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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.07.1897
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1897-07-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18970701010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1897070101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1897070101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1897
- Monat1897-07
- Tag1897-07-01
- Monat1897-07
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Morgen Bezngs-Pre» Habe MMer L Wblali Druck und Verlag vou E. Pol» tu llelvji^ S1. Jahrgang. Donnerstag den 1. Juli 1897. 32S DwVwegen-AuS-ab« «scheint rn» '/»? Uh«, di« Ubenh-A-r-abe vochrutag» um 5 Uhr. Innahmeschluß für Auzeigen: Abend-AnSgabe: Vormittag» 10 Uhr. Morgeu-Ausgabe: Nachmittag» 4 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je ein« halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets an die Expedition zu richten. Redaktion und Expedition: JohauneSgasse 8. Die Expedition ist Wochentag« unuuterbroch« geöffnet vou früh 8 bi« Abends 7 Uhr. »bgeholt: vi«wljLHAich^l4ck0; del zweimaliger täglicher Zustellung ins Vans ^l K.S0. Lurch di« Post bezogen für land und Oesterreich: dirrtrliäbrltch ^l L—. Direkt« tägliche strenzbandsrudung ins AuSlaud: monatlich ^l Lernhar- v. Lülow. Von dem deutschen Botschafter am Quirinal Bernhard v. Bülow, der al» StaatSsecrerair des Auswärtigen Amtes den Frhrn. v. Marschall zu ersetzen bestimmt ist und als Reichskanzler der Zukunft bezeichnet wird, entwirft der römische Correspondent der „N. Fr. Pr." eine anschauliche und ansprechende Schilderung, der wir daS Folgende ent nehmen: Bernhard von Bülow wirkte bi- 1893, gleichzeitig mit dem Grafen Goluchowski, als deutscher Gesandter am rumänischen Hose, und seit drei Jahren ist er deutscher Botschafter am Quirinal. In Rom kennt man den schlanken, kräftigen, blonden Mann mit den Hellen, offenen Augen; ja der Inhaber deS Palazzo Caffarelli am Capitol ist geradezu eine populäre römische Figur geworden, hat längst seinen Vorgänger Grafen SolmS an volksthümlichkrit über troffen und dessen Vorgänger Robert von Keudell, den liebens würdigen, für alle Deutschen RomS freundlich besorgten Ostpreußen, an Beliebtheit erre.cht. von Bülow, heut« ein Mann von acht- undvirrzig Jahren, ist rin Geist, der weit über da- gewöhnliche diplomatische Metier hingoSblickt. Seine feine Bildung läßt an nehmen, daß ihm sein Verwandter Wilhelm von Humboldt» der, wie er, einst Gesandter in Rom war und den Borckh «inen „Staats mann von perikleischer Hoheit" nannte, mehr Vorbild gewrsen sei als mancher zünftige Diplomat L quatrs Spinale», dem er auf seinem diplomatischen Wege begegnete. Richt zufällig also kam er in jenem Palazzo Caffarelli zu residiren, in dem einst eia Niebuhr, A«zeige«'PrelS die 6 gespaltene Petitzeile LV Pfg. Reklamen unter dem RedactionSstrich (»ge spalten) 50-4, vor den Familirnnachrichtrn (8 gespalten) 40^. Größere Schriften laut unserem Preis verzeichnis. Tabellarischer uud Zifferasatz nach höherem Tarif. Anzeiger Amtsvlatt -es Hönigttchen Land- rmd Amtsgerichtes >^pzig, -es Mathes und M-tizei-Ämtes der Ltadt Leipzig Extra »Vellage« (gefalzt), nur mit de« Morgen-AuSaab«, ohne Postbeförderung 60.—, mit Postbesörderung 70.—. daß er die Allianz Deut da er als Botschaft«, au Person freilich seine eigene er sich mit einer der edelsten von Bülow, die geborene Priu.essiu Marco Minghetti's, ist keine . keine Alltags-Principessa mondäne. Revr Bülow'» Frau geworden, war sie in deutst^Literatur und deutsche Kunst eingeweiht, und namentlich die Musik —fG Musik insbesondere Liszt's und Wagner's hatte es ihr angethan. . . Ein Botschafter in Rom ist von Geschäften Vicht grade allzu hart bedrängt, zumal ihm ein ganzer Stab von Meeren Divlo- maten attachirt ist, die ihm die Arbeit leicht machet Die sceie Zeit nun, die Bülow hatte, brachte er im ». » aus- gezeichneten Menschen aus aller Herren Ländern hm. >ere verkehrten hervorragende deutsche Romfahrer und J!a r r Parteien mit dem interessanten Botschofterpaare auf dem Rt,I. Da konnte man dem alten Staat-mintster Delbrück, eiujr V „rechten Hand" BiSmarck's, dem Geschichtsschreiber Tl.ror r Mommsen, dem deutschen Kirchengelehrtrn Franz Laver Kra uß and vielen anderen bedeutenden Menschen begegnen.... Wenn eS für einen deutschen Staatsmann nicht unwichtig iü, die Organisation der Curie und das Getriebe des Vatikans kennen, so nimmt Bernhard von Bülow eine vorzügliche Vertraut- heft mit Dingen und Menschen jenseits der Engelsbrücke nach Berlin mit. Wohl hatte er in Rom nicht die handwerksmäßige Ve- fugniß, die amtliche Function, in die Welt der Tonsuren und deS Purpur- hineinzublicken, den» dazu hat der Gesandte Preußens am Saticau, rbeufall» eia Büiow, da» Mandat. . . . Abe: ;em häufiger Umgang mit dem nun verstorbenen Cardinal Hohenlohe ermöglichte e» ihm, wie durch ein große» Guckloch in eine sonst den Profanen verschlossene Welt zu schauen. Und wie ist ihm gar die Welt des QuirinalS in allen ihren Nuancen und Schat- tirungen geläufig! ... ES besteht ein Gesetz, daß kein deutscher Diplomat eine Tochter de» Lande», in welchem er amtlich wirkt, zur Frau nehmen soll. Thut er e» doch, so wird er fortan in einem anderen Lande dienstlich verwendet. Nur dem Kaiser ist r» gegeben, dem betreffende» Diplomaten DiSpenS zu ertheilen u»d ihn gegen dir Regel an dem Hofe de» Lande- zu belasten,in welchem er seine Frau Postamt sehr bald dahin führte, sich als ein eigene- voll ständiges Collegium zu constituiren, abgesehen ferner davon, daß bei dem Postdrparlement fortan nur eigene Näthe ausschließlich für die Zwecke dieser Verwaltung angestellt wurden, haben unter Friedrich dem Großen zum ersten Male technische Post beamte oder solche, die die cameralistische Subaltern-Carri-re bei der Postverwaltuog begonnen und ununterbrochen fort gesetzt hatten, RatbSstellen erlangt, die früher höheren, häufig wechselnden Verwaltung»- oder Justizbeamten über tragen worden waren. So ist man, nach den Worten Stephan'-, wenn auch nicht zu einem vollständigen, von dem Geiste der Wissenschaft durchdrungenen System, so doch zu einer empirischen Aufstellung bestimmter Post verwaltungsgrundsätze gelangt, und es sind damals eine Reihe wichtiger Verbesserungen in- Leben getreten, deren Grundzüge bis zur Resormbewegung der neuesten Zeit erhalten blieben. Hiernach ist eS klar, daß die Ernennung rineS Osficiers zum Leiter der ReichSpost mit Friedericiauischen Traditionen nicht nur nichts gemein hat, sondern sogar ihnen vollständig widerspricht. Filiale«: Dtt* Eie««'» Enrttnr. (Alfred Hahn), ÜatversttätSstraße S (Paulünun), L-ulS Lösche, Aatharlnenstr. '4, vart. n»b 0ö»igSpr»tz 7- Friedrich -er Große und seine Generalpostmeister. Al- die Nachricht aufaetaucht war, die Ernennung deS Husarengenerals v. Podbielski »um Nachfolger Step h an'S sei eine beschlossene Sache, beeilte sich eia serviler Feder fuchser zu schreiben, daß eS ein „Axiom" Friedrich'- de« Großen gewesen wäre, für die Verwaltung de« Postwesens eigne sich Niemand besser al- ein Officier. Diesem Versuch, die Berufung eine- Nicht-al-nichtsachverständigen — man verzeihe die Wortbildung — zum Leiter der Deutschen ReichSpost in der bengalische« Beleuchtung Friedericianischer Traditionen erscheinen zu lassen, kann glücklicher Weise an der Hand eines zuverlässigen Führer» entgegengetretea werden, nämlich an der Hand desselben Stephan, dessen Nachfolge heute in Frage steht. Stephan hat in seiner „Geschichte der Preußischen Post* (Berlin 1859, Verlag der Kgl. Geh. Ober-Hofbuchdruckerei R. Decker), S. 205—318 da» preußische Postwesen unter Friedrich dem Großen ausführlich geschildert, von dem oben erwähnten „Axiom* sagt er aber nicht-. Dafür setzt er den geneigten Leser in den Stand, die Behauptung von der Existenz zeneS „Axiom-* rasch und sicher auf ihre Richtigkeit zu prüfen: er theilt Namen und Lebenslauf aller der Männer mit, die unter Friedrich dem Großen da» Amt eine» Generalpost- meister» bekleidet haben. Wir geben im Folgenden au» dem Werke Stephan'- die wichtigsten Daten wieder. General postmeister unter dem Alten Fritz Warrn: Friedrich von Görne (bis 1745). 1708 Vicepräsident der kurmärkischen Kammern, 1711 Geh. Hofkammerrath, 1719 Geh. StaatSratb, Finanzminister und Generalpostmeister. Samuel von Marschall (bis 1749). Postrath seit 1717, 1734 zweiter Generalpostmeister. G. D. von Arnim (bis 1753). 1712 Geh. Justizrath, 1738 Staatsminister, 1750 Generalpostmeister. G. A. Reichsgraf von Gotter (bi« 1762). 1728 Geh. StaatSrath, 1753 Staat-minister und Generalpostmeister. Heinrich IX. Gras von Reuß (bi- 1769). 1748 Vice präsident deS Obertribunal», 1752 Justizminister, 1762 Generalpostmeister. F. W. von Derscha.'u (bi- 1779), clevischer Kanfmer- märkischen Kammer, 1776 Geh. Ooer-Finanzrath, 1779 Geh. Staat-minister und Generalpostmeister. H. El D. Freiherr vonWerder (bi- 1800), 1780 Geh. Dberfinänztzath, 1781 Geh. Staat-minister uud General postmeister. Au- dieser Liste ergiebt sich, daß Friedrich der Große nicht einen einzigen Officier zum Leiter de- Post wesens ernannt hat. Ebenso wenig findet sich unter den Geh. Posträthen diese- Zeitraum- ein Officier, auch der einzige Director de- Generalpostamts (von Goldbeck) war von Hause au- Beamter. Meistens waren e- Verwaltungs beamte, denen da» Grneralpostmeisteramt übertragen wurde, andere gingen au- dem Justizdienst, einer, Graf Gotter, ging au- der Diplomatie hervor. Gerade der zuletzt genannte, ein kenutnißreicher und vielseitiger Mann, hat oft genug den Mangel an Geschäftserfahrung und Specialkunde deS Post wesen» beklagt. So schrieb er u. A. 1756 dem bei einer Postconferenz in Halle befindlichen Postrath Buchholtz ver traulich Folgende-: „. . Da ich nicht bei den Postsachen hergekommea bin, so kann ich wohl en xroa die Maschine dirigtren und stellen, ohne daß ich eigentlich weiß, wie da» innere Uhrwerk beschaffen und wie die Reffort» und Räder, wenn sie in» Stocken geratheu, wiederum in Gang gebracht werden können. Denn zu solchem Detail und genauer Kenntniß der eigentlichen inneren Ver- HLltnisse gehöret absolument ein Manu, der dabei vou Jugend auf hergekommea; wie ich denn von den zu Halle zeithero verhandelten Puncteu einem jeglichen Red' uud Antwort geben will, aber ohne dir Information and Beyhülfe de» Geh. Secr. Bertram wär« ich nicht im Staad« gewesen, auf Sw. Wohlgeboren Anfragen Ihne» allemal den gehörigen Bescheid zu ertheilen. Ich will nun noch auf einen Anderen zu meiner Unterstützung bedacht sein, der sich ganz und gar dem Postwesen, welche» keine so einfache Sache ist, al» ein Unkundiger auf den ersten Blick denken möchte, und dessen gründlicher Kenntniß unter meiner Führung und nach der Bertramschrn Instruction widmen soll." Wenn Graf Gotter durch eine Hallesche Postconferenz in Verlegenheit gerieth — welche Rolle würde ein nichtsachver ständiger Sta'atSsecretair deS ReichSpostamlS heut zu Tage auf einem Congreß deS Weltpostverein» spielen?! So wenig Friedrich der Große daran dachte, einem Officier die Leitung deS PostwesenS anzuvertrauen, so begreiflich ist eS, daß er seinen zahlreichen invaliden Officieren rin Unterkommen bei der Post zu verschaffen wünschte. Was für Stellen aber Warrn e-, die er für sie in- Auge faßte? Er hat sie nach dem zweiten schlesischen Kriege aus drücklich bezeichnet: ,^mittelm.äßiae und nicht an der brlegeue PoskSnrr.or" sollten M'sinvaliden Offs- eieren besetzt werden.*) Im Allgemeinen aber hat Friedrich der Große die tech nische Ausbildung der Postbeamten zu heben gesucht (vergl. Sephan 1. c. S. 288 f.) und die ressortmäßige Ausbildung de- Generalpostamts gefördert. Denn abgesehen davon, daß die Gesammtentwickelung der Staatsverwaltung da» General- *) Diesen Befehl mußte er den Chef» der Postverwaltung wieder- I holt «inscbärfrn, da sie, so schreibt Stephan, im Interesse deS Post- > dienst«- die Anstellung der invaliden Officierr möglichst beschränkten. eia Josi on Bunsen ihres Amtes walteten. Wie diese noch mehr der deuts Geistesgeschichte als der Diplomatie zugehörigen Männer, die innigste seelische und künstlerische Verhältniß zu der Größe Rom ^n, so lebte auch Bülow mit Bewußtsein in der «tadt, die Lord B Stadt der Seele" genannt hat. Und er folgte seinen innersten Neigwh^wenn er die antiken Herrlichkeiten und mächtigen Spuren aus Renaissance in der Ewigen Stadt aus suchte. Dieser Disposition^, Geiste» kam es sehr zu statten, mit Italien in voller Blüthe sand, uinnal kam. Er hatte.für seine mit Ji> iea geschlossen, indem » ^a.^es vermählte. Marie um^oreale und Stieftochter gewöhnlichen Schlages, tatioa. Lange ehe sie FsrriHston. Lrüffeler Ausstellungstage. Nachdruck »erröten. Nach und nach hat sich die Brüsseler internationale Aus stellung entpuppt. Die Geschichte vom Aschenbrödel wiederholte sich hier in wirklicher Wahrhaftigkeit; man bat zuerst über da- unfertige Wesen gelacht, da» so vermessen sein wollte, e- seiner künftige» Pariser Prachtschwester noch zuvorzuthun; jetzt aber lacht man nickt mehr. Je mehr der Hüllen gefallen und stch der Hallen gefüllt, je mehr Baulichkeiten sich be- tbürmt und bedacht, desto stärker uud nachhaltiger wurde in «n- der Eindruck, daß die Brüsseler Veranstaltung eine Aus- stelluntzSleistuag ersten Range- ist. Sie ist vor Allem ein industnelle- Unternehmen, der übliche Firlefanz der Sehens würdigkeiten, meist würdig nur einer „Loire", eines Jahr markts, ist in den Hintergrund gedrängt, mit eitlem Worte, diese „World- Fair" ist eine ernste, praktisch veranlagte Schönheit. Kein Tag fast vergeht jetzt obue eine „Eröffnung". Jede Section, rede ausländische Abtheilung fühlt sich ver pflichtet, den Ruhm, endlich fertig zu sein, durch lautes Krähen zu verkünden. Da» geschieht folaeudermaßen. Der Commiffar der betreffenden Section oder ^Nation ladet zur Besichtigung seiner Arrangement» ein. Man beguckt und bewundert zehn Minuten, dann stellt man stch än chab Buffet mit den imvenntidlichen Sandwiches, Süßigkeiten und dem endlos fließenden Champagner. Der Commiffar oder AbtheilungFprasident hält eine Ansprache,, der Arbeits minister Nyffens erwidert, man steckt sich rux Erinnerung und zum Zeichen, daß man auch dabei gewesen, rin« Blume in das Auopstoch, die auf solchen Buffet» ^»6 doe" stets zu finden »st — und mau hat wiederum etwa« eröffnet. So bat man sich durch Ungarn, Bosnien, Herzegowina, di« Schweiz. Italien, Liberia, San Domingo, Paraguay durLgechampagnert. Kräftiger schon war rin Imbiß in der Sektion für Nahrungsmittel, was ja auch im Wesen der Sach« liegt. Und was uns noch All,« bevorsteht? N?den wir (jeder nicht davon, der bloß« Gedanke au diesen ewigen Champagner macht schaudern- Ader man fleht wieder einmm, eilt gup pezoffeder Garten trägt avch Früchte: die Ausstellung wird matsächlich immer schöner. Von d« ausländischen Abtheilungeu sind zweifellos die exotischen die. interessanteste». Europäisch« Industrie» fleht «stN schlwßlich, Wenn auch nicht alle Tage, s» doch U »nd wieder; hie Erzengniffe der entferntere» Kuder und WAtthsile aber besiNe» für «es st«ts ei» schwer zit erkürendes pEsswA Uroma. Dies»« Ars«« begann in diesem Falle alPchiug» bereits bei der «an, trefflichen Ausstellung, »re llnsarn unter Leitung seines sympathisch«, Commiffar« vr. Ulndar Ntwatz »« FlÜdeü^ Lahineßssserrtarr ich ungarische» Handelsministerin», veranstaltet hat. Ungarn und sei« vertret,r treten in Brüssel mit außerordentlichen Mittel» uud der bestimmten Apolitischen* Absicht auf, blenden zu wollen. E» ist beiden gelungen, sich die Brüsseler völlig ru erobern. Da» gedachte Aroma verstärkte sich indessen bedeutend nach Eröffnung der bosnisch-herzegowinischen Ab- theilung. Zum ersten Mal« tritt diese» Gebiet, unabhängig von einem-politischen Vormunde, auf; zum ersten Male wiÜ eS als ein Cultursactor betrachtet sein, al» ein Vermittler »wischen asiatischem Geschmack und europäischem Luxus- bedürfuiß, Bosnien und die Herzegowina suchen ver borgene Schätze der Hausindustrie in jenem Welttheile auf; an der Hand dieser Muster erziehen sie ihre Kinder zu selbst ständig denkenden Kunstgewerbeschülern, und da- Abendland ver vielfältigt dann die so entstandenen neu-orientalischen Muster. Man schaue stch zum Beispiel gewiss« Pariser Industrien, Christofle, die Juwelenindustrie rc., an: — wer ahnt e», daß di« unvergleichlich schönen Muster dieser Fabrikanten dem „wilden" Bosnien entstammen? Großartig und ungemein lehrreich ist daher die bosnisch - herzegowinische Abtbeilung auf der Brüsseler Ausstellung mit ihren Tauschirung-- und JnkrustirungSarbeiten, mit ihren Stoffen und Teppichen, mit den Erzeugnissen ihrer privaten und staatlichen Industrie. Ihr Organisator ist der bekannte Vertreter Bosnien» in Paris, der vielgenannte Reiseschriftsteller und Durchwanderer Asien», Henri Moser, «in bedeutender Mann, Geograph und glühender Patriot. Und wo bleibt Oesterreich? Seine Ausstellung ist in Scene gesetzt von Gustav Hart berger, dem verdienten Vertreter Oesterreichs auf der letzten Antwerpener WeltauSstrllnng; uud sie ist um so mehr anzu erkennen, al- die österreichische Ausstellung in Brüssel völlig aus privater Initiative zu Staude gekommen ist. Der Staat hat davon nichts wissen wollen, und e» wäre besser gewesen, Deutschland hätte diese» Beispiel nachgeahmt. Seine ofsscirlle Abtbeilung reicht leider trotz aller Tüchtigkeit der privaten österreichischen auch nicht da» Wasser! Eine» Augenblick im Vorbeigehen verweilen wir in Liberia, San Domingo und Paraguay. Hier steht die Plantagen-, Wald- und BergwerkSindustrie in erster Reihe; wir bemerken aber auch di« Muster einer gewissen Kunst industrie — Spitzen, Ledersachen —, die vielleicht gute Vor bilder abgrbrn wird, für «ufere Industrie und ihre Maffen- versertignug. Und eh« ich kür heute die mächtigen Hallen verlasse, will ich noch eine« Land« ein kurzes Wort widmen, mit de« besonders sich zu messen Deutschland im Jahr« 1SO0 berufe» fein wird: Frankreich! Die Ausstellung, die unser westlicher Nachbar in Brüssel aufgebaut hat, ist unvergleichlich schön uud gewaltig. Sie bildet unbestreitbar uud unbestritten de« Glanzpuuct; sie allein schon lohnt den Besuch Brüssel» in diese» Sommer. Si« umfaßt nicht allein alle Gebiet« — das wäre am End« noch nicht das allergrößte Verdienst; aber wie umfaßt di, gallische Sectio» fiel Ich habe deutsche Großindustrien« gesprochen, die einfach „weg* waren. Ich hätte auch gern von der internationalen Kunst- ansstelluna bereits geplaudert, die ebenfalls zur Brüsseler „World'« Fair" gehört. Der Leser wird aber von mir nicht verlang«», a» gut tausend Bildern di« Namen ihrer Autoren zu studiren. Im Uebriaeu — wir versäumen nichts. I» diese» Brüsseler „Salon* geht es uns im Allgemeinen so: stößt man auf ein bemerkenswertheS Bild, so ist eS zweifellos ein bereits bekanntes. Dätaille mit seinem berühmten Bilde „Die Opfer der Pflicht", Hubert Herkomer mit den drei PortraitS der „Gründer meines Hauses", Alma Tadema nebst Gattin, ein großer Theil der englischen Abtbeilung, die PortraitS von WanterS, die Köpfe berühmter Zeitgenossen von Gentz und viele andere schöne Bildlrin mehr — selbst Munkacsy's ^Lcce domo" fehlt nicht — sind eben auf ihrer mehrjährigen europäischen Tournse endlich auch nach Brüssel gelangt. WaS sonst an Malerwerken da ist, geht über dir Mittelstraße nicht sehr weit hinaus. Bei den Skulpturen glauben wir einige bedeutsamere Schöpfungen zesehen zu haben, vielleicht Haden wir unö auch geirrt. Jef Flambeaux mit seinem Rirsenrelief der „Menschlichen Leiden- chaften", untergebracht in einem besonderen Tempel von dauerhaftem Material, WanterS mit seinem Panorama „Kairo", dessen Bau vom VolkSwitz der Ziegelofen genannt wird — sie sind noch im Rückstand. Einen unb.strittenrn großen Erfolg aber erzielte unser Rummelspacher, unterstützt von dem Bildhauer Siegwart, mit seinem Panorama vom Zillertbal, da» als die allererste Sehenswürdigkeit LeS Parks vom CinquantSnaire bezeichnet wird. Es war bekanntlich auch der beliebteste Anziehungspunct der vorjährige» Berliner Ausstellung. Der Genuß de- Besuches einer Ausstellung beruht vor nehmlich in dem Kitzel der Abwechselung. Genau so muß der Berichterstatter verfahren, wenn er seine Leser fesseln und unterhalten will. Er mutz e- so macken, wie der Be sitzer einer der famosesten Brüsseler Speiserestaurants, des »b'iis äs 8o!s". Man kennt ja genugsam die sogenannten Rechaud-, die Fleischwärmer, die für ein größeres Essen unentbehrbar, aber auch bei kleineren intimeren Diu-rs nicht zn verachten sind. Nun liebt aber ver Eine da» Fleisch „englisch*, der Andere scharf durckgebrat-a. Da hat nun der Besitzer de- genannten Restaurants einen kleinen Apparat erfunden — Abtheilung für Nahrungsmittel — der e» ermöglicht, mittel» desselben ReckaudS dem einen sein „englische»*, dem anderen sein scharf vurcharbratene» Fleisch zu serviren. Alle Geschmäcker also sind befriedigt; hoffentlich auch die meiner freundlichen Leser, wenn ich sie vom AuSstellurmSpark in der S<adt hinweg auf der wunder bar schönen Allee mittels pes im Gange befindlichen elektrischen Trams nach Ausstellung Nummer zwei in Schloß Tervueren führe. Da ist allerdings bi» jetzt »och viel weniger zu sehen al- in Brüssel selbst, aber e» lohnen doch schon «in« unvergleichlich« Natur, die unvergleichlich schöne» Parkanlagen de- künftigen Brüsseler Triauon einen Besuch in dieser Zeitdes lachenden Frühlings. Dort erhebt sich das neue Eoaav-Museum vor Allem, die charakteristisch« Schöpfung Leopold'» H. Wald und Wasser sollen in der zweitc» Hälfte de« Juni mit leibhaftigen Eongolaurrn be völkert werden; für dek Augenblick baM sich da- genannte Museum auf mn vielen lehrreichen Sälen und Gruppen. Die europäisch« dekorative, dem Eongqs gewidmete Kunst, die wir daselbst finden, besteh» au« ganz.chortrefflichen Gruppen der Brüsseler Bildhauer De Nod»er und Samuels, au« großen Stickereien der Frau De Rudder; sie stellen drastische zehnte diese» Jahrhundert» statt, Lärmes»" steht unter der bezeig Bürger- Von Brüssel, de« welrh-" deS nicht minder berühmten zweier zwar nicht sehr mäler. Und wenn vom l " Hotels von Nassau, d^ - „ Lunte* beschattet, iu^r zw.An Ab-ndswüd- da« G 5,!.. r.:>. M)-I„>.!.^rtönr^ läßt, wenn dann die Aristo^-" Tofl-t» hinter dem die kleine tmich dahertaazen, bedarf «S Borgermacht* von Anno die 7eübx<in Gaste au» Alt-Brüssel und// vertret»- der lustigsten Ulke, wop^r sind! Scenen au- dem Leben der Stämme im äquatorialen Afrika dar. Weitere belgische Bildhauer, außer den genannten Be rühmtheiten wie Meunier, Vanderslappen Villens, Vin^otte und so weiter haben au- Elephantenzähnen Miniaturkunst werke geschnitzt. Dann wiederum sehen wir sämmtliche Holzarten der Congoregion zu Ornamenten und praktischen Gegenständen verarbeitet. Wir haben die gesammte Thier- und Pflanzenwelt geordnet da, eine ethnographische Abtheilung, Waffen, HauSgeräthe, Modelle vou Häuser« und Hütten, Waffen und Erzeugnissen, Sammlungen in Photo graphien, gemalte Landschaften, das Wehrwesen der Ein geborenen und die Ausrüstung der Europäer, die Handels artikel vom Congo und für den Congo, kurz, den Congo- staat wie er leibt und lebt, verbunden mit der Wohlthat deS Fehlens der äquatorialen Hitze und der afrikanischen mörderischen Fieber und Dysenterien. Wir unlernehmen aber eine ebenso belehrende als gefahrlose Reise in jene grbeimnißvollen Distrikte, in denen noch ungehorsamen Negern Nasen und Hände abgeschnitten werden sollen, wie die bösen Engländer behaupten. Ob man derartig zugestutzte Negerexemplare auch mitbringen wird? Ich glaube nein. Diese- Museum bleibt natürlich an Ort und Stelle erhalten und al- dauerndes Denkmal der Civilisirung des Congo- reiche» durch die Bemühungen Leopold'- II. von Belgien, durch Die Aufopferungsfähigkeit einer kleinen, aber in dustriellen Nation. Am Abend strömen die Massen der Besucher in das Quartier von „Alt-Brüssel", in diese grünende Oase ve^ gnügteu Lebens. Dort dreht sich des Abends elektrische Sonne; sie zeigt jetzt ihre zahllosen doskopartigen Farbeurffecte d«n Brüsselern, wie sein^ zum ersten Male den Pariser», gelegentlich deS seni-""s., " Besuche« deS Zaren aller Reußen. Dort, auf .^l? /^«cu und in den Gasseu dieser anmutbigen tunftlerischcn Schöpfung von wirklichem Reiz und Behx>" die belgische Lustigkeit ihre schönsten Blüt^ . -ul BruM hat sich al» wirkliche Gemeinde sein/' eigenen woater", seine eigenen Schöffen gew^"' deren Werl,cher Einzug mit all' dem CeremoniV zehnte dieses Jahrhunderts statta-""^^", „.Maneken-PiS" und -er drei Jungfrauen, historischer Denk- b oen Glqeßenthurme ehemaligep Vier das Restaurant zum „Grijpien' _ — . . — spiel sein« Melodiv"ELnr^ iagt^wen« dann Bürger, wie ziehenden Z» Aufgebotes^
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