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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.02.1897
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1897-02-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18970227010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1897022701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1897022701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1897
- Monat1897-02
- Tag1897-02-27
- Monat1897-02
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Gröbere Schriften laut unserem Preis» verzeichn!». Tabellarischer und Zisserniap nach höherem Tarif. Ext» «-Beilagen (gesalzt), nur mit der Morgen - Ausgabe, ohne Postbesörderung 60.—, mit Postbesörderung 70.—. Ännahmelchluß für Anzeigen: Abend-Ausgabe: Vormittags 10 Uhr. MorgeN'Ausgabe: Nachmittag» 4Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets an dir Expedition zu richten. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. 105. Sonnabend den 27. Februar 1897. Sl. Jahrgang. Für kann das Leipziger Tageblatt durch alle Postanstalten des deutschen Reiches und Oesterreich-Ungarns zum Preise von 2 bezogen werden. In Leipzig abonnirt man für 1 ^ 65 .s, mit Bringerlokm 2 „F und nehmen Bestellungen entgegen sümmtliche Zeitungsspediteure, die Hauptexpedition: Johannesgaffe 8, die Filialen: Katharinenstratze 14, Königsplatz V und Univerfttiitsstratze 3, sowie nachfolgende Ausgabestellen: Arndtstraste 3L Herr L. 0. Colonialwaarcnhandlung, Beethovenstraste 1 Herr Lelki', Colonialwaarenhandlung, Brühl 80 (Ecke Goethestraße) Herr Lerw. Colonialwaarenhandlung, Frankfurter Sttatze(Thomasiusstraßen-Ecke) Herr OltoLrriil/, Colonialwaarenhandlung, Löhrstraste 1L Herr Liiuarü üvtLer, Colonialwaarenhandlung, Marschnerstraste O Herr Llax 8vkiit»r<1ei', vorm, Laul Trogengeschüft, Nürnberger Straste 45 Herr 21. k. Alirreekl, Colonialwaarenhandlung, in Anger-Crottendorf Herr Lodert Oretiier, Zweinaundorfer Straße 18, - Eutritzsch Herr Lodert Altuer, Buchhandlung, Delitzscher Straße 5, - Gohlis Herr Rodert Altuer, Buchhandlung, Lindenthaler Straße 5, - Lindenau Herr Aldert Liiuliler, Wettiner Str. 51, Ecke Waldstr., Buchbinderei, - Neustadt 8ede1t'8 Annoneen-LxpeiUtlon, Eisenbahnstraße 1, Ranftsche Gaffe 6 Herr Lrledr. Liseller, Colonialwaarenhandlung, Ranstädter Steinweg 1 Herr 0. Lnxeliurmit, Colonialwaarenhandlung, Schützeristrahe 5 Herr 8edümiedeu, Colonialwaarenhandlung, Westplatz 32 Herr ü. vittrled, Cigarrenhandlung, Aorkfttaste 32 (Ecke Berliner Straße) Herr 0. Vedu8, Colonialwaarenhandlung, Zeitzer Straste 35 Herr V. LÜ8i6t', Cigarrenhandlung, in Plagwitz Herr 2l. krütLiurriiu, Zschochersche Straße 7 L, - Reudnitz Herr 2V. LuKmairu, Marschallstraße 1, j - - Herr Lvritd. IVedor, Mützengeschäst, Leipziger Straße 6, - Thonberg Herr L. L!rnl8ed, Reitzenhainer Straße 58, - Volkmarsdorf Herr 6. 4. >»uwimn, Conradstr. 55 (Ecke Elisabethstr.). Die innere Mislion im Jahre 1896. I>d. Der Central-Ausschnß für die innere Mission der deutschen evangelischen Kirche hat nunmehr seinen 38. Bericht herausgegeben, welcher die Zeit vom l. Januar bis 3l. De- cember 1896 umfaßt, und von der Geschäftsstelle des Central- AuSschusses, Berlin >V. 35, Genthinerstraße 38, kostenfrei zu beziehen ist. Der Inhalt des Berichts legt von dem alle Zweige der socialen Nächstenliebe umfassenden Wirken der inneren Mission beredtes Zeugniß ab. Voran gehen die Vereinsmittbei lungen, betreffend die Verwaltung. Dann folgt ein Nachwort zu derDenksct» rifldes Central-Ausschussesüber die Aufgabeder Kirche und ihrer inneren Mission gegenüber den wirtbschaftlichen und ge sellschaftlichen Kämpfen der Gegenwart. Diese Aufgabe be steht darin: „in Unterstützung und Ergänzung der ordentlichen Organe der Kirche die gefährdeten oder abgefallenen Glieder im Glauben zu bewahren oder für ibn wieder zu gewinnen, Anregung und Befruchtung für das kirchliche Gemeindeleben darzubieten, die christliche Lebenstbätigkeit zur Milderung oder Hebung aller leiblichen und wirlbschaftlichen, wie aller geistlichen und sittlichen Nothstände deS Einzelnen wie ganzer VolkSclassen anfzurufen, in Bezug auf Schäden des Volks lebens durch Unzucht, Trunstucht, Sonntagsentheiligung, Wohnungsnot!», Wucher, Ausbeutung der Arbeitskraft auf klärend zu wirken und zur Besserung anzuregen, sowie die andererseits dahin zielenden Bestrebungen zu unterstützen, ohne sich aber mit einer bestimmten Partei zu identificiren". lieber das Rettungsbauswesen wird berichtet, daß von etwa 12 000 in Rettungsbäusern vorhandenen Plätzen rund 9600 belegt waren. Das Dedürfniß, daß die Kosten der Zwangserziehung in bestimmten Landestbeilen einheitlich geregelt werden, tritt unverkennbar hervor, denn es kommt jetzt vor, daß daS Kostgeld für die Zwangszöglinge von 100 bis 360 -<e schwankt. Leider haben sich bisher die auf die Rettungshäuser und Erziehungsvereine gesetzten Hoffnungen auf eine Verminderung der Vergehen und Verbrechen nicht er füllt. — In Bezug auf die Anstalten der inneren Mission für Idioten und Epileptische wurde die Befürchtung gehegt, daß dieselben durch die preußische Ministerialverfiigung vom 20. September 1895, betreffend die Aufnahme und Entlassung von Geisteskranken, Idioten und Epileptischen in und aus Privat-Jrrenanstalten aufs äußerste gefährdet seien; denn die beiden letzteren Kategorien von Unglücklichen stellen nicht in erster Linie das Object eines Heilverfahrens dar, sondern können vor Allem nur im Wege methodischer Erziehung an Leib und Seele erhalten werden. ES wurde principiell für bedenklich erklärt, daß auch in solche» Anstalten ein Arzt an der Spitze oder doch wenigstens in dein Mittelpunkte der Verwaltung stehen solle. Indessen zerstreute eine Verfügung deS betheiligten preußischen Ministers vom 24. April 1896 an die Ober präsidenten alle derlei gehegten Befürchtungen. An der von der Kaiserin durch allerhöchste Ordre vom 1. September 1895 angeregten Gedenkfeier aller Organe der freiwilligen Kriegs krankenpflege anläßlich der 25 jährigen Wiederkehr der Waffentage der deutschen Heere betbeiligte sich auch die innere Mission durch Vertretungen der Diakonen- und Diakonifsenhäuser und der ehemaligen Felvdiakonen. Durch die Bemühungen deS CentralauSschusses gelang eS, die preußische Regierung zu veranlassen, in dem dem Abgeordnetenhause am 17. November 1896 zugegangenen Gesetzentwurf, betreffend das Dien steinkommen der Lehrer und Lebrerinnen an den öffentlichen Volksschulen, den Lebrern oder Lebrerinnen, Erziehern oder Erzieherinnen an einer privaten Taubstummen-, Blinden-, Idioten-, Waisen-, Rettungs- oder ähnlichen Anstalt die in tz 11 Absatz 1 be stimmte Anrechnung der Dienstjahre zur Beziehung der Alters Zulagen ebenfalls zuzuerkennen. Der Pensionsverband der Berufsarbeiter der inneren Mission zählte am 12. Mai 1896 400 Mitglieder. Davon kamen für den UnterstützuugS- verein 375 in Betracht. Für diesen Verein waren bereits 44 224,97 zusammengekommen. Aus der Beitragszuschuß- casse wurden den 68 über 45 bezw. über 55 Jahre alten Mitgliedern deS Verein- (Classe Hl) einmalig 17 045,30 gewahrt, den 215 Mitgliedern der Classe I (unter 36 Lebens jahren) und Classe II (über 36 Lebensjahre) an procentualen jährlichen Zuschlägen aus dieser Casse 1716,64 ^ Von der Kaiserin ist die Fürsorge für die in die Großstädte einwandernde weibliche Jugend augeregt worden (BahnhofSmission). Einer Aufforderung de» Centralau-schuffeS entsprechend, sind alle Provinzial», LandeS- und Stadtvereine dieser Aufgabe näher getreten. DaS im December 1895 constituirte „ComitL für deutsche evangelische SeemaauSmission", welches au- Mit gliedern de» CentralauSschufsr» und des evangelischen Ober- kirchenralbe» in Berlin zusammengesetzt ist und seine Ausgabe in den Hasenplätzen deS In- und Auslandes selbstständig zu leiten hat, erhält die dazu erforderlichen Mittel vom Central- ausscbuß, der dazu Gaben sammelt und Schriften in reichem Maße ins Ausland sendet. Auch der Ausschuß für Schristenwesen konnte in diesem Jahre von einer weiteren Ausdehnung seiner Arbeit berichten. Für das Jahr 1897 ind insbesondere die Feier des 400 jährigen Geburtstages Melanchthon's (16. Februar) und diejenige des 100. Geburts tages Kaiser Wilhelm s des Ersten (22. März) durch Ver- endung von je fünf Festartikeln an die deutschen Blätter be rücksichtigt. Im Allgemeinen gehen die Festartikel und Feuilletons des Aussckmsseö schon über die Grenzen des Vater- andes und finden auch in einigen Blättern der Schweiz regel mäßige Aufnahme. Was die Vorbildung von christlich gesinnten Gefängnißaufseherinnen betrifft, so ist auch dies Werk er- reulich gefördert worden. -Zn wünschen bleibt allerdings, daß noch mehr Mädchen und Frauen der mittleren Stände, die eine bessere Schulbildung genossen haben, diesem Rufe folgen möchten. Tie Zabl der Zöglinge des „Paulinums" onnte auf 50 erhöht werden, wobei jedoch der Familien charakter der Anstalt gewahrt blieb. Leider mußte mehr als ein Drittel der Gesuche um Aufnahme in die Anstalt ab- zelehnt werden. Bezüglich des Kampfes wider die Tr unk- ucht betbeiligte sich der Central-Ausschuß durch seinen Schriftführer an den vom „Deutschen Verein gegen den Mißbrauch geistiger Getränke" geleisteten Arbeiten. Das selbe gescbab im Kampfe wider die öffentliche Unsitt lichkeit durch Theilnabme des Schriftführers des Central- Ausschusses au den Arbeiten des Vorstandes und des geschäftsführenden Ausschusses der allgemeinen Conserenz der deutschen Sittlicbkensvereine. Verschiedene Male wurde der Central - Ausschuß auch in diesem Jahre ver anlaßt, der wandernden Arbeiterbevölkerung seine Aufmerksamkeit zuzuwenden. Den lippischen Ziegelei-Arbeitern gegenüber geschah dies insbesondere durch Förderung der Zu sendung deS „Ziegler-Sonntagsblattes". Im August 1896 gelangte ein neues Herbergsverzeicbniß zur Ausgabe, weiches bekanntlich voni Z.-A. und dem „Deutschen Herbergs verein" gemeinschaftlich herausgegeben wird. In diesem Verzeichnisse sind 479 Herbergen angefübrt, welche zusammen 16 000 Betten besitzen und im Jakre 1895 rund 3 700 000 Wanderern Nachtquartier gaben. Diese Verzeichnisse können von der Schriftenniederlage Bethel in Gadderbaum bei Biele feld bezogen werden. Der brandenburgische Provinzialaus schuß hat einen glücklichen Versuch durch Errichtung und Abhaltung eines Jnstructionscnrsus über innere Mission für Lehrer gemacht. Der 29. Congreß für innere Mission wird vom 4. bis 7. Oktober 1897 in Bremen stattfinden. Deutsches Reich. ^ Berlin, 26. Februar. Der Geschäftsbericht über die Tbätigkeit der An sied elungsco in Mission ist durch die hervorragende Objectivität charakterisirt, welche daS per sönliche Wirken des Präsidenten der Ansiedelungscommission vr. v. Witten bürg überhaupt kennzeichnet und es trotz der Unsumme sich thürmender Schwierigkeiten so beachtenSwerthe Erfolge erzielen läßt. Kenner der Verhältnisse in den Ost marken werben dies um so bereitwilliger anerkennen, als es kaum eine zweite Behörde von diesem Umfang in Preußen giebt, welche stiller und entsagungsvoller ihren wenig Dank bringenden Arbeiten sich hingiebt. Diese Objectivität hat auch den Nachtheil, mechanischen Vergleichen der Centrumsblätter und polnischen Presse auf consessionellem Gebiet eine bequeme und skrupellos gebrauchte Handhabe zu bieten, um gegen die Commission zu Hetzen und ihr mit dem Vorwurf „antikatholischer" Propaganda Steine in den Weg zu rollen. Wir möchten an einein in der That klassischen Beispiel darthun, wie wenig berechtigt dieser Vor wurf und wie schwer die Verantwortung der Ansiedelungs commission gerade bei der Seßhastmachung katholischer An siedler ist. Im Kreise Jarotschin, eine Meile von dem bis herigen Sitze des bekannten Propstes SzadzinSki, befand sich ein Gut NamenS Slawoschewo, fast 4000 Morgen groß. Im Jahre 1891 wurde die Besiedelung begonnen; das Gut erhielt den Namen La Wau und wurde 1893 in eine Landgemeinde umgewandelt, in der 34 katholische Ansiedler, westfälische Bauern auS dem Warburgischen, ansässig gemacht wurden. Die AnsiedelungScommission baute der Gemeinde aus eigene Kosten eine katholische Schule, sie baute ihr eine schmucke Kirche und bildete dann auS Lawau, Pirschütz und Strzhdzew eine eigene Parochie, stattete sie auS dem AnsirdelungSfondS mit einem Pfarrhaus auS und Land und dir geistlich« Oberbrhörde war damit ganz und gar ein verstanden. Nun sollte aber die Cultussprache deutsch sein, und da sitzt der Haken. Die geistliche Oberborde ist nämlich noch immer „einverstanden"; im Bericht für 1895 wird deren Einverständniß verzeichnet, auch noch im Bericht für 1896, nur ist von einen! Ergebniß dieses Einverständnisses nichts zu inerten. Wir haben nun an Ort und Stelle Erkundigungen enigezogen und dabei sestgestellt, daß die Ansiedler unter keine»; Umständen einen Pfarrer haben wollen, den ihnen Herr Erzbischof v. Stablewski aus der Geistlichkeit seines Sprengels zugedacht hat. Sie wollen einen Geistlichen aus derHeimath; alle Vor bedingungen sind erfüllt, eS fehlt eben nur noch die offene Zu stimmung deS Posener Erzbischofs. Warum die Lawauer Westfalen keinen Geistlichen aus der Diöcese Posen-Gnesen haben wollen, bat folgenden begreiflichen Grund. Sie haben es mit ihrem Bewußtsein, als Träger des Deutschthums nach dem Osten gewandert zu sein, zunächst nicht vereinbaren können, daß ihnen die polnische Geistlichkeit bei der letzten Reichstagswahl polnische Stimmzettel in die Hand zu drücken versuchte, was ans Wreschener AnsiedlungSgütern bekanntlich den „Erfolg" hatte, daß die katholischen Ansiedler durchweg polnisch stimmten. Da in Lawau dieser Versuch gemacht, aber mißglückt ist, kann man sowohl die Stimmung im Posener Domcapitel, wie die der Ansiedler selbst be greifen. Beiläufig bemerkt, haben sie früher laut eigener Aussage in der Heimath durchweg für das Cent rum gestimmt. Sie könnten also die Herren Bachem, Fuchs und Genossen als unanfechtbare Ge währsmänner ausklären, was katholisch» was deutsch und was polnisch ist. Man könnte Bücher darüber schreiben, wie diese Leute sich in ihrer Eigenschaft als Deutsche und friedliche, verträgliche Vertreter ihrer nationalen Pflichten unausgesetzt von ihrer polnischen Umgebung vor den Kopf gestoßen fühlen. Wir empfehlen somit den Herren vom Eentrum für die bevorstehende Berathung über den Bericht der Ansiedelungscommission folgende Interpellation: „Ist es der Hohen Staatsregierung bekannt, daß in Lawau west fälische katholische Bauern sitzen, die eine schöne Pfarre und eine nagelneue Kirche haben, aber keinen Pfarrer aus der Heimatb zur Befriedigung ihrer religiösen Bedürfnisse er halten können? Ist es der Staatsregierung bekannt, daß im Posener Domcapitel die Sache seit langer Zeit nicht über den tobten Punkt hinaus kommt? Was gedenkt die Staats regierung, natürlich mit Unterstützung des Zentrums, zu tbun, um dem religiösen Bedürfniß der Lawauer Katholiken gerecht zu werden?" — 34 deutsche Familien an der Ostgrenze warten ans Antwort! * Berlin, 26. Februar. Ein socialdemokratischeS Blatt, die „Rhein-Westfäl. Arb.-Ztg.", will über den PeterS'schen Brief an Bischof Tucker folgendes Nähere mittheilen können: „Der vielbesprochene Brief des vr. Karl Peters an den englischen Bischof Tucker ist nnninehr aufgefunden und befindet sich iin Ans- wärtigen Amt bei den Disciplinaruntersuchungs-Acten gegen Peters Bebel theilte im Reichstage mit, daß Peters eine Schwarze, zu der er in geschlechtlichen Beziehungen gestanden hatte, wegen Untreue habe tödlen lassen, daß der Bischof Tucker einen ihm angenieldeten Besuch des vr. Peters unter Berufung auf dieses Factum ab» gelehnt habe und daß Peters sodann in einem Brief an Tucker seine Handlung damit vertheidigt habe, die Schwarze sei seine ihm nach der Landcssitte angetraule Gattin gewesen und der Landesbrauch gebe dem Manne das Recht, die untreue Gattin zu tödten. In der nächsten Sitzung verlas und zeigte der Abg. Graf Arnim ein Schreiben des Peters, worin er bestritt, einen „der- artigen" — dieses Wort war dovpelt unterstrichen — Brief an Tucker geschrieben zu habe». Ein Brief Peters' an Tucker excistirte also. Die Freunde Peters glaubten aber an einen ininder schlimmen Inhalt, worüber sie von Peters informirt sein mochten. Obwohl nun der Brief existirt, ist er niemals in Tucker's Hände gelangt. Ein englischer Officier hat ihn nach Tucker's Abreise in Empfang genommen und nie die Gelegenheit gehabt, ihn dem Adressaten auszuhändigen. Ter Brief ist jetzt mit Peters Zu stimmung unerbrochen unserem auswärtigen Amt ein» geliefert worden. Er ist dein Bernehmen nach zwar nicht so scandaiösen Inhalts, wie bisher angegeben wurde, indetz stammt diese übertreibende Inhaltsangabe von Peters selbst. Der Lieutenant von Bronsart hat bezeugt, daß Peters ihm den Inhalt des Brieses rinige Monate nach der Absendung genau so erzählt habe, wie ihn später Bebel im Reichstage darslellte. Von anderer Seite konnte ja auch nichts über den Inhalt des Briefes mitaetheilt werden, da der Adressat ihn nicht erhalten hat und der Brief bis zu seiner Einlieferung in das auswärtige Amt unerbrochen geblieben ist." * Berlin, 26. Februar. Ueber das Vermögen der reichsten Personen in Preußen entnimmt die „Voss. Ztg." der amtlichen Steuerstatistik folgende Zahlen: Es gab nach den letzten Veranlagungen in Preußen 5212 Personen, die ein Vermögen von mehr als einer Million Mar hatten, gegen 5256 bei der Veranlagung für 1895/96. Die Zabl der Millionaire bat also um 44 abgenommen Von ibnen haben 3426 (im Vorjahr 3428) ein Ver mögen von über l bis 2 Millionen Mark, 842 (382) ein Vermögen von 2 bis 3 Millionen, 336 (335) ein solches von 3 bis 4 Millionen, 206 (203) von 4 >is 5 Millionen, tl6 (123) von 5 bis 6 Millionen, 127 l2l) von 6 bis 8 Millionen, 49 (51) von 8 bis 10 Millionen, 64 (66) von 10 bis 15 Millionen, 28 (2S> von 15 bis 20 Millionen, 7 (11) von 20 bis 25 Millionen, 5 (2) von 25 bis 30 Millionen und 1 (3) von 30 bis 45 Millionen. Alsdann folgen noch 5 (im Vorjahr 4) Per- >onen, die ein größeres Vermögen haben. Einer hat sein Vermögen auf 57—58 Millionen angegeben, einer schätzt ich auf 61 bis 62, einer auf 85 bis 86 Millionen, einer aus 12l bis 122 und einer auf 215 bis 216 Millionen Mart. Die drei reichsten Personen haben ibr Vermögen im letzten Jabre erheblich vermehrt, und zwar der erste um rund 2, der zweite um rund 3 und der dritte um 12 Millionen Mark. Der reichste Mann Preußens wohnt in Frankfurt a. M. und wird vermuthlich Rothschild sein. Der an zweiter Stelle kommende, der im Reg. Bez. Düsseldorf wobnt, ist äugen cheinlich Krupp, der dritte, der seinen Wohnsitz im Reg.-Bez. Breslau auf dem Lande hat, ist wahrscheinlich der Fürst von Pleß. Im Allgemeinen sind die Millionaire im Osten weit weniger zahlreich als im Westen. Von den Personen mit über 10 Millionen Mark Vermögen entfällt kein einziger auf die Provinzen Ostpreußen und Westpreußen, zwei kommen ans Pommern und einer auf Posen. Auch in chlcswig-Holstein und Hannover befindet sich Niemand mit mehr als lO Millionen Vermögen, dagegen zählen wir in Westfalen 6, in Hessen-Nassau 24 und im Rheinlande 16 zehnfache Millionaire. Von den selbstständigen Stävt en har Berlin die meisten Millionaire mit 1182 gegen 1205 im Vorjahre. (In der Specialnachweisung findet man übrigens nur 1180 (1201) Millionaire aufgeführt.) Alsdann folgen Frankfurt a. M. mit 354 (34o), Köln mit 185 (194), Wies baden mit 125 (118), Düsseldorf mit 125 (118), Charlotten- bürg mit 124 (118), Breslau mit 107 (106), Magdeburg mit 95 (100), Elberfeld mit 86 (79), Aachen mit 66 (64), Hannover mit 62 (6l). Barmen mit 54 (57) und Bonn mit 50 (47). Einen Millionair haben Spandau, Elbing, Landsberg a. W., Tilsit und Emden. Ueberraschend ist ans den ersten Blick die Thatsache, daß sich unter den Millionairen 2l Personen (im Vorjahre deren sogar 26) befinden, die ein Einkommen von noch nicht 3000 Mark haben. Sieben von ihnen haben sogar ein Vermögen von 2—3 Millionen Mark. Es dürften dies wobt zum größen Theil Besitzer von Baustellen, Vororts ländereien und dergl. sein. Zwei von ihnen entfallen aus Berlin. Andererseits beziehen allerdings auch einzelne Millionaire aus ihrem Vermögen ein sehr hohe- Einkommen Wir zählen im preußischen Staat 103 Personen mit einen» Einkommen von mehr als >/? Million Mark gegen 97 in» Vorjahre. 27 von ihnen (i»i Vorjahr 25) beziehen ein Ein kommen von mehr als 1 Million Mark. Krupp hat sein Einkommen auf 7—8 Millionen, Rothschild auf 6—7 Millionei. der schlesische Krösus nur auf 2—3 Millionen Mark an gegeben. Außer Letzterem haben noch 4 Personen ein Ein kommen von 2—3 Millionen. V. Vertu«, 26. Februar. (Telegramm.) Der Kaiser ist Mittags 12hz Uhr aus Hubertusstock hier wieder ein getroffen. (-) Berlin, 26. Februar. (Telegramm.) Die Novelle zum Atters- und InvaliditatS Ersetz ist heute dem Reichs tage zugegangen. (D Berlin, 26. Februar. (Telegramm.) Die persische Botschaft in außerordentlicher Mistion, bestehend aus dein Generalmajor Suleiman Khan, dem LegationSrath Mizza Mahomnied Khan und dem Legationssecretair Mizza JSmael Khan, ist auS Paris hier eingetroffen und wird in den nächsten Tagen vom Kaiser empfangen, um die Thron besteigung deS Schahs von Persien zu notificiren. — Rittergutsbesitzer Graf Edmund v. Flemming aus Krossen iin Kreise Zeitz ist zum Erb-Landmarschall im Herzogtbui» Hinterpoiniiieru und Fürsteiithum Kainmi» ernannt worden. Tu Amt des Erb-Landmarschalls ist lediglich ei» Ehrenamt ohne Einstich aus Berwaltung u. s. w., eine« der Erbämter, die sich in den altrn Landjchaste», aus denen die Provinzen gebildet sind, erhalten haben. DaS Amt de- Erb-Landrnarschalls von Hiiiterpommern und kanimn» ist in der Familie von Flemming erblich. Der neuernannte Erb» Landmarschall, der ein Gut iin Kreise Kammin besitzt, ist 1827 in ArnSberg in Westfalen geboren und war 1878—1881 national liberales Mitglied deS Reichstages für Naunrburg- Weibenfels.Zeitz. Eine ältere Schwester d«S Grafen Flemming ist die Gattin deS allbekannten Parlamentarier» Florenz v. Böckum- Dolffs, der am iS. d. M. auf seinem Gute Völlinghausen im Ikeii» Gsest sein Sü. Lebensjahr vollendete.
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