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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.02.1897
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1897-02-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18970211020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1897021102
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1897021102
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1897
- Monat1897-02
- Tag1897-02-11
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Amtsblatt des Königlichen Land- «nd Amtsgerichtes Leipzig, des Aatljes nnd Nalizei-Amtes der Ltadt Leipzig. ^ 76. Donnerstag den 11. Februar 1897. AnzeigenPrei- die 6 gespalten» Pelitzeile SO Pfß. Reklamen unter dem Rrdactionrstrich (4ge» spalten) vor den Familiennachrichtrn (6gespalten) 40 »Z. (ilröstere Schriften laut unserem Preis- Verzeichnis. Tabellarischer und Ztffernsatz nach höherem Tarif. i-rtra-Beilage» (gefalzt), nur mit de» Morgen. Ausgabe, ohne Postbefördekua» »i 60—, mit Poftbesörderuag ^l 70.—. Ännahmeschluß fSr Anzeigen: Slbend-Ausgab«: Bormittags 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittag« 4Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stund« früher. Anzeigen sind stets an die Expedition zu richte«. Druck uud Verlag von E. Polz in Leipzig. 9l. Jahrgang. 132.— 133,— 143.75 ISO,— 307.50 168 — 10Y.25 158.50 250.— 147,25 244. - > 551,50 48.— :«r — 84,50 88.15 > 58,70 118.85 l 47,55 8,52 58,70 » 1.27 > 110.25 271 — ruckt 100,85. 80^ «3», 33'. 8?^ 38'/,. 8 3-,« t«) 101>>« IV,° 2V" „ I 760.— I 532 — j091.5U- eu 31.80 I 23.42 I 1^ äs ksute .k, «tocll scsoiuter» >u. sovis c Lsuci 88. Ltstix. -I 83^ I. 108.80 88.20 > 10435 100.40 1. 80^5 r 55.30 r. 36.80 > 50.50 l. 80.80 c. 82.— 8 t>. d n 140.90 134.90 85.— 125.00 85.50 87 — 2'.2 1. 149.30 Politische Tagesschau. * Leipzig, 11. Februar. Daß da» Cent rum und seine Presse jede Gelegenheit benutzen, um den Polen sich dienstwillig zu erweisen, ja, daß sie die Gelegenheiten geradezu an den Haaren herbeiziehen, ist bekannt. Und bei der ebenso bekannten Geschicklichkeit der ultramontanen Presse kann man sich nickt einmal darüber wundern, daß die „Germania" eine prächtige Rede des alten Karl Schurz Uber die Erhaltung der deutschen Muttersprache bei den Deutschen in Amerika dazu benutzt, um zu ver langen, daß die polnische Sprache in Deutschland ebenso respectirt werde. Zwar weiß jedes Kind, daß das deutsche Element in Amerika daS staatserhaltendste von allen Elementen ist und daß dort die Pflege der deutschen Muttersprache nicht dem Zwecke einer LoSreißung einzelner Theile beS Staates vom Ganzen dient, während bei uns die Polen unter dem Deckmantel der nationalen Sprachpflege eine gegen den Bestand der preußischen Monarchie gerichtete Machination kaum noch verbergen. Aber man ist es eben ge wohnt, daß das Centrum Alles ignorirt, was ihm nicht in den Kram paßt. Bedauerlich und zugleich befremdlich im höchsten Grade ist es dagegen, daß nunmehr auch von deutsch - freisinniger Seite im preußischen Abgeordneten hause offen für die Polen Partei genommen wird. Wenn daS im Winter 1885/86 im Reichstage geschah, so konnte es noch mit der Gegnerschaft wider den Fürsten Bismarck und seine ganze innere Politik, wenn auch nicht entschuldigt, so doch erklärt werden. Wenn aber gestern der volks parteiliche Abg. Jäckel, also ein Mitglied derselben Partei, die sich erst jüngst wieder im Reichstage dem Fürsten Hohenlohe und dem Minister v. Marschall als Schützerin förmlich aufgedrängt hat, sich zum Wortführer polnischer Beschwerden machte, blos weil er den Polen sein Mandat verdankt, so ist ein solches Vorgehen angesichts der polnischen liebergriffe in den letzten Jahren geradezu un würdig, um so unwürdiger, je offener der Abg. v. Ko mir- rowski am Freitag im Reichstag erklärt batte, daß bei Nichterfüllung der die Einheit des preußischen Staates ge fährdenden polnischen Forderungen die polnischen Neichstags- abgevrdneten „auch bei den sachlichsten und objek tivistischsten Anträgen der Bundesregierungen und dieses hohen Hauses dieses Moment der materiellen und moralischen Bedrückung der polnischen Bevölkerung bei ihrer Stellungnahme und Abstimmung als maßgebend und bestimmend zum Ausdruck bringen müssen". Der Sache der Polen wird diese volkspärteiliche Eidesbelferschaft übrigens wenig nützen, wohl aber wird es den Symvathien der deutsch gesinnten Bevölkerung in den polnischen Landcs- tbeilen für die Gefolgschaft des Herrn Eugen Richter erheb lichen Abbruch thun. Wir hoffen, daß bei den nächsten preußischen Landtagswahlen so viele deutsche Wähler und Wahlmänner von einer Unterstützung des Herrn Jäckel Abstand nehmen, daß er nicht mehr in Gefahr kommt, die Sache deS Deutschthums zu compromittiren; vielleicht aber läßt er sich dann von den Polen direct wählen, denen er ja er wünschter sein muß als ein specieller Landsmann. Auch für daS Abgeordnetenhaus ist es am wünschenswerthesten, wenn man „den Bader gleich an der Schürze erkennt". Wie die kernige Rede, die der Reichskanzer letzthin im Reichstage gehalten hat, zeigte, daß die Regierung sich in der Polen frage endgiltig von dem „Caprivismus" frei- gemacht hat, so beweist die Ansprache, die der Statthalter von 1-lsasz-Lothriugcii, der Verwandte des Kanzlers, am Dienstag bei einem Diuer gehalten hat, daß den FranzöSlingen gegenüber die „Manteuffeleien" auf gehört haben. Beide Reden weisen an ihrem Schluffe eine beinerkenswerthe Ähnlichkeit auf. Der Reichskanzler hat mit Recht dargethan, daß im Interesse der Polen selbst der polnischen Agitation entqegengetreten werden müßte, um Illusionen, die der Bevölkerung nur gefährlich werden könnten, zu zerstören. Der Statthalter hat mit dem gleichen Rechte darauf bingewiesen, daß das verhetzende Treiben einer gewissen Presse Unheil über Land und Leute bringen würde und daß deshalb im Interesse der Bevölkerung diesem Treiben cntgegengetreten werden müsse. Hüben wie drüben, im äußersten Osten des Reiches wie im äußersten Westen, ist der K l e r i k a l i s m u s der Haupthebel der deutsch feindlichen Agitation. In der elsäjsischen klerikalen Presse hat sich als eine besondere Specialität die Aufbauschung unliebsamer Vorfälle beim Milttair herausgebildet, natürlich nicht, um etwaigen Mißständen abzuhelfen, sondern in der Absicht, die Bevölkerung gegen das deutsche Regiment zu ver hetzen. ES ist nur zu billigen, daß die reichsländischcn Gerichte in solchen Fälle» mit Schärfe gegen die Hetzprefse Vorgehen und sich auch dadurch nicht beirren lassen, daß die deutschen klerikalen Blätter sich der Gesinnungsgenossen mitleidsvoll annehmen. Der besonderen Verhältnisse in Elsaß- Lothringen wegen ist dort die Energie gegenüber einer reichsfeindtichen und zügellosen Presse sogar noch von größerer Wichtigkeit, als in der Ostmark. Es ist daher mit Dank zu begrüßen, baß Fürst Hol,enlohe-Langenburg energische Maßregeln für den Fall angekündigt hat, daß dieses Treiben kein Ende findet, und es ist als sehr geschickt anzuerkennen, daß er bei dieser Gelegenheit ausdrücklich hervorgehoben bat, eS liege der Regierung durchaus fern, eine anständige Kritik ihrer Maßnahmen zu unterdrücken. Die Regierung wird die Zügel um so lockerer lassen und im Reichslande um so eher dieselben Rechtsverhältnisse wie im übrigen Deutsch land Herstellen können, je früher in Elsaß-Lothringen normale Verhältnisse eintreten. Daß dies noch nicht geschehen ist. hat in erster Linie die kleriakale Presse zu verantworten. In den Niederlanden erhebt der UltramontaniSmuS immer dreister das Haupt. Nachdem kürzlich in Arnhem ein katholischer Geistlicher von der Kanzel herab die katho lischen Arbeitgeber aufgefordert hatte, in ihren Fabriken und Werkstätten nur Glaubensgenossen zu beschäftigen, was die katholischen Blätter mit dem Hinweis auf ein Wort des Apostels Paulus („Thut Gutes Jedermann, zumeist aber den Glaubensgenoffen") zu recktfertigen suchten, fordert der in Rotterdam erscheinende „Maasbode" die katholischen niederländischen Frauen auf, dem kürzlich in Macon in Frankreich von den dortigen katholischen Frauen gegebenen Bei spiel zu folgen und einen Frauenverein zu bilden, dessen Mitglieder sich verpflichten, keinem Manne die Hand zu reichen, der seine kirchlichen Pflichten nicht erfülle, bei keinem Freimaurer etwas zu kaufen, jedes Geschäft zu boycottiren, in dem die Sonntagsheiligung nicht beobachtet werde, einen unerbittlichen Kampf gegen alle liberalen Zeitungen und Bücher zu führen, jeden Geschäftsmann in Verruf zu er klären, der eine schlechte, d. h. liberale Zeitung hält, und jedweden Umgang mit solchen Familien zu meiden, in denen sich auch nur ein einziges Mitglied befindet, das als Feind der Kirche oder als lauer Katholik auftrete! Man sieht, mit welcher Siegeszuversicht und mit I welchen Hoffnungen diese Herren der nächsten Zeit entgegen-1 sehen, und wer den bescheidenen Ton, den katholische Blätter f vor 20 oder 25 Jahren angeschlagen haben, mit den Hetz artikeln der Gegenwart vergleicht, der wird es nur natürlich finden, wenn endlich auch der schläfrigste Protestant aus seiner Vertrauensseligkeit aufgerüttelt wird und sich an die Ver gangenheit seines Landes und Volkes erinnert. Wenn nicht alle Zeichen trügen, so könnte 'man in den Nieder landen sehr leicht eine Wiederholung der Scenen des Jahres 1853 erleben, wo sich das protestantische Bewußtsein des Volkes gegen die Einführung der bischöflichen Hierarchie gewaltig aufbäumte und ein Cabinet im Handumdrehen hinwegfegte! In der antirevolutionairen Presse ist diese An deutung bereits gefallen, und es bedarf wahrlich keines großen Aufwandes von UeberredungSkunst, um einen Sturm herauf zubeschwören, der dann nicht wieder so leicht beschwichtigt werden kann. In den letzten Wochen wenigstens sind auch von liberaler Seite die Anfänge zu einer strammeren Partei organisation gemacht worden, und eS steht zu hoffen, daß der Liberalismus am Tage der Entscheidung wie ein Mann auf dem Posten stehen wird, um den ctassischen Boden des Protestantismus vor der Schmach einer, wenn auch nur vorübergehenden ultramontanen Herrschaft zu bewahren. Mit dem franco-rnssischcn Ikinvcrnchmrn beginnt eS zu hapern. Das dreiste Auftreten des englischen Schatzkanzlers Hicks-Beack und die lahme Antwort Hanotaux hat die öffentliche Meinung äußerst nervös gemacht und überall ist eine tiefgehende Mißstimmung Rußland gegenüber bemerk bar. Man sagt sich: unsere Revanchepläne gegen Deutsch land haben wir vertagt, weil Rußland um seiner Interessen willen zum Frieden mahnt. Wir thaten eS, weil wir mit Bestimmtheit annabmen, daß wir uns auf unsere Bundes genossen wenigstens in der egyptischen Frage verlassen könnten, und nun müssen wir uns von England sagen lassen, daß es heute weniger denn je daran denkt, das Pharaonenland zu verlassen, wir müssen es, weil wir auch in Egypten keinen Rückhalt an Rußland haben, das auch die Lösung des egyptischen Problems vertagt wissen möchte, weil eS wiederum seinen Interessen entspricht. Wir mögen indessen sehen, wo unsere Inter essen bleiben. Daß wir auch auf Kreta unser Wort nicht in die Waagschale zu werfen getrauen, geschieht wiederum nur, weil es nicht in das Programm der russischen Politik deS Phlegmas paßt. So und ähnlich äußert sich eine ganze Reihe Pariser Blätter, die „Revue de Paris", „Figaro", „Autoritv", „Lanterne", „Libre Parole", Zeitungen also der allerverschiedensten Parteisarben, und selbst im „Temps", dem Organ des Herrn Hanotaux, bricht ein Schimmer von Unzufriedenheit durch. Am weitesten geht der „Gaulois". Er druckt eine angebliche Zuschrift aus Petersburg ab, die Frankreichs Erkaltung gegenRuß- land feststellt und die Franzosen beschwört, diesen Eindruck zu verwischen, da er sonst für Frankreich überaus gefährlich werden könnte. „Wenn sie (so heißt es in der Zuschrift) Rußland dafür verantwortlich machen wollen, daß sie sich verrechneten, so begehen die Franzosen zugleich eine große Ungerechtigkeit und einen schweren Fehler. Rußland hat seine Pflichten gegen Frankreich niemals verletzt, es hat nie etwas ver sprochen, kann also auch kein Versprechen gebrochen haben, Frankreich hat nie etwas verlangt, Rußland hat ihm also auch nie etwas abschlagen können. Im Morgenland hat Rußland seine LebenSiuteressen wahrzu- nehmen, die kann es französischen Stimmungen un möglich opfern. Wenn Frankreich sich jetzt mit Rußland entzweien wollte, so würde der Zar sich Deutschland zu wenden und Frankreich wäre ganz vereinzelt, schlimmer als vor Kronstadt." Diese Zuschrift ist natürlich in Paris abricirt, um, in orleanistischem Interesse, unter der Maske des Patriotismus den Franzosen ucl oeulos zu demonstriren, daß die Republik auf dem Wege ist, bankerott zu werden. Die Unzufriedenheit mit den Thaten und Allüren der Republik muß schon sehr weit gediehen sein, wenn ein royalistisches Blatt den Parisern mit einer solchen Sprache kommen darf. Um Griechenland von einem übereilten Schritte auf Kreta abzubringen, sind die Regierungen der Großmächte noch angelegentlichst bemüht. Sie betonen in ihren an Griechenland gerichteten Abmahnungen die Verantwortlich keit, welche dasselbe durch eine ActionSpolitik und eine Ver wicklung der krelcnsischen Frage im gegenwärtigen Zeit- puncte auf sich laden würde. Von Erfolg sind diese Be mühungen bis jetzt nicht gewesen. Das einzige, was erreicht worden ist, daß die griechische Flotte nachträglich nock die türkischen Schiffe salutirt hat, ist von zu unter geordneter Bedeutung, als daß man es besonders bervorheben müßte. Wohl aber hat das griechische Kriegsschiff „Hydra" Waffen und Munition ausgeschisft und somit hat Griechenland durch directe Unterstützung der Insurgenten bereits in den Gang der Ereignisse eingegriffen und wie uns heute telegraphisch gemeldet wird, hat die griechische Regierung an die Mächte eine Note gerichtet, mit der Erklärung, Griechenland könne den Ereignissen auf Kreta nicht mehr als einfacher Zuschauer gegenüberstehen, wegen seiner Pflichten gegen die Christen und seiner Gefühle für eine bluts- und alaubensverwandte Bevölkerung. Zur Bekräftigung dieser Note ist, wie uns ein weiteres Telegramm meldet, Prinz Georg, nachdem er der Messe und einem Gottesdienst beigewohnt, auf Befehl des Königs mit einer Torpedoflottille nach Kreta ab gegangen. ES ist nunmehr höchste Zeit, daß die Mächte von freundschaftlichen Abmahnungen zu unzweideutigem Protest, der sich gegebenen Falls nicht auf Worte zu be schränken bätte, übergehen. Auf den Philippinen geht es ebensowenig vorwärts, wie auf Cuba. Hin und wieder berichtet General Polavieja über ein Scharmützel mit den Aufständischen, wobei natürlich immer diese die Geschlagenen sind und zehn- oder zwanzig mal größere Verluste haben als die königlichen Truppen. Aber von einem Unternehmen im großen Stil, das allein den Aufstand niederwerfen könnte, ist in den amtlichen Drahtberichten nichts zu lesen. Gegenwärtig trifft General Polavieja mit großer Bedächtigkeit seine Vorbereitungen zu einem Angriff aufCavite. 3000 Mann hat er in der Provinz Bulajan versammelt, die von Süden her in die Provinz Cavite eindringen sollen, gleichzeitig hat er alle Kriegs fahrzeuge im Hasen von Manila zusammengezogen, die den Angriff von der Seeseite und von den großen Lagunen her unlern.bmen sollen. Die Streitkräste, über die General Polavieja verfügt, sind aber so gering, daß er fürs Erste kaum daran denken kann, die Hauptstellung der Tagalen bei JmuS anzugreifen. Umsomehr wüthet er gegen die gefangenen Aufständischen und „Verdächtigen", so daß die standrechtlichen Erschießungen bereits nach Dutzenden zählen. Inzwischen i K 103,75 126. - 157.10 123.00 8910 112.— 205.50 189.50 182.— 108.75 191.10 123.— 248.— 78 25 269.— 81.— 176 — 132 — «bsr 541 iuo 78,80 !o. 390.25 rk 242.25 >5.50. !. 216.05 216.10 92.75 » — . 201.— 164.90 r. 52.10 169,25 17110 182.50 178.00 112.75, 5 128.90 L 50,50 s: Lczssr ,0b). rstf.-L.-S,- >r OullLrä- >rs". 8r«m«v; lisipnis. r X»vkm > xiricd <1«r llsr- <8/2. tu koot» FerriHrt»«. In der Irre. 8j Novelle von M. v. Oertzen. Nachdruck verboten. Im Zimmer stand Julian und sprach in May's stürmisches Schluchzen hinein: „Ich habe Dir ja gefasst, daß ich Herr im Hause sein will. Alles Andere ist mir ganz gleickgiltig — Du und ich, seit unserer Berheirathung kämpfen wir den Kampf — nicht um eine große Sache und um einen würdigen Sieg, sondern um Staubkörner und um Spinne weben. Unser sogenanntes Glück liegt in einem Wasser tropfen, den jeder Windhauch zerstieben lassen kann, und deine kleinen Liebhabereien hast Du um der Liebe willen nie auf geben mögen. Ich mache Dir keinen Vorwurf. Es ist so lächerlich jammervoll und klein, so gar nicht tragisch, auf diese Weise sein Glück zu verspielen — um einen Hund, oder eine Theevisite, oder dergleichen — daß ich eS auch nicht mehr tragisch nehmen kann, siehst Du . . ." Immer noch diese leise Stimme, der heitere Ausdruck — „Julian! Du stellst meine Geduld auf eine harte Probe!" murmelte May. Und wieder stampfte ihr Fuß den Boden — „und doch würde ich für Dich sterben, Julian . . „Das glaube ich", sprach er, „aber nicht wahr, heute Mittag um 1 Uhr ist der Hund aus dem Hause? Ich würde sonst genötbigt sein, ihn erschießen zu lassen." May schrie auf. „Du bist grausam!" Sie packte Julian'S Hand und drückte sie, er machte sich sanft loS und ging aus dem Zimmer. Julian klopfte an Resa'S Thür. Allein er fand sie nickt, und der Bursche theilre ihm mit, das gnädige Fräulein sei vor zehn Minuten ausgegangen. Da setzte er sich in den Sessel seiner Mutter und las die Zeitung. Seine Stirn war nicht umwölkt und sein Auge klar, ibm war ein Seeleunerv getödtet worden, so daß er in einer Beziehung keinen Schmerz mehr empfinden konnte, und die Zeit veS Sturmes war vorbei. Kleinigkeiten! Nadelstiche! Er war unverletzlick geworden, er batte gleichsam eine hörnerne Haut, wie der Recke Sieg fried, um sich vor — Nadelstichen zu schützen. Während Julian in der Zeitung die Rennberickte laS, wandert« Resa auf den Wällen in der zehrenden MittagS- aluth einher. Sie war erst sehr rasch gegangen, dann lang samer, zuletzt ganz langsam, schleppend. Der weißliche Dunst der Siedehitze ließ die Schieferdächer der Stadt wie ein schmelzendes Metall funkeln, welch ein Leckzen allüberall! Unter den Binsen am Hange, halb ver steckt, rieselte freilich sonst eine schmale, klare Ouelle, deren Wasser eiSkübl und frisck, köstlich nack Erde und Blättern schmeckend, hier in der Nähe auS dem Walde ins Feld floß, heute indessen schien die Sonne den letzten Tropfen aufgesogen zu haben, und Resa beugte sich vergebens, seufzend vor Durst, über das matte, sandige Rinnsal. Sie vernahm ein Knistern und wandte sich um. Unter einem großen, grauen, ausgespannten Sonnenschirm sah sie Adalhart's Gesicht lächeln, tief gebräunt von der Hitze. ES war sein seltenes Lächeln, das sie stets so erschreckte. „Sie sollten nicht ohne Schirm ausgehen", war sein erstes Wort. „Darf ich Ihnen den meinigen anbieten? LarinSky freilick nennt ihn nur „daS Ungethüm"." „Oh, danke sehr. Ich ziehe eS vor, im Schatten zu sitzen." „Ick auch", sprach er, den großen Grauen zuklappend und sich einer Dank nähernd. „Ich weiß nicht, ob Sie etwas dagegen haben, wenn ich auf fünf Minuten neben Jbnen Platz nehme. Der Wall ist so etwas wie mein Reick. Der Ort, wo ick — denke", schloß er mit kaum merklicher Schelmerei. „Hier gehe ich regelmäßig jeden Morgen, jeden Mittag und jeden Abend —" „Oh, man begegnet hier fast allen älteren Leuten der Stadt", sagte Resa arglos, „es ist so ruhig!" „Wie — älteren Leuten?" fragte Adalbart stockend, inden, er den Hut abnahm und sorgfältig die Stirn mit dem Taschentuch abrieb. „Halten Sie mich für alt? Für wie alt halten Sie mich?" „Ich — Sie?" stammelte Resa, der das Blut ins Gesicht stieg. „Aber ich habe keinen Begriff davon .. „Sehen Sie mich an — und rathen Sie!" Er blickte ihr fest ins Gesicht- „So — vielleicht vierzig", sagte Resa gequält und be trachtete ihre Fußspitze. „Vierzig!" sprach er wehmüthig. „Ich bin gerade acht- undzwanrig — achtundzwanzig diesen Winter geworden!" „Ah. rief sie. „Da sind Sie i-r noch ein junger Mann." Er nickte. „Allerdings. Vierzig. Mein Gott!" „Verzeihen Sie, ich bin so ungeschickt in diesen Dingen", sagte Resa. „Ich hielt Herrn v. LarinSky für jünger — er spricht so viel mehr!" „So mögen Sie es gern, wenn einer — viel spricht?" „Oh, beileibe nicht", kam es unwillkürlich über ihre Lippen. „Das ist gerade wie mit der Selterswasser flasche . . ." „Was ist das für eine Geschichte?" „Nun, wenn ich im Begriff stehe, eine solche Flasche mit Patentversckluß zu öffnen, so fürchte ich mich ein wenig vor dem Brausen nnd ich weiß nicht, ob mir daS Wasser kalte Tropfen ins Gesicht spritzt oder nicht. Es prickelt nur, so viel ist gewiß . . . und wenn ich mit Herrn v. LarinSky rede, so habe ich eine ganz ähnliche Empfindung." Adalhart lachte. „Er macht prickelnde Scherze." „Und ich scherze nicht gern mit Fremden", sagte Resa. „So sprechen Sie gern über ernste Dinge — mit Fremden?" „Es kommt darauf an — wie die Dinge sind, und wie die Fremden sind — auch hier ist oft Schweigen Gold." „Haben Sie diese Erfahrung schon gemacht?" fragte Adalhart erstaunt. „In Ihren jungen Jahren?" „Ja — für wie alt halten Sie mich denn?" fragte jetzt Resa. „O — für sechzehn", antwortete er milde. Die Helle Rölhe stieg Resa ins Gesicht. „Sie irren", sprach sie unwillig. „Zn einem halben Jahre werde ich achtzehn —" „Sie sind mir böse — verzeihen Sie!" Beide sahen sich an und lachten. „Sie sehen, daß ich wirklich ein ungeschickter Mensch bin. Ich lebe so völlig für mich in meinen Arbeiten, daß ich oft für DoS, was um mich vorgeht, weder Blick noch Ver- ständniß besitze." „Seien Sie froh darüber", entfuhr eS Resa. „Weshalb?" „Ich meinte nur so." Eine Kirchenuhr in der Stadt schlug eins. Der Helle Schall zitterte durch die von Grillenzirpen erfüllte Luft — dann noch eine andere, tiefer gestimmte Uhr — „Sie nehmen daö Leben nicht leicht?" sagte Adalhart langsam in fragendem Ton. „Nein!" erwiderte sie hart. „Es kommt mir wie eine ungeheure Aufgabe vor, die man ganz allein lösen muß —" Adalhart's Auge erhielt jenen blauen Glanz, der ihn ver jüngte und verschönte. „Ganz allein — warum ganz allein?" Sie hielt den Blick ins Weite gerichtet. „Weil eS Menschen giebt, die kein Talent zum Glück haben. Die sollen andere nicht mit sich in den dunklen Strudel der Zweifel ziehen —" „Und doch ist kein Mensch glücklos", flüsterte Adalbart. „Auch hier gilt es: Ich will! Äch will glücklich sein!" „Und wenn man eS nicht einmal mehr will?" „So ersteht ein anderer Mensch, der Ihnen sagt: Ich will Dich glücklich machen — und dann müssen Sie ..." Resa traf Adalhart's Auge und wagte es, in ihm lesen zu wollen. Aber sie erschrak darob; denn er bannte sie schonungslos. Er hatte etwas vom Gedankenleser. „Ich weiß nicht, warum ich Ihnen das alles sagte", sprach Resa. „WaS ist eS, das mich zwingt?" In Adalhart's Blick lag die Antwort: „Mein Wille!" Und Resa sprang auf, um sich dem Banne zu entziehen. „Ich muß heim!" „Ja — ja, heim." Er strich mit der flachen Hand über seine Stirn — mit plötzlicher, scheuer Zurückhaltung verbeugte er sich steif vor Resa und verabschiedete sich — lange Schritte führten ihn den Wall hinab, während Resa der Stadt zu eilte, Müdigkeit im Herzen und in den Gliedern. Ihr graute vor der Villa inmitten der gestutzten Beete, vor den öden Fenstern mit den herabgelaffenen Gardinen und den überfüllten Zimmern — am meisten jedoch vor einem zarten Wesen, das immer Weiße Kleider und Spitzen trug und mit Hunden spielte — auch vor dem schlanken Dragoner-Officier, der ehemals ihr lebenslustiger Kamerad gewesen. Bei ihrem zaghaften Eintritt in May'S Sommerboudoir — einen mit Bambusmöbeln ausgestatteten Raum, vor dessen weiten, hohen Fenstern ein wahrer Luxus von Blumen blühte — entstand eine Bewegung im Erker. May war nicht da; Wohl aber Julian, der nachlässig auSarstreckt auf einem flachen Robrliegeseflel noch immer dir Zeitung las. Ueber seinem Kopfe schwankten die Kelche der schwer duftenden Magnolia und feurige Geranien schimmerten zwischen glänzenden Palmenzweigen — weiterhin die Fülle von Rosen in berauschender Uepvigkeit. Aber neben ihm, an dem schlanken Stamm eine» GummibaumeS lehnte sein Jagdgewehr . . . Resa ging auf Julian zu und legte eine Hand aus das Gewehr. „Was soll daS? Was willst Du damit? Wo ist May?" Er lachte leicht. „Du fragst viel aus einmal. Ich weiß nicht, wo May ist — vermuthlich führt sie die Hundr
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