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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.01.1897
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1897-01-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18970122019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1897012201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1897012201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images doppelt vorhanden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1897
- Monat1897-01
- Tag1897-01-22
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Wenn man bedenkt, daß cS noch eine große Anzahl von Lehrern giebt, welche diesen Gegen stand al- der Schule fern liegend betrachten, so ist eS gewiß nicht ohne Interesse, baß in einer Sitzung der Pariser Akademie der Medicin der Wunsch geäußert wurde, man möge in der Schule ausdrücklich auf die Gefahren des Alkoholismus auf merksam machen. Durch die unheilvollen Wirkungen der unser Volksleben durchseuchenden Alkoholpest wird das allgemeine Interesse immer wieder herausgefordert, zweck dienliche Mittel zu finden, durch welche auck die Schule auf orn verschiedenen Gebieten ihrer erziehlichen und methodischen Wirksamkeit vorbeugend den Alkoholmißbrauch bekämpfen kann. Am besten können allerdings die Eltern dem Uebel Vorbeugen. Wenn e- gelänge, den AlkoholiSmuS der Väter und Mütter zu beseitigen, dann wäre die Hauptursache deS kindlichen AlkoholiSmuS, die Erblichkeit, mit einem Schlage unterdrückt. Da die- aber leider unmöglich ist, so ist wenigstens alles zu versuchen, um zu mildern, wo nicht zu heilen ist. In einer Abhandlung über den AlkoholiSmuS unterscheidet der praktische Gelehrte Morel-TourS zunächst drei Begriffe: Trunkenheit, Dipsomanie und AlkoholiSmuS. Die Trunkenheit nennt er eine von den Erscheinungsweisen der Wirkung alko holischer Stoffe. Sie ist keine eigentliche Krankheit, sondern eine Vergiftung. Die Giftwirkung des Alkohols kann ein- treten, gleichgiltig, ob dieser etwa in Form eingeatbmeter Alkoholdämpse oder in der gewöhnlichen Weise durch Trinken, ob er freiwillig oder unfreiwillig in den Organismus aus genommen wird. Von der Trunkenheit zu trennen ist ihrem Wesen nach die Dipsomanie. Diese ist eine Krankheit. In mehr oder minder häufigen, vorübergehenden Anfällen fühlt der Dipsomane den unwiderstehlichen Trieb zum Alkoholmiß brauch. Ein Mann, der vollständig enthaltsam ist,*beginnt nach Zeiträumen bis zu einem Jahr plötzlich zu trinken 3 bi« 4 Wochen lang. Dann sind ihm wieder alkoholische Getränke zuwider. In der Zwischenzeit ist er von einer Enthaltsamkeit, die im ausnehmenden Gegensätze zu seinem Verhalten in der Anfangszeit steht. Die Dipsomanie kommt sehr selten in der Kindheit und da meistens nur beim weiblichen Geschlecht in der EntwickelungSzeit vor. Unter dem Namen AlkoholiSmuS begreift er die Gesammtheit der auf gehäuften Alkohol- mißbrauch eintretendrn Folgezustände. Die tieferen und dauernderen Störungen auf dem Gebiet deS Nervensystems, der AlhmungSorgane, deS Blutumlauses und der Verdauung tommen dem AlkoholiSmuS der Kinder in gleicher Weise zu, ivie demjenigen der Erwachsenen. Für den AlkoholiSmuS der Jugend sind zweierlei Ursachen zu unterscheiden: die grundlegenden und die gelegentlichen. Die Hauptrolle unter den grundlegenden Ursachen spielt die erbliche Belastung. Von allen Leidenschaften wird die Trunk sucht am meisten von den Eltern auf die Nachkommen ver erbt. Nach Morel sind viele Kinder trunksüchtiger Eltern unausweichlich dem Trünke verfallen. Ein anderer fran zösischer Gelehrter, Lancereaur, giebt an, daß derartige Kinder — »st neben einem nervösen und sonderbaren Wesen — ein vorzeitige» Bedürfniß nach Alkohol-Reizmitteln haben, d»S sich in der Entwickelungszeit zu einer unwiderstehlichen Leidenschaft steigern kann. Der vererbte AlkoholiSmuS zeigt sich demerkenSwerther Weise und in neuerdings sich mehrenden Fällen schon in der zartesten Kindheit, und zwar darin, daß solch» Kinder von den geringsten Mengen Alkohol beeinflußt »nd ungemein leicht betrunken werden. Es seien einige Bei spiele der direkten Vererbung angeführt: Morel behandelte eine Frau, die, von trunksüchtigen Eltern stammend, schon im Alter von 8—8 Jahren die Schränke erbrach, in den Keller stieg und auf all» Weise ihrer verhängnißvollen Leidenschast gerecht zu werden suchte. Morel selbst kannte einen jungen Menschen, Lessen Vater rin Trinker war. Der Sobn trank selbst noch nicht, aber in Zeilen unangenehmer gemüthlicher Erregung fühlte er einen eigenthümlichen Trieb, sich zu betrinken. Galt führt eine russische Familie an, wo Großvater und Vater dem Trinken erlagen. Auch der Sohn wurde gegen seine bessere Einsicht und gewissermaßen gezwungen zum Trinker und der Enkel zeigte schon mit 5 Jahren die ausgesprochenste Neigung zu starken Likören. Des kuret kennt einen sehr lehrreichen Fall: Sechs Kinder eines ManneS, der sich im späteren Alter dem Trünke ergeben hatte und an einem Schlazflusse gestorben war, wurden bei einem Onkel erzogen. Vier davon, die geboren waren, ehe der Vater zu trinken begann, blieben frei vom Trünke. Die beiden anderen zeigten mit 7 und 9 Jahren schon auffallende Neigung für Wein. Durch strenge Erziehung gelang es, ihre Sucht einige Zeit zurückzuhalten. In der ehre, im Alter von 16 und 18 Jahren, begannen sie in die Kneipen zu laufen. Weitere Fälle werden angeführt, wo neben dem ererbten AlkoholiSmuS auch sehr üble Charakter- rigenthümlichkeiten, besonders eine ausgesprochene Grausamkeit gegen Thier und Mensch, von Kindheit an bestanden. Die zahlreichen Gelegenbeitsursachen werden den Kindern um so verderblicher, je mehr sie erblich belastet sind. Daß Zufall oder Neuzierde oft den ersten Anstoß geben können, zeigt der Fall, wo ein Knabe (ll Jahre) eines AbendS eine Anzahl Likörfässer fand. Eines davon fand er schlecht ver spundet, nahm den Spund heraus und kostete voller Neugierde. Da es gut schmeckte, trank er ohne Ahnung der Gefahr weiter und war bald vollständig betrunken. Die krankhaften Erscheinungen des AlkoholiSmuS bei Kindern theilen sich in zwei Gruppen: in die Krankheiten der Intelligenz sowie der gemütlichen und moralischen Neigungen und in die körperlichen Krankheiten. Zur ersten Gruppe zählt die Neigung zu verbrecherischen Handlungen. Ein Beispiel bietet ein 15 jähriger Knabe, welcher sich täglich mit starken geistigen Getränken betrank und dabei seinen Lehrherrn betrog und bestahl. Er kam vor das Gericht, wobei sich herausstellte, daß sein Vater und sein Großvater Trinker gewesen waren. Der Vater war im Gefängniß gestorben. Das unglückliche Kind wurde wegen Unzurechnungsfähigkeit freigesprochen und bis zu seinem 20. Jahre in einem EorrectionShause unter gebracht. Häufiger, als man glauben möchte, ist bei Kindern auch daS Delirium tremeng. Weiß und Nadler berichten von solchen Fällen bei.Kindern von 4 und 5 Jahren; Maden von einem 8 jährigen Kinde, welches alle Zeichen des Delirium- darbot. Es stammte von einer Trinkerin und trank seit zwei Jahren. Was die körperlichen im Gefolge des AlkoholiSmuS auf tretenden Leiden anbelangt, so kommt eS bei trinkenden Kindern nicht eben selten zur Leberverhärtung. Solche Fälle sind veröffentlicht von Wilkes, Wunderlich, Griffith, Barlov, Connor, FrerichS, Rilliet, BartheS, CazaliS u. A. Nach Murchinson findet man in allen Fällen, wo Kinder an diesem tövtlichen und bei ihnen schneller als bei Erwachsenen verlaufenden Leiden zu Grunde gehen, in der Vorgeschichte Mißbrauch von Alkohol. Die Leber verhärtung betrifft ebenso häufig Mädchen wie Knaben. Weiter kommen al- körperliche Folgeerscheinungen deS Alkoho- liSmu- in Betracht nervöse Störungen verschiedener Art und besonders die Tuberkulose. Bedenkt man nur die außer ordentliche Zunahme des AlkobolverbrauchS in den letzten Jahrzehnten: welche trübe Aussichten eröffnen sich da für die kommenden Generationen! tüchtigkeit des Bayerischen EontingenteS Ueberzeugunz zu verschaffen und wird sich über die Modalitäten der jeweiligen Vornahme und über das Ergebniß dieser In spektionen mit Seiner Majestät dem Könige von Bayern ins Vernehmen setzen." Das genannte Blatt knüpft hieran folgende Bemerkungen: „Auf Grund dieser Bestimmung wurden in früheren Jahren der Kronprinz, nachmalige Kaiser Friedrich, nach ihm Feld marschall Graf Blumentbal und schließlich Prinz Leopold von Bayern zu Inspektoren der anßer preußischen auch die bayerischen Armeecorps umfassenden IV. Armee-Inspektion ernannt. Die persönliche Vornahme einer solchen Inspektion durch den Kaiser selbst würde auf dem gleichen Artikel des Vertrages beruhen. Gemeinschaftliche Manöver preußischer und bayerischer Truppentheile finden bekanntlich in Elsaß- Lothringen alljährlich statt. Die Hinzuziehung beider bayerischer Armeekorps zu den Kaisermanövrrn wurde dem Geiste der für alle Theile deö deutschen HeereS Ueberein- stimmuiig in Bezug auf Organisation, Formation, Aus bildung u. s. w. auf Grund der Bündnißverträge fordernden Verfassung in hervorragender Weise entsprechen. Sie würden einen innigen Contact der beiderseitigen Führer und Mann schaften herbeiführen, dessen militairische Bedeutung sich aus den allen Theilen des deutschen Heeres im Kriegsfälle ob liegenden Pflichten ergiebt. Die persönliche Verschmel zung der in den verschiedenen Truppentheile» enthaltenen Elemente deS deutschen Volke- würde durch eine solche sie zu gemeinschaftlichen großen Aufgaben im Frieden zusammen führende Veranstaltung eine neue, außerordentlich wirk same Förderung erfahren. Die Abhaltung solcher Ma növer unter den Augen de« Kaiser« würde ebenso, wie r» die Ernennung des Prinzen Leopold von Bayern zum Inspektor der IV. Armee-Jnspection gethan hat, zugleich dem Gefühle der Einigkeit der Bundesglieder de« deutschen Reiches in ganz besonders glanzvoller Weise Ausdruck geben und würde dem Auslande gegenüber eine imposante Kundgebung bilden." U Berlin, 2l. Januar. Der Reichstag dürfte in nächster Zeit in die erste Lesung der Novelle zu den Unfallversichernng-gesetzen eiotreten. Er wird also nicht, wie früher gemeldet wurde, mit der Berathung dieser Materie warten, bis die Novelle zum Invalidität«- und Altersversicherungsgesetz vom BundeSrathe gleichfalls eingereicht sein wird. ES ist bei der Verschiedenheit beider Materien auck schwer einzusehen, warum eine gemeinsame Berathung beider Novellen überhaupt in Frage gekommen sein sollte. Die Novelle zu den Unfallversicherungsgesetzen gehört den umfangreichsten Vorlagen, welche^ je dem Deutsche- Reich. * Berlin, 21. Januar. Anläßlich der Nachricht von der geplanten Theilnabm« der Payertschen Armeeeorp« an den diesjährigen Kaisermanövern dringen dl« „Münch. N. N." den Artikel III de« Versailler Bündnißvertrage« vom 28. November 18?0 in Erinnerung. Der Artikel lautet: „Der BundeSfeldberr (d. i. der Kaiser) hat die Pflicht «nd da- Recht, sich durch Inspektionen von der Uebereinstimmung in Organisation, Formation und Ausbildung, sowie von der Vollzähligkeit und KriegS richstaae unterbreitet sind. Gemäß den Erfahrungen, welche Berussgenossenschaften, Schiedsgerichte und Reichs DersicherungSamt in der Praxis gemacht haben, soll eine sehr große Zahl von Einzelheiten Umgestaltungen unterworfen werden, und eS wird in der ReickStag-commisflon, welcher die Vorlage sicherlich zur Vorberathung überwiesen werden wird, einer langen Zeit bedürfen, um alle Vorschläge aus ihre Zweckmäßigkeit zu prüfen. Große leitende Gesichtspunkte haben bei der Ausarbeitung nicht in Frage gestanden, wenn man nicht hierzu die Tendenz rechnen will, an den Grundlagen der Unfallversicherung nichts zu ändern. Ueber letztere Tendenz gegenwärtig, wo auch die JnvaliditätS- nnv Altersversicherung derselben Be handlung unterworfen und in Einzelheiten reformirt werden soll, zu streiken, wäre müßig. Man wird »den die Ver besserungen, soweit sie vorhanden sind, annrhmen und die Krage nach der Arnderung der Organisation de- gesammten ÄrbeitrrversicherunzSwesen- auf eine gelegenere Zeit ver- ieben müssen. Auf Ein« allerdings wird man principi cht geben müssen, und das ist die Wahrung der Einheit lichkeit in der Rechtsprechung in Unfallsachen. Dieselbe ist ja, weil e- niben dem Reichs-Ver- sicherungSamt auch einige Lande»-B«rsicherungSämter giebt, in der Theorie nicht ganz vorhanden, praktisch aber dürfte sie durchgeführt sein. Hieran zu rütteln würde unzweckmäßig und den Interessen aller in Betracht kommenden Faktoren entgegen sein. Außerdem wird daraus gesehen werden müssen, daß die in der Novelle niederaelrgten Pläne der Ausdeh nung der UnfallversicherungSpsticht durch die thatsächlichen Unfallgesahrenhöben begründet sind und daß die Erhöhung derLasten, welche dieArbeitgeber zu tragen haben, in erträglichen Grenzen bleibt. In ersterer Beziehung ist daran zu erinnern, daß nach Ausarbeitung deS im Sommer 1894 publicirtrn AuS- dehnungöentwurf- fick berauSstellte, daß Handwerk und Handelsgewerbe größtentheils gar nicht an der Brtrirb- unfallgefabr in einem ihre Einbeziehung bedingenden Maße Theil hatten, und in letzterer, daß, nachdem Kranken-, Unfall und JnvaliditätSvcrsicherung in Deutschland in vrrhältniß mäßig kurzem Zeiträume eingeführt sind, Rücksicht auf die Eoncurrenzfähigkeit der deutschen Arbeitgeber mit dem Aus lände jetzt mehr denn je zu nehmen ist. * Berlin, 2l. Januar. Da- bayerische Ministerium deö Innern hat eine Verordnung an die KreiSregierungerr erlaffen, um durcb eine breitere Organisation ve« ArbeitSnach weises der Arbeitslosigkeit zu begegnen. Durch zweckmäßige Organisation der Arbeitsvermittlung und deren Ausdehnung auf einen weiteren Krri- sollen die jetzigen Unterschiede im Angebot bei den einzelnen BermittelungS- stellen tbunlichst ausgeglichen werden. Dabei soll im Auge behalten werden, daß eine Verschiebung der Arbeit-- bevöllerung ans weite Entfernung möglichst vermieden werde. Versuchsweise sollen folgende (Zentren geschaffen werden: I. Oberbayern, Niederbayern und Schwaben mit dem städtischen Arbeitsamt in München als Hauvtvrr mittelunzrstelle. II. Die Pfalz mit der HauptvermittelungS stelle Kaiserslautern. III. Oberfranken mit der Haupt- vermittelungSstelle Bamberg. IC. Mittelfranken und Oberpsalz mit der HauptvermittelungSstelle Nürnberg. V. Unterfranken mit der HauptvermittelungSstelle Würz- bnrg. Zunächst sollen nun die Gemeindebehörden jener Städte, deren Arbeitsämter als HauptvermittelungSstelle für die bezeichneten Bezirke in Aussicht genommen sind, ver nommen werden, ob sie zur Uebernahme der dev Arbeits ämtern zugedachten Arbeit bereit sind. — Dieser Erlaß bedeutet einen erfreulichen Schritt zur weiteren und besseren Ausgestaltung de- Arbeitsnachweise-. Durch Ver- theilung und Ausgleichung auf weiteren Gebieten, durch da« Ineinanderarbeiten der localen Nachweise gewinnt die ganze Einrichtung eine eminent erhöhte Bedeutung und Erfolg- Möglichkeit. So heißt eS auch in der Ministerialentschließung: „Während in München daS Angebot von Arbeitskräften ein die Nachfrage erheblich übersteigendes ist, finden sich in den Städten Nürnberg und Fürth meist mehr offene Arbeit« stellen als durch da« dortige Angebot befriedigt werden können." — In Württemberg ist man bekanntlich schon mit einer Centralistrung des Arbeitsnachweise- vorangegangen. — Bon Meiningen abgesehen, steht Mittel- und Norddeutsch land in dieser Beziehung hinter dem deutschen Süden er heblich zurück. V. Berlin, 2l. Januar. (Telegramm.) Der Kaiser und die Kaiserin unternahmen heute Vormittag den ge wohnten gemeinsamen Spaziergang durch den Thiergarten In daS Schloß zurückgekehrt, hörte der Kaiser den Vortrag de- Krieg-minister- Generallieutenant v. Goßler und arbeitete dann mit dem General d. Habnke. AbendS um 8 Uhr findet bei dem Kaiserpaare daS alljährlich übliche Botschafter- diner statt. ßtz Berlin» 21. Januar. (Privattelearamm.) Die vertraulichen Besprechungen von Mitgliedern der Budgeteonnniffisn des Reichstages mit dem Kriegsminifter ». Goßler dauerten gestern von 2 bi- 5 Uhr nNd wurden heute um 2 Uhr fortgesetzt. rc Berlin, 21. Januar. (Telegramm.) Heut« wurde im Horrentzause die Wahl »,S Präsidentin vollzogen Fürst zu Wied erhielt 118, der Herzog v. Ratidor 94 Stimmen; zwei Stinttnzettel waren unbeschrieben. Der Fürst zu Wird nahm die Wahl dankend an. FsuiUstoir. Unsere Herremno-en. Von Felix Popp»nbe,g (Berlin). Nachdruck vertelen. In einem Punkte ist die Vorherrschaft de- Manne« im Lause der Jahrhunderte sicher von der Frau besiegt worden — in lver Kleidung. In den bildergrschmücktrn Handschrift«» de» Mittelalter«, in den Dichtungen unserer mittelhoch deutschen Epiker hören und sehen wir vom strahlenden Glanz der Festgewänder edler Ritter, von aoldgewirkten Stoffen, echten Spitzen, köstlichen Juwelen, kostbarem Brocat. Mi nutiös und langathmig wie «in Modebericht werden die Ge wänder der Männer beschrieben, die Gastgeschenk«, die sie auf ihren Fabrten erhalten von Königen und Fürstinnen. Und gegen den Prunk ihrer Gewandung tritt der Aufwand der Frauen erheblich zurück. AuS solchen Stellen geht hervor, wir viel für die Männer der Vergangenheit ver äußerr Schmuck bedeutete, wie viel Werth man aus die Pfleg« der Erscheinung gab. Und nickt- Verächtliche» scheint e- gewesen zu sein, wenn «in Mann Schönheitssinn und EultuS der Ge wandung trieb: durchaus kein Zeichen von Oberflächlichkeit und flachem Sinn, wenn er sich schmückte und diesem Schmucke Zeit und Mühe widmet«. Gerade di« besten Ware« e», di« am herrlichsten dahergingen. Und ihr Sinn für Zier und Kleid hinderte sie nicht, mit Geist und Schwert tapfer und tüchtig zu sei». Ja, eS nahm überhauvt auch Niemand an, daß beide Ding« in einem «ntgegengefetzten Berhältniß stehen könnten. Da- ist gar sehr ander- geworden. Eine merkwürdige Schämigkeit rst allmählich über alle Fragen männlicher Be kleidung gezogen. Man scheint völlig vergessen zu haben, daß auch in der Kleidung des Mann,- «ine bestimmte Cultur sich ausspricht, daß die Mode auch bei ihm nicht Zufälligkeit ist, sondern Bedeutung bat. Eine merkwürdige Schämigkeit, die «S als unwürdig eine- ernsten Manne- betrachtet, sich mit der Bekleid^ng-frage mehr al- gerade nothwendig zu beschilft viel aus äußere au-rangirt. Ju tigen; ein Mißtrauen, da- Denjenigen, der sehr Hülle giebt, von vornherein als oberflächlich a Deutschland vor Allem können die Meisten e» überhaupt nicht fassen, daß ein eleganter Mann gleichzeitig auch ein bedeutender sein kann «nd umgekehrt. Dies« Anschauung hat sich gleichzeitig mit der Vereinfachung «nd Verblassung der modernen Mannertracht gebildet. Seit dem die farbenprächtig« Gewandung der Vergangenheit, Wamm«, Rüstung, Mantel, Barett »e., dem nüchternen Rock und Hut gewichen sind, seitdem ist di« Meinung gewachsen, der Mann dürfe da- Gebot, „sorge nicht, womit Du Dich Neidest', um keinen Preis verletzen. Die französisch« Revolution hat di« große Umwälzung auch in der Tracht bewirkt. Mit Puder, Zopf nnd Perrücke wurde aufgeräumt. Der Frack, der hohe Hut, da- lange veinkleid kamen anf. Und da« Princip diese- Anzüge- ist trotz der vielen Variationen während de- Jahrhundert- da-- selbe geblieben und scheint auch für die Folge unerschüttert. Wir bleiben offeabar noch lange zur Farblosigkeit verdammt. Jntereffant aber ist e«, zu »erfolgen, welche Versuche mo« schon gemacht hat, die Monotonie diese- Fracks wechselnd zu beleben, wie man sich bemühte, au- den einfachen Mitteln, die zu Gebote standen, etwa- zu machen. vor einigr« Jahren 4at sich ia*O«sterrAch ein niedliche- Wort gebildet, da- Diejenigen, di« in ihrer Kleidung Excel- trieitäten stöhnen, al« „Gigerl" bezeichnet. Unsere Witzblätter haben «n« diese Gigerln im Bild« vorgrsührt. Sie sollen — nach diesen PortraitS — ihre Handschuhe in dem um- geschiaaenen Hofenrand tragen und wa« der drolligen Dinge mehr sind. In Wirklichkeit giebt eS, was schon mehr als einmal nachaewiesen worben ist, solche Gigerln überhaupt nicht. In Oesterreich vielleicht vereinzelt. In Berlin habe ich noch nie ein- mit Augen gesehen. Und nicht- scheint verkehrter, al- Jemanden, der auf die Umhüllung feine« äußeren Menschen etwa- zieht, mit diesem abfälligen Namen zu lituliren. Man kann sich doch eigentlich nickt vorstellen, daß ein Mensch, der seiner Wobnung-tinrichtung, dein Eomfort seiner Umgebung Liebe und Geschmack widmet, daß der stch kühl zu den Dingen verhalten soll, di« ihm im wirklichsten Sinne am nächsten liegen, — seinen Kleidern. Unterschiede find freilich auch hier. Wahrend man in einem Jntörieur ganz persönlich feine eigenen Ideen zum Au-druck bringen kann, wird man in seiner äußeren Tracht Alle- vermeiden, va- al- allzu auffallend und gesucht erscheinen könnte. Da- Individuelle kann sich nur darin »eigen, daß der Geschmackvoll« sicher wählt, was in einer Mode für ihn sich eignet, wa< zu seiner Figur, seiner ganzen Persönlichkeit, seinem Beruf, seinem Verkehr paßt. Unser« Tracht hat freilich etwa- Uniforme«. Bei feier lichen Gelegenheiten ist für Jede«, welchem Leben-kreise er auch angehört, immer da» gleiche Kleidungsstück geboten, und doch, welch« Varianten lasten sich da finden zwischen dem Frack de« Juristen, de- (Llaviervirtuosen, de« Eommerzirn- ratbs und de« Oberlehrer-. Gerade weil nicht in großen markantenKügen, sondern in kleinen Nuancen, denen ihre Schranku<ganz eng gezogen sind, unsere Mode« sich äußern, ist r« ^meressant, sie Revue pasfirea zu kaffen. ß» »«sich beispielsweise, daß — zwrisello« al-Erbe chen Kriege- — in Preußen in den siebziger und Jahren eine militairische Mode selbstständig neben der allgemein üblichen Tracht sich entwickelte. Die jungen Leute cultivirten sie, vor Allem die Studenten. Wenn die deutschen Burschenschaften am Anfang de« Jahrhundert» im Schnürrock mit umgefchlagenem Kragen gingen, so trugen sie jetzt die engen OfficierShosen mit Sprungriemen, einen knappen Rock, stramm in der Taille und doch zugeknöpft. Der Ueberzieher war rin richtiger Militairmantel, hinten mit Riegel, vorn zweireihig geknöpft und innen mit Lama gefüttert. Auf dem Kops trug man einen extra zu dem »schneidigen" Costüm componirten hohen Hut mit gerader Krempe. Jetzt ist e- gerade umgekehrt. Die Uniform wirkt «licht mehr auf die Civilmode, sondern nimmt ihre Nuancen, wie Beinkleid- und Aermekweite, Rocklänge, Äatkefaysn, au- der jetzt allgemein herrschenden englischen Herrenmod«. In GeschmackSsragen reaiert ja da- Jnselreich jetzt überhaupt. Der moderne Möbelstil kommt aus England und Amerika. Frankreich producirt auf diesem Gebiet absolut keine neuen Ideen; e« beharrt konservativ auf seinen Loui« XV.- und Loui- XVI.-Möbeln. England bat frische Anregungen aus den alten Keimen entwickelt. Und dir ganze Welt. Frank reich eingeschloffen, wandelt auf seinen Pfaden. Wie man nun die ärün gebeizten Eickenmöbel in ihren zierlichen er dachten Formen, das vornehme Mahagoni mit seiner Gold zier, dir originell und apart in stilisirten Blatt« und Blumen motiven bedruckten Velvet« und indische Seiden au- dem großen Geschmack-institut von Liberty in London empfängt, w erwartet man auch die Anregungen für die Toilette der Herren von ienseitS de« Eanal«. In England ist die Autorität auf diesem Gebiet der Prinz von Wale«, dem wir allerlei drollige Erfindungen für die Neubelebung der Mode verdanken. Er ist der Vater jene« reizvollen Eostüme«, da- stch nun schon über »in halbe« Jahrzehnt gehalten und ferne Existenzberechtigung
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