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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.03.1897
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1897-03-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18970322023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1897032202
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1897032202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1897
- Monat1897-03
- Tag1897-03-22
- Monat1897-03
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Al- feindlicher Anfall Deutschlands Grenzen bedrohte, sein» Ehre und Unabhängigkeit antaslete, fanden sich die lange getrennten Stämme aus Nord und Süd wieder, die auf Frankreichs Schlacht- seldern mit Strömen von Heldenblut besiegelte Waffenbrüderschaft der deutschen Heere ward der Eckstein des neuen Reiches, des die Fürsten und Völker Deutschlands unauflöslich umschließenden Bundes. Dieser Einigung ist das hehre Denkmal, welches die mit Ehr furcht gepaarte Liebe des deutschen Volke» seinem Großen Kaiser, dem Later des Vaterlandes, heute widmet, rin erhebendes Zeugniß. Unauslöschlich wird diese Feier eingezeichnet bleiben in allen Herzen, die für Deutschlands Ehre und Wohlfahrt schlagen, unver» geßlich vor Allen denen sein, welche den sieggekrönten Fahnen Wilhelm'» dcS Großen gefolgt sind und gewürdigt waren, das Werk seines Lebens vollenden zu Helsen. Eine besondere Weihe will Ich diesem Jubeltage dadurch geben, daß Mein Heer von nun an auch die Farben des ge» meinsamrn Vaterlandes anlegt: das Wahrzeichen der errungenen Einheit, die Deutsche Locarde, die nach dem einmüthigen Beschlüsse Meiner hohen Bundesgenossen in dieser Stunde ihren Truppen ebenfalls verliehen wird, soll ihm eine für alle Zeiten sichtbare Mahnung sein, einzustehen für Deutschlands Ruhm und Größe, es zu schirmen mit Blut und Leben. Dankerfüllt und voller Zuversicht ruht heute Mein Blick aus Meinem Heere; denn Ich weiß von ihm, dem die sürsorgende Liebe des Großen Kaisers von Seinen Jugendjahren bis zu den letzten Augenblicken Seines gottgesegneten GretjenalterS gewidmet war, Sem Er den Geist der Zucht, des Gehorsams und der Treue, welcher allein zu großen Thaten befähigt, als rin köstliches Erbe hinter lassen hat, daß es seines hohen Berufes immerdar eingedenk sein und jede Ausgabe, die ihm anvertraut, erfüllen wird. Ihm bestimme Ich deshalb an erster Stelle das Denkzeichen, welches Ich zur Erinnerung an den heutigen Tag gestiftet habe. Möge Jeder, der gewürdigt ist, daS Bild des erhabenen Kaisers auf seiner Brust zu tragen, Ihm nacheifern in reiner Vaterlands liebe und hingebender Pflichterfüllung, dann wird Deutschland alle Stürme und alle Gefahren siegreich bestehen, welche ihm nach dem Willen Gottes im Wandel der Zeiten beschieden sein sollten. Berlin, den 22. März 1897. Wilhelm. ^ Dresden, 22. März. Der König hat folgenden Armeebefehl erlaffen: Zur steten Erinnerung an die Wiederbegründung des deutschen Reiche» und zum Andenken an seinen ersten deutschen Kaiser, unter Lessen ruhmreicher Führung auch Meine Sachsen kämpften, be stimme Ich nach Ueberriukunst mit Seiner Majestät dem Kaiser Saß Meine Truppen vom heutigen Jubeltage ab, an welchem vor 100 Jahren der erhabene Kaiserliche Begründer des deutschen Reiches geboren wurde, die deutsche Eocarde neben der Landeskokarde anlegen. Albert. Im Anschluß an Meinen Armeebefehl vom heutigen Tage be stimme Ich nach Uebereinkunft mit Seiner Majestät dem deutschen Kaiser und König von Preußen Folgendes: 1) Am Helm und Tschako wird die deutsche Cocarde rechts, die Landescocarde links getragen; Am Tschapka und an der Pelzmütze der Husaren wird die deutsche Cocarde rechts angebracht; das Feldzeichen führt die Farben der Landescocarde. An der Feld», Schirm- und Dienstmütze sitzt die Landes cocarde auf dem Besatzstreifen und die deutsche Cocarde darüber auf der Mitte des Grundtuchs. Das Landwchrkreuz (für Reserve und Landwehr) wird an der Mütze nur auf der Landescocarde angebracht; seine Tragweije zum Helm rc. bleibt unverändert. 2) Für die deutsche Cocarde ist die von mir genehmigte Probe maßgebend. Das Kriegsministerium hat daS Weitere zu veranlassen. Albert. von der Planitz. * München, 21. März. Das Verordnungsblatt des königlick bayerischen Kriegsministeriums veröffentlicht nachstehenden Armee befehl: München, 20. März. Im Namen Seiner Majestät des KönigsI Die in ganz Deutschland stattfindende Gedenkfeier des 22. März lenkt den Blick zurück auf die große Zeit, in welcher die hehre Gestalt des Hochseligen Kaiser» Wilhelm 1., Königs von Preußen, die Wehrkraft von Nord und Süd auf die Schlachtfelder geführt, auf deren blutgetränktem Boden dem idealen Gedanken der Einigung Deutschlands die Bahn zu lebensvoller Wirklichkeit erkämpft wurde. Unauslöschlich wird in der Armee die Erinnerung an den glor reichen Führer, den Begründer des deutschen Reiches fortleben für alle Zeiten. Um diesem ehrenden Gedächtnis an dem für ganz Deutschland bedeutsamen Gedenktage besonders Ausdruck zu geben und zugleich das in opfervollen Kämpfen begründete Gefühl der Zusammen gehörigkeit aller deutschen Contingente auch nach außen hin zu kennzeichnen» bestimme Ich, daß die Armee außer der bayerischen auch die deutsche Cocarde anlege, die auch Meine hohen Verbündeten nach gemeinsamem Beschluß ihren Truppen ver> leihen werden. Luitpold, Prinz von Bayern, de- Königreiches Bayern Verweser, gez. Freiherr von Asch. * Berlin, 22. März. Das „Armee-Verordnungsblatt" veröffentlicht eine CabinetSordre, betreffend die Ausgabe der m ilitairifchen Schriften Kaiser Wilheim's 1. Derselbe habe während seines lang:» gottbegnadeten Lebens mit nie rastender Sorge und Liebe über dem Wöhle der Armee gewacht, an die Vervollkommnung der > Heereseinrichtungen seine ganze Kraft gesetzt. Der Kaiser wolle die reichen, in Schriften niedergelegten Er fahrungen der Armee nickt länger vorenthalten und habe be schlossen, die wichtigeren Urkunden Uber das militairische Wirken Wilhelm'» I. der Oeffentlickkeit zu übergeben, znm Vorbild dem Heere für erhabenste Pflichttreue, zur Mahnung jedem Officier, mit ganzer Kraft für das Wohl des HeereS und damit des ganzen Vaterlands zu wirken. DaS „Armee-Verordnungsblatt" veröffentlicht ferner eine Urkunde, betreffend die «Stiftung einer Medaille zur Erinnerung an Wilhelm I. Die Medaille aus Bronze von eroberten Geschützen zeigt auf der Vorderseite das Brustbild Kaiser Wilhelm's nebst der Inschrift: Wilhelm der Große, Deutscher Kaiser, Köniz von Preußen. Aus der Rückseite steht die Inschrift: Zum Andenken an den hundertsten Geburtstag des großen Kaisers Wilhelm I. 1797 — 22. März 1897, darunter auf einem Lorbeer und einem Eichenzweige ruhend Kaiserkrone, Reichsapfel und ReichS- sckwert. Die Medaille ist an orangefarbenem Bande zu tragen und wird nur zum Andenken an den 22. März 1897 verliehen. Ueber die Auswahl der Verleihungen sind weitere Bestimmungen Vorbehalten. Feier in Berlin. * Berlin, 21. März. Der heutige erste Festtag ist vom Wetter nicht besonders begünstigt; trübe Wolken hängen über der Stadt. Glücklicherweise Kal sich Regen bisher noch nicht eingestellt. Die Auöschmückungsarbeiten werden noch überall fortgesetzt, und das festliche Bild wird mehr und mehr voll ständig. Seit den frühen Morgenstunden vergrößerte sich der Mcnschenandrang nach den „Linden" stündlich. Die Omnibusse, die Pferdebahnwagen und die Wagen der elektri schen Straßenbahnen tragen reichen Guirlanden- und Blumen schmuck. In allem Schmuck der Häuser der Läden herrscht die blaue Blume des seligen Kaisers, die Kornblume, vor. und man sieht wenig Leute auf der Straße, welche die Kornblume nicht angestcckl hätten. Die Truppenabtheilungen, die sich zu dem um 10 Uhr abgehaltenen Gottesdienste in die Garnison- kirche begaben, erregten natürlich allgemeine Aufmerksamkeit Die einzelnen Regimenter der Berliner Garnison hatten Ab ordnungen von je 40—50 Mann zu dem Gottesdienste ent sandt; dazu kamen die hier anwesenden Vertreter auswärtiger Regimenter, unter denen besonders Abtbeilungen der beiden Matrosen-Divisionen auS Kiel und Wilhelmshaven aufsielen. AestgotteSdienst in der Äarnisonkirche. Schon vor 9 Uhr war die Garnisonkirche dicht gefüllt, als aber gegen ^io Uhr, von einer Compagnie des Garde Füsilier-Regiments geleitet, die lorbeerbekränzien Fahnen und Standarten der Berliner Garnison unter klingendem Spiel aus dem Schloß gekrackt wurden, war da» GotteSbaus binnen wenigen Minuten so überfüllt, daß die Plätze nicht mehr aus reichten und in den Gängen die Menschen sich drängten. Die Fahnen wurden rechts, die Standarten links vom Altar auf gestellt, zu beiden Seiten standen je zwei Officiere mit gezogenem Degen. Der Altar selbst war durch Tannen gewnive und Lorbeerbäume in einen kleinen Hain um gewandelt, mit seinem tiefen Grün zwischen den blinkenden Uniformen der Fahnen- und Standartenträger ein eindrucks volles Bild gewährend. Ueber dem Altar war ein großer Kranz mit der Zahl 100 auS Kornblumen angebracht. Die mächtigen dorischen Säulen der Kirche und die Chöre waren mit Tannengrün umwunden, und die Kanzel prangte ebenfalls in herrlichem grünen Schmucke. Die Festrede, der die Worte des I. Briefes Pauli an die Corintber, Cap. 15 Vers 10 zu Grunde lagen, hielt Garnisonspfarrer Goens. Redner führte in erhebenden Worten aus, wie der selige Kaiser aus sturmbewegter Zeit, ans einem Sprossen des damals unglücklichsten der Fürstenhäuser zu dem mächtigsten Herrscher seiner Zeit, ja des ganzen Jahrhunderts ge worden, aber nicht durch äußere Glücksumstände dazu ge wacht, sondern durch seine edlen Charaktereigenschaften, ein strenges Pflichtbewußtsein, seine stete Pflichterfüllung, eine Milde und Demulh, seinen Glauben und seine GotteS- 'urckt. Deshalb sei auch Kaiser Wilhelm mit Recht der Große genannt, nicht im Hinblick auf seine äußeren Erfolge, sondern ans seine Tugenden. Redner schloß, indem er den Anwesenden ans Her; legte, diesem Vorbild« nack- zueisern; dieö Gelübde sei die beste und wahrste Feier des Gedenktages. Der letzte Vers des Liedes „Allein Gott in der Hök sei Ehr" schloß die erhebende Feier. Die Fahnen- und Standarlenträger formirten sich und brachten die Feldzeichen unter dem Geleite der Gardefüsiliere nach dem Scklosi- zurück, und die übrigen Truppenlheile rückten nach ihren Casernen ab. Auch in allen übrigen Kirchen Berlins fanden heute um 10 Uhr Fest-Goltesdienste statt. Gedenkfeier in der Kaiser Wilhelm Gedächtniflkirchc. Durch die heutige Gedenkfeier in der Kaiser-Wilhelm- Gedächtnißkirche wurde die Hundertjabrfeier eingeleiket. Der Beginn der Feier war auf lOft» Uhr Vormittags festgesetzt, für die Geladenen öffneten sich die Portale bereits um gl/z Uhr, und alsbald hatten sich die für dieselben bestimmten Plätze gefüllt. Die Ikaiserlichen Majestäten mit den deutschen Bundesfürsten, den drei Bürgermeistern der Hansastädte und denjenigen Prinzen, welche in Ver tretung ibrer Souveraine erschienen, versammelten sich in der Gedächtnißhalle der Kirche, während alle übrigen höchsten Herrschaften vor dem Kaiser-Portal verfuhren und durch dasselbe sofort die Kirche betraten, daselbst die für sie reservirten Plätze einnehmend. Präcise lO'/n Uhr betraten die in der Gedächtnißhalle versammelten höchsten Herrschaften mit den drei regierenden Bürgermeistern, von denen jener der freien und Hansastadt Hamburg, I)r. VerSmann, in Amts lracht erschienen war, daS Schiff der Kirche. Alle Anwesenden erhoben sich. Unter Vorantritl der Geistlichkeit und des Hof- dienstes schritten die Majestäten und die höchsten Herrschaften zu den Plätzen vor dem Altar, und zwar führten hierbei: der Prinz-Regent von Bayern die Kaiserin, der Kaiser die Kaiserin Friedrich, der König von Sachsen die Großherzogin von Baden. Diesen drei fürstlichen Paaren folgten die übrigen hier an wesenden deutschen Souveraine und die Vertreter derselben, bezw. der auswärtigen Monarchen, znm Schluß die drei Bürgermeister der Hansastävte. Nachdem die Höchsten Herrschaften Platz genommen, erfolgte ein erhebendes Orgel-Präludium, nach welchem die Gemeinde und die anwesenden Cböre unter Begleitung der Orgel und des Philharmonischen Orchesters das: „Wir treten zum Beten" sangen. Dann verlas der Ober-Consistorialrath Pfarrer Köhler Psalm 89 V. 10—27, mit Amen und Hallelujah schließend. Hierauf stimmte die Singakademie das herrliche Hallelujah von Händel an. Nachdem später der I Ober-Consistorialrath Pjarrer Köhler 2. Timoth. Cap. 4, * V. 7, 8 und 18 verlesen und die Singakademie den ersten Fettillctoir» L5i Ein Frauenherz. Roman frei nach dem Englischen bearbeitet von Emil Bern selb. Nachdruck »»boten. Ihrem Schwager Willmor, der mit dem Plane ganz ein- verstanden war, sie jedoch darauf aufmerksam machte, daß die Angelegenheit, wenn man damit Erfolg haben wollte, mit großer Vorsicht bei Margaret behandelt werden mußte, beruhigte sie, unter Hinweis auf ihr diplomatische» Geschick, welches die Dinge richtig anzugreifen wissen werde. „DaS ist Frauensache, Schwager Lester" sagte sie, überlassen Sie Alles mirl" und enlschlosstn suchte di« gute Dame sofort ihre Nichte auf, um ihr Werk zu beginnen. „Es wird doch Zeit sein, liebe Margot, daß wir die Vor bereitungen zur Reise treffen", begann sie ,n liebevollem, aber scheinbar unbefangenem Ton. „Wann wünschest Du die Abtei zu verlassen?" „Vorbereitungen zur Reise? Die Abtei verlassen?" fragte Margaret bestürzt. „Nun natürlich, mein tbeure» Kind! Dir mag in all' Deinen Kümmernissen der Gedanke an die nächsten notb- wendigen Schritte, die zu thun sind, noch gar nicht gekommen sein, aber natürlich kannst Du nicht beabsichtigen, hier zu bleiben. Selbstverständlich darfst Du von un« verlangen, daß wir Dich so schnell als möglich von hier hinwegsühren. Tein Gatte hat durch seine Handlungen, durch seine eigene Schuld jeden Anspruch au Deine Liebe, Deine Rücksicht und Deine Pflicht verwirkt. Wenn Du den geringsten Stob besitzest» muß er Dich antreiben, da» Heim diese» Mannes ohne eine Minute de» Zögern» zu verlassen." „Ich hatte — ich hatte daran noch nicht gedacht —" stammelte Vit Blinde. „So erwäge es jetzt Wohl, mein Kind. Sri mutbig und stolz und e» wird Dir rinleuchtrn, daß der einzig richtig« Weg Deine» Handelns ist. Dich und Deine Angelegenheiten vollständig von dem Manne, der Dein Gälte war, zu trennen. Tr war Dir ein guter Gatt«, ich will ihm da» Verdienst sucht nehmen, — ich hatte bisher nicht» Nachtheilig»» über chn gehört und will gern glauben, daß er auch seine guten Seiten hat — mein Himmel, welcher Mensch hat nicht auch leine guten Seiten? Allein dir Thatsache bleibt bestehen daß er sich Deiner auf- Arußerste unwürdig gezeigt bat, daß ein Ruf für immer vollständig zu Grunde gerichtet ist und er nie wieder in der Gesellschaft möglich sein wird." „Aber man hat ibn noch nicht gebört — er ist noch nicht verurtheiltl Und einst — ick kann Dir sagen, Tanke, wie da» Gespräch e» fügte — einst sagte er mir, daß seine Hand rein sei von jeder schlechten That. Ich weiß, Stephen hatte nie eine Unwahrheit für mich und ich habe jetzt oft daran gedacht, habe gehofft —" Miß Blessingion legte, sie unterbrechend, ihre Hand emphatisch und lheiliiahmSvoll auf die Schulter ihrer Nickte. „Mein armes Kind, Du thust besser, nicht zu hoffen," sagte sie ernst. „Halte mich nicht für herzlos, sondern glaube, daß e» zu Deinem Besten geschirht, wenn ich Dich warne: boff« nicht! Dein Vater hat mir Alle- mitgetheilt, und ich frage Dick, waS ändert es nach dem, wa- wir von Stepben Grey wissen, für unS an der Sache, ob man ibn vor Gericht, wo man diese Umstände nicht kennt, verurtbeilt oder nicht? Bleibt da- Bewußtsein seiner Schuld für un» nickt besteben, bleibt er nickt der au- dem Gefängniß beimgekebrte Sträfling? — nun, nun, schon gut, meine arme Margot," wandte sie beschwichtigend rin, als Margaret zusammenzuckte und ein Zittern ihren Körper überlief: „ich wollte Dich nicht ver letzen — aber — wahrhaftig, eS wird nicht- damit gewonnen, wenn man ängstlich um eine schlimme Sache herumgeht, di« doch berührt werden muß, und — und —" „WaS willst Du, daß ich thun soll?" fragte die Blinde kalt. „Mit mir geben, von hier hinweg, in- Ausland, bis dieser Sturm hier vorüber ist, und dann dauernd mit mir Deinen Wohnsitz nehmen, wo immer Du willst. Du sollst meine Tochter und meine Erbin sein. Ich werde Dich, so lange ich lebe, schützend leiten und Dir Alle-, waS ich besitze, bei meinem Tode hintrrlassen — unter der Bedingung, daß Du den Namen, der so viel Unglück und Schmach über Dich gebracht, ablrgst und dafür den meinen trägst. Al- „Margaret Blessington" magst Du die traurige Vergangenheit vergessen, und de« der Welt wird sie bald gleichfalls in Vergessenhrit gerathen sein." „Was Gott zusammengefügt, da» soll der Mensch nicht scheiden!" stöhnte Margaret qualvoll, mit bleichen Lippen. „In diesem Falle ist e« Dein Gatt« selbst, der da« Band »wischen Luch zerrissen, eine unüberstrigbare Schrank« zwischen Euch errichtet hat", erklärte Miß Blessington entschieden. „Und wenn, wie kaum zu bezweifeln» die Anklage gegen ihn bewiesen wird, hat er lange Jahre im Gefängniß zu büßen, vielleicht für Lebenszeit. Dann hat er selbst Dir nicht mehr ein Heim zu bieten —" Ein neue», leises Stöhnen Margaret's unterbrach sie, mit dem diese sich jäh von ihrem Stuhl erhob, unfähig, mehr zu hören. Zum Glück trat Pansy in diesem Augenblick ein und verbinderte die Fortsetzung der peinvollen Erörterung; das Gespräch wandte sich anderen Dingen zu. Pansy's Vater befand sich noch in London, da er zwar in Freiheit gesetzt worden war, aber sich batte verpflichten müssen, am Platze zu bleiben. Einige Tage nach der Ankunft Miß Blessington S auf der Abtei erhielt Flemmingbam, der in Stelford seinen Wohnsitz genommen, ein Telegramm von ihm mit der Aufforderung, sofort nach London zu ihm zu ömlnen und der Lord begab sich unverzüglich dorthin. Bei einer Rückkehr empfing ibn Pansy, die von der endgiltizen Unterredung wußte, die Flemmingbam bei dieser Gelegen- >eit mit ihrem Vater haben wollte, mit klopfendem Herzen und einem Gesichtchen, auf dem Erbleichen und Erröthen abwechselten. „Nun, WaS bringen Sie Neues, WaS haben — was haben Sie mir zu melden?" fragte sie mit einem reizenden Be mühen, zu thun, al- sei sie nur auf Nachrichten von ihrem Vater gespannt. „Ihr Papa ist mit Allem einverstanden und wünscht »ur, daß wir unverzüglich verbeirathet werden", antwortete Lord Flemmingbam mit triumpbirendem Lächeln. „O Arthur — in dieser Lage — ich wage e- nicht zu denken!" zitterte zwischen Wonne und Bangen die junge Braut. „Hören Sir mich an, Pansy, ich will Ihnen nickt- vor- enthalten. Sie sollen die sganze Wahrheit erfahren. Ihr Vater wünscht sich der weiteren Untersuchung zu entziehen — um jeden Preis — aus Gründen, die er mir mittheilte und au» solchen, die nur ihm bekannt sind. Zu den elfteren gebört, daß nach fenischen Botschaften, die in-geheim an ihn gelangten, sein Leben bedroht ist, wenn er bleibt, um ferner Zeugniß gegen Grey abzulegen. Ich glaube, daß er außer dem selbst ein wenig di« Oeffentlickkeit und — Mißlichkeit dieser Untersuchung scheut .... genug, e« würde ihm nicht unerwünscht sein, der Sache durch sein Fortgehen ein kurze» Ende zu bereiten, wenn ihn nicht die Sorge um Sie, theuerste Pansy, noch hielte. Er will Sie nicht unbeschützt zurück- lassen, noch kann ich mich entschließen. Sie mit ihm fort- gehen zu sehen." Zwei Tbränen rollten langsam über die Wangen der erschrockenen Pansy. „Ich kann ihn nicht so verlassen — nein, gewiß nicht — und ich kann — ich kann nicht von Ihnen gehen, Arthur!" flüsterte sie leise, bebend. „O Artbur, sagen Sie mir, was ich thun soll!" Lord Flemmingham schlang sanft seinen Arm um ihre Taille und zog sie an sich. „Ich habe Ihnen gesagt, was er selbst vorftvlug, geliebtes Mädchen", versetzte er lächelnd. „Hciralhen — sofort heirathen sollen wir unS! Ist das nickt der beste Ausweg, süße Pansy? Glaubst Du nicht, meine angebetete kleine Herrin, Deine Freundin — unsere Freundin, Mrs. Grey — würde unS zu Liebe in eine einfache kleine Heirath von ihrem Hause aus — nur um sie nicht gerade von einem gleichgiltigen fremden Ort, einem Hotel aus, stattfinden zu lassen — willigen? Just so eine einfache, kleine Feier: Du, mein Herz und ich als Hauptpersonen und der Major als stellvertretender Brautvater? Dann bliebst Du nicht mehr ohne Schutz zurück, mein Herz, und Dein Vater könnte unbekümmert reisen —" „Aber Margaret — sie hat so großen Kummer — wird sie mir nicht zürnen, wenn ich sie verlasse?" zögerte die kleine Pansy noch ängstlich, halb schon besiegt und halb noch schwankend. „Wird es nicht grausam von mir sein, wenn ich scheide, um mich meinem Glücke zuzuwenden und überdies sie durch meine Hochzeitsfeier so schmerzlich an den Tag ihrer eigenen Verbindung erinnere —" „Frage sie, Geliebte, und böre, WaS sie sagt." entgegnete der glückliche Lord mit strahlendem Antlitz. „Frage sie »nd sei ihrer vom Herzen zustimmenden Antwort gewiß. Den» sie wird, ich weiß eS, nimmermehr darauf verzichten, Dir zu Deiner Vermählung ihr HauS als Dein Heim zu leihen; sie ist ein hochgesinntes, edles Weib, ich werde mir nie eine bessere Freundin für meine Gattin wünschen." Die kleine Pansy antwortete nickt, allein e» mußte Wohl in dem verschämten, lächelnden Blick, den sie auf ibn warf, «ine genügende Antwort liegen, denn der glückliche Lord zog sie an seine Brust, umschlang sie innig mit den Armen und küßte sie wiederbolt auf den frischen Mund. Sie verbarg ihr erröthendeS Gesichtchen an seiner Schulter und erhob keine Einwendungen mehr — weder gegen dir Küsse noch gegen die Heirath. (Fortsetzung folgt.)
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