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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.08.1897
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1897-08-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18970821014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1897082101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1897082101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1897
- Monat1897-08
- Tag1897-08-21
- Monat1897-08
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Neclamea unter dem Rrdactton-strich (4g- spalten) L0^, vor den Familiennachrichte» (6 gespalten) 40^. Größere Schriften laut unserem ProiS- verzeichniß. Tabellarischer und giffernsatz nach höherem Larij. Extra-Vrtlaaen (gesalzt), nur mit der Morgen - Ausgabe , ohne Postbeförderung Xi 60.—, mit Postbesörderung Xi 70.—. Zinnahmeschluß für Anzeigen: Abend-Ausgabe: Vormittag- 10 Uhr. Morge»-Ausgabe: Nachmittags 4Uhr. Lei den Filialen und Annahmestellen je ein« halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets an die Expedition zu richten. Druck und Verlag von E. Pol« dl Leipzig. 91. Jahrgang. Präsident Faure in Petersburg. Sü Schon bevor der deutsche Kaiser nach Petersburg )am, war die französische Presse bemüht, dem Besuche jede Bedeutung abzusprechen. Als dann aber bei der An wesenheit des Herrschers in Petersburg die Bedeutung deS Besuches von Tag zu Tag schärfer hervortrat, wandle ein erheblicher Theil der französischen Presse die Taktik an, die Petersburger Festlichkeiten nach Möglichkeit todtzuschwcigen, um nicht in den lieben Lesern die Besorgniß aufkommen zu lassen, daß zwischen Deutschland und Rußland denn doch em freundlicheres Verhältniß bestände, als es den Wünschen und Bestrebungen der französischen Revanchemänner entspricht. Die Deutschen sind keine Revanchemänner, und deshalb werden sie es den Franzosen nicht darin nachmachen, daß sie etwa den Faure'schen Besuch beim Kaiser von Rußland nach Möglichkeit todtschweigen. Im Gegentheil, wir sprechen schon jetzt die Ueberzeugung aus, daß die Begrüßung des französischen Präsidenten sowohl durch den russischen Kaiser, wie Lurch die russische Gesellschaft, wie schließlich auch durch das russische Volk eine sehr herzliche, und zwar eine auf richtig herzliche sein wird. Wir werden alle Tbatsachen, die diese Ueberzeugung bestätigen, nicht nur mit Ruhe, sondern sogar mit Vergnügen constaliren. Ja, mit Vergnügen. Denn die Franzosen würden sich sehr irren, wenn sie etwa annehmen wollten, daß von deutscher Seite aus der Noth eine Tugend gemacht werden soll und daß man mit scheinbarem Gleichmuts) hinnimmt, was doch nicht zu ändern ist. Das ist wirklich nicht der Fall. Vielmehr ist man in Deutschland schon seit geraumer Zeit über die Absichten beruhigt, die Rußland bei seinem Bündnisse mit Frankreich ver folgt, und seitdem nun eben erst der Besuch des deutschen Kaisers in Petersburg die Herzlichkeit zwischen den Be ziehungen der Monarchen gezeigt hat, ist man erst recht darüber sicher, daß Rußland mit dem Bündnisse mit Frankreich jede andere Absicht eher verfolgt, als etwa den Franzosen zur Wiedererlangung von Metz und Straßburg behilflich zu sein. Man kann also nur erfreut darüber sein, daß dem Präsidenten Faure die Gelegenheit gegeben wird, während seines Petersburger Aufenthaltes zu erkennen, daß Rußland die französische Freundschaft im höchsten Maße schätzt, aber darum noch lange nicht gesonnen ist. Thor- heilen zu begehen. Und der Präsident wird vielleicht auch die Ueberzeugung mit hcimnehmen, daß Ruß land gern bereit ist, Frankreich in anderer Weise für seine viele Liebesmüh' zu entschädigen: Denn eS ist recht kurzsichtig, wenn Politiker wie Paul de Cassagnac glauben, das russische Bündniß hätte für Frankreich keinen Werth, wenn Rußland dem Plane der Wiedererlangung deS Reichslandes sich versage. Diese Auffassung können nur Männer haben, die sich so in die Revancheidee verrannten, daß sie darüber ganz übersehen, daß Frankreich denn doch noch andere Aufgaben hat, Aufgaben positiver Art, nicht Phantastereien. Wenn selbst bei den Franzosen die elsässische Frage gar nicht existirte, so müßte Frankreich das Bündniß mit Rußland suchen, wenn es das noch nicht getban hätte. Es ist schon fraglich, ob England nicht einmal seinePolitik Les „glorreichen Ijolirtseins" zu bereuen haben wird, für Frankreich aberwäre eine solche Politik verhängnißvoll. Frankreich Hal weder Englands geschützte insulare Lage,_ noch seine ungeheuere Flotte, noch seinen riesenhaften Colonialbesitz. Wäre es isolirt, so würde seine Stimme im Concerte der Groß mächte nicht annähernd die Bedeutung haben, die sie hat, wenn sie im Vereine mit derjenigen Rußlands erschallt. Jeder Gedanke an eine kraftvolle Colonialpolitik in Frank reich wäre zwecklos, weil Frankreich jederzeit der Willkür und der Habsucht Englands preisgegeben wäre. Wollte aber Frankreich mit England gemeinsame Sache machen, so würde es bald sehen, daß eS dabei zu kurz kommt. Die unter Napoleon III. bestehende eutcute coräialv mit Eng land hat den Franzosen herzlich wenig Vortheile gebracht. So müssen einsichtige französische Pchitiker erkennen, daß das Bündniß mit Rußland für FrankreW) eine hohe politische Bedeutung besitzt. Für Deutschland aber kann ein auf solcher Basis bestehendes Bündniß zwischen dem westlichen und dem östlichen Nachbarn auS zwei Gründen nur angenehm sein, einmal, weil dadurch Frankreichs schlimme Gelüste im Zaume gehalten werden, und zweitens, weil sich für Deutschland wohl Gelegenheit ergeben mag, von Fall zu Fall mit dem Zweibunde zu cooperiren. Man sieht, wir haben nicht zu viel gesagt, wenn wir behaupten, daß man in Deutschland den engen Zusammenschluß der beiden benachbarten Reiche, der bei der Anwesenheit FaureS in Petersburg durch die besondere Herzlichkeit des Empfanges sich zeigen wird, mit Vergnügen begrüßt. . Deutsches Reich. * Leipzig, 20. August. Der »Köln. Ztg." ist unter dem 17. d. M. „auS Sachsen" Folgendes geschrieben worden: „In der Verwaltung des Königreichs Sachsen bereitet sich eine wichtige Umgestaltung vor. Das Land ist gegenwärtig in vier Kreise getheilt, an deren Spitze die Kreishauptleute zu Dresden, Leipzig, Zwickau und Bautzen stehen. Als man 1835 diese Eintheilung schuf, waren die Kreise in der Bewohner zahl und dem Umfange der Verwaltungsgeschäfte einander annähernd gleich; heute jedoch hat der Zwickauer Kreis mit feiner ungeahnten Entwicklung der erzgebirgischen und vogtländischen In dustrie die übrigen Kreise an Bewohnerzahl weit überholt, und damit haben auch die unter das Ministerium des Innern gehörenden Ge schäfte daselbst eine Vermehrung erfahren, wie sie in gleicher Weise in keinem andern Landestheil eingetreten ist. Es wird d^her eine Theilung dieses Zwickauer Kreises in Erwägung gezogen, und der nächstliegende Gedanke ist dabei, daß man das gewerbreiche Vogtland, vielleicht unter Hinzufügung der Gegend um Werdau und Crimmitschau, die bereits zum vogtländischen Handelskammer bezirk gehört, wieder zu einem selbstständigen Kreise macht, was es bis 1835 bereits gewesen ist. In der angegebenen Aus dehnung würde das Vogtland den Bautzener Kreis an Bewohner zahl übertreffen und einer Kreishauptmannschaft reichlich zu lhun geben." Wir sind auf Grund einer unserem Dresdener Mit arbeiter ertheilten amtlichen Auskunft zu der Erklärung er mächtigt, daß an der Mittheilung der „Köln. Ztg." über die geplante Teilung deS Zwickauer Kreises kein wahres Wort ist. x. Berlin, 20. August. Der von uns vertretenen Auf fassung, daß die CentrumSpartei immer demokra tischer werde, schließen sich auch die „Hamburger Nachr." an, die meinen, der katholische Adel werde sich diesmal des halb besonders zahlreich zum Katholikentage begeben, um seine bedrohten Rechte und Interessen heftig zu wahren. Dazu sagt nun freilich die „Germania" höhnisch, die Hoff nung der Gegner auf eine Spaltung des Centrums werde wieder einmal getäuscht werden, und man werde wieder einmal sehen, wie einmüthig die Centrumspartei sei. Daran ist allerdings wohl nickt zu zweifeln, daß auf dem Katholikentage zuLandshut die Gegensätze in der CentrumSpartei nicht zum AuStrage gelangen werden, d-nn diese Katholiken tage baden ja den ausgesprochenen Zweck, nicht nur dem katholischen Tbeile der Nation, sondern dem ganzen Reiche zu zeigen, wie machtvoll und herrlich der Klerikalismus da steht, und man ist darum viel zu klug, bei dieser Gelegenheit die Gegensätze auf einander platzen zu lassen. Im Gegentheil, man wird mit aller Entschiedenheit die Einmüthigkeit der Partei betonen. Aber dasselbe that man auch in diesem Sommer bei dem FractionSmable der CentrumSabgeord- neten, um die Gerüchte zu widerlegen, daß bei den Bayern SeparativnSgelüste vorhanden wären, und kurze Zeit darauf tauchten dock wieder diese Separationsgelüste auf. Mag die Centrumpresse noch so ost versichern, daß das Centrum jederzeit mit dem katholischen Adel auf dem besten Fuße gestanden habe, so wird sie dock damit nicht die Er innerung daran wegwiscken können. Laß die Partei im Jahre 1893 so hoch verdienter Männer, wie der Herren v. Schorlemer und v. Huene, mit einem gewissen Behagen und mit größter Schnelligkeit sich entledigt hat. Die „Köln. Dolköztg." sagt denn auch, die Partei werde allerdings Jeden ausschließen, der einseitige Interessen vertrete, womit sie Wohl aus d:e von der „Rhein. Volksstimme" und dem „Westfalen" vertretene trikt agrarisch-reactionaire Richtung anspielt. Und damit trifft sie eben einen Theil deS katholischen Adels, der den agrarischen Bestrebungen recht nahe steht. Im Uebrigen läßt ick auch der Begriff der „einseitigen Interessen" recht weit Pannen, waS man an dem Hinauswerfen der Huene und Genossen sehen kann; die Zustimmung zu einer Militair- vorlage ist doch unmöglich mit der Vertretung „einseitiger Interessen" identisch. * Berlin, 20. August. Unsere Industrie ist durch die Arbeiterversicherungs-Gesetzgebung bekanntlich in einem Maße belastet, wie die Industrie keines der Länder, die mit uns auf dem Weltmarkt im Wettbewerb stehen. Bis jetzt ge wahrt man bei unseren Concurrenten noch herzlich wenig Neigung, unfern Vorsprung einzuholen. Einen höchst be- merkenswerthen Beleg dafür hat soeben der in Roubaix abgehaltene internationale Textilarbeiter-Congreß geliefert. Dort haben sich die englischen Arbeiter gegen das Verbot der Kinderarbeit ausgesprochen, weil die englische Textilindustrie dieselbe zu ihrer Concurrenzfähigkeit nickt entbehren könne. Diese englischen Arbeiter, obgleich keine Socialdemokraten, haben auch in Roubaix wieder in politischer Beziehung mit den festländischen Genossen in dasselbe Horn geblasen. Natürlich, das kostet ja nichts,! Sobald es sich aber um eine Maßregel der Socialgesetz gebung bandelt, die die Concurrenzfähigkeit ihres Erwerbs zweigs beeinträchtigen könnte, lassen sie unsere Social demokraten im Stich. Die letzteren haben, als bei uns die vollständige Abschaffung der Kinderarbeit in den Fabriken in Frage "stand, Len Hinweis auf die bedrohte Concurrenz- säbigkeit mit der felsenfesten Versicherung bekämpft, daß der Druck des solidarisch verbundenen Arbeiter thun S aller Culturländer genügen werde, um die anderen Sta.ten zu schleuniger Nachahmung unserer Maßnahmen zu zwingen. WaS sagen nun unsere Socialdemokraten zu der von den englischen Textilarbeitern im Puncte der Kinder arbeit bekundeten Solidarität- Die nüchternen Engländer ziehen in dieser Frage mit dem „hartherzigen Ausbeuter- tl nm" ihrer Arbeiter an einem Strange. Danach wird man denn auf die bei uns durchgeführte Abschaffung der Kinder arbeit in dem hochgepriesenen England wobt nock eine Weile warten müssen, von Belgien gar nicht zu reden. Unter solchen Umständen kann man es, meint der „Schw. Merk." mit Recht, unserer Industrie nicht verargen, daß sie, noch dazu in einer Zeit schwerer Sorge um die künftige Gestaltung des Weltmarkts, einen starken Widerwillen gegen neue Be schränkungen empfindet, die ihre Concurrenzfähigkeit nachtheilig beeinflussen könnten. (D Berlin, 20. August. (Telegramm.) Der kaiserliche Botschafter von Bülow ist heute hierher zurückgekebrt. — Die „Nat.-Ztg." berichtet: „Gegen den hiesigen polnischen Kriegerverein erläßt das Organ der ver einigten Polenvereine Berlins eine geharnischte Erklärung. Unter Hinweis auf die „vielfachen Mißdeutungen und das Aergerniß", welches das Bestehen eines solchen Vereins her vorgerufen hat, wird diesem jede Existenzberechtigung und jeder vernünftige Zweck abgesprochen. Der Kriegerverein wird als Schöpfung einiger im Uebrigen der Bewegung völlig fernstehenden Personen hingestellt, für deren Thun und Lassen die Gesammt- heit der Berliner Polen die Verantwortung ablebnen muß. — Ein neuer Sokol- (polnischer Turn-) Verein ist in Moabit gegründet worden. Ferner haben die Spandauer Polen einen neuen Verein ins Leben gerufen, während der Zusammenschluß der polnischen Radfahrer von Berlin und Umgegend zu einer einheitlichen Organisation demnächst erfolgen soll." — Zum Fall Jastrow wird der „Lib. Corr." mit- getheilt: „Aus das Schreiben des Cultusministers vr. Bosse wegen Jasirow's im Jahre 1893 erschienenen Buches „Socialtiberal" bat im Februar 1896 die Facultät, ohne den Angeschuldigten zu hören, beschlossen, ihm einen Verweis zu ertheilen und einen öffent lichen Widerruf auszuerlegen, vr. Jastrow antwortete mit einer Schutzschrift, worin er darlegte, daß es rechtlich nicht zulässig sei, einen Angeschuldigten zu verurtheilen, ohne ihn vorher anzu- hören, daß ein zwangsweiser Widerruf außerdem sittlich nicht zu lässig sei, und erbot sich endlich, unter ausführlicher Darlegung aller vorgekommenen Jncorrectheiten bei Erlaß der Bcrgwerksabgaben, zum Beweis der Wahrheit. Das Ergebniß war, daß die Facullat das Verlangen nach einem Widerruf zuriicknahm, den Verweis aber — mit veränderter Begründung — aufrecht erhielt. Wenn die „Nat.-Ztg." sich darüber wundert, daß der Wortlaut des Facnltätserkenntnisses „so sorgsam geheim gehalten" worden sei, so erklärt sich dies dadurch, daß die Regierung den erzielten Verweis nicht veröffentlichen konnte, lohne Gefahr zu laufen, daß auch der Angeschuldigte seine Schutzschrift veröffentlichte. Was übrigens die verschiedene Stellung der Facultät in ihrem ersten und zweiten Beschluß betrifft, so war es seiner Zeit in Berlin ein offenes Gcheimniß, daß lediglich Treitjchke's leidenschaftliches Temperament die Facultät zu ihrem ersten Beschlüsse fortgerissen hatte, der, als Treitschke kurz darauf starb, denn auch in der Hauptsache, dem Verlangen nach einem Widerruf, zurückgenommen wurde." — Die königlich württembergischcn Bevollmächtigten zum Bundes rath Ministerial-Director v. Schicker und Ministerial-Dircctor v. Fischer sind vom Urlaub zurückgekehrt. W. Pose», 19. August. Der Ankunft LeS Prinzen Georg von Sachsen wird für den 2. September entgegen gesehen. Der Prinz wird bei dem commandirenden General Wohnung nehmen und von hier aus seine Inspektions reisen unternehmen. Der geplante große Zapfenstreich und die Musikaussührung am Generalkommando finden voraus sichtlich am 3. September Abends statt. * Prcslau, 19. August. Der hiesige Magistrat beschloß, ein Immediatgesuch an den Kaiser wegen Anerkennung des Rechts des städtischen Consistoriums auf die Wahl eines städtischen Kircheninspectors zu richten. r. Coburg, 20. August. In der gestrigen letzten Sitzung unseres Speciallandtages wurde die Etatsberatbung nack den Anträgen der Finanzcommission zu Ende geführt. Außerdem wurden 2000 aus dem Reservefonds für die Neustädter Modellirschule bewilligt und folgender Antrag zum Beschluß erhoben: zur Unterstützung der Ueber- fchwem inten die Summe von 2000 Mark auS den Be ständen zu verwilligen und das herzogliche Staats-Ministerium zu ersuchen, die Summe dem Central-Comits in Berlin zuzuführen. * Strassburg, 19. August. Der hiesige Gemeinderath bat wiederum den von der klerikalen Minderheit eingebrachten Antrag, die konfessionell gemischten städtischen Mittelschulen in consessionell getrennte umzuwandeln, abgelebnt. Gegen diesen mit der öffentlichen Meinung übereinstimmenden Beschluß nehmen die hiesigen katholischen Pfarrer Stellung, indem sie im „Elsässer" ausführen, die „Religion leide bei den in consessionell gemischten Schulen erzogenen Kindern Schaden; sie seien schwach im Glauben, indifferent in Religionssachen, unklar bezüglich der heiligsten Pflichten und theilnahmslos in den religiösen Hebungen". Diese Gründe werden unseren Gemeinderath wobl kaum von der Ueberzeugung abbringen, daß in consessionell gemischten Gemeinden gerade die gemeinsame Erziehung der Jugend der wahren Religiosität nicht schadet, wohl aber viel zur Uebung der Toleranz, deren man aus katholischer wie protestantischer Seile bedarf, beiträgt. * Stuttgart, 19. August. Am 13. Juli wurde vom Land- gerichle in Rottweil das Entmündigungsurtbeil des Anils- gerichls Horb in Sachen Münch aufgehoben, und heute ist das Unheil noch nicht rechtskräftig ratificirt. Ter „Schw. B." enthält in der Sache folgendes Eingesandt aus Rottweil: „In der Münch'- fchen Entmündigungssache wäre heute (am 13. August) das am 13. vorigen Monats verkündete Aufhebungs - Urtheil rechtskräftig, geworden, falls dasselbe damals hätte zugeslellt werden können. Bei seinem Umsang von 740 Seiten Reinschrift konnten jedoch die erforderlichen drei Exemplare nicht vor Ende voriger Woche sertig- geslellt werden und die gesetzlich von dem oder den nicht verhinderten Richtern zu unterzeichnende Reinschrift ist nun feit Montag an den aus Ferien im Auslände sich befindenden Landgerichtspräsidenten, dessen Weisung gemäß, versandt worden. Die Verzögerung trifft den zu Unrecht Entmündigten um so schwerer, als erst heute be züglich der Inventur Las der Borinundjchaflsbehörde sofort nach der anfangs Februar 1896 erfolgten Anzeige der Entmündigung Obliegende eingeleitet wurde." Feuilleton. Lader und Ladewesen der Vergangenheit. Bon K. Reichnrr. Nachdruck verbot«!. „Im Bade liegt Heil und Gesundheit!" Alljährlich, wenn die eigentliche Bade-Saison begonnen hat, beginnt zugleich wobl fast in jedem Staubgeborenen die naturgemäße Sehnsucht, sich zu regen, der heimathlichen Scholle — sofern es feine Portemonnaie- und sonstigen Ver hältnisse gestatten — den Rücken zu kehren, und draußen im reinen klaren Actber, goldenen Sonnenlichte sich zu baden, sowie in den krystallhellen Fluthen irgend eines himmelblauen SeeS, heilenden Quells, oder sonstigen „JungbrunnS" hinab- zutauchen, um den Staub deS Alltagslebens von Leib und Seele abzuspülen. — Ist das Baden doch mit Recht zu aller Zeit al» Haupt-StärkungS- und Erfrischung--, ja sogar Ver jüngung»- und VerschönerungS-Mittel schon betrachtet worden, ganz abgesehen von seiner alten sanitairen Bedeutung al- Cur- und seiner noch älteren Mission als Reinlichkeit«- Factor. Wann zuerst gebadet worden? — Unzweifelhaft so lange eS Wasser und Menschen giebt! Die ersten Bäder fließen also weit, sehr weit zurück, bi« in der Sage grauer Nebelferne. — Daß die südlichen Völker — voran die Orientalen — das Badewesrn von jeher stark frequentirten, liegt in klimatischen Ursachen ja schon be gründet; außerdem aber besaß im Orient da« Bad stet« eine hohe, symbolische Bedeutung, eng verbunden mit religiösen Vorschriften und Bräuchen, da di« Einsicht wriser Gesetz geber eS mit klugem Vorbedacht zur Pflicht erhob. So be gannen in uralter Zeit bereit- durch regelmäßige Waschungen die ersten systematischen Bäder bei den Hebräern, Egyptern, Indern, Persern und Assyrern sich einzubürgern. Auch die alten Griechen und Römer wußten die Wohl- that deS Baden« und die Heilkraft der Bäder nach Gebühr zu schätzen! Schon in ihren Mythen deuten sie auf warme Bäder hin, und nicht umsonst ward just ein Herkules, als Symbol der Körperstärke, bildlich denselben vorgesetzt. — Von dem größten Lyriker der Griechen: Pindar (geb. 520 v. Chr.) stammt der Ausspruch: „da« Beste ist Wasser!" und ihr großer Philosoph des gleichen Jahrhundert«: Py thagoras, schloß von der Reinheit de« Leibe« auf die Nein- heit der Seele und de- Geiste«. — Frühzeitig, im hoben Alterthum, waren in Griechenland deshalb Wannen- wie Schwimmbäder bereit- üblich. Jede« griechische HauS besaß ursprünglich seinen eigenen Laderaum; da« Erste, was dem anlangenden Gastfreund zum Willkommen geboten wurde, war — wie jetzt Waschwasser — ein Bad, und nicht eher ging der Grieche einst zu Tisch / bi« er gebadet batte. Oeffentliche Badeanstalten wurden — nack römischem Muster — in Griechenland zuerst im 4. Iabrbundert v. Cbr. er richtet, und zwar mit allen Systemen eigentlich, die jetzt noch, oder wieder an der Tagesordnung sind. Neben dem schlichten Wafserbad tauchte da- griechische Schwitz-Dampf bad auf, während man in Rom die Heißluft-Bäter erfand, die heute noch die römischen genannt werden; außerhalb der Bade-Anstalten aber befanden sich freie Plätze für Heil- Gymnastik nach dem Baden, und „Sonnenbäder" (auf den flachen HauSdächern) und Massage spielten so gut damal« i eine Rolle schon, w,e die gegenwärtig üblichen Vorschriften: I Rast oder Bewegung, unmittelbar nach dem Bade Gebrauch I waren. Außerdem gab e« m Alt-Grirchenland bereit« zahl reiche renommirte, vielbesuchte Curbäder: natürlich-warme und Mineralquellen, die „Termae herculcmao". Später freilich, besonders in Roms üppigster Glanzzeit unter dem Kaiserreich, wichen diese verschmolzenen griechisch- römischen Curmittel mehr den — Curzwecken, denn Toiletten- wie sonstiger luxuriöser Aufwand bemächtigte fick des Bade wesens. Dasselbe batte sich in organisirter Weise bei den Römern nicht so zeitig zu entwickeln begonnen als bei den Griechen — zu Ende der Republik nämlich erst —, dann aber desto höher emporfluthend, indem zur Kaiserzeit nickt nur Rom seine prachtvollen „Thermen" besaß, sondern auch in den Provinzen, soweit die römischen Legionen den Sieger fuß gesetzt, überall Bäder angelegt wurden. Der Matador derselben war da« weit und breit berühmte Mode-, Luxus-, Schwefel- und Schwitzbad Bajä an CampanienS Küste, in der Näbe von Neapel, der LieblingSaufenthalt der rö mischen Größen und Großen, da« auch alle Kaiser Rom- besuchten. Noch berühmter jedoch als durch seine zahlreichen Heilquellen und natürlichen Schwefeldampfbäder, sowie durch seine riesigen Marmorbassins zum Baden und Schwimmen für Gesunde und Kranke war Bajä als „der Venus goldner Strand", wie der Satyriker MartialiS dieses herrlich ge legene Bad mit seinen prächtigen Gärten und Palästen hieß, da« nickt umsonst die vielsagende Inschrift trug: „Cai curat norr curator!" — Wer sich sorgt, wird nicht geheilt! — Den rauschenden Luxus- und Vergnügungsstrudel von Bajä haben klassische Autoren wie: Horaz, Properz, Martial, Seneca, charakteristisch geschildert, — da« heißt dessen berückender Außenseite al«: „daS lieblichste Geschenk der gütigen Natur" gehuldigt, andererseits aber vor dem Besuch dieser „verruchten bajäischen Quellen" gewarnt, — ja Cicero hielt es sogar schon für nöthig, sich zu rechtsertigen, nur weil er einen Mann verthridigt, der Bajä — besucht hatte! Daß hem Altertbum auch die Seebäder nickt unbekannt gewesen, dafür bürgt eine sehr bohe, olympische Protectorin: die dem Meer entstiegene, „schaumgeborene" Liebe«- und Schönheitsgöttin: Frau Venus-Aphrodite, unter deren specieller Aegide diese standen. Ebenso kannte man zu jenen fernen Zeiten schon die „Kaltwasserkur auf wissenschaftlicher Grundlage", die vor etwa 2000 Jahren der Leibarzt Les Kaisers Augustus, Antonius Musa, zuerst in MoLe gekrackt batte. Destoweniger Mode- und mehr Natursache war und blieb das kalte Wasser bei unfern kernigen, abgehärteten Vor fahren, den alten Germanen, die wobl als Haupt-Verehrer des Kaltbadens zu betrachten sind! Schon die Säuglinge badete man kalt im Freien, und nickt Sturm noch Unwetter hielt die Knaben davon ab, ins eisig-kalte Wasser der Seen und Flüsse sich zu stürzen, um — mulbig mit den Wellen der Ströme ringend — ihre Glieder dort zu kräftigen und zu stählen. Als dann, später durch die Römer die alten Deutschen, unter denen für die Badelustigsten und besten Schwimmer die Franken galten, zu den bisherigen kalten Bädern auch die warmen kamen, faßte da« Badewesen nirgends schneller festen Fuß, wie in deutschen Landen. „Gott geb' uns sin Gnad, Und jeden Samstag ein guet Bad!" lautet ein mittelalterliches Sprüchlein. daS die Wohlthat und Bedeutung eines warmen Bades zu Schluß der Woche prieS. Galt eS damals — im Mittelalter — Loch für nöthig, den Körper durch regelmäßiges warme« Baden nicht nur reinlich, sondern auch gesund zu erhalten. Ueberall gab e« Badestuben oder mindestens doch „Badekufen", in den Klöstern wie auf Burgen, in Amts- und Privatbäusern. Diel zur Ausbreitung LeS Badewesen« trugen auch die Kreuzzüge bei, die orientalische Gebräuche in« Abendland ver-
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