Suche löschen...
01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.03.1897
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1897-03-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18970330019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1897033001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1897033001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1897
- Monat1897-03
- Tag1897-03-30
- Monat1897-03
- Jahr1897
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
BezrrgK.PreiS ^ H» Hauptexpedittoo oder d« i« Etoibö» ßoztrk und de» Vorort,« «rlchwtt» L»S- gadrftellen ad-eholl: vtertrljLhrltch^>4^0, bet poetmal^er Ütgllc^^s^ellung rat ad «ndQ^errelch: vietteÄdr!^ ^l L—. Direkte tägliche ItreuzbaoLsenvimg iwß An-land: monatlich ?.S0. Die Morgen-An-gabr erscheint «m V,? Uhr. dt» Abend-Ausgabe lvocheutag» um L Uhr. Lr)artio« und Lr-r-itüm: Aohannesgaff« 8. Di» Expedition ist Wochentags »uintrrbrochen grSsfuet von früh 8 bi» Abend» ? Uhe. Filialen: vtto Me««'» Eortt«. (Alfred Hahn). UutverfltLt-straßr 3 (Paalinmn), L-ni» Lösche. Ikakbarlnenstr. 14, part. «nd KSnigSplatz 7. Morgen-Ausgabe amrger und Taacblatt Anzeiger. AmtsAatt des Königlichen Land- «nd Amtsgerichtes Leipzig, -es Nathes und Notizei-Amtes der Stadt Leipzig. Anzeigen.PreiS die Sgespaltme Petitzelle X) Reklamen unter dem Ittdaettonsfttiä spalten- 50/4, vor den Amniliemiaö (6-es-alt»») 4Y/4- Größer» Schriften laut «usrre« Weis» Verzeichnis. Labevarischer und MMUs«tz »ach höhere» Lartf. Extra-Beilagen (gefalzt), nur mit der Mvrge».Ausgabe. ohne Postbeföcheeuug SV.-, mit Postbesörderuug ü« 7Ü.—. Jlnuahvuschlllß fir Ilnzrigtn: Abend-Ausgabe: vormittag» 10 Uhr. Morge«-Au-gabe: Nachmittag» »Uhr. Lei deu Filialen »nd Annabmestelen je »ine halbe Stund« frlihsl. Auzeißt« sind stets an die Gxpedittan zu richte». Druck und Verlag von E. Polt ln Leipzig. l«1. Dienstag den 30. März 1897 SI. Jahrgang. .m re ll,i,n sür das ll. Vierteljahr 1897 baldgefälligst veranlassen. Im Interesse rechtzeitiger und vollständiger Lieferung des Leipziger Tageblattes wollen die geehrten Leser die E' e " ^ ^ KO ^f, durch die Post bezogen für das Deutsche Der Bezug,pre>« beträgt wie bisher vierteljährlich für Leipzig 4i ^ mit Bringcrleh» s«r zweimaliges tägliches Reich und Oesterreich-Ungarn v In Leipzig nehmen Bestellungen entgegen sämmtliche Zeitungsspediteure, s es L sowie nachfolgende Ausgabestelle«: Arudtstraste 3L Herr L. 0. LMel, Colonialwaarenhandlnng, Beethovenstraste 1 Herr Meoll. ketvr, Colonialwaarenhandlung, Brühl 80 (Ecke Goethestraße) Herr Herrn. Lte88ke, Colonialwaarenhandlung, Frankfurter Straße (Thomasiusstraßen-Ccke) Herr Otto k'raux, Colonialwaarenhandlung, Löhrftraste LL Herr Lüuarü üvtrer, Colonialwaarenhandlung, Marfchnerstraste 0 Herr Llax 8e1mvlüer, vorm, kau! 8ellre!ber, Drogengeschäft, Nürnberger Straße 4L Herr A. L. Udreellt, Colonialwaarenhandlung, in Anger-Erottendorf Herr Lodert Orelner, Zweinaundorfer Straße 19, - Eutritzsch Itodert ^Itner, Buchhandlung, Delitzscher Straße 5, - Gohlis Ilobert ^Itner, Buchhandlung, Lindenthaler Straße 5, - Lindenau Herr widert I^iiulner, Wettiner Str. 51, Ecke Waldstr., Buchbinderei, - Neustadt 8elrett'8 ^uuoneeu-LxpeiHHon. Eisenbabnstraße 1, Wie soll Las deutsche Lonsulatsweseu resormirt werden? 8. kr. In kaufmännischen Kreisen wendet man sich meist vertrauensvoll an die Consulate, wenn man Auskünfte über eine Firma im Auslande einziehen will. Die Exporteure seben in ihnen ihren Rettungsanker und die Zahl der An fragen an die deutschen Consulate im Ausland ist keine geringe. Nun sind aber die deutschen Consuln bislang gar nicht verpflichtet, ihr Bureau als AuSkunstsbureau anzusehen, und eS giebt keine Bestimmung, welche ihnen vorschnelle, Anfragen über die Credilwürdigkeit einer Firma in ihrem Bezirke zu beantworten. In einer Bekanntmachung des kgl. bayerischen StaatsmiaisteriumS des Innern an die HandelS- unb Gewerbekammer für Oberbayern heißt es in dieser Be ziehung: „Die kaiserlichen Eonsuln sind im Allgemeinen nicht Ranstsch- G°ssc «Herr <-°wni°lwa°r-nh°nbLn-. ^ . Col-mialwaar-nh-mdlung. ^,'n Plagwi btzm . Sienvmtz Herr V. puMMNU, M°r>ch°ll,tmvc l lncuo» , ^ venill. li eber. Mutzengeschaft. L->pz>gkr Straße s, - LLonb-rg Herr It. Mntsok Reitzenhainer Straße SS . - Bottmarsbart Herr 0. ^ Naumann, Conradstr. o5 (Ecke Elrsabethstr.). 7», verpflichtet, Anträgen auf Auskunft über Handelsfirmen ihres Amtsbezirkes zu entsprechen. Es muß vielmehr ganz ihrer Erwägung in jedem einzelnen Falle überlassen bleiben, ob und inwieweit sie derartigen Anträgen stattgeben zu können glauben, wobei eS ihnen unbenommen sein muß, ob sic dem Gesuchsteller behufs Einziehung der gewünschten Information ein geeignet erscheinenocs AuskunstSbureau, eine Bank- oder sonstige Firma bezeichnen wollen." Das bayerische Ministe rium stützt sich dabei ausdrücklich auf die ihm vom NeichSamt des Innere» gegebene Information. Man sieht also, es ist nur guter Wille der kaiserlichen Eonsuln, ob sie die deutschen Exporteure durch Auskünfte unterstützen wollen oder nicht. In dieser Beziehung steht das Eonsulakswesen Deutschlands hinter dem anderer Staaten zweifellos zurück, und es ist daher schon wiederholt die Frage emer Reform unseres Eonsulats- wesens laut geworden. Mit ihr beschäftigt sich in einer interessanten Schrift „Die Reform des deutschen Consulais- wesenS und die Errichtung deutscher Handelskammern im AuSlaade" (Berlin, Siemenroth L Dröschet), 1)r. VoSberg- Rrkvw, dessen Vorschläge im Folgenden in Kürze wieder gegeben werden sollen. Das Werk verdient die gleiche Auf merksamkeit in den belheiligten Kreisen, wie Steinmann- Bucher'» Schrift „Die Reform des deutschen ConsulatSwesens", die Anfang der achtziger Jahre erschien und viek besprochen wurde. Es wird zunächst auf das belgisch e Eonsulakswesen hinge wiesen. Nach der belgischen Eonsularinstruction ist jeder aus ländische Consul verpflichtet, in seinem Bezirke ständig Er hebungen darüber anzustellen, welche belgischen Artikel sich am besten zum Export nach seinem Bezirk eignen. Darüber bat er die belgische Behörde zu unterrichten und diese be nachrichtigt nun die in Betracht kommenden belgischen Firmen. Aber der belgische Eonsul bat noch mehr zu thun. Er bat auch Muster von allen in seinem Bezirke selbst pro- ducirteu Waaren, sowie von den eingesübrten Concurrenz- waaren zu sammeln und an die Heimath einzusenden. Nun weiß der belgische Exporteur durch die Thätis'2 des belgischen EonsulateS, was in besten Bezirk lohnend em- gefübrt werden kann, er sieht aber auch, in welcher Qualität die Waare jetzt dort fabricirt oder aus Deutschland, Oester reich, Frankreich, England, der Türkei u. s. w. eingeführt wird. Und schließlich steht ihm eine Preisliste zur Ver fügung, so daß er auch in seiner Preisbemcssung sich con- currenzsähig halten kann. Der belgische Consul muß freilich, um solchen Pflichten nachzukommen, das Land, in dem er be glaubigt ist, nicht bloS oberflächlich kennen; er muß Kenntniß von seinen Produkten, seiner Gewerbthätiakeit, seinen Be wohnern, ihren Lebensgewohnheiten, ihrem Geschmack u. s. w. baden, wenn er beurtheilen will, was sich zum Import für seinen Bezirk eignet. Er muß schließlich auch die bedeutendsten Fabrikanten und Händler kennen, und daS befähigt ihn wieder, auch EreditauSkünfte selbst zu er- tbeilen. Dazu sind die deutschen Consuln beutzutage nicht nur nicht verpflichtet, sondern auch nicht befähigt, weil sie nicht gewöhnt sind, sich in dieser intensiven Weise, wie z. B. der belgische Consul, mit den Verhältnissen de» Handels und Gewerbes in ihrem District zu beschäftigen. Ihre Stellung weist sie jetzt gar nicht auf eine solche Beschäftigung hin. Sie brauchen sich kein Musterlager zu halten. Das ist aber, wie der „Verein zur Währung der gemeinsamen wirthschaft lichen Interessen in Rheinland und Westfalen" in einem Bericht im März vorigen Jahres Hervorbob, eine Lücke in dieser Beschäftigung, die zum Nachtheil für das deutsche Exportgeschäft wirkt. Im Gegensatz zu anderen Staaten gehört Industriegeschichte in Deutschland gar nicht zu den I Prüfungsfächern für Consuln! (Vergl. Regulativ für da» ConsulatSexamen vom 28. Februar l873.) Zudem 'st unter den deutschen Consuln der BerufSconsul nur schwach vertreten Auf 69k Consularbeborden kommen 88 Berussconsuln. Die anderen Eonsuln haben nur mit ihrem eigenen Beruf zu thun und betrachten das Consulat nebenbei als ein Ehrenamt. Da können kem er- sprießt,cben Resultate erzielt werden. Von den Consulaten deS deutschen Reiches kommen auf Europa 372 .(^9 Vtruk»- consuln), Asien 68 (23)- AmkaSS (9) Amerika l8l^ und Australien 17 (2). Die meisten BerufSconsulate bestehen merkwürdiger Weise in Rußland, namUch 7. Je 6 bat die europäische Türkei mit Bulgarien und Ehma. In den «er- einigten Staaten von Nordamerika sitzen 5 deutsche Berufs- consuln. je vier Consuln bat Frankreich. ..Brit>sch-A,ien und Japan, je drei Oesterreich-Ungarn, Rumänien, die asiatische Türkei und Egypten, je zwei Niederlande, Spanien, Groß britannien und Brasilien, je einen Belgien, Dänemark, Schweden, Norwegen. Schweiz, Griechenland, Serbien, Per sien, Siam, Korea, asiatisches Rußland, Niederländisch-Asien, Spanisch-Asien, südafrikanische Republik, Marokko, ^uni-, Zanzibar, Britisch-Afrika, Haiti, Columbia, Paraguay, Uruguay, Argentinien, Britisch-Amerika, Spanisch-Amerika, Samoa- uns Togo-Inseln und Britisch-Australien. In folgenden Ländern aber fehlen deutsche Berussconsuln überhaupt: Portugal, Monaco, Liberia, Oranje-Freistaat, Französisch-Asien, Madagaskar, Spanisch- und Portugieslsch- Asrika, Mexiko, Central-Amerika, Venezuela, Dominiko, Bolivia, Peru, Ekuador, Niederländisch-Amerika, Hawai und Französisch-Oceanien. VoSberg-Rekow tritt nun in seiner Schrift dafür eia, daß diese Lücken auSaefüllt werden, daß da- Schwergewicht aus die Berussconsuta gelegt und daß diesen eine andere Vorbildung als bislang gegeben wird. Wir handeln heute über die ganze Welt. Es ist also der privaten und sporadischen Erkundigung nicht mehr möglich, die Uebersicht über das gewaltige Gebiet zu ge winnen und zu behalten, in welchem hohe Werthe deS deutschen GewerbefleißeS invrstirt werden. Seitdem die nationale Wirthschaft auS der nationalen Staatenbildung neue Impulse gewonnen hat, sind die Ausgaben des National staate» durch die Fürsorge für die Nanonalwirthscbaft ver> mehrt worden. Zn dieser Fürsorge gehört als nothwendiger Destandtheil der volkswirtbschaftliche Kundschafter» dienst, welcher der Ausbreitung der deutschen Wirthschaft über die fremden WirtbschaftSgebiete vorangeben soll. Wir besitzen heute keine genügende Kenntniß de» Auslandes, so weit eS wirthschastlich für unS in Betracht kommt. Insbesondere fehlt uns die Continuität der Beob achtung, welche fast allein werthvoll ist, weil sie die EntwickelungSgänge klarlegt und deshalb Schlüffe auf die Weiterentwickelung gestattet. Die Berichte der Consuln ent halten nur, waS diesen der Zufall zugeführt hat, Einzel beiten, die belanglos sind, die sich sogar zuweilen in ver- hängnißvollex Weise widersprechen. Man kann von zwei Consuln in Frankreich zwei ganz entgegenstehende Berichte erhalten. England hat da eine bessere Methode. ES werden alle Berichte über ein Land an einer Centralstelle zusammen gestellt, verarbeitet und in übersichtlicher Darstellung ver breitet. UnS tbut die Einrichtung einer continuirlichen, in sich consormen und umfassenden Berichterstattung, welche durch Einzel- und Playberichte fortwährend zu ergänzen ist, nolh. Alle in Betracht kommenden Gebiete sind in daS Netz dieses KundschasterdiensteS einzubeziehen und sind in staatliche, bez. nationale Gruppen zuiammenzufaffen. Unsere heutige unzureichende Kenntniß der fremden Oeko- nomien ist durch besondere Berichterstattung möglichst bald zu ergänzen. Der wirthschaftliche Kundschaflerdienst kann aber vom politischen nicht getrennt werden und eS empfiehlt sich deshalb eine Verknüpfung des ConsularcorpS, dem dieser wirthschaftliche Kunbschafterdienst zufällt, mit den Botschaften. Man wirb der in anderen Ländern bereit- bestehenden Ein richtung von HandelSdecernaten bei den diplomatischen Ver tretungen bald nicht mehr entrathen können. Sollte nun der Handelsattache ohne Verbindung mit den Consuln seine- Be zirkes bleiben? Aber auch iu dieser Verbindung wird daS CousulatSwesen nur ein gesunde- sein, wenn die Consuln die nöthige Fach- kenntniß haben.Nordamerika und Frankreich bereiten viel sorgfältiger zum Consul vor als Deutschland, wo er für sein» Hauptaufgabe, die volkswirtbschaftliche Durchforschung des Lande», für die handelspolitische Durcharbeitung seine» Be zirke-, fast gar nicht- mitbringt. DaS Prüfung-regulativ nimmt nur aus die juristisch-politischen Aufgaben de- Eonsul- Heilkunde und Heilmittel in China. Eine Stlldierijkizze von Franz Woeuig. I. HeUk««»e. Nachdruck verboten. Keines der asiatischen Völker, deren Anschauungen, Sitten und Gebräuche durch deu sich stetig steigernden Weltverkehr mehr und mrbr von den BildungSelementrn anderer, nament lich europäischer Culturvölker durchsetzt und geläutert werden, hält so fest an den großen und kleinen Zöpfen de» Alther gebrachten, wie daS der Chinesen. Zwar ist die große Mauer de- Reiches längst gefallen; längst hat man den Fremden die Häsen und Thorr der Städte geöffnet, überall florirrn Handelsbeziehungen, «nd doch bleiben di« Ein wirkungen deS Auslandes auf da« sociale und geistige Leben Ebina» nur auf ganz externe Gebiete beschränkt. Der Chinese bleibt nicht nur bei seinem Zopf, sondern auch mit einer überraschenden Starrheit und Eonsequenz alten vrrerbtrn Traditionen treu. WaS ihm von Jahrtausende» her al- Dogma überliefert wurde, darauf schwort er mit einem heiligen Eide und wagt nicht, daran zu rütteln, selbst wenn ihm durch eigene Erfabruna die Erkenntniß über die Nichtigkeit und Undaltbarkrit des Altverrrbten kommen sollte. Nus keinem Gebiete der Wissenschaften tritt da» chinesische Zopsthum schärfer zu Tage, als in der mrdicinischen Wissen schast. Diese Wissenschaft, wohl die bedeutungsvollste für alle Völker und Staaten, ist seit Jahrtausenden in Cbina erstarrt. Ungeachtet mancher vortreffliche« sanitären Ein richtungen, deren Entstehung europäischem Einfluß zuzuschreiben ist, dranicirt der chinesisch« Arzt immer noch nach den Vor» schrifteil und Mitteln, die seine College« in ihren Werken in uralter Zeit niedergelrgt haben. Diese Mittel, zum große« Tbeile vom crafsesten Aberglauben dictirt, stad durch- gehend» so wunderlicher «vd ekler Natur, daß fl« noch die absurdesten Medieamenk« der mittelalterliche» „Dreck apotheke" in den Schatten stellen, so daß ich r« kaum wagen darf, später auf diese Bestandtheile eine» chiafflschen Pflaster kästen- zurückzukommen. Zwei der Recepte, welche A. H. Exner ,n seinem verdienstvollen Werke: „Cbina. Skizzen von Land und Leuten, Leipzig 1889, S. 202" mittheilt, die ich auch in den wissenschaftlichen Arbeiten der russischen Gesandtschaft über China 1858, II, 424 ff. nieder» gelegt finde, und die den mrdicinischen Büchern eine» aenissea Arzte- Waag entstammen, erinnern nach Form und Inhalt an die ältesten Heilmittel alt- egyptischer Aerzte, 3500 v. Cbr.l Beide Recepte geben ein Mittel gegen Zahnschmerz. DaS eine derselben lautet: „Nimm ein Häuptchen Knoblauch, zerstoße eS, mische den Brei gehörig mit ein bis zwei Kandarinen weißer Drachen gebeine und wende da» Product auf den kranken Zahn an; derselbe wird nach kurzer Zeit herau-fallra." Complicirter ist schon da» zweite Recept: „Nimm einen Brassen im Ge wicht von etwa zwanzig Loth, schneide ihn auf und streue eia Quentchen pulvrrisirten Arseniks hinein. Nähe nun den Fisch wieder zu und hänge ihn derart auf, daß nur der Wind, nicht aber Ratten und Katzen »der die Sonne Zutrit dazu haben. Laß ihn sieben Tage hängen; hierauf spritze den Reif, der sich auf den Schuppen gebildet hat, auf «in Stück Pflaster und zwar für jeden zu entfernenden Zahn so viel, al» sich auf einer Schuppe befindet. Drücke da« Pflaster mit einem Finger gegen den schmerzenden Zahn, laß den Mann basten — und der Zahn fällt von selbst heraus. „Diese« Mittel", — so beiheuert die Vorschrift, — „wurde von Waag selbst erprobt." Den Angaben brr beiden obengenannten Schriften zufolge, hat e» bi» letzt noch keiner von den chinesischen Aerrten ge wagt. di« Haltbarkeit und di« Wahrheit der Grundzliae ihrer Memcin zu prüfen und den Nutzen aachzuweisen, welcher au» einer Umwandlung derselben hervorarhrn dürfte; im Gegen» theil, alle» in den alten mrdicinischen Werken Gesagte ist immer und überall al- eine unumstößliche Wahrheit aaerkauut worden, und ihr nicht folgen, würde auf alle Fälle heißen, seine Meinung al- unverschämt« dem verdammungSurthril p,ri«grbra. So hat di« chinesische Medici« auch nicht einen Schritt vorwärts aethau, seitdem ihr« Gesetz« «nd Lehren durch den Kaiser Ehuan»di, 2600 ». Chr., festgrstellt worden sind. Immer hat e- in China besondere Gesetze und Stif tungen gegeben, behuf« der Leitung derjenigen, welche sich mit dem Studium der einheimischen schönen Künste be schäftigen; die Mevicin dagegen ist stet« eine freie Kunst ge blieben, keiner besonderen Menscheaclasse angehörend und keinen besonderen Gesetzen unterworfen. Derjenige, welcher zu heilen versteht, kann daneben auch Staat-diener sein und irgend eine Militair- oder Eivilstelle bekleiden, wie man die» au- den Vorreden vieler medicinischer Bücher ersieht, deren Verfasser entweder District-verwalter waren oder irgend einen höheren Regierungsposten in der Hauptstadt einnahmen. Vor etwa 200 Jahren ist ein Medicinal-Collegium ge gründet worden, welche« den Aerzten einen Weg zum' Eintritt ,n den Dienst eröffnet hat. Der Einfluß dieses Collegiums erstreckt sich jedoch nur auf die den Hofdienst anstrebendea Aerzte. Dieselben müssen, wenigstens zum Schein, zwei Examina bestehen. Der Beruf de- Privat-Arzte- dagegen ist jetzt wie früher ledem dazu Geeigneten offen geblieben, und so kommt r- denn, daß sich die Gesellschaft der chinesischen Aerzte in größeren und kleineren Städten de« großen Reiches au» den heterogensten Elementen: Staat-dienern a. D.. abgesetzten Beamten, Apothekergehilfeu, heruntergekommenen Kausleuten, verkommenen Genie« und Handwerkern verschiedener Art pfiffigen Bauern rc. zusammensetzt, dieselbe Erscheinung also' d.e w.r - Gott sei'» geklagt - in unserem lieben Deutsch' land machen, wo sich jeder Schuster, Schneider. Tischleraeselle. Schäfer oder Prälat al« „Heilkundiger" etabliren kanm Durchwandert man di« Straßen der größeren und Volk- reichen Städte de» „Reiche- der blumigen Mitte", so erblickt man recht- und links an Fensteru. Thüren «nv Wänden zahl- reiche farbige Au»hangesch,ld«r, welche die Namen von Arr.ten u»d unter dem Namen findet man zugleich schmeichrl- U w'llf-hrtiger Patienten und Freunde. 'st es nun, daß, da für jeden Laiea die medi- c,Nischen Bücher Freigut sind und auch der Arzt nur nach den sanctloalrten Haodbüchern pratticiren darf, der Patient m «.d.cm.schenFr-a.n ebenso gut beschlagen''ist, wie der »A. « .' allgemein Sitte ist, mit dem Nrzte Betrachluagen und Disputationen über die Krankheit ihren Verlaus und ihre Heilung anzustellen. Da hat dann der herbeigerufen« Arzt neben den au» Handbüchern erworbenen Kenntnissen, — worin ihm der Patient oft über ist — auch seine ganze Spitzfindigkeit, Schlagfertigkeit und Klugheit zu bewähren. Er muß seinem Patienten theilweise zustimmen, tbeilweise seine Ansichten zu widerlegen suchen; doch darf seine Rechthaberei und Streitsucht nicht so weit gehen, daß er des Kranken Eigenliebe verletzt, sonst zeigt ihm derselbe die Thür und schickt nach einem anderen Junger Ae»culapS. Unter den chinesischen Hofärzten giebt e» Aerzte für äußer liche und innerliche Krankheiten, für Frauenkrankheiten, Augen-, Zahn-, Kinderkrankheiten u. s. w. Auch sind beson dere Tempelbeamte angestellt, welche dem Aerztegotte im Namen des Kranken vor und nach der Heilung papierne Gelbimitationen und Kerzen opfern. Ein Zweig der Heilmethode, der erst in der Neuzeit bei unS zur Änerkenuung gekommen ist, florirt schon seil Jahr tausenden in China, nämlick» die Massage. Ihre Anwendung ist jedoch eine so umständliche, — die Vorbereitungen zu den Muskelübungen nehmen allein ein volle« Iabr in Anspruch — und größtentheil- so kuriose, daß «in besonderer Nutzen dabei kaum berau-zuspringen scheint. AuS der allgemein anerkannten Symptomatik der chinesischen Heilkunde sei hier folgender Satz herausgehoben, um zu zeigen, wie tief diese Wissenschaft noch in de» Kiaderschuben steckt: „Da- wichtigste Gesetz, die Krankheit zu erkennen, ist den Puls zu fühlen verstehen, und zwar zeigt der Pul- der linken Hand die Krankheiten de« Herzen-, der Leber und der Nieren an, der der rechten Hand die von Lungen, Milz «nd Leber." Bon einem guten Arzte pflegt der Chinese sprich wörtlich zu sagen: „Er kann einem den Leben-frühling zurückbringenI" oder: „De- großen Reiche« Hand sind die guten Aerzte." Merkwürdig bleibt e« nur, daß mau im Reiche der blumigen Mitte nicht mit de» alte« Traditionen bricht und, wie im nahen Japan, durch Fortschritte auf diesem Gebiete der Wissen Heranbildung guter Aerzte Sorge trägt, deun "erztr giebt es in China leider immer noch thun, wenn sie sich den bestehenden Prariß nicht willig «ntrrordne». Aneiguuog der chaft für die ür europäische ehr woni- zu Vorschriften i« der
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite