig, den 24. December 1891. Ter Rath der Stadt Leipzig. I». 6098. l)r. Georgi. Lindner. Bekanntmachung. Tie Leuchtkraft des städtischen Leuchtgases betrug in der Zeit vom 21. bis 27. December 1891 im Argandbrenner bei ISO Litern stünd- lichem lkonsu.n da« 18,6sache der Leuchtkraft der deutschen Normal kerze von 50 Millimeter Flammenhöhe. Da- spccifische Gewicht stellt sich im Mittel auf 0,453. Leipzig, am 28. December 1891. Le» Raths Lkpntatton zn den Gasanstalten. NutzholMtlion. Tonnerstag» den 7. Januar 18-2 sollen von Vormittag» 9 Uhr an im sogenannten verschlossenen Vvlze aus dem Mittel- waldschlage in Ablh. 32»de des vurgauer Forstreviere» Inder Nabe deS neuen SchützenhauscS 58 - Buchen- - - 18/48 - - - b/IO 7 - Ahorn- - - 21/41 - - 4/9 26 - Eschen- - - 19 39 - - . 3/10 56 - Rüstern- - - 19, 62 - - - b/16 8 Linden- - - 43 60 - - - 5 11 11 - Maßholder . - - 25 41 - - - 2/10 28 B Ellern- - - 17 30 - - 6/13 »nd 16 Stück Lchtrrhiilzer unter den öffentlich aushüngenden Bedingungen und gegen die übliche Anzahlung an Ort und Stelle meistbietend verkauft werden. Zusammenkunft: aus dem obengenannten Schlage. Leipzig, am 28. December 1891. Le» Rath« Forftdepntation. Das der Alma Jda Hrinicke au- Münchengosserstädt von der dortigen Gemeindebehörde ausgestellte Dienstbuch ist erstatteter An zeige zufolge ini hiesigen Stadtbezirke verloren gegangen und im Auffindungsfalle an uns abzuliefern. Leipzig, am 28. December 1891. La» Pvitzriamt Per Statzt Leipzig. Bretschneider. Tr. Am 23. diese« Monat« Vormittags zwischen 10 und 12 Uhr ist in der inneren Stadt oder einem der östlichen Stadtbezirk« ein mit grünem Leinwandumschlag versehene« Journal - Bogenformat —, welche- über 1100 Eintragungen — Namen, Wohnungen re. — eut- halten bat und auf der Außenseite auf braunem Grunde mit II. ^4. gezeichnet ist, verloren worden. Wir bitten den Finder, dasselbe gefälligst umgehend an uns direct oder an eine der Polizeibezirkswachen gelangen zu lassen. Leipzig, den 28. December 1891. La» Poltzeiamt »er Stutzt Leipzig. v. L. 5318. «retfchuetdrr. Mb. Die Sparkasse zu Biebertwolkwih hält ihren erste» Sparcaffentag im Jahre 1892 am 2. Januar ab und wird zur Bequemlichkeit des Publicum« vom S. bi- 29. Januar nicht nur Montag« und Dounerstags, sondern auch Dienstags, Mitwochs »nd Freitag« Bormittag« von 9—12 Uhr und Nach mittag« von 2—5 Uhr für den allgemeine» Verkehr geöffnet sein. Mit Rücksicht auf den zu Anfang jeden Jahre« stattfindenden Gkschästsandrang bitten wir, Sparbücher, in welchen sich nqr die Zuschreibung der Zinsen nolhwendtg macht, erst im Februar oder fpäter vvrzuleqea, ba irgend welch« Nachtheilr mit dieser späteren Ziuienzuschreibung nicht verbunden sind. Die Zweigqeicbäs,-stelle Stötteritz wird im Jahr» 1899 nur Donner-tag« Nachmittags von 5—7 Uhr. die Zweiggeschästtstrll« Selzichan dagegen Montag- und Donner-tag- Borptsttag- von -—19 Uhr und Nachmittag« von 8—6 Uhr «xpebiren. Lteberttoolftotst. am 28. Drcember 1891. Eparraff«» - BerwAlttuiz Dyck, Direktor. Bekanntmachung. Für Unterlassung der Zusendung von Neujahrskarten gingen bei uns ein: -4 6 von Herrn Oberbürgermeister vr. Georgs, » 6 « . Bürgermeister vr. Tröndlin, - 5 - . Stadtrath Ludwig-Wolf, » 6 » » « Dürr, » 6 » » » Nagel, - 6 » - » Grüner, » 6 - » - Schars, - 6 - - Geh. Rath Pros. vr. Windscheid, - 6 - - Oberjustizrath Oberamtsrichter Schmidt, - 6 - - vr. zur. Otto Günther, - 6 - - Geh. Coinmerzienrath Dodel, - 6 - - Prof. vr. pst. et meä. Wislicenus, - 6 - Frau Jda Guinpel, « 6 » - vr Fuß-Sellier, « 6 - der Firma M. Bencker L Sohn, - 6 - Herrn Sieskind-Sieskind, - 4 - - Engen Platzky, - 6 - - Max Meyer, - 6 » - Georg Schreiber, - 6 - « Architekt Moritz Münch in Fa. Karl Schreiber - 6 « - Bankdirector Rudolph Madack, - 6 - - Landtagsabgeordneten Gustav Fritzsche, - 6 - - Alexander Waldow, - 6 - « Ferdinand Dllrdig, - 6 » - Vr. mvck. Hugo Hinze, « 6 - - vr P. I. Möbius, - 6 - Unterzeichnetem. -4 159 Summa. Unter Ouittungkleistung hierüber bemerken wir, daß diese Gaben zur Unterstützung würdiger Armen werden verwendet werden. Leipzig, den 29. December 1891. La» Armrnamt. Hentschel. Bekanntmachung. Für Unterlassung der Zusendung von ReujatzrSgratulationr« haben an den Unterzeichneten Verein gezahlt 6 Herr Adolf Roßbach . . Leipzig. 6 « Herr Pani Thorer ... do. 6 - Herr Rechtsanwalt Schrey do. 18 X, worüber hierdurch dankend quittirt wird. Leipzig, den 29. December 1891. Dme-Gorstan» Sr» Lamariter-Berein». Schnoor, Schatzmeister. Sparkasse zu Leipzig-Connewitz. Der Zinsenbercchnmig und des Slbschlussrs der Sparconten wegen werden Sparbücher in der Zeit vom 21. d. Mts. bis mit 3. nächsten Monat« nicht expedirt. Es ist sonach der IS. December der letzte Expeditionslag dieses und der 4. Januar der erste Expeditionstag deS nächsten Jahres. Die Zahlung von Hypothckenzim'en kann außerhalb der für den Sparverkehr festgesetzten Stunden täglich erfolgen. Leipzig, am l. December 1891. Le» Rath« Lkpntatton für Leihhaus und Sparkasse. Der Fall Lhadourne. Wie bekannt, ist der Correspondcnt der „Agence HavaS" in Sofia, (Lhadourne, von der bulgarischen Regierung au«- gcwiesen worden, weil er eine für Bulgarien verderbliche Thätigkeit auSiibte, welche den innern und äußern Frieden des Landes gcsäbrdelc. Die französische Regierung hat die Aushebung des AuSweisungSbcseblS und die Wiederzulassung Cbadourne'S in Bulgarien verlangt, und als die bulgarische Regierung diesem Berlangen nicht entsprach, die Beziehungen zu dieser Regierung abgebrochen. Das ist zwar ein kurze« und recht schroffe« Verfabren der französischen Regierung, aber die Sache ist damit »och nicht zu Ende, denn der Minister Ribot hat am Montag in der französischen Abge ordnetenkammer erklärt, daß Frankreich Gcnugthuung erhalten muffe und das Erforderliche ohne Uebereilung und ohne Schwäche vrranlaffen werde. ES ist nicht abzusehen, worin die Genugthuung für Frankreich bestehen soll, wenn nicht in der Aufhebung der Ausweisungs-Verfügung, und diese ist von der bulgarischen Regierung bereits abgelebnt worden, es ist auch nicht zu erwarten, daß darin eine Acnderung eintreten könnte, eS bliebe also nur noch die gewaltsame Zurücksührung Chardourne'S nach Sofia übrig und diese ist aus friedliche Weise nicht möglich. Die Sache hat aber noch eine andere Seite nud das ist die, welche sich a»S dem Ver hältniß Bulgarien- zur Türkei ergicbt. Ribot hat sich darüber in folgender Weise geäußert: Bulgarien sei kein unab hängiger Staat, sondern Basall der Türkei, eS könne nicht au- eigener Machtvollkommenheit Ausländer auSwcisen, über Haupt keine derartige Handlung vornebmen ohne dir Mit Wirkung de» betreffenden EonsulS. Dieser sei von der beab fichtigten Ausweisung Cbadourne'S nicht benachrichtigt worden, obwohl er sich bereit erklärte, Klagen der bulgarischen Regierung entgegenrunehmen. Die Antwort der Regierung sei nicht zufriedenstellend, daher seien die Beziehungen ab gebrochen worden. Bei dieser Sachlage ist die Angelegenheit zwischen Frank reich und Bulgarien beendet und die französische Regierung hat sich mit der Türkei über weitere Maßnahmen zu ver ständigen. Die Türkei lrbnt aber die Einmischung in die Sache ab, weil sie nicht von Anfang an zu Rathe gezogen wurde, übrigen- gebt au- einer halbamtlichen Aeußerung im »Levant Herald" hervor, daß die türkische Regierung das Verhalten der bulgarischen Regierung gegenüber Cbadourne vollkommen billigt, weil dieser fünf Jahr« lang die Geduld der bulgarischen Regierung auf die Probe gestellt und trotz wiederboltrr Verwarnungen seine für Bulgarien verderbliche Preßthätigkeit fortgesetzt habe. Sachlich ist diese Auffassung gewiß richtig, aber die Aufführung Cbadourne» berechtigte die bulgarische Regierung nicht, ihre formellen Pflichten außer Acht zu lasten, und diese bestanden darin, den französischen Eonsul von der beabsichtigten Maßregel in Kennlaiß zu setzen und seine Meinung darüber zu Horen. Dir Außerachtlassung dieser Form ist der einzige Punct. welcher von Frankreich zu seinen Gunsten geltend gemacht werden kann, und dieser ist denn auch von der russischen Regierung be gierig ergriffen worden, um über dir Handlung-weise der bul «arischen Regierung d«n Stab zu breche». Da« Schlimme dabei ist a»«r, daß der französisch« Consul in diese, Sache nicht ai- unbefangener Beurtheilrr Selsen ^nn, denn ^bAmrn war als Schreiber " .L'"'A„sichl°n und halte also Gelegenheik, die dort I ^ csx daran, seine Wünsche kennen zu lerneu, u.'d e>n „„^„^n. mblicistische Thätigkeit m d s schädlichen Wenn die bulgarische R^'-rung al,o^ V e>-^ Treiben ein Enke machen wollte, s zur Ausweisung Gefalle» zn erweisen, dem nicht« wiliroinmener i't, c Material für die Berechtigung Behauptung datz Bulaar.-n anarchistische Zustande ^^I//uung russischen Einmischung bedurse, um in diesem Lande Ordnung ^ Inzwischen ist bekannt geworden, daß ^au Karawelow, die Gattin deS ebemaligen bulgarischen Munsters, durch Cbadourne veranlaßt worden ist, den Schritt zu welcher die in Sofia beglaubigten Vertreter d« Machte ver anlaßt, die Einmischung d-S Auslandes Gunsten der '» der Mordsache B-ltsckcw Berhastelen zu betreiben. Dadurch wird der Proceß gegen Frau K"aw«low m,l der Aus weisung Cbadourne'S in Zusammenhang gebracht und c» stehen Enthüllungen bevor, welche vielleicht sur Frankreich und Rußland gleich unbequem sind. Um so weniger ber (,> er der französischen Regierung zu begreifen, welchen sie >" der leidigen Angelegenheit entfallet, und daß sie sogar nach allem, was' geschehen, noch daran sesthält, von Bulgarien sur eine Handlung Genugthuung zu verlangen, die doch lediglich alö Rothwchr gegen die schändlichsten Umtriebe erklärt werden ^Durch den Streitfall Cbadourne wird die öffentliche Aufmerksamkeit auf die Thatsache gelenkt, daß Bulgarien von Rußland als Feld seiner im Verborgenen wirkenden Be- mühungen aogesrbrn wird, dort stets eine Frage offen zu halten, die im geeigneten Augenblicke-al« Anlaß zum Kriege benutzt werden kann. Es genügt Rußland nicht, daß Ferdinand von Coburg der Anerkennung der Machte al« Fürst von Bulgarien entbehrt, daß die Vereinigung von Nord- und Süd-Bulgarien nur tbatsäcklich, aber noch nicht endgiltig festgestellt ist, daß Bulgarien die staatsrechtliche Grundlage fehlt, obne welche es ans die Dauer nicht bestehen kann, eS müssen ihm auch noch Schwierigkeiten bereitet werden, welche ihm die Freude am Dasei» fortdauernd verbittern. Daß die bulgarischen Finanzen sich in der denkbar besten Lage befinden, daß die Verwaltung gut und zweckmäßig geführt wird, daß Bulgarien überhaupt den übrigen Balkan staaten in vieler Beziehung als Muster dienen kann, wird von Rußland gänzlich unbeachtet gelaffen. Dort hält man sich au die Verschwörung Panitza'S und an die Ermordung Bcltschew'S, um die Berbällniffe als lebensunfähig und zer- rültet auszugeben, ohne Rücksicht darauf, daß die Anstifter dieser Ilebelthatcn offenbar außerhalb Bulgarien- zu suchen sind, und daß der russische Einfluß daraus bestimmend emgewirkt hat. Es ist mit Sicherheit anzunebmen, daß die mit so große», Geräusch betriebene Sache Cbadourne'S im Sande verlausen wird und zwar in einer für Bulgarien durchau- günstigen Weise, um so schwerer ist die Haltung Frankreichs in einem Falle zu begreifen, in welchem daS materielle Recht ganz un zweifelhaft auf Seiten Bulgarien« ist. Wenn Frankreich Werth legt aus den Rus, welchen eS in der Welt genießt, so durfte eS nicht einen Streit vom Zaune brechen und aus die Spitze treiben, dessen Ursprung und Zweck keine andere Deutung zulassen, als daß dir Macht de« großen Frankreich an dem kleinen Bulgarien geübt werden sollte, um Rußland einen Freundschaftsdienst zu erweisen. Eine Interessengemein schaft, die aus so bedenklicher Grundlage ruht, kann sich der Zustimmung der öffentlichen Meinung nicht erfreuen, und daS Anseben der Mächte, welche sich aus diese Weise zur Geltung zu bringen suchen, kann dadurch nicht gewinnen. Es muß aus feden unbefangenen Bcurtheiler den Eindruck machen, daß Frankreich mit Rußland unter allen Umstände» zusammen gehen will, mag eS eine gerechte Sache sein, für welche cs einzutreten gilt oder nicht. DaS ist der Standpunkt eines Advokaten, der einen Proceß durch geschickte Benutzung von Gesctzcsparagrapben gewinnen will, aber er entspricht nicht der Würde einer Großmacht. * Leipzig, 30. December. * Der „ReichSanzeigcr" erklärt die Meldung der ,Post", der Kaiser habe zu», Leichenbegängniß de- Professor» Janffcn einen Kranz gespendet, für unbegründet. * Der „Reich-anzeiger" veröffentlicht eine königliche Ver- ordnuna, welche den preußischen Landtag »um 14. Januar einberuft. .* Die Frage der Berliner Weltausstellung soll ledensallS im Reichstage erörtert werden, jedoch nicht eher als bis der Deutsche HandclStag sein Gutachten über diese Frage abgegeben haben wird. » "Br»«lauer Morgen-Zeitung" mittbeilt. wird der ReichStagSabjjeordncte für Breslau-West, Redacteur Vollrath, >n nächster Zeit seinen Wohnsitz nach Ber u^iirr Zcil ,e,nen 'Lvovnfltz nach Berlin zu ü8erne"hmm*E ^"""3 der demokratischen ,Holk«zeitung '"Magdeburg verhaftete socialdemokra tische d«u« au« Dessau (früber in Berlin) ha, eine Anklage .vegen Vorbereitung ,um Hochvrrrath erhalten. Der Parttivorstand hat die Mittel zur Caution-stellung bewilligt, H^"' °siu"gsanlr-g gestellt worden, der jedoch voraussichtlich abgelebnt werden wird, da den Hochvrrrath vorbereitende Handlungen mit Zuchthau» bedroht sind ^ vom December 1890 liegt nach der Zusammenstellung de« Statistischen Amt« D*.utscke»"»? Die ort-anwesende Bevölkerung Deutschen Reiches betrug (ohne Helgoland) 49 426 Z84 g.g.n ,884 «4r -r-,0«8<i L»px. L.lg-L (ro8S) 49 428 470. Die Bevölkerung Preußens (ohne Helgoland) ist auf 29 955 281 gestiegen. * AuS München wird geschrieben: Der Prinz-Regent empfing in der vorigen Woche den Rector magnisicuS der hiesigen Universität, llr. v. Christ, in Audienz und nahm von demselben dessen RectoralsanlrillSrcdc wohl gefällig entgegen. Die Nachricht erregt darum viel In teresse, weil die Ultramontaiic» die Rede, in welcher Herr von Christ die Unabhängigkeit der kirchlichen Dogmen für die UnivcrsitätSangebörigen in Anspruch genommen, zum Zicl- punct erbitterter Angriffe gemacht batten. Sogar eine Inter pellation in der Kammer und im Ansckilnß daran die Maß regelung deS RectorS wurde in Aussicht gestellt. Alle diese Hoffnungen sind nunmehr zerstört. * * » * Der in Lemberg weilende Abgeordnete BilinSki, ein einflußreiches Mitglied des PolencludS, wurde nach Wien be rufen, um eine hervorragende Stellung im Staatsdienste zu übernehmen. Man glaubt, er sei zum Präsidenten deS österreichischen Staatsbabiiiictzcs bestimmt, nachdem der Rücktritt des bisherige» Präsidenten Czedit bevor- sleht. Die Rutbencn unlcrhandel» mit de» Iungezechen wegen gemeinsamen Borgebens gegen die Negierung; sie wollen unter der Angabe, daß sie von Taasse nichts erwarten können, zur Opposition übergehen. * Aus Nom wird geschrieben: DaS zweite Deccmberbest der „Nuova Anloloaia" bringt einen Artikel dcö Abgeordneten Generals Nicola Marsclli über die auswärtige Politik und die HccreSauSgabeii, der in der ^agesprcfse mit lebhafter Zustimmung besprochen wird. Der Versasser tritt der Ansicht entgegen, als ob durch die Bündnißpolitck Italiens dem Lande unvcrhällnißmäßigeMililairlosic» verursacht worden seien, und stellt demgegenüber fest, daß cS keine bescheidenere Politik geben könne als die, welche sich neben den eigenen Kräften auch aus diejenigen verbündeter Staaten stütze. lleberdieS hält er dafür, daß ein Staat, der an zwei große Militairstaatcn grenze, in einer Zeit nicht neutral bleiben könne, zu der jene in entgegengesetzten Lagern stehen. Er prüft dann die Mög lichkeiten eines Krieges mit Oesterreich-Ungarn und mit Frank reich für den Fall, daß Italien allein stände, und findet, daß Italien viel mehr als gegenwärtig auSgeben müsite, nw sich sür diese Fälle zu rüsten, und daß der Ausgang dann inimcr noch sehr zweifelhaft sein würde. In dem Dreibund dagegen habe Italien eine vortheilhafte Stellung; die verbündeten Mächte werden, einmal zum Kamps hcransgefortert, nicht nur aus die Gerechtigkeit ikrer Sache, sondern anck auf ihre materielle, moralische, politische und technische Kraft vertrauen können. Um diese überlegene Stellung zu behaupten, müsse Italien natürlich Opfer bringen und dürfe nickt nack Ersparnissen suchen, die seine Kraft schwächen, ober nach Reformen, die Ber Wirrung stiften. General Marsclli weist dann darauf bi», das; von dem Kampse, auf den Europa sich rüste, die Zukunft Italiens abhänge, und um aus diesem Kampfe siegreich hervorzugcben, müsse daS Volk einig sein. Man möge daran denken, nicht constitutioneil, radical oder Republikaner, sonder» einfach Italiener zu sein, denen es nicht genüge, sich zu schlagen, sondern die siegen müssen. Er fordert daber die Minderheit des Volkes, die der Dreibundöpolitik abhold sei, auf, sich der Mehrheit in dem einen Gedanken und in ein- müthiger Stimmung zu fügen. Daß diese Minderheit dazu jedoch keine Lust verspürt, das hat Imbriani in dcn letzten Wochen oft genug bekundet; ein Glück ist eS daher, daß sic wirklich so außerordentlich geringfügig ist, daß man sie getrost in jeder Berechnung gleich Null aiifetzeii kann. * Die Ansicht der englischen Radikalen über die Frage, ob dem Herzog von Clarcnce und Avondale eine be sondere Apanage anläßlich seiner Vermählung mit der Prin zessin May von Teck vom Parlament bewilligt werden sollte, ist in einem Artikel der „Trutb" entkalken. Henry Labouchcre schreibt: „ES ist nur vernünftig, daß ein Prinz von directcr Nachfolge bciralhct, und eü ist nicht minder vernünftig, daß ihm ein genügendes Einkommen verschafft wird. Dieser Auffassung trat das Unterhaus bei, als eö eine große jährliche Summe für die Kinder des Prinzen von Wales bewilligte. Man sagt u»S jetzt, man solle der Prinzessin May eine Summe bewillige», weil sie dcn Herzog von Clarcnce hcirathen will, und daß ibr ein Betrag ausgesetzt werden sollte, falls der Prinz eher stirbt als die Prinzessin WaS den ersteren Vorscklag angebt, so ist die wirkliche Frage die, ob 20 000 Lstrl. jährlich genügen. Demi dieser Betrag könnte aus dem vom Parlament dcn Kindern des Prinzen vvn Wales bewilligten FonvS für den Herzog und die Herzogin von Clarcnce absallen. Die allgemeine Ansicht ist, daß die Summe völlig genügt. Die Radicalen sind hierin noch entschiedener als die Conscrativen, weil die Ersteren geneigt sind, sobald eine neue Civilliste gefordert wird, sic aus den Betrag hcrabzusetzen. welcher dem Präsidenten der französischen Republik genügt, seine Stellung und seine Würde aufrecht zu erhalten. Was die Fürsorge für die Peinzrssi» May betrifft, falls sie Wittwe werden sollte, so leugnen wir nicht, daß man sür den Fall sorgen sollte. Der Augenblick dafür aber wird erst kommen, wenn sie wirklich eine Wittwe ist. Die Höbe deS Betrage- wollen wir deshalb nicht erörtern. DaS ge! t diejenigen an, welche ihn zu zahlen haben. Ick habe stets etwa« dagegen gehabt, daS Einkommen von Prinzen von Neben linien zu erhöhen, weil sie dann gern hcirathen. Der Staat hat von diesen Hcirathen nicht« zu gewinnen. Die StaatS- raison ist vielmehr gegen diese Hcirathen. Bekommen sie nämlich Kinder, so gerathen dieselben in eine falsche Stellung. Sie sind Prinzen der königlichen Familie ohne gcnügente Subsistenzmittel. In der preußischen KönigSfamilie gicdt cS eine ausgezeichnete Vorschrift, welche unö viel Geld gespart bätte, wenn sie bei nn- m Geltung gewesen wäre. Kein königlicher > rinz darf borgen und Niemand darf ibm Geld leihen. Leiht ihm Jemand etwa-, so kann er cö nicht zurück- bekommen*. * Die »Time-" glaubt, Harting ton werde al- Herzog von Devonshire verantwortlicher Führer der liberalen Unionistcn bleiben, Ehamberlain werde nur die Führung der Partei im Unterbaust obliegen. Der »Standard" vcrmulbet, die Ver- sctzung Hartington'S in» Oberbaus werde die langgcplante Verschmelzung »wischen dcn konservativen und liberalen Unwuisteu beschleunigen. Salisbury sei nach wie vor
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