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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.02.1897
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1897-02-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18970213011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1897021301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1897021301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1897
- Monat1897-02
- Tag1897-02-13
- Monat1897-02
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dkHUgö'PreiA H> der Hauptexpedition oder den im Stadt bezirk und den Vororten errichteten Aus gabestellen ab geholt: vierteljährlich4.-0. bet zweimaliger täglicher Zu stell»« g ins Hans ^l b.50. Dnrch dt» Post bezog,» für Drntschland und Oesterreich: vieNrlMrlich G.-—. Direct» tägliche Kreuzbandiendnng t»s Ausland: monatlich 7.S0. Die Morgen-Ausgabe erscheint um '/,? Uhr. die Abend-Ausgabe Wochentags um b Uhr. Ne-artio» »ud LrprLitio«: Johannrsgafse 8. Die Expedition ist Wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi» Abends 7 Uhr. Filialen: Otts Ale«m'S Larttm. (Alfred Hahn), ÜnivrrsitätSstrabe 3 (Paulinum), Lauts Lösche. Katharinenstr. 14, Part, und Köuigsplatz 7. Morgen - Ausgabe Anzeiger. Äiutsvkatt des Kömglicheu Land- nnd Ämlsgenchles Leipzig, des RaHes nnd Naüzei-Ämles der Siadl Leipzig. A«-»ige»'Pr»tA die -gespaltene Petitzeiie SV PH. -teclamru unter dem Redaction-strich (4ge- spalten) bO/>Z, vor den Familiennachrichteu (8 gespalten) 40/^. Großer» Gchriften laut unserem Preis- verzetchaiß. lkabeffarischer und Ziffernsatz nach höherem Tarif. «xira-Beilage» (gesalzt), nur »st b.e Morgen-Ausgabe, ohne Postbesörderung 60—, mit Postbesörderung 70.—. ^nvahmeschluß für Auzeigr«: Abrnd-Ausgabr: Bormittag« 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittag« 4 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets au die Grprditio» zu richten. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. ^ 78. „Deutscher Freisinn". - Q „Bis weit in die Reihen der Nationalliberalen hinein" wollten freisinnige Führer die Liberalen unter der Parole „hie BUrgerlhum, hie Jnnkerthum" einigen. Vor wenigen Tagen noch bestand diese Absicht. Heute ist sie wohl, wenigstens soweit Nationalliberale in Betracht kommen, fallen gelassen. Freisinnige beider Richtungen, der Vereinigung sowohl als der Volkspartei, haben uns der Mühe überhoben, den wieder- lwlten Beweis der Unmöglichkeit eines allgemeinen Zusammen gehens zu erbringen. An dieser Stelle war darauf lungewiesen worden, daß die radikalen Bündnißwerber in Baden Anti semiten vor Nationalliberalen den Vorzug geben. Jetzt stößt auch der „Nationalzeitung" dieser im EinigungSeiser bisher von ikr unbeachtet gelassene Umstand auf, und das Blatt muß gleichzeitig feststellen, daß die mit den dortigen Freisinnigen so gut wie verschmolzenen badischen Demokraten für die Stichwahl in Donaueschingen zur Unterstützung des klerikalen Kandidaten gegen den nationalliberalen ausgesordert haben. Die „Nationalzeitung" hat diesen Schritt nicht erwartet und stellt sich damit ein geistiges Armntkszeugniß auS. WaS hier geschah, ist immer geschehen; seit vielen Jahren stehen in Baden Freisinn und Demokratie mit Socialdemokraten und Antisemiten, gelegentlich auch mit — Conservativen bei Reichs- und Landtagswablen hinter dem Centrum in Kampfesstellung gegen die Nationalliberalen. Herr Rickert, also ein Mann der „Einigung", hat im Jahre 1890 eigens eine Reise nach Baden unternommen, um für diese Constellation zu wirken. ES war deshalb verwunderlich, daß das erwähnte Berliner Blatt den „Entschiedenen" ins Gewissen redete, sie möchten doch nicht durch die Auslieferung eines bisher liberal vertretenen Reichstagswal,ltreises das Eentrum auch im inneren badischen Staatsleben stärken, wo diese Partei die ausgesprochene Reaction, namentlich auf dem Gebiete des Schulwesens, vertrete. Das Letztere wissen die Demokraten und die Freisinnigen auch, aber unter An erkennung dieses Umstandes haben sie von jeher den Satz proclamirt, der Nationalliberalismus müsse vernichtet werden. WaS liegt dem Demokraten Muser und dem Freisinnigen Heimbuger an der Schule! Eine bckämpfenSwertbe Rcaclion sehen sie das Centrum nur dann vertreten, wenn es ein Kriegsschiff oder eine Summe für Colonialzwecke bewilligt, also in den seltensten Fällen. Und ganz wie sie, stehen zu dem Centruin die nord deutschen „Linksliberalen". Herr Richter und Herr Rickert mögen darum eigenthümlich gelächelt haben, als sie in der „Nationalzeitung" die Mahnung lasen, den süddeutschen Gesinnungsgenossen klar zu machen, daß die Verbrüderung mit Antisemiten und Ultramontanen „zu keinem erfreulichen Ergebnisse für den Liberalismus führe". Ein Liberalismus, der zugleich national ist, erscheint den Radikalen nicht er- baltenswerth, in ihren Augen ist die Reaction in jeder Ge stalt und unter allen Umständen vorzuzieben, weil die Reaction, je schlimmer und rücksichtsloser sie aufträte, dem Nadicalismus eine Menge von Wählern in die Arme treiben und damit die höchste Sehnsucht der Herren Richter und Rickert erfüllen würde. Der Gegensatz, in dem sich die Demokratie zu den nationalen Bestrebungen befindet, ist am Mittwoch im preußischen Abgeordnetenhaus«, also auf norddeutscher Seite, Sonnabend den noch schärfer zum Ausdruck gekommen, als er sich in den ev- wäbnten badischen Wahlgeschichten spiegelt. Ein Mitglied der freisinnigen Volkspartei bricht eine Polendebatte vom Zaune, in der es die polnische Sache gegen die deutsche mit einer niemals von einem Polen überlroffencii Gebässigkei( verficht. Es giebt durch die Behauptung, daß eine großpoluische Agitation nicht existire, daß die Polen friedlich seien nnd nur deutsche Chauvinisten den Streit begännen, den Gegnern Waffen gegen die eigenen Stammesgenossen in die Hand. Es unterdrückt die Thatsache, daß die Polen verabredeter- maßen nicht bei Deutschen kaufen, ruft aber ans, daß außer „Junkern" nur „Krämer" an der Abwcbr des polnischen Ansturmes interessirt nnd betheiligt seien. Es zeigt sich, der volksparteiliche Haß gegen eine deutschnationale Bewegung gebt so weit, daß man von dem Kaufmann, den der Freisinn sonst als die edelste Blüthe am Baume der Menschheit angesehen haben will, mißächtlicb spricht. Herr Jaeckcl, so heißt der jüngst erstandene, bereits von uns gekennzeichnete deutsche Ephialtes, hat ohne Zweifel unter Zustimmung seiner Fraktion gesprochen. Er war nicht etwa in eine Parteikebatte binein- gezogen worden, sondern batte diese, wie schon erwähnt, be gonnen. Nach parlamentarisckeinBranch.über dessenBeobacktung nirgends eifriger gewackt wird, als in der Partei des Herrn Richter, ist es ausgeschlossen, daß die Fraktion nicht von der Absicht des Herrn Zaeckel unterrichtet gewesen sei, dieselbe nicht gebilligt habe. Sein Vorgehen stimmt auch vollkommen mit der bisherigen Haltung der freisinnigen Volkspartei und ihrer Presse überein, die, wie kürzlich treffend gesagt wurde, den Stammesgenossen im Osten in ihren Daseinskämpfen un ausgesetzt in den Rücken fällt. Aber gänzlich ununtersckieden von der Volkspartei, nnd daraus kommt es gegenüber der „Einigung der Liberalen" an, sind in der Polenpolitik die Träger dieses Gedankens, die Männer von der freisinnige» Vereinigung. Schon vor einigen Tagen hat Herr Rickert mit dem Centrum an der Seite der Polen und für sie gegen die Deutschen gestritten, wie am Mittwoch Herr Jaeckel, und am Donnerstag hat er zu der Umschmeichelung und Verteidigung der polnischen Feinde des Deulsckthums den Hohn gegen die Verteidiger des Deutschtums gefügt. Wo nationale Lebensfragen in Betracht kommen, findet sich stets dieselbe Constellation: Centn»» mit Anhang, Socialdemokratie und der ganze „Freisinn": „dreieinig sind sie, nicht zu trennen". Und das muß im Auge behalten werden. Von Parteien, die eS für nichts achten, wenn Geistlicke lehren, der Fahneneid verpflichte im Falle einer polnischen Rebellion polnische Soldaten nicht zur Treue gegen de» deutschen Kaiser, die aber Maßregeln, die die Aus breitung dieser und ähnlicher Lehren verhindern wollen, mit in Gift getauchten Waffen bekämpfen, — von solchen Ver- räthern deutscher Sache trennt die national gesinnten Liberalen ein unschiffbares Meer. Wenn der „Krämer" polnischen, nicht aber der deutschen Blutes zum „Bürger- lhum" gerechnet wird, dann halten wir es noch immer lieber mit dem „Junkerthum" — wie auch der nationalliberale Abgeordnete Or. Sattler getban bat, der am Mittwoch in eindrucksvoller Rede die Jaeckelei der Verachtung preisgab. 13. Februar 1897. Marine-Tabellen. lieber die vom Kaiser der NeichStagSbibliothek geschenkten vier Tafeln, welche eine vergleichende Darstellung der Marine- Neubauten Deutschlands, Frankreichs, Rußlands, Amerikas und Japans enthalten, macht die „Nordd. Allg. Ztg." folgende eingehende Mitlheilungen: Die Tafeln, welche in elegante, am oberen Rande mit der Kaiserkrone gezierte Holzrahmen gespannt sind, waren auf Staffcleien in kein Kuppelranm des Reichstags aufgestellt. Sie tragen sämmtlich die Initialen des kaiserlichen Namens und sind theils aus dem December vorigen Jahres, theils vom Januar dieses Jahres datirt. Die erste Tafel zeigt eine Vergleichung der in und seit 1893 in Frankreich und Deutschland bewilligten Neu bauten an Panzerschiffen, Panzerkreuzern nnd geschützten Kreuzern über 2000 t, ans welche Schiffsclasien sich über haupt die Darstellungen der Tafeln beschränken. Danach sind in Frankreich an Panzerschiffen 30 vorhanden nnd 10 im Bau begriffen, während Deutschland 17 vorhandene nnd 2 im Bau befindliche Panzerschiffe aufwcist. Panzer kreuzer besitzt Frankreich 4; eS bat deren 8 im Bau, während die entsprechenden Ziffern bei Deutschland 3 bezw. 1 sind. Frankreich verfügt ferner über 12 geschützte Kreuzer über 2000 t und bat 14 Schiffe dieser Art im Bau; Deutschland bat von solchen Schiffen 4 vollendet und 5 im Bau. In Summa verfügt Frankreich demnach nach Vollendung der Neubauten über 78 gefechtfähige Schiffe, Deutschland über 32, so daß ein Uebergewicht von 46 Schiffen zu Gunsten Frankreichs besteht. In einer Tabelle sind die entsprechenden Zahlen für die russische Ostseeflotte beigefügt. Danach hat Rußland 13 Panzerschiffe vorhanden, 9 im Bau; ferner an Panzer kreuzern 9 bezw. 3, an geschützten Kreuzern über 2000 1 2 bezw. 3. Rußland verfügt demnach in seiner Ostseeflotte über 39 gefccktsfähige Schiffe. Für Frankreich nnd Rußland ergiebt sich also eine Gesammtzahl von 1l7 ge- fechtssähigen Schiffen gegenüber 32 deutschen. Ans der zweiten Tafel sind zunächst die in und seit 1893 in Deutschland bewilligten Neubauten verzeichnet. Inder angefügten Tabelle ist eine Vergleichung des Bestandes an neuen Schiffen ausgeführt, über welchen Deutschland einer seits, Frankreich und Rußland andererseits im Jahre 1899 verfügen werden. Frankreich und Rußland werden 1899 an neuen Schiffen 17 Panzer 1. Classe, 6 Panzer 2. Classe, 9 Panzerkreuzer 1. Classe und 12 Panzerdeckkreuzer, im Ganzen also 45 neue Schiffe besitzen. Deutschland dagegen wird 1899 über 14 neue Schiffe verfügen, nämlich über 4 Panzer 1. Classe, 4 Panzer 4. Classe, 1 Panzerkreuzer, 5 Panzerdeckkreuzer 2. Classe. Mithin wird sich 1899 für Frankreich und Rußland ein Ueberschnß von 30 neuen Schiffen ergeben. Die dritte Tafel zeigt die japanischen Schiffsneubauten seit 1895. Die sämmllichen Bauten werden bis 1906 vollendet sein. Die Bewilligungen umfaßten sechs Panzerschiffe 1. Classe, die zu den größten Panzerschiffen der Welt zählen werden und den Typ der englischen ,Majestic"-Classe auf weisen, ferner vier geschützte Kreuzer 1. Classe (mit einer Ge 91. Jahrgang. schwindigkeit von 2l Knoten), drei geschützte Kreuzer 2. Classe und vier solche 3. Classe. Die vierte Tascl endlich enthält eine Vergleichung der in Frankreich, Rußland (Ostseeflotte), Amerika, Japan und Teuisckland in und seit 1893 bis 1897 bewilligten Neu bauten. Die Tabelle weist folgende Zahlen auf (wobei die eingellammerten die fertigen Projekte angeben, welche in der Gesammtsumme nickt einbegriffen sind): 'S . Zs -Z 5 K «24 D . L 6» Frankreich Rußland «I) 2)4) 1-(1) öö > (ö) >50 (Oslieeflotte) 5 4 3 -- 3 15) Amerika 6(3) 1 11 — 1 9(3> Japan Deutschland 2(4) — — 2(9) 4(13 4(1) 4(4.Cl.) 1 — 5 14(1) Eine weitere Tabelle giebt die Gesammtza hl der Gefechtseinheiten (Bestände plus Neubauten) für die genannten Siaaten an. Sie sind für Frankreich 80 (außer 5 fertigen Projekten) für Rußland (Ostseeflotte) 39, für Amerika 33 (3), für Japan 16 (13), für Deutschland 32 (l). Auf die verschiedenen in Betracht gezogenen Schiffs claffen vertbeilt gestaltet sich das Bild folgendermaßen. Es wird nach Vollendung der Neubauten (ohne die fertigen Projecte) besitzen: LZL L 5 L L L ZL ^ s T A Zv. Frankreich 28 14 12 2 26 Rußland (Oslseeslotte) 5 17 — — 5 Amerika 6 9 2 —- 16 2 2 3 — 9 Deutschland 6 13 4 — 9 Der letzten Tafel sind folgende Anmerkungen von der Hand des Kaisers beigefügt: „In die Tabellen sind nur Schiffe über 2000 t ausgenommen. Alle Panzcr- kanonenboote, Torpevotrenzer, Avisos, Divisionsdoote, Torpedoboote, Kanonenboote sind fortgelaffen, da sie für den endgiltigen Ausgang eines Krieges belanglos sind. Die Panzerschiffe „König Wilhelm", „Kaiser", „Deutschland" sind ihres hohen Alters wegen nicht mehr in der Lage, den modernen Schlachtschiffen anderer Nationen mit Aussicht auf Erfolg zu begegnen, und wurden deshalb unter die Panzerkreuzer versetzt, da sie im auswärtigen Dienst in nicht europäischen Meeren noch Gutes leisten können. Bon den übrigen Panzerschiffen sind 8 Küstenvertbeidiger 4. Classe, 4 Panzerschiffe der „Sachsen"-Clasie von nur sehr begrenzter Seesähigkeit, 2 Schlachtschiffe im Bau, bleiben mithin als allein vollwerthiae Schffe übrig die 4 Schiffe der „Branden- burg"-Claffe. Die in Japan projectirten Neubauten ent halten die größten Schlachtschiffe der Welt von 15 500 t und sollen alle bis 1906 fertig sein. Frankreich verfügt FririHet-ir. Die Menschen und die Leute. 3. Bekanntlich giebt eS keine merkwürdigeren Menschen als die Leute, aber auch keine merkwürdigeren Leute als di« Menschen. Es ist daher nicht zu verwundern, daß sich der VolkSmund weidlich mit ihnen zu schaffen machte. In welcher Weise die- geschehen, soll eine kleine Blumenlese zeigen. Man wird finden, daß der VolkSmund sowohl mit den Leuten als auch mit den Menschen oft recht scharf inS Gericht geht, daß er ihnen andererseits aber auch Gerechtigkeit widerfahren läßt. Eine Definition, was man unter Leuten einer- und Menschen andererseits zu verstehen habe, oder was der Unter schied sei, wird man nicht von uns verlangen- nur daS sei bemerkt, daß alle Menschen zu den Leuten gehören, daß es aber genug Leute giebt, die man nicht zu den Menschen rechnen kann. Der Begriff Leute (vom althochdeutschen liut, Leute, Volk) ist daher in diesem Fall auch der allgemeinere und erheischt demgemäß den Vortrilt. Zu dem Capitel Leute läßt sich der VolkSmund, wie folgt, vernehmen: Allen Leuten Recht getban, ist die Kunst, die Niemand kann. — Aller Leute Freund, Jedermann« Geck. — Alte Leut und alte Pferd hält Niemand werth (da« Princip, daß man daS Alter ehren solle, geht also in die Brüche). — Alte Leute haben enge Beutel (d. b. sind karg und geizig). — Anderer Leute Fehler sind gute Lehrer (sie werden aber in der Regel nur benutzt, um Vortheil daraus zu ziehen, nickt, um sich zu bessern). — Armer Leute Weisheit hat keinen CucS. — Armer Leute Gäste geben früh nach Hause. — AuS anderer Leute Häuten ist gut Riemen schneiden (dagegen: in anderer Leute Ställen ist bös Füllen ziehen). — Böse Leute nnd neue Pflüge sind nirgends bester als in der Erde (daher: die Leute, auf denen GraS wächst, sind die besten). — Bösen Leuten Gutes thun, heißt oft guten Leuten Böse« thun. — Wer wenig Leute kennt, der ist am besten d'ran. — Der Leute Zanksucht und Trug ist der Advocaten Acker und Pflug. — Die Leut' nicht ohn' Gebrechen sind, wie man kein Fisch obn' Gräten find't. — Die Leute sind wie di« Schaf; wenn der Metzger eins nach dem andern metzelt, so dringen die andern auch herbei und nehmen nicht in Acht, was geschieht. — Die Leute lasten eS sich saurer werden, in die Hölle zu kommen, al« in den Himmel. — Einmal in der Leute Mund kommt man schwer wieder heraus. — Es giebt Leute, die söffen da« ganze Meer, wenn da« Aber nicht war'. — Es sind nicht die weisesten Leute, die am meisten reden (meinen- aber). — ES sind nicht wenige Leute, die den Rauch für de» Braten nehmen (Alle beschwindelten!) — Faule Leute haben die „meiste Arbeit". — Fromme Leute, arme Leute. — Ge- scheidte Leute haben ihre Zunge im Herzen, die Thoren das Herz auf der Zunge. — Große Leute sind auch einmal klein gewesen (vergasen« aber in der Reael). — Große Leute thun einen großen Fall. — In anderer Leute Küchen wird immer bester gekocht. — Je ärger die Leut, je ärger die Zeit. — Junge Leut und Hunde machen viel unnütze Schritt in der Stunde. — Junge Leute wissen Alls« besser. — Junge Leute spielen gern, alte Leute brummen gern. — Kleine Leute können auch lange Schatten machen. — Kluge Leute machen auch wohl dumme Streiche. — Laß die Leute Leute sein! — Leute, die außer Landes weisen Ruf baben, essen im Lande daS schlechteste Brod (der Prophet gilt rc.). — Listige Leute geben ein wenig nach, damit sie viel erhalten. — Wollte man allen unnützen Leuten daS Maul stopfen, so müßte man viel Heu und Stroh haben. — Man muß sich in die Leute schicken, die Leute schicken sich nicht in uns (das kommt daher, weil Jeder immer nur verlangt, die Leute sollen sich nach ihm richten). — Manchen Leuten muß Alles Fisch sein, was in ihr Netz kommt (Anspielung auf das Loben der Waare, nachdem man sie gekauft hat, auch wenn sie nichts taugt). — Reicher Leute Töchter und armer Leute Kälber kommen bald an den Mann. — Rotzige Leute wollen Andern immer die Nase putzen (derb, aber wahr!). — Stinkende Leut haben gern wohlriechend Gekraut (ditto). — Stolze Leute spiegeln sich in ihrem Schatten. — Ungeduldige Leute gucken stets in die andere Woche, ehe die gegenwärtige noch vorüber ist (wollen stet« den zweiten Schritt machen vor dem ersten). — Viel Leute haben zu viel, aber Keiner bat genug. — Viel Leute, aber wenig Menschen. — Vieler Leute Namen stehen im Kalender, die in der Hölle sind. — Vorbezablte Leut haben zur Arbeit selten Zeit. — Wenn alle Leute wären gleich, und wären sämmtlich reich, und wären Alle zu Tisch gesessen, wer wollte auftragen? (für GleichbeitSschwärmer und Communisten). — Was in aller Leute Mund, ist nicht immer ohne Grund. — WaS reiche Leute thun, ist Alle« wohlgethan (nach ihrer Meinung, die sie sich dran auch oft etwa« kosten lasten). — Wenn alle Leute klug wären, verkaufte man keine Schellen. — Wenn die Leute keine Noth (Sorge, Unruhe rc.) haben, machen sie sich welche. — Wenn man die Leute wohl balsamirt (ihnen tüchtig Brei ui»S Maul schmiert), gewinnt der Handel einen auten Geschmack (selbst wenn man ihnen das Fell über die Ohren zieht). — Wer andere Leute anschwärzt, ist d'rum nicht weiß (meint eS aber). — Wer arme Leute nicht will bören, der taugt nickt zum regieren. — Wer auf anderer Leute Schuhe wartet, der muß lange barfuß geben. — Wer in der Leute Mund kommen will, der braucht seinem Hunde nur den Schwanz zu putzen. — Wer nicht will mit bösen Leuten zu thun haben, der muß aus der Welt ziehen. — Zieht man den Leuten die Larve ab, so geht der Kopf meist mit herab (deshalb ist es auch so gefährlich, über Larven zu spotten). — Anderer Leute Sorgen hängt man an den Nagel. — Zehn arme Leute haben in einem Hause Raum, aber nicht zwei Könige in einem Lande. Mit den Leuten wären wir soweit fertig, sehen wir nun zu, wie sich die Menschen im VolkSmund ausnehmen. Da beißt es gleich: Alle Menschen sind Lügner. — Alle Menschen sind vernünftig, das männliche und weibliche Geschlecht aus genommen. — Alle Menschen werden reicher geboren als sie sterben. — Am Menschen muß man für ein gut Stück fünf böse abrechnen (richtig?). — Böse Menschen haben Ehr' und Pracht, gute werden ausgelacht. — Die Menschen kennt man am Gang, die Vögel am Sang. — Der ist kein Mensch, der nicht eine Ader vom Narren hat. — Der Mensch bat keinen größeren Feind als sich selbst. — Der Mensch hat viel gelernt, wenn er gelernt hat, wohl zu sterben. — Der Mensch ist rin Gebräu aus einem Quentchen Witz und einem Centner Narretei (o weh!). — Der Mensch lebt nur die Hälfte seines Lebens (meist noch viel weniger). — Der Mensch legt oft selbst die Eier, die man ihm an den Kopf wirft. — Der Mensch macht Kalender, aber Gott das Wetter. — Der Mensch thut mehr, WaS ihn reut, als WaS ihn freut. — Der Mensch trennt sich von nichts so schwer als von einer Dummheit. — Der Mensch weiß nicht, was er hat, bis er es verloren. — Des Menschen Herz auf Rosen geht, wenn'S mitten unterm Kreuze steht. — Des Menschen Leben nimmt ab, aber seine Begierden nehmen täglich zu. — Die Menschen denken, die Zeiten würden schlimmer; die Zeilen bleiben, die Mensche» werden schlimmer. — Dumme Menschen kann man mir mit dummen Gründen überzeugen (versteht aber nicht Jeder). — Ein gehässiger Mensch verzehrt sich selbst. — Ein jeder Mensch hat einen Narren bei sich; der eine kann ihn aber besser verbergen al« der andere. — Ein Mensch, der sich selbst bekämpft, wird glücklicher sein (mehr Erfolg haben) als einer, der gegen andere streitet (?). — Ein Mensch ist des andern Spiegel (in der Regel aber nur sein eigener). — Ein Mensch ver gißt seine» Unrath nicht (was vergißt er aber Alles I). — Ein unverschämter Mensch mischt sich überall ein (wie Mäusedreck unter den Pfeffer). — Ein zorniger Mensch bat seine Sinne bis auf fünf. — Einem vernünstigen Menschen ist nicht« ähnlicher als ein Narr, der'S Maul hält (wohl bester umgekehrt'). — Es giebt zweierlei Menschen: die einen zürnen leicht, die andern geben nichts darauf. — E« ist kein Mensch so arg, eS ist etwa« Gute« an '°ni. — Es ist kein Mensch so demüthig, er will gelobt sein. ES ist mit dem Menschen wie mit dem Eisen: braucht man'«, so verschleißt -, braucht man'» nicht, so frißt'« der Rost. — Es giebt Menschen, welche die Worte eines Engels und die Klauen einer Katze haben. — Ist der Mensch ge boren, fängt er an zu sterben. — Ist der Mensch im Leide, so greift er selber dem Schwert in die Schneide. — Je mehr Menschen man gesehen, je weniger kann man sie verstehen. — Man ladet einen Menschen zu Gast und schickt ein Schwein nach HauS (oft genug!) — Man muß die Menschen nehmen wie sie sind, sagte der Büttel und sperrte Schuldige und Un schuldige ein. — Man soll dem Menschen die Ehre neunmal verdecken (bevor man den Stein auf ihn wirft). — Mancher Mensch ist des andern Wolf und sein eigener Teufel. — Mensch, hüt' dich, und ich behüt' dich, sprach Gott zum Menschen. — Menschen und Citronen dürfen nicht zu nahe wohnen (Warnung vor allzugroßer Freundschaft und Liebe). — WaS der Mensch au- sich macht, das gilt er (selbst wenn es nur mit Redensarten geschähe — oft genug!). — Was der Mensch werlh ist. das widerfährt ihm (wenn'S nur wahr wäre!-. — Wenn alle Menschen gleich wären, so könnte kein Mensch aufkommen (noch etwa« für die GleichheitSschwärmer). — Wenn der Mensch gelernt hat, recht zu leben, hat er ausgelebt (häufig genuAl). — Wenn der Mensch recht wüßte, wer (und WaS) er war, er würde fröhlich nimmer mehr (darum auch die Narren am meisten lachen). — Wenn der Mensch sagt: ich bin stark, so liegt er im Quark. — Wenn ein Mensch seinem Ende nah' ist, betet Jederfür ihn (und cke moAuis ml nisi dons). — Wenn man einen Menschen kennen lernen will, muß man einen Scheffel Salz mit ihn, essen (genügt oft nicht!). — Wer auf Menschen sein Ver trauen stellt, der brickt ein Bein, noch eh' er fällt. — Wer eines Menschen Fehler nicht bedecken kann, trägt die eigenen zu Schau. — Wer von schlechten Menschen Gute« erwartet und von dummen Gescheites, der hat selber wenig Verstand. — Wer will der Menschen Liebling sein, sei nur charmant und recht gemein. — Wie die Menschen werden grscheidter. macht der Teufel die Hölle weiter. — Wird der Mensch nicht durchgegerbt vom Schicksal, so kommt er nicht zu Ver staube (auch da« hilft nicht immer). — Wirst der Mensel, den Stein nicht, so thut der Stein Venz Hunde nicht. — Dcr Mensch hat drei Tage: Gestern, heute und morgen ; thut er heut' nicht Buße, so ist gestern und morgen die Zeit ver loren. — Der Mensch ist elend genug, der nicht« von Elend weiß. — Die Menschen haben hundert Augen für Anderer Fehler, aber keine« für die eigenen. — Geht- dem Menschen noch so schlecht, da« Sterben ist ihm doch nicht recht. — Kein Mensch auS Silber. Wenn er betrunken ist, zeigt er sein Kupfer. — Jever Mensch ist ein Schuldner der Mensch, heit und kann seine Schuld nie ganz abtragen.
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