Suche löschen...
02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.03.1897
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1897-03-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18970309025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1897030902
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1897030902
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1897
- Monat1897-03
- Tag1897-03-09
- Monat1897-03
- Jahr1897
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
BezugsPreis Kt ö« Hauptexpebition oder den im Stabt- b«trk und den Vororten errichteten Aut« oabrstellen abgeholt: vierteljährlich^!4.S0, bei »weimaliarr täglicher Zustellung in» Hau» ^l K.KO. Durch di» Post bezogen für Drutfchland und Oesterreich: viertenährlich ^l k.—. Direkte tägliche Drenzbaadlendung ta» Au»land: monatlich ?.bO. Abend-Ausgabe. Di« Morgen-AuSgabt erscheint um '/,? Uhr. di« Kbend-Au»gabe Wochentag» um b Uhr. Nr-action und Erveditto«: -<tza«ne»-asi« 8. Dir Txptdition ist Wochentag» ununtrrbroche« gevstnet von früh 8 bi» Abend» 7 Uhr. Filialen: vtl« Rlemm's Lorttm. (Alfred Hahn), Uutvrrsität»strafje 8 (Pauliuum), L«ni» Lösche. Katharinrastr. 14, part. und König-Platz7. chziger T aaM M Anzeiger. Amlsbkall des A'önlgkichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, des Nathes und Notizei-Ämtes der Ltadt Leipzig. Anzeigen-Prei- dle 6 gespaltene Petitzeile SO Pfg. Reklamen unter dem Redaction-strich (»ao« spalten) bO^z, vor den Familieanachrichten (6 gespalten) 40/^. Größere Schriften laut unserem Preis- verzetchniß. Tabellarischer und Ziffernfatz nach höherem Tarif. E».tra-Beilagen (gefalzt), nur mit de» Morgen-Au-aabe, ohne Postbeförderunz, 80.—, mit Postbesörderung 70.—^ Zlnnatimeschlub für Anzeigen: Abend-Ausgabe: Vormittags 10 Uhr. Viorgen-Ausgabe: Nachmittags 4 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je ein« halbe Stunde früher. Anzeigen sind stet- an die Expedition zu richten. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. Dienstag den 9. März 1897. 91. Jahrgang. Politische Tagesschau. * Leipzig. 9. März. Richtrr'sche Freisinn gedenken die Marineforderungen in . schiedenen wirtl,schädlichen Auffassungen noch so sehr getobt erster Linie unter Gesichtspunkten der Wa hlpoi, t ik zu I hatte, so gelang eS den Katholikentagen stets, wenigstens eine behandeln. Dieser Ansicht gegenüber ist die späte Bor-I äußerliche Einigung berdeizuführcn. Die CentrumSpreffe Unsere Befürchtung, daß durch die verspätete Vorlegung I legung der Denkschrift, die bei früherem Erscheinet^ ganz der Denkschrift über den Bestand der deutschen Marine die l allmählich die rechten Vorstellungen von rem jetzigen Stande Aussichten auf die unverkürzte Bewilligung der in den vor- ! unserer Flotte und von dem früber von allen geietzgebenvcn liegenden Marine-Etat eingestellten Forderungen nicht ver-l Factoren gebilligten Flottenbauplane in weiten Kreisen des bessert werde, ist durch den Verlauf der gestrigen Sitzung l Volkes erzeugt haben würbe, während sie jetzt von der ge- der Budgetcommission des Reichstages leider ver-1 sammten ultramontanen und demokratischen Presse den stärkt worden. Vergebens widerlegte der auf Wunsch der l gläubigen Lesern als „UebrrrumpelungSconp" bezeichnet wird, Commission in dieser Sitzung erschienene Reichskanzler! der die Volksvertretung in „uferlose Flottenpläne" verwickeln die von ultramontaner und demokratischer Seite ausgesprochene I solle, doppelt zu beklagen. Es werde» freilich die Zeiten Ansicht, daß er sowohl, wie der ReichSichatzsecretarr von der l tommen, in denen das deutsche Volk auch da, wo eS noch auf Denkschrift überrascht worden seien; vergebens legte er dar, l Lieber und Richter schwort, klar sehen und Herrn Lieber daß diese Denkschrift lediglich einen informatorischen Cbarakler l aus die Dreistigkeit, mit der er die Betonung der trage und zeigen sollt, wie weit der gegenwärtige tdatsäch-1 Interessen der Lankesvertbeidigung „nationale Phrasen" liche Schiffsbestand der Marine hinter dem rechnungsmäßigen I genannt hat, die grbübrende Antwort ertheilen wirb. Herr Bestände nach dem Fiottengründungsplane von l873 zurück-! Richter, der nach einem uns zugehenden Berichte meinte, bleibe: vergebens wies er daraus hm, daß bie unverkürzte l auf Rußlands Flottenvermehrung dürfe man sich nicht dc- Bewilllgung der im vorliegenden Etat enthaltenen Forke- l rufen, da dieser Staat von unS „getrieben" worden sei, wird rungen den Reichstag nicht zur Bewilligung der für die Zu-! seine Antwort vielleicht schon früher erkalten. Beide Herren kunst in Anlehnung an jcnen Grünvunzsplan in Aussicht ge- ! haben eS nicht versckmäbt, sich über de» Hinweis aus den in nommenen Forderungen verpflichte und baß oaS Tempo der I der Marinedenkschrift von l873 in Aussicht genommenen weiteren Fiotrrnverstärkung abhängig gemacht werden solle I Schiffsbestand alö Uber „olle Kamellen" zu entrüsten, sich von der gesammlen Finanzlage; vergebens berief er sich auf I aber ihrerseits, wo es ihnen paßte, aus eben diese Denkschrift die „unadweiSltche" Aufgabe des Reiches, eine den Bcdürf- I berufen. Dabei spielte Herr Lieber den Strategen, um niffen der LandeSvertheirigung^ den Anforderungen des aus- I zu dem ungefähren Schluffe zu gelangen, daß, wenn in einem wärtigen Dienstes und dem Schutze des deutschen Hanvels I Kriege deutsche Kriegsschiffe auf hoher See feindliche Fahrzeuge entsprechende Flotte zu schaffen und zu erkalten: er l auf dem Wege zur Beschießung deutscher Küstenplätze hinderten, überrcuate nur die Mitglieder jener Parteien, die sie damit gegen den in der Denkschrift von l873 ausge- Weyrangelegenheiteii stets das Vorhandensein von ! sprochenen Verzicht aus eine Offensive der deutschen Flotte m Pflichten für die Erwählten der Nation anerkennen.! verstoßen und gewissermaßen wortbrüchig werden würden! Die Centrumsmitglieber aber und Herr Richter fühlten I Auf weitere Aussprüche der beiden „Patrioten" einzugeben, sich durch die Mißverständnisse, die da« späte Erscheinen Verl verlohnt sich nicht. Nur das sei noch erwähnt, daß Herr Denlschrift de, ihnen hervorgerufen hat, in ihrem Widerstande I Richter dem Staatssecretair Hollmann zu Unrecht einen gegen die unverkürzte Bewilligung der Elalöfordernng nur I Widerspruch zwischen dessen am Freitag gemachten Ans- noch bestärkt. Und wenn man bedenkt, daß selbst in dem l lassungen über die Küstenvertbeidigung und den gestrigen Falle, daß die Antisemiten und bie freisinnige Bereinigung I vorwarf. Der StaatSsccretair ist nicht mit sich, allerdings jür diese Forderung r,»treten sollten, die Entscheidung doch l aber mit dem Berichte der „Freist Ztz." über seine Freirago immer von der Haltung des CcntrumS im Plenum abbängen I rede in Widerspruch geralhen. wird, so muß man leider zu derselben Ansicht kommen, die' die „Post" gestern Abend unter dem ulimittetbaren Eindrücke, „ „ „ , ^ der Berathung der «udgelcommission i» bie Worte faßte: I An CentrumSkreisen herrscht große Aufregung darüber, „Blickt man auf den Verlaus der heutigen B-ra.hung des in diesem AU'"die übliche (»kucralvcrsa.nu.l.„,g der Marmeetats in der Budgctcommtjsion, so wird man sich der Ansicht l Katholiken TentschlandS nicht stattfinden und statt ihrer eine kaum verschließen können, daß die Anssichten, es würden die l Wallfahrt zu dem Grade des heiligen CanisiuS nach Freidurg iämmtlichen Forderungen der Regierung »»verkürzt bewilligt werben, l in der Schweiz stattfinven soll. Der bochmögende Com- nnr recht geringe sind. Die Erklärungen des Centrums I missar der Generalversammlungen, Fürst Loewenstein, scheinen thatsächlich ernst genieint zu sein; die Zustimmung zur Aus-l hat zwar zu diesem Plane die Genehmigung de« nähme von Anleihen zu unvrovucuvrn Zwecken, als welche ihr Ver. I deutsche,, EpiScopatö eingebolt, aber um vie Meinung die von nationalliberaler Seite für die Vortage gesprochen I ^stehen, und um die Anschauung der hervorragenden wurden, haben zweifellos den Wünschen und Hoffnungen aller derer l ilertkalen Parlamentarier hat er sich nicht gekümmert. DaS entsprochen. d„ jür eine angemessene Brrilärkung un,rrer Krieg». I ist selbst der der Geistlichkeit sonst so ergebenen Centrum-- marine enizutrete» bereit sind. Allein man kann sich leider der l presse zu stark. Die .Köln. VolkSztg", bas führende Blatt Ueberzeugung nicht verschließen, daß sie bei der Mehrheit des l der Centrumspartei, hebt bervor, daß eS sich hier doch Nicht Reichstags keinen Widerhalt finden werden." I um eine rein kirchliche Angelegenheit handle, bei der die Wenn Herr vr. Lieber, wie wir dem Berichte eines Berliner I Geistlichkeit naturgemäß dir Entscheidung Hab«, sondern daß Blattes entnehmen, im Angesichte der Thatsache, daß midie Katholikentage auch noch eine andere Bedeutung Kälten. Deutschland soeben gegen 7 Milliarden Mark Anleihen an- I Man kann dem klerikalen Blatte nur zustimmen. Die Kalho- standslos convertirt werden konnten, fragte, „wer uns noch > likentage haben auch eine starke politische Bedeutung. Geld borgen werde", und wenn er auSnes: „Lieber em Ende ! Wenn in der CrntrumSpartei noch so starke Spaltungen vor- mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende", so weiß man, I Hauben waren, wie z. B. im Jahr« 1894 nach dem Abschlüsse der was die Uhr geschlagen hat: bas Centrum und mit ihm der Handelsverträge, und wenn die Fehde zwischen den ver konnte dann Anhängern wie Gegnern den Verlauf der Katho ikenrage als Beweis der Geschlossenheit der Partei vorführen. Diese Tage hatten aber auch für daS Cenlruin den Werth, dem katholischen Volke zu imponiren. Der katholische Klerus versteht es ja, Effecte zn erzielen, und so waren die Katholikentage so vorzüglich arrangirt, daß sie in der Thal dem Volke die Macht des Katlwliciömus vor Augen führten. Wenn nun in diesem Iabre ver Katholikentag nicht statlsinket, so ist das für daS Centrum ganz besonders schmerzlich, weil es daS Jahr vor den allgemeine» Wahle» zum Reichstage ist. Man batte so gern eine Heerschau über die getreuen Mannen abgehalten, und nun soll statt dessen eine Wallfahrt nach der Schweiz staltsiuden, an der sicherlich nur verbältnißmäßig Wenige lhciliiebmeu werden, weil hier der Kosteiipunct beträcht lich in Frage kommt. Außerdem herrscht gegen die Zusamenknuit in der Schweiz noch ein anderes Bedenken, vvn dein die CeiitrumSpresse allerdings aus guten Grünten nicht spricht. Diese Zusammenkunft erinnert an socialtemokratische Congresse und hat einen gewissen Duft der Jntcrnationalität. Da dieser Hauch schon ohnebin über den Katbolikenversammlungen ruht, weil fremde Geistliche in den Versammlungen sprechen und weil man regelmäßig die Wiederherstellung des Kirchen staates fordert, so ist es nicht angenehm, wenn durch die Wahl eines Ortes im AuSlande der Internationalltät gewisser maßen ein ofsicieller Stempel aufgedrückt wird. AuS all diesen Gründen ist dem Centrum die Sache höchst fatal und man kann vollen Glauben in die Versicherung der „Germania" setzen, die Sache sei noch nicht als erledigt anzuseben und es werte mit allen Mitteln eine Zurücknahme des Ent schlusses angestrebt werden. Es wird zweifellos ein lebhafter geheimer Kamps zwischen der lwben Geistlichkeit und der hohen Aristokratie einerseits — beide scheinen in diesem Falle zusammenzugeben — und Denen stattfinven, denen die Katholikentage nickt sowohl um der kirchlichen als um der ;wlinsä,en Leorutung von Wichtigkeit sind. Man wird dem Ansgange dieses Kampfes mit Interesse rntgegen- sehen dürfen. Heute liegt der wesentliche Inhalt der Antwortnote GrlcchenlanVS auf die Collectivnote der Mächte vor. Man meidet unö darüber: * London, 9. Mär;. (Telegramm.) Die „Times" nnd „Daily Vlnonicle" veröffentlichen de» Wortlaut der griechischen Note, deren Hauptinhalt folgender ist: Die griechische Negierung thetlt die Sorge der Mächte für die Ausrechterlialtung des Weltfriedens und wünscht die Be völkerung Kreta- vor dem vollständigen Nuin zu bewahren. Die griechische Regierung glaubt, daß der Plan der Er- richtnng einer Autonomie für Kreta, de» die Mächte an genommen haben, nicht die edlen Absichten befriedigen werde, die ihn ins Leben riefen, nnd daß er das Schicksal der verschiedenen Pläne sür eine Verwaltung der Insel thcilc» werde, mit denen man auf Kreta Versuche angeftellt hat. ohne einen Erfolg ;» erzielen. Wenn der neue Vor schlag nicht dazu angethan ist, endgiltig Ordnung her- znstcllcn, so zweifelt die griechifche Negierung nicht daran, daß Anarchie und Fanatismus das Land weiter verheeren werden. Die Regierung legt daher den Mächten dringend ans Herz, nicht auf der geplanten Autonomie zn bestehen, sondern lieber Kreta Griechen land zn übergeben. Mit Rücksicht ans die Anwesenheit der vereinigten Geschwader in den kretischen Gewässern dürfte das weitere Verweilen der griechischen Flotte daselbst nnnöthig sein Das Verbleiben des griechische» Heeres auf der Insel ist indessen zur Wiederherstellung der Ordnung wünschenswerth. Eine heilige Pflicht Griechenlands verbietet ihm, das kretische Volk den Mohamcdanern ans Gnade und Ungnade ausznant- wortcn. Kalls dle griechischen Truppen auf Kreta den Auftrag der Mächte, die Insel zn beruhigen, er halten hätten, würden die Wünsche der Mächte prompt ausgeführt worden sei». Die Rote appcllirt schließlich an Sie Mächte, das kretische Volk selbst erklären zu lassen, wie es regiert zu werden wünsche. Was an dieser Antwort am unangenehmsten berührt, Ist nicht die Ablehnung der Erfüllung des einmüthigen Willens ver Mächte. Daraus war man gefaßt. Ueberrascht aber wird man durch den Ton dreister Erhebung, welcher durch die Note hindurchgehk. Nach diesem Meisterstück grie chischen Hochmulbes ist es nicht Griechenland, das die Be lehrung der europäischen Großmächte bedarf, sondern diese haben bei Griechenland in die Schule zu gehen, um zu lernen, was Europa zum Frieden dient. Dies weiß Griechenland allein und wenn man eS nach Gutdünken allein hätte handeln lassen, so bätte sich die Amputation Kretas vom Körper des türkischen Reiches ohne die leisesteErschütterungdeSWeltfriedens vollzogen, während über die Quacksalbereien der Mächte die orientalische Frage sich von selbst aufrollen muß. Wie vorauS- zusehen war, zieht Griechenland seine Flotte auS den kretischen Gewässern zurück, um sie nicht der Gefahr, weggefangen zu werden, auSzusetzen — euphemistisch sagt die Note, weil das weitere Verweilen der Flotte mit Rücksicht auf die Anwesen heit der vereinigten Geschwader nnnöthig ist — ver weigert aber die Zurückbeorderung der Truppen aus Kreta. Die Begründung, welche dieser Weigerung beigegeben ist, es würden neue Ausschreitungen statt finden, wenn die Insel von griechischen Truppen entblößt sei, ist hinfällig, da die vereinigten Detachements der Mächte, die jederzeit verstärkt werden können, allein im Stande sind, Kreta zu pacificiren, zumal wenn erst die am meisten die Ruhe störenden regulären griechischen Mannschaften zurück gezogen sind. Griechenland kommt eS überhaupt Nicht darauf an, bie Insel zu beruhigen. Hätten die Mächte Griechenland, dessen Wunsch entsprechend, diesen Auftrag gegeben, so Ware er nur um den Preis der „prompten" Annexion Kretas durch- gesükrl worden. Daraus, daß Griechenland Vie Pacisicirung der Insel keiner andern Macht überlassen will, erhellt aufs Unzweideutigste, daß cs auf den Besitz derselben abgesehen ist. Sonst könnte es Griechenland völlig gleichgiltig sein, wer Ruhe schafft, wenn sie nur geschafft wird. Aber die Antwort Griechenlands lautet nicht rundweg ablehnend, vielmehr macht die griechische Regie rung einen Gegenvorschlag, indem sie erklärt, sie werde sich der Entscheidung der Kreter unterwerfen. Wir haben schon gestern auseinandergesetzt, weSbalb dieser Vorschlag unacceptadel ist. Es kommt nun darauf an, wie die Mächte die ausweichende Anlwort Griechenlands auffafsen werden. Wenn sie sich den Präcedenzfall vom Jahre 1886 als FeiirUeton» i5j Lin Frauenherz. Roman frei nach dem Englischen bearbeitet von Emil Bern selb Nachdruck verboten. „Du enlsckuldigst Mick, wenn ich gebe, Margaret; Tu wirst mit Deinem Gatten allein sein wollen," siel sie rasch ein. „Auf Wiedersehen nachher, Mr. Grey!" und sie ver ließ daS Zimmer, während Grey seiner Gattin soeben ant wortete: „Alles in Ordnung, meine tbeure Margot! O, wie schön ist es doch, wieder daheim zu sein!" Für einige Minuten gab sich Margaret der Seligkeit bin. den süßen ZartlichkeitSworten zu lauschen, mit denen sie über schüttet wurde und Vie zarten Liebkosungen zu empfangen, die noch beredter zu ihr dafür sprachen, baß nicht Mangel an Liebe es gewesen, waS ihn von ibr fernaebalten. Dann aber kehrte ihr plötzlich eindringlich die Erinnerung an die Schreckensnachricht, die sie soeben von Pansy gekört, und die düsteren Befürchtungen, welche dieselben in ihr hervor gerufen, zurück. „Stephen", begann sie ängstlich, zögernd: „Pansy kam eben jetzt mit einer jo — so seltsamen, schreckensvollen Mit- theilung zu mir. Sie erzählte mir, Du und jener Tbor- Wächter Grimes, Ihr seiet soeben zurückgekehrt, und bei Euch im Dagen hattet — hättet Ihr —" F!un? WaS?" Seine Frage war in so strengem, scharfem Ton gethan, daß Margaret erschrak und zögerte, das auszusprechen, waS sie sagen wollte. Aber eS mußt» gesagt sein, sie wenigstens wollte vor chrem Galten kein Geheimniß haben, und sie nahm daher ibren ganzen Muth »usammrn. „Hättet Ihr — einen Tobten mit Euch gebracht — einen tobten Mann!" sagte sie mit Anstrengung und so leise, daß sie selbst davor erschrak, wie grheimnißvoll feierlich ihre Aeußerung klang. DaS lange Schweigen, daS auf diese folgte, war nicht geeignet, sie zu beruhigen. Weshalb sprach Stepben nicht und klärte die Sache auf, wenn — o, Himmel, welch' ent setzliche Gedanken schloß e« in sich! — wenn er eine Auf. Närung geben konnte? Ibr war, als werde ihr Herz von einem rfflgen, lähmenden Griff berührt» alles Blut in ihr erstarrte, während er schwieg, und sie füblte, sie müsse, wenn diese Ungewißheit sorldauere, entweder ihre Todesangst laut hinausschreien oder ohnmächtig zu seinen Fußen zusammen- brecben. Sie körte nickt-, und sie war blind; sie sab auch nickt«; sie konnte nicht die Wahrheit auS seinen Züge» erkennen, nichts in ihnen lesen — sie konnte nur warten, warten, was er sagen werde, um sie von ihrer grausamen, entsetzlichen Furcht zn befreien! Weilte sie an der Seite eines Mörvers bier im Zimmer oder war ihr Gatte der Genosse eines Mörder«? „So hat Pansy Dir erzählt?" stieß er endlich mehr her vor als er e« sprach. „Ja, sie hat eS. Ist eS wahr, Stephen?" Sie hatte sich dicht an ihn geschmiegt, idn mit den Armen umschlingend, an seiner Brust liegend, in dem Bestreben, ihm zu zeigen, daß Nichts, selbst nicht seine Schuld, wenn er schuldig sei, sie von ihm scheuchen könnte; allein obwohl er sie verstand und ste im innersten Herzen pries und segnete sitr ihre unwandelbare Liebe, gab er doch kein Zeichen der Zärtlichkeit zur Erwiderung. „Es ist wahr!" antwortete er rubig und fest. „Aber kannst Du mir nicht mehr sagen, Stephen? Nur ein wenig mehr, tbeuerer, geliebter Mann — ein kleine« Wörtchen, daß — daß nicht Du —" .Es war nickt meine Hand, die ihn erschlug, Margaret. Mag dieser Trost wenigsten- Dein Herz erleichtern!" „Gelobt sei Gott! Und Grimes? Es war auch nicht GrimeS, der e« that?" „Auch er nicht, nein! Der Mann der — der starb, war GrimeS' Bruder, den er sehr lieble." „Gelobt sei Gott, noch einmal! O, — dann — dann, Stephen, wenn Du schuldlos bist, ist Alle« gut, will ich Alles tragen — o Stepben, geliebter Stephen, ich Tbörin, ich Elende, daß ich ja auch nur einen Moment an Dir zweifeln konnte! O Stephen, wie glück'ich, wie unendlich glücklich icb bin! Und Du wirst mir erlauben, Pansy Alle« zu erklären?" „Meine tbeure Margaret, ich darf nichts erklären. Cs giebt Umstände, die mich zum Schweigen nöthigen und die ich nicht nennen kann. Man kann auch schuldlos sein an einer solchen That und doch vrrbängnißvoll von ihr getroffen werden, wenn der Schleier von ihr fällt. Es würde mein Ruin sein, wenn eS laut würde, daß wir diesen tovten Mann heute Abend in daS Häuschen meines Park« geschafft Es geschah, um ihm hier ein stille« Grab zu bereiten — mehr bin ich außer Stande, Dir zu sagen. WaS Dich betriff», mein geliebtes Weib, so weiß ich, Du wirst mir vertrauen und mir Glauben schenken, daß ich nickt schlecht bin. Du liebst mich und Du wirst schweigen. Aber jenes Mädchen, Pansy — waS giebt eS, unS ihres Schweigens zu versickern? „Pansy ist mir «ine treue Freundin. Sie wird daS Ge- -eimniß aus meine Bitte wabren." Stepben Grey blickte ernst vor sich hin. „Ich glaube, ich werde ihr vertrauen muffen wie Dir elbst," sagte er. „Du sollst eS nicht bereuen, mir vertraut zu baden, Stepben. und auch nickt bereuen Pansy gegenüber, die um meinet willen treu sein wird, wie um Deines Vertrauens willen!" lautete ihre rubige, feste Anlwort. „Wir werden schweigen!" Und in ihrer Haltung wie im Klange ihrer Stimme lag so viel überzeugungsvolle, feierliche Sicherheit, daß Stepben süblte, ihre Worte sagten mehr als irgend ein Eid es ver mocht hätte. „Wohlan denn, geh' und sprich mit ibr, Geliebte", gab er nach. „Ich werde gutheißen, was Du tbust." Er drückte voll inniger Zärtlichkeit auf ihre weiße Stirn einen Kuß, der warm zu ibr von ver Liebe und Dankbarkeit sprach, die er ans tiefstem Herzen sür sie fühlte. Kaum eine andere Frau, daS wußte er, würde so treu und fest in ihrem Vertrauen, so gläubig bei so ungenügender Aufklärung gewesen sein, wie sie sich ihm erwiesen. Er Kälte Alles, waS er besaß, darum geben mögen, ihr zu Füßen sinken zu dürfen und bie ganze Wahrheit vor ihr darzulegen, um sie ihn erkennen zu lassen, wie er wirklich War — nich: besser, aber auch nicht schlechter, al« e« der Fall. Allein er war ja nicht sein freier Herr; und vielleicht war e- gut. daß seinem Wunsche hemmende Fesseln angelegt waren, denn selbst dies lastende Gebeimniß zwilchen ihnen Beiden war >a immer noch der Gefahr vorruzicben, daß sein Gcstankniß idm möglicher Weise den heiligen Schatz ihrer Liebe kosten könne. Alle-, waS kaS Leben ihm anfbürden konnte, hätte er eber zu ertragen ver mocht, als kiesen Verlust. Mochte sein Schicksal jetzt Kart stin — tausendmal härter mußte eS erscheinen, wenn ste br> seiner Derübrung znrllcksckaudern sollte oder schreckhaft erbeben, wenn er nahte! Ja, jetzt, jetzt noch liebte sie ibn! Hart, ste nicht noch vor wenigen Minuten in seinen Armen gelegen und ihn umschlungen und war selig erschauert unter seinem Kuß? Und wie würden ihre Gcsüdie sein, welche Aenderung mochte vielleicht in ihnen Vorgehen, wenn ste Alle« wüßte? Er fühlt« sich erleichtert, wenn er daS erwog, bei dem Gedanken, daß die Wahl nicht in seinen Händen lag, ihr Alles zu gestehen, wie er, das fühlte er, gethan haben würde, wenn dies in seiner Macht gelegen. Nach wenigen Minuten krbrte Margaret zurück, um ibm mitzutheilen, daß ihre Unter redung mit Pansy den gewünschten Erfolg gehabt. „Ich habe Pans^ getagt, der Mann sei auf dem Wege im Wagen eine« plötzlichen Todes gestorben, und es liege Dir viel daran, daß nicht von der Sache gesprochen werde", erklärte sie mit einem kleinen Errötbcn der Beschämung, das ihn tief rübrle. „Sie zweifelte nicht an meinen Worten, und, was sie auch gedacht haben mochte, sie hegt keinen Argwohn mehr. Sie begriff sofort, wie unangenehm eS Tir sein muffe, durch den Vorfall ein düstere« Licht an' Grevstcne Abtei fallen zu lassen und sicherte mir auf da« Bereitwilligste ihr Schweigen zu." „Wer bat Dir gesagt, daß der Mann auf der Wagen fahrt eines plötzlichen Todes verstorben <e.?" fragte Grey mit einem bekümmerten Blick auf ste. „Niemand. Ich — ick d.-^ce — eS sei so gewesen!" „ES war aber nickt Margaret!" Margaret schwieg -b'.' ei» Zeichen der Ueberrascbung oder Enttäuschung äuß rer. Ibr Gatte stützte den Kopf auf den Tisch ueb .---;ke tief. „Wie bitter Dx bitter, daß Du um meinetwillen lügen muß,!" sti-rntt er. «Sc str.-ck'.e tastend die Arme au-, um zu erkunden, wo er te^ und kaum batte ihre Hand >dn berührt, als ibre Am.' an umschlangen, ibr Kopf sich an feine Wange legte und ihre Lippen an 'ein Odr. .Weißt Du nicht Sterben, baß ick für Tick Alle- thun. Alles leiden würbe?" flüsterte sie ibm leidenschaftlich zu. „Sprich nicht rncdr davon! Es war — eS war nickt ganz so, wie D» benkst. Ich sprach nichts Bestimmte- ans, ick deutete nur an, waS ich Dir gesagt. Pansy zeigte sich ver- trauen-r-oll und ohne Neugierde, so — so brauchte ich nicht viel zu sagen!" „Och möchte Dich lieber todt zu weinen Füßen seben, als verschulden, daß Du auch nur ein Atom Deiner Reinbrit und Wahrhaftigkeit einbüßtest!" sagte er schmerzbewegt nach einer langen Pause. „Ich bereue es nicht, Geliebter! Es geschah sür Dich!" „WaS mich nickt trösten, sondern meinen Schmerz nur herber machen kann!" rief er erregt ans. „Soll ich es tragen müssen, daß da» mir anhaftende Schlecht», da- ich mit Deinem Leben zu vereinen ruchlos genug war, Dich Engel«»
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite