Anzeiger »>» Elbeblatt. Wochrnschilft zur Belehrung und Unterhaltung 48. Freitag, den IS. Juni 1849* Tagesbericht. Dresden, 10. Juni. Der allgemeine Un- tcrstützungsverein für alle Diejenigen, welche durch die Maicreignisse in eine hilflose oder bedrängte Lage gekommen sind, hatte bis zum 6. d. bereits 13,425 Thlr. zur Verfügung, wovon bis jetzt schon 4653 Thlr verwendet sind/ Leipzig, 11. Juni. Aus der Mitte der Communalgarde wurde dem Führer derselben, I)r. Neumcistcr, gestern ein werthvolles Geschenk (ein Degen) als Zeichen ihrer Anerkennung zu Theil. In der Fabrik zu Solingen hatte man eine pracht volle damascirte Klinge "mit der Aufschrift „Leipzigs Bürgerwchr ihrem Führer" unfertigen lassen, und dem bekannten kiesigen Künstler Knaur die Modclli- rung von Griffuud Scheide übertragen. Die Ausfüh rung in getriebenem Silber, der Griff mit Elfen bein, Smaragden und Rubinen verziert — ist von dem hiesigen Goldarbeiter Kenhl. Der Degen hat einen Werth von etwa fünfhundert Thalcrn. Berlin, 11. Juni. Der Prinz von Preu ßen ist heute Morgen, wie wir gestern meldeten, per Eisenbahn nach dem Rhein abgcgange». Die ser Schritt, der erst im Laufe des Tages im hie sigen Publikum bekannt ward, erregte bedeutendes Aufsehen und erfuhr namentlich an der Börse sehr verschiedenartige Beurtheilungen. In Betreff der gestern besprochenen Wirksamkeit des Prinzen er fahren wir von verläßlichen Seiten, daß kurz vor her noch einmal Ministerrath stattgefunden, dessen Ergebniß dahin gegangen sein soll, demselben nunmehr definitiv das Obercommando am Rhein zu übertragen. Es soll hierauf besonders die neue Thatsache eingcwirkt haben, daß mehrere Generale cS sehr mißvergnügt empfunden, durch den Reichsvcrweser unter dem Befehl des Prin« zcn Emil von Hessen gestellt zu sein. Wahrschein lich wird daher der Prinz von Preußen das Obcr- commando über sämmtliche deutsche Truppen er halten. Man bezeichnet den 16. d. M. als den Tag, an welchem die Feindseligkeiten gegen Baden und die Rheinpfalz durch daö vereinte Reichsheer eröffnet werden sollen. Es liegt in der Absicht durch massenhaftes Auftreten von Streitkräften den Aufstand nm so schneller zu beseitigen. Aus Königsberg wird geschrieben, daß be reits nachdem am 3. d. M. vor Memel ein rus sisches Kriegsschiff jn Sicht gekommen war,- am 7. d. vor Pillau zwei dergleichen Kriegsschiffe in einer Entfernung von zwei Meilen gesehen worden sind, welche ihren ConrS in der Richtung nach Danzig zu nehmen schienen. Zugleich versichern Kauffahrcr, mehreren russischen Kriegsschiffen be gegnet zu sein. Schleswig-Holstein. Vor Fricdcri- cia, 8. Juni. So eben, Nachmittags 6 Uhr, trägt man die Leiche des preuß. Majors St. Paul an mir vorbei. Ein Stück einer geplatzten Bombe drang in die eine Hüfte hinein und bohrte sich in der andern hinaus, so daß augenblicklich der Tod erfolgte. St. Paul war in schleswig-holstei nischen Diensten Divisionö - Eommandcur, und wenig bei seinen Truppen beliebt, man beschul digte ihn, rücksichtslos grob gewesen zu sein. Der gesammte Gencralstab mag wohl im Augenblick wegen seiner Ersetzung sehr in Verlegenheit sein, das Heer tröstet sich und baut auf seinen Muth und sein Glück. Vor einigen Tagen war ich nach einem mehrstündigen Beschießen der Schan-, zen in einer derselben, die am meisten dem feind lichen Feuer ausgesetzt war; nicht die Kugeln hat ten zwei Artilleristen gctödtet, sondern die Splitter der Kanone ftlbst, welche drei Schüsse erhalten und unbrauchbar geworden war. Obgleich, auf diese Art drei Kanonen demontirt worden waren, blieb dennoch der Offizier, ein gewesener schlcsw.- holstcinischer Unteroffizier, in der Schanze/ ließ die Schießscharten zuwerfen und feuerte mit zwei Bombenmörsern ruhig fort in die Stadt hinein