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Elbeblatt für Riesa, Strehla und deren Umgegend : 22.03.1853
- Erscheinungsdatum
- 1853-03-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666403997-185303228
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666403997-18530322
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666403997-18530322
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungElbeblatt für Riesa, Strehla und deren Umgegend
- Jahr1853
- Monat1853-03
- Tag1853-03-22
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Elbeblatt für Riesa, Strehla und deren Umgegend. 12. Dienstag, de» 22. März 1838. Der Spieler. Au» dem Polnischen, von B. v. L. (Fortsetzung.) VN. An den Ausläufern der Pvrenäen. an der Küste de« mittelländischen Meere», in einer unaussprechlich reizenden Landschaft kauften wir uns wieder un. Die Front« des Schlosse» gewährte die Aussicht über da» Meer, dessen Brandung dumpf am Fuße de- Felsen«, auf welchem es erbaut war, anschlug un» zu un- herauf tönte. Reiche ergiebige Fruchtfelder und Wiesen dehnten sich zur rechten und linken Seit« der Gebäude au- ; erstere mit Obstbäumen bepflanzt, an denen sich hie und da Weinreben anhinaen, zierliche Feston» bildend, die von dem Luftzug« de» Meeres hin und her geschaukrlt, mit ihren saftig brei ten Blättern den schweren Trauben Kühlung zufächelten. Hinter dem Schlosse breitete sich der Park aus, sich hin streckend bis zu einer sanften Hügelreihe, die mit dem dunk» len Grün einer Waldung bedeckt war. über welcher sich dann staffelförmig di« Kuppen der Gebirge bläulich schim mernd erhoben, bis endlich die luftigen Häupter der Pyre näen den Gesichtskreis begränzten. Das Neue dieser Abgeschiedenheit vom Geräusche der Welt und deren Treiben; das Nähertreten zu meiner Gat tin, di« sich in dieser Einsamkeit unendlich wohler fühlte, al« in den Salon- von Paris, und die die ganze Fülle ih rer Vorzüge nur darauf verwandte, auch mir eine glänzende Vergangenheit vergessen zu machen, hätten allein schon hin gereicht, mir alles Andere zu ersetzen. Dazu kam noch die zweckmäßige Eintheilung der Ta gesstunden, wovon jede an angenehmer Beschäftigung reich war. Da- Frühjahr brachte mir mit seinen heiteren Morgen mannichfaltige Arbeit im Anlegen neuer Partien und Ver größerung des Parke« oder in zweckdienlicher Aenderung der alten. So verstrichen Frühjahr und Sommer; der Herbst brachte die Jagd, die hier so ergiebig war, daß eine große Auswahl stattstnden konnte. Die kurze Zeit der rauhen, unfreundlichen Witterung wurde meistens im Zimmer durch Lesen und andere den Geist aufheiternd« Unterhaltungen «erbracht, und wie mannichfaltig, wie groß war auch hier, ohne mein Zuthun, die Erfindungsgabe der Herzogin, nicht durch wiederholtes Einerlei zu ermüden. Unsere Bekanntschaften waren nur sehr wenige und meisten« nur solche, welche der Anstand und die Verhält nisse herbeigeführt hatten. Sie beschränkten sich auf einige Besitzer der nächsten Umgegend mit ihren Familien, den Höheren Beamten de« Bezirks und drei bi« vier spanischen Offizieren einer unbedeutenden Garnison-stadt, die nur zwei Stunden von un« entfernt war, welche zugleich ein Seebad aufjuweisen hatte, das von meiner Gattin zeitweise besucht wurde. So verstrichen drei Jahre, so schnell, so -eiter, wie der schöne Morgen eines Maitag-; dann kam aber «ine Zett, in welcher meine Thäligkeit beschränkter wurde. Vie Aen- derungen, welche ich vorgenommen, di« mein« Gedanken und Zeit in Anspruch nahmen, waren -«endet; dennoch bot sich mir noch «in weit«« F«ld dar, — die Wissenschaft mit alle« ihren Zweigen breitete sich vor mir au« und,konnte mir Stoff reichen für mehr al« ein Leben-alter. Ich griff mit Hast und Anstrengung nach dieser Aussicht; — aber eine Zeit des Tage», und jede« Tage«, stellte sich ein, wo sich «ine unendliche Leert meiner bemeistert«. Sie war mit nicht« auszufüllen; nach welchem Gegenstände ich auch haschte, dieß peinigende Gefühl ließ sich nicht «bleiten, ließ sich durch nicht« unterdrücken. E« waren di« traurigen Stun- den der anbrechenden Nacht, — die Stunden, die ich einst in der höchsten Aufregung allabendlich in meine» Sälen zu Parts verbracht hatte. Aber, Herr Herzog, wie ist e« möglich, durch ein an Güt« und Geist so begabtes Wesen, wie Sie die Herzogin schildern, keinen Ersatz zu finden für einen Zeitvertreib, der, wie Sie ihn darlegcn, erschreckend ist und eher Widerwillen erregt? — War denn kein Mittel da, diesen unselige» Dämon zu bannen? Mir ist et unglaublich, sagte der er« staunte Pole. Die Herzogin! entgegnete der Italiener mit einer ton losen Stimme, während sein Mund jenen Zug wieder an nahm, der zwischen Lächeln und Krampf, zwischen Mitleid und Hohn die Mitte hielt. Die Herzogin floh ich in die sen schrecklichen Stunden, ich konnte nicht bei ihr au«harren, und ein dunkle«, unnennbares Gefühl de» Scham für mein« eigene Schwäche riß mich von ihrer Seite. Ich warf mich öfters, sobald mich diese Unruhe erfaßte, auf «in Pferd und suchte mit blutenden Sporen auf dem keuchenden Thiere im Dunkeln der Nacht, in den wilden Schluchten der Gebirge Ruhe. Da« Wild« der Gebirgsseen»!«, häufig von dem schwan kenden, die Gegenstände entstellenden Mvudlichte beleuchtet; di« Formation der Kelsen mit ihren Riffen, Spitzen, Schat ten und fahlen Färbungen bei einer zitternden, unsicher» Beleuchtung; das leise, flüsternde Rauschen der Waldung; die Gieß- und Sturzbäche mit ihren, absonderlich zur Nacht zeit, doppelt hörbaren Tönen, der Schall eines fallenden Baume-, eine» Steine», der durch die Stille zu unserm Ohre dringt — ich möchte «S die Sprache der Gebirge nennen — gaben mir Anschauung, aber Ruhe nicht! Um dennoch Meister solcher zehrenden Leidenschaft z» werden, wollte ich diesen unerfaßbaren Feind in der Nähe bekämpfen; ich besuchte öfter- den Spielsaal i» Bade, um mich zu gewöhnen, keinen Theil daran zu nehmen und so die Gewohnheit al» Waffe zu brauche». Di« Herzogin sah mein Gehen und Kommen mit gleicher Güte; keine Stzlbe wurde je über diesen Gegenstand zwischen uns gewechselt. Anfangs war mein Bleiben dort nur kurz, dann Mit der Zeit länger; später überrascht« mich manchmal der an brechende Tag, wenn ich von dem Bade nach Hause ritt. Aber mein Verfahren schien nicht ohne Nutzen für mich, denn es genügte mir, den Schwankungen de« Spiel« zuzu sehen, ohne >elbst Betheiligter zu sein. Ich war so weit Herr über mich selbst und meine Leidenschaft, um mein mir selbst gegebene- Wort: nie mehr an einem Spiele Theil zu nehmen, auch zu halten. Doch di« Leidenschaft, welche e« auch sei, gleicht de» Eaamen de« Eichbaume», aus dessen unvedeutendet Hülse ein schwache« Reis hervorsproßt, da« von der zarten Hand eine« Kinde« leicht gebogen oder ganz vertilgt werden kann;
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