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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.09.1897
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1897-09-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18970925015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1897092501
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1897092501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1897
- Monat1897-09
- Tag1897-09-25
- Monat1897-09
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DK Morgsa-Au-gab« erscheint um Uhr. bk Abend-Ausgabe Wochentag» um L Uhr. Ae-actton und Lkveditioa: Johanne»,affe 8. DK Expedition ist Wochentag» ununterbrocha gesffnrt von früh 8 bi» Übend» 7 Uhr. Filiale« r vtt» Klent«'» Gorri». (Alfred Hahnk Üniversitütssnaß« 8 (Paultnnm), Laut» Lösche, Kathavinenstr. '4. part. »«d ch»nlg»dkch V BezugSPreiS A» dar Hauptexpeditioa oder den tm Stadt- bezirk und den Vororten errichteten «u»« aabeffelle» abgeholt: vierteljährlich^4.bV bet »weimaUger täglicher Zustellung in» bau« S.kw. Durch dk Post bezogen für Deutichtand und Oestrrreich: vierteljährlich S.—. Direkte tägliche lkreuzbandiendung 'n» Ausland: monatlich 7.50. - Morgen-Ausgabe. > -'M MWM.TaMalt Anzeiger. Mtsblatt -es Königlichen Land- und Amtsgerichtes LeWg, des Mathes «nd Vottzei-Ämtes -er - Ltadt Leipzig. Anzeige« Preis die 6 gespaltene Petitzeile »0 Pfz. 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Admiralität»- rath Dietrich steht, konnte nach endlicher Bewilligung des ersten Panzerkreuzer» mit einem SchiffStyp hervortreten, der so wesentlich von ähnlichen Kriegs-Schiffsbauten anderer Marinen abweicht unv so erhebliche Borzüge vor anderen Panzerkreuzern der Gegenwart aufweist, daß man von ihm sagen kann: Dieser SchiffStyp ist der deutschen Marine durchaus e i g e n t h ü m l i ch. Nicht nur in fremden Marinen, sondern auch bei uns ist überhaupt eine Annäberung zwischen Schlachtschiff oder Panzerschiff I. Classe und Panzerkreuzer oder Kreuzer I. Classe unverkennbar. Deplacement, Maschinenstärke und die Artillerie haben viel BerührungSvuncte und e» ist schwer zu sagen, wo dort das Schlachtschiff auf und wo beginnt der Panzerkreuzer. Wie weit die Verschmelzung dieser beiden modernen Schiffstypen geht, ergiebt sich daraus, daß hervorragende Fachleute die beiden neuesten italienischen Schlachtschiffe „Sicilia" und „Sardegna" als große Panzerkreuzer bezeichnet haben, und zwar lediglich ihres verhältnißmäßig schwachen Panzerschutzes wegen. Thatsächlich liegt in der Art und Stärke der Panzerung momentan der charakteristische Unterschied zwischen Schlachtschiff und Panzerkreuzer. DaS durch den schwächeren Panzerschutz ersparte Gewicht kommt dem Kohlensaffungsvermögen zu Gute und so finden wir beim Panzerkreuzer stets einen erheblich größeren Actionsradius als beim Schlachtschiff. Diesen allgemeinen Betrachtungen möge zur Ergänzung früherer Mittheilungen eine kurze Beschreibung des ersten Panzerkreuzers unserer Flotte folgen, die in mehr als einer Hinsicht von großem Interesse ist. „Ersatz Leipzig", dem erst morgen bei der Taufe die Gräfin Wilhelm Bismarck im Auftrage des Kaisers den klangvollsten deutschen Namen beilegen wird, ist zunächst das längste Schiff unserer Marine. Es mißt 120 m, hat eine Breite von 20,4 in und einen Tiefgang von 7,9 m, dem ein Deplacement von 10 650 t entspricht. Das Schiff ist also nur um 480 t kleiner als das am 14. d. M. vom Stapel gelassene Schlachtschiff „Kaiser Wilhelm II". Der Schiffs körper ist ganz aus bestem deutschen Stahl gebaut unk b>» zur Wafferlmie mit einer dvpZA'.en Teakbotcheplantung t rjehcn, über welcher eine Kupfcrbaut liegt. Dieser Schutz des unter Master liegenden Tkeiles dcS Schiffskörper» deutet schon darauf hin, daß der Panzerkreuzer auch für den überseeischen Dienst verwendet werden soll, da in tropischen Gewässern ein Bewachsen des Schiffsbodens bei nicht gekupferten Schiffen sehr schnell erfolgt und Dockgelegenheit für Schiffe solcher Dimensionen nicht üllerall vorhanden ist. Charakteristisch für den SchiffStyp ist sein Panzerschutz. Dieser besteht in einem 2,5 m hohen Gürtelpanzer von 200 mm Stärke, der sich um das ganze Schiff herumzieht und sich nach vorn und achtern auf 100 mm verjüngt. Das Panzermaterial ist gehärteter Stahl von einer Qualität, die bis jetzt von keiner Panzerung der ausländischen Industrie erreicht ist. Dasselbe Panzermaterial ist auch für den Commandothurm (200—100 mm), die Thürmc der schweren Geschütze (200 mm) und die Thürme der 15 cm-Schnellladekanonen (100 mm), sowie für die Casematte (100 mm) verwandt. Ein weiterer Panzerschutz besteht in l einem 50 mm starken gewölbten Deck unter der Wasserlinie, i einem gleichstarken Panzerdeck über dem Gürtelpanzer im I Cascmatttheil und einem 20 mm starken Splittcrdeck. Gepanzert Der erste Panzerkreuzer der deutschen Marine, „Ersatz Leipzig". ' Wilhelmshaven, 24. September 1897. Morgen wird auf der kaiserlichen Werft in Kiel der erste gepanzerte Kreuzer oder Kreuzer I. Classe vom Stapel gelassen und mit ihm rin neuer SchiffStyp in unsere Flotte eingereiht. Mehr al» zehn Jahre de» hartnäckigsten Kampfes zwischen den Vertretern der verbündeten Regierungen und der Mehrheits parteien des Reichstags hat eS bedurft, bis die Marineverwaltung durch Bewilligung der erforderlichen Mittel für diesen Schiff« bau in den Stand gesetzt wurde, einen Schiffstyp zu schaffe,, der in allen großen Marinen nicht nur schon seit Jahren vorhanden ist, sondern dem auch viele Fachleute den größten Werth al» Schlachtschiff der Zukunft zuschreiben. Wenigstens ist man sich in allen Marinen darüber einig, daß der Typ der Panzerkreuzer für den überseeischen Dienst in Krieg und Frieden als daS zweckmäßigste Kampfschiff anzusehen ist. Gerade jetzt, wo die außereuropäischen Flotten, an deren Spitze die junge japanische Seemacht mit ihren mächtigen neuen Schlachtschiffen von 15 000 t und Kreuzern von über 10 000 t marschirt, so gewaltige Anstrengungen zur Ver größerung ihrer Streitkräfte machen, sehen sich die europäischen Staaten gezwungen, in jene Lberoceanischen Gewässer Schiffe gleicher Größe und Stärke mit Kreuzereigenschaften zu ent senden, welche Geschwindigkeit, Stärke und Selbstständigkeit in sich vereinigen. England, Rußland und die Vereinigten Staaten, welche in erster Linie von diesem Gesichtspunkte ausgegangcn sind, verfügen bereits über eine ganze Flotte großer Kreuzer erster Classe. Als die russische Marine in ihren jüngsten Flottenbauprogramm 12 Schiffe dieses Typ», als deren erste Vertreter die mächtigen Panzerkreuzer „Russia" von 12 200 t und „Rjurik" von 10 933 t Deplacement bekannt sind, einstellte, antwortete England mit dem Bau der beiden größten und schnellsten Kreuzer der Jetztzeit, „Powerful" und „Terrible" von 14 200 t und 25 000 Pserdekräftcn. Amerika ging sehr selbstständig vor und schuf den Typ der sogen. „Commerce - DestrvyerS", die Dreischraubenkrenzer „Columbia" und „Minneapolis" u. s. w., von denen der Secretair der Marine der Vereinigten Staaten damals sagte, daß ein Dutzend solcher Schiffe im Stande sei, den Welt handel zu vernichten und gegen jede Großmacht vorzugchen. Frankreich bat ebenfalls in den letzten 10 Jahren eine statt liche Zahl Kreuzer I. Classe geschaffen. Der „Dupuy de Lüme" als bervorragendster Repräsentant der französischen Kreuzerflotte ist schon viel genannt und es sind in dem neuen Flottenbauprogramm der Republik wieder mehrere Neubauten von Kreuzern I. Cl. vorgesehen, die an Größe, Stärke und Selbstständigkeit denen anderer Großmächte nicht nachstehen. Dank der zähen Zurückhaltung der Reickstagsparteicn hinken wir also mit unseren Panzerkreuzern weit und langsam hinter anderen Nationen her unv eS hat thatsächlich etwas Nieder drückendes für unser Volk, wenn eS erfährt, daß der „Ersatz Leipzig" bei unS daS erste deutsche Schiff einer Gattung ist, die allen großen europäischen Flotten seit reichlich zehn Jahren einen hervorragenden Theil ihrer Stärke verleiht. Die Zurückhaltung, die unserer Marineverwaltung durch die unzulängliche Unterstützung der Neichsvertretung auf erlegt worden ist, hat freilich auch eine gute Frucht getragen. Es ist theoretisch gearbeitet worden und man hat mit großer Sorgfalt jene Vorbilder studirt, welche uns das Ausland in sind ferner dieNiedergänge,dieMunitionschachte und die Schorn steine. Die Geschwindigkeit deS Schiffe- wird 19 Knoten betragen. Zur Erzielung dieser bedeutenden Leistung sind 13 500 Pferdekräfte erforderlich (500 mehr al« bei den neuesten Schlachtschiffen unserer Flotte), welche zusammen von 3 vertical stehenden, viercylindrigen Maschinen entwickelt werden. Diese Maschinen, welche je eine Bronzeschraube treiben, erhalten ihren Dampf zu aus Cylinderkesseln und zu '/z aus Wasserrohrkesseln. So war wenigstens das ursprüngliche Projekt der Kessels anlage. Es scheint jedoch, als ob die Kesselfrage bei diesem Schiffe noch nicht ganz entschieden sei und man an maßgebender Stelle den Wasserrohrkesseln schließlich den Vorzug geben werde. Kessel und Maschinen liegen in Gruppen in getrennten wasserdichten Abtheilungen, wie auch der Ruderapparat, die MunitionS- unv Torpedoräume unter dem Panzerdeck. Der Koblenvorrath auf dem neuen Panzer kreuzer beträgt 1000 Tonnen und sichert dem Schiffe einen genügend großen Aktionsradius. Wie bei den neuesten Schlachtschiffen deS Typs „Kaiser Wilhelm II." liegt auch der Hauptvorzug bei „Ersatz Leipzig" in seiner Artillerie, die mit der der neuesten Schlachtschiffe vieles gemein hat. So finden sich auch hier 2 Paar 40 Caliber lange 24-em-Geschütze in Drebthürmen vorn und achtern, 6 x 40 Caliber lange 15-em-Schnellladekanonen in Casematt- aufstellung und 6x40 Caliber lange 15-cm-Schnellladekanonen in gepanzerten Drehthürmen. Ferner 10 x 8,8-cm-Schnell- ladekanonen hinter Stahlschilden in verschiedener Ausstellung, 10 x 3,7-em-Maschinenkanonen und 8 x 8-mm-Maschinen- gewehre. Im Ganzen sind 44 Geschütze vorhanden, während die Artillerie auf „Kaiser Wilhelm II." 58 Geschütze zählt. Mehr vorhanden auf letzterem Schiffe sind 6X15-em-SchneUlade- Kanonen, 2X8,8 cm - Schnelllade - Kanonen, 2X3,7 cm- Maschinen - Kanonen und 4X8 mm - Maschinengewehre. Eigentümlich bei unserm neuesten Schlachtschifftyp ist die hohe Stellung der vorderen schweren Geschütze über Wasser; so haben die Tburmgeschütze bei „Kaiser Wilhelm II." 8 m Freibord, bei „Ersatz Leipzig" dagegen sogar 10 m Freibord. Die ganze Armirung ist in 5 Etagen angeordnet und ge stattet nach allen Seiten ein ausgiebiges Nundfeuer. Der neue Panzerkreuzer führt zwei stählerne Gesrchts- masten, von denen der vordere sehr dick und durch Wendeltreppen zugänglich ist. Die Marsen beider Masten sind mit 3,7 cm - Maschinenkanonen armirt und führen im Topp je einen mächtigen Scheinwerfer. Vier weitere Scheinwerfer stehen in Batteriedeckshöhe auf durch Pforten verschließbaren Podesten. Als starke Offensiv waffe dienen ferner 6 Torpedolancirrohre für 45 cm-Tor- pedos mit circa 90 KZ Sprengladung. Eines dieser Rohre mündet im Buge urner der Ramme, vier in der Breit seite unter der Gin el anzerung und eines über Wasser im Heck des Schisfls. Mit Ausnahme dieses Rohres ist die ganze Torpecvacmirung vor jedem feindlichen Feuer gesichert. In seinem Aeußeren gleicht „Ersatz Leipzig" sehr den neuen Kreuzern II. Classe „Freya" und „Victoria Louise", er hat dagegen nur 2 Schornsteine. Der vordere und der Hintere Deckausbau werden durch eine freiliegende breite Laufbrückc mit einander verbunden, daS Heck ziert eine Galerie. Star geschützt durch das weit überragende Heck und die Panzerung liegt daS Balanceruder, das durch zwei kräftige Dampf maschinen bewegt wird. Die Räumlichkeiten zur Auf nahme eines AdmiralstabeS, sowie für Officiere und Mann schaften (die ganze Besatzung beträgt 565 Mann) sind luftig und geräumig. Der Kiel zu diesem ersten Panzerkrcuzerbau wurde im Herbst 1895 gelegt. Die Baukosten belaufen sich nach dem Anschläge auf 17 280 000 .^ Hiervon entfallen 13 500 000 aus Schiff und Maschinen, 3 000 000 auf die artilleristische Armirung und 780 000 auf die Torpedoarmirung. Denninghoff. Der Untergang -es Torpedobootes 8. 86. d) Berlin, 24. September. (Telegramm.) Ter „Reich sanzeiger" veröffentlicht heute Folgendes: Am 22. d. M., Vormittag 9 Uhr 48 Min, ist daS Torpedo boot „8. 26" beim Einlaufen in die Elbe unweit deS Fener- sch-ffs „Elbe I" geken tert und nach einer Stunde gesunken. Ter Commandant Herzog Friedrich Wilhelm von Mecklenburg, der Torpedo - Oberseuermeister - Maat Richard, der Torpedo - Maschinisten - Maat Hoffmann, der Torpedo-Oberheizer Griepertrog, Hampel »nd Hasse und die Torpedo-Matrosen Ehmke und Serbent sind er trunken. Eine genaue Feststellung der Ursache dieses erschütternden Unglücksfalles steht noch auS, da die Unter suchung naturgemäß noch nicht abgeschlossen ist. Im All gemeinen ist über die muthmaßliche Ursache Folgendes schon zu sagen: Für jedes Schiff, »n Besonderen auch für die kleinsten, die Torpedoboote, giebt eS Witterungs- und Seegangs- Verhältnisse, wobei sie gefährdet sind. Die bisherigen Nach richten lassen erkennen, daß eine Complication ungün stiger Umstände das Kentern herbeigeführt hat; die hohe Achterste, in der Nähe der Fahrwasserrinne zur Grundsee werdend, brachte daS Torpedoboot in eine Situation, in der die Schwingungsperioden des Bootes annähernd mit denen der See zusamuicnsielen. Unter diesen Verhältnissen hat besonders die Schwere der hinten auflauscnden Grund see durch einen Anprall das Torpedoboot znm Kentern gebracht. Acht in der Blüthe der Jahre stehende Söhne des Vaterlandes sind in seinem Dienste bei treuester Pflicht erfüllung hinweggerafft, darunter der Herzog Friedrich Wilhelm von Mecklenburg, an den die Marine stolze Hoff nungen knüpfen durfte. Ganz Deutschland betrauert den Tod dieser Söhne und wird ihr Andenken in Ehren balten Einer Schilderung der „Hamb. Nachr." über den Unglücks fall entnehmen wir das Nachsteheode: Es sind finstere kleine Gesellen, die schwarzen Torpedoboote. Wer sie beobachtet hat, auf der Kieler Föhrde, in Wilhelmshaven, in Danzig oder in Euxhaven, dem jagten sie unwillkürlich einen Schauder ein. Denn so klein sie sind, so schreckendrohend und ver- derbenbringend sind sie: vermögen sie doch trotz all ihrer Unschein, barkeit die großen strahlenden Panzer zu vernichten! Diese „schwarzen Gesellen" sind voller Heimtücke und Niedertracht, es sind Schleicher, die nichts Gutes im Schilde führen; mit einer unheim lichen Gewandtheit und Schnelligkeit fauchen sie, kaum sichtbar, durch die Fluth dahin, bereit, Tod und Schrecken zu verbreiten Klein und eng sind sie; trotzdem bergen die winzigen Dinger eine Besatz ung von sechzehn bis siebzehn Mann. Freilich, die Leute müssen sich behelfen und das Loos der im Innern tbäligen Heizer und Maschinisten wird Niemandes Neid erregen. Bei Len vorjährigen Manövern lagen einige Torpedoboote während mehrerer Tage hier im Hafen am Quai, da haben wir sie beobachten können. Ab und zu sah man sie aus den sehr engen manselochartigen Ausgängen des Innern hervortauchen; sehnige Gestalten, deren Oberkörper in der Gluth des Innern nur ganz dünne Kleidung vertrug, die die gewölbte und gebräunte Brust sehen ließ. Sie lehnten dann I die schwärzlichen, ölglänzenden Hände, die sonst stets stramm zu- I fassen müssen, schlaft über die Reeling und wandten die mit Kohlen- I staub gepuderten Gesichter aufwärts, mit zugekniffenen, taglicht. Ein Idyll im Ocean. Bon C. Werner (Detroit). , Nachdruck verboten. Es ist seltsam, über die entlegensten Erdtheile erhielt ich in New Jork aus meine Fragen die eingehendsten Antworten, erkundigte ich mich aber nach den verhältnißmäßig so nahe gelegenen VcrmudaS-Jnseln, so war im besten Fall die Antwort: „Eine südliche Inselgruppe, von der wir viele Früchte und Blumen beziehen." Ein Ausflug dahin erst gab mir die richtige Ansicht von dieser „Inselgruppe", und es dürste auch in Europa Interesse erregen, dieses wunder bare Eldorado inmitten des OceanS etwas näher kennen zu lernen. Die Bermudas- oder SomerS-Jnseln bilden ungefähr die Gestalt eines Hummers, der den Schwanz halb gebogen hält. Die Gruppe enthält nach genauer Zählung so viel Inseln und Inselchen, als das Jahr Tage hat, nämlich 365, und außer Boaz und Somerset, hängen sie alle durch Brücken oder Dämme zusammen. Von der äußersten Spitze, der Jreland-Jnsel — wo sich ein schwimmendes Dock, eines der größten der Welt, befindet — gelangt man über circa acht deutsche Meilen zu Fuß oder Wagen bis zur Stadt St. George, oder nach Graffy Bay, dem gewöhnlichen Anlegepunct der Dampfer. Die Hauptinsel Bermuda liegt ungefähr 200 deutsche Meilen südöstlich von New Jork und ebenso weil entfernt von Charleston. Bei sehr günstigem Wetter dauert die festgesetzte Tour mit dem Dampfer 52 Stunden, stellt sich aber Sturm oder Nebel ein, so ist man auch wohl drei Nächte unterwegs. Der Strom de» modernen Leben« berührt diese Inselgruppe kaum, nur die Dampfer, die von Halifax nach Westindien geben, legen aller 14 Tage einmal an. Die Inseln geben nämlich kein Wasser ab, da sie keine Quellen besitzen — das ist der Grund ihrer Jsolirung, dock gerade in dieser weltabgrschlossenen Einsam keit liegt ihr höchster Reiz, eS ist still dort wie im Paradies, und ein blübenveS Paradies ist auch die ganze Inselgruppe — einer der schönsten Flecken Erde auf Gottes weiter Welt. Da» Klima ist sehr gemäßigt, doch feucht, wie auf allen Inseln deS OceanS. Plötzliche Regenschauer treten bei sonnigstem Wetter eiu, und «S stürmt oft bei bellem Sonnen licht. Während meine« Aufenthalts im März und April dieses Jahre» war e« trocken, fast zu trocken für Blüthe und Frucht, aber stets webte ein starker Wind. Die Straßen waren fest wir Asphalt, da ein gelegentlicher Regenschauer kaum momentan befeuchtend wirkte; das Wetter war köstlich, am Tage 20« li. Nachts fünfzehn di» sechSzebn. Kühl wurde es gar nicht, trotz des Windes, Feuer schien auch im Winter nur zum Kochen nöthig — März und April sind dort die härtesten Monate, aber auch im Sommer steigt die Hitze selten über 25". Man kann das ganze Jahr hindurch segeln, angeln, fischen — die frische Seeluft hält jede lähmende Hitze fern. Die Inseln sind Kalksteinfelsen, mit einer dünnen röth- lichen Humusschicht bedeckt. Nördliche Ccdern und tropische Palmen, seltsame andere tropische Gewächse und westindische Baumgattungen bilden eine höchst eigenartige Vegetation. Der Bananenbaum gedeiht hier im Ueberflnß — dabei liegt die bedeutendste Anhöhe kaum 180 Fuß über dem Meeresspiegel. Die Unebenheit des Terrain« gewährt eine große Abwechselung der Naturbilder, und überall bieten sich dem Auge entzückende Aussichten und Fernblicke. Aus gezeichnete Chausseen von weißen Rundsteinen laufen dem Meer entlang, über Hügel und durch Tbälrr, ost durch Felsen gebahnt. Die Häuser, selbst die bescheidensten, sind von weißem Kaltfelsen, viele Häuser sind im indischen Bungalowstil (Villenstil) erbaut, mit Galerien und grünen Jalousien, mitten in großen Gärten von tropischer Schön heit gelegen. Blüthen von leuchtenden Farben, Bananen, Palmen, Kletterblumen, Vinaegrien bilden den duftigen Rahmen dieser traulichen Wohnstätten. Jede» Dach wird sorgfältig reingcbalten, da eS bestimmt ist, das kostbare Regenwasser aufzufangen und zu einer Cisterne zu leiten. Außerdem giebt eS am Fuß der Hügel großartige Reservoirs zum Ausfangen des Regenwassers. Tenn die ganze Existenz der Inseln beruht auf diesem Naß des Himmels. Flüsse und Duellen giebt eS hier nicht, wie schon erwähnt, nur hin und wieder einen seichten Bach. Dieser Mangel an Wasser er klärt auch das gänzliche Fehlen wilder Tbiere, eS giebt sogar nur wenige Jnsecten bier — leider im Sommer noch immer zu viele Moskito«. Dagegen fehlt e« nicht an schönen Sing vögeln, darunter die prachtvollen Kardinal-Großschnäbler, die Waldtaube, daS lachende Goldbrüstchen und eine Schaar frecher Sperlinge, die ja al- ächte Vagabunden der Vogel welt allüberall gedeihen. DaS Fesselndste an der landschaftlichen Schönheit der BermudaS-Jnseln ist da« Spiel der Farben. Vor Allem die See! Zwischen den Klippen, die fast die ganze Gruppe umzirken, lchimmert es blau, pnrpurblau, dann wieder esmeraldagriin, smaragden, und wiederum in gemischten Goldtönen, röthlich und lichtblau. Dabei ist hier der Ocean durchsichtig bis zum Grunde. Durch diese ewig wechselnde Scenerie im Segelboot um die Riffe zu fahren, ist ein immer neues Vergnügen, wenngleich nur bei ganz stillem Wetter ohne Gefahr. Die Hauptstadt der Gruppe, die bekanntlich zum eng lischen Colonialbesitze gehört, heißt Hamilton. Dort ist das ParlameutSaebäude, vor der Stadt liegt das Regierungs gebäude, woselbst der Gouverneur wobnt. Dort ist auch der Admiralität-palast und da- Laaer des OccupationS-Regiments. Indessen liegt ein Tbeil der Soldateska in St. George, und das Artillerie-Contingent ist über alle Festungen der Insel vertheilt. Früher war St. George der Hauptplatz, die jetzige Regierung intrressirt sich mehr für Hamiltons Aus breitung und «t. George stagnirt. Dennoch ist es die malerischste Stadt dieses kleinen Continentes, leicht hügelig, übersäet mit Straßen, Wällen, Gärten, einer süditalienischen Mittelstadt auffallend ähnlich. In St. George befindet sich auch die alte St. Peterö- kirche, die 1620 erbaut ward, auch in den Kirchspielen Smitb, Hamilton und Devonshire giebt es recht alte Kirchen. Mehrere Inseln sind immer zu einem Kirchspiel und einer Parochie vereinigt, und zu jeder Kirche gehört ein Friedhof und ein SchulhauS. Die Friedhöfe tragen zwar ofrnartige Grab- mäler, doch fast keine« zeigt eine Inschrift. Früher waren die Bermuda» ein Deportationsplatz und Sträflinge waren es, die jene oben erwähnten Straßen und Chausseen gebaut haben. Seit 60 Jahren aber ist Niemand mehr hierher drportirt worden. Die heutige Bevölkerung besteht zu zwei Dritteln aus Farbigen, den Nachkommen der freigelassenen Sklaven, die vor der ofsiciellen Aufhebung der Sklaverei sich hierher auf englisches Terrain geflüchtet halten. Fast alle Schulen sind Pensionate, d. h. Schulen, in denen die Kinder tagsüber Beköstigung erhalten, unv wo die zu weit entfernt wohnenden Schüler auch schlafen. DaS Gou vernement unterstützt sie alle, fast fämmtliche Schulen haben Farbige zu Schülern unv Lehrern. S« giebt allerdings auch zwei oder drei Schulen für Weiße, doch sind sie nur für den Elementarunterricht bestimmt, wer sich höhere Bildung er werben will, muß inS Ausland geben; eine höhere Schule existirt noch nicht in diesem Paradies. Die Farbigen sitzen in der Kirche zwischen den Weißen obne Rangunterschied der Nasse — durch den Einfluß der Kircke ist sowohl ihr Benehmen wie auck ibrr Moral cultivirt. Sie sprechen ein reines Englisch, der sogenannte dtigger-Dialect existirt fast gar nicht. Diese feinere Art zu sprechen und eine gewisse Freiheit deS Benehmen«, die nur mit Bildung verknüpft ist, ruft zuerst den Eindruck hervor, al» hab« sich die farbige Raffe schon sehr verbessert. Indessen, man sagte mir, das sei nur oberflächlich — wären die Schwarzen obne Oberherrschaft der Weißen allein im Besitz ter Bermudas, würden sie rasch auf eine niedrigere Culturstnfc zurllcksinken, denn in Ländern, wo der Neger nicht ums tägliche Brod und Obdach zu kämpfen braucht, verfällt er leicht in „träumerische Philosophie", wie er es höflich umschreibt, während die Weißen es „unglaubliche Faulheit" nennen. Landleute und Gärtner sowohl als Hausfrauen klagen oft über lässige Dienerschaft. Die Neger hingegen sind sehr zufrieden und genießen ihr Leben mit Sang und Tanz. Eine großartige Schönheit entfaltet die Vegetation da, wo sie für den New Iorker Markt cultivirt wird. Tie großen Felder mit Lilien, Scharlach-AmarilliS unv anderen Zwiebelpflanzen, die HibiSkus-Hecken, die köstlichen Trauben, die die Felsenwände, am Spalier gezogen, bedecken, die gelbe, lila und rothe Iris, sowie der weiße und rosa Oleander bilden eine Farben- und Formen-Sympbonie, die sich kaum beschreiben läßt. Wobl nirgends in der Welt wächst solcher Oleander, nicht einmal in der Campagna zu Rom. Bäume Lieser Sorte gedeihen hier bis zu dreißig Fuß hoch, Stämme im Tu-chmeffer von zehn Zoll, Tausende von lichtrothen und rö'hlich-weißen Blüthen beben sich pracht voll von dem tiefblauen Himmel oder der smaragdgrünen See ab. DaS schönheitsdurstigste Auge findet hier entzückt Befrievigung. Aber auch in dem uncultivirten Tbeile giebt eS prächtige Plätze von wilder Schönheit. Hierher verlegt man die Picknicks, die „Wald-Tbee-pnities" die Lawn-TenniS-, Krocket- und Kricketspielc, die Mondscheinpromenaden und Alles, was sonst znm geselligen Leben im Freien gehört. Tie Gast freundschaft der Insulaner ist mehr als liebenswürdig, vor nehm und zugleich amüsant, man genießt viel Vergnügen mit wenig Müde. DaS meiste „Leben" verdankt man der Armee u"v der Marine. TinerS, Kränzchen, Bälle, theatralische Vorst-Bungen, Gartengesellschaften, Tennis-Matche«, Paraden, Manö",r. Regatten, Wettrennen, Picknick« und alle Variationen deS Amüsement« sind ziemlich da« ganze Jahr über an der Tagesordnung. In den eleganteren Sphären New IorkS bat man schon anacsaagen, die Bermuda« als Sommeraufentbalt zu wählen. Hoffentlich trägt die Invasion der Dollarmillionaire nicht dazu bei, da«. Idyll im Ocean ru zerstören und aus dem friedlichen Paradies ein gcräusckrollc« Frrmdenlager zu macken. E« wäre wahrlich schade um solch ein gottgcsegnete« Stückchen Welt!
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