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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.01.1897
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1897-01-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18970107016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1897010701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1897010701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1897
- Monat1897-01
- Tag1897-01-07
- Monat1897-01
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BezugS-PreiS >» >« Hanptexpedition oder den im Stadt, bmttck und den Vororten errichteten An«. aLveslrllrn ab geholt: vierteljährlich^ 4.50. bei zweimaliaer täglicher Zustellung in- Hau- >l 5.50. Durch die Post bezogen für Leutschlaud und Oesterreich: viertel,ährlich ^l Li—. Direkte tägliche Kreuzbaudsendung tu- Ausland: monatlich 7.50. Li« Morgen-Au-gabe erscheint um '/,? Uhr. dir Abend-Au-gabe Wochentag» um 5 Uhr. Ne-actiou und ErpeLitton: IohanneSgaffe 8. Die Expedition ist Wochentag- ununterbrochen geöffnet von früh 8 di- Abend- 7 Uhr. Filiale«: Otts Klemm'- Eortim. (Alfred Hahn), Universitätsstraße 3 (Paulinum), Louis Lösche. Katharinenstr. 14, hart, und König-Platz 7. Morgen-Ausgabe. UchMer. Anzeiger. Amtsblatt des Königlichen Land- nnd Amtsgerichtes Leipzig, des Nathes und Nolizei-Ämtes der Ltadt Leipzig. Anzeigen-Prei- die 6 gespaltene Petitzeile 20 Ps^ Reklamen unter demRedactionSstrich l4ge spalten) 50^Z, vor den Familiennachrichtr» (6 gespalten) 40->z. Größere Schriften laut unserem Preis- Verzeichnis Tabellarischer und Ziffernsatz nach höherem Tarif. Extra-Beilagen (gefal-t), nur mit dre Morgen-Ausgabe, ob ne Poslbesörderung ./t 60.—, mit Postbesörderung .-l 70.—. Annahmrschluß für Anzeigen: Abend-Ausgabe: Vormittags 10 Uhr. Morgen »Ausgabe: Nachmittags 4 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Anzeigen sind stet- an die Expedition zu richten. Druck und Verlag vou E. Polz in Leipzig. Donnerstag den 7. Januar 1897 91. Jahrgang. Amtlicher Theil. Bekanntmachung, die Au- und Abmeldung der Fremde«« bctr. Mit Rücksicht auf die am heutigen Tage beginnende RenjahrS- liicsse bringt das Unterzeichnete Polizeiamt die nachstehende» Be ltimmungen des McIScreglllativs mit dem Bemerke» in Erinnerung, daß jede Vernachlässigung dieser Vorschriften Geldstrafe bis zu .»0 ./L oder entsprechende Haststrafe nach sich zieht. Die An- und Abmeldung der Fremden kan» sowohl aus dem Hauptmeldcamte, Abtheilung n, Polizeigebäude, Wächterstrasie Nr. 5, H. Etage, und zwar an Wochentage» in der Zeit von 8 bis 12 Uhr Vormittags und von 2 bis 6 Uhr Nachmittags, an den Sonn- und Feiertagen i» der Zeit von '/»II bis 12 Uhr Vor mittags, wie auch auf sämmtlicheii BezirkSmcldesteUcit (Polizei wachen!, und zwar an Wochentagen in der Zeit von 8 Uhr Vor mittags bis 1 Uhr Mittags und von 4 bis 7 Uhr Nachmittags, an Sonn- und Feiertagen in der Zeit von '/»II bis 12 Uhr Vormittags erfolgen. Leipzig, am 3. Januar 1897. Das Poli;ci-A»it der Stadt Leipzig. Dir. Reg. 19. Bretschneider. Sailenmacher. Auszug aus dem Meldcregttlativ der Stadl Leipzig vom 4. Dccember 1890. 8 12. Jeder in einem Gasthofe oder in einem mit Hcrbcrgs- bcrcchtiguilg versehenen ähnlichen Hanse einkehrende und üver Nacht bleibende Fremde ist vom Gastwirih oder Ouartiergeber, und zwar, falls er vor 3 U.ir Nachmittags ankommt, noch am Tage der Ankliust, andernfalls aber am folgende» Morgen spätestens bis 10 Uhr beim Meldeamt des Polizeiamts Abth. II oder der Polizeiwache des betreffenden Bezirks schriftlich mittels des vorgeschriebenen und für jeden Fremde» besonders auszusüllen- den Formulars anzumelden. Befinden sich in Begleitung deS Fremden Familienmitglieder, Dienerschaft oder sonstige Personen, jo sind dieselben aus dem nämliche» Zettel mit zu verzeichne». Zu gleich mit diesen täglichen Anmeldungen ist auch die Abmeldung der inzwischen abgcreisten derartigen Fremden zu bewirke». 8 14. Die in PrivaNiänscr» absieigenden Fremde», sogenL'.l.i/e BesnchSkreulbe. sind, sobald sie länger als 3 Tage hier verweile», spätestens am 4. Tage, von erfolgter Ankunst o», vom Quartierwirth beim Meldeamt Abth. II oder der betreffenden Polizeibezirkswache mündlich oder schriftlich mittels des vorgeschriebenen Formulars anzumelden. Bei den etwa in Privathäusern Wohnung nehmende» Mcstsrcmden jedoch hat diese Anmeldung in jedem Falle, auch wenn sie nur eine Nacht hier blieben, und zwar binnen 24 Ttliiiöc» von der Ankunit an, bei»« Meldeamt Alith. II ober der betreffenden Polizeibezirkstvachc zu ge>chehen. In gleicher Weise ist die Abmeldung binnen 3 Tagen. bei Mcstsrcuiücn binnen 24 Stunden von erfolgter Abreise des Fremden oder etwa erfolgter Wohnungsänderung an zu bewirken. 8- 16. Bei Len nur einen Monat oder weniger sich hier auf- ballenden Fremden bedarf es in Scr Regel der Vorzeigung oder Niederlegung einer Legitimation nicht, doch bleibt der Fremde jeder zeit verpflichtet, sich auf amtliches Erfordern über seine Persönlich- -eit auszuweisen. Fremde, w.'lche länger hier verweilen wollen, haben sich in der Regel in ähnlicher Weise zu legitimiren, wie dies in §. l bezüglich der Einwohner vorgeschriebe» ist. §. 18. Für rechtzeitige An« und Abmeldung der Fremden haften nicht nur diese selbst, sondern auch die betreffenden Lnartterwirthe, welche Fremde bei sich aufnehme». Brcnnbolzauction. Dienstag, den 13. Januar d. Js. sollen von Bormittags i> Uhr an im Forstreviere Connewitz auf dem Mittelwaldjchlage in Abih. 30, Rcvierort Probstct 125 Stück harte Abraumhaufe» und 150 . - Langhanfen unter den auf dem Holzschlage ausdängenden Bedingungen und der üblichen Anzahlung an Ort und Stelle meistbietend verkauft werden. Zusammenkunft: auf dem genannten Holzschlage zwischen der schwarzen Brücke nnd dem Grostzschocherschen Antzwege in der Probstet. Leipzig, am 2. Januar 1897. Des RathS Forst-Deputation. Brennholz-Auktion. Mittwoch. Le» 13. Januar d. Js., sollen von BormittagS 9 Uhr an im Forstreviere Biirgau, im sogenannte» ver schlossenen Holze, dicht am Fußwege nach der große» Eiche» in Abth. 33 u ca. 100 starke Abranmhaufc» und 50 - Lang ha »scn unter den im Termine ausdängenden Bedingungen und der üblichen Anzahlung meistbietend vertäust werden. Zusammenkunft: ans dem obengenannten Schlage, 'Bor mittags i) Uhr. Leipzig, am 4. Januar 1897. Des Raths Forstdeputation. Konkursverfahren. lieber das Vermögen der Eommanditgkscllschast unter der Firma: Leipziger Hemden- nnd Tchnrzcnsabrlk Robert Lacher L Eo. in Leipzig, Reichs,trnßc 22 in Liquidation. iviro beute am 18. Dccember 1896, Mittag» '-1 Uhr, das Konkurs verfahren eröffnet. Herr Rechtsanwalt vr. Barth hier wird zum Konkursverwalter ernannt. Konkurssorderungcn sind bis zum 22. Januar 1897 bei dem Gerichte anzumelden. Es wird zur Beschlußfassung über die Wahl eines anderen Ver walters, sowie über die Bestellung eines Giäubigcrausschusses und cintrcteiiden Falles über die in 8 120 der Konkursordnung bczeich- netcn Gegenstände aus dc» 9. Januar 1897, BormittagS II' , Uhr, und zur Prüfung der angemeldeten Forderungen ans Seit 3. Februar 1897, BormittagS 11 Uhr, vor dem Unterzeichneten Gerichte, Zimmer 167, Termin anberaumt. Allen Personen, welche eine zur Konkursmasse gehörige Sache in Besitz habe» oder zur Konkursmasse etwas schuldig sind, wird ausgegcben, nichts an den Gcmcim'chuidncr zu verabfolgen oder zu leisten, auch die Verpflichtung auserlegr, von dem Besitze der Sache uud von den Forderungen, für welche sie aus der Sache ab- aesonderte Befriedigung i» Anspruch nehmen, dem Konkursverwalter bis zu>n 18. ^Jgnuar 1897 Anzeige»;» machen. - Königliches Amtsgericht zu Leipzig. Abth. II', lx. 142/96 Nr. 4. am 18. Dccember 1896. Bekannt gemacht durch den Gerichtsschreiber Sekr. Beck. Versteigerung. Am Donnerstag, den 7. dss. Mts., Barm. 11 Uhr soll Hierselbst, Härtelstraße 8 im Soul, das zur Concursmasse der Fleijchwaarenhändlerin Schmidt gehörige Inventar, darunter eine gr. Ladentascl mit Marmorplatte, öffentlich meist, bietend versteigert werden. Leipzig, den 4. Januar 1897. Trautschold, Localrichter. Bekanntmachung. Wegen des bevorstehende» Bücherabschlusses werden alle Gewerken und andere Personen, welche aus dem Jahre 1896 Forderungen an die Kasse des Unterzeichneten Rentamts haben, ersucht, ihre bezüg lichen Rechnungen spätestens bis zum IS. Januar 18V7 anher rinzureichen. Leipzig, am 4. Januar 1897. UniverfitätS-Rentamt. Gebhardt. Realgymnasium. Anmeldungen neuer Schüler für den Eintritt zu Ostern nehme ich Sonnabend, Sonntag. Montag, den S., 10., 1l. Januar, von 11 bis 1 Uhr im Schnthause entgegen. Ich bitte, die Knaben, wenn irgend möglich, persönlich vorzu- stellen; mitzubringen sind die letzte Censur, die standesamtlichen und kirchlichen Ausweise und der Impfschein. Leipzig, den 2S. Decbr. 1896. Der Rector. vr. Böttcher. Fremdwort-Thorheiteu. Vortrag, gehalten im Allgemeinen Deutschen Sprachverein, Zweigverein Leipzig, am 17. November 1896, von Robert Boigtländer, Verlagsbuchhändlcr in Leipzig. (Schluß aus Nr. 5.) Noch schlimmer als die vieldeutigen sind die sinn ver hüllenden Fremdwörter, solche, zu deren Enträtselung man ein halbes Dutzend verschiedener Wörterbücher stets zur Hand haben sollte. Ich erinnere mich noch lebhaft des Kopf zerbrechens, das mir l87l ein Gestellungsbefehl meines Re giments machte, worin eS hieß, ich solle in Koblenz in8tra<iirt werden. War damit eine ärztliche Lcbandlunz gemeint? Die Sache schien dunkel, bis ich endlich berauSbekam, daß das Wort aus dem Italienischen stamme und es sich um die Anweisung eines Reiseweges (slracka — Straße) nach Berlin bandele. Auch Sie werden vielleicht nicht gleich verstehen, was ein „a n- ber iulimirtos" Schreiben ist. Der Ausdruck entstammt einer k. k. österreichischen Kanzlei und muß, dem Zusammenhang nach, bedeuten: „ein uns überwiesenes" Schreiben. — Das Berliner Polizeipräsidium verkündete kürzlich, die Polizei habe den Mörder Werner nicht „sistireu" können, weil er seit vier Tagen .ZatitirG habe. Wie kann auch eine königliche Behörde ein so gemeines Wort wie umhertreiben gebrauchen! Behörden und Juristen sind ja überhaupt mit Sprach sünden stark belastet. Da sie aber darob in letzter Zeit viel Angriffe erfahren haben, auch Besserung zeigen, so wollen wir sie diesmal in Ruhe lassen. Dagegen verdient das Rotbwelsch der Kunstgelehrten der Erwähnung. Wem geht es nicht wie ein Nebel vorm Kopfe weg, wenn er hört, daß man st-its auf Naßkalk matt, daß einer sich in Schal^mnlckeA galt im 8xrutitt<r auszeichnet oder in Ein legarbeit statt in Intargia. Wie viel Schulkindern mögen ^robitrave, Triglypkon, Llotopen die Kenntniß des griechischen Tempels erschwert haben, bis sie von Deckbalken, Dreischlitzen und Zwiscken- seltcrn körten. Wie geschmacklos sind Ausdrücke wie 6in- guscentisteu, Impressiolliümu«, Vlvinairistou, miotwlcmgoleslk, liollLi-slesk! In den Grenzboten — es ist aber schon an zehn Jahre her — schrieb einer einmal über das aus Gold und Elfenbein verfertigte Standbild des ZeuS von PbidiaS. Dabei gebrauchte er den schwer gelehrten Ausdruck: edr^s- Llst'autinv Tecknik. Wenn ich so was höre oder lese, fällt mir wohl Schcffel's FludribuS ein. Der verfügte ja auch über den reichen Schatz des theoretischen Wissens. Durch den Gebrauch des Fremdworts unterscheide sich der Gebildete von dem Ungebildeten, hört man wohl sagen. Gustav Wustmann unterscheidet anders: Die unterste BildungSclasse gebrauche die Fremdwörter falsch, die mittlere richtig, die oberste — gar nicht. Es sei ein Zeichen höchster und vornehmster Bildung, wenn man durch die Erlernung fremder Sprachen seine Muttersprache so habe beherrschen lernen, daß man die fremden Flicken und Lappen ent behren, daß man wirklich deutsch reden könne. Im Derbältniß wie wenigen erst ist diese Wahrheit in Fleisch und Blut übergegangen! Im Gegentbeil: wenn man kein Fremdwort hat, so macht man eins. So laS ich in einer Beschreibung des Ottendorfer'icken Krankenhauses in Zwiltau, es enthalte 4 Schtassäle, 2 Badezimmer und 41 tidiontionsn. Der Werbeausschuß der Sächsisch- Thüringischen Gewerbeau-stellung — er nennt sich, ver- muthlich der Kürze wegen, ^oymsitioaa - Ausschuß — hat zu Werbezwecken Tafelkarten für Gasthöfe drucken lassen. Darauf heißt eS: die Ausstellung werde unter Anderem durch die imposante kontaine iummsuss eine Menge sensationeller ^ttractionen bieten. Es heißt doch den Hohn nicht nur der Deutschen, sondern auch deS Aus landes, besonders der Franzosen selbst, herauSsordern, wenn man in Leipzig die Franzosen anpumpt, um Wörter für eine! Leucktbrunnen oder Prachtlichtbrunnen oder Buntlichtbrunnc, oder Farbenleuchtbrunneo oder Farbenspringbrunnen zu Haber Ein solche Selbsterniedrigung dürfte zwar „--onsstionöll' aber keine „Httraotiou" sein. Dem Reichstage verdanken wir bekanntlich das Wo: Margarine, womit dem Volke die Kunstbutter verleidet werde sollte. Nun wird ebenda vorgeschlagen, Kunstwein Vinosin zu nennen. Möge, wer daS Wort ersonnen, sein Leben lau nur Vinosino zu trinken bekommen! Ein Hauptheerd der unnöthigsten Fremdwörter ist endlü die Kaufmannssprache, um deren Aufbesserung de Hamburger Eitzen sich neuerdings sehr bemüht hat. Einem Aufsatze von ihm in der „Tagt. Rundschau" entnehme ill folgendes Pröbchen. Ein Handelsbaus schreibt dem andern „?er Abendpost remittirsn wir Ihnen unter eingeschriebenem Couvert Coonossement in triplo, ^ssecuraur - Oertiücat um ot'Loielies lnspections-^ttest über psr Lteamsr „..." verladen ..., welche Voeumeutv Sie nur gegen promptes ^ooept bei Ihnen attaebirtev, dagegen valeaironäsu Trakts Va. ... ck- LI. ... an die Trassaten: ... ausliefern wollen." Eitzen giebt für diese Leistung zunächst eine gute deutsche Ucbersetzung, die statt der 42 Wörter des Urtexte» nur 2^ enthält. Dann giebt er aber eine Spiegel-Uebersetzung ins Französische und Englische, d. h., er setzt in den französischen und englischen Grunvtext alle jene Wörter in deutscher Sprache, die in dem deutschen Texte Fremdwörter sind. Dann lautet der „englische" Brief so: „Mit der svemns--post wo senden 5011 uncksr regsistvreck Uni schlag Ladeschein, dreifach ausgestellt. Bersicherung(s)jchein awl amtliches Befund(s)zeugniß ok ..., sdippsck im Dampfer ,....", rvbisk Papiere 50» »vili plvaso onlz? cksllvsr Io Ido Bezogene» agaiost umgehende Annahme ok tde anhängenden Wechsel, tderosxawst gezogen, von Llarlls ..., Aussteller ilessrs. ..." Der „französische" Brief ist nicht minder schön: „Mit dem evurrier cku soir nvus vous senden von» Umschlag edarKö Ladeschein, dreifach ausgestellt, Versicherung(s)jkycin et amtliches Besundis-zeugniß a ..., embargues im Dampfer „ ...", lesguels Papiere il von« plaira (äe) ns rewsttro aux Bezogene» gue cootre sofortige Annahme cks la angehesreten Wechsel über Llares ..., Aussteller: Lessieurs ..." Wenn ein Engländer oder ein Franzose wirklich Der artiges zu schreiben wagte, er würde von aller Welt für verrückt gehalten werden. Wir Deutschen halten uns damit aber wunder wie gebildet. Mit Recht sagt Eitzen: „Wahrlich, wir baden nur die Wahl zwischen dem bitteren Lachen der Selbstverhöhnung und schamvollem Verstummen, wenn wir uns, es sei nun an diesem oder einem beliebigen anderen Beispiele, einmal ehrlich die Schmach klarmachen, die wir mutbwilliz aus uns laben." Häufig verführt unS nur die Sucht nach schwülstigen Redewendungen zum Gebrauche deS Fremdwortes. Wie jetzt fast Niemand mehr fällt, sondern „zum Fall kommt" ein Lied nicht mehr vvrträgt, sondern „zum Vortrag bringt", so schreiben die Zeitungsberichterstatter (und andere Leute) nicht mehr z. B.: „Der Prüfling wußte nicht genug" sondern: „Der Lxamjnallck ckocumsutirts ein unzureichendes Maß von Kenntnissen". DaS giebt gleich eine Zeile „a" 10 Z mehr. Ter Zeitungszarkou (ich gebrauche absichtlich das Fremdwort, da Zeitungsdeutsch unrichtig wäre) kennt keine Landkäuse, sondern temtorialo Llvvsrduußeu; keine Käufe oder Verbraucher, sondern ein consuwireuckes kudlicum kein inländisches Getreide, sondern Getreide inländische, krovemsur; keinen Geldstand, sondern eine LuaarisUs Siti, atioir; keinen Postverkebr, sondern einen postLliscliou Be: kebr, keinen kretischen Aufstand, sondern einen krelensische. Ausstand, keinen Wetterbericht, sondern jweteorologikcde B^ obacklungen. In einzelnen Worten ist dieselbe Sucht nach volltönige Verbreiterung. So macht sich der Großhändler zum Besitz: eines tirossozeschäfleS oder zum Kaufmann eu zros od noch hübscher zum Lugrossistsu. Von der Breitspurigkeil zur Lächerlichkeit und vom Fremt wort zum unrichtigen Fremdwort ist nur ein Schrie Auch mancher Gebildete hat sich schon unversehens in solch.: Feuilletsn. Ein unauskehliches Jör. Humoreske, der Wirklichkeit »ncherzählt von Anna Gnevkow. Nachdruck vertoten. Sie war ein unausstehliches Jör! Da« war ihr so oft und in den verschiedensten Tonarten gesagt worden, daß sie, ohne unter dieser Ueberzcugung gerade zu leiden, schließlich von der Tbatsachc der Behauptung selbst ganz überzeugt war. Dabei log sie nicht etwa, zankte nicht, naschte nicht, aber — sie spielte gern, ach, so gern Theater, und da» war der dunkle Punct ibreS fünfzehn Lenze zählenden Lebens, daS die Achillesferse des drittältesten Kindes de« ehrsamen Schirm- bändlerS Benotti und seiner tugendreichen Ehefrau in der Stadt Wien. ES war aber aucb, al« hätte man der soliden, in den hergebrachten Traditionen unentwegt fortlebenden Bürgerfamilie ein KukukSei in daS Nest gelegt, auS dem die Josepbine, Peppi kurzweg genannt, dann später kerauSkroch, wild wie ein Bube, mit Äugen, die überall Märchengebilde erschauten, einer Stimme, die sich schon im zartesten Alter an die Verse unserer großen Dichter beranwagte, und Händen, denen »icknS heilig war, wenn eS galt, dies und da« für eine improvisirte Bühne zu benutzen. So war eine« Tage« der Mutter Brautkleid, mit Stecknadeln aufgesteckt, zu einem wallenden Gewände für eine Maria Stuart bergerichtet worden, so hatte sie ein andere« Mal, obne den feinen Sprühregen zu beachten, die Betten au« dem Schlafzimmer auf den Hof binunterspedirt, um in dem Schlafraume mit Hilfe der Betttücher und eine« an der Decke entlang laufenden Balken« eine herrliche Bübne zu construiren, so brachte sie eS durch Aufstülpen de« falschen Scheitels der Großmama in einer alte» Rolle, die sie gab, zur Kenntniß Vieler, daß sich Großmütterchen einer falschen „Behauptung" bediente, kurz. sie war ein unausstehliche« Jör, wie man ihr die- bald laut, bald leiser sagte, ein unausstehliches Jör, mit dem der Vater besonders kurzen Proceß zu machen gedachte. „Nach Neujahr muß sie mir auS dem Hause", erklärte er seiner Frau ganz kategorisch, „muß irgendwo in eine Wirthschaft, wo «S tüchtig zn schaffen und anzufassen giebt. Den tollen Spuk und Firlefanz, den sie jetzt treibt, sehe ich nickt länger mit an, und ich weiß auch ntckt, wie sie auf diese Weise eine gute Frau für den Robert werken soll, wenn er sich hier erst seßhaft macht." Die Peppi stand hinter der Tbür, körte jedes Wort de- BaterS mit an und ballte die kleinen Hände in ohnmächtigem Grimme zusammen. Ob, wenn sie Alle eS einmal in Ruhe mit ansäben, wa« sie zu leisten vermochte, sie würden dann von ihrem Vorurtheile wobl zurückkommen, würden sie nicht mehr ein unausstehliches Jör nennen, und da« „Genie" an erkennen, da« sich gewaltsam bei ihr Bahn brechen wollte. Sie, eine auSerwäblte Maria Stuart, Jungfrau von Orleans oder dergleichen, sollte in einer Wirthschast kocken, backen und braten, sollte den Vetter Robert heirathen, der Schirmgestelle anfertigte und bezog wie der Vater, nimmermehr! Und sie beschloß, sich hinter die Mutter zu stecken und diese zu be stürmen. daß sie ihrer Peppi den letzten Tag im Jahre, an dem man Abend« immer eine Gesellschaft von Verwandten und Freunden um sich zu versammeln pflegte, freigäbe, ihre Kunst an ihm zu beweisen und den gestrengen Vater um zustimmen. Nach vielen diplomatischen Schachzügen setzte e< die gute Mama endlich wirklich durch, daß Peppi ihren Willen noch einmal und zwar zum letzten Male im alten Jahre baden solle, um mit dem anbrechenden Gestirne eine« neuen Jahre« auch ein neues Leben zu beginnen, und eine fieberhafte Auf regung bemächtigte sich nun deS jungen Mädchens. Tie ,Kreuzfahrer", die sie gelesen, für die sie schwärmte, wollte sie aufführea, die Hauptrolle übernahm sie natürlich, die sie zu- gleich Regisseur, Garderobiere, ja, zuweilen sogar Souffleur war und nur der Held deS Stücke» fehlte ihr noch, nach einem „Balduin von Eichenhorst" schaute sie vergeblich auS und wußte noch nicht recht, wie ihn sich zu beschaffen. Da fiel ihr in der böckflen Noth ihre« Vater» Lebrjunge ein, ein ehrlicher Böhmake, wie die Wiener die au« Böhmen nach Oesterreich gekommenen Landsleute zu nennen pflegten, und war der Bursche auch etwas struppig, sprach er nur ein kauderwälsckeS Deutsch, batte er einen stupiden GesicktS- auSdruck, bis zum Sylvesterabend hoffte sie ihn noch völlig nmzumodeln. „Franzerl", sagte sie eines Tage» und stellte sich mit der Miene einer Königin vor dem Jungen auf, der mit dem Besen in der Hand de« Vater« Werkstatt auskehrte, „Franzerl, Du wirst morgen in vierzehn Tagen der Balduin von Eichenhorst sein, verstehst Du?" Der Bursche starrte da« Mädchen mit einer unglaublich dummen Miene an und streifte mit der Hand an seiner grünen Schürze, die er trug, herunter. Peppi« Stimme schwoll etwas an und ihre Augen blitzten. „Der Balduin, verstehst Du?" „Kann ich nickt, bin ich doch nicht der Balduin, muß ich doch putzen Schuh für Herrn meinige« und fegen Werkstatt und Flur", klang eS fast weinerlich zurück. JosephinenS bemächtigte sich ein unaussprechliche« Gefühl der Angst, den Rettungsanker, nach dem sie gegriffen, schwinden zu sehen, mit beiden Händen packte sie den Widerstrebenden vei den Schultern und schrie ihm entgegen: „Ich kürze Deine Rolle, dann aber lernst Du sie, dann befreist Du mich, sonst, sonst — verhaue ich Dich!" Wie viel nun diese Drohung half. muH dahingestellt bleiben, jedenfalls zeitigte sie die Frucht, daß Franzerl der Peppi zu Willen war und daß sie einen Balduin, und wa« für einen, gewann. Am Abend vor der Aufführung hielt sie dann noch eine Generalprobe mit ibren Getreuen ab. wurde, «och Einzel- Heiken verbessert, Uebelstände abgestellt und Jedem Nachdruck- lichst eingeschärft. Die« und Jenes au« seiner Rolle nicht zu vergessen, den Nachdruck hierauf ober darauf nicht zu ve: nachlässigen. Wie ein Feldherr stolzirte Peppi unter ihre Truppen einher, auf Alles achtete sie. für Alles batte si ein Auge, und so sab sie auch, daß Minerl, die Dochten eines ehrsamen Schneidermeisters, mit ihren brennendrotbcu Haaren gar unvortheilhast zu der Rolle der Pförtnerin d. Klosters aussah, in das sie selbst im Verlaufe des Stücke zu geben hatte. „Minerl", sagte sie daher sehr energisch, „Nonnen habe, nie rothe Haare und mit den Haaren kannst Du nicht ai ' die Bübne kommen." „Aber, was soll ich denn macken, ich habe sie nun dock einmal", klagte die Kleine mit unsicherer Stimme. „Färben muffen wir sie", entschied Peppi mit große. Bestimmtheit, „hat Dein Vater nicht manchmal Farben zu«: Auffärben für die alten Röcke und Hosen?" „Nein, aber Kienruß hat er. ein kleines Fäßcken mii Kienruß für die Balken in unserem Haus", triumphirt: Minerl. „Gut, bring'« morgen mit, aber heimlich", sagte Peppi. in dem dunklen Gefühle, den Ueberraschungen am anderen noch eine neue binzufügen zu können, und dann wandte sie sich an Franzel-Balduin, der in seiner neuen Eigenschaft als Schauspieler um etwa« gesitteter wie vordem aussah, und prägte ikm nochmal« ein, ja Alle- so zu machen, wie sie es wiederholt mit ihm durchgenommen. „Hab' ich Rolle gelernt, ist sich aber schwer, ist sich diel leichter. Schirm machen", betbeuerte er Peppi aber noch zu letzt mit Jammermiene, und rer Ritterschlag, den sie ihm buldvvllst zu Tbeil werden ließ, wurde entschieden für keinen Beweis der Gnade von ihm angesehen. Der wichtige Abend kam heran. Vornan auf zwei Stühle» recht« und link« von den Eltern flankirt, saßen Fräulein Pauli» und Fräulein Leontine Mäuselwitz. zwei alt« Schwestern, di im Hause wohnten und von denen die eine sich durch ihr
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